Vor kurzem habe ich meine 300. Crowdfunding-Kampagne unterstützt. Und nein, ich habe keine Ahnung was das in Euros ausgedrückt bedeutet. Aber es dürfte nicht zu hoch gegriffen sein es im Bereich eines Kleinwagens zu sehen . Die Ehre Nr. 300 zu sein gebührte übrigens der Collector’s Edition von Broken Sword – Shadow of the Templars: Reforged (Baphomets Fluch). Schon wieder ein Remaster von Teil 1 der kultigen Point ‘n’ Click-Adventureserie, weil zum einen das 1. Remaster bereits 15 Jahre alt ist und zum anderen, weil das bei den Fans damals wohl nicht so gut angekommen ist. Und ja: Ich habe immer noch keinen einzigen Teil der Serie überhaupt gespielt. Ihr wisst doch “Sammeln” und “Spielen” sind zwei verschiedene Hobbies .
Mittlerweile unterstütze ich seit mehr als zwölf Jahren (Januar 2012) Projekte auf diversen Crowdfunding-Plattformen (hauptsächlich aber immer noch Kickstarter) und immerhin über 200 Kampagnen sind in dieser Zeit tatsächlich erfolgreich finanziert und mittlerweile vollständig abgeschlossen worden. Nicht alle mit der erhofften Qualität aber dennoch: Die Erfolgsquote von 68% kann sich sehen lassen. Ist also doch nicht alles nur “BETRUG!” wie viele so gerne gleich schreien. Am Freitag kam beispielsweise die physikalische Collector’s Edition für das gelungene System Shock-Remake rein. Damit ist die Kampagne aus dem Jahre 2016 auch endlich aus Backersicht vollständig abgeschlossen.
Das Jahr 2021
Heute werfen wir einen Blick auf mein Crowdfunding-Jahr 2021. 29 Projekten habe ich damals mein Geld angeboten. Vier weniger als 2020. Die Zahl setzt sich zusammen aus acht Videospielen, drei Spezialeditionen von bereits veröffentlichen Videospielen, neun Büchern (erneut alle zum Thema Videospiele oder -Hardware), vier Webcomicsammlungen, eine Ausgabe eines Videospielemagazins, zwei Erweiterungspacks für (ebenfalls über Kickstarter finanzierte) Brettspiele und zwei Dokumentation. An meinen grundsätzlichen Präferenzen hat sich quasi nichts geändert .
Vollständig abgeschlossen sind von den 29 Stück mittlerweile schon 20. Technisch gesehen sogar 21, aber aufgrund des horrenden Portos musste ich meine Unterstützung des 8-Bit Theater 20th Anniversary Book bekanntlich auf der Zielgeraden wieder zurückziehen. Es gab auch mal wieder eine Kampagne, die ihr Finanzierungsziel nicht erreichen konnte. Und zwar die für die Mega Book Collection. Es sollte ein Buch über die 16-Bit-Konsolen von SEGA werden. Aber obwohl Autor Darren Doyle grundsätzlich kein Unbekannter ist und vorher sogar schon zwei Bücher erfolgreich über Kickstarter finanziert hatte, war der Hype scheinbar nicht groß genug. Immerhin: Das Buch gibt es zumindest in der englischen Variante mittlerweile zum kostenlosen Download. Schaut also einfach mal rein, wenn euch das Thema interessiert!
Spieleentwicklung dauert!
Einen ebenfalls unrühmlichen Abschluss fand die Kampagne für das Erweiterungspaket The H.G. Wells zum offiziellen Brettspiel zur Serie Warehouse 13. Das wird vermutlich nie mehr das Licht der Welt erblicken, weil einer oder der Projektverantwortliche(n) verstorben ist. Zu dem Zeitpunkt war es zwar schon verspätet aber das an sich ist bei einem Crowdfunding-Projekt ja nichts Neues.
Und wen wunderts: Von den restlichen sechs noch nicht komplett abgeschlossenen Projekten sind fünf Videospiele . Entwickler haben es halt nicht so mit Timelines. Aber immerhin habe ich nur bei PAPRIUM (ein Pixel-Beat’em up von einem exzentrischen Franzosen) mittlerweile ein wenig die Befürchtung, dass es niemals erschienen wird. Beim Rest gibt es entweder schon was spielbares oder zumindest weiterhin fleißig Kommunikation. Und zwar handelt es sich um Infection Free Zone (von den Verantwortlichen hinter 911 Operator und mittlerweile in Steam Early Access), Medic: Pacific War (erlebt den 2. Weltkrieg aus Sicht eines Sanitäters), Worship (Pikmin/Overlord in einem satirischen Kult-Gewandt) und The Way of Wrath (ein Echtzeitstrategie/Rollenspiel-Mix).
Bleibt noch Projekt Nr. 29: Die Star Trek Voyager Dokumentation. Ende des Jahres soll sie zumindest endlich über (ausgewählte) Leinwände flimmern. Mit der Blu-ray rechne ich dann irgendwann 2025. Ein wenig komisch ist es aber schon, dass es dieses Mal so lange dauerte und vor allem gefühlt so wenig Kommunikation stattfand. Aber da ihre Dokumentation zu Star Trek: Deep Space Nine hervorragend geworden ist, bin ich weiterhin guter Dinge.
Die (Videospiele-)Erfolgsgeschichten
Unter den bereits komplett abgeschlossenen Projekten sind hingegen bislang “nur” drei Videospiele. Und zwar Vagrus: The Riven Realms, Queen’s Wish 2: The Tormentor und BROK the InvestiGator. Vagrus: The Riven Realms ist ein absolutes Hardcorerollenspiel (sie warnen sogar auf ihrer Steamseite vor dem Schwierigkeitsgrad!) in dem ihr in die Rolle eines Karawanenführers schlüpft und ja – faktisch mit eurer Truppe frei durch die Welt reist und versucht zu überleben. Es ist vergleichbar mit einer Pen-&-Paper-Rollenspiel-Kampagne und hat eine ähnliche Komplexität aber auch sehr viele Freiheiten und Möglichkeiten. Queen’s Wish 2: The Tormentor ist da komplett anders. Es ist ein klassisches Rollenspiel aus dem Hause Spiderweb Software, die faktisch seit Jahrzehnten nichts anderes produzieren. Grafisch jedes Mal wieder absolut pfui aber inhaltlich haben ihre Spiele für Rollenspieler sehr viel zu bieten. Deswegen haben sie immer noch ihre Fangemeinde – inkl. mich .
Und BROK the InvestiGator ist ein Mix aus Point ‘n’ Click-Adventure, Rollenspiel und – ganz wichtig – Beat’em up. Wer damals das fantastische Indiana Jones and the Fate of Atlantis gespielt hat, erinnert sich vielleicht noch an den “Actionpfad” auf dem Indy ebenfalls die Fäuste fliegen lassen durfte. Hier ist es quasi ein zentraler (aber optionaler!) Spielinhalt. Und es hat mittlerweile sogar einen kooperativen Modus für vier Spieler!
Definitiv dieses Mal keine Rohrkrepierer dabei in Sachen Videospiele. Und auch die Erweiterung Reflexionen* für das Brettspiel CANVAS* ist wirklich gelungen. Aber darüber werde ich dann mal berichten, wenn der finale Kickstarter abgeschlossen ist (eine große Box für Hauptspiel und beide Erweiterungen). Die Dokumentation First Person Shooter: The Definitive FPS Documentary hingegen? Nun, dazu hatte ich mein vernichtendes Urteil schon an dieser Stelle abgegeben. Das brauche ich an dieser Stelle nicht zu wiederholen.
Der Rest
Und sonst? Nun, hauptsächlich Bücher bzw. Webcomicsammlungen. Die Franzosen bei Third Éditions haben 2021 beispielsweise Geld für die Übersetzungen ihrer Bücher zu Halo* und Resident Evil* gesammelt. Ob es jemals deutsche Übersetzungen geben wird? Wahrscheinlich nicht. Der deutsche Markt ist vermutlich zu klein. Das gilt sicherlich auch für die restlichen Werke über Videospiele und Videospielehardware, die ich damals unterstützt habe. Darunter Monsters in the Dark: The Making of X-COM: Ufo Defense* (der Name sagt schon alles), XboxEra: Celebrating 20 Years of the Original Xbox (ebenfalls eindeutig benannt) und The Legacy of the Forgotten (Teil einer Reihe von Büchern über die frühen Grafikkartenhersteller wie z.B. S3). Über die inhaltliche Qualität kann ich noch überall etwas aussagen – dazu muss ich sie erst lesen. Aber der Ersteindruck von allen Titeln ist gut und von den meisten Autoren, die ich unterstütze, habe ich eh schon Kram im Regal stehen. Insofern .
Abschließend noch ein kurzes Wort zum Spielemagazin. Und zwar wurde 2021 die zweite Ausgabe von [lock-on] finanziert. Das als Magazin zu bezeichnen ist schon fast abwertend – vor allem in der Hardcover-Variante, die ich im Regal habe. Das ist eher mit einem großformatigen Buch zu vergleichen. Aber im Prinzip ist es eine Ansammlung von Essays über und rund um das Thema Videospiele. Geschrieben sowohl von erfahrenen Journalisten als auch den Entwicklern selbst und anderen bekannten Persönlichkeiten. Eingebettet/umgeben sind die Texte von teils echt fantastischen Zeichnungen und Grafiken. Herlich anmaßend quasi aber inhaltlich trotzdem hochwertig, informativ und nicht so überheblich verfasst wie viele Produkte unserer deutschen “Blogger-Elite”. Dafür aber nicht ganz billig… Immerhin kommt es aus England und nicht aus den USA. Sonst würden die Versandkosten vermutlich jeden Mehrwert ersticken.Fazit
So viel also zu meinem Crowdfunding-Jahr 2021. Unterm Strich hätte ich gesagt war abseits der FPS-Dokumentation nichts dabei, was ich wirklich bereue. Ja, ich habe noch nicht alles selbst konsumiert, insofern steht das finale Urteil noch aus. Aber basierend auf dem ersten Eindruck und den Tests/Reviews blicke ich auf ein wirklich erfolgreiches Jahr. Viele Projekte, die ich gerne unterstützt habe, wo es mich freut zu sehen, dass sie gut ankommen und eben auch der Großteil davon komplett abgeschlossen. Das muss man ja leider immer noch dazu erwähnen.