Command & Conquer: Alarmstufe Rot 3

 

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Diskussion

Nachdem mit Command & Conquer 3: Tiberium Wars bereits der Krieg um das Tiberium seine erfolgreiche Wiederauferstehung feiern durfte, erscheint am 30. Oktober mit Command & Conquer: Alarmstufe Rot 3 der nächste Teil des abgedrehten Paralleluniversums. Ich konnte mich bereits mit der aktuellen Multiplayerbeta in den Kampf zwischen Alliierten, Sowjets und Japan stürzen.

Die Neuen

Und damit ist auch bereits eine der großen Neuerungen des dritten Teil der Echtzeitstrategieserie enthüllt: "das Königreich der aufgehenden Sonne" als dritte Fraktion. Da diese in der alternativen Zeitlinie des Spiels nie mit einer Atombombe getroffen wurde, greifen sie nun stark in den Krieg ein. Dabei werden sie ihrem stereotypischen Ruf gerecht und sehen nicht nur hoch hochtechnisiert  aus, sondern bieten auch so einige interessante und hinterhältige Taktik. Besonders interessant ist die Art des Bauens. Anstatt ein Gebäude an einem bestimmten Platz zu errichten, fährt aus dem Hauptquartier ein kleines Fahrzeug. Dies muss der Spieler dann an den gewünschten Ort fahren und erst dann wird das Gebäude errichtet. Die Entfernung zum Hauptgebäude spielt dabei nur eine sehr untergeordnete Rolle womit es unter anderem möglich ist einen Verteidigungsturm mitten in der gegnerischen Basis zu bauen - vorausgesetzt natürlich, deren Verteidigung stürzt sich nicht auf das vollkommen wehrlose Vehikel. Aber auch die anderen Fraktionen haben den einen oder anderen Trick auf Lager und vor allem sehr unterschiedliche Stärken.

Für Veteranen hat sich dabei eher weniger geändert. Die eine oder andere Einheit wurde zwar abgeschafft und durch eine neue ersetzt. Auch einige Werte haben sich geändert, aber im Großen und Ganzen werden sich Kenner von Command & Conquer: Alarmstufe Rot 2 sofort wieder heimisch fühlen.

Wasser Marsch!

Dafür gilt es nun mehr auf das Wasser zu achten. Zwar war dies bereits im Vorgänger ein taktisches Element, aber nun haben nicht nur so gut wie alle Einheiten aller Fraktionen das schwimmen gelernt, sondern auch alle Gebäude können auf dem kühlen Nass errichtet werden. Besonders die Karte "Roundhouse Redux" für vier Spieler, macht Wasser zum wichtigsten Element. Wer hier den Japanern zu viel Zeit zum aufrüsten lässt, der wird schnell tödliche Bekanntschaft mit den äußerst kampfstarken Shogun Kampfschiffen machen. Diese haben nicht nur eine sehr große Reichweite, sondern auch viel Durchschlagskraft. Ein solches Schiff kann in wenigen Minuten locker eine ganze Feindbasis in Schutt und Asche legen. Aber auch die Alliierten U-Boote, die nur bei einem Angriff auftauchen und auch nur dann verwundbar werden, daher sollten die Spieler sie nicht aus den Augen verlieren. Die Sowjets setzen hingegen auf die schwimmfähigen Terrordrohnen, die besonders gegen Sammler eine äußerst effektive Waffe sind und die Wirtschaft des gegnerischen Spielers in einem Moment der Unachtsamkeit schnell mal außer Kraft setzen.

Wie die Einheiten steigt auch der Spieler dabei selbst im Rang auf und erhält, wie in Command & Conquer: Generäle, Kommandopunkte. Diese können dann verwendet werden um temporäre oder passive Boni freizuschalten. Das erlaubt den Japaner zum Beispiel kurzzeitig die Werte ihrer Schiffe steigern, oder die Alliierten dürfen alle paar Minuten einen Satelliten über die Karte schicken um den Nebel des Krieges zu lichten.

Selbstverständlich gibt es aber auch wieder Superwaffen. Wobei in der aktuellen Betaversion nur die sekundären und eher passiven (= relativ nutzlosen) Versionen bereitstehen. So können die Sowjets wieder ihren Eisernen Vorhang benutzen, um kurzzeitig die eigenen Einheiten unverwundbar zu machen oder feindliche Infanterie auszudünnen. Die Japaner errichten hingegen einen Schildwall in den keiner hinein und keiner herauskommen kann. Aber soweit kommt es oft erst gar nicht.

Rush me!

Selbst 2vs2-Spiele dauern meist nicht länger als 10 Minuten. Wie in den vorherigen Command & Conquer-Teilen ist also auch in Alarmstufe Rot 3 Schnelligkeit Trumpf. Besonders die Sowjetischen Terrorbären und die Alliierten Schäferhunde sind zu Beginn einer Partie äußerst unangenehme Gäste in der eigenen Basis, die den Bau von Infanterie effektiv verhindern. Bis die ersten Panzer  vom Band rollen oder die ersten Schiffe aus dem Dock laufen, hat sich die Sache dann oft schon erledigt.  Zeit um eine effektive Verteidigung aufzubauen bleibt nicht oft. Das macht das Spiel für Einsteiger vollkommen ungeeignet, obwohl die Balance der drei Parteien in sich bereits sehr gut ist.

Die fehlende Einsteigerfreundlichkeit ist damit auch im neuen Teil der Serie einer der größten Nachteile. Der Multiplayer richtet sich ganz klar an Command & Conquer-Veteranen, die damit jedoch ihren Spaß haben könnten - wären da nicht noch die vielen andere Probleme.

Boooh!

Besonders ärgerlich sind die Fehler, die bereits bei Command & Conquer: Generäle und Command & Conquer 3: Tiberium Wars vorhanden waren. Zwar können Sammler nun nicht mehr dumm in die gegnerische Basis fahren, aber dafür gibt es immer noch keine Formationen für die Einheiten. Stattdessen laufen sie weiterhin in einer schönen geraden Linie, die schnellste Einheit vorne und die langsamste hinten, ihrem Ziel hingegen. Leichtes Spiel für die gegnerischen Verteidigungsanlagen.

Außerdem ist die Kamera viel zu nah am Geschehen. Ohne Befehlskürzel ist es praktisch unmöglich eine kleine Armee ohne viel Scrollarbeit zu Markieren und der Spieler hat selbst bei kleinen Basen immer nur drei bis vier Gebäude im Blick. Am Schlimmsten macht sich jedoch wieder einmal der Netzwerkcode bemerkbar. Von einer falschen Anzeige der Pings über Spiele, die nicht gestartet werden können, weil ein Spieler nicht seine Firewall nach EA-Vorgaben konfiguriert hat, bis hin zu handfesten Verbindungsabbrüchen und Spielabstürzen ist derzeit in der Beta noch alles zu finden. Hier muss EA in den nächsten zwei Monaten noch besonders viel Arbeit investieren.

Bin ich nicht schön?

Der Rest der technischen Seite ist dafür auf gewohnt hohem Niveau. Das Interface und die generelle Steuerung sind bereits aus Command & Conquer 3: Tiberium Wars bekannt und lassen keine Wünsche offen. Die Multiplayerlobby ist ebenso gut gelungen. Neben einem Chat gibt es ein Automatch-System, mit dem man schnell und unkompliziert einem Spiel beitreten kann und einen ausgewachsenen, aber übersichtlichen Serverbrowser. Nur ein paar Filteroptionen lässt dieser noch vermissen.

Das Grafikgerüst namens RNA, eine verbesserte Version der in Command & Conquer 3: Tiberium Wars verwendeten SAGE Engine, kann sich auch noch sehen lassen. Die Karten, Gebäude und Fahrzeuge sind auf der höchsten Detailstufe alle sehr ausführlich texturiert und besonders das Wasser mit dem leicht durchschimmernden Boden ist ein wahrer Augenschmaus. Die Explosionen sind genauso nett anzusehen, zerren aber teilweise unverständlich stark an der Performance. So manch erfolgreicher Luftangriff der Alliierten hat bereits zum Spielabsturz geführt. Und die Infanterie sieht besonders bei den Japanern noch sehr klobig und unansehnlich aus, was sich bis jedoch zum Release wohl  nicht mehr ändern wird.

Auch die Ohren können sich nicht beschweren: Es kracht und bumst ordentlich aus allen Boxen, die Synchronstimmen der Einheiten sind gut gewählt und nur die Bestätigungstexte wiederholen sich ein wenig zu oft. Ein Problem, da mit dem auch bereits die Vorgänger zu kämpfen hatten. Dafür werden Veteranen sofort dahin schmelzen, wenn sie die ersten Töne des "Hell March 3" von Frank Herbert im Menü hören.

Fazit

Ich bin schlecht. Gut, dass war jetzt für mich keine neue Erkenntnis, aber es frustriert schon ein wenig, wenn man in den ersten fünf Minuten einfach so überrollt wird. Abgesehen davon ist Command & Conquer: Alarmstufe Rot 3 derzeit das Starcraft 2 von EA: Schönere Grafik, eine neue Fraktion und ein paar Detailverbesserungen aber im Großen und Ganzen das Gleiche wie die Vorgänger. Das ist jetzt auch nicht unbedingt schlecht für Alteingesessene, erschwert aber Neulingen noch weiter den sowieso schon schwierigen Einstieg. Hier bringt hoffentlich die Einzelspielerkampagne noch etwas Abhilfe. Wenn EA bis Ende Oktober den Netzwerkcode auf die Reihe bekommt, können C&C-Veteranen, die auf zünftige Multiplayerschlachten mit abgefahrenen Einheiten stehen, aber definitiv zuschlagen. Alle anderen sollten die Berichte über den Einzelspielermodus abwarten.[CH]

(Veröffentlicht am 11.08.2008)