Alone in the Dark

 

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14 Jahre sind seit dem sehr guten dritten Teil der Alone in the Dark vergangen. Sieben Jahre sind vergangen seit der eher mittelmäßige vierte Teil das Licht der Welt erblickte. Drei Jahre ist es her, dass Uwe Boll das Franchise beschädigt hat. Nun traut sich ATARI endlich wieder die Lizenz aus der Versenkung zu holen und versucht einen Neuanfang.

Anders als zum Beispiel die Prince of Persia-Serie von UbiSoft, ist die Vergangenheit jedoch nicht einfach ausgelöscht worden. Edward Carnby ist der Edward, der im Jahre 1925 seinen ersten Fall löste und dabei hunderte von Spielern einen Herzinfarkt bescherte. Allerdings kann er sich an nichts mehr erinnern und sieht aus wie 30 oder 40. Der Grund für letzteres ist jedoch nur eine der vielen Fragen, die in den acht Episoden beantwortet werden. Außerdem ist ein alter Feind zurückkehrt um Edward noch einmal die Hölle heiß zu machen.

Aufgebaut wie eine Serie, inklusive Rückblicke auf das was in der letzten Episode passiert ist, geht von Beginn an die Post ab. Die Inszenierung geizt dabei nicht Schreckmomenten und ist äußerst actionreich. Als Spieler fühlt man sich zu Beginn im einstürzenden Apartment regelrecht unter Druck, obwohl alles gescriptet ist und keine Aktion ohne überschreiten eines Triggers ausgelöst wird. Dafür wird man mit wahnsinnigen Kamerafahrten und einer fantastischen und brillant eingesetzten Musik von Olivier Deriviere belohnt. Später im Central Park wird zwar etwas das Tempo gedrosselt, da es sich um eine frei begehbare und offene Umgebung handelt, aber dafür halten dort dann die klassischen Horrorelemente die Spannung hoch.

Zusätzlich hat das Spiel auch spielerisch einiges zu bieten. So gibt es zwar Waffen wie Pistolen oder Shotguns, aber wie bereits in Condemned ist die Munition sehr begrenzt. Deshalb muss Edward wesentlich kreativer vorgehen und aus gefundenen Sachen sich seine eigenen Waffen zusammenbauen. Der Molotovcocktail aus einer Alkoholflasche, einem Taschentuch und einem Feuerzeug ist da noch die logischste Variante. Aber auch Stühle oder andere Objekte, die in der Gegend herumliegen lassen sich wunderbar als Schlagwaffen benutzen. Und alles was aus Holz ist, brennt auch äußerst gut.

Das Feuer und dessen Effekte auf die Umgebung sind dabei ein weiterer Glanzpunkt des Spiels. Anstatt nur an einer vordefinierten Stelle vor sich hinzu brennen, breitet es sich dynamisch über alles aus was eben brennt und verbrennt es dann bis nur noch Kohle übrig bleibt. Das macht sich Edward logischerweise im Spielverlauf oft zu nutze. Sei es um eine geschlossene Holztür aus dem Weg zu schaffen oder um einen Stuhl anzuzünden und ihn als Lichtquelle zu nutzen. Aber obwohl das nun alles nach einem erstklassigen und spannenden Survival Horror-Spiel klingt, ist die Welt leider nicht so perfekt.

Die zwei größten Probleme sind die Kamera und die Steuerung. Bei der Kamera hat der Spieler theoretisch die Wahl zwischen zwei Optionen: Entweder er steuert Edward aus der Egosicht oder in der dritten Person mit fest definierten Kameraeinstellungen, wie man sie aus Resident Evil oder dem Original Alone in the Dark kennt. Leider sind zum einen beide Systeme nicht sehr gelungen und zum anderen wechselt das Spiel von sich aus ständig zurück in die dritte Person. Und in dieser Perspektive hat das Spiel, wie schon immer, unter der umständlichen und von der Kamera abhängigen Steuerung zu kämpfen. In der Egoperspektive erlebt der Spieler hingegen mit einer wahnsinnig schwammigen Maussteuerung ständig Frustmomente. Die Geschwindigkeit des Fadenkreuz schwankt zwischen extrem langsam bis hin zu extrem schnell. Mit dem Gamepad ist es leider auch nicht viel besser.

Auch die Steuerung der Autos im Spiel ist ein wahrer Frust. Zwar besitzen sie das Fahrmodell aus Test Drive Unlimited, steuern sich aber wie ein Betrunkener. Darunter leidet dann auch besonders die, ansonsten gigantisch inszenierte, Flucht mit dem Taxi durch die Straßen von New York. Vor allem lässt sich die Karre auch nicht auf Knopfdruck zurücksetzen. Bleibt man irgendwo hängen und kommt nicht mehr los, kann man nur neu laden. In den meisten Fällen stirbt man nicht einmal, weil die Scriptsequenz ja erst weitergeht, wenn die nächste, unsichtbare Linie überschritten wurde.

Was bleibt also abschließend zu sagen? Atmosphärisch gehört Alone in the Dark theoretisch zum Besten was man je in einem Spiel geboten bekommen hat. Praktisch wird davon besonders durch die miserable Steuerung viel zerstört. Wenn man mal wieder mit dem Feuerlöscher in der Hand vor einer Tür steht und verzweifelt versucht Edward dazu zu bringen ihn als Rammbock zu benutzen anstatt ihn dauernd nutzlos zu schwingen, geht einfach jeder Gedanke an Horror in einem Schwall von Flüchen unter. So ist meine Empfehlung entweder frustresistent zu sein und Story über alles zu setzen, zu hoffen, dass ein Patch kommt oder lieber ein anderes Spiel zu spielen.

Ich möchte noch darauf hinweisen, dass die Wii- & PS2-Version von einem anderen Entwickler (Hydravision Entertainment) gebaut wurden und unter anderem keinen frei begehbaren Central Park besitzen. Außerdem ist die Limited Edition wieder eine klare Empfehlung wert. Neben dem kurzen (30 Minuten) aber sehr intensiven Soundtrack sind auch eine Making Of-CD, ein Artbuch und eine kleine Plastikfigur von Edward im Paket enthalten.[CH]

(Veröffentlicht am 23.06.2008)