Warnung: Da (sinnvollerweise) in Schwimmbädern und Saunen keine Fotos gemacht werden dürfen und ich in meiner Badehose eh keine Taschen habe, enthält der heutige Eintrag stattdessen einige Katzenbilder.

Kurzflossen und große Flossen

Es ist manchmal schon echt komisch, wie sich Dinge von heute auf morgen verändern können. Anfang des Jahres war es beispielsweise kein Problem für Lysanda mit ihren Flossen in unserem lokalen Hallendbad schwimmen zu gehen. Jetzt in der Wintersaison ist das jedoch nicht mehr möglich. Nein, die Badeordnung hat sich nicht geändert. Die schiebt die Verantwortung an den Bademeister. Und der hatte wohl letztes Jahr ein unschönes Erlebnis mit jemanden, der scheinbar durch eine Flosse verletzt wurde. Deswegen lässt er sie faktisch nur noch bei leerem Schwimmbecken zu. Keine Ahnung wie das passiert sein soll. Aber gut. Ich kann freilich den (vermutlich unterbezahlten) Bademeister da verstehen, dass er auf den Stress keine Lust hat. Da Lysanda jedoch das Schwimmen ohne Flossen überhaupt keinen Spaß macht, ist das lokale Hallenbad damit für uns wieder gestorben. Viel zu unsicher, dass wir hinkommen und sie dann die Flossen nicht benutzen darf.

Stattdessen haben wir uns mittlerweile mal das schon 2021 umgebaute Nordbad angeschaut, obwohl es weiter weg ist. Lysanda war da früher häufiger drin. Ich nur hingegen einmal mit ihr – was mir ehrlich gesagt gereicht hatte. War damals nur ein enges Rechteck in einem klaustrophoben 60iger Jahre Bau. Aber nach dem Umbau müssen wir ganz klar sagen, dass es jetzt ein wirklich einladendes Sportbad geworden ist. Da kann man jetzt anständig und sortiert seine (50m-)Bahnen (Lysanda mittlerweile 60 – ich begnüge mich noch mit 45) ziehen. Ganz anders als im Herrenbecken des Jugendstilbads (nerviges Seil als Trenner von Nicht- und Schwimmerteil plus haufenweise unsortierte Rentner) oder auch im lokalen Hallenbad (großes Becken, großes Chaos). Und preislich ist es dank Rabattkarte trotzdem völlig okay (3,50 [höchste Rabattstufe] bis 5 EUR [einzelne Tageskarte]). Mal schauen, ob es im Sommer ebenfalls zu gebrauchen ist. Da ist der Innenbereich nämlich zu und nur die beiden Außenbecken geöffnet.

Nackt rumsitzen

Doch wir gehen nicht nur weiter regelmäßig schwimmen. Nach unserer ersten Saunaerfahrung im August, haben wir in gewisser Weise Blut bzw. Schweiß geleckt. So waren wir nicht nur seitdem ein paar weitere Mal in den Schwitzkammern, sondern haben auch schon die nächsten Ausflüge geplant. Unsere “GoTo-Location” ist dafür weiterhin das Jugendstilbad, obwohl das mit dem Schwimmen nicht so der Brüller ist. Neben der – aus unserer Sicht – guten Spa- und Saunalandschaft, ist der Hauptgrund dafür das Geldsparen. Das Jugendstilbad ist nämlich im lokalen Schlemmerblock drin, den wir deswegen jetzt gelernt haben optimal auszunutzen. Dank des inkludierten Codes für Mobile-Gutscheine kann man mit jedem Schlemmerblock nämlich zwei Mal im Jahr gehen. Und da die Schlemmerblöcke bekanntlich am 30.11. auslaufen, konnten wir in den letzten Wochen ein paar Codes kostenlos/fürn Euro abgreifen :smile: . Das haben und werden wir entsprechend noch weiter “ausnutzen”.

Aber im Schlemmerblock 2024 waren noch zwei weitere Lokationen mit Saunen drin, die wir deshalb mal besucht haben: Das Sport- und Wellnessbad Kelsterbach und die Odenwald-Therme. Spoiler: Wir finden es echt schade, dass Kelsterbach im 2025er Block nicht mehr mit dabei ist :sad: .

Odenwald-Therme

Ein unzusammenhängendes Symbolbild

Okay, für den ersten Negativpunkt kann die Therme an sich nichts. Wir wohnen nun einmal rund 60km davon entfernt. Entsprechend waren die Anforderungen an die Therme schon von Anfang an relativ hoch, damit wir da überhaupt ein 2. Mal hingehen würden. Allerdings wurde es vor Ort nicht wirklich besser. So sind die Umkleiden, Spinde und Durchgänge ziemlich klein – und durch einige Umkleidekabinen gehen auch noch Säulen. Lysanda war echt froh, als sie aus der Dusche wieder raus war. Und dann gab es für den Saunabereich im 1. Stock keine separate Umkleide. Man musste sich also unten um-/ausziehen und hochlatschen.

Zuerst waren wir aber im Badebereich der Therme… und ja, die Begeisterung hielt sich in Grenzen. Mit Schwimmen ist da überhaupt nichts zu wollen. Stattdessen ein relativ verbautes Innenbecken zum faktisch nur drin rumstehen und einweichen und ein auch nicht viel größerer Außenbereich, in dem man ebenfalls außer dumm rumstehen und ab und zu auf Blubberblasen sitzen nicht wirklich viel tun kann. Der Strom der in den Außenbereich und wieder reinführt ist für Kinder sicherlich ganz nett. Aber insgesamt hat uns der Badebereich absolut nicht gefallen. Einfach nur dumm rumstehen ist uns einfach zu langweilig :smile: . Ihr könnt uns ja gerne in den Kommentaren erklären, was man da zum Zeitvertreib macht. Und nein, zum Unterhalten war es schon wieder zu laut dort.

Der Saunabereich

Wir sind dann also recht zügig in den Saunabereich gewechselt. Lysanda fühlte sich dort ein bisschen deplatziert, weil so viele sich an ihre Bademäntel und Handtücher klammerten, während wir frei herumliefen. Aber vielleicht frieren die älteren Damen und Herren schneller oder so… Wir waren aber freilich nicht dort, um andere Menschen anzustarren. Es ging ja ums Saunieren. Nett waren die Infrarotlounge (zwei Holzbänke mit jeweils Infrarotwärme am Rücken) sowie das sehr geräumige und mit farbigem Licht ausgestattete Sanarium (60°C). Die Vogelsauna (80°C) war ebenfalls geräumig, aber wer da das Vogelgezwitscher zusammengestellt hat, hat sich echt nicht viel Mühe gegeben. Sehr abrupte und kurze Einspieler nur, die da zu hören waren. Das Dampf- und Aromabad (40°C) sowie die Kräutersauna (80°C) hatten hingegen ein Platzproblem. Sehr eng, klein und entsprechend überfüllt irgendwie. Sowieso eine Aussage, die auf den gesamten Saunabereich zutrifft. Mehrere Reihen von Liegestühlen eng an eng und wenn die Horde zum Aufguss lief, war auch in den Gängen wenig Platz. Das “Schwimmbecken im Außenbereich” war uns hingegen schlicht zu kalt, um nach einem Saunagang darin zu chillen. Im Meeresklimaraum waren wir ebenfalls (ich als alter Asthmatiker länger als Lysanda), aber mehr als “nett” war das ebenfalls nicht.

Wir haben außerdem zwischendurch mal das Saunarestaurant besucht und dort 30,40 EUR gelassen für eine Thunfisch-Pizza, ein 08/15-Schnitzel mit Pommes Frites sowie zwei Getränken. Preislich also gar nicht so schlecht. Lysanda fand die Pizza auch so weit okay, das Schnitzel hatte aber einen komisch Geschmack. Eine Vermutung von Lysanda war, dass das Fett in der Fritteuse vielleicht schon länger nicht mehr gewechselt wurde. Wir wissen es aber freilich nicht.

Alles zusammen genommen ist das Fazit für die Odenwald-Therme leider ziemlich vernichtend: Im aktuellen Zustand werdet ihr uns dort trotz Schlemmerblock-Rabatt definitiv nicht mehr antreffen.

Sport- und Wellnessbad Kelsterbach

Jules braucht keinen Whirlpool. Zum Chillen reicht ein Karton.

Aufgrund eines Brandes waren die Außensaunen nicht im Betrieb, aber für uns war es ausreichend zwischen Biosauna (65°C), Dampfbad (45°C) und Whirlpool (35°C) zu wechseln. Ja, mit einer finnischen Sauna (85°C+) haben wir uns (noch) nicht wirklich angefreundet. Halten es da immer nur so 5 Minuten aus. Der Whirlpool hat hingegen ein Feature, das ALLE Whirlpools in Schwimmbädern haben sollten: Einen Knopf, um ihn anzumachen. Er macht zwar nach einem Durchgang eine Pause von einer Minute, aber es ist trotzdem echt praktisch nicht von irgendwelchen Zeitschaltuhren im Hintergrund abhängig zu sein, von denen man nicht weiß, wie sie eingestellt sind. Im Jugendstilbad wartet man oft eine halbe Ewigkeit, bis das Geblubber vielleicht mal wieder angeht…

Bevor wir aber in den Saunabereich (mit separater Umkleide) gegangen sind, waren wir erneut erst in der Badeabteilung. Schließlich steht “Sportbad” drauf – und ist auch tatsächlich drin. Das Becken mit den 25m-Bahnen ist zwar nicht sonderlich groß, aber es hat abgetrennte Bahnen und es war zum Glück nicht viel los. Entsprechend konnten wir relativ locker unsere Kilometer schwimmen. Anschließend waren wir noch kurz im Außenbecken, bis mir der Kopf eingefroren ist und sind dann in den Saunabereich gewechselt. Der Badebereich hat somit seinen Sinn und Zweck für uns erfüllt. Einziges Problem ist höchstens der Kiosk mitten in der Halle. Echt nicht gut für den Magen, wenn man dauernd die frisch frittierten Pommes Frites riecht bzw. die Leute essen sieht. Aber wir konnten uns zurückhalten :wink: .

Zusammengefasst empfanden wir unseren Aufenthalt im Sport- und Wellnessbad Kelsterbach also als wirklich angenehm, trotz der 30km Fahrt. Doch wie gesagt, ist es leider im Schlemmerblock 2025 nicht mehr drin. Und für den vollen Preis ist es dann wieder teurer und weiter weg als das Jugendstilbad. Vielleicht kehrt es ja 2026 wieder zurück.

Epilog

So viel also zu diesen zwei Lokationen, falls ihr mal in der Nähe sein solltet. Für uns geht es dann im Weihnachtsurlaub mindestens nochmal ins Jugendstilbad in die Saune (die Mobile-Gutscheine gelten vier Wochen nach dem Kauf – also auch noch im Dezember, wenn man Ende November zuschlägt). Und im Nordbad werden wir ebenfalls die nächsten Samstage (da ist am Nachmittag quasi nichts los im Schwimmerbecken) aufschlagen. Vielleicht mache ich dann mal die 50 Bahnen.

Sicarius

Auf der Stelle gehen

Passt perfekt!

Okay, wir geben es offen zu: Wir sind fremd gegangen! Wir haben uns wieder ein Sportgerät angeschafft, aber dieses Mal nicht von Sport Tiedje – die jetzt übrigens “Fitshop” heißen. Stattdessen haben wir es über Amazon bestellt. Ganz einfach, weil wir bei Sport… äh dem Fitshop nichts passendes gefunden haben. Lysanda war nämlich schon länger auf der Suche nach einem Walking Pad. Wir gehen zwar weiterhin fast täglich spazieren, aber der Gedanke war auch Zuhause hin und wieder ein paar Schritte zu gehen – oder sogar zu Laufen. Die Entscheidung fiel nämlich auf das Toputure Laufband/Walking Pad* für ca. 220 EUR.

Erfahrungsbericht

Wir haben das Laufband seit gut zwei Monaten im fast täglichen Einsatz. Ganz einfach, weil es so platzsparend ist, dass es neben die Couch im Wohnzimmer passt. Entsprechend ist selbst abends am Fernseher meist einer von uns drauf und geht ein wenig – und genau sowas war der Hintergedanke. Einfach in Situationen, in denen man normalerweise Sitzen/Stehen würde, die aber nicht unbedingt ortsgebunden sind, auf das Laufband wechseln. Die Laufgeräusche sind dabei zwar wahrnehmbar aber nicht störend oder übermäßig laut (muss den Fernseher nur einen Ticken lauter machen). Und selbst unsere Katzen sind vom Laufband absolut begeistert. Ist es nicht von Menschen in Benutzung, dann schläft häufig eine darauf. Aber Achtung: Unbedingt eine Decke drauflegen, sonst nehmen sie es als Kratzbrett – was nicht gut für das Laufband ist.

Es kam gut verpackt bei uns an und der Aufbau ging einfach und schnell von der Hand. Und wie gesagt kann sowohl als Walking Pad oder als Laufband eingesetzt werden kann. Auf dem Bedienfeld (Fernbedienung liegt ebenfalls bei) sind sogar zwei Buttons um direkt auf 3 bzw. 6 km/h zu “springen”. In Anführungszeichen, weil das Laufband so intelligent ist und die Geschwindigkeit langsam erhöht. Das Ende der Fahnenstange sind 12 km/h. Also durchaus ein ganz schönes Tempo, was man darauf erreichen kann. Und für die zusätzliche Herausforderung lässt sich sogar noch eine Steigung von bis zu 7% einstellen. Das geht allerdings nicht über Knopfdruck. Stattdessen müsst ihr ganz klassisch an den Füßen die Rädchen rausdrehen.

Die andere Seite

Symbolbild

Klingt soweit super, aber ein paar Negativpunkte gibt es dann doch. So waren wir nach dem ersten Studium des Handbuchs etwas verwirrt: Wie muss beispielsweise das Band eingestellt sein? So wie wir es verstanden hatten, war es im Ergebnis viel zu locker – also haben wir es wieder zurückgestellt. Viel problematischer war aber die unbeantwortete Frage, ob jetzt direkt nach der Lieferung Öl eingefüllt werden muss oder es bereits geölt geliefert wurde. Da das Band komplett trocken erschien, haben wir uns erst einmal auf die Suche nach passendem Öl gemacht. Silikon-Öl* in der Flasche gibt es in den Baumärkten scheinbar nicht mehr. Das zum Sprühen lässt sich aber nicht kopfüber verwenden. Also mussten wir das Öl in einen Behälter sprühen und dann damit das Laufband befüllen. Hier wäre es super gewesen, wenn zumindest für die Erstbefüllung eine kleine Flasche Öl mit in der Lieferung dabei gewesen wäre.

Übrigens: Nach Rücksprache mit dem Hersteller muss in der Regel bei Lieferung kein Öl hinzugefügt werden, sondern erst 1-2 Monate nach Gebrauch.

Außerdem ist es ein wenig doof, dass es nur auf der Fernbedienung eine Pausentaste gibt. Man kann die Session über das Bedienfeld nur stoppen und wieder neu starten.

Katzensicher

Aber trotz dieser Punkte, können wir das Laufband definitiv empfehlen. Es ist alles in allem für den Preis ein super Gerät und es hat definitiv dazu geführt, dass wir seit ca. zwei Monaten noch mehr Kilometer gegangen sind als sowieso schon.

PS: Zusatz für Leseratten: Grundsätzlich kann man während dem Gehen durchaus auf dem Laufband lesen. Allerdings klappen selbst dünne Bücher auf dem mitgelieferten Aufsatz zu. Deshalb haben wir uns einen kleinen Plastik-Notenständer geholt, der in den Aufsatz reinpasst und die Möglichkeiten bietet die Buchseiten aufzuhalten.

PPS: Interessanterweise fühlt sich das Gehen auf dem Laufband ganz anders an als unser Spaziergang. Wesentlich anstrengender irgendwie. Wir wissen noch nicht so recht, wo der Unterschied liegt. Vielleicht, weil das Laufband ein konstanteres Tempo verlangt?

Sicarius

Kleine Elfen

Im Rahmen des Bildungsurlaubs haben wir nicht nur längere Texte geschrieben. Es war auch die Aufgabe sogenannte Elfchen zu jedem Thema zu verfassen. Ein Elfchen ist, wie Wikipedia es vorzüglich beschreibt, „ein kurzes Gedicht mit einer vorgegebenen Form”. Besagte Form sind 11 Wörter (deswegen “Elfchen”) aufgeteilt auf fünf Zeilen. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier und – quasi als abschließenden Höhepunkt – nochmal eins. Theoretisch hat jede Zeile auch noch eine eigene Bedeutung, aber darauf haben wir nicht wirklich geachtet. Finde ich sowieso immer ein wenig bescheuert wie viele Regeln es im kreativen Bereich mitunter gibt.

Hier also meine Elfchen in der Reihenfolge ihrer Entstehung:

Thema: Ein Sonntag in meiner Familie

Sonntag
Gelebte Tradition
Bibliothek und Großeltern
Ich freue mich darauf
Kindheit

Thema: Mein Leben

Reflexion
Eine Erinnerungslücke
Zurückdenken ist schwierig
Ich bin irgendwie enttäuscht
Traurigkeit

Thema: Meine 1. Liebe

Liebe
Totale Überraschung
Aus dem Nichts
Den ewigen Partner gefunden
Schicksalshaft

Thema: Meine größte Ressource

Lysanda
Augen geöffnet
Neue Perspektiven aufgezeigt
Auf meinem Weg begleiten
Liebe

Thema: Der Bildungsurlaub

Bildungsurlaub
Lehrreiche Woche
Neue Erfahrungen gemacht
Und das Leben wiederentdeckt
Zufrieden

Es klingt wie ein absolutes Klischee. Wie eine einfache, unkomplizierte und unverfängliche Antwort auf die Frage. Aber manchmal sind es nun mal die vermeintlich einfachen Dinge, die die größten Auswirkungen haben können. Es ist der berühmte Flügelschlag des japanischen Schmetterlings, der in Europa zu Überschwemmungen führt. Und für mich und mein Leben ist die Tatsache schlicht und einfach, dass Lysanda die größte Ressource für mich war und ist. Sie ist die Antwort auf die Frage, welche Menschen mich gestärkt haben. Sie ist diejenige, die mich am meisten geprägt hat und es jeden Tag weiter tut.

Das ist logischerweise eine große Last, die ich ihr da aufbürde. Doch ohne sie wäre ich nicht der Mann, der ich heute bin. Keine Phrase, keine Übertreibung – nur die harten Fakten. Sie ist da an meinen Tiefpunkten. Sie steht mir bei. Sie hört mir zu. Sie ist mit Rat und Tat an meiner Seite. Und sie hilft mir immer mich weiter zu entwickeln. Mich selbst zu finden. Sie reicht mir auf meinem Weg ins Ungewisse die Hand und begleitet mich.

Als ich aus dem Elternhaus nach 29 Jahren auszog, war ich auf der einen Seite hoffnungsvoll und gespannt, was jetzt mit mir passiert. Gleichzeitig war ich aber nun auch völlig allein und auf mich gestellt in einer fremden, neuen Umgebung. Das war entsprechend ein willkommener Nährboden für meine Selbstzweifel, meine Depressionen und meinen grundsätzlich negativen Ausblick auf den Rest meines Lebens zu dieser Zeit.

Dann trat Lysanda in mein Leben und plötzlich gab es einen Sinn für mein Dasein auf dieser Erde. Meine Selbstzweifel versuchen zwar bis heute dieses Glück unwirklich erscheinen zu lassen und es sicherheitshalber von mir wegzustoßen. Doch Lysanda, mein Fels in der Brandung, lässt das nicht zu. Sie findet es nicht gut, wie ich mit ihrem geliebten Ehemann umgehe und versucht stattdessen mich zu stärken.

Mir zu zeigen, dass ich nicht mehr alleine bin.
Mir verstehen zu geben, dass nichts in Stein gemeißelt und bis zum Ende des Lebens ertragen werden muss.

Wenn ich entsprechend zurückblicke. Zurückblicke auf den Sicarius im Jahr 2013, dann erkenne ich ihn kaum wieder. Ja, er ist und wird immer ein Teil von mir sein. Aber ich bin nicht mehr er und darüber bin ich sehr froh. Und ohne Lysanda hätte ich das nicht geschafft.

Deswegen ist sie der Mensch, der mich am meisten geprägt hat.
Der Mensch, der mir die meiste Kraft gibt.
Meine größte Ressource.

Und nicht nur aber auch deshalb liebe ich sie von ganzem Herzen.

(handschriftlich verfasst im Rahmen des Bildungsurlaubs Autobiografisches Gestalten und Schreiben)

Ich erinnere mich.

Ich erinnere mich, dass es wie aus dem Nichts kam.

Ich kannte sie zu dem Zeitpunkt schon ein paar Monate. Wir hatten uns “zwangsweise” auf der Arbeit kennen gelernt. Sie war im gleichen Team wie ich, saß im selben Büro und dort sogar an der Tür. Aber obwohl wir von Anfang an auf der Arbeit viel Zeit miteinander verbrachten, dachte ich mir nichts dabei. Wieso auch? Ich hatte mir zu diesem Zeitpunkt schließlich schon jahrelang – vermutlich zum Selbstschutz – eingeredet, dass sich sowieso niemand für mich interessiert. Schon gar nicht das andere Geschlecht. Dass ich nie wirklich das Haus verließ und zudem noch in einem vergleichsweise hohen Alter im Kinderzimmer des Elternhauses saß, war der Sache ebenfalls nicht wirklich dienlich. Insofern nahm ich sie einfach nur als nette, gleichaltrige Kollegin war – die zudem, wie ich, Katzen liebte. Entsprechend dachte ich mir nichts weiter dabei, als sie vorschlug doch mal ins Kino zu gehen. Also nicht alleine, sondern zusammen mit ihrer Freundin und deren Partner. Ich nahm das Angebot dankend an. Neu in einer fremden Stadt und mir durchaus bewusst, dass ich mehr raus musste, ignorierte ich meine inneren Widerstände entsprechend. Ich setzte sogar noch einen drauf und schlug vor, dass wir doch auch mal zu einem Konzert im Staatstheater gehen könnten. Sie willigte ein und wir machten einen entsprechenden Plan.

Aus dem Kinobesuch mit ihrer Freundin wurde am Ende nichts. Unser erstes, privates Treffen war stattdessen besagtes Konzert. Nur sie und ich. Als romantische Verabredung verstand ich den Abend nicht. In meinen Augen war es einfach nur ein netter Ausflug mit Kollegen oder maximal Freunden. Ja, meine Naivität kannte keine Grenzen. Und dann ging ich auch noch in der Vorhalle einfach an ihr vorbei! In ihrem hübschen, dunkelvioletten Kleid war sie mir gar nicht aufgefallen. Übrigens war das Kleid etwas, was ich ihr versprechen musste niemals ihrer Mutter zu erzählen. Gebt ihr also auf keinen Fall diesen Text zum Lesen! Nach dem Konzert brachte ich sie mit meinem Auto nach Hause und nichts weiter passierte. Wie gesagt: Für mich war es einfach nur ein netter Abend und mehr nicht.

Ein paar Wochen später, am darauffolgenden Ostersonntag, geschah jedoch etwas, was mich bis heute selbst überrascht. Gläubigere Menschen würden jetzt sicherlich irgendwas faseln von “Die Auferstehung Jesu brachte mir die Erleuchtung!” oder so einen Blödsinn. Fakt ist: Irgendwas in mir gab mir endlich den notwendigen Tritt in den Hintern und setzte eine Maschinerie in Gang, deren Räder sich bislang noch nie gedreht hatten. Entsprechend heftig traf es mich ohne, dass ich es wirklich realisierte.

Doch wir müssen einen Schritt zurückgehen: Es war also Ostersonntag. Ich war Zuhause bei meinen Eltern. Die buckelige und nicht so buckelige Verwandtschaft war wie jedes Jahr zu Besuch. Das Mittagessen war verspeist worden und ich hatte mich in mein altes Zimmer zurückgezogen, um meine sozialen Batterien wieder aufzuladen. Dann bekam ich plötzlich eine MMS. Das an sich war schon ungewöhnlich. Ich bekam zu dem Zeitpunkt nie Nachrichten. Meine wenigen Freunde kommunizierten anderweitig mit mir. Von wem kam sie also dann? Nun, von ihr. Wegen dem Konzert hatte ich ihr meine private Handynummer gegeben. Jetzt hatte sie mir darüber einen Ostergruß geschickt. Ein Foto mit einer Blume, einem selbstgezeichneten Osterhasen und – ganz wichtig – der kleinen Katzenfigur, die ich ihr warum auch immer geschenkt hatte. Vermutlich wusste mein Inneres schon länger Bescheid und tat heimlich Dinge, um mich zu leiten aber nicht gleich zu überfordern.

In diesem Moment änderte sich das jedoch schlagartig. Diese vermeintlich simple Geste von ihr triggerte mich massiv. Ich erinnere mich noch, dass ich anfing zu zittern und sehr nervös wurde, als ich die Nachricht las. Und in einer erneut für mich äußerst untypischen Reaktion fasste ich den Entschluss direkt eine Verabredung mit ihr auszumachen. Eine kurze Internetrecherche brachte eine kleine Kunstausstellung im Prinz-Emil-Garten in Darmstadt hervor. Also rief ich sie an – erneut eine für mich außergewöhnliche Entscheidung -, aber sie ging nicht dran. Heute weiß ich, dass sie Angst hatte abzuheben. Anfangs erzählte sie mir noch, dass sie unterwegs gewesen wäre und das Handy nicht dabeigehabt hätte. Ich schrieb ihr also eine kurze SMS zurück mit dem Vorschlag am nächsten Tag zu dieser Ausstellung zu gehen. Sie willigte ein und ein kurzer Anruf von mir später (dieses Mal ging sie dran), war der Termin ausgemacht. Ich war total ekstatisch, auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich verstand warum. Ich beendete darauf zügig meinen Besuch bei meinen Eltern und fuhr zurück in meine Wohnung in Büttelborn. Am nächsten Tag trafen wir uns vor ihrer Wohnung und gingen zusammen zum Park.

Meine erste Liebe (Aquarellzeichnung)

Der Park, und das ist nicht ganz unwichtig zu wissen, besteht aus einer Wiese auf einem Hang. Und oben auf dem Hügel steht ein kleines Schlösschen, in dem die Kunstausstellung sein sollte. Spoiler: Die Ausstellung haben wir am Ende nicht gefunden. Aber wir haben ehrlich gesagt nicht großartig danach gesucht. Stattdessen kamen wir oben mitten über der Wiese auf dem Hügel zum Halt. Den Blick in Richtung Stadt gerichtet. Und sie fing im Prinzip an wie auf einer Seifenkiste stehen ihr Leben vor mir und vielleicht der ganzen Welt auszubreiten. Ich weiß noch, dass mir das stellenweise etwas unangenehm und peinlich war. Obwohl es nicht der schönste oder sonnigste Tag war, waren wir mitnichten allein im Park. Speziell im Kopf geblieben ist mir mein verstohlener Blick hinter uns zu einem älteren Mann auf einer Parkbank.

Irgendwann machte sie dann doch mal eine Pause in ihrer Erzählung und wir versuchten etwas halbherzig die Ausstellung zu finden. Als das nicht gelang, gingen wir zurück zu ihr – und ich dieses Mal mit hoch in ihre Wohnung. Zu diesem Zeitpunkt war es bereits vollumfänglich um mich geschehen und ich ziemlich mit meinen Gefühlen überfordert. Wir redeten noch bis spät in die Nacht, bevor ich mich auf den Weg zurück in meine Wohnung machte.

Was die nächsten Tage folgte, war definitiv ein gutes Beispiel für die Phrase “Hals über Kopf verliebt”. Ich überschwemmte sie mit SMS und hatte gleichzeitig massive Angst irgendetwas falsch zu machen. Das wir uns weiter jeden Tag auf der Arbeit sahen und dort professionell sein mussten, half nicht gerade die Situation zu stabilisieren. Dass ich verliebt war, war mir aber immer noch nicht so richtig bewusst.

Wir hatten uns für Freitagabend zum Essen verabredet und ich war guter Dinge. Inspiriert von ihr, schrieb ich sogar endlich eine alte Kurzgeschichte zu Ende. Doch Freitag morgens hatte ich plötzlich eine Mail von ihr im Postfach. Es wäre ihr alles zu viel und sie wäre überfordert, stand darin. Ich sage euch, es waren quälend lange Stunden an diesem Tag auf der Arbeit. Wir saßen keine drei Meter von einander entfernt und doch fühlte es sich an als ob ein Ozean zwischen uns lag, weil ich nicht mit ihr darüber reden konnte. Und dann machten die beiden anderen Arbeitskollegen im Zimmer auch noch an diesem Tag länger! Ich war echt ein emotionales Wrack am Ende. Doch am späten Nachmittag (~17 Uhr) war es endlich soweit: Wir waren allein und ich konnte die Mail ansprechen.

Ich weiß nicht mehr, was ich gesagt habe. Aber es waren scheinbar die richtigen Worte und die korrekte Geste. Die Verabredung am Abend (18 Uhr…) blieb bestehen, wir redeten anschließend noch bis 3 Uhr in ihrer Wohnung und, weil ich meine eigene Fahrtüchtigkeit aufgrund meiner Müdigkeit in Frage stellte, übernachtete ich auch zum 1. Mal bei ihr.

Und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.

Die Geschichte meiner ersten und bislang einzigen Liebe.

Eine Erinnerung, an die ich mich gerne zurückerinnere.

(handschriftlich verfasst im Rahmen des Bildungsurlaubs Autobiografisches Gestalten und Schreiben)

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