Game-Soundtracks

Diskussion

Sound und Musik spielen schon immer eine wichtige Rolle in Videospielen, aber viele, sowohl Entwickler, als auch Spieler, wissen dies bis heute nicht zu schätzen. Während diese Entwickler eine einfallslose Soundkulisse und einen
uninspirierten, vor sich hin dudelnden Soundtrack einbauen, schalten die unwürdigen Spieler alles ab und lassen lieber im Hintergrund WinAmp mit irgendwelchen Death-Metal-Liedern laufen. Passt natürlich atmosphärisch perfekt zu Spielen wie "Barbie auf dem Ponnyhof". Death Metal ist jetzt nichts Schlechtes und dient auch nur als Beispiel, aber zugunsten von sowas auf die teilweise genialen Soundtracks, die die Entwickler auch einiges an Kohle gekostet haben, zu verzichten? Das stößt bei mir auf völliges Unverständnis.

Viele bringen auch gerne noch das Argument: "Das hab ich jetzt schon 100 Stunden gehört, ich kann's nicht mehr hören!" um sich aus der Schlinge meiner Missachtung (man, bin ich heut wieder radikal drauf) herauszuwuseln, jedoch lasse ich auch das nicht gelten. Es gab bislang noch kein Spiel, dass so eine dermaßen nervige Soundkulisse (auch wenn es nur eine Uninspirierte, vor sich hin Dudelnde war) hatte, dass ich sie irgendwann abgeschaltet hätte und, das dürfte nicht überraschen, ich zocke verdammt viel - was meiner Meinung schon etwas Gewicht geben sollte. Ein klein wenig (aber auch wirklich nur ein bisschen!) Verständnis hab ich für die Leute, die ihren PC-Speaker abklemmen, um den Ton in den uralten Klassikern, wie Stunts oder Arkanoid nicht ertragen zu müssen. Das ist schließlich schon eine echte Retro-Angelegenheit und man braucht Herzblut, um es gut finden zu können. Ich tue das natürlich, da ichja nicht umsonst Diskettenlaufwerkverteidiger (Gruß Azzkickr!) und fleißiger Hörer von Kohina bin.

Aber schon damals gab es mit den begrenzten Möglichkeiten einige wundervolle Werke. Ich muss da immer an Elite (den Urvater von Wing Commander Privateer) oder Boulder Dash denken. DAS war und ist auch heute noch richtig gute Musik! Natürlich nur Original in MIDI oder MOD (Amiga), wenn man eine gescheite Soundkarte hat oder wie bei mir, mit einer gescheiten Soundkarte in mp3s umgewandelt (um sie im Auto zu hören). Aber seitdem wurden natürlich riesige Fortschritte gemacht und viele Soundtracks sind auch für unwissende Hörer ohne direkten Spielbezug (einige Soundtracks entfalten ihre Wirkung erst, wenn man das Spiel kennt und liebt) ein Genuss. Vor allem die vielen verschiedenen Musikrichtungen, manchmal sogar innerhalb der einzelnen Soundtracks, garantieren hier, dass für jeden etwas dabei ist. Aber auch wenn man bestimmte Sachen absolut nicht mag, heißt das nicht, dass ein Lied aus einem Soundtrack einem deshalb gleich nicht gefällt. Auch wenn ich die Tendenz zu zusammengestückelten Werken von "namhaften" Künstlern, wie es bei EA schon seit längerem der Fall ist (Stichwort Need for Speed), nicht gutheißen kann, eröffnet mir vor allem das den Blick über den Tellerrand. Durch die Need for Speed-Reihe habe ich Musik kennengelernt, die ich sonst niemals im Leben angefasst hätte. Natürlich kaufe ich mir trotzdem kein Album dieser Bands, da ich bei den meisten weiß, dass mir wahrscheinlich nur dieses eine Lied gefallen wird, aber dies spielt in unserer Argumentation keine Rolle.

Die Galavorstellung ist natürlich der eigene, hausgemachte Soundtrack mit der Königsdisziplin "Orchestereinsatz". Dies bedeutet nämlich auch nicht gleich, dass er nur mit dem Spiel hörbar ist. Es gab und gibt und wird immer viele begabte Künstler geben, die einen so genialen Soundtrack zaubern, dass man ihn einfach separat hören muss (ist bei Filmen ja nicht anders). Früher ein teilweise schweres Unterfangen, da die Tracks meist tief im Dateiengewirr versteckt waren. Heutzutage haben die meisten Studios aber den zusätzlichen Wert als gute Einnahmequelle entdeckt und verkaufen sie auch separat auf CD (eine gute Quelle ist hier SynSoniq) oder sie liegen mehr oder weniger offensichtlich im Spielordner oder auf der CD/DVD. Wo ein Wille ist, ist ja bekanntlich auch immer ein Weg. Orchestersoundtracks, wie Outcast, Hitman oder Gothic III spielen, wie erwähnt, noch einmal in einer ganz anderen Riege und heben sich massiv von den besten der besten Soundtracks ab und sind wie ein Orgasmus für die eigenen Ohren (um es mal übertrieben auszudrücken).

Darin, dass MTV seit ein paar Jahren nun auch immer bei den MTV Video Awards (oder wie die auch immer heißen) einen Preis für den besten Soundtrack vergeben, spiegelt sich auch die vermehrte Akzeptanz dieser Werke in der öffentlichkeit wieder. Und gerade weil diese Werke teilweise genial sind, aber in den spielbaren Spielen nie unterdurchschnittlich, verstehe ich nicht, wie man sie ausschalten kann, außer man ist nebenbei im TeamSpak - da stört die InGamemugge dann natürlich genauso, wie jede Andere.

Den Sound abzustellen ist eigentlich ein direkter Schlag in das Gesicht von Leuten wie Frank Klepacki (Dune, Lands of Lore), Chris Hülsbeck (Turrican), Barry Leitch (TFX), Heiko Rüttmann (Die Siedler), Clint Bajakian (Sam & Max), Lennie Moore (Outcast), Jesper Kyd (Hitman), Marty O'Donnell (Halo), Matt Uelmen (Diablo), Kai Rosenkranz (Gothic), Sonic Mayhem (Quake II), Tommy Tallarico (MDK, Advent Rising) und den vielen anderen dort draußen die sich die Nächte um die Ohren schlagen, um einen genialen Soundtrack auf die Beine zu stellen. Das meine WinAmp-Playlist zu mindestens 1/3 nur aus Game-Soundtracks besteht und ich für  eine Movies am liebsten darauf zurückgreife (während andere lieber irgendwelche, unpassende Technoscheiße unter ihre YouTube-Videos hauen), zeigt zusätzlich was für eine gute Arbeit diese Menschen leisten und das sie es verdient haben, dass man sie auch anhört!

Jeremy Soule habe ich übrigens bewusst aus der obigen Auflistung heraus gelassen. Er gilt zwar momentan als DER Komponist für Game-Soundtracks, ich hingegen teile diese Meinung nicht. Seine Soundtracks sind zwar ganz gut, allerdings finde ich es zum Einen scheiße, dass er seine Werke hauptsächlich über DirectSong vertreibt (ich will eine CD in den Händen halten!) und zum Anderen gibt es eben doch wesentlich besseres dort draußen.

Als eine gute Quelle für MIDI/MOD-Soundtracks sei hier zum Abschluss noch Mirsoft genannt. Also lasst die Mugge im Spiel an und lernt sie endlich zu schätzen - ihr müsst sie ja nicht gleich außerhalb des Spiels hören.[CH]

(Veröffentlicht am 18.02.2007)