Sinnlos

 

Hoch auf den Zinnen seines Schlosses stand er. Er, der für das Elend in dieser Welt verantwortlich war. Sicarius war sein Name und Oberbabbsack sein Titel. Die Leute achteten und fürchteten ihn und sein totalitäres Regime gleichermaßen. Bagdadsoftware hieß das Land, das er regierte. Es war nur ein kleiner Teil dieser Welt aber weit über seine Grenzen hinaus bekannt. Schon viele fremde Herrscher hatten versucht Sicarius zu stürzen und seinen Ruhm an sich zu nehmen aber alle scheiterten sie. Da nie jemand lebend von diesen Feldzügen zurückgekehrt war um davon zu berichten, wusste niemand was sich zugetragen hatte. Unter den Bürgern gab es zwar Gerüchte und Legenden, die sich vor allem um das Sumpfgebiet rund um das Schloss drehten aber niemand der je versucht hatte das Geheimnis zu erkunden, war je zurückkehrt. Einen qualvoller Tod soll jeden ereilen der das Gebiet, das die Einheimischen schlicht "Bagdadsoftware's Labberecke" nennen, betritt. Nur Sicarius selbst wusste welcher Fluch über diesem Land schwebte. Als er daran dachte musste er lauthals Lachen. Fast bis zum Horizont war dieses Lachen zu hören und eine kleine Gestalt am Rand des Sumpfgebiets erzitterte.

Es war Rondrer. Übersät mit Schrammen und tiefen Wunden stand er dort in seiner dreckigen Rüstung. Erschöpft von den Strapazen die er durchleben musste als er den dichten Wald von Sinnlosigkeit durchschritt. Aber er hatte es geschafft. Er hatte es überlebt und schaute nun direkt auf sein Ziel: Schloss Bagdadsoftware. Es lag tief im Sumpfgebiet aber überragte alles um sich herum. Die tiefschwarzen Steine glänzten im Licht der Dämmerung und warfen unheimliche Schatten. Jahrelang hatte Rondrer diesen Moment herbeigesehnt. Er wollte endlich den Baron stürzen und ihn für die Taten, die er begangen hat, töten. Es lag nur der Sumpf zwischen ihm und seinem Ziel und doch kam nun der gefährlichste Teil seiner Reise.

Er ließ den Blick vom Schloss ab und schaute sich um. Alles schien ruhig. Nur das Geblubbere des Sumpfes war zu hören. Ab und zu gab es einen Knall als wieder eine Methan-Blase platzte aber ansonsten war es ruhig. Keine Tiere und keine Pflanzen waren zu sehen. Nur ein Weg der Richtung Schloss führte. Er wusste, dass es den Tod bedeuten würde, wenn er nun nicht aufmerksam war. Gerüchte besagten, dass der Weg einen nur in die Irre führen soll und nicht wirklich zum Schloss führt. Es blieb ihm allerdings keine andere Wahl. So holte er ein letztes Mal tief Luft, musste sich vor lauter Gestank fast übergeben und tat dann aber den ersten Schritt - den ersten Schritt in sein Verderben.

Als hätte er eine unsichtbare Grenze überschritten, hörte er urplötzlich abertausende Stimmen in seinem Kopf. Er konnte zwar die Worte verstehen die sie sagten aber er verstand ihren Sinn nicht. Einen Moment verharrte er und lauschte nur den Worten. Es war Schwachsinn. Purer Schwachsinn den die Stimmen redeten. Er fühlte wie ihn die Kräfte langsam verließen. Er wollte die Stimmen zurechtweisen und ihnen sagen was sie für einen Müll reden und ihnen sagen wie es richtig ist. Aber er musste dagegen ankämpfen. Würde er nachgeben, wäre er, wie die Stimmen, für immer und ewig hier gefangen also ging er langsam weiter. Die Stimmen allerdings wurden immer lauter und irgendwann hielt er es nicht mehr aus. Er sank auf die Knie und schrie seine Meinung hinaus. Sie hatten gesiegt und führten ihn nun in den sicheren Tot. Mit letzter Kraft las er ein Schild am Rand des Weges. "Ernsthaftes Geschwafel" stand darauf. Voller Qual aufgrund dieser erschreckenden Erkenntnis, versank er im ewigen Dunkel. Nun würde er, zusammen mit den anderen Stimmen Schwachsinn auf dieser Welt verbreiten und nie wieder zurückkehren.

Derweil schall weiteres Gelächter über den Sumpf hinweg. Der Baron hatte gespürt, dass eine weitere Seele in seine Fänge geraten war und lachte sie nun aus während er weiterhin hoch oben auf den Zinnen stand und hinab auf sein Werk blickte.[CH]