Sicarius

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(Verfasst am 13.12.06 um 18:00)

‘s scheiß kalt draußen aber wenigstens hat die Sonne geschienen, was es doch wesentlich angenehmer machte. Ich hoffe, dass bleibt auch morgen noch so. Essen (Hühnerbrustfilet mit Pommes) war auch wesentlich besser als gestern (Schweinelende mit Schupfnudeln). Man könnte also fast von einem perfekten Tag sprechen, wenn das Seminar an sich nicht so lange gedauert hätte (während ich das hier schreibe, läuft das Seminar sogar noch aber psst!). Aber das wird auch noch :). Welches Thema soll es den heute sein? Vier habe ich noch auf der Liste stehen, zwei davon wollte ich mindestens noch abarbeiten. Mmmmh, was nehmen wir den? Okay, Azzkickr’s “Wunschthema” zu dem ich eigentlich momentan nichts sagen wollte, da sich sowieso die gesamte Welt drauf stürzt und ich hier nicht als “Trittbrettfahrer” wirken will. Also wen es jemanden stört, dass es heute Abend um Werbung in Spielen geht, beschwert euch wie immer unter Azzickr at ich bin nich schuld dot ned.

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Werbung in Spielen ist eigentlich ein alter Hut, den sich allerdings bislang hauptsächlich Sportspiele aufgesetzt hatten. Daran hat sich auch niemand gestört, trägt es doch wesentlich zur Atmosphäre bei wenn am Spielfeldrand in der Allianz-Arena nicht “EA SPORTS” steht sondern wie es sich gehört eben “Allianz”. Man erwartet einfach in solchen Spielen solche Dinge. Aber nun springen viele Firmen auf einen neuen Zug auf, der für viele eher in die falsche Richtung fährt.

Alles fing eigentlich mit dem Satz “Meant to be played” an. Während früher die Intros vor dem Hauptmenü nur maximal den Publisher und den Entwickler umfassten, ist der Weg zum Hauptmenü heutzutage teilweise länger als die eigentlichen Ladezeiten im Spiel. Da wirbt nicht nur nVidia, da kommt auch eine Sequenz mit Intel und dann vielleicht noch von Aegia. Zusätzlich wurde das Spiel dann noch von mehreren Entwicklern gemacht und der Publisher gehört zu einer größeren Firma oder hat mehrere Labels. Da kommt einiges zusammen. Verschlimmert wird diese Praxis auch noch dadurch, dass man in vielen Spielen diese Sequenzen nicht abbrechen kann und sie jedes Mal über sich ergehen lassen muss.

Während es hier zum Glück bislang allerdings noch Umgehungslösungen, meist durch einfaches Löschen der entsprechenden Video-Dateien, gibt, geht es im Spiel selbst noch weiter. Das Product Placement ist da momentan noch die häufigste Form der Ingame-Werbung. Als bestes Beispiel dient hier Sam Fisher: Während in Teil 1 oder 2 nur ab und zu ein Logo einer bekannten Handyfirma auftauchte und man es leicht übersehen konnte, wird man seit Teil 3 quasi schon richtiggehend belästigt indem in Zwischensequenzen z.B. extra lange auf Computer von einer renommierten Firma draufgehalten wird. Aber gut, die Geräte sind eh vorhanden, also können sie auch von einer bekannten Firma stammen. Kann man vielleicht noch durchgehen lassen, da es auch das Szenario zulässt. Auch das in Need for Speed Carbon die SMS von T-Mobile gesponsert werden oder in Mexico City an jeder Hausecke Werbung für AXE hängt (Ghost Recon Advanced Warfighter), lässt sich noch ertragen. Mit Battlefield 2142 hat sich die Situation allerdings nun völlig verändert.

EA hat einen Vertrag mit einer Firma abgeschlossen, die auf dynamische Werbung in Spielen spezialisiert ist. Der Hintergedanke ist der, dass die Entwickler im Spiel Werbeflächen bereitstellen und diese mit einer Statistikfunktion verbinden. Diese erfasst genau wie lange und in welchem Winkel der Spieler eine Anzeigetafel anschaut und ob sie vielleicht verdeckt wurde (z.B. von einem Gegner). Zusätzlich erhält die Firma eine genaue Auskunft von EA woher der Datenübermittelnde Spieler stammt. Warum? Um die Werbung ganz gezielt auf den Spieler abzustimmen. Klingt doch nett von der Firma, oder? Endlich wird man als Mann nicht mehr mit uninteressanter Tampon-Werbung genervt sondern bekommt die neusten Werkzeuge präsentiert. Wer das glaubt, ist wohl schon lange an die Werbeindustrie verloren gegangen und kann getrost wieder den Fernseher einschalten.

Bislang ist das System zwar noch nicht aktiv und im Spiel erwarten einen nur fiktive Plakate aber es ist nur eine Frage der Zeit und dann wird man im Jahre 2142 darauf hingewiesen wie gut doch eine Sprite schmeckt oder wie toll es doch jetzt wäre wenn man eine 5-Minuten-Terrine hätte, während man hier auf dem Dach liegt und auf Gegner wartet. Während bei Product Placement versucht wird, noch einigermaßen den Bezug zur Spielwelt beizubehalten, führt dynamische Werbung zu einer echten Belästigung und ist außerdem ein tiefer Eingriff in die Privatsphäre der Spieler.

Und was erhält der Spieler im Gegenzug dafür? Werden die Spiele dadurch billiger? Natürlich nicht! Anarchy Online ist das einzige, kommerziell halbwegs erfolgreiche Spiel, das kostenlos ist, wenn man dafür die Werbung erträgt. Auch wenn diese Werbung eher weltfremde (Anarchy Online ist ein SciFi-MMORPG) ist und die Atmosphäre stört, muss man dafür dann wenigstens nichts bezahlen. Die Entwickler halten nur die Hand auf, wenn man die Werbung wirklich nicht ertragen will. Also ein durchaus fairer Deal, der aber wohl relativ einzigartig bleiben wird, in einer Welt, in der Firmen wie EA an der Macht sind. Einer Welt in der die meisten Spieler trotzdem zu einem Produkt greifen auch wenn sie bereits wissen, was sie negatives erwartet. Spieler wie ich, die sich Battlefield 2142 trotzdem gekauft haben.

Ja, ich bin mir durchaus meiner Schuld bewusst und ich kann auch nicht wirklich eine befriedigende Ausrede dafür bringen außer das ich dieses Spiel spielen wollte (und es bislang auch nicht bereut habe). Aus diesem Grund wird EA seine Linie auch weiterfahren und über kurz oder lang springen andere Firmen mit auf den Zug. Inwieweit sich die Spielergemeinde dies auf lange Sicht gefallen lassen wird, wenn die Preise für solche Spiele weiterhin so hoch sind und was vor allem die deutschen Gerichte dazu zu sagen haben, dass EA ungefragt Daten übermittelt, muss sich erst noch zeigen. Fakt ist, dass das System trotz der vollmundigen Ankündigungen seitens der Werbefirma noch nicht läuft und man so eigentlich noch überhaupt keine Aussagen treffen kann. Erfreulich ist diese Entwicklung dennoch nicht und EA hat auch schon den nächsten Joker in der Hinterhand, falls es mit der Werbung doch nicht klappen sollte: Gekürzte Spiele, die man durch einen kleinen Betrag erweitern kann. Aber dies ist ein Thema für einen anderen Eintrag.

Gute Nacht!

/me streicht ein weiteres Thema von der Liste und öffnet ein neues Word-Dokument für den Review/Preview, dass er nun schreiben möchte.

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