So, das war es nun also. Nach über zwei Jahren habe ich es endlich geschafft, alle 526 Episoden von TNG, DS9 und VOY zu schauen und damit eine – von mir jedenfalls als solche empfundene – schwere und insbesondere als Star Trek-Fan sehr peinliche Wissenslücke gänzlich zu schließen. “Gänzlich” deswegen, da ich natürlich schon während der 90er Star Trek im Allgemeinen und insbesondere TNG im Speziellen im Fernsehen verfolgt habe und bzgl. TNG sogar damit begonnen hatte, sündhaft teure VHS-Kassetten von – ich glaube – Time Life zu abonnieren. Hachja, eine schöne Zeit. Als noch nicht alles rund um die Uhr (für wenig bis gar kein Geld) verfügbar war und man sich daher noch wie irre auf die neueste Episode gefreut hat (wenngleich die Episoden zu der Zeit, als ich sie im TV auf SAT.1 geschaut habe auch schon täglich und nicht nur wöchentlich ausgestrahlt wurden). Während ich also von TNG (zumindest fast) alles schon einmal irgendwann im TV gesehen hatte, galt das in keiner Weise für DS9 und VOY. Diese beiden Serien hatte ich – ich kann gar nicht so recht erklären, weshalb – nur sporadisch verfolgt. Ein Grund dürfte aber sein, dass ich schon immer ein sehr leidenschaftlicher Fan von TNG war und ich “Star Trek” im Großen und Ganzen stets mit “TNG” gleichgesetzt habe.

Es ist also bereits vor diesem Hintergrund gar nicht so einfach, bei der Bewertung der drei Serien “objektiv” zu bleiben. Aber immerhin kann ich mich, was das angeht, dazu zwingen. Viel schwieriger, wenn nicht sogar unmöglich ist es aber, aus der Sicht von 2025 noch zu bewerten, wie die Serien bzw. die einzelnen Episoden zum Zeitpunkt ihrer Erstausstrahlung – also vor etwa 24 bis 37 Jahren – “gewirkt” haben. In der Zwischenzeit ist viel passiert. Nicht nur das Offensichtliche, wie z.B. Spezialeffekte, die sich gravierend weiterentwickelt haben. Auch die generelle Art, Serien zu produzieren, zu inszenieren und zu gestalten ist eine (teilweise sogar ganz) andere. Nicht alles hat sich zum Guten entwickelt, will ich betonen. Aber es ändert letztlich nichts daran, dass man diesen modernen Einfluss nicht mehr ganz ausschalten kann. TNG im Jahre 1987 erstmals (und nur wöchentlich!) erlebt zu haben, ist etwas ganz anderes, als es im Jahr 2025 erstmals zu sehen (im Rahmen eines Binge-Marathons).

Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert

Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert (Promobild)

Und insbesondere TNG ist leider ganz besonders schlecht gealtert. Im Vergleich zu modernen Produktionen, aber auch im Direktvergleich zu DS9 und VOY, wirkt die Inszenierung häufig viel “steifer”, “weniger dynamisch” und “staubig”. Und zwar nicht nur auf der Ebene der Spezialeffekte, sondern meinem Empfinden nach auch bei Kameraführung, Schnitt, Beleuchtung und Bühnenbild. TNG wirkt insbesondere in den ersten Staffeln manchmal mehr wie ein Theaterstück als eine TV-Serie. Ohne TOS gesehen zu haben, würde ich mal dreist behaupten, dass zumindest die ersten zwei Staffeln von TNG auch abseits der erzählten Geschichten noch näher an den 60ern ist als an den damals kurz bevorstehenden 90ern.

Apropos Geschichten: hier kann TNG meiner Meinung nach noch am besten glänzen. Im Laufe der sieben Staffeln hat TNG zweifelsfrei mehrere Episoden hervorgebracht, die mir auch noch Jahrzehnte später in Erinnerung geblieben sind (z.B. “Wem gehört Data“, “Die alte Enterprise“, “Darmok“, “Das zweite Leben“, “Déjà Vu“). Gleichwohl sei aber auch hier gesagt, dass Folgen wie “Deja Vu” oder die Cliffhanger-Episoden “In den Händen der Borg” und “Angriffsziel Erde“, die mich damals komplett an die Mattscheibe fesselten und sprachlos machten, aus heutiger Sicht längst nicht mehr so beeindruckend sind. Man hat halt in der Zwischenzeit zu viel gesehen. Und man ist natürlich auch älter geworden. Das darf man aber TNG nicht anlasten.

Was man aber damals wie heute bemängeln darf, ist die Qualität der noch stark von Gene Roddenberry beeinflussten Episoden der ersten beiden Staffeln. Bei aller Liebe zu seiner (auch nicht immer konsequent durchdachten) Utopie: so manche Folgen sind schon arg bizarr und absurd. Ganz abgesehen davon, dass sein Mantra, es gebe keine Konflikte mehr zwischen Menschen, die Serie natürlich auch unnötigerweise in ein sehr enges Korsett gepackt hat. Beinharte TOS-Fans werden das vielleicht anders sehen. Aber ich mochte diese allzu utopischen Folgen nie.

Und die Crew? Nun, insbesondere hier muss ich mich wirklich dazu zwingen, objektiv zu sein. Subjektiv – und daran wird sich niemals etwas ändern – waren Picard, Riker, Data, Worf, LaForge, Troi und die beiden Crushers immer meine Lieblingscrew. Insbesondere hob und hebe ich – wie viele andere Star Trek-Fans auch – Picard auf einen Thron, auf den er jedoch bei ehrlicher Betrachtung auch nicht immer gehört. Zweifelsohne ist er der philosophischste und in diesem Sinne der intelligenteste der drei Kapitäne. Das Bild, dass ich (man) von ihm im Kopf habe (hat), ist eines, das ihn als stets souveränen, ja fast makellosen Charakter zeigt. Tatsächlich aber stimmt das so gar nicht, wenn man mal genauer darauf achtet. Es kommt gar nicht so selten vor, dass Picard auch mal harsch und unreflektiert handelt und spricht. Ob dies von den Autoren beabsichtigt war, oder ob es auf unsaubere Arbeit zurückzuführen ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Jedenfalls ist Jean-Luc objektiv betrachtet nicht ganz der perfekte Captain, als der er oftmals dargestellt wird. Und dann bleiben da noch Troi und die beiden Crushers: ehrlicherweise muss man hier auch urteilen, dass diese drei Charaktere, vor allem Troi, teils grottenschlecht geschrieben wurden und/oder viel zu selten in der Serie etwas Nennenswertes beizutragen hatten. Auch Geordi könnte man mit Abstrichen in diese Aufzählung mit aufnehmen. Das machen DS9 und VOY erheblich besser.

Star Trek: Deep Space Nine

Star Trek: Deep Space Nine (CBS-Promobild)

DS9 hat dann auch in vielerlei Hinsicht Fortschritte gemacht. Alles etwas moderner, alles etwas “realistischer” (im Sinne von: weniger utopisch und idealistisch, dafür auch mal etwas düsterer) und vor allem: mit folgenübergreifenden Storylines. Um Wiederholungen zu vermeiden, verweise ich für Details auf die Artikel von Sicarius.

Was mich jedoch an DS9 durchweg gestört hat war das ganze (bajoranische) Religionsthema rund um die Pah-Geister (und dessen Ende), die teilweise absurd albernen Ferengi-Folgen sowie (zeitweise) die schauspielerische Leistung von Avery Brooks (Stichwort “Overacting”). Auch dem am Ende überstrapazierten Spiegeluniversum sowie die ständigen Holo-Deck-Folgen mit der Holo-Figur Vic Fontaine konnte ich nicht viel abgewinnen. Insgesamt hätte DS9 – wie im Übrigen auch TNG – meiner Meinung nach sehr davon profitiert, wenn man (deutlich) weniger Folgen produziert hätte. Beide Serien leiden unter Folgen, bei denen man das Gefühl hat, sie seien nur (möglichst kostengünstig) zum “Auffüllen” produziert worden.

Die Darstellung der Crew ist bei DS9 – abseits der erwähnten schauspielerischen Leistung von Avery Brooks, unter der der Charakter Sisko leidet – insgesamt als deutlich besser zu bewerten als jene von TNG. Während ich Picard und Riker noch vor Sisko und Nerys sehe, sind es insbesondere die Charaktere aus der zweiten Reihe, die in DS9 erheblich mehr Aufmerksamkeit und Persönlichkeit bekommen und die auch signifikant besser geschrieben sind. Sowohl der Vergleich der Ärzte (Dr. Crusher vs. Dr. Bashir) als auch der Ingenieure (LaForge vs. O‘Brien) geht klar an DS9. Auch Jadzia Dax ist eine meilenweit besser dargestellte weibliche Figur als Deanna Troi und mit Quark zieht auch noch ein weiterer, sehr interessanter Charakter ein, zu welchem es in TNG keinen adäquaten Gegenspieler gibt (ich denke, Guinan darf man hier nicht heranziehen). Bei den “Kindern” – also Jake vs. Wesley – würde ich sagen, dass beide gleichermaßen nervig sind. Fehlen Data und Odo. Hier vermag ich kein Urteil zu treffen. Ich liebe beide. Oh, das gilt natürlich auch für Garak!

Obwohl ich mich im Durchschnitt sehr gut von DS9 unterhalten gefühlt habe – ich möchte hier insbesondere die Folgen, die den Maquis, das Dominion oder auch Sektion 31 zum Inhalt hatten, nennen – blieben mir aber insgesamt weniger Folgen von DS9 in konkreter Erinnerung als von TNG. Darunter fällt aber zweifelsohne die Episode “In fahlem Mondlicht”.

Star Trek: Voyager

Und das bringt uns nun zu VOY. Wie Sicarius schon geschrieben hat, werden hier in gewisser Weise Elemente von TNG und DS9 zusammengebracht. Wieder deutlich mehr “Alien-of-the-Week”, aber trotzdem ein übergeordneter Handlungsrahmen, in welchen es auch gelegentlich zu Rückgriffen auf bereits vergangene Episoden kommt. “The Best of Both Worlds” also? Nun ja. Theoretisch vielleicht. Praktisch ist es jedoch “kompliziert”.

Das große Problem, an dem VOY leidet ist – Sicarius und ich haben es bereits erwähnt -, dass Ereignisse viel zu häufig ohne Konsequenzen bleiben und der Reset-Knopf viel zu schnell gedrückt wird. Das ist insbesondere vor dem Hintergrund, dass die VOY ja unter Ressourcenknappheit leiden soll und eine lange, beschwerliche Heimreise zu bewältigen hat, auf der sie ständig angegriffen und teils heftig beschädigt wird, höchst unglaubwürdig. Wobei das Schlimmste sogar eher ist, dass erst gar nicht versucht wird, die ständigen “Wunderheilungen” zu erklären. Nicht einmal beiläufig im Rahmen von Nebensätzen. So endet man trotz des übergeordneten, folgenübergreifenden Themas der jahrelangen Heimreise doch wieder bei dem “einfachen” Prinzip von einzelnen, in sich abgeschlossenen Episoden. Bei TNG ist das verschmerzbar, weil es zur Prämisse passte. Bei VOY tut das einfach nur weh.

Star Trek: Voyager (UPN-Promobild)

Apropos “ständig angegriffen”: der Actionanteil ist bei VOY gefühlt doppelt so hoch, wie in DS9 und vor allem wie in TNG. Generell merkt man VOY an, dass sie die jüngste der drei Serien ist. Das mag man zwar dem Bildformat nicht ansehen – erschreckenderweise wurde VOY weiter in dem damals schon veralteten 4:3-Format ausgestrahlt –, aber abgesehen davon, liegt der Fokus viel mehr auf kurzweiliger Unterhaltung, denn auf tiefgründiger Handlung. Ich vermute – Achtung, steile These –, dass das vielleicht schon damals der erste verzweifelte Versuch war, den Anschluss an den Massenmarkt nicht (gänzlich) zu verlieren. Etwas, was die Kelvin-Linie und nach allem, was ich gelesen habe auch DSC (leider ziemlich erfolgreich) dann auf die Spitze getrieben haben. Aber das liest sich jetzt schlechter als es ist: VOY ist trotzdem noch ganz klar “Old Trek”. Auch hier gibt es noch ruhigere, tiefsinnigere Folgen. Als Beispiel seien hier generell die Handlungsstränge rund um den Holo-Doc und Seven-of-Nine genannt. Und wo wir schon bei der Crew sind: hier kann VOY in meinen Augen auch ziemlich glänzen. Praktisch alle Hauptcharaktere sind interessant und gut geschrieben. Die besten sind für mich die bereits genannten: der Doc und Seven-of-Nine. Insgesamt ist das Charakter-Niveau dem von DS9 sehr ähnlich, entsprechend vermag ich hier keinen eindeutigen Sieger zu küren – gleichwohl geht die Tendenz aber leicht zu DS9.

Kommen wir also zum Ende. Aber erstmal zu jenem von VOY. Und ach, was soll ich sagen: ich war massiv enttäuscht. Ich hatte ja nicht erwartet, dass ich wie bei TNG minutenlang mit den Tränen in den Augen vor dem Fernseher sitze. Aber ich ging schon davon aus, dass ich – analog zu DS9 – wenigstens etwas ergriffen bin. Stattdessen war ich “baff” und “zornig”. Wie in Gottes Namen, kann man die Serie so derart abrupt und emotionslos enden lassen? Da fiebert man 171 Folgen lang der Heimkehr der VOY entgegen und dann wird dieses in gefühlt nicht einmal einer Minute abgefrühstückt. Die Crew steht kurz etwas ergriffen auf der Brücke, sagt “Hallo” zu den Kollegen und dann sieht man die VOY noch für einige Sekunden auf die Erde zufliegen. Ende.

Kein Gespräch zwischen den Crew-Mitgliedern mit einer Rückschau auf das gemeinsam Erlebte. Auch kein Ausblick auf das Kommende. Einfach nichts. Wo bei TNG die Crew noch zusammen Poker spielte und das Ganze noch philosophisch-emotional mit dem Satz “The sky is the limit” beendet wurde; wo bei DS9 wenigstens eine Rückschau auf ein paar besondere Momente stattfand (das war nun auch nicht besonders gut, aber immerhin war es etwas!) – bei VOY passiert einfach gar nichts. Und ich kann mir das nicht erklären. Außer damit, dass man irgendwie versucht hat, die Serie einfach schnellstmöglich abzuschließen. Das ist der Serie unwürdig und einfach nur traurig. Ich habe noch nicht recherchiert, wie Fans damals reagiert haben, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das ohne Empörung hingenommen wurde. Von den vielen immensen Logiklücken und Inkonsistenzen in der letzten Doppelfolge fange ich jetzt mal gar nicht an – die können schnell recherchiert werden. Dass Janeway aber praktisch einen Völkermord (wenn auch “nur”) an den Borg in Kauf genommen hat, finde ich auch mindestens problematisch und nicht so recht in die Wertevorstellung der Föderation passend. Dass man plötzlich mit einem einzigen (!) Torpedo einen Borg-Kubus vernichten kann und über eine superkrasse Rüstung verfügt, denen selbst Beschuss von einem halben Dutzend Borg-Kuben nichts anhaben kann, ist nicht minder “merkwürdig”. Ich nehme mal an, dass man diese “Errungenschaften” in nachfolgenden Star-Trek-Produktionen (Nemesis, Picard) dann auch bewusst ignoriert hat.

Insgesamt sind die Verantwortlichen beim Ende ziemlich stümperhaft gewesen. Gleichwohl: unterhaltsam war es schon. Dem normalen Zuschauer, also jedem, der kein eingefleischter Star-Trek-Fans ist, wird das alles nicht aufgefallen sein bzw. wird es nicht gestört haben. Anders lässt sich auch die recht gute Bewertung bei IMDB für die Doppelfolge nicht erklären.

What We Left Behind

Aber gut. Kommen wir also auch zum Ende meines Artikels. Was bleibt für mich hängen von “90s Trek”? Nun, TNG ist und bleibt mein persönlicher Liebling. Viel zu sehr wurde ich von dieser Serie während meiner Jugendzeit geprägt. Zudem – das haben wir ja bislang komplett außer Acht gelassen – gibt es da ja auch noch vier Kinofilme, die in meinen Augen – trotz ihrer zweifelsfrei vorhandenen Schwächen – allesamt sehr gut bis hervorragend sind. Rein objektiv betrachtet und auf die TV-Serien beschränkt muss ich jedoch zugeben, dass TNG nicht besonders gut gealtert ist und ich mich teilweise echt durchquälen musste. Das mag aber auch dem Binge-Watching geschuldet sein. Ich denke, insbesondere TNG leidet besonders darunter, wenn man alle Folgen “durchprügelt”, anstatt sie, ganz wie damals wochenweise und mit mehrmonatiger Pause zwischen den Staffeln anschaut.

Auch bei DS9 war das noch stellenweise so – in der Regel dann, wenn es um die o.g. Themen Religion, Ferengi, Spiegeluniversum und Vic Fontaine ging. Das ist auch das Hauptproblem, dass ich mit DS9 habe: zu viele Themen haben mich nicht interessiert.

Ganz anders bei Voyager: nur äußerst selten fühlte ich mich gelangweilt, kein einziges Mal musste ich mich zwingen, eine weitere Episode zu schauen. Im Gegenteil: es war VOY, wo ich auch mal drei, vier Folgen am Stück gesehen habe. Das ist zweifelfrei eine Qualität, die man bei der Bewertung berücksichtigen muss.

Man könnte stark verkürzt sagen, dass sich Star Trek auf dem Weg von TNG zu VOY weg bewegt hat von “Philosophie” und eher “intellektuellem Niveau” hin zu “oberflächlicher Action-Unterhaltung”. Aber das würde einerseits TNG überhöhen und andererseits DS9 und VOY unrecht tun. Gleichwohl ist eine gewisse Tendenz schon erkennbar. Allen gemein sind teils heftige Logiklücken und Inkonsistenzen, was besonders ärgerlich ist, da sich viele davon bei nur etwas sorgfältigerer (Autoren- oder Produzenten-)Arbeit hätten vermeiden lassen können. Eigentlich alle Serien sind hinter ihrem Potential geblieben. Und dennoch: es waren und es sind großartige Serien, die eine ganze Generation geprägt haben. Und ich bin überglücklich, dass ich sie nun komplett gesehen habe. Und es wird mutmaßlich auch nicht bei diesem einen “Run” bleiben.

Aber nun stehe ich erstmal vor der schwierigen Frage, wie es jetzt weiter geht? Erst noch einmal ENT schauen, oder gleich zum (verschrienen) DSC übergehen? Ich werde es euch beizeiten verraten.

(Cover)

…und da war Staffel 2 von Star Trek: Voyager* ebenfalls schon vorbei. Muss ja schließlich Azzkickr einholen :wink: . War dahingehend übrigens kurz am Überlegen, ob wir dann am Ende der Serie Star Trek: Enterprise* (ENT) erst einmal überspringen und stattdessen zu Star Trek: Prodigy* (PRO) und Star Trek: Lower Decks* (LOW) wechseln, da beide einen starken Voyager-Bezug haben. Aber “New Trek” scheint so stark ineinander verwoben zu sein, dass das glaube ich keinen Sinn macht. Und vielleicht kommt von PRO ja doch noch eine 3. Staffel bis wir soweit sind. Insofern: Wir bleiben vermutlich bei der Produktionsreihenfolge. Wird mit Star Trek: Discovery* und Star Trek: Strange New Worlds* schon kompliziert genug werden. Ja, wir sind so langsam auf dem Niveau von Marvel…

Doch ich greife schon wieder vor. Also: In der 2. Staffel (wobei die Folge Die 37’er technisch gesehen das Finale der 1. Staffel sein sollte) lernen wir das große neue Feature der Intrepid-Klasse kennen: Sie kann auf Planeten landen. Ist bislang abseits der bombastischen (CGI-)Optik aber noch nicht wirklich relevant gewesen. Außerdem werden die Beziehungen der Crewmitglieder untereinander vertieft und dadurch ein paar Grundsteine für die späteren Staffeln gelegt. Und es wird der Strang rund um die Cardassianerin Seska und die Kazon zum Höhepunkt geführt. Zusätzlich erleben wir mit Elogium (Kes wird Notgeil, weil die Voyager in eine Wolke voller Weltraumspermien reinfliegt oder so ähnlich) und Die Schwelle (Warp 10 wird gebrochen, Paris nudelt deswegen Janeway durch und eine neue Spezies entsteht) zwei der aus meiner Sicht dämlichsten Folgen der gesamten Serie (soweit ich mich erinnern kann). Aber es können ja nicht alles Gewinner sein.

Kurzweilig!

Abseits der erwähnten Folgen war die Staffel aber durchaus besetzt mit kurzweiligen und größtenteils in sich gelungenen Folgen. Ein paar meiner persönlichen Highlights:

  • Das Holo-Syndrom – Ein Wiedersehen mit Barclay, der versucht den Doktor davon zu überzeugen, dass er ein Mensch ist und die Voyager in die Luft sprengen muss. Eine schauspielerische Glanzleistung von Robert Picardo und sehr unterhaltsam. Regie führte übrigens Jonathan Frakes.
  • Der Zeitstrom – Eine Zeitreise mal anders. Harry Kim findet sich tatsächlich auf der Erde wieder – auch zum richtigen Datum. Aber das kann logischerweise nicht wirklich stimmen. Für Lysanda und ich war zwar aufgrund seines Verhaltens quasi sofort klar, dass der Café-Besitzer was im Schilde führt. Dennoch war es spannend mit Harry mitzufiebern und zu erfahren, was tatsächlich dahinter steckt.
  • Der Prototyp – Die Angst, dass Roboter uns mal vernichten werden, ist so alt wie Science-Fiction-Bücher. Insofern war der Twist jetzt für den Zuschauer vermutlich nicht ganz so überraschend wie für die Crew. Aber trotzdem eine gute Folge, die zwar keine neue Fragen stellt, jedoch zeigt wie Janeway & Co. damit umgehen.
  • Gewalt – Tuvok darf Detektiv spielen und kommt dabei an seine Grenzen. Eine wirklich gelungene Folge, in der wir nicht nur mehr über den Vulkanier erfahren, sondern auch weitere Weichen für das Staffelfinale gelegt werden.
  • Star Trek: Voyager (Paramount-Promo-Bild)

    Die Verdoppelung – Aufgrund einer Anomalie (was sonst) wird die Voyager (ich hab‘ tatsächlich zuerst Enterprise geschrieben…) verdoppelt. Der einen geht es beschissen, auf der anderen geht das Leben halbwegs normal weiter. Aber dann kommen die Vidiianer. Autoren macht es immer Spaß, wenn sie was kaputt machen können und in diesem Fall zum ersten Mal die ganze Voyager. Absolut gelungen – solange man nicht so sehr über die Konsequenzen nachdenkt.

  • Tuvix – Wenn es eine Folge der Serie verdient hätte länger zu dauern, dann eindeutig diese. Bei einem Transporterunfall werden Tuvok und Neelix zu einer neuen Kreatur vereint und sowohl die Crew als auch sie selbst müssen mit dieser neuen Situation lernen umzugehen – bis dann der Doktor doch noch eine Möglichkeit findet alles zurück zu machen und Janeway erneut vor eine moralische Entscheidung gestellt wird. Eine grundsätzlich äußerst starke Folge, die aber definitiv darunter leidet nur 45 Minuten anzudauern. Dadurch geht es am Ende viel zu schnell.
  • Entscheidungen – Janeway und Chakotay haben sich mit einer (vermeintlich) unheilbaren Krankheit angesteckt und müssen jetzt den Rest ihres Lebens auf einem Planeten verbringen – und kommen sich dabei logischerweise näher. Währenddessen darf Tuvok die Voyager kommandieren, sieht sich aber einer Crew entgegen, die nicht so ganz mit seiner Entscheidung einverstanden ist, einfach weiterzufliegen. Die ganze Sache mit dem Affen ist ein wenig komisch. Ansonsten aber eine gelungene Episode.

Und auch das Staffelfinale war super, obwohl sie die letzten 10 Minuten schon arg in die Länge gezogen haben. Dass die Crew ein Problem hat, war mir schon nach einer klar… Die Auflösung zum Start der 3. Staffel war grundsätzlich ebenfalls spannend und gut, obwohl Seskas Tot (sorry, Spoiler) total dämlich ausgeführt wurde. Allerdings sterben bei Star Trek ja gefühlt ständig welche, nur weil eine Konsole ein bisschen Elektrik spritzt. Insgesamt fällt es uns also relativ leicht gleich mehrere Episoden hintereinander zu schauen.

Und doch langweilig?!

Trotz des starken Unterhaltungswerts stelle ich aber doch eines fest: Die Versuchung zu meinem Handy zu greifen ist häufig ziemlich groß. Ich fiebere irgendwie nicht so stark mit, wie bei Star Trek: Deep Space Nine und interessiere mich (bislang) recht wenig für die Charaktere abseits des Doktors. Keine Ahnung warum, aber so richtig sympathisch ist mir irgendwie keiner von dem Haufen.

Der größte Punkt dürfte für mich aber sein, dass wenig von dem was passiert wirklich Konsequenzen hat und später nochmal eine Rolle spielt. Gleichzeitig tun die Charaktere aber genau so, als wäre das Fall. In der Realität sind die Episoden aber doch relativ abgeschlossen und vom klassischen Unfall/Monster/Rasse-der-Woche-Format. Dass es diese gibt, ist freilich an sich nicht schlimm. Nicht alles muss schließlich durchgängig sein. Aber vor allem im Vergleich zu Star Trek: Deep Space Nine fehlen mir bislang die wirklichen Konsequenzen – selbst, wenn es nur für eine weitere Folge wäre. Verdopplung hat beispielsweise keinerlei Nachwirkungen (die Voyager ist in der nächsten Folge sofort wieder ganz und keiner hat scheinbar ein Trauma mitgenommen). Janeways und Chakotays Abenteuer in Entscheidungen wird nicht mehr angesprochen. Und so weiter und so fort. Ja, die Charaktere entwickeln sich weiter und einige Beziehungen werden im Laufe der Serie ebenfalls fortgeführt. Aber so einige Erlebnisse, die aus Zuschauersicht schwer einschlagen müssten, werden einfach davon gewischt. Ich weiß, das war bei Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert nicht anders und im Vergleich gibt es durchaus mehr Zusammenhänge. Doch nach Siskos Abenteuern bin ich vermutlich gerade ein wenig verwöhnt :wink: .

Das Tüpfelchen auf dem “i” ist, dass weder die Kazon noch die Vidiianer in irgendeiner Weise interessante Feinbilder sind. Schlimmer noch: Die Vidiianer an sich ergeben überhaupt keinen Sinn (die leben jetzt seit wie vielen Jahrhunderten mit der Krankheit?!). Und wie groß ist bitte schön das Territorium der Kazon?! Die Voyager ist bereits Monate unterwegs und dennoch begegnen wir immer noch dem gleichen Clan. Und wieso kann Paris plötzlich mit einem SHUTTLE (!) ein Kazonschiff zerstören?! Das alles führt dazu, dass ich zumindest aktuell eben nicht ganz so intensiv dabei bin, wie ich es gerne sein wollte. Weil wie eingangs geschrieben: Die Serie ist (überraschend) kurzweilig und hat grundsätzlich ein gutes Niveau, was die Inhalte angeht.

Schauen wir mal was Staffel 3 bringt.

(Cover)

Wad?! Schon vorbei?! Alter Schwede, ich wusste ja, dass die erste Staffel von Star Trek: Voyager* kürzer ist. Aber nur 15/16 Folgen (je nachdem ob man den Pilot als eine oder zwei zählt) zum Einstieg?! Das hat mich dann doch extrem überrascht. Zumal es kein richtiges Finale oder wenigstens einen Cliffhanger gibt. Stattdessen wurden die letzten vier Episoden, die eigentlich für Staffel 1 gedacht waren, kurzerhand an den Anfang von Staffel 2 gepackt. Damit umfasste dann zumindest sie am Ende die vollen 26 Folgen.

Normalerweise würde ich an dieser Stelle was faseln von wegen “Produktionsbudget war zu knapp” oder sowas. Aber tatsächlich hatte die Kürze einen simpleren Grund: Voyager ist in den USA im Januar statt im September gestartet – also in der Mitte der laufenden Ausstrahlungsphase. Deswegen wurden nur 20 Folgen für die 1. Staffel produziert. Vier davon wurden anschließend nach Staffel 2 verschoben, weil der neue Sender UPN sich von den anderen abheben wollte und die nächste Saison früher starten ließ als es üblich war (Ende August statt Mitte/Ende September).

Amüsanterweise wurden jedoch für Staffel 2 die vollen 26 Folgen bestellt und produziert. Sprich man hatte jetzt theoretisch 30 Folgen zum Ausstrahlen. Also wurden erneut vier Folgen verschoben und kurzerhand in die 3. Staffel gepackt. Und nein, das ging jetzt nicht bis zum Ende der Serie so weiter. Ab Staffel 4 ist wieder alles normal :wink: .

Die Serie

Doch wir sind schon wieder viel zu tief drin. Gehen wir zurück zum Anfang: 1993 arbeitete man an der 7. Staffel von Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert. Es war entsprechend absehbar, dass bald nur noch Star Trek: Deep Space Nine über den Bildschirm flimmern würde. Das fand Paramount aber nicht so prickelnd. Sie wollten weiterhin eine zweite Serie parallel laufen haben. Außerdem arbeiteten sie daran mit UPN (United Paramount Network) einen eigenen Sender aus der Taufe zu heben. Da wäre eine neue Star-Trek-Serie natürlich der perfekte Aufhänger, um ihm gleich richtig Bekanntheit zu geben. Ähnlich wie es Paramount vor ein paar Jahren mit Paramount+ gemacht hat.

Also setzten sich Rick Berman, Michael Piller und – ganz neu – Jeri Taylor an einen Tisch, um eine neue Serie zu erfinden. Taylor war ab der vierten Staffel Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert als Produzentin mit von der Partie, wobei sie bei dem ein oder andern Drehbuch ebenfalls beteiligt war. Sie stieg im Laufe der folgenden Staffeln “im Rang” auf und wurde am Ende nicht nur Showrunner der letzten Staffel von Picard und seiner Crew, sondern eben auch zur Miterfindern von Star Trek: Voyager und deren zeitweiliges Showrunnerin.

Was tun?

Von Anfang an war klar, dass die neue Serie wieder auf einem Raumschiff spielen sollte. Allerdings ohne eine neue Enterprise aus der Tasche zu zaubern. Die Enterprise-D war ja schließlich noch auf dem Weg in die Kinos. Stattdessen sollte es eine Art Anti-Enterprise werden. Sprich es war wichtig a) Konflikte an Bord zu haben (=Crewmitglieder des Maquis) inkl. keiner Möglichkeit einfach nach Haus zu telefonieren und b) möglichst weit weg vom etablierten Universum zu sein, um endlich wieder neue Sachen zu entdecken. Letzteres quasi, um den Urgedanken von Star Trek (“Erforschung neuer Welten und Zivilisationen”) zurück in den Vordergrund zu bringen. Als Inspiration dienten die Q-Folgen, in denen er die Enterprise an einen völlig unbekannten Ort der Galaxie schleuderte. Aber am Ende musste sie natürlich wieder zurück auf den Ausgangspunkt. Warum also nicht mal den Spieß umdrehen und die Rückkehr verweigern?

Star Trek: Voyager (UPN-Promobild)

Das “neu” betraf auch die Charaktere. Sie sollten ebenfalls nicht bekannten Figuren ähneln. Also kein Captain, der wie Picard oder Kirk ist, kein Data, kein Odo und sowas. Und – da kommt ganz klar der Einfluss von Jeri Taylor mit rein – eine Frau am Steuer. Am Ende sah die Liste so aus:

  • Captain Kathryn Janeway – die starke Frau an der Spitze und tatsächlich Vorbild für buchstäblich hunderttausende von Mädchen. Man kann Voyager sicherlich viel vorwerfen, aber dem Star-Trek-Anspruch wurde es allein schon durch diese Entscheidung gerecht.
  • Tom Eugene Paris – der stürmische Hotshot. Sollte ursprünglich tatsächlich der Charakter Nicholas Locarno aus Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert sein, den Robert Duncan McNeill in Ein missglücktes Manöver gespielt hatte. Man entschied sich dann aber dagegen.
  • Chakotay – Maquis und gleichzeitig auch noch ein Indianer. Nicht ganz der Anti-Riker, aber geht definitiv in diese Richtung.
  • Harry Kim – Jungspund und ggf. Token-Asiate (wird meines Wissens nie so gespielt, aber es ist schon verdächtig :smile: ).
  • B’Elanna Torres – Buchstäblich die Anti-Worf. Mag ihre klingonische Seite überhaupt nicht und ist weiblich.
  • Neelix – Der Comic Relief. Wobei er zumindest am Anfang tatsächlich nicht so schlimm ist, wie ich ihn in Erinnerung habe. Kommt vielleicht noch.
  • Kes – Keine Ahnung. Scheinbar kann man kein Schiff haben ohne irgendjemanden mit telepathischen Fähigkeiten darauf. Ist zum Glück nicht sehr lange dabei.
  • Tuvok – Ein echter Vollblut-Vulkanier und dann auch noch schwarz. Ihr könnt euch denken, wie gut das bei manchen ankam.
  • Das Medizinisch Holografische Notfallprogramm – Einen Androiden hatten wir schon als Crewmitglied, also warum nicht dieses Mal ein Hologramm? Ein sarkastisches, sehr von sich eingebildetes Hologramm. Ganz klar der beste Charakter der ganzen Serie!

Und dann baute die Serie auch noch auf Elementen auf, die vorher in den anderen eingeführt wurden (Stichwort “Maquis”). Wie geil ist das denn? Gestartet ist die Reise in den USA am 16. Januar 1995. Das Dreigestirn “Frau als Chefin, Indianer als Nr. 1 und schwarzer Vulkanier” führte zwar mal wieder zu absolutem Hass bei einigen sogenannten “Fans” aber ungeachtet dessen konnte die Serie anfangs gute Zuschauerzahlen einfahren.

Das Ergebnis

Ich fand es echt doof, dass Quark als Crossover von Star Trek: Deep Space Nine in der Pilotfolge genutzt wurde. Warum durfte Sisko nicht mit Janeway sprechen? Oder zumindest Kira so von Frau zu Frau? Stattdessen nur eine relativ witzlose Szene in Quarks Bar. Kein guter Einstieg in die Serie muss ich sagen. Und warum musste die Voyager die Phalanx zerstören, bevor sie wieder nach Hause geschleudert werden konnten? Hätte man nicht einfach ein paar Zeitbomben platzieren können? Gehe jetzt nicht davon aus, dass die Kazon sie so schnell gefunden hätten. Aber gut, insgesamt war es ein unterhaltsamer Pilot und eine gelungene Einführung in die neue Crew und das neue Schiff. Man merkt halt doch, dass die Verantwortlichen mittlerweile schon ein bisschen länger dabei sind.

Der Rest der 1. Staffel? Nun, ganz ehrlich kann ich mich schon jetzt nicht mehr an viel erinnern (nähern uns schon dem Ende der 2. Staffel). Aber im Prinzip Kennenlernen der Crewmitglieder, Integration der Maquis-Leute, verzweifelte Versuche eine Abkürzung nach Hause zu finden, Etablierung der Kazon als die Hauptfeinde für die nächste Zeit und ein bisschen “Monster-der-Woche”-Feeling.

Insgesamt ist die Staffel völlig solide und tatsächlich größtenteils kurzweilig (wie gesagt, kam es mir extrem schnell vor) aber halt nichts, worüber es sich groß zu schreiben lohnt im Gegensatz zu den anderen Serien. Einzig erwähnenswert ist vielleicht Der mysteriöse Nebel mit dem Weltraumnebel, der sich als Lebewesen entpuppt. Auch, wen es technisch gesehen durch und durch eine Star-Trek-Folge ist, ist ihr Unterhaltungswert definitiv nicht einmal ansatzweise vorhanden. Würde ich Kaffee trinken, hätte ich danach einen gebraucht, um das zu verdauen. Mein persönliches Highlight war hingegen Das Nadelöhr. Die bislang beste “kommen wir heute vielleicht endlich nach Hause”-Folge und der Twist ist gleichzeitig vorzüglich und extrem deprimierend (sowohl für die Crew als auch den Zuschauer).

PS: Ich habe übrigens bei der Recherche gelernt, dass die Abkürzung für die Serie offiziell wohl nicht “VOY”, sondern “VGR” ist. Total bescheuert. Ich bleibe deshalb bei “VOY”.

(Cover)

Vergangenen Samstag war es so weit: Nach einer kurzen Anime-Pause – wir haben ENDLICH die DVDs von ×××HOLiC zu einem halbwegs bezahlbaren Preis bekommen -, durfte Captain Kathryn Janeway das Kommando übernehmen. Extrem ungewohnt das auf Deutsch zu tun, denn tatsächlich kenne ich von Star Trek: Voyager den Großteil nur auf Englisch. Doch bevor wir zu diesem Schiff der Intrepid-Klasse kommen, “müssen” wir selbstverständlich noch über die letzte Staffel von Star Trek: Deep Space Nine* reden. Wobei passenderweise dort ebenfalls ein Schiff dieser Klasse zu sehen ist – die USS Bellerophon in der Folge Unter den Waffen schweigen die Gesetze.

Das Ende

Fangen wir am besten ganz hinten an: Ja, ich hatte durchaus bei den Rückblenden im Finale ein bisschen Pipi in den Augen, wie man so bescheuert sagt. Allerdings hat mich ein Detail noch trauriger gestimmt. Wer nämlich bei Worf genauer hinschaut wird feststellen, dass abseits einer Szene aus der 4. Staffel alles andere aus der 7. Staffel stammt. Der Bruch mit Terry Farrell (Jadzia Dax) muss echt extrem gewesen sein, wenn man nicht einmal gewillt war 2-3 Szenen von ihr zu recyceln. Das ist sehr schade und trübt diese Sequenz stark.

Und dann wäre da noch die Sache mit Kira und Odo. Das hat Lysanda überhaupt nicht gefallen – was ich voll nachvollziehen kann. Es ist doch offensichtlich, dass er nur ein paar Sekunden in der großen Verbindung sein musste, um sie zu heilen. Seine Verbindung mit der Gründerin, um sie von ihrem Wahnsinn zu überzeugen, war ebenfalls nicht lang. Also warum nicht – sagen wir mal eine Woche, in der großen Verbindung bleiben und dann wieder mit Kira abzischen? Ist ja nicht so, als würde er für ewig bei ihr bleiben. Sie wird irgendwann wegsterben, dann kann er immer noch für den Rest seiner Existenz bei seiner Rasse leben. Stattdessen dieser “wir werden uns wahrscheinlich nie wieder sehen”-Schwachsinn. Ein absolut unnötiges Ende für diese Liebesgeschichte.

Das gilt ebenso für unseren Captain Benjamin Sisko und in dem Sinne für Gul Dukat. Die Sache mit den Pah-Geistern war von Anfang ziemlicher Blödsinn und obwohl es schick ist, dass sowohl Dukat als auch Kai Winn das bekommen haben, was sie verdient haben: Sowohl der Weg dahin als auch das Finale waren totaler Kokolores. Und wie bei Odo ist es völlig unverständlich, warum Sisko jetzt bei den Propheten bleiben muss. Also außer, dass seine Mutter eine total egoistische Tussi ist und plötzlich mal Zeit mit ihm verbringen will. Die Propheten haben mehrfach gezeigt, dass sie scheinbar über immens viel Macht verfügen. Aber nein, sie konnten Sisko natürlich nicht inkl. Körper aus den Feuerhöhlen retten :roll: . Und kurz vor Schluss Kasidy auch noch schwanger werden zu lassen, nur um künstlich die Tränendrüse noch mehr zu belasten? Alter Schwede…

Immerhin: Es ist ein insgesamt würdiger Abschluss für die Crew der Station und die Serie als Ganzes. Volle zehn Folgen lang kümmern sich die Autoren ausschließlich darum nicht nur den Krieg mit dem Dominion zu einem halbwegs würdigen Ende zu führen – wie gesagt fand ich das mit der Krankheit schon irgendwie dämlich, obwohl es halbwegs gut erklärt wurde -, sondern auch (fast) alle offenen Fäden zu einem durchaus gelungenen Abschluss zu bringen.

Das davor

Star Trek: Deep Space Nine (CBS-Promobild)

Allerdings bin ich noch nicht ganz fertig mit dem Meckern über die 7. Staffel :smile: . So fand ich die Entscheidung mit Ezri Dax kurz vor Schluss noch einen neuen Charakter einzuführen als völlig falsch und fehlgeleitet. Ja, es gibt den ein oder anderen interessanten Konflikt dadurch mit Worf. Aber insgesamt empfand ich ihre Anwesenheit als ziemlich unnötig und – ehrlich gesagt – teilweise sogar lästig. Sowieso war die erste Hälfte der Staffel mit ihren größtenteils Einzelfolgen nicht wirklich gelungen. Schon in der 2. Hälfte der 6. Staffel fühlte es sich so an, als würden wir ein wenig auf der Stelle treten. Und genau so ging es erstmal weiter. Dabei wollten wir als Zuschauer zu diesem Zeitpunkt doch nur eins: Endlich dem Dominion den Hintern versohlen! Ich würde sagen hier merkt man dann doch ein wenig, dass die Serie ursprünglich mit Staffel 6 enden sollte. So musste man halt die Sache noch etwas in die Länge ziehen. Wäre stattdessen der 10-Teiler der 7. Staffel am Ende der 6. gekommen – ich glaube es wäre ein noch fulminanterer Abschied gewesen.

Das heißt aber freilich nicht, dass die Folgen an sich schlecht sind. Die Belagerung von AR-558 ist immer noch eine richtig gelungene Folge, die erneut eine andere Seite der glatt geschliffenen Sternenflotten-Medaille zeigt. Die daraus hervorgegangen Folge Leben in der Holosuite, in der Nogs PTBS das Hauptthema ist, ist ebenfalls gelungen. Und während ich Wettkampf in der Holosuite am liebsten übersprungen hätte (Baseball ist noch dämlicher als Fußball…), waren Nogs Ferengi-Eskapaden in Verrat, Glaube und gewaltiger Fluss sehr amüsant. Das gilt ebenfalls für Badda-Bing, Badda-Bang, in dem die Crew und die Zuschauer noch ein letztes Mal die Sau raus lassen dürfen, bevor es dann bis zum Ende ernst bleibt. Aber wie gesagt: Nachdem wir uns schon in der 6. Staffel so viel vom Krieg entfernt hatten, litten diese Episoden noch stark unter dem “Wann geht’s endlich mit dem Dominion zu Ende”-Gedanken. Und das ist ein wenig schade, wie ich so gerne sage.

Fazit

Was bleibt also am Ende der 7. Staffel zu sagen, was ich nicht schon in den vorherigen Staffeln gesagt habe? Einfach nur, dass dieser erneute Durchgang mir noch einmal bestätigt hat, dass Star Trek: Deep Space Nine für mich immer noch die beste der “alten” Star-Trek-Serien ist und sie jeder gesehen haben sollte.

Es fängt schon damit an, dass sie extrem abwechslungsreich ist. Es geht eben nicht mehr nur um die Föderation und die Sternenflotte. Stattdessen haben wir einen bunten Haufen an Charakteren, die auch alle mal ihre eigenen Geschichten und Schicksale erleben und im Rampenlicht stehen. Und wir sehen, dass im 24. Jahrhundert eben doch nicht alles perfekt ist. Man könnte schon fast sagen, dass die Geschichten bei Kirk & Picard nur von menschlichen Historikern geschrieben wurden. Bei Sisko kommen hingegen die anderen zu Wort und zeigen so auf, dass die Menschen eben doch nicht so sind, wie sie es gerne von sich behaupten.

Die größte Stärke der Serie war aber vermutlich der Abschied von den reinen Einzelfolgen. Ich bin kein Fan der heutigen “10-Episoden-Geschichten”-Staffeln, aber zumindest einen kleinen roten Faden und mehrere zusammenhängende Folgen zwischen den Einzelepisoden zu haben macht es einfach leichter die Charaktere tatsächlich besser kennen zu lernen und sich für ihre Schicksale zu interessieren. Das hat bei Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert aus meiner Sicht höchstens bei Picard und Data halbwegs funktioniert. Der Rest der dortigen Crew ist hingegen sehr blass geblieben.

Jetzt richten wir unsere Augen aber in Richtung des Delta Quadranten. Dorthin, wo ein schnittiges Schiff seinen langen Weg nach Haus antritt.

(Cover)

Was für ein fulminanter Einstieg in die 6. Staffel von Star Trek: Deep Space Nine*. Die Serie war ja mittlerweile bekannt dafür, dass sie nichts von etablierten Konventionen hält – aber gleich sechs bzw. sogar sieben (mit dem Finale von Staffel 5) zusammenhängende Folgen? Das gabs bis dato noch nie. Ich weiß, heutzutage wird das als “Staffel” bezeichnet und dann von Netflix die Show gestrichen – doch das ist ein anderes Thema.

Allerdings: Eine Sache habe ich dann doch an diesem Staffeleinstieg zu bemängeln – das Intro. Ich weiß, das Budget war knapp und so. Und sowieso möchte man bloß nicht die Zuschauer verwirren. Ich hätte es allerdings trotzdem cooler gefunden, wenn der bekannte Einstieg erst ab Folge 7 wieder zum Einsatz gekommen wäre. Stattdessen vielleicht einfach nur eine Defiant, die durch den Weltraum fliegt, eine Umrundung der Weltraumstation, auf der sich Sisko dann in der Zwischenzeit häuslich einrichtet oder – wenn man richtig mutig gewesen wäre – das exakt gleiche Intro nur ohne Deep Space Nine (war ja eh nur ein 3D-Modell). Das wäre richtig genial gewesen :smile: . Naja, man kann nicht alles haben.

Ansonsten ist noch interessant zu wissen, dass während den Arbeiten an Staffel 6 noch nicht klar war, ob es eine 7. Staffel geben würde. Ich kann nicht so recht sagen, ob man das wirklich merkt – zumindest macht die zweite Hälfte nicht den Eindruck eines “wir arbeiten zügig auf das Finale zu”-Strangs. Aber ganz ehrlich gesprochen: Gefühlt gingen den Autoren auch so langsam die Ideen für den Dominionkrieg aus. Die ganze Sache mit den Pah-Geistern und dann in der 7. Staffel wie aus dem Nichts die Gründer-Krankheit. Joa, wenn die Serie mit der Rückeroberung von Deep Space Nine geendet hätte und dann vielleicht noch der große Abschluss des Krieges als Film, ich wäre den Machern nicht böse gewesen. Das heißt nicht, dass es in den Staffel 6 und 7 keine hervorragenden Folgen gibt. Doch der Krieg mit dem Dominion fühlt sich bis kurz vor dem finalen Marathon irgendwie ausgelutscht an. Ich greife aber schon wieder vor: Heute geht es ja erst um die 6. Staffel :smile: .

Der Inhalt

In der 6. Staffel erwartet den Zuschauer kein einziger Ausflug in den Gamma-Quadranten. Logisch: Der Eingang ist schließlich vermint. Freilich könnte man erwarten, dass die Jungs und Mädels auf Deep Space Nine das Minenfeld temporär deaktivieren könnten und so. Das ist jedoch nicht weiter schlimm. Tatsächlich wird es bis zum Finale dauern, bevor wir da wieder reinfliegen. Stattdessen beschäftigt sich die Staffel vor allem mit der moralischen Seite des Krieges und den harten Entscheidungen, die es dabei zu treffen gilt. Quasi “Folge ich meinem Gewissen oder arbeite ich zum Wohl der Gemeinschaft?”.

Star Trek: Deep Space Nine (Paramount-Promo-Bild)

Diese Folgen sind den Autoren auch insgesamt ganz gut gelungen. Nur hier und darf man vielleicht nicht ganz so genau drüber nachdenken, was da eigentlich gerade passiert ist. Beispielsweise bei Worfs Ausflug mit Jadzia in Wandel des Herzens. Mit etwas gesundendem Menschen-/Trill-/Klingonenverstand wäre die Sache definitiv nicht so ausgegangen. So viele unlogische Entscheidungen, die da im Dschungel getroffen wurden und fragwürdige, zeitliche Zusammenhänge, die gezeigt werden, nur damit ein künstlicher Konflikt entsteht. *gähn*

Aber werfen wir mal einen Blick auf meine Liste:

Nichts so gut

  • Jenseits der Sterne – Amerika der 50iger Jahre. Wir begleiten einen schwarzen Autor, der eine Geschichte mit einem schwarzen Helden schreibt (=Star Trek: Deep Space Nine). Und natürlich kommt das nicht wirklich gut an. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was diese Folge – und die darauf aufbauende Einblende am Anfang der 7. Staffel soll. Okay, es ist eine Art und Weise der Propheten Sisko zu leiten und zu sagen, dass er nach seiner Sinnkrise nicht aufgeben soll. Und das grundlegende Thema ist leider immer noch aktuell. Aber Lysanda und mir hat dieses Werk wirklich nur gelangweilt.
  • Erkenntnis – Mal wieder eine Folge zum Thema Spiegel-Universum. Und definitiv die schlechteste aus dieser Reihe. Würde es sogar als eine der schlechtesten Folgen der Serie beschreiben. Eine bescheuerte und absolut triviale Liebesgeschichte, die keiner braucht und nichts nach vorne bringt. Wie heißt es so schön? “Ich hätte gerne meine 45 Minuten Lebenszeit wieder!”
  • Zeit der Abrechnung – An sich stört mich der ganze Religionskram in der Serie nicht. Es ist einfach eine weitere Facette des großen Star-Trek-Universums. Und auch die Idee, dass die Bajoraner irgendwelche Wurmlochwesen verehren, ist leider absolut nicht abwegig. Aber diese Folge ist absolut nicht der Brüller mit dem Kampf der Propheten gegen die Pah-Geister. Ja, im Kern geht es mal wieder darum Siskos Glaube auf die Probe zu stellen. Die Umsetzung mit dem lächerlichen Kampf auf dem Promenadendeck ist allerdings… ja, ne das hätte man sicherlich besser hinbekommen können.

Durchschnitt

  • Das winzige Raumschiff – Kein großer Tiefgang und wenig Konsequenzen, aber dafür kurzweilig und unterhaltsam – und manchmal reicht das auch einfach mal. Insofern solide Folge.
  • Der Klang ihrer Stimme – Star-Trek-Veteranen wissen quasi sofort, wie die Folge endet. Aber das tut dem Werk keinen Abbruch. Wir erfahren viel über den geistigen und seelischen Zustand unserer Hauptcharaktere in diesem schon lange andauernden Krieg, was ihnen die Möglichkeit gibt, wieder etwas mehr zu sich selbst und zueinander zu finden. Ein kleiner aber wichtiger Verschnaufer quasi.
  • Inquisition – Der erste Auftritt von Sektion 31 – dem zweifelhaften Teil von Starfleet, der im Hintergrund die Drecksarbeit macht. Und mittendrin unser Doktor Julian Bashir, der verdächtigt wird mit dem Dominion zusammen zu arbeiten. Kein unbegründeter Verdacht – er war ja schließlich schonmal ausgetauscht. Aber wir Zuschauer wissen natürlich, dass er unschuldig ist und fiebern und leiden entsprechend mit dem armen Doktor mit. Grundsätzlich eine wirklich gute Folge, die mir aber tatsächlich irgendwie zu kurz war. Die Eskalation ging zu schnell und Sektion 31 kam ebenfalls nicht richtig zur Geltung. Hätte als Doppelfolge vermutlich besser funktioniert.

Hightlights

  • Star Trek: Deep Space Nine (Paramount-Promo-Bild)

    In fahlem Mondlicht – Schon das Framing ist cool mit Sisko der in seinem Quartier einen Logbucheintrag verfasst und am Ende dann klar und deutlich macht, dass er seine Entscheidung nicht bereut – obwohl ihm während der eigentlichen Folge hier und da Zweifel kommen auf was er sich da mit Garak eingelassen hat. Siskos moralischer Kompass, der sich Szene um Szene weiter verschiebt und gleichzeitig Garaks Ruchlosigkeit machen die Episode zu einem gelungenen Erlebnis.

  • Klingonische Tradition – Nach dem anstrengenden Staffeleinstieg gibt es im Anschluss etwas leichtere Kost: Worfs Hochzeit mit Jadzia bzw. der Weg dahin mit dem Junggesellenabschied auf der einen Seite und Jadzias “Kampf” mit ihrem Stolz und ihrer zukünftigen Schwiegermutter. Nichts tiefgreifendes aber zum einen genau das Richtige zu diesem Zeitpunkt und zum anderen inhaltlich wirklich unterhaltsam inszeniert.
  • Das Gute und das Böse – Gul Dukat am Rande des Wahnsinns. Möglicherweise die beste schauspielerische Leistung von Marc Alaimo in der Serie. Ja, das Drumherum (Siskos Absturz mit ihm auf einem einsamen Planeten) ist etwas an den Haaren herbeigezogen. Aber es ist eine wunderbare Charakterfolge, in der wir erstmals den wahren Dukat erleben.

Fazit

Ja, was könnte ich sonst noch zu Staffel 6 sagen? Die Motivation ist weiterhin hoch zum Ende zu kommen (haben schon Star Trek: Der Aufstand hinter uns und sind bei Folge 13 von Staffel 7). Allerdings schleichte sich durchaus ab der zweiten Hälfte der 6. Staffel so langsam ein Gefühl von wegen “jetzt könnte es aber mal mit dem Krieg vorbei sein” ein. Da kommt halt dann doch ein wenig der Nachteil von 26 Folgen pro Staffel hervor. Insofern werde ich durchaus ein wenig froh sein, wenn es dann bald vorbei ist.

Nächste Seite »