Sicarius

Der Eisenmann, die Dritte

Promobild zu Iron Man 3Am 31. Oktober ist es soweit: Thor: The Dark Kingdom startet in den Kinos, der zweite Post-Avengers-Einzelhelden-Film in Vorbereitung auf The Avengers 2. Da ich mit Kino aber bekanntlich schon länger nicht mehr allzu viel anfangen kann, war für mich die DVD/Blu-ray-Veröffentlichung von Iron Man 3 vergangene Woche interessanter. Und was soll ich sagen? Ich fand ihn super (= 5 von 5 Sics) und eine würdige Weiterführung von Iron Mans Soloabenteuern. Es war ja durchaus zu befürchten, nachdem er in The Avengers schon eine ziemlich große Rolle spielte, dass das nun in die Hose geht. Aber Marvel haben erneut gezeigt, dass sie (derzeit zumindest) wirklich Ahnung haben von dem was sie tun — im Gegensatz zu Warner Bros. Aber das ist ein Thema zum DVD/Blu-ray-Release von Man of Steel.

Downey ftw!

Die Idee die Ereignisse in New York herzunehmen und daraus eine posttraumatische Belastungsstörung für Tony Stark zu machen (und ansonsten gar nicht genauer auf das Thema einzugehen!) erlaubte es den Drehbuchautoren nicht nur wieder geschickt ein heißes Thema in die Hintergrundgeschichte einzuschmuggeln, sondern gaben ihnen auch erneut einen Grund Iron Man in Grund und Boden zu stampfen, nur um ihn am Ende des Films wieder auferstehen zu lassen. Robert Downey Jr. machte dabei wie gewohnt einen sehr guten Eindruck und ich hoffe inständig, dass er auch weiterhin in die eiserne Rüstung schlüpft.

Es gab zwischenzeitlich mal Gerüchte, dass Mark Wahlberg Interesse an Iron Man 4 hätte, aber mit dem Gedanken kann ich mich derzeit absolut nicht anfreunden. Nicht nur wegen Wahlberg an sich (er wirkt mehr wie der freundliche junge Mann von nebenan als ein arroganter Playboy), sondern auch einfach weil ich mir ohne irgendeine Form von Reboot einfach nicht vorstellen kann, dass ein Wechsel des Hauptdarsteller funktioniert. Tony Stark wurde von Robert Downey Jr. mittlerweile schlicht zu stark geprägt. Und nein, Mark Ruffalo als der Hulk in The Avengers statt Edward Norton aus The Incredible Hulk ist kein Vergleich. Nicht nur weil der Film eher mittelmäßig war (aber bei weitem nicht so grottig wie die 2003er Version), sondern auch weil Hulk als Charakter auf der Kinoleinwand noch weit davon entfernt ist so gut ausgearbeitet zu sein wie Iron Man. Außerdem hat Mark Ruffalo doch irgendwie besser zu Hulk gepasst als Edward Norton.

Die echten Stars

Promobild zu Iron Man 3Aber dass Robert Downey Jr. in seiner Rolle als Iron Man erneut aufgeht und erstklassige Arbeit abliefert ist ja mittlerweile nichts Neues mehr. Deshalb sind für mich die wahren Stars von Iron Man 3 zwei andere Personen: Sir Ben Kingsley als der Mandarin und Gwyneth Paltrow als Pepper Potts. Gut, die Szenen am Schluss wo sie halbnackt durch die Gegend läuft hätte es jetzt nicht gebraucht (ess doch bitte mal was, meine Liebe!). Aber ich fand trotzdem richtig gut, dass sich Pepper als Charakter weiterentwickelt hat und man auch mal sieht, wie sie auf eigenen Beinen steht. Zwar musste sie dann doch erneut als “Damsel in Distress” herhalten und auch die letzte Szene des Finales fand ich etwas schade (sie liegt trotz der vorangegangenen Ereignisse erneut Tony in den Armen und gibt das weinerliche Mädchen). Es ist aber dennoch ein Schritt in die richtige Richtung. In Iron Man 4 dann bitte als Iron Woman, liebe Drehbuchschreiber!

Und Sir Ben Kingsley? Nun, ihn finde ich generell genial und halte ihn für einen Charakterdarsteller auf dem Niveau eines Sir Alex Guinness und das nicht nur wegen seiner Darstellung von Gandhi (1982). Übrigens: Wenn ihr das epische Meisterwerk von Richard Attenborough noch nicht gesehen habt, dann solltet ihr das verdammt nochmal nachholen! Alter Schwede, muss ich euch denn alles vorkauen?! :smile: . Entsprechend schade, dass er irgendwie nie die wirklich großen Rollen bekommt und dann auch irgendwie immer in eine bestimmte Rolle gepresst wird und zwar die des orientalischen Herrschers/Bösewichts aus 1000 und einer Nacht. Immerhin hat er trotzdem offensichtlich noch Spaß an seiner Arbeit und das wird meiner Meinung nach besonders in Iron Man 3. Achtung, jetzt folgt ein großer Spoiler! In der ersten Hälfte des Films spielt er den Mandarin auf gewohnt hohem Niveau und wie man es von ihm erwarten würde in Form einer tiefen, beschwörenden Stimme und einem klassisch orientalischen Auftreten. Sehr gut gelungen (wenngleich leider die Trailer schon fast alle coolen Sprüche enthalten haben). Aber erst nach dem Plottwist blüht Kingsley so richtig auf in der Rolle des britischen Schauspielers Trevor Slattery. Oder besser gesagt: der Parodie eines drogenabhängigen, britischen Möchte-Gern-Schauspielers. Man könnte fast meinen, Kingsley veräppele sich selbst und schlimmer noch, er hat offensichtlich Spaß daran. Das Ergebnis ist, dass die (leider relativ wenigen) Szenen mit Trevor mir von allen im Film am besten in Erinnerung geblieben sind.

Die Zukunft

Ein Problem gibt es bei Iron Man 3 aber dann doch noch: Er lässt sich nicht grundsätzlich jedem empfehlen. Er ist Teil eines großen Ganzen, dem Marvel-Movie-Universe, entsprechend ist zum tieferen Verständnis die Kenntnis aller dazugehörigen Filme wichtig. Natürlich kann man sich auch ohne Vorwissen an der coolen Action erfreuen. Aber es ist doch mittlerweile einfach so, als würde man Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 1 anschauen ohne einen der vorherigen Teile gesehen zu haben. Man verpasst einfach zu viel, weil man die Hinweise und Rückbezüge nicht versteht und damit geht auch ein Stück weit der Spaß am Anschauen verloren denke ich. Von daher ist meine Empfehlung: Holt alle relevanten Filme nach und schaut dann auch Iron Man 3. Ganz einfach :smile: .

Ich für meinen Teil bin nach dem Ende natürlich zum einen gespannt, was uns in Iron Man 4 erwarten wird. Zum anderen freue ich mich auf die Soloabenteuer der weiteren Avengers (Thor: The Dark Kingdom, Captain America: The Winter Soldier) sowie Guardians of the Galax (Rocket Racoon ftw!), Ant Man und die TV-Serie Agents of S.H.I.E.L.D.. Ja, es ist eine gute Zeit für Superheldenfilme — zumindest wenn sie von Marvel kommen und nicht Spider-Man heißen.

5 Kommentare

Deinem Fazit stimme ich fast vollends zu. Mir hat der Film auch sehr gut gefallen, auch wenn ich mein Leben lang nicht der große Downey-Fan wie du werde.

Genau, was dir am Film gefallen hast Sir Ben Kingsley und der Twist, ist exakt das, was mir aber überhaupt nicht gefallen hat. [i]"[…]die (leider relativ wenigen) Szenen mit Trevor mir von allen im Film am besten in Erinnerung geblieben sind."[/i] Das sind genau die wenigen Szenen, die mir auch in Erinnerung geblieben sind, aber eher weil sie mir so missfallen haben. Ich habe den Film mittlerweile zweimal gesehen und die deutsche Synchronisation fällt da wieder richtig ab, dass ich nicht einmal mehr darüber schmunzeln und mich sogar nur noch dafür schämen konnte, was da verbrochen wurde. Dennoch schließe ich mich deiner Meinung in den Grundzügen an, denn ich habe insgesamt eine recht gespaltene Haltung zu dem Film. Das kommt zum Einen, weil der Twist schon richtig geil gemacht ist. Dafür ärgere ich mich aber, dass das Potential verschenkt wurde, weil Ben Kingsley als richtig intelligenter fetter Terrorist mit religiösen Patchwork-Image und einfach der Mandarin-Aura in den Droh-Videos schon für ein extremes Kribbeln gesorgt hat. Er war herrlich ominös, eine allgegenwärtige Bedrohung und durch das Mysterium, das ihn umgab wirkte er fast schon unangreifbar. Und das passte gut ins Bild. Teil 3 drehte sich ja eher weniger um Iron Man, als viel mehr um Tony Stark und wie von dir erwähnt die Spätfolgen vom NYC-Vorfall. Der Mandarin als Gegenspieler wurde dadurch also gleich noch einmal ein doppelt so hohes Bollwerk, wie er sowieso schon war. Aber kaum war das Geheimnis gelüftet und klar, wer der eigentliche Strippenzieher ist, da war bei mir die Spannungskurve am Boden. Danach an den Docks das Action-Geschrubbe, war natürlich spaßig anzusehen, doch es motivierte mich nicht mehr sonderlich. Die neue Interaktion mit dem Anzug war aber auch wieder bemerkenswert.

Ich weiß bis jetzt noch nicht, wie mir der Film besser gefallen hätte. Ob in der jetzigen Fassung oder ohne Twist und mit dem Mandarin-Kingsley als Antagonist. Vielleicht wäre mir Letzteres tatsächlich zu einfallslos gewesen, aber ich kann es nicht sagen. Ich kann nur sagen, dass ich so oder so immer über das "Was-wäre-wenn" grübele und dass eine Superhelden-Verfilmung das geschafft hat, sagt doch schon einfach nur: Ziel erreicht.

Am Plottwist scheiden sich die Geister, ja. Ich will aber auch noch einmal betonen, dass mir der Twist hauptsächlich wegen Kingsleys Trevor so gut gefallen hat. Ja, die Grundidee war auch richtig cool aber Killian als Drahtzieher fand ich durchaus etwas mau dann. Zumal es von Anfang an telegrafiert wurde, dass er zumindest auch ein Bösewicht ist. Das hat den Plottwist zwar nicht weniger überraschend gemacht, es hatte aber doch irgendwie weniger BÄM weil eben von Anfang an klar war, dass der Typ was im Schilde führt. Der Schattenmann hätte meiner Meinung nach jemand anderes sein sollen. Dann hätte man sich auch diese doofe C-Story mit der anderen Wissenschaftlerin sparen können. Die Szene im "Folter"keller fand ich wirklich schlimm.

Trotz des billigen Plotwist, den man schon auf weiiiite Entfernung durchschaut hat, hat mich der Film sehr gut unterhalten. Die deutsche Synchro missfällt spätestens dann, wenn schnelle Dialogwechsel in Form von einzelnen Sätzen hin und her fliegen oder sich die Aussagen überlagern – gut, deshalb schaut man's auch lieber original ;) Insgesamt bleibt mir sowieso der erste Iron Man Film am ehesten in Erinnerung.

Avengers konnte ich mir knapp 35 Minuten geben, dann hab ich's vorgespult zu Szenen in denen was passiert, die "Schlüsselszene" mit Iron Man, und dann links liegen gelassen. Dafür hab ich mit Comics einfach zu wenig am Hut und interessier mich auch nicht für jeden farbig kostümierten Clown, der da mitmischt. Inwiefern die Berücksichtigung der Geschehnisse in Iron Man 3 jetzt gut waren, kann ich daher wahrscheinlich nicht beurteilen. Auf mich wirkte das ziemlich ungünstig – sind seine Comic-Kollegen alle im Urlaub, dass die ihm beim Kampf gegen den Terror nicht helfen können? Aber gut, dann hätte es ja kein billiges Iron Man Anzug Feuerwerk am Ende gegeben.. ^^

Im Zusammenhang Superhelden finde ich die aktuelle Interpretation vom DC-Story Helden "Green Arrow" auf VOX richtig gut. Die Serie läuft montags zur Primetime und heißt nur "Arrow". Es traten auch schon vereinzelt bekannte Gesichter und Gegenspieler auf, wie beispielsweise Deadshot. Anfangs nimmt die Erzählung nur langsam fahrt auf und ist äußerst vorhersehbar, aber die Dialoge sind nicht so abgenutzt, wie der hundertste Neuanfang von Batman oder Superman. Mir gefällt außerdem, dass wir hier ähnlich wie bei Batman einen Helden haben, der durchaus verletzbar ist und entscheidende Fehler begeht. Er bewegt sich nicht bloß in einer strafrechtlichen Grauzone oder "am Rande der Legalität", sondern verstößt oft genug bewusst gegen das Gesetz und trifft auch moralisch falsche Entscheidungen, dessen Konsequenzen er auch durchleben muss.
Der große TV-Mensch war ich ja noch nie, aber der Montagabend auf mit Arrow und Grimm hintereinander ist echt gut. Auch wenn die Folgen geschnitten sind. Ist mir ziemlich egal, da ich bislang fast jede Folge auch noch ein zweites Mal im O-Ton gesehen habe.

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