Review
War es in letzter Zeit eher ruhig im Lager der erfolgreichen Tennisumsetzungen, melden sich nun zwei herausragende Vertreter aus ihrem Ruhestand zurück und zeigen der Konkurrenz was gutes Tennis ist. Aber welches Spiel ist für welchen Spieler am besten geeignet? Diese Frage kann nur ein Vergleichstest klären.
Alles dasselbe…
Wenn man sich die nackten Tatsachen anschaut, bieten beide Spiele im Grunde das Gleiche. Herz beider Spiele ist es, einen selbst erstellten Spieler auf Platz eins der Weltrangliste zu bringen, indem man ihn in verschiedenen Minispielen trainiert und so den Charakter immer weiter verbessert, um dann die entsprechenden Turniere zu gewinnen. Dabei bietet Top Spin 2 24 Originalspieler wie Roger Federer oder Venus Williams, während Virtua Tennis 3 sich mit 20 begnügt. Auch Originalgetreu nachgebaute Tennisplätze, wie zum Beispiel Wimbeldon bieten beide Titel.
Spätestens sobald der erste Aufschlag erfolgt, wird klar, wo die Unterschiede liegen. Virtua Tennis 3 bleibt dabei seiner Arcade- Vergangenheit treu. Mit lediglich drei Tasten lassen sich alle Spielzüge ausführen, was auch ein problemloses Spielen mit der Tastatur ermöglicht. Zusätzlich trifft die eigene Spielfigur immer ins gegnerische Feld und befördert den Ball nur selten ins Aus. Top Spin 2 ist hingegen, wie sein Vorgänger eine beinharte Tennissimulation in der alles ganz genau berechnet wird. Dies schlägt sich auch in der Steuerung nieder, die nur mit einem GamePad gut von der Hand geht, da zum Beispiel viel Gefühl beim Angeben der Ballrichtung gebraucht wird, um den Ball in das gegnerische Feld zu befördern.
Simulation vs. Arcade
Top Spin 2 merkt man sein Anliegen auch im Rest des Spiels an. Während in Virtua Tennis 3 der eigne Charakter eher mit absurden Minispielen wie "Alien-Angriff" (eine Art "Space Invaders" mit Tennisbällen) seine Leistungen verbessert, gibt es bei Top Spin 2 mehr real angehauchte Trainingssessions, in denen unter anderem bestimmte Punkte auf dem gegenüberliegenden Spielfeld getroffen werden müssen. Alles in einem gewissen Zeitlimit natürlich.
Auch der Managerpart ist in Top Spin 2 ein wenig anspruchsvoller, aber auch trockener. So müssen Sponsorenverträge abgeschlossen, neue Trainer anheuert werden, falls der Alte einem nichts mehr beibringen kann und so weiter. Dies alles in eher langweiligen Menüs. In Virtua Tennis 3 hingegen, steht dem Spieler immer derselbe Coach zur Seite. Dieser schenkt einem bei Erfolg das ein oder andere Kleidungsstück und gibt ansonsten nur seine Meinung über das integrierte E-Mailsystem kund. Sein Training und die Matches wählt man hier auf einer frei drehbaren Weltkugel aus. Was Top Spin 2 allerdings fehlt und dafür Virtua Tennis 3 bietet, ist ein Ausdauerbalken. Nach jedem Training oder Match fällt dieser Balken ab und irgendwann wirkt sich die fehlende Ausdauer auf das eigene Spiel aus. Spätestens dann sollte man zumindest einen Energiedrink zu sich nehmen oder einfach mal Urlaub machen und dafür eben einige Turniere sausen lassen.
Die Tennis-Sims
Bei der Charaktererstellung geben sich hingegen alle Titel nicht viel. Beide bieten ein Erstellungssystem, dass mit The Elder Scrolls IV Oblivion mithalten kann. Allerdings gibt es bei Top Spin 2 einen Shop in dem gezielt Kleidung und Schläger einkauft werden können, um seinen Charakter zu gestalten. Bei Virtua Tennis 3 erhält man neue Ausstattung nur vom Trainer oder bei Turniergewinnen.
Neben dem Weltranglistenaufstieg gibt es die Möglichkeit zum einen Einzelmatche bzw. Turniere gegen die KI oder bis zu drei andere Mitspieler, sowohl offline als auch online, zu bestreiten. Zum anderen gibt es die Mini- oder auch Partyspiele. Die Anzahl der Minispiele ist bei Top Spin 2 mit drei Stück allerdings eher Mau. Virtua Tennis 3 kann hier mit satten zwölf Stück dagegen halten, die fast alle auch im SinglePlayer bekannt sind und durchweg Spaß machen.
Der langweilige Rest
In technischer Hinsicht fällt sofort auf, dass Virtua Tennis 3 ein echter Xbox360-Port ist. Besonders die Charaktere stehen ihren realen Vorbildern in Nichts nach und die Grafik ist wirklich NextGen. Dafür leidet die Darstellung der Tennisplätze etwas. Diese sehen bei Top Spin 2 doch besser und detaillierter aus. Im Soundbereich bieten beide sehr gute Kost mit den Standardgeräuschen, aber sehr wenig Sprachausgabe, die nicht weit über ein Stöhnen beim Aufschlag hinausgeht. Bedingt durch das GamePlay ist auch die KI in Virtua Tennis 3 nicht ganz so anspruchsvoll, wie in Top Spin 2. Sie ist zwar durchaus fordernd, aber man hat schnell die Schwächen des Gegenübers auswendig gelernt und kann dementsprechend vorausschauend spielen. Auch macht die KI besonders auf den unteren Ranglistenplätzen mehr Fehler. In Top Spin 2 ist sie nicht so nachsichtig, weshalb auch die Lernkurve entsprechend groß ist. Ohne ausreichend Training sieht man dort kein Land gegen die sehr cleveren Gegner.
Fazit
Virtua Tennis 3 ist für Anfänger und Fortgeschrittene. Top Spin 2 ist für Fortgeschrittene und Profis. So lässt es sich ganz einfach zusammenfassen. Virtua Tennis 3 eignet sich besser um eine kleine, lustige Runde mit Freunden zu absolvieren. Top Spin 2 ist hingegen für den harten Wettbewerb geeignet. So ist jedes der Spiele auf eine bestimmte Zielgruppe zugeschnitten. Sowohl technisch, als auch spielerisch bieten beide Titel absolut hochwertige Kost und halten die Fahne der jeweiligen Serie weiterhin hoch.[CH]
Virtua Tennis 3 -
Top Spin 2 -
(Als Probeartikel für die Bewerbung bei der GameStar verwendet und am 30.05.2007 veröffentlicht)