Audiosurf

 

Review

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Was passiert, wenn ein futuristisches Rennspiel wie WipEout mit einem Rythmusspiel wie Guitar Hero ins Bett steigt? Audiosurf erblickt das Licht der Welt! Als Finalist des Independent Games Festival 2008 erregte der kleine Titel die Aufmerksamkeit von Valve und steht nun für $9.99 unter Steam zu Download bereit.

Block-o-Mania

Das Spielprinzip ist dabei sehr einfach. Mit einem Tastatur- oder Mausgesteuerten, futuristischen Raser gilt es über eine mehrspurige, virtuelle Autobahn zu fahren. Diese wird auch von Blöcken in verschiedenen Farben bevölkert, die der Spieler einfangen und in einem maximal 4x7 großen Feld anordnen muss. Jeder eingefangene Block gibt dabei Punkte und sobald vertikal oder horizontal mindestens zwei gleichfarbige Steine angeordnet sind, lösen diese sich auf, geben den Platz wieder frei und erhöhen den eigenen Highscore. Je mehr Blöcke dabei gleichzeitig aufgelöst werden, desto mehr Punkte gibt es.

Der Clou an der ganzen Sache ist, dass die Autobahn und der Verkehr vom Programm auf der Grundlage eines Liedes erzeugt wird. Wie bei einer Winamp-Visualisierung analysiert das Programm die Zusammensetzung des ausgewählten Songs und generiert nach einem vordefinierten Algorithmus die Strecke. Langsame Passagen äußern sich dabei dann als Bergauffahrten, schnelle Tempowechsel führen zu einer wahren Buckelpiste und in intensiven Momenten fährt das eigene Auto durch einen Tunnel. Auch die Farbe und damit die Höhe der Punkte für die eingesammelten Blöcke verändern sich mit der Musik. Bei langsamen Passagen dominieren kühle Farben wie blau oder violett, die das Punktekonto nur schwer in die Gänge bringen. Schnelle Abschnitte werden hingegen von warmen Farben wie rot oder gelb dominiert. Und um die Sache noch spannender zu machen, passt sich die Fahrgeschwindigkeit auch noch dem aktuellen Tempo des Liedes an.

Billige Drogen

Das Endergebnis gleicht dabei einem intensiven Drogentrip. Grelle Neonfarben dominieren das Ambiente und im spartanischen Hintergrund pulsieren Linien und Flächen im Takt der Musik. Gleichzeitig erschafft eine Explosion einen Sternenregen sobald ein farbiger Block aufgesammelt wird. Dabei ist die Technik des Spiels nicht ohne. Dank Shader 3.0-Unterstützung spiegelt sich die Umgebung intensiv in der spiegelglatten Fahrbahn. Zusammen mit Einstellungsspielereien, wie die Umkehrung aller Farben in das Negative, entsteht ein wahres Farbenfeuerwerk auf der Mattscheibe.

Damit dieser psychodelische Trip aber nicht allzu schnell langweilig wird, bietet das Spiel mehrere Modi in drei Schwierigkeitsstufen an. Während sich dabei die Schwierigkeitsstufen hauptsächlich in der Gesamtgeschwindigkeit unterscheiden, gilt es im Mono-Modus nur eine Farbe einzusammeln und gleichzeitig den grauen Blöcken auszuweichen. In den anderen Modi sammelt der Spieler hingegen viele verschiedene Farben gleichzeitig. Dort erhält der Spieler auch eine Spezialfähigkeit. Abhängig vom gewählten Modus, erlaubt diese unter anderem bereits gesammelte Blöcke einer bestimmten Farbe ohne Punktgewinn zu löschen. Wem aber selbst das zu einfach ist, der darf auch den Ironmode aktivieren, in dem bestimmte Spielerleichterungen wie der Respawn nach dem Überfüllen einer Feldreihe abgestellt sind. Der Titel bietet auch noch einen Multiplayer-Modus für zwei Spieler an einem PC, bei dem jeder Spieler nur auf zwei Spuren der Autobahn Steine einsammelt.

Ich habe den Längsten!

Um noch länger bei der Stange zu halten, bietet das Spiel auch eine Handvoll Achievements - aber die treibende Kraft bleibt die Highscorejagd. Dank Onlinehighscorelisten für jedes Lied bleibt dies auch sehr lange interessant. Problematisch ist es allerdings, wenn die eigene MP3 nicht mit ID3Tags versehen ist. Diese werden als Grundlage für die Highscoreliste des ausgewählten Songs hergenommen. Fehlen diese, wird dem Dateinamen ein "Unknown Artist" hinzugefügt und damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass jemand auf dieselbe Highscore fährt, ins Bodenlose. Zwar ist in der Grundausstattung des Spiels der komplette Soundtrack der Orange Box enthalten, dieser eignet sich aber nur bedingt für das Spiel. Er besteht zum Großteil nur aus ruhigen und langsamen Ambientstücken, die kein wirkliches Fahrvergnügen erzeugen. Der Spielspaß hängt also maßgeblich vom Aufbau der eigenen MP3-Kollektion ab.

Die Liedauswahl ist aber nicht das einzige Steckenpferd des Spiels. Die Technik ist auch trotz bereits vier Patches noch nicht voll ausgereift. So kann 4x oder 8xAA auf manchen Grafikkarten öfters zu Bildflimmern führen. Auch das Hochstellen der Grafikdetails erzeugt noch allzu oft einen schwarzen Bildschirm. Ein weiteres Problem sind Textboxen und Buttons, die keinen Text enthalten.

Fazit

Alles in allem ist Audiosurf mit der richtigen Musik ein wahnsinniges Erlebnis, dass unvergesslich ist. Aber einige Punkte fallen sehr negativ ins Gewicht. Zwar werden die technischen Probleme vermutlich mit der Zeit behoben, aber besonders der etwas ungünstige Aufbau der Highscorelisten und die durchwachsene Auswahl an Standardliedern können den Langzeitspaß sehr trüben. Für rund 8 Euro hat es sich aber dank des innovativen Gameplays - trotz seiner Fehler - definitiv einen längeren Blick verdient.[CH]

4/5 Punkte

(Veröffentlicht am 03.03.2008)