Multiwinia: Survival of the Flattest

 

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Version 1.06

Mit Multiwinia bricht das britische Entwicklerstduio Introversion Software Ltd. oberfläch gesehen sein eigenes Motto nie einen Nachfolger zu einem seiner Titel zu entwickeln. Bei genauerer Betrachtung ist ihr neustes Werk jedoch nicht einfach Darwinia 2, sondern tatsächlich ein vollkommen anderes und absolut eigenständiges Mehrspielerstrategiespiel.

Darwinias Erbe

Nachdem der Spieler in Darwinia Dr. Sepulveda digitales Utopia vor der Vireninfektion gerettet hat, entwickeln sich die Darwinians ungestört und fröhlich weiter. Leider entwickeln sie auch einen Hang zur Aggressivität. Schon bald beginnen sie sich deshalb in vier verschiedene Fraktionen (Rot, Gelb, Grün und Blau) aufzuteilen und sich in Multiwinians umzubenennen. Mittlerweile tobt ein Bürgerkrieg im digitalen Universum und der Spieler erhält die Aufgabe die Kontrolle über eine Fraktion zu übernehmen und sie in Echtzeitstrategiemanier beim Kampf zu unterstützen. Trotz der vorhandenen Hintergrundgeschichte, gibt es jedoch keinerlei Einzelspielerkampagne.
Das Spiel ist viel mehr vollständig auf Mehrspieler ausgelegt. Zwar gibt es, durchaus intelligente und brauchbare, Bots in drei Schwierigkeitsstufen, die auf Wunsch auch offene Slots auf einem Server füllen, sein gesamtes Potential entfaltet der Titel jedoch nur gegen menschliche Spieler. Und genau hier offenbaren sich die ersten Ungereimtheiten des Titels.

So fehlen wichtige Komfortfunktionen wie die Möglichkeit passwortgeschützte Server aufzusetzen, Mitspieler zu entfernen und, der größte Faux Pax, die Möglichkeit sich vor dem Start eines Matchs mit den Anwesenden in der Lobby zu unterhalten. Alles nur kleine Schrauben im großen Getriebe, aber dennoch Lebenserleichterungen, die heutzutage jeder Spieler von solch einem Titel erwartet.

Das sind jedoch alles Kritikpunkte, die leicht mit einem Patch behoben werden können und teilweise auch bereits mit der bald erscheinenden Version 1.1 nicht mehr vorhanden sind. Im Spiel selbst gibt es hingegen nur wenige Ecken und Kanten.

Fight, Fight, Fight for your life!

Sechs Spielmodi warten darauf bewältigt zu werden und für jede Anzahl an Spieler (vier insgesamt) steht eine größere Auswahl an Karten bereit. Neben dem obligatorischen "Vernichte alles und jeden", bietet das Spiel auch innovativere Modi, die man in einem Strategiespiel bislang noch nicht so oft gesehen hat. So gibt es unter anderem eine Capture the Flag-Variante namens "Capture the Statue", einen "King of the Hill"-Modus und "Rocket Riot". In letzterem gilt es zuerst Solarstationen einzunehmen, die dann das eigene Raumschiff betanken. Danach heißt es 100 Multiwinians hineinzuschaffen und dafür zu sorgen, dass in dieser Zeit der Gegner die Rakete nicht beschädigt. Ansonsten verbrennt 50% des Treibstoffs und es geht wieder von vorne los.

Die Steuerung ist dabei etwas gewöhnungsbedürftig, da sie auch auf einem Gamepad funktioniert. Anstatt den Mauscursor frei zu bewegen, befindet er sich immer in der Mitte des Bildschirms. So ist die Kamera ständig in Bewegung. Auch werden die Multiwinians nicht mehr indirekt wie noch in Darwinia herumkommandiert. Viel mehr können ihnen nun direkt Befehle gegeben werden. Sowohl einzeln, als auch mehrere in einem Umkreis um den Cursor können ausgewählt werden. Aber da in den Schlachten immer 200 bis 1000 Einheiten unterwegs sind, gibt es zur Unterstützung auch wieder die Möglichkeit einzelne Multiwinians zu Offizieren zu befördern. Diese schicken dann alle Multiwinians in der Nähe zu einem, vom Spieler bestimmten, Wegpunkt.

Noch mehr Zeugs

Mit der Hilfe von Offizieren können die kleinen Polygone sogar Formationen einnehmen, was ihre Kampfkraft nicht unerheblich erhöht. Gleichzeitig werden sie dadurch jedoch auch langsamer und können keine Granaten mehr werfen. Weitere Unterstützung erhalten die Multiwinians (und der Spieler) durch stationäre Geschütztürme und gepanzerte Transporteinheiten. Besonders letztere sind wichtig, da diese bis zu 100 Multiwinians sehr schnell über die Karte transportieren können und auch die einzige Einheit im Spiel ist, die einfach so über Wasser fahren kann. Die Geschütztürme hingegen können relativ beliebig auf der Karte verteilt und dann auch vom Gegner benutzt werden. Das ist hier sogar zweideutig, denn der Spieler darf einen Geschützturm, der gerade ihm gehört, auch selbst steuern und seinen persönlichen Body Count nach oben treiben. Die letzte Hilfe gibt es in Form von Power-Ups.

Die Bandbreite reicht dabei von ganz nett bis massiv spielentscheidend. Sie fallen in unregelmäßigen Abständen vom Himmel fallen und werden von Multiwinians aufgesammelt. Wer dann das Glück hat einen fast unbesiegbaren Ameisenhaufen in der gegnerischen Basis pflanzen zu können, hat damit schon so gut wie gewonnen. Kommt dann noch eine Virusattacke oder ähnliches dazu, ist der Truppennachschub des Gegners quasi vollständig gestoppt. Das man als Host diese Power-Ups auf Wunsch deaktivieren kann, ist nur ein kleiner Trost. Hier muss definitiv noch an der Balance gefeilt werden.

Technikgeblubber

Auf technischer Seite glänzt der Titel wieder mit der charakteristischen Gitterdraht- und Polygondarstellung, die schon Darwinia seinen netten Retrolook verpasst hat. Die Systemanforderungen halten sich dementsprechend in Grenzen, auch wenn bei sehr großen Mengen an Multiwinians doch schon einmal ein kurzer Framerateeinbruch vorkommen kann. Auch auf Seiten des Sounds finden sich keine großartigen Neuerungen. Es gibt wieder eine leiste Hintergrundmusik, die Explosionen klingen ordentlich aber nicht überragend und die Multiwinians geben wieder lustige Töne von sich.

Fazit

Ich finde Multiwinia toll. Nicht nur wegen der Retrolook und den wuseligen Hauptcharakteren. Auch spielerisch ist es doch ein wenig anders als die typischen Echtzeitstrategiespiele. Es überfordert mich auch trotz des hohen Tempos nicht so sehr wie ein Command & Conquer, da man einfach mehr vom Schlachtfeld im Blick und damit jederzeit mehr Kontrolle über alles hat. Der fehlende Basisbau und die Automatikfunktion in Form der hilfreichen Offiziere tun ihr übriges um das Spiel zu einem schnellen Happen für Zwischendurch zu machen.[CH]

4/5 Punkte

(Veröffentlicht am 26.05.2008)