Sicarius

Spielemagazine – Ein Abschied

Mein Hefte-Pile-of-Shame

Es ist soweit: Mein letztes Zeitschriftenabo läuft im September aus. Von den sechs Magazinen, die ich euch anno 2013 vorgestellt hatte, wird dann kein einziges mehr übrig sein. Am längsten hat noch die EDGE (UK) überlebt. Die ist es auch, von der ich noch ein paar Monate eine Ausgabe bekomme. Zwischendurch hatte ich zwar sogar noch ein Abo der Total Film (UK) abgeschlossen, als ich damals in Eckental feststellte, dass mir beim Mittag-/Abendessen der Lesestoff ausgeht. Aber die Zeiten haben sich schon wieder geändert, denn angesichts eines Backlogs (siehe Foto), der nun schon mehrere Jahre umfasst, lohnt sich die Investition von über 100 Euro einfach nicht mehr.

Es ist vorbei!

Damit endet auch für mich endgültig die Ära der Papierhefte. Am Ende hatte ich fast 20 Jahre lang mindestens ein Spielemagazin im Abo. Ursprünglich wollte ich eigentlich die PC Action, bekam aber aufgrund eines Fehlers bei Computec 1997 dann erst einmal ein PC Games-Abo. Meine Aboprämie? Stonekeep, Descent II und Conquest of the New World in der Blackmarket Edition. Ja, ich dachte damals “3 Spiele sind besser als 1” :smile: . Davor wurde regelmäßig in der Schulbibliothek die PowerPlay und die PC Games gelesen (und fleißig darüber diskutiert, welches Heft besser ist – Antwort: Keines). Eine Zeit voller schöner Erinnerungen. Azzkickr war beispielsweise neidisch, dass ich fast immer die GameStar schon samstags im Briefkasten hatte und er erst montags (dafür besaß oder besitzt er vielleicht sogar immer noch von Ausgabe 1 an alle Hefte). Musste ihm dann über ICQ die wichtigsten Wertungen mitteilen.

Oder die “weiße” Phase (das Grunddesign war weiß) der PC Action, wo das Cover von leicht bekleideten Damen geziert wurde. Aus meiner Sicht (unabhängig von den Damen) immer noch die beste Zeit für dieses Magazin. Da stimmte einfach alles (Redaktion, Inhalte und Aufmachung). Lange Jahre hatte ich übrigens auch meine Hefte aufgehoben. Ein schnell wachsender Stapel angesichts von bis zu Spitzenzeiten sechs verschiedenen Magazinen, die jeden Monat eintrafen.

Alte Leiden

Irgendwann wurde ich dann doch von meiner Frau Mama davon überzeugt, dass ich in die alten Ausgaben eh nie wieder reinschauen werde und brachte mich dazu den mittlerweile auf mehrere Kartons (alle doppelt so groß wie ein normaler Umzugskarton) angewachsenen Bestand aus dem Speicher zu entsorgen – inklusive der Heft-CDs/DVDs. Vermutlich hätte ich auf eBay dafür noch 2-3 Euro bekommen. Aber das war mir der Aufwand einfach nicht wert. Zumal der Zustand so mancher Ausgaben nicht mehr der Beste war. Zum einen wegen der Lagerbedingungen, zum anderen wegen den blöden Heft-CD/DVD-Halterungen.

EDGE-Cover

Die Spielemagazine haben alle Jahre gebraucht, um ein halbwegs vernünftige Lösung dafür zu finden (z.B. separate, heraustrennbare Seite am Anfang des Hefts). Was habe ich mir haufenweise Cover zerstört bei dem Versuch die Medien herauszulösen. Die Halterungen ließen sich selten so öffnen, dass kein mehr oder weniger langer Riss entstand. Von den CD-Hüllen-Inlays brauchen wir erst gar nicht reden. Was es da an Stilblüten gab: Aus dem Heft rausschneiden und damit auf der Rückseite einen Artikel zerstören, sie heraustrennbar machen aber so, dass sie dabei einreißen und so weiter. Keine Ahnung warum das so ein schwieriges Unterfangen war für die Verlage. Oder ging es wieder darum Geld zu sparen? Keine Ahnung. War auf jeden Fall total nervig.

Wie geht’s weiter?

Ganz ausschließen will ich natürlich nicht, dass ich nicht doch irgendwann wieder ein Printmagazin lesen werde. Aber ob es dann wieder ein Spieleheft sein wird? Das ist aus derzeitiger Sicht tatsächlich eher unwahrscheinlich. Es hatte ja schon seinen Grund, warum am Ende nur noch die EDGE (UK) übrigblieb und ich selbst dort nur die Kommentarspalten und die Reports gelesen habe. Doch darüber, dass mich die klassische Spieleberichterstattung (Previews und Reviews) überhaupt nicht mehr Anmacht, hatte ich ja schon 2013 geschrieben. Daran hat sich nicht geändert. Im Gegenteil ist es eher noch schlechter geworden insofern, dass ich selbst online mittlerweile nur noch regelmäßig bei Kotaku lese und selbst auf YouTube mittlerweile eher weniger Spielevideos schaue (Kochshows ftw.!).

Von daher ist es zwar schade, dass auch dieses Thema zu einem Ende kommt. Aber werde ich die monatliche Lieferung vermissen? Offensichtlich nicht, wenn man sich meinen Stapel anschaut in den ich höchstens flüchtig reingeschaut habe bisher. Ich vermute aber mal, dass es bei euch nicht viel anders aussehen wird oder liest tatsächlich noch jemand ein analoges Spielemagazin? Oder grundsätzlich noch ein Printheft?

7 Kommentare

Ich habe auch schon lange keine Printhefte mehr. Komme nicht dazu diese zu lesen =/ Alles was man wissen will findet man ja auch Internet ;)

Irgendwie vermisse ich diese “gute, alte Zeit”. Diese ausgelutschte Phrase, dass früher alles besser war, trifft meiner Meinung nach in diesem Falle durchaus zu.

In kaum einem anderen Bereich wird deutlich, welche tollen Vorteile, aber auch dramatischen Nachteile das Internet bietet. Einerseits die erheblich schnellere Informationsverfügbarkeit bei gleichzeitig drastisch erhöhter Quantität. Andererseits der Verlust des “Besonderen”.

Was meine ich damit? Nun, ich hab passender Weise erst vor einigen Tagen mit meinem Vater darüber gesprochen, wie toll es damals (Mitte der 90er) war, als wir zusammen – Vater und Sohn – auf Computerbörsen gefahren sind. Teilweise sind wir 100km und mehr gefahren, um uns anschließend – vergleichbar einem Flohmarkt – durch Diskettenboxen und teilweise auch schon CD-Hüllen zu wühlen. Wie aufregend es war, “persönlich” neue Sachen zu entdecken. Und wenn der Sohnemann brav war, hat er auch mal ein Spiel bekommen. Das war Wort wörtlich ein Erlebnis. Und das hat nichts mit meinem Kindesalter zu tun. Mein Vater denkt und fühlt genauso über die damalige Zeit. Das Internet hat diese Faszination, dieses Zelebrieren zerstört. Natürlich hat man damals mangels Kenntnis auch mal Schund gekauft. Und natürlich hat man insbesondere auf diesen Börsen sehr hohe Preise bezahlt. Aber dafür hat man auch so viel mehr bekommen. Nicht nur das reine Produkt, sondern auch das ganze Drum-Herum. Die Aufregung, die Emotionen.

Warum ich das erzähle? Weil es mit Print-Heften genau dasselbe ist. Was habe ich mich damals auf die neuesten Heft-Ausgaben gefreut (und geärgert, dass das tiefste Bauernkaff die Ausgabe schon zwei Tage vor mir erhält! …). Ich habe dem neuen Erscheinungstermin regelrecht entgegen gefiebert. Aus der Schule gekommen, den Schulranzen in die Ecke gefeuert und angefangen zu lesen. Und am nächsten Tag in der Schule darüber diskutiert. Toll!

Das alles ist vorbei und zerstört und wird nicht wiederkehren.

Wie oben bereits skizziert hat das Internet seine unübersehbaren Vorteile. Und diese möchte ich in gewisser Weise auch nicht mehr missen. Aber in vielerlei Hinsicht ist in den letzten 25 Jahren vieles verloren gegangen. Dinge, die man in der heutigen Zeit nicht mehr so leicht an anderer Stelle finden kann.

Faszination wurde durch Information ersetzt. Erleben durch “zur Kenntnis nehmen”. Emotio durch ratio.

Das ist nur logisch, für die Zeit, in der wir leben. Aber ob es die richtige, schönere Entwicklung ist, möchte ich doch irgendwie bezweifeln.

In diesem Sinne,

Azz

PS
Im Rahmen meines Umzugs habe auch ich mich von meinen Gamestar-Heften getrennt. Ich dürfte damals mit ziemlicher Sicherheit einer der Letzten (vielleicht sogar DER Letzte) gewesen sein, der inkl. Heft 1 durchgängig alle Ausgaben besaß und seit Heft 2 (früher gings logischerweise nicht) auch Abonnent war. Aber nunja. Ausgabe 1 habe ich aber natürlich aufbewahrt! :)

Jaja, damals… – wir sind immer in der großen Pause zum Bahnhofskiosk rüber und haben uns durch die Hefte gelesen (und auch nicht wenige gekauft). Das war eine tolle Zeit!

Heute habe ich kaum noch Abos. Eine Tageszeitung – alleine schon, damit die Kinder auch die Kindernachrichten lesen können und der Lokalteil die Neuigkeiten aus der Nachbarschaft offenbart. Aber oft ärgere ich mich ziemlich über die Qualität des “Journalismus”. Investigativ oder kritisch sucht man da oft vergebens. Obwohl gerade Lokalthemen das hergeben würden.

An Zeitschriften habe ich nur noch die c’t. Die zeitung lohnt sich auch auf alle Fälle für jeden, der sich für Computertechnik interessiert und/oder in der IT arbeitet. Alleine schon wegen der jährlichen desinfec’t CD. Bis zur letzten Ausgabe hatte ich auch noch die Retro Gamer beim lokalen Kiosk vorbestellt. Aber irgendwie ist das trotz toller Heftqualität einfach nicht meine Zeit. Zehn Jahre später und ich würde mich da auch wiederfinden. Aber so… abbestellt. :sad:

Ich hatte eine eher unvollständige Gamestar-Sammlung, hab die aber auch alle entsorgt. Weil man sowieso nie wieder reinschaut. So wie man sich die meisten Filme nie wieder anschaut oder durchgespielte Spiele nicht noch einmal durchspielt. Die moderne Welt – Fluch und Segen zugleich…seufz…

Weil ein wenig papierblättern immer noch Charme hat, hole ich mir i. d. R. die aktuellen Ausgaben von GS und PC Games (und manchmal auch andere) und nach dem lesen wandern sie in den Müll. Oder ich lasse sie irgendwo liegen (in der Bahn oder so), damit jemand anders noch was davon hat.

Wovon ich mich aber nach wie vor nicht trennen kann, sind die letzten Amiga Joker, die ich noch besitze. Die bleiben bei mir! :smile: :wink: :tongue:

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