Die Aufgabe

Leise flog der Greif über die Lande. Nur das Schwingen seiner Flügel unterbrach die Stille hoch oben über Azeroth. Er flog dahin wie er es seit seiner Kindheit tat. Er kannte nichts anderes. Den ganzen Tag flog er mal hierhin, mal dorthin. Wo ihn sein Meister eben hinschickte. Aber immer mit einer wertvollen Fracht auf dem Rücken. Jede Fracht unterschied sich von der anderen. Die eine verhielt sich freundlich, die anderen ignorierten ihn einfach und wieder andere brachten ihn fast dazu sie einfach abzuwerfen. Aber er erfüllte immer seine Pflicht, egal wie schwer es war. Doch momentan hatte er eine angenehme Fracht. Es war eine schlanke Nachtelfin. Genauer gesagt eine Druidin. Der Greif freute sich immer wenn er eine Druidin tragen durfte. Diese Wesen waren sehr freundlich zu ihm und immer Gesprächig auch wenn er nicht wirklich alles verstand was sie sagten.
Die jetzige Fracht streichelte ihn über das ganze Fell, war aber sehr geistesabwesend und nachdenklich. Er hätte sie gerne sprechen hören aber die Streicheleinheiten waren ihm Belohnung genug. Alleine wegen dem stark gepanzerten und nicht minderdicken Zwergenpaladin den er zuvor hatte transportieren müssen. Ihm taten davon immer noch alle Knochen weh aber die Elfe half ihm den Schmerz zu vergessen während er seinem - nein, nicht seinem - es war das Ziel der Elfin und es war kein angenehmes Ziel trotz seines Fells aber er hoffte das dort schon der nächste Reisewillige wartete und er mit schnellen Schwingens von dort wieder verschwinden konnte. Aber momentan genoss er einfach nur die Streicheleinheiten und segelte leise dahin.

"Warum hat er mich rufen lassen? Warum mich? Ich bin nur eine normale Druidin. Keine Heldin im Kampf gegen die Horde. Auch keine Heldin im Kampf gegen die Plagen. Nein, ich bin nur eine einfache Elfin die dort hilft wo sie gebraucht wurde. Warum ließ er mich nur rufen?" dachte Sicarius die ganze Zeit über als sie hoch über Azeroth auf dem Greifen saß. Nachdenklich streichelte sie das stolze Tier bis sie plötzlich ihr Ziel vor Augen sah. Schnell zog sie ihren Mantel enger und schaute besorgt nach unten in die weißte Pracht. Winterspring. Sie richtete ihre Augen stur geradeaus. Sie wollte es auf jeden Fall vermeiden nach Süden zu schauen. Nach Süden wo die Nachtelfen begraben lagen. Hyjal. Noch immer hausten sie dort, die Dämonen. Aber der Zugang war noch verschlossen und wurde in Winterspring streng von ihnen bewacht. Niemand traute sich eine Armee zusammenzustellen und anzugreifen. Alle hatten sie Angst davor welche Schrecken sie hinter dem Tunnel erwarten würde. Nur ein tapferer Nachtelf hielt am Eingang Wache und würde sofort Alarm schlagen wenn sich etwas regen würde.
Nein, keinesfalls nach Süden blicken. Dann doch lieber die eisige Kälte von Winterspring.

Nun begann der Greif eine leichte Kurve zu fliegen. Sicarius sah wie Everlook in Sicht kam. Everlook. Auch eine dieser Städte die man nie unbewaffnet betreten sollte. Nicht nur Goblins waren hier an jeder Ecke anzutreffen, nein, der gesamte Abschaum Azeroths hielt sich hier auf. Allein beim Gedanken daran diese Stadt zu betreten erschauderte sie. Aber heute hatte sie hier keine Pflichten. Ihr Ziel lag im Norden. Weit im Norden. Als der Greif gelandet war, stieg sie ab, streichelte dem Greifen noch einmal von vorne bis hinten über den Rücken und bedankte sich beim Greifenmeister. Dann stieg sie den eisigen Weg hoch zur Stadt und blieb am Stall stehen. Eine kleine hässliche Goblinfrau trat herraus und begrüßte sie.

"Guten Tag, werte Elfin. Mit was kann ich ihnen dienen?" fragte sie.

"Gebt mir einen Nachtsäbler." antwortete Sicarius freundlich aber bestimmt.

Daraufhin verschwand die Frau wieder im Stall. Nach wenigen Minuten trat sie aus dem Schatten. Sie hielt eine Leine in der rechten Hand. Wenige Sekunden später tauchte dann der Kopf eines Nachtsäblers am Ende der Leine auf. Ein wunderschönes Tier mit schwarzen Streifen. Der Nachtsäbler sah unzufrieden aus aber als er Sicarius erblickte, hellte sich seine Miene sichtlich auf. Daraufhin Sicarius ging zu ihm hin und streichelte ihn über den Kopf und der Säbler schmiegte seinen Kopf an Sicarius.

"Ein wundervolles Tier. Wie hoch ist die Leihgebühr?" fragte Sicarius

"90 Goldstücke." antwortete die Goblinfrau mit glänzendem Blick.

"Hier." sprach Sicarius und übergab ihr einen Beutel. Die Frau zählte hurtig den Inhalt und übergab Sicarius dann die Leine. Freudig stapfte der Säbler auf sie zu und ging etwas in die Knie. Sicarius folgte der Aufforderung und stieg auf. Sie bedankte sich noch schnell bei der Goblinfrau und trieb den Säbler dann Richtung Straße. Dort wand sie sich nach Westen und ritt durch die Einöde Wintersprings. Nach einiger Zeit traf sie auf eine Kreuzung und wand sich nach Norden. Auf dem Schild stand 'Starbreeze Village' aber sie würde daran vorbeireiten. Ihr ziel lag weit von der Elfenzuflucht entfernt. Sie ritt schon mehrere Stunden würde aber bald an ihrem Ziel ankommen. Trotz der immer scheinenden Sonne fror sie bis auf die Knochen. Sie spürte nur noch die Wärme des Säblers zwischen ihren Beinen so kalt war ihr geworden. Aber sie verlor nicht ihre Hoffnung. Sie hatte einen Auftrag erhalten und sie würde ihn erfüllen. Und dann tauchten sie auf - die Umrisse ihres Ziels: Frostsaberrock. Nun kam der schwierigste Teil ihrer Reise den der Hügel hatte seinen Namen von den Frostsäblern erhalten, die um ihn herum zu tausenden Quartier bezogen hatten.

Sicarius stieg von ihrem Nachtsäbler ab und bedeute ihm hier auf sie zu warten. Dann verwandelte sie sich in eine Katze und tarnte sich. Lautlos schlich sie zwischen den Säblern hindurch bis sie plötzlich ein Fauchen neben ihr hörte. Hatte ein Säbler sie gesehen? Langsam und vorsichtig drehte sie sich um. Nein, er hatte sie nicht gesehen aber er roch, dass dort etwas war. Schnüffelnd ging der Säbler Schritt für Schritt auf sie zu. Sicarius wusste das es ihr Todesurteil wäre wenn er sie sehen würde. Sofort würden sich alle Säbler auf sie stürzen und sie in Stücke reißen. Sie hatte nur eine Hoffnung. Sie musste langsam weiter schleichen in der Hoffnung, dass der Säbler sie nicht sehen würde und irgendwann einfach das Interesse verlor. Langsam tat sie Schritt für Schritt. Immer so leise wie möglich. Sie durfte nun keinen Fehler mehr machen. In gleichem Tempo folgte ihr der Nachtsäbler. Weil er nicht wusste was er da roch und auch nichts sah, war er sehr vorsichtig. Mehrere Minuten ging dieses gefährliche Spiel bis neben ihr ein weiterer Säbler auftauchte. Voller Angst blieb Sicarius stehen. Sie wusste nicht was sie jetzt tun sollte. Aber der andere Säbler ging schnurstracks auf den ersten Säbler zu und stieß ihn in die Seite. Voller Wut ließ der erste Säbler von Sicarius ab und fauchte den zweiten Säbler an. Wie es weitergehen würde wartete Sicarius nicht ab sondern floh so schnell sie ohne ihre Tarnung zu verlieren konnte, den Hügel hinauf.

Und da stand er. Rivern Frostwind. Er gehörte nicht zu den bekanntesten Nachtelfen, noch war sein Rang besonders hoch aber es gab viele Geschichten über ihn und die die ihn wirklich kannten - nein, die die Ehre hatten ihn kennen zu dürfen, achteten ihn mehr als alles andere. Nicht man selbst konnte wählen wann man ihn kennen lernte, nein er rief einen zu sich. Es war die höchste Ehre die man sich vorstellen konnte. Sicarius verwandelte sich zurück und ging mit langsamen Schritten auf ihn zu. Er hatte weißes Haar und war in weiß gekleidet. In seiner rechten Hand hielt er einen Holzstab. Daneben stand der größte Frostsäbler den Sicarius je gesehen hat. Er war lila gestreift und machte einen nicht ungefährlichen Eindruck. Sicarius spürte wie Furcht in Ihr Aufstieg. Schnell blickte sie zu Boden und fiel auf die Knie.

"Elune Adore." bekam Sicarius heraus.

"Elune Adore, Schwester des Waldes. Bitte steht auf. Ich bin nicht würdig das du vor mir niederkniest." sagte Rivern mit einem lächeln im Gesicht.

Zögernd stand Sicarius auf und blickte ihm in die Augen.

"Ihr habt mich rufen lassen?" fragte sie ihn.

"Ja, das ist richtig. Ich habe Euch rufen lassen um Euch eine Ehre zuteil werden zu lassen die nicht viele Nachtelfen erfahren. Aber bevor ihr Eure Belohnung erhaltet werdet ihr noch einen langen und schweren Weg zurücklegen müssen. Seid ihr bereit dafür? Die Belohnung sollte es Euch zumindest Wert sein." sprach Rivern.

"Ich tue alles was ihr mir auftragt zu Tun." antwortete Sicarius knapp.

"Gut mein Kind. Aber zuerst sage ich Euch für was ihr die Mühen auf Euch nehmt." Rivern trat an den Rand des Hügels und blickte nach unten. "Es sind schöne Tiere. Aber sehr gefährlich." er ließ den Blick über die Menge schweifen. "Es gibt nur wenige die die Begabung haben Sie zu jagen aber es gibt noch weniger die auch den Mut aufbringen Sie zu zähmen. Ich bin einer von Ihnen. Ich zähme diese wilden Frostsäbler und mache sie zu Reittieren. Es ist meine Lebensaufgabe und Eure, Sicarius, wird es sein Euch eines dieser wundervollen Tiere zu verdienen." Er drehte sich um und blickte Sicarius an. Geschockt aber mit großer innerer Freude blickte sie Rivern an und fasste dann allen Mut zusammen und sagte:

"Was muss ich tun um mich würdig zu erweisen?"

"Eure erste Aufgabe ist es mir Fleisch zu besorgen. Meine Tiere sind hungrig. Bringt mir das Fleisch der mächtigsten Bären des Landes damit meine Tiere Stark bleiben. Und bringt mir Fleisch von den Chimären damit meine Tiere mit Leichtigkeit über den Schnee rennen können. Solltet ihr diese Aufgabe erfüllt haben, erwartet Euch die nächste aber nun geht und kommt nicht zurück bevor ihr habt was ich verlange!" antwortete Rivern mit erhabener Stimme.

Ohne ein weiteres Wort drehte sich Sicarius um, verwandelte sich zurück in die Katze und schlich zu ihrem Nachtsäbler. Auf dem Weg sah sie die zwei Frostsäbler immer noch gegeneinander kämpfen. Es waren mächtige Tiere die einiges aushielten. Sicarius dachte über ihre Aufgabe nach und wusste das sie es nie alleine schaffen würde. Aber sie wusste auch das ihr jemand zu Hilfe kommen würde. Ein sehr guter Freund. Sie ritt so schnell ihr Säbler sie tragen konnte zurück nach Everlook und verfasste einen Brief. Sie übergab ihn dem schnellsten Postreiter der sich finden ließ und nahm sich dann in der Besten aber immer noch sehr widerlichen Kneipe ein Zimmer. Voller Stolz sank sie dort dann auf ihr Bett und schlief ein.

Sicarius wachte auf als sich plötzlich die Tür zu ihrem Zimmer öffnete. Die Sonne schien schon durch das Fenster so das sie zuerst nicht sah wer sich dort anschlich bis es zu spät war. Aus dem Nichts tauchte vor ihr eine Gestalt auf und Sicarius fuhr zusammen bis sie erkannte wer sich dort genähert hatte:

Jiri, der Schurke. Er war ein Nachtelf und der ultimative Meister der Tarnung. An jeder Seite seiner Hüfte, hatte er einen Dolch hängen mit dem er sofort jeden lautlos töten konnte, den er wollte aber sein Gesicht trug ein Lächeln.

"Bei Elune habt ihr mich erschreckt. Habe ich Euch nicht schon einmal gesagt das ihr das lassen sollt?" sprach Sicarius etwas verärgert, drückte Jiri dann aber an sich. "Danke das ihr meinem Ruf gefolgt seid. Bitte wartet draußen auf mich."

"Gerne doch meine Schöne." antwortete Jiri und schlich so leise aus dem Raum wie er gekommen war.

Sicarius zog sich an und ging dann zu Jiri.

"Ich habe eine wichtige Aufgabe erhalten. Alleine würde ich wohl alle Ewigkeit dafür brauchen aber mit Euch zusammen werde ich es schneller bewältigen können."
So gingen beide hinaus und suchten Bären und Chimären, töteten sie und entnahmen ihnen ihr Fleisch. Dies machten sie mehrere Tage lang bis Sicarius endlich die von Rivern gewünschte Menge beisammen hatte.
Sicarius bedankte sich bei Jiri und ritt dann mit ihrem voll gepackten Säbler nach Norden. Aber dieses mal nicht zu Rivern. Den er hatte ihr, weil er wusste das sie niemals mit dem Fleisch lebend durch das Revier der Frostsäbler käme, das Versteck des Lagers verraten an dem eine Kollegin von ihm stand. Sicarius übergab ihr fröhlich das Fleisch und die Elfin sagte: "Ich danke Euch. Nun begebt Euch zurück zu Rivern. Er wird Euch Eure zweite Aufgabe geben.". Doch etwas enttäuscht stieg Sicarius wieder auf den Säbler und ritt nach Westen, wieder auf Frostsaberrock zu. Dieses Mal gelang es ihr ohne Zwischenfall durch die Menge zu kommen und als sie wieder vor Rivern stand sagte sie:

"Ich habe die erste Aufgabe wie von Euch verlangt erfüllt. Was verlangt Ihr nun von mir?"

"Ihr habt uns schon einen großen Dienst erwiesen. Ihr seid nun ein Freund von uns aber ihr habt trotzdem noch einen langen Weg vor Euch. Deshalb gebe ich Euch nun Eure zweite Aufgabe.", antwortete Rivern und machte eine lange Pause.

"Wie ihr wisst hausen in Winterspring die Furbolgs. Allerdings nicht die Timbermaw-Furbolgs, sondern ihr rivalisierender Clan die Winterfall Furbolgs. Sie haben ihr Lager in der Nähe von Everlook aufgeschlagen. Ganz sicher wollen sie bald die Stadt angreifen. Dies müssen wir verhindern aber unsere Armee ist noch nicht groß genug, deshalb müsstet ihr die Furbolgs solange belästigen und davon abhalten uns anzugreifen bis wir die Vorbereitungen zum Angriff abgeschlossen haben. Tötet so viele Furbolgs wie möglich. Sie erhalten dauernd Verstärkung also hört nicht auf zu töten. Wenn ihr die Chance habt, dann tötet auch ihren Häuptling. Sie werden schnell einen neuen wählen aber ich bin sicher ihre Moral wird zeitweilig sinken. Wir und die Timbermawfurbolgs werden es Euch unendlich danken. Genauer gesagt könnt ihr Euch mit dieser Aufgabe schon euren Säbler verdienen aber wenn ihr wollt habe ich bald noch eine dritte und letzte Aufgabe für Euch aber nun geht und haltet diese Furbolgs auf."

Wieder ging Sicarius ohne ein weiteres Wort von dannen und überlegte was sie tun könnte. Furbolgs waren nicht viel größer als Elfen aber wesentlich stärker. Dieses Mal konnte Jiri nicht ganz soviel helfen. Sie brauchte einen echten Ritter. Da fielen Ihr zwei ein. Dragos der Krieger und Rondrer der Paladin. Also eilte sie schnell wieder zum Briefkasten und schickte den beiden einen Brief in der Hoffnung das zumindest einer kommen würde. Einen Tag später standen sie dann vor ihr. Dragos in einer matten Rüstung voller Stacheln und Rondrer in einer polierten, glänzenden Rüstung welche die Sonne in allen Farben darin strahlen ließ.
"Ich grüße Euch. Ihr habt meinen Brief gelesen und wie ich sehe seid ihr meinem Ruf gefolgt. Also kommt und lasst uns zum Dorf gehen und aufräumen."

So gingen sie hin und schlachteten die Furbolgs ab. Doch Dragos und Rondrer waren tapfere Helden von Azeroth und hatten nicht ewig die Zeit Sicarius zu helfen. Zwar kam immer mal wieder einer von beiden vorbei doch es ging zu langsam voran. Sicarius merkte das sie mehr Hilfe brauchte um ihr Ziel zu erreichen. Wesentlich mehr Hilfe. Deshalb wandte sie sich an die einzigen die sie noch kannte:

An Euch![CH]