(Cover)

Huch? Schon vorbei? Wow, das ging schnell. Aber kein Wunder – was für eine Hammerstaffel! Mit Star Trek: Deep Space Nine – Staffel 3 haben die Macher endgültig alle Bremsen gelöst und rausgekommen ist eine Knallerfolge nach der andere mit wenigen Ausnahmen – darunter sogar drei Doppelfolgen! Sisko kriegt zwar erst gegen Ende der Staffel seinen Bart und hat hier zum letzten Mal noch seine volle Haarpracht, aber direkt zum Einstieg bringt er die U.S.S. Defiant auf die Station. Ein kampfstarkes kleines Schiffchen, das Abwechslung in den Stationsalltag bringen sollte, denn Fans beschwerten sich wohl nach dem Ende der 2. Staffel vor allem über drei Sachen:

  • Zu wenig Interaktion mit unbekannten Spezies – eine Beschwerde, die ich nicht verstehe, aber gut.
  • Sisko war zwar nicht verhasst, aber so wirklich relevant/präsent war er trotz seiner Position bislang nicht. Und ja, im Mittelpunkt standen in den ersten beiden Staffel eher Charaktere wie Odo, Quark oder O’Brien.
  • Die Folgen in denen es um Politik und Religion ging, was ich grundsätzlich ebenfalls nachvollziehen kann. Aber andererseits sind genau das zwei Aspekte, die weder bei Picard noch bei Janeway so wirklich relevant waren. Insofern ist es schon schick auch mal diesen Teil von Star Trek zu erleben.

Die Defiant war ein Lösungsansatz für alle drei Punkte. Man kam jetzt mehr raus, Sisko wurde präsenter (und am Ende zum Captain befördert) und der Kampf gegen das Dominion hat weniger mit Politik und Religion zu tun und mehr mit purer, spannungsgeladener Action. Insofern war die Einführung der Defiant unterm Strich ein voller Erfolg – trotz der ein oder anderen Logiklücke. Damit meine ich so Spritztouren wie in Das Equilibrium, die man mit einem Runabout hätte machen können. Schließlich soll die Defiant doch die Station beschützen. Ach, und das “nur die Romulaner dürfen die Tarnfunktion bedienen” ist ebenfalls direkt nach dem Staffeleinstieg irgendwie kein Thema mehr. Aber was solls: Wir haben sie trotzdem gern. Aber obwohl die Defiant schon direkt in Folge 1 auf den Plan tritt, ist sie tatsächlich erst ab Staffel 4 Teil des Vorspanns.

So viel Star Trek!

Im Hintergrund fand hingegen eine kleine Personalrotation statt. Unter anderem wechselten Showrunner Michael Piller und Bildregisseur Marvin Rush rüber zu Star Trek: Voyager. Captain Janeway begann nämlich ab Mitte der Staffel ihre Reise durch den Delta-Quadranten. Stattdessen übernahm ab jetzt bis zum Schluss Ira Steven Behr das Ruder. Faktisch ist die Version von Star Trek: Deep Space Nine (staffelübergreifende Handlungsböden, Kriegsszenarien und z.B. das Volk der Ferengi), die wir alle so positiv in Erinnerung haben, komplett auf seinem “Mist” gewachsen. Und der Wechsel des Bildregisseurs führte dazu, dass die Station buchstäblich stärker in den Fokus rückte. Bislang gab es eine klare Trennung zwischen den Charakteren im Vordergrund und der Station im Hintergrund. Ab Staffel 3 kamen jedoch andere Linsen zum Einsatz, die dafür sorgten, dass der Hintergrund klarer blieb. Deep Space Nine wurde quasi endlich ein richtiger Bestandteil der Serie. Und nein, wenn man es nicht weiß, würde es einem bewusst vermutlich nicht auffallen :smile: .

Erwähnenswert ist sicherlich noch, dass parallel zur Ausstrahlung der 3. Staffel Star Trek: Treffen der Generationen in die Kinos kam. Wir haben ihn auch chronologisch korrekt eingeschoben (nach Ferne Stimmen). Aber über die vier TNG-Filme gibt es dann einen separaten Eintrag (also am Ende von Star Trek: Voyager). Erwähnenswert ist es an dieser Stelle nur, weil dank des Films und Voyager die Crew auf der Raumstation neue Kommunikatoren bekam. Ja, das ist jetzt das Design wie es bis zum letzten Film genutzt wird. Die Ankunft des “neuen” auf der Station dauerte aber noch bis Staffel 4, obwohl er ja bereits jetzt seinen alten Posten los war.

Der Inhalt

Star Trek: Deep Space Nine (Paramount-Promo-Bild)

Die Überschrift für die 3. Staffel war für die Drehbuchautoren wohl “Paranoia”. Jetzt wo das Dominion etabliert wurde und sich herausstellte, dass die Anführer Formwandler sind, konnte man sich schließlich nirgends mehr sicher fühlen. Aber bei 26 Folgen blieb freilich auch genug Zeit für etwas Leichtigkeit in den Erzählungen. Aber holen wir doch mal wieder mein 3er Format raus:

Nicht so gut

  • Das Festival – Eine Folge ohne tieferen Sinn. Okay, es muss nicht alles immer total tiefgreifend sein. Aber das ist so eine Art “Spaß”-Episode, die vermutlich nur den Schauspielern Freude bereitet hat. Ich als Zuschauer hingegen empfand sie einfach nur dämlich und Lwaxana Einsatz eine Verschwendung dafür.
  • Meridian – Ein Planet, der zwischen zwei Dimensionen hin und her wechselt, ist grundsätzlich durch und durch Star Trek. Aber die Erzählung und vor allem die Liebesgeschichte zwischen Dax und Deral hauten mich nicht vom Hocker. Und das nicht nur, weil mir von Anfang an klar war, dass das nichts wird.
  • Die Erforscher – Sisko baut ein altes bajoranisches Raumschiff nach und fliegt damit zusammen mit seinem Sohn gen Cardassia. Joa… es ist zwar nett, dass man Sisko etwas Zeit gibt mehr mit Jake zu interagieren aber sonderlich spannend oder interessant ist das nicht. Und auch die B-Story mit Bashier und seiner Schulrivalin gleicht das nicht wirklich aus.

Durchschnitt

  • Facetten – Noch so eine Folge, die ursprünglich anderes geplant war und der man das anmerkt. Joran Dax haben wir am Anfang der Staffel kennengelernt und eigentlich sollte sein Part hier die Hauptgeschichte sein. Aber warum auch immer wurde sich dagegen entschieden. Was bleibt sind viele Schnippsel mit netten Eindrücken in Dax‘ Leben sowie die Möglichkeit für die Schauspieler sich etwas gehen zu lassen. Aber unterm Strich trotzdem eine verpasste Chance.
  • Ferne Stimmen – Die grundsätzliche Idee Bashirs Psyche als die Station und ihre Bewohner darzustellen ist auf dem Papier richtig cool. Und der Aufbau als eine Art Horrorfolge funktioniert ebenfalls grundsätzlich gut. Aber es fehlt ihr vor allem in der Mitte doch irgendwie der Biss.
  • Trekors Prophezeiung – Ein unterhaltsames Leerstück von wegen “man kann alles so interpretieren, wie man es will” und ein wichtiger Baustein in Siskos Entwicklung. Aber die eigentliche Story rund um das Kommunikationsrelais in den Gamma-Quadranten ist irgendwie nicht so spannend, wie es sich die Drehbuchautoren vermutlich gedacht haben. Und dann gibt’s auch noch unverschämtes Recycling! :smile: Das Relais ist nämlich das Armagosa-Laboratorium aus Star Trek: Treffen der Generationen.

Highlights

  • Star Trek: Deep Space Nine (Paramount-Promo-Bild)

    Durch den Spiegel – Der nächste Ausflug ins Spiegeluniversum. Man merkt den Schauspielern einfach an, dass sie Spaß daran haben ihre “dunkle” Seite zu verkörpern. Aber auch die Geschichte an sich ist gelungen und lässt mich als Zuschauer an den Rand des Stuhls rutschen.

  • Der geheimnisvolle Garak – Dass Garak der beste Star-Trek-Charakter aller Zeiten™ ist, hatte ich ja schon erwähnt. Jetzt also eine Doppelfolge mit ihm, Dr. Bashir und Odo in absoluter Höchstform und dann gibt’s zudem die erste größere Raumschlacht der Serie mit mehr Schiffen in einer Szene als man während Picards Abenteuer überhaupt gesehen hat. Vor allem Teil 1 ist sehr spannend und charakterstark.
  • Das Haus von Quark – Quark als vermeintlicher Klingonenmörder und (unfreiwilliger) Anführer eines Klingonenhauses. Allein anhand dieser Beschreibung weiß man schon, dass einen eine sehr amüsante Episode erwartet.

Kleiner Fakt am Rande: Das Finale, Der Widersacher, sollte ursprünglich mit einem Cliffhanger enden. Von wegen “Woah! Formwandler auf der Erde?!”. Paramount wollte das allerdings nicht. Möglicherweise dachten sie kurzzeitig darüber nach die Serie abzusetzen? Zum Glück ist das aber nicht passiert und wir haben die vollen sieben Staffel Material bekommen – und einen fulminanten Einstieg in die vierte Staffel.

Fazit

Wie eingangs erwähnt: Die dritte Staffel von Star Trek: Deep Space Nine hat richtig rein, wie man so schön auf Hochdeutsch sagt. Die Zeit verging mit wenigen Ausnahmen wie im Fluge und wir wurden vorzüglich unterhalten. So kann (und wird!) es definitiv weiter gehen. Und ja, ich verstehe mit jeder geschauten Folge immer weniger, warum die “wahren” Star-Trek-Fans die Serie nicht so gut finden. Im Gegenteil: Wir sind erst bei Staffel 3 und ich fühle mich in meiner Ansicht “Beste Star-Trek-Serie ev4r” schon jetzt wieder voll bestätigt.

(Cover)

Nachdem Zuschauer wie Macher in der ersten Staffel Bekanntschaft mit den Neuen im Star-Trek-Universum geschlossen haben, konnte es jetzt mit Star Trek: Space Nine – Staffel 2* endlich so richtig losgehen. Auch, wenn anders als auf dem Cover der DVD-Box, Commander Sisko immer noch keinen Bart hat :smile: . (Vermeintlich) losgelöst von den Ketten der Enterprise-D, konnten die Autoren endlich die Möglichkeiten der neuen Serie nutzen und die dazugehörigen Vorteile auskosten. Das fängt schon mit dem fulminanten Staffelstart an, wo uns ein Dreiteiler erwartet. Eine absolute Neuerung nicht nur im Star-Trek-Umfeld und etwas, was auch seitdem (soweit ich mich erinnern kann) von keiner Star-Trek-Serie wieder versucht wurde. Interessanterweise sind jedoch alle drei von jeweils anderen Autoren verfasst.

Laut Captain’s Logs: The Complete Trek Voyages* (hatte ich schon erwähnt, dass das Buch eine echte Schatztruhe für Hintergrundinfos ist? Schade, dass es unvollständig ist – es endet* bei Staffel 4 von DS9 bzw. Staffel 2 von Voyager) wollte Showrunner Michael Piller damit eine Art Befreiungsschlag ausführen. Ähnlich wie es In den Händen der Borg für Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert gewesen war. Quasi zeigen, was Star Trek: Deep Space Nine drauf hat und welche Möglichkeiten vor allem in Bezug auf die Erzählungen die neue Show bietet, die man bei Picard nicht hatte. Und ja, die Geschichte rund um die bajoranische Rebellenzelle “Der Kreis” ist unterm Strich spannungsgeladen, charakterstark und wirklich gelungen. Sie zeigt außerdem sehr gut, wohin die Reise gehen sollte: (Ein Stück weit) Weg von den in sich abgeschlossenen Einteilern hin zu einer übergreifenden Erzählung, auf deren Fortsetzung man sich jede Woche wieder freut.

Die unterschwellige Einführung des Dominion als zukünftiger Hauptantagonist der Serie im Verlauf der Staffel unterstreicht dieses Vorhaben zusätzlich. Schon vor der letzten Folge, Der Plan des Dominion, werden mehr oder wenig deutliche Hinweise in einzelnen Episoden auf diese ominöse aber offensichtlich extrem mächtige Organisation im Gamma-Quadranten eingestreut. Und dann zerstören die Jem’Hadar im Finale auch noch ziemlich mühelos ein Schiff der Galaxy-Klasse (etwaige Parallelen zu anderen Schiffen dieser Bauart waren garantiert beabsichtigt) mit ihren vergleichsweise kleinen Schiffchen. Krasser wäre es nur gewesen, wenn ihnen tatsächlich die Enterprise-D zum Opfer gefallen wäre. Aber die wurde ja kurz darauf für ihren Absturz in Star Trek VII: Treffen der Generationen* benötigt. Mal abgesehen davon, dass sich Deep Space Nine ja von den “Altlasten” lösen wollte. Wäre die Enterprise zerstört worden, hätten die Autoren die ersten Folgen von Staffel 3 vermutlich gebraucht, um aufgebrachte Picards-Fans zu beruhigen, dass es der Crew gut geht. Insofern war es durchaus die richtige Entscheidung stattdessen die Odyssey zu opfern.

Weitere vorzügliche Unterhaltung

Staffeleinstieg und das Finale waren also schonmal sehr gelungen. Aber wie sieht es mit den restlichen 23 Folgen der 2. Staffel aus? Nun, alles in allem tatsächlich hervorragend. Benjamin Sisko grinst zwar immer noch sehr häufig irgendwie ziemlich grenzdebil ohne Bart daher, aber Autoren wie Schauspieler finden langsam aber sich in ihre Rollen hinein und machen so die Staffel fast durchweg zu einem gelungenen Erlebnis. Mein persönliches Highlight ist dabei Der Blutschwur*. Ja, die Geschichte ist etwas sehr konstruiert und das Verhalten von Sisko und Dax eher so in Richtung “muss sein, damit die Erzählung vorankommt”. Aber es ist die erste richtige Klingonenfolge der Serie und dann auch noch mit Kor, Kang und Koloth – drei Charaktere aus der Originalserie. Nein, sie traten damals nicht einmal in derselben Folge auf. Das ist entsprechend so eine obskure Referenz, dass ich mich frage, wie der Autor überhaupt auf die Idee kam die drei zusammen zu packen, statt einfach neue Charaktere zu verwenden. Aber das Zusammenspiel der drei gealterten Herren funktioniert wunderbar und machen die Episode trotz ihrer inhaltlichen Schwächen zu einer vorzüglicher Unterhaltung.

Star Trek: Deep Space Nine (Paramount-Promo-Bild)

Mein zweites Highlight der Staffel ist die Spiegeluniversumsfolge Die andere Seite. Sie hat zwar noch nicht den starken Biss der späteren Spiegelfolgen, gibt aber bereits einen guten Einblick darauf was uns noch im weiteren Verlauf der Serie erwarten wird. Und sie zeigt erneut, wie wichtig und gelungen der Kontinuitätsgedanke von Star Trek: Deep Space Nine ist. Man hätte so viel anderes machen können. Aber nein, stattdessen setzten die Autoren tatsächlich auf dem Original (Ein Paralleluniversum) auf inkl. den daraus entstandenen Veränderungen. Absolut genial.

Und für mich die drittbeste Folge war Profit oder Partner. Wie ich schon im Eintrag zur 1. Staffel geschrieben hatte: Die Ferengi-Folgen sind nicht jedermanns Sache. Aber ich mag den Humor und den Witz, den sie in die ansonsten doch eher düstere und pessimistische Welt der Serie bringen. Und davon gibt es in der Gesellschaft von Quark & Co. mehr als genug. Mal abgesehen davon, dass speziell diese Episode gleichzeitig ganz viel handfeste Gesellschaftskritik enthält (die Unterdrückung von Ferengi-Frauen).

Außerdem nicht unerwähnt lassen möchte ich Die Ermittlungen. Erneut geht es um Odos Vergangenheit auf Terok Nor und damit entsprechende Rückblicke in diese Zeit. Das Implantat gibt hingegen die Bühne ganz für Garak und Dr. Bashier frei. Eine Folge, wo man als Zuschauer am Ende nicht wirklich schlauer ist als zu Beginn, was aber tatsächlich den großen Reiz ausmacht. Und in Das Tribunal bekommen wir erstmal tiefere Einblicke in die cardassianische Gesellschaft. Für mich macht dieser Aspekt von Star Trek (=Kennenlernen fremder Kulturen) irgendwie tatsächlich den größten Reiz aus.

Fazit

Ich fand Staffel 2 von Star Trek: Deep Space Nine wirklich fast vollständig gelungen und inhaltlich wie qualitativ auf hohem Niveau. Ich würde sagen vergleichbar mit Staffel 4 oder 5 von Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert. Da sieht man halt, dass die meisten der Macher nicht mehr ganz so neu im Star-Trek-Geschäft waren und stattdessen auf einer soliden Grundlage aufbauen konnten. Einzig Rätselhafte Fenna würde ich als eher schlecht bezeichnen. Aber selbst sie hat einen Mehrwert, in dem sie uns Einblick in den seelischen Zustand von Commander Sisko gibt. Sie ist also nicht ganz so zum Wegwerfen wie es vergleichbar schlechtes Material drüben bei Picards Crew war.

Entsprechend freudig blicke ich der 3. Staffel entgegen. Freilich auch, weil uns da was ganz besonderes erwartet. Ihr wisst schon: Die Einführung eines kleinen, unwichtigen und äußerst experimentelles Raumschiffchsens. Die U.S.S. Trotzig oder so :wink: .

(Cover)

Geschafft! 176 Episoden Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert* liegen hinter Lysanda und mir. Und ja, ich bin durchaus froh, dass es jetzt erstmal vorbei ist mit der Enterprise-D. Staffel 7* fühlte sich zwar unterm Strich besser an als Staffel 6. Aber nachdem wir neun Monate lang fast nur diese Serie konsumiert haben, wenn wir auf die Couch gegangen sind, ist es echt mal Zeit für was anderes :smile: . Eine Konsequenz dieser Erkenntnis ist auch, dass wir es mit Star Trek: Deep Space Nine etwas ruhiger angehen lassen. Dort wartet derzeit zwar das Staffel 2-Finale auf uns (der Start des Dominion-Konflikts), aber wir haben jetzt erstmal eine längere Star-Trek-Pause eingelegt. So flimmerte beispielsweise am Samstag die 49. und letzte Folge des Anime Magic Knight Rayearth* über den Bildschirm.

Doch genug der Luxusprobleme: Die finale Staffel von Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert also. Bringen wir es am besten gleich hinter uns: Gestern, Heute, Morgen ist für mich kein guter Serienabschluss. Irgendwie ist das etwas, was keine der alten Star-Trek-Serien hinbekommen hat. Ja, auch Star Trek: Deep Space Nine nicht. Aber da kommen wir irgendwann noch hin. Freilich: Die Rückbezüge zu den Anfängen der Serie (Tasha Yar, Qs Gerichtsverhandlung) sind super und Sir Patrick Stewart ist wie immer in Höchstform. Aber die grundlegende Geschichte um die Anomalie (eine faktisch selbsterfüllende Prophezeiung) fand ich mittelmäßig und den Blick in die mögliche Zukunft eher fragwürdig. Vor allem dieser doch arg erzwungen wirkender Konflikt zwischen Riker und Worf. Zumindest für Lysanda und mich war der Versuch die Serie irgendwie “rund” zu machen entsprechend nicht wirklich erfolgreich. Zum Glück ist Unterhaltung höchst subjektiv. Azzkickr z.B. hat eine komplett andere Meinung.

Wat soll dat?!

Sowieso empfand ich Staffel 7 insgesamt als relativ durchwachsen, was die inhaltliche Qualität der Folgen angeht. Die guten bis sehr guten Folgen dominieren zwar, aber dafür gab es im Vergleich zu Staffel 5 und 6 wieder mehr mittelmäßige oder sogar richtig schlechte. Das absolut unterste Ende der Fahnenstange bilden dabei für mich

  • Ronin – Ein Alien oder so ergreift Besitz von den Mädels der Crusher-Familie und hat sie so sehr lieb, dass sie für immer mit ihm zusammen sein wollen. Da kann ich auch irgendwie nur dasitzen und stöhnen ob der Dämlichkeit dieser Episode… Zudem wird die grundsätzliche Prämisse von Star Trek missachtet (“Neues Leben erforschen”) und am Ende Ronin einfach vernichtet. Dabei ist es den Crusher-Frauen ja offensichtlich nicht grundsätzlich schlecht ergangen…
  • Genesis – Eine Zelle im Körper der Besatzung mutiert und alle entwickeln sich wieder zu irgendwas Uraltem zurück. Die Folge ist so dämlich, wie sich die Prämisse anhört. Ich dachte nach mittlerweile sieben Staffeln hätten wir die Geschichten auf dem Niveau der Originalserie endlich hinter uns gelassen. Aber scheinbar nicht.
  • Traumanalyse – Schon die B-Story mit Picard, der keine Lust auf ein Admiralsbankett hat, ist seltendämlich aber immerhin ein wenig nachvollziehbar. Aber dann Data komische Träume, weil irgendwelche Kreaturen ins Schiff eingedrungen sind und u.a. in seinem positronischen Gehirn festsitzen? An sich nicht die schlechteste Prämisse für eine Star-Trek-Folge, aber die Umsetzung lässt extrem zu wünschen übrig.

Knapp vorbei

Die folgenden Episoden sind hingegen grundsätzlich okay, haben aber Abzüge in der B-Note:

  • Die Rückkehr von Ro Laren“Ach, da war ja noch ein Crewmitglied, dass wir in der 5. Staffel eingeführt und dann nie wieder gesehen haben”. An sich keine schlechte Folge auch, weil Ro ein interessanter Charakter ist. Aber dadurch, dass wir sie bislang nur in fünf Episoden erlebt haben, leidet ihre Charakterentwicklung massiv. Ja, man könnte sogar sagen, dass sie ziemlich verpufft. Interessiert mich doch schließlich als Zuschauer nicht, was mit jemandem passiert zu dem ich keinen wirklichen Bezug habe. Da hätte es zumindest eine weitere Folge vorher gebraucht, um sie wieder ins Gedächtnis zu rufen bzw. diese Situation glaubhafter vorzubereiten. Hoffentlich ist ihr Abgang in Star Trek: Picard besser gelungen.
  • Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert (Promobild)

    Ort der Finsternis – Folgen, in der wir mehr über bekannte Rassen erfahren, finde ich immer super. Und die Frage, wie eine telepathische Gattung mit Traumata umgeht ist auf dem Papier definitiv interessant. Aber Deannas Erkundung des Unterbewusstseins ihrer Mutter (Inception 17 Jahre vor Christopher Nolan) funktioniert wie alle anderen “Troi ist irgendwo in einer Traumwelt oder sowas gefangen”-Folgen nur bedingt. Auch, weil die Auflösung nicht so wirklich den gewünschten emotionalen Einschlag hatte, wie es sich der Drehbuchautor vermutlich dachte.

  • Boks Vergeltung – Ach jetzt hat Captain Picard plötzlich einen Sohn. Vier Folgen vor Schluss. Alter Schwede, was für eine schlechte Planung. Kein Wunder, dass ich da die Augen verdrehe. Die Folge rettet für mich in dem Sinne nur das ganz gut gelungene Katz- und Maus-Spiel mit Bok sowie Picards Versuche die verlorenen Zeit mit Jason wieder gut zu machen.

Die Highlights

Da wir jetzt irgendwie im Dreier-Format gelandet sind, kommen wir jetzt zu den aus meiner Sicht drei besten Folgen der siebten Staffel:

  • Parallelen – Auch Worf darf mal ein bisschen durch die Gegend reisen – in diesem Fall durch verschiedene Quantenrealitäten. Als Zuschauer ist man lange ebenso verwirrt wie Worf und fiebert voll mit ihm mit. Michael Dorn darf hier nochmal alle Zügel ziehen und sich von der besten Seite zeigen. Ebenfalls interessant ist die Folge, weil es so viele Sachen zu sehen gibt. Die ganzen alternative Realitäten mit vielen Rückbezügen zu den vorherigen Staffeln. Einfach vorzüglich.
  • Soongs Vermächtnis – Sagen wir, wie es ist: Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert dreht sich nicht um Captain Picard. Der eigentliche Hauptdarsteller ist Data. So viele Folgen, die sich mit seiner Suche nach der Menschlichkeit beschäftigen. Nicht alle davon wirklich gelungen und auch diese hier wirkt oberflächlich betrachtet eher langweilig und wenig spannend. Aber ich fand es wieder nett mehr über Data zu erfahren. Außerdem werden ihm durch die Autoren zwei interessante Schraubenschlüssel ins Getriebe geworfen. Erst die Enthüllung, dass Data eine Art Mutter hat. Und dann noch der Twist am Ende und das damit verbundene Dilemma für ihn.
  • Der Komet“Durch und Durch Star Trek!”, wie ich so gerne sage. Eine fremde Kultur, die sich auf der Enterprise breit macht und der Retter in der Not ist unser intelligenter und gebildeter Kapitän. Dazwischen teils äußerst absurde sowie amüsante Szenen (erneut mit Data im Mittelpunkt), die die Folge nie langweilig werden lassen. Irgendwo ist sicherlich auch noch eine tiefgründige Erkenntnis versteckt aber der oberflächige Unterhaltungsfaktor reicht bereits aus :wink: .

Hervorheben muss ich außerdem noch Neue Intelligenz (die Idee mit dem Zug auf dem Holodeck in dem die einzelnen Systeme als Charaktere dargestellt werden ist genial), Das Pegasus Projekt (Admiral Blackwell ist ein vorhersehbares Arschloch aber sein Zusammenspiel mit Riker ist vorzüglich), Radioaktiv (Data in Höchstform als Todes- und Heilsbringer gleichermaßen) und die Doppelfolge Der Schachzug (haufenweise Charaktere außerhalb ihrer Komfortzone, dafür zwar nicht unbedingt Star-Trek pur aber dafür Unterhaltung pur).

Fazit

Was bleibt also nach 176 Episoden von Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert übrig? Nun, allen voran die Erkenntnis, dass es selbst 37 (!) Jahre nach der Erstausstrahlung immer noch eine grundsätzlich empfehlenswerte und unterhaltsame Serie ist. Wie eigentlich alle Serien mit so einem Umfang hat sie ihre Höhen und Tiefen und hier und da merkt man ihr auch im technisch aufpolierten Blu-ray-Release ihr Alter an. Aber das trübt alles in allem den Unterhaltungswert nur geringfügig – so lange man kein Binge-Watching macht und ausbrennt, wie ich :wink: . Während ich Star Trek: Deep Space Nine zwar für die bessere Serie halte, sind Picard und seine Crew doch irgendwie die sympathischeren Charaktere und erstrebenswerteren Vorbilder. Und auch viele der erzählten Geschichten haben bis heute weder an Relevanz noch an Brisanz eingebüßt. Was man theoretisch leider eher negativ sehen muss.

Das ist nämlich der andere Pluspunkt der Serie: Ich mag sie als vergleichsweise “langweilig” und “glattgeschliffen” bezeichnet haben. Gleichzeitig steckt in Captain Picards Abenteuer aber sehr viel Optimismus. So viel Blödsinn Gene Roddenberry getrieben hat – das muss man ihm zugutehalten. Er hatte einen äußerst positiven Ausblick auf die Zukunft der Menschheit. Und die Serie gibt uns mehr als noch Raumschiff Enterprise die Hoffnung, dass wir grundsätzlich das Potential haben aus dieser ganzen Scheiße rauszukommen. Davon haben sich die nachfolgenden Serien ein Stück weit entfernt. Sicherlich im Sinne des Unterhaltungswert. Aber ich glaube in der heutigen Zeit brauchen wir wieder etwas mehr von diesen positiven Elementen in unseren Medien statt nur immer mehr deprimierenden und völlig negativen Realismus.

Abschließend bleibt mir also nur festzuhalten, dass ich mich trotz meines aktuellen Burnouts auf die TNG-Filme und vor allem dann Star Trek: Picard freue.

Star Trek: Deep Space Nine (Paramount-Promobild)

Von einem Raumschiff, das unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen zu finden, hin zu einem (die meiste Zeit) stationären Objekt. Wenn das kein krasser Unterschied ist, dann weiß ich auch nicht. Und das ist nur das Offensichtlichste (abseits des erstmals in Deutschland nicht übersetzten Titels), was Star Trek: Deep Space Nine* von Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert* unterscheidet. Wir haben außerdem eine größere Anzahl an Personal, mehr “Aliens” nicht nur unter den Hauptcrew, sondern grundsätzlich auf dem Bildschirm, mehr episoden-übergreifende Geschichten und generell eine wesentlich düstere Atmosphäre als es wir bislang bei den Abenteuern der immer sauber polierten Enterprise gewohnt waren. Ja, der Kontrast zwischen beiden Serien ist bewusst sehr groß. Verwechslungsgefahr faktisch ausgeschlossen auch, wenn Chief Miles O’Brien mit seiner Familie umziehen durfte (er hatte auf der Enterprise eh nichts zu tun) und Worf später ebenfalls den Einsatzort wechselt, um weitere TNG-Fans zum Einschalten zu bewegen.

Das bringt uns dann auch schon zum nächsten Gegensatz: Star Trek: Deep Space Nine konnte weder während noch nach ihrer Laufzeit an den Erfolg der Crew von Picard & Co. anknüpfen. Ich könnte jetzt mega-böse sein und einen Verdacht in den Raum werfen, der irgendwas mit der Farbe “weiß” zu tun hat. Aber das Thema lassen wir hier mal beiseite und schieben es stattdessen darauf, dass der Unterschied zwischen dem eher positiven Ausblick auf die Zukunft in den vorherigen Star-Trek-Serien und diesem stark religiös-behafteten und nicht so rosigen Teil der Galaxis für viele Zuschauer und selbst Trekkies zu groß war. Plus der Fokus auf zusammenhängende Handlungsstränge – wer nicht dran blieb, wurde quasi zurückgelassen.

Die andere Raumstation

Ach, und ein weiterer Faktor für die vergleichsweise schlechten Zuschauerzahlen könnte gewesen sein, dass gerade mal drei Monate später bei der Konkurrenz eine andere Science-Fiction-Serie startete – inkl. einem damals sehr bekannten Schauspieler in der Hauptrolle (Bruce Boxleitner). Die spielte ebenfalls auf einer Raumstation und bot einen genauso wenig auf Hochglanz polierten Blick auf das Universum: J. Michael Straczynskis Babylon 5.

J. Michael Straczynski (ja, man muss ihn immer vollständig ausschreiben!) warf Paramount übrigens vor seine Idee gestohlen zu haben. Er hätte schon 1989 seine Serie an Paramount gepitcht, die aber damals ablehnten. Da jedoch kein Gerichtsverfahren folgte (angeblich, um beide Serien zu schonen), werden wir wohl nie erfahren, was an den Anschuldigungen wirklich dran ist. Aus meiner Sicht halten sich die Ähnlichkeiten zwischen beiden sehr in Grenzen abseits der grundsätzlichen Prämisse und der Tatsache, dass beide erstmals stark auf CGI setzten für ihre Außenaufnahmen. Die waren billiger als das Produzieren und Filmen von Modellen wie es bis zum Ende drüben bei Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert praktiziert wurde. Aber auf Babylon 5 gehen wir vielleicht in Zukunft nochmal genauer ein. Hab‘ sie zwar vor einigen Jahren mal gesehen aber noch nicht alle Filme und die Spin-Off-Serie.

Die Entstehung

Doch zurück zu Star Trek: Deep Space Nine. Captain Picard ließ damals die Kassen bei Paramount ordentlich klingeln. Entsprechend ist es wenig verwunderlich, dass sie die Cashcow “Star Trek” weiter melken wollten. Gleichzeitig waren sie sich bewusst (ein seltener Weitblick im Vorstand!), dass sie nicht ewig mit den Abenteuern der Enterprise-D weiter machen konnten. Zum einen wegen steigender Schauspielergehälter und zum anderen wegen möglichem Burnout bei den Autoren. Also wurden Rick Berman und Michael Piller beauftragt eine weitere Live-Action-Serie zu entwickeln.

Ideen gab es dafür einige. George Takei wünschte sich beispielsweise eine mit seinem Charakter Hikaru Sulu in der Hauptrolle. Das wurde jedoch abgelehnt, weil Paramount im Zeitraum von Picard & Co. bleiben wollte. Ein anderer Gedanke war es sie im klingonischen Imperium anzusiedeln (sehr coole Idee!). Oder auf einem frisch kolonisierten Planeten, quasi “New Frontier”-Style. Beides wurde jedoch aus Budgetgründen verworfen (wie so oft). Stattdessen rückte die Idee sie auf einer der Raumstationen spielen zu lassen in den Fokus, die wir schon öfters in den Filmen und Serien gesehen hatten.

Brandon Tartikoff, damaliger Vorstand bei Paramount, soll schlussendlich auf das finale Konzept gekommen sein. Es war aber keine komplett neuer Einfall, sondern er war inspiriert von den Western aus den 50iger und 60igern. Ganz konkret wohl von Westlich von Santa Fé*, die in einem Ort am Rande zum Wilden Westen spielte. Jetzt war es halt eine Raumstation am Rande der Galaxie (stimmt technisch gesehen nicht, aber passt scho’). Diese Inspirationsquelle kam allerdings nicht von ungefähr, denn Gene Roddenberry hatte bereits Raumschiff Enterprise als “Western im All” an Paramount gepitcht.

Staffel 1

(Cover)

Und damit kommen wir endlich zur 1. Staffel* von Star Trek: Deep Space Nine. Die Erstausstrahlung erfolgte am 30. Dezember 1992 – mitten in der Weihnachtspause von Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert. Picard hatte gerade seine Folterung (Staffel 6, Folge 11) überstanden und konnte entsprechend einen kurzen Abstecher machen, um den neuen zu begrüßen: Captain Benjamin Sisko. Der hatte frisch das Kommando über eine ehemalige Raumstation der Cardassianer übertragen bekommen. Blöd nur, dass der seine Frau bei der Schlacht mit den Borg bei Wolf 359 verloren hatte und entsprechend auf unseren lieben Captain Picard nicht so gut zu sprechen ist. Nein, wirklich gelöst wird dieser Konflikt zwischen den beiden nie. Aber in der Heldenreise gehört so ein tragisches Erlebnis und die Konfrontation damit halt dazu :smile: . Am Ende des Pilotfilms haben wir auf jeden Fall den neuen Status Quo: Es gibt ein Wurmloch in den Gamma-Quadranten, Deep Space Nine ist direkt daneben und Sisko ist der Auserwählte – allerdings noch ohne Bart.

Der Pilotfilm, Der Abgesandte, ging damals in die Geschichte ein. Jedoch nicht wegen seiner inhaltlichen Qualitäten, sondern weil er 12 Millionen Dollar gekostet hat – das bis dato höchste Budget in dieser Kategorie. Für die gesamte erste Staffel standen hingegen 32-40 Millionen Dollar zu Verfügung (keiner weiß wohl mehr die genaue Zahl). Wenig verwunderlich also, dass sie nur 20 Folgen á 45 Minuten hat im Gegensatz zu den üblichen 26. Wobei Star Trek: Deep Space Nine wohl unterm Strich vergleichsweise sparsam unterwegs war. Zum einen eben durch den Einsatz von CGI (inkl. dem ein oder anderen Szenenrecycling – macht bloß nicht aus “Runabout fliegt ins Wurmloch” ein Trinkspiel). Die Sets waren zwar sehr groß aber dafür ihre Anzahl übersichtlich und sie wurden entsprechend häufig verwendet. Operations, Quarks Bar, ein Abschnitt auf dem Habitatring mit Odos Büro und der Krankenstation sowie ein Korridor mit Luftschleuse, Jefferies-Röhre und einem Quartier – das wars im Großen und Ganzen in Bezug auf Deep Space Nine selbst. Als Zuschauer fällt einem das aber nicht wirklich auf. Zum einen, weil es schlicht und ergreifend Sinn macht. Warum sollte schließlich jeder Korridor anders aussehen. Bei TNG haben wir in den sieben Staffeln die eine Kreuzung auch immer und wieder zu Gesicht bekommen. Zum anderen, weil viel mit Setdesign und unterschiedlichen Kameraperspektiven gearbeitet wird.

Der Inhalt

Fragt ihr einen eingefleischten Trekkie nach seiner Meinung, wird er vermutlich mal wieder sagen, dass die erste Staffel von Star Trek: Deep Space Nine absoluter Mist wäre und ihr sie einfach überspringen solltet. Keine Ahnung, wo dieser Schwachsinn immer herkommt. Fakt ist: Wie schon bei Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert ist sie bei weitem nicht so schlecht, wie sie gerne geredet wird. Im Gegenteil fand ich sie sogar im direkten Vergleich wesentlich besser und unterhaltsamer.

Ja, Schauspieler wie Autoren mussten erst mit den neuen Charakteren und dem neuen Setting warm werden. Das ist doch völlig verständlich und damals hatte man noch die Zeit. Bei den heutigen 6-Episoden-“Staffeln” muss natürlich gleich alles sitzen. Apropos: Odos Makeup ist ebenfalls noch nicht ganz gelungen und variiert beim genaueren Hinsehen teils von Szene zu Szene. Und obwohl die Grundlage für einen roten Faden gelegt wird (die Propheten), sind es doch größtenteils nur “Was kommt heute komisches aus dem Wurmloch?”-Episoden. Diese machen aber unabhängig der sonstigen, inhaltlichen Qualität immerhin fast alle ihren Job: die Hauptcharaktere vorstellen und uns näherbringen. Dazu kommt, dass es a) kein übermäßiges “was haben wir noch an alten Drehbüchern im Schrank” wie Anfangs bei TNG gab, die nicht zur neuen Crew passen und b) die Autoren größtenteils keine Trek-Unerfahrenen waren. Neben Michael Piller hat auch der spätere Showrunner Ira Steven Behr bereits in der 1. Staffel viel mitgemischt.

Eine Auswahl

Star Trek: Deep Space Nine (Promobild)

Die wohl schlechteste Episode der 1. Staffel von Star Trek: Deep Space Nine (und vielleicht der gesamten Serie) dürfte Macht der Phantasie sein. Keine Ahnung, was sich die Autoren dabei gedacht haben. Bescheuerte Charaktere, keinerlei echte Spannung und eine komische Handlung. Die Legende von Dal’Rok ist ebenfalls nichts Herausragendes, wird aber immerhin durch die Kombination aus O’Brien und Bashir gerettet. Die B-Story mit den Kindern hingegen… naja, ihr wisst was meine Meinung zu Kindern in Film und Fernsehen ist. Jake, Nog & Co. bilden da leider keine wirkliche Ausnahme. Und Chula – Das Spiel ist mit das Dümmste, was ich seit Gefährliche Spielsucht (TNG Staffel 5, Folge 6) erleben durfte. Und nein, es hat nicht geholfen, dass der Abstand zwischen beiden Folgen  nicht sonderlich groß war :wink: .

Im mittleren Qualitätsbereich sehe ich z.B. Der Fall Dax. Die Folge soll Erinnerungen an die famose TNG-Episode Wem gehört Data? (Staffel 2, Folge 9) wecken, sie fällt aber irgendwie ziemlich auf die Nase. Das Verhalten von Dax ist selbst unter Betrachtung der Auflösung fragwürdig und die Verhandlung nicht sonderlich spannend in Szene gesetzt. Dabei ist die Fragestellung an sich äußerst interessant (“Ist der aktuelle Trill-Wirt für die Taten seines Symbionten in einem vorherigen Leben verantwortlich?”). Unter Verdacht zeigt hingegen erstmals Odos Rolle auf der Station und wie schnell die Bewohner bereit sind einen wütenden Mob zu bilden. Aber das Ende ist so dermaßen bescheuert, dass es mir den Rest schon ein wenig versauert. Und Die Khon-Ma lebt für mich hauptsächlich von Garak – der beste Star-Trek-Charakter aller Zeiten(tm). Der Rest der Geschichte ist hingegen nur okay.

Absolute Highlights sind hingegen Episoden wie Mulliboks Mond, in der Major Kira mit ihrem Gewissen kämpft (und mit einem herausragendem Brian Keith als Mullibok). Die Meuterei ist zum einen wieder eine gelungene Detektivfolge, sie macht aber auch sehr deutlich wie fragil die Allianz zwischen der Sternenflotte und den Bajoranern ist. Ein Thema, das noch öfters für Konflikte sorgen wird. In Der undurchschaubare Marritza wird dann noch mehr als in den anderen Folgen der 1. Staffel gezeigt, wie viel Hass die Bajoraner gegen über den Cardassianern hegen (durchaus berechtigt). Die Charakterentwicklung von Kira in dieser Episode ist (von “tötet alle sofort und jetzt” hin zu “vielleicht habe ich doch ein paar zu viele Vorurteile”) extrem stark dargestellt und der Schlagabtausch zwischen ihr und Marritza spannend mit anzusehen. Die Nachfolge zeigt hingegen, dass bei allem “am Rande des Universums ist alles Scheiße”-Getue, der Humor nicht auf der Strecke bleiben muss. Die Ferengi-Folgen sind nicht jedermanns Sache, ich weiß. Aber ich finde die Abenteuer von Quark & Co. fast durchweg einfach nur amüsant und irgendwie auf ihre Art und Weise genial.

Und das Wiedersehen mit Q (Q – unerwünscht) und Lwaxana Troi (Persönlichkeiten) soll ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Beide Folgen bieten vorzügliche Unterhaltung. So stellt Q ziemlich schnell fest, dass Sisko komplett anders ist als Picard und vor allem Lwaxanas Auftritt ist überraschend emotional.

Fazit

Wie geschrieben: Unterm Strich fand ich den Einstieg in die Welt von Star Trek: Deep Space Nine durchaus gelungen. Die Anzahl der Rohrkrepierer ist übersichtlich, stattdessen doch viele gute bis sehr gute Folgen, die mir die Station und ihre interessanten Bewohner näherbringen. Dabei sind die Charaktere natürlich noch nicht alle wirklich gefestigt. Jungspund Dr. Julian Bashier ist beispielsweise hier noch ziemlich hibbelig und unausgewogen unterwegs. Aber auch das hat seinen Charme. Genauso wie die größtenteils noch ungeklärten Verhältnisse zwischen allen, die aber gerade deshalb noch interessanter sind, weil wir die Entwicklung eben als Zuschauer miterleben. Man bekommt nicht einfach nur ein “ist halt so” vorgesetzt, wie damals auf der Enterprise.

Abschließend noch ein Wort zur Technik: Die Serie gibt es bislang (und vermutlich auf absehbare Zeit) nicht auf Blu-ray. Der Grund ist genau die Kosteneinsparung von damals. Die CGI-Sequenzen sind nämlich von so niedriger Qualität, dass sie für eine Neuauflage komplett neu gemacht werden müssten, was sehr viel Zeit und Geld kosten würde. Und da sich die überarbeiteten Blu-ray-Fassungen von Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert wohl schon nicht gerechnet haben, hat Paramount das Thema nicht weiter verfolgt. Wir schauen entsprechend meine alten DVDs in den schicken Hartschalenboxen, die ich mir vor rund 20 Jahren bei der Erstveröffentlichung geholt habe (100 EUR pro Staffel…). Und ja: Es liegen in Bezug auf die audiovisuelle Qualität definitiv Welten zwischen beiden Serien. Aber stören tut es mich ehrlich gesagt überhaupt nicht. Auch nicht beim direkten Wechsel. Schon allein, weil Deep Space Nine sowieso etwas rauer und dreckiger ist. Lysanda sagt hingegen immer “ich seh‘ weiße Punkte” (eine Sehstörung), wenn ich sie auf die schlechte Qualität irgendeines Films oder Serie hinweise. Insofern, passt das schon :smile: .

(Cover)

Ich geb’s offen zu: Vor dem heutigen Eintrag habe ich mich etwas gedrückt. Wir haben nämlich mittlerweile schon fast die Hälfte von Staffel 7 hinter uns und sind sogar schon mitten in Staffel 2 von Star Trek: Deep Space Nine. Also hätte ich schon längst über die 6. Staffel von Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert* berichten können (und Staffel 1 von DS9). Aber bevor wir dazu kommen, sollte ich vielleicht kurz erklären, warum wir auch schon die nächste Serie parallel angefangen haben. Die Begründung ist simpel: Es gibt drei Crossover-Episoden plus ein paar (größtenteils) eher harmlose Querbezüge zwischen beiden Serien. Faktisch nichts Weltbewegendes, denn Rick Berman & Co. hatten Angst ansonsten die Zuschauer zu verschrecken. Eine Angst, die den Machern des Marvel Cinematic Universe echt gut tun würde… doch ich schweife ab.

Da ich es “richtig” machen wollte, haben wir also ab Folge 12 von Staffel 6 parallel mit den Abenteuern von Sisko & Co. angefangen. Und nicht nur das: Ich nutze dafür die absolute Hardcore-Liste vom The Star Trek Chronology Project. Hardcore ist die deshalb, weil sie nicht einfach nur die Episoden irgendwie halbwegs passend zusammenwirft, sondern tatsächlich chronologisch basierend auf der Sternzeit der jeweiligen Folge und anderen Kriterien. Sprich, auch wenn keinerlei Bezug zwischen den Folgen der einzelnen Serien existiert, werden sie trotzdem bunt durcheinandergemischt. Das machen wir jetzt aber wirklich nur für die letzten Staffeln von Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert. Eben, weil es tatsächlich ein paar Überschneidungen gibt. Star Trek: Voyager hat hingegen mit Star Trek: Deep Space Nine nicht mehr wirklich was zu tun außer ein paar Sequenzen in der Pilotfolge. Nein, Dr. Bashirs Geheimnis aus Staffel 5 zählt nicht. Das ist der echte Doktor, nicht das Hologramm von der Voyager. Entsprechend schauen wir dann einfach erst die eine Serie fertig und fangen dann die nächste an.

Zu viel Star Trek?

Warum habe ich mich also um den heutigen Eintrag gedrückt? Ist die Qualität der Serie plötzlich so massiv gesunken? Nein, das ist es nicht. Staffel 6 hat technisch gesehen weiterhin ein hohes Niveau. Die Schauspieler sind mittlerweile vollkommen mit ihren Charakteren verbunden, die Autoren haben ebenfalls ihre Routine gefunden und auch in der Präsentation brennt so gut wie nichts an. Gleichzeitig wird dem Zuschauer wieder einiges an inhaltlicher Abwechslung geboten inkl. der üblichen Gesellschaftskritik. Aber trotzdem hat es mich irgendwie nicht wirklich umgehauen. Schlimmer noch – die meisten Folgen habe ich mittlerweile schon wieder vergessen.

Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert (Promobild)

Ein Faktor dahingehend war aus meiner Sicht, dass sich die Staffel irgendwie mehr als die anderen extrem willkürlich zusammengewürfelt anfühlte. Klingt komisch bei einer Serie, wo es an sich keine große Kontinuität gibt. Aber beim Versuch möglichst jedem Charakter mindestens eine Folge zu spendieren, sind die Autoren für meinen Geschmack teilweise zu sehr über das Ziel hinausgeschossen. So ist nicht nur ein sehr buntes Potpourri an Themen entstanden, sondern in vielen Episoden kommt auch gefühlt kein richtiges Gemeinschaftsgefühl auf. Ja, natürlich erfährt der Zuschauer mehr über den jeweiligen Hauptcharakter und es gibt sogar ein paar echte Charakterentwicklungen. Aber die jeweilige Folge dreht sich halt dann nur um Picard, Data oder Worf und 1-2 Nebenpersonen – mitunter nicht einmal aus der restlichen Crew. Und das erzeugte über die gesamte Staffel hinweg eine Art Austauschbarkeit und Zusammenhanglosigkeit. Als würde ich ein Spin-off schauen statt die Abenteuer der neuen Enterprise. Klingt komisch, ich weiß.

Der zweite und vermutlich größere Faktor ist hingegen, dass ich tatsächlich der Crew rund um Captain Picard mittlerweile ein wenig müde bin. Bin mir durchaus bewusst, dass man das gar nicht sagen darf :smile: . Aber vor allem seit wir mit Star Trek: Deep Space Nine angefangen haben, wird mir mal wieder sehr bewusst, wie glattgeschliffen und langweilig viele der Abenteuer der Enterprise eigentlich sind. Erschwerend kommt noch hin, dass wir seit über einem halben Jahr fast nichts anderes schauen. Gibt vermutlich wenige Serien, die man so lange am Stück konsumiert und davon nicht einen kleinen Burnout bekommt. Insofern bin ich über den jetzigen Austausch der Blu-ray mit einer DVD im Laufwerk alle paar Folgen durchaus froh.

Die positiven Seiten

Doch ich will selbstverständlich nicht nur jammern. Obwohl mein Gesamteindruck zur Staffel vor allem aus persönlichen Gründen eher negativ ist, habe ich trotzdem ein paar absolute Highlights:

  • Besuch von der alten Enterprise – Die Geschichte rund um die Dyson-Sphäre hat so viele Logiklöcher, da würden alle Flagschiffe der Sternenflotte gleichzeitig reinpassen. Aber das Wiedersehen mit Montgomery Scott ist ungeachtet dessen was Besonderes. Keine Ahnung warum, aber die alte Crew kommt immer dann am besten zur Geltung, wenn sie sich ihrem Alter bewusst wird und damit hadert. Und Scotty hat nach 75 Jahren gefangen im Transporter definitiv mit so einigem zu hadern.
  • Eine Handvoll Datas – Auch bei dieser Folge darf man nicht zu sehr über die Situation nachdenken. Zu viel ergibt mal wieder keinen Sinn. Sowieso ist es jedes Mal wieder komisch, dass die Existenz der Holodecks irgendwie gekonnt ignoriert wird und erst ganz am Ende da mal einer vorbeischaut. Angesichts einer ansonsten sehr amüsanten Episode mit einem Brent Spiner in absoluter Höchstform, ist das aber definitiv zu verschmerzen. Viele zu viele fantastische Szenen, die einen mit einem Schmunzeln zurücklassen.
  • Geheime Mission auf Celtris III Teil 2 – Der Vergleich zu 1984 ist naheliegend. John Hurts dortige Performance ist aber nochmal auf einem ganz anderen Level als Patrick Stewarts Schlagabtausch mit David Warner. Dennoch: Die Verhörszenen sind extrem intensiv. Picards allmählicher Zusammenbruch lässt mich jedes Mal wieder mit fiebern und Gul Madred äußerst manipulative Art ist auf seine verdrehte Weise einfach nur genial.
  • Das Schiff in der Flasche – Endlich wird der Handlungsstrang aus Staffel 2 (!) abgeschlossen. Und was für ein Abschluss! Daniel Davis‘ Professor Moriarty ist ein wundervoller Charakter und das Katz- und Mausspiel so gekonnt inszeniert, dass man selbst als Zuschauer gegen Ende daran zweifelt was jetzt real ist und was nicht. Echt schade, dass es insgesamt nur zwei Folgen zum Thema gab. Das ist sowieso im Nachhinein eine Überraschung für mich: Ich hatte in Erinnerung, dass es mehr Holodeckfolgen mit Data und Picard geben würde. Aber da habe ich mich anscheinend getäuscht.

Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert (Promobild)

  • Das Gesicht des Feindes – Endlich darf Deanna mal was anderes machen als nur spüren, rumheulen oder vergewaltigt werden. Stattdessen wird sie in eine Situation geworfen, die für sie völlig neu ist und ja, sie erstmal völlig überfordert. Aber wie es sich für einen Sternenflottenoffizier gehört, wächst sie in ihre Rolle als romulanische Agentin zügig hinein und liefert eine gelungene Performance ab – sowohl für die Romulaner als auch uns für uns Zuschauer. Eine anfangs (bewusst) konfuse aber insgesamt echt spannende Folge.
  • Gefangen im temporären Fragment – Inhaltlich ist diese Episode jetzt nichts herausragendes. Was sie für mich zum Highlight macht, ist die Optik und die Performance. Die Enterprise gefangen in einem (vermeintlich) ewigen Kampf mit einem romulanischen Warbird. Unsere vier Helden, wie sie sich durch die Umgebungen voller eingefrorener Charaktere bewegen. Definitiv sehr cool inszeniert und mal was ganz anderes was Zeitreisen angeht.

Und selbstverständlich darf Willkommen im Leben nach dem Tode nicht unerwähnt bleiben. Picards Ausflug in die eigene Vergangenheit ist nicht nur nett anzusehen und verrät mehr über den Charakter, auch das Thema an sich finde ich gut umgesetzt. Die Frage “würde ich es anders machen, wenn ich könnte?” beschäftigt uns schließlich immer mal wieder. Umso überraschender ist das Ende. Dass die Folge mittlerweile unangenehme Erinnerungen an Star Trek: Nemesis weckt, ist allerdings sehr schade.

Das Staffelfinale, Angriff der Borg, fand ich hingegen nicht wirklich begeisterungswürdig. Ja, Hugh wieder zu sehen und zu erfahren, welche Folgen Ich bin Hugh auf die Borg hatte, war cool. Aber Lore ist irgendwie in der gesamten Serie ein sehr zweidimensionaler und uninteressanter Charakter und da Data von ihm manipuliert wird, fällt auch der ganze “seine ersten Emotionen”-Strang für mich ziemlich ins Wasser.

Fazit

So viel also zur 6. Staffel von Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert. Wie ich schon zur 5. Staffel geschrieben habe: Wer soweit kommt, schaut auch den Rest noch, egal was kommt :smile: . Aber obwohl ich es ungern zugebe, freue ich mich tatsächlich darauf, wenn es dann jetzt demnächst doch erstmal zu Ende ist. Nächstes mal geht es dann um die 1. Staffel von Star Trek: Deep Space Nine. Spoiler: Ich fand sie erneut besser als ihr Ruf.

PS: Bei Das fehlende Fragment musste ich selbstverständlich ständig an schwarzen Kaffee und Mopedrennen denken. Hab’ Lysanda anschließend auch gleich (sanft) mit Sinnlos im Weltraum bekannt gemacht. Sie schien tatsächlich nicht abgeneigt davon mal alle Folgen zu schauen. Ob sie ihre Worte am Ende bereut? Wir werden es irgendwann erfahren. :wink:

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