Sicarius

Die alten Rollen verbunden

Gleich vorweg: Morgen ist bekanntlich der 1. April. Während jedoch der Rest des Internets wieder einmal eine Ansammlung mehr oder weniger lustiger Scherze veröffentlicht, werdet ihr hier beim Christoph auch in diesem Jahr wieder keinen vorfinden. Zwar hatte ich die ein oder andere Idee (Beim Christoph Kickstarter zum Beispiel) aber am Ende des Tages waren das alles Sachen, die andere Seiten auch und vermutlich in Besser bringen werden. Die Inside-Jokes (Bagdadsoftware, Chicks, etc.) habe ich hingegen schon alle soweit abgefrühstückt. Deswegen eben heuer abermals kein Aprilscherz. Vielleicht nächstes Jahr wieder (Christoph spielt mit Hello Kitty Online? Ja, das Spiel gibt es immer noch!).

Apropos Hello Kitty Online: Nach sieben Jahren Entwicklungszeit (2007-2014, Ankündigung 2012) startet am Freitag wie erwähnt The Elder Scrolls Online, das Erstlingswerk der ZeniMax Online Studios. Doch wie heutzutage üblich, dürfen ein paar (tausend) Spieler schon früher loslegen. Seit gestern um 13 Uhr läuft der Headstart für die Vorbesteller der Imperial Edition beziehungsweise Käufer über den Bethesda-Store. Morgen beginnt dann der Headstart für alle, die nur die normale Version irgendwo vorbestellt haben. Ich gehöre bekanntlich zur ersten Kategorie und habe entsprechend zum Verfassungszeitpunkt schon einmal gut zwei bis drei Stunden auf dem EU-Server reingeschaut. Es gibt übrigens derzeit nur zwei Server auf denen sich alle tummeln: einen für Europa und einen für Nordamerika. Entweder glauben die Entwickler, dass ihre Welt groß genug ist oder sie erwarten nicht den großen Ansturm. Letzteres halte ich für das Wahrscheinlichste nachdem der kommende Release des Titels wohl nicht allzu vielen Spielern wirklich bekannt ist (die Werbekampagne war bislang äußerst zurückhaltenden soweit ich das sehe).

Einstieg: Meh.

Der verrückte Cadwell (gesprochen von John Cleese)

Der verrückte Cadwell (gesprochen von John Cleese)

Als Charakter habe ich mich für eine Hochelfenzauberin (eine von vier Klassen) des Daggerfall Covenant (eine von drei Gruppierungen) entschieden. Anhänger dieser Fraktion starten im Gebiet von Hammerfell. Das war die Region, in der 1996 The Elder Scrolls: Daggerfall spielte. Das Tutorial findet jedoch für alle, wie soll es in einem The Elder Scrolls-Titel auch anders sein, in einer Art Gefängnis statt wo ihr mal wieder erfahrt, dass nur IHR die Welt retten könnt und so. Wie gesagt: Nicht wirklich einfallsreich und auch kein Einstieg, der mich wirklich umhaut. The Elder Scrolls: Oblivion hatte zumindest Sir Patrick Stewart. Hier begrüßt mich stattdessen FemShep Jennifer Hale, was mich etwas irritiert hat. Genauso übrigens wie der Cameo-Auftritt von John Clesse ein paar Minuten später.

Natürlich: Beide machen ihren Job gewohnt gut. Aber vor allem Clesses Charakter ist so eindeutig auf ihn zugeschnitten, dass es einfach keinen Spaß macht. Stattdessen denke ich sofort “Okay, Fanservice/Monty Python-Hommage” und werde gleicher wieder aus dem Spiel gerissen obwohl ich noch nicht einmal richtig die Chance hatte mich einzufinden. Das Intro durfte ich nämlich gar nicht sehen, weil The Elder Scrolls Online wieder einmal eines dieser Spiele ist, das Videosequenzen sofort abbricht wenn IRGENDEINE Taste auf dem Keyboard gedrückt wird. Dabei wollte ich nur die Lautstärke anpassen. Es ist aber auf jeden Fall ein Prequel zu The Elder Scrolls III: Morrowind (800 Jahre vorher, um genau zu sein).

Standartkost

Die lebende Statue

Die lebende Statue

Nach dem Tutoriallevel ging es dann endlich los in Hammerfall. Hunderte Spieler sammelten sich am Startpunkt, viele holten ihre Pferde ab (ein Bonus der Imperial Edition) und alle machten sich dran die ersten linearen Storyquests zu erledigen. Dabei kam es zu einer lustigen Situation bei der sich mehrere Dutzend Charaktere ineinander verhedderten nachdem sie automatisch vom Spiel an einen anderen Punkt teleportiert wurden. Glücklicherweise gab es einen Trick sich aus der lebenden Statue zu befreien. Ansonsten lief aber alles soweit okay. Auch der Lag hielt sich in Grenzen und nach den ersten 4-5 Quests verteilte sich die Masse zum Glück so langsam und es wurde ruhiger. In die Quere kommt man aber auch sonst nie so wirklich. Zum einen setzt The Elder Scrolls Online extrem stark auf Phasing, zum anderen reicht es wenn ihr mithelft den Gegner zu töten, um das gewünschte Item looten zu dürfen. Ihr müsst ihn weder reservieren oder in derselben Gruppe sein noch den finalen Schlag ausführen. Phasing bedeutet hingegen, dass praktisch sehr schnell kein Spieler das Gleiche sieht wie der andere weil die Welt je nach dem individuellen Questfortschritt angepasst wird. Für Spieler Xyz steht der eine NPC also am Kiosk während für Spieler Zxy dieser schon am Eingang der Ruinen zu finden ist, weil er den ersten Teil der Aufgabe bereits abgeschlossen hat. Immer sehr praktisch.

Aber bevor wir weiter auf die Spielmechanik eingehen, erst einmal ein Wort zum “Look and Feel” des Spiels. Als erstes fällt auf, dass ihr in der Egoansicht unterwegs seid und nicht viele Interface-Elemente sichtbar sind (Chat, Kompass und eine Skillleiste). Zwar könnt ihr wie in den Soloabenteuern auch in die dritte Person wechseln beziehungsweise tut es automatisch wenn ihr beispielsweise auf ein Pferd reitet. Aber es ist definitiv äußerst ungewohnt im Genre der MMORPGs. Funktioniert allerdings ganz gut vor allem weil auch die Kämpfe wie in der Hauptserie ablaufen. Dazu aber gleich mehr.

Ivashana Sicarius beim Kochen

Ivashana Sicarius beim Kochen

Grafisch befindet es sich ganz klar auf dem Niveau von The Elder Scrolls IV: Oblivion und kann mit The Elder Scrolls V: Skyrim absolut nicht mithalten. Wer also ein Skyrim Online erwartet hat, wird hier bereits die erste Enttäuschung erleben. Gleichzeitig fühle ich mich, zumindest was mein Startgebiet angeht, sehr stark an Vanguard: Saga of Heroes erinnert. Alles ist (wie ihr auch auf den Screenshots sehen könnt) sehr braun in braun gehalten und die Spielwelt erscheint äußerst leer (auch was die Gegnerdichte angeht). Das kann und wird sich hoffentlich in den restlichen Gebieten ändern. Und auch die Charaktere erinnern stark an die Sony-Konkurrenten Everquest & Co. was aber durchaus einfach mit dem realistischeren Stil zu tun haben kann. Lustig finde ich die (vermutlich unfreiwilligen) Grimassen, die meine Dame hin und wieder macht wenn ich irgendetwas herstelle (Kochen, Holzwirtschaft, Schmieden und Alchemie habe ich bislang als Berufe gesehen). Dennoch sind die Charaktere bislang ganz klar die grafischen Highlights.

Das Spielprinzip

Ich hatte ja schon erwähnt, dass sich die Kämpfe so anfühlen wie in der Hauptserie. Sprich sie laufen in Echtzeit ab, ihr könnt ausweichen (sogar eine Ausweichrolle gibt es) und so Treffer vermeiden. Es ist allerdings dann doch nicht so extrem wie in Age of Conan: Hyborian Adventures, dass ja wirklich eine komplette Simulation bietet. Nein, zielsuchende Zaubersprüche gibt es auch in The Elder Scrolls Online. Aber nichts desto trotz funktioniert das System bislang ganz gut und macht Laune.

Reisen in der Ego-Perspektive

Reisen in der Ego-Perspektive

Aber nicht nur das Kampfsystem wurde übernommen, auch das Skill- und Levelsystem entspricht in den Grundzügen bekannten. Das bedeutet prinzipiell, dass ihr eure Talente und Skills durch schlichtes Benutzen auflevelt. Soweit ich das sehe gibt es nicht einmal Erfahrungspunkte für das Töten von Gegnern, sondern nur für das Abschließen von Quests (wie man aus Dungeons & Dragons kennt). Allerdings könnt ihr jetzt nicht hergehen und einfach nur 10.000 Mal in der Stadt einfach vor euch herzaubern. Nein, es gibt jeweils ein bestimmtes Maximum für jedes Talent. Habt ihr dieses erreicht, habt ihr die Option das Talent zu transformieren was nichts anderes bedeutet als eine noch stärkere Version freizuschalten, die ihr dann wieder hochlevelt und so weiter und so fort. Das Transformieren kostet jedoch genauso wie das grundlegende Verfügbar machen eines Talents einen Skillpunkt. Und Skillpunkte gibt es nur, wenn ihr auflevelt, durch Questbelohnungen oder wenn ihr jeweils drei in der Spielwelt verteilte Skyshards findet. Davon gibt eine feste Anzahl an vorgegeben Punkten. Habt ihr einen eingesammelt, dann könnt ihr nicht nochmal einsammeln. Letzteres ist wirklich nett, weil es euch zum Erkunden der Gegend einlädt. Damit ihr aber nicht ganz im Dunkeln steht, werden unter “Achievements” mehr oder weniger kryptische Texte angezeigt, die euch Tipps für die einzelnen Orte der Skyshards geben.

Das alles hebt The Elder Scrolls Online tatsächlich etwas von der Konkurrenz ab, wenn schon die Quests bislang 08/15-Zeugs ist in Levels in denen ihr euch nicht einmal verlaufen könntet, wenn ihr es aktiv versuchen würdet (zumal es wie in der Hauptserie sowohl eine Karte als auch einen Questmarker gibt). Wobei diese Aussage nicht ganz stimmt. Tatsächlich bin ich relativ früh auf eine Questreihe gestoßen, die mir ein Spielfeature gezeigt hat, dass ich so noch nicht von der Online-Konkurrenz kenne (offline gab es das zum Beispiel in Fallout: New Vegas): Manche menschliche Gegner lassen Kleidung fallen. Diese könnt ihr anziehen und dann ungestört im feindlichen Lager umhergehen. Nur bestimmte Gegnertypen werden dann noch auf euch aufmerksam, wenn ihr Ihnen zu nahe kommt. Das ist sehr cool, vereinfacht bestimmte Aufgaben (wie gesagt bringt das Töten von Gegnern abseits von Gegenständen nicht viel – eure Fähigkeiten werden auch durch Erfahrungspunkten ein Stück weit automatisch gesteigert) und ich hoffe inständig, dass dieses Feature auch im PvP irgendwie zum Einsatz kommt. Ich weiß zwar nicht so wirklich, wie das genau funktionieren soll (vielleicht wie der Spion in Team Fortress 2), aber wie cool wäre es denn wenn ich auch als Magier mich unter die Feinde mischen könnte.

Erstes Fazit

Ivashana Sicarius als Pirat verkleidet

Ivashana Sicarius als Pirat verkleidet

Natürlich lässt sich nach der kurzen Spielzeit, mein Charakter ist erst Level 6 von 50, noch kein endgültiges Fazit ziehen und schon gar keine Empfehlung aussprechen. Ich sehe mich allerdings nicht wirklich sehr viel Zeit in das Spiel investieren. Das liegt zum einen am Setting, wie schon mehrfach erwähnt mag ich die The Elder Scrolls-Serie und die dazugehörige Welt nicht besonders. Zum anderen an meiner relativen Lustlosigkeit was generell MMOs betrifft (ich habe World of WarCraft vor fast genau fünf Jahren das letzte Mal gestartet!). Ich schau zwar überall mal kurz rein, aber bei der Stange konnte mich bislang keines mehr halten. Entsprechend hätte mich The Elder Scrolls Online schon jetzt wie damals Tabula Rasa (die Arbeiten an einem Serveremulator gehen zwar schleppend voran, aber es wird tatsächlich unter dem Namen InfiniteRasa wieder dran gearbeitet!) absolut überraschen müssen, um meine Einstellung zu ändern. Das hat es aber trotz der paar netten Ideen (Kampfsystem, Skillsystem, Tarnung) und meinem schicken Raptor-Begleiter bislang einfach nicht.

Wie gesagt, der Einstieg ist absolut langweilig, die bisherigen Quests nichts was man nicht schon gesehen hätte, die Klassen nix Neues und das Startgebiet grafisch wie Atmosphärisch schlicht langweilig. Es ist also absolut das Gleiche was ich auch schon in gefühlt 2000 anderen MMOs seit World of WarCraft gemacht habe mit wenigen interessanten Ideen, die mich zumindest etwas bei der Stange halten wie zum Beispiel RIFT. Aber selbst das spiele ich schon lange nicht mehr. Vermutlich werden totale Fans der The Elder Scrolls-Serie noch am meisten mit dem Titel anfangen können weil sie nun komplett Cyrodiil in einigermaßen aktueller Grafik bereisen können. Wenn selbst die EDGE in ihrer aktuellen Vorschau zu The Elder Scrolls Online äußerst negativ klingt, dann ist das selten was Gutes. Alle anderen warten entsprechend eher auf WildStar (3. Juni 2014). Aber was ich davon bislang gesehen und gelesen habe ist in der finalen Version auch weit entfernt von den “bahnbrechenden” Neuerungen, die Anfangs angekündigt wurden.

Bis Donnerstag!

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