Sicarius

Stop Killing Games!

The Crew (Herstellerbild)

Das Rennspiel The Crew ist tot! Umgebracht nach Vorankündigung von Ubisoft! Am 31.3. wurden die Onlineserver abgeschaltet. Keine 10 Jahre nach Release kann nun keiner der mehr als 12 Millionen Käufer das Spiel jemals wieder erleben. Und warum? Na vermutlich damit wir The Crew Motorfest kaufen, den neusten Teil der Serie! Und dass, obwohl es selbst ohne die Onlinefunktionalitäten noch viele Stunden erstklassige Unterhaltung für Rennspielfans bieten würde. The Crew ist dabei nur ein Beispiel von vielen. Zahlreiche Titel sind über die letzten Jahrzehnte durch den Onlinezwang und die – vorhersehbare – Abschaltung der Server einem unrühmlichen Ende zugeführt worden. Und es wird nur schlimmer, denn immer mehr Spiele benötigen eine dauerhafte Internetverbindung oder müssen sich zumindest irgendwo authentifizieren. Das Thema betrifft also nicht nur Fans von The Crew. Doch ein Mann möchte sich das nicht mehr länger gefallen lassen.

YouTuber Ross Scott (Accursed Farms – der Freeman’s Mind-Typ :wink: ) hat nämlich die Abschaltung von The Crew jetzt zum Anlass genommen eine weltweite Kampagne zu starten. Weil Ubisoft eine französische Firma und Frankreich sehr verbraucherfreundlich ist. Und da der Titel sich mehrere Millionen Mal verkauft hat, ist der Kreis der betroffenen ziemlich groß. Entsprechend sieht er nun die einmalige Chance das Thema ein für alle mal rechtlich zu klären. Reicht die Klausel in der Endbenutzer-Lizenzvertrag aus, die wir alle ohne sie zu lesen abnicken, um einfach den Zugang zu entziehen? Oder vielleicht doch nicht? Nicht alles was in einem Vertrag steht ist schließlich wirklich gültig. In den USA ist die Antwort zwar jetzt schon ziemlich eindeutig zu Lasten der Verbraucher. Deswegen hatte es keinen Sinn es z.B. bei einem EA-Titel zu probieren. Aber im Rest der Welt sieht es noch lange nicht so schwarz aus. Es hat sich nur noch kein Gesetzgeber wirklich damit beschäftigt. Das bevorzugte Ergebnis wäre entsprechend, dass die Firmen gezwungen werden selbst nach Abschaltung der Server die Spiele lauffähig zu halten z.B. dank eines Offlinemodus oder Bereitstellung der Serversoftware. Worst Case kommt heraus, dass die derzeitige Praxis in Europa ebenfalls völlig okay ist. Aber dann hätten wir zumindest Klarheit. Bei der Kampagne können auch diejenigen unterstützen, die The Crew nicht gekauft haben. Also unbedingt mal die Webseite StopKillingGames.com besuchen und/oder Ross’ Erklärungsvideo anschauen.

Und ja, ich bin Besitzer von The Crew (leider keine zwei Stunden damit verbracht bis zur Abschaltung…) und beteilige mich ebenfalls an der Aktion. Was mache ich schließlich in meiner Rente, wenn alle Spiele in meinem Regal nicht mehr funktionsfähig sind? Gestern schon die Beschwerde bei der Verbraucherzentrale eingereicht sowie im Vorfeld Ross Informationen geliefert und die im Video erwähnte Spezialoperation unterstützt.

Sicarius

VR-Realität

“So viel VR zocken, wie möglich” hat er gesagt, “bevor Microsoft den Hahn abdreht!”. Würde ich ja gern, wenn die %* %!&* *!@ !$ anständig funktionieren würde. Man könnte ja erwarten, dass fünf Jahre nach dem Release der Valve Index und acht Jahre nach der HTC Vive der Softwaremarkt in einem besseren Zustand wäre. Aber nein, gefühlt verbringe ich aktuell mehr Zeit mit (oft erfolglosem) Troubleshooting als mit dem tatsächlichen Zocken. Dabei habe ich davon doch eh schon so wenig… Bitte? Das wäre “wie in der guten alten Zeit!”? Mag sein, aber ich bin durchaus ganz froh mich nicht mehr für jeden Pups mit AUTOEXEC.BAT, CONFIG.SYS und sowas rumschlagen zu müssen, sondern nur einen Button zu drücken und loslegen zu können.

Spielesorgen

Angry Birds VR: Isle of Pigs (Herstellerbild)

So wollte ich beispielsweise mal einen Blick auf Angry Birds VR: Isle of Pigs werfen. Leider lande ich dort nur in einem schwarzen Raum, in dem ich gebeten werde in mein Spielareal zurückzukehren bzw. neu zu zentrieren. Leider wird mir weder gesagt, wo mein angebliches Spielareal ist (das im Windows Mixed Reality Portal [WMRP] definierte ist es offensichtlich nicht) noch wie ich ein Neuzentrieren durchführe. SteamVR hat zwar eine entsprechende Funktion im Menü doch warum auch immer kann ich darauf in diesem Bildschirm nicht zugreifen. Und es vorher zu machen hilft auch nichts. Die Entwickler? Schon längst über alle Berg, schließlich ist der Titel 2019 erschienen. Und im Forum ebenfalls keine Lösung. Totale Begeisterung.

Dann wollte ich in das Schleichspiel Budget Cuts (2018) reinschauen. Darin schlüpft ihr in die Rolle eines Angestellten der TransCorp-Gesellschaft. Die hat angefangen alle menschlichen Mitarbeiter durch Roboter zu ersetzen – und ihr seid der nächste, der das Gebäude (vermutlich) in einem Leichensack verlassen soll. Zum Glück warnt euch eine mysteriöse Anruferin rechtzeitig und unterstützt euch auf eurer Flucht durch das Bürogebäude, vorbei an Wachrobotern und anderen Hindernissen. Coole Prämisse und es sieht auch schick aus. Blöd nur, dass mein Kopf warum auch gegen die Decke schlägt und ich nichts vom Boden aufheben kann. Okay, ich weiß genau, warum er an der Decke klebt: Der Fußboden ist zu hoch eingestellt. Im Spiel gibt es allerdings keine Möglichkeit das anzupassen. Stattdessen muss ich das über das WMRP machen. Wenn ich das allerdings starte, schließt sich der Titel sang- und klanglos. Ich kann die Anpassung also nur Pi x Daumen machen. Außerdem ist die eingestellte Bodenhöhe (bislang) für alle anderen VR-Spiele passend gewesen… Oder auf Hochdeutsch: Will ich Budget Cuts spielen, kann ich das zwar – muss aber dann immer vorher die Bodenhöhe anpassen. Eine Hoffnung habe ich allerdings noch: Budget Cuts Ultimate. Das ist 2023 auf den Markt gekommen und kombiniert Teil 1 und 2 der Serie in einem Spiel. Das hatte ich vorher nicht in meiner Bibliothek wahrgenommen. Vielleicht funktioniert es ja dort besser.

Als nächstes habe ich festgestellt, dass das realistische Boxspiel Creed: Rise of Glory offiziell keine Windows Mixed Reality-Headsets wie meine HP Reverb G2 unterstützt. Was insofern komisch war, da beim allerersten Spielstart alles wunderbar funktioniert hatte. Konnte den ersten Kampf ohne Probleme abschließen. Beim zweiten Start sah ich dann jedoch plötzlich alles doppelt (in beiden Linsen gleicher Inhalt). Aber immerhin gibt es im Forum einen funktionsfähigen Fix. Kann man mir also weiter erfolgreich den Schädel einschlagen lassen – was erstaunlich viel Spaß macht aber echt wahnsinnig anstrengend ist :smile: .

Software

Budget Cuts (Herstellerbild)

Allgemein geht mir ein wenig auf den Keks, dass viele Entwickler nicht vorher informieren WIE ihr Spiel eigentlich zu spielen ist (stehend, sitzend, rumlaufend). Bei Budget Cuts dachte ich beispielsweise, dass ich vielleicht einfach deshalb zu hoch bin, weil man es im Sitzen erleben soll. Da hätte die Höhe durchaus Sinn gemacht. Aber nein, man spielt es normalerweise im Stehen. Keine Ahnung, was daran für manche Entwickler so schwer ist am Anfang einen kleinen Hinweistext zu bringen von wegen “nur im Sitzen spielbar” oder sowas, um Klarheit zu schaffen.

Neben den Problemen mit den Spielen, gibt es aber auch weiterhin die Softwareseite. SteamVR hat zwar vor kurzem ein dickes (und schickes) Update bekommen, aber die Abstürze beim Wechsel von Spielen sind immer noch nicht vollständig weg. Gleichzeitig habe ich ab und an ein neues Problem. Und zwar ist die Performance manchmal beim Spielstart völlig im Eimer. Keine Ahnung warum. Mitunter hilft es, wenn ich dann auf dem “realen” Desktop nochmal die Anwendung anklicke. Ein andermal braucht es jedoch einen Neustart des Spiels/SteamVR. Im schlimmsten Fall sogar den des kompletten Rechners. Sehr fragwürdig und nervig. Gehässige Leute würden jetzt vermutlich sagen “Microsoft weiß schon, warum sie den Scheiß abschaffen!”. Aber denen hören wir bekanntlich nicht zu.

Und VR-Videos habe ich ebenfalls immer noch nicht geschafft abzuspielen. Weiterhin keinen Schimmer, wo da die Kuh begraben liegt… *stöhn*

Erfolgsgeschichten

Aber bei allen Problemen, die mir durchaus etwas den Spaß an der Technologie rauben: Ein paar Erfolgserlebnisse hatte ich selbstverständlich ebenfalls.

So ist Beat Saber immer noch ein Dauerbrenner für mich. Es ist mir weiterhin unverständlich, warum das Rumhampeln mit fiktiven Lichtschwertern zu Musik so viel Spaß macht. Allerdings habe ich die Kampagne hinter mir gelassen. Die ist mir mittlerweile einfach zu schwer und zu gemein geworden und aufgrund der grottenschlechten und äußerst eingeschränkten Musikauswahl habe ich absolut keinen Bock mich da weiter durchzubeißen und dazu zu lernen. Stattdessen halte ich mich im Einzelsong-Modus auf und zocke dort einfach das, worauf ich gerade Lust habe. Dahingehend habe ich sogar etwas Geld in die Hand genommen und zwei DLCs gekauft: Das Rock Mixtape und das Daft Punkt-Set. Tatsächlich verbringe ich die meiste Zeit jedoch aktuell mit K/DA’s Pop/Stars. Keine Ahnung warum, aber der Track hat sich mir schon damals bei der Veröffentlichung ins Gehirn gebrannt. Dabei höre ich diese Art von Mugge normalerweise gar nicht und habe League of Legends bis heute nur eine Handvoll Matches gespielt. Aber so ist das halt manchmal.

Ansonsten habe ich in unter anderem in diese zwei Titel reingeschaut:

I Expect You To Die (Herstellerbild)

I Expect You To Die (2017) – Es sind tatsächlich schon 22 Jahre vergangen seit No One Lives Forever 2: A Spy in H.A.R.M.’s Way erschienen ist… Gott, ist das Leben deprimierend. Immerhin gibt es Werke wie diese von Schell Games, die zumindest ein ähnliches Feeling wie Cate Archers Shooterabenteuer aufkommen lassen. Und zwar schlüpft ihr in die Rolle eines Geheimagenten im typischen James-Bond-60iger-Jahre-Setting, der dem bösen Dr. Zor auf der Spur ist. Allerdings nicht in Ego-Shooter-Manier, sondern in Form von Escape Rooms, die ihr im Sitzen bewältigt.

Im ersten Level sitzt ihr beispielsweise in Zors Auto, das in einem Flugzeug transportiert wird. Das Ziel? Das Auto zu klauen, ohne dabei drauf zu gehen. Aber wie kriegt ihr die Laderampe auf? Und wie startet ihr das Auto? Und wie überlebt ihr die zahlreichen Fallen (Giftgas im Laderaum, eine Bombe im Auto)? Alles Fragen, auf die ihr eine Antwort finden müsst – in späteren Levels unter größerem Zeitdruck. Und selbst, wenn ihr die Lösung mal raushabt, lohnt es sich die Level zu wiederholen und ihnen alle Geheimnisse zu entlocken. Dabei nimmt sich das Spiel und die Geschichte passend zum Setting absolut nicht ernst. Ein wirklich empfehlenswerter Titel für Rätselfans, der mittlerweile zu einer Trilogie herangewachsen ist.

 

Pistol Whip (Herstellerbild)

Pistol Whip (2019) – SUPERHOT auf Steroiden” oder “der ultimative John Wick-Simulator” wären zwei Möglichkeiten den Titel kurz zusammen zu fassen. Und zwar ist es ein äußert stylischer Rail-Shooter. Ihr schnappt euch eure Waffen (große Auswahl sowie auch Akimbo) und lauft dann automatisch durch die mit Feinden vollgestopften Levels. Es gilt den Geschossen gekonnt auszuweichen (zur Seite neigen, in die Knie gehen) und selbst gezielte Treffer zu landen, um nicht nur das Ende zu erreichen, sondern auch den Highscore zu knacken.

Technisch gesehen handelt es sich um ein Rhythmusspiel. Sprich ihr sollt eigentlich im Takt der Musik eure Knarren bedienen. Doch zum (leichten) Verdruss der Entwickler scheint das vielen Spielern nicht ganz klar zu sein – mir inklusive :smile: . Das Thema wird euch aber auch nicht aufgezwungen, was ich sehr cool finde. Es spricht eindeutig für das Spiel, dass es selbst, wenn man es eigentlich “falsch” erlebt, es trotzdem so mega-viel Laune bereitet. Und das tut es definitiv. Es sieht einfach nur genial aus, hört sich fantastisch an, die Steuerung funktioniert einwandfrei und – das Wichtigste – ich fühl mich sofort wie ein richtiger Actionheld, der möglichst stylisch seine Feinde über den Haufen schießen möchte. Es ist sowas wie die nächste Evolutionsstufe von SUPERHOT VR. Und von dem war (und bin) ich ja extrem begeistert.

Epilog

Ich hab‘ noch ein paar andere Titel in letzter Zeit ausprobiert, aber dazu dann in einem anderen Eintrag mehr – der hier ist schon lange genug :wink: . Angesichts der technischen Probleme, mit denen ich immer wieder konfrontiert werde, werde ich aber vermutlich jetzt erst einmal damit aufhören ständig einen anderen VR-Titel zu installieren. Stattdessen macht es in diesem Fall sogar noch mehr Sinn als bei “normalen” Spielen, dass ich mich einfach nur auf einen oder zwei gleichzeitig konzentriere und sie durchspiele. Von Dauerbrennern wie Beat Saber selbstverständlich abgesehen. Eine Runde K/DA muss schließlich hin und wieder sein!

Steams Alterskennzeichnung

Valve hat – notgedrungen – Anfang des Monats mal wieder eine Bombe fallen lassen. Gut, es war abzusehen. Schließlich entspricht der Steam-Shop in so einigen Punkten nicht den Vorgaben des deutschen Jugendschutzgesetzes. Und vielleicht kommt ganz am Ende dann auch endlich mal eine anständige Altersprüfung (ich gebe die Hoffnung noch nicht auf…). Doch kurzfristig wird das Ergebnis für uns Deutsche höchstwahrscheinlich sein, dass ein signifikanter Teil der Spiele auf Steam nicht mehr für uns verfügbar ist. Bei den (angeblichen) Porno-Spielen ist das ja schon vor längerem passiert. Jetzt geht es quasi dem Rest an den Kragen.

Es geht um die Alterskennzeichnung der Titel auf Steam. Logischerweise wird nicht jeder popelige Indie-Titel aus Taiwan bei der USK vorstellig, um sich eine offizielle Einstufung abzuholen. Schon allein, weil es Geld kostet. Entsprechend haben zahlreiche der mittlerweile mehreren zehntausend Spiele auf der Plattform keine. Theoretisch wären sie nach JuSchG somit automatisch “ab 18 Jahren” freigegeben und würden so einigen Beschränkungen unterliegen. Das hat Valve aber bislang nicht wirklich interessiert. Doch der Druck durch die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz wuchs schon vor längerer Zeit. Entsprechend wurde als eine Art Kompromiss Anfang 2020 ein (verpflichtender!) Fragebogen für alle Entwickler gebaut, der am Ende eine Selbsteinstufung (ähnlich wie bei PEGI oder ESRB) ausspuckt. Das ist technisch gesehen nicht komplett gleichwertig zu einer richtigen USK-Bewertung, da dort ja Dritte die Prüfung durchführen. Aber offensichtlich sind die Damen und Herren bei der BZKJ nicht ganz auf den Kopf gefallen und sehen das System (derzeit) als ausreichend an. Entsprechend habt ihr sicherlich bei neueren Titeln schon das eher funktional gestaltete Symbol auf den Steam-Produktseiten entdeckt.

Offen war jedoch bislang die Frage, ob diese Kennzeichnung auch für ältere Titel notwendig ist. Die Antwort liegt nun offensichtlich vor und lautet konsequenterweise “Ja”. Selbst die vor Januar 2020 auf Steam veröffentlichten Spiele benötigen im Minimum diese Alterskennzeichnung. Entsprechend fordert Valve nun alle Entwickler auf für alle ihre Spiele ihren Fragenbogen auszufüllen, wenn es noch nicht passiert ist. Soweit so gut und logisch, könnte man sagen. Was ist also das Problem? Nun, ganz einfach: Was ist, wenn der Entwickler aus diversen Gründen den Fragebogen nicht ausfüllt? Diese Frage beantwortet Valve derzeit nicht. Aber die Erfahrung mit den Pornospielchen zeigt wohin die Richtung vermutlich gehen wird: Kurzer Prozess in Form der Aktivierung unserer “geliebten” Ländersperre für diese Titel. Nicht gerade freudige Aussichten also – zumindest solange Valve nicht signalisiert endlich eine JuSchG-konforme Altersprüfung einzubauen. Warum ist das so schwer für diesen Verein, der jeden Monat mehrere Millionen Dollar aufs Konto bekommt?!

HuniePop (Herstellerbild)

Ich gebe es offen zu: Beim Vorhaben mehr mit meiner Angebeteten zu zocken hakt es selbst im 9. Jahr unserer Beziehung. Faktisch haben wir seit HuniePop vor fast fünf Jahren (!) nichts mehr richtig zusammen gespielt – selbst den zweiten Teil nicht. Schuld daran bin definitiv ich:

  • Weil ich es am Anfang halt echt total versiebt hatte. Entsprechend ist da die Stimme in meinem Kopf, die immer wieder Angst verbreitet es weiter zu versuchen. Schließlich könnte ich ja erneut in die “ich bin ein ungeduldiger Typ, der ihr ständig Anweisungen gibt und damit auf die Eierstöcke geht”-Falle tappen. Ja, ich gehe schon immer lieber (echten und eingebildeten) Problemen aus dem Weg.
  • Die Stimme sagt außerdem gerne: “Was ist, wenn es ihr nicht gefällt und ich nur ihre Zeit verschwende? Schließlich hat sie doch so viel anderes zu tun.” Dabei ist Lysanda logischerweise ein erwachsener Mensch mit einem freien Willen und der Fähigkeit ihre Wünsche zu äußern.
  • Der Komplettisten/Perfektionisten-Teil meines Gehirns fürchtet sich hingegen davor irgendwas wegen ihr zu verpassen. Deswegen haben wir auch Divinity: Original Sin Enhanced Edition seitdem nicht nochmal probiert. Sie hat schließlich direkt am Anfang eine Entscheidung in einem Dialog getroffen, die uns einen Quest versperrt hat, was mich (selbstverständlich nur innerlich) extrem frustrierte. Da muss ich entsprechend entweder besser drin werden das zu ignorieren oder mit ihr einen Kompromiss zu finden.

Aber es ist ja nie zu spät etwas daran zu ändern und die Hindernisse zu überwinden. Deswegen haben wir vor kurzem angefangen “Playdates” zu vereinbaren. Quasi ein Abend in der Woche an dem wir was gemeinsam zocken. Und da ich der Videospieleconnaisseur bin, obliegt es an mir den Titel festzulegen. Quasi die erste Hürde, die ich zu überwinden habe. Glücklicherweise bekam Co-Optimus nicht nur einen Review-Key für ein gewisses Remaster, sondern anlässlich eines großen Updates auch für die Rückkehr eines urdeutschen Videospielehelden:

(Cover)

Sven durchgeknallt* (2023; PC, PS4, PS5, NSWI) – Die Jüngeren unter uns haben womöglich noch nie von Sven Bømwøllen gehört. Dabei steht er auf einer Stufe mit dem Moorhuhn. Deshalb eine kurze Erläuterung: Er ist ein schwarzes Schaf. Also nicht bildlich gesprochen, sondern tatsächlich. Er ist Teil der Herde von Lars Einnicken und seinem Hund Wotan. Als einziger Bock auf der Weide, ist es Svens Aufgabe unter den restlichen Schafen in 90 Sekunden so viel Freude und Glück zu verbreiten, wie möglich (=mit ihnen Lesen, bis sie sich auflösen). Dabei darf er sich allerdings weder von Lars noch Wotan erwischen lassen. 2002 erschien der erste Teil, entwickelt von Phenomedia. Ja, das sind die, die parallel den Markt mit Moorhuhn überschwemmten. Doch das ist ein Thema für einen anderen Eintrag.

Kommen wir stattdessen zurück zu Sven: Fünf Titel erschienen bis 2005 mit dem notgeilen Schaf, danach war erst einmal Ruhe – bis August 2023. Warum auch immer entschied sich der aktuelle Markeninhaber, Markt+Technik Verlag GmbH, eine Neuauflage bei KORION in Auftrag zu geben. Andererseits gibt es offensichtlich so einige Fans von Sven – darunter unsere Lysanda. Die fand es entsprechend gar nicht gut, dass ich ihr nicht sofort und auf der Stelle davon erzählte, dass ich einen Key dafür bekommen hatte. Muss ich wohl mal Moorhuhn Xtreme* auf meine Wunschliste setzen. Ja, Markt+Technik hat auch diese Serie wiederbelebt und Lysanda daran sehr positive Erinnerungen. Diese komischen Casualgamer immer… :tongue:

Das Spiel

Sven durchgeknallt (Herstellerbild)

Das Grundprinzip ist in Sven durchgeknallt unverändert zum Original: Ihr seid Sven und eure Aufgabe ist es innerhalb des Zeitlimits alle Schafe im Level zu beglücken. Läuft die Zeit ab, kommt ein Ufo und sammelt die restlichen Schafe ein, was eurer Highscore schadet. Bei eurem Treiben machen euch wieder Lars und sein Hund Wotan das Leben schwer (auf höheren Schwierigkeitsgraden sogar in doppelter/dreifacher Form). Vergnügt ihr euch zu nah bei ihnen, verfolgen und vermöbeln sie euch (=ein Leben weniger), wenn ihr nicht schnell genug in einem Gebüsch verschwindet. Erschwerend kommt hinzu, dass die Schafe ungeduldiger Natur sind. Je länger sie gelangweilt herumstehen müssen, desto schlechter wird ihre Laune bis sie am Ende sogar ausrasten und sich kurze Zeit in böse Schafe verwandeln, die euch angreifen. Und je schlechter die Laune, desto länger dauert der Akt. Da gilt es sie vorher mit eurem Sexy-Pfiff gutmütiger zu stimmen. Als zusätzliche Unterstützung erscheinen im Level zufällig diverse Power-ups wie z.B. ein roter Pilz, der euch schneller macht oder eine Flasche Bier, die Lars für einen Moment ablenkt. Aber passt auf: den Schlappschwanz-Pilz oder den Stinkepilz solltet ihr lieber liegen lassen!

25, mehrere Bildschirme umfassende Level in fünf Umgebungen stehen derzeit zur Verfügung, die ihr entweder alleine oder mit bis zu drei Freunden gemeinsam (geteilter Bildschirm) bzw. gegeneinander (wer holt die meisten Punkte) erleben könnt. Dabei hat jedes Gebiet seine eigenen Besonderheiten, um zusätzlich Abwechslung in das ganze Schafsgetummel zu bringen. Während ihr euch auf der grünen Weide mit Wasser (fallt ihr rein, kommt ihr woanders wieder raus), Stegen und schwimmenden Fässern herumschlagen müsst, führen durch den Wald vielbefahrene Straßen (Frogger lässt grüßen) und das Weinanbaugebiet ist sehr vertikal angelegt. Außerdem gibt es in jedem Level eine Bonusaufgabe. Beispielsweise 25 Sekunden auf der Straße zu sein, ohne Überfahren zu werden oder Wotan in ein Gatter zu sperren. Erfüllt ihr diese Ziele, schaltet ihr neue Stellungen frei. Die haben keine spielerischen Auswirkungen, bringen aber optische Abwechslung in die Sache und dienen ggf. als Inspiration für eure eigenen Leseabenteuer. Entsprechend praktisch ist es, dass ihr sie im integrierten Ka-Mäh-Sutra nachschlagen könnt.

In technischer Hinsicht kommt Sven erstmals in 3D daher auch, wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht. Die Cartoon-Grafik ist simpel aber schick und zeitlos. Und die Animationen sind amüsant und putzig, obwohl die ein oder andere Stellung anatomisch keinen Sinn macht. Soundtechnisch ist hingegen nicht ganz so viel los. Der Soundtrack ist sehr zurückhaltend und Effekte gibt es nicht viele und sie sind nicht sehr dominant. Aber ich muss sagen, dass mir das jetzt erst so richtig bewusst geworden ist. Während des Spielens ist mir das definitiv nicht negativ aufgefallen. Da bin ich wohl zu sehr mit anderen Sachen beschäftigt. Insofern macht die Soundkulisse wohl ihren Job ausreichend gut.

Sven durchgeknallt (Herstellerbild)

Beim Christoph meint: Von Lysanda und mir gibt es nach rund fünf Stunden Spielzeit (20 von 25 Level geschafft) uneingeschränkte 5 von 5 Sics. Es ist ein spielerisch überraschend anspruchsvolles Arcade-/Puzzlespiel mit einer amüsanten Thematik, das optisch wie inhaltlich schick in Szene gesetzt ist. Lysanda war bei unserem ersten Playdate sofort im “Komm, noch eins!”-Modus, denn es macht echt viel Spaß die Level gemeinsam zu meistern. Kommunikation und Strategie sind definitiv notwendig, um zu gewinnen, geschweige denn eine anständige Highscore zu bekommen. Und selbst, wenn wir uns mal eine Zeit lang die Zähne an einem Level ausgebissen haben (befahrene Straßen sind echt anspruchsvoll…), waren wir immer motiviert sofort den nächsten Versuch zu starten. Mein einziger Negativpunkt betrifft dann auch genau diesen Aspekt: Läuft die Zeit ab, werden nämlich die Punkte hochgezählt und ihr aus dem Level geworfen – egal ob ihr erfolgreich wart oder nicht. Das kostet unnötig Zeit und Klicks.

Es gibt aber noch eine weitere Einschränkung der Kaufempfehlung: Alleine macht der Titel zumindest mir wesentlich weniger Laune. Er bietet zwar auch hier für zünftige Highscorejäger eine Herausforderung aber die Motivation ist für mich irgendwie nicht so stark. Hauptsächlich vermutlich, weil mich Highscorejagden noch nie sonderlich gereizt hat. Aber auch, weil wie das Original Sven durchgeknallt aufgrund der Thematik sehr davon profitiert, dass man es mit anderen erlebt, die das Geschehen ebenfalls lustig finden. Am besten vermutlich mit seinem Partner. Aber mit drei Kumpels im Versusmodus ist er sicherlich ebenfalls für ne Stunde eine absolute Gaudi. Insofern: Wenn ihr jemanden zum Zocken habt für den Preis eine absolute Kaufempfehlung. Ansonsten wahrscheinlich nur, wenn ihr starke nostalgische Gefühle Sven gegenüber hegt. Nein, ihr müsst euch dafür nicht schämen. Wir waren alle mal jung und haben unsere ersten Erfahrungen gemacht :wink: .

Star Wars: Dark Forces (Herstellerbild)

Wir schreiben Anfang 1995. DOOM hatte keine zwei Jahre zuvor das Genre über Nacht revolutioniert und haufenweise Nachahmer wollten ein Stück vom Kuchen abhaben. Während in Deutschland der Begriff “Ego-Shooter” schon früh Fuß fasste (und die meisten indiziert wurden), nannte man sie im englischsprachigen Raum alle schlicht “DOOM-Klone”. Ja, selbst id Softwares nächster Meilenstein, QUAKE, wurde von der Presse so tituliert. Heutzutage unvorstellbar, dass anfangs keiner auf den so simplen Begriff “First Person Shooter” kam.

Star Wars + Ballern

Doch zurück ins Jahr 1995: LucasArts feierte gerade einen Erfolg nach dem anderen – darunter auch mit einigen Star-Wars-Titeln. Entsprechend war es naheliegend mit der Lizenz ebenfalls einen DOOM-Klon zu basteln. Er hörte auf den Namen Star Ware: Dark Forces und stand ab 28. Februar 1995 für MS-DOS in den amerikanischen Händlerregalen. Gegen Ende des Jahres folgte noch eine eher misslungene Umsetzung für Sonys PlayStation – allerdings nicht in Deutschland, denn wie geschrieben: Das meiste, was in den Neunzigern in Sachen Ego-Shootern auf dem Markt kam, überlebte die harte Hand der Behörden nicht und wurde prompt indiziert. Die DOS-Version war entsprechend im September (englische Fassung) bzw. Oktober (deutsche Fassung) fällig. Von Liste A gestrichen wurde es erst 2020 als die 25-Jahre-Frist abgelaufen war und die Indizierung automatisch erlosch.

Ich selbst habe damals Star Wars: Dark Forces nicht wirklich miterlebt, obwohl die Titel von LucasArts (u.a. das grandiose Star Wars: TIE Fighter) durchaus hoch im Kurs standen bei meinem Bruder (=damaliger Hauptspielelieferant für mich). Und auch seit dieser Zeit habe ich mich nie wirklich damit beschäftigt, obwohl die restliche Jedi-Knight-Reihe an sich weit oben auf meiner Favoritenliste steht (vor allem die Titel von Raven Software). Wie gut, dass heute Star Wars: Dark Forces Remaster von Nightdive Studios in den digitalen Händlerregalen für PC, Nintendo Switch, PlayStation und Xbox freigeschaltet wird. Pünktlich 29 Jahre nach Veröffentlichung des Originals. Und dann habe ich (bzw. Co-Optimus – aber das Spiel hat keinen Multiplayermodus) von der zuständigen PR-Agentur auch noch freundlicherweise frühzeitig einen Steam-Key erhalten. So blieben mir keine Ausreden mehr übrig, um mich nicht endlich mal in die ersten Abenteuer von Kyle Katarn (noch ohne Lichtschwert) zu stürzen.

Das Remaster

Star Wars: Dark Forces Remaster (Herstellerbild)

Bevor ich auf das eigentliche Spiel eingehe, ein paar Wort zum Remaster: Ausgestattet mit dem Source Code, hat Nightdive-Studio das Original grundsätzlich erfolgreich auf ihre bekannte KEX-Engine portiert. Dieses Unterfangen war trotz Vorhandenseins des Source Codes wohl nicht ganz so leicht, da LucasArts mit ihrer extra für das Spiel gebastelten Jedi-Engine so einige (für damalige Verhältnisse) coole Sachen angestellt hatte, die jetzt auf moderne Methoden portiert werden mussten. Darunter echtes Multi-Threading zu einer Zeit, wo es nicht einmal Programmier-Guru John Carmack nutzte.

Ja, technologisch und inhaltlich war Star Wars: Dark Forces durchaus ein Meilenstein. Der größte Punkt aus Spielersicht war sicherlich die Vertikalität, denn anders als DOOM durften die Designer endlich Räume über Räume setzen. Daraus resultierend konntet ihr auch endlich bis zu einem gewissen Grad nach oben und unten schauen. Springen war ebenfalls möglich. Ja, SPRINGEN! In einem DOOM-Klon! Unfassbar. Außerdem enthielt es die ersten echten 3D-Modelle (z.B. ein TIE Fighter in einem Hangar), obwohl der größte Teil des Spiels weiter auf 2D-Sprites setzt.

Doch zurück zum Remaster: Während der Port grundsätzlich sehr gut gelungen ist, gibt es Abzüge in der B-Note. So wurde beispielsweise das Tickraten-Problem nicht gelöst. Die Spiellogik von Star wars: Dark Forces läuft nämlich intern mit 72 Ticks pro Sekunde. Habt ihr also einen Monitor mit 60hz oder 120hz, hat das spürbar negative Einflüsse auf das Spielerlebnis (ruckeln). Ich habe zum Glück 144hz und war somit nicht betroffen. Auch beim Sound gibt es wohl einen kleinen Unterschied, den ich aber beim Spielen absolut nicht hören konnte. Für mehr Infos zu beiden Punkten (und mehr) empfehle ich euch das dazugehörige Video von Digital Foundry. Tatsächlich ein Problem hatte ich allerdings mit Abstürzen. Das ist besonders ärgerlich, da das Spiel kein richtiges Speicher-System hat. Stattdessen arbeitet es mit Leben und (temporären) Checkpoints. Stürzt das Spiel also ab, müsst ihr das Level wieder von vorne starten. Passiert ist es faktisch immer beim Öffnen/Schließen des PDAs (enthält die Levelkarte, Missionsziele, etc.). Macht man das zu häufig hintereinander, findet er das scheinbar nicht so gut und crasht. Saublöd und hat meine Spielzeit definitiv unnötig in die Länge gezogen.

Schick und Modern

Abseits davon läuft Star Wars: Dark Forces Remaster aber nicht nur ohne Probleme auf modernen Systemen, es gibt durch den Engine-Wechsel zudem ein paar Annehmlichkeiten. Darunter die Unterstützung für Auflösungen bis auf 4K, gestochen scharfe und hoch aufgelöste Texturen, verbesserte Beleuchtung und atmosphärische Effekte (z.B. bei Blasterschüssen) und ein mega-flüssigeres Spielerlebnis dank einer Framerate von bis zu 120 pro Sekunde. Außerdem wurden die Zwischensequenzen und der Sound aufpoliert. Das Spiel sah faktisch ohne Mods noch nie so gut aus und spielte sich nie besser.

Der Vault enthält ein paar interessante Artefakte.

Es gibt außerdem Gamepad-Unterstützung inkl. dem obligatorischen Waffenrad und dahingehend eine neue Menüstruktur, denn das Original war komplett auf die Nutzung mit der Maus ausgelegt. Auf Knopfdruck könnt ihr im Spiel zudem zwischen der modernen Grafikengine und dem Software-Renderer hin und her wechseln. Allerdings weiß ich nicht, wer sich ernsthaft den Pixelhaufen (die Auflösung war 320×200) von damals länger antun würde. Das gilt auch für den sehr piepsigen MIDI-Soundtrack, den ihr statt der OPL3-Version aktivieren könnt *grusel*. Andererseits: Der Soundtrack ist eh nicht so der Brüller. Ja, es kommen die bekannten Motive aus John Williams’ Werk vor aber die Stücke sind einfach zu kurz und wiederholen sich entsprechend viel zu oft in einem Level. Da hilft auch der Einsatz von LucasArts’ dynamischen Soundsystem iMuse nicht viel (Musik wechselt z.B. während Kämpfen oder beim Betreten neuer Levelabschnitte).

Außerdem mit im Paket sind einige Goodies aus der Entwicklung des Spiels wie Konzeptzeichnungen, 3D-Modelle und Screenshots der Tools inkl. etwas Begleittext. Das Highlight ist aber sicherlich das vollständig spielbare Demolevel von der damaligen CES. Das sollte ursprünglich das erste Level des Spiels werden. Ihr seid dort auf einem Imperial Class Star Destroyer unterwegs, um die Pläne für den Todesstern zu stehlen. Lt. Aussagen der Entwickler wurde es aber aus der finalen Version gestrichen, weil es aus ihrer Sicht zu anspruchsvoll für neue Spieler gewesen wäre. Stattdessen wurden einzelne Anteile in andere Level übernommen und stattdessen die Pläne für den Todesstern in einem Außenposten versteckt.

Reale Labyrinthe

Wir schlüpfen in die Schuhe von Kyle Katarn, ein ehemaliger Offizier des Imperiums, der sich mittlerweile als Söldner verdingt. Er wird von der Rebellion angeheuert der Zerstörung einer geheimen Rebellen-Basis auf den Grund zu gehen. Dabei stößt er auf eine neue Art von Soldaten, die Dark Trooper. Mächtige, kybernetische Kampfmaschinen, die von General Rom Mohc entwickelt wurden. Begleitet von Jan Ors geht er die folgenden 13 Level der Sache auf den Grund und – es ist kein wirklicher Spoiler – konfrontiert am Ende den General auf dem Dark-Trooper-Fabrikschiff. Zeitlich spielt die Geschichte nach der Zerstörung des ersten Todessterns, allerdings ist seit der Übernahme der Marke durch Disney eh nichts mehr davon Kanon. Da macht es auch nichts, dass sich selbst das Spiel nicht ganz an die Ereignisse der Originaltrilogie hält. Wie oben bereits erwähnt, seid nämlich ihr es, der die Pläne des Todessterns im 1. Level stiehlt. Von wegen “Viele Bothaner erlitten den Tod, um uns diese Informationen zu bringen!”. Die einzigen, die bei dieser Mission zu Haufen gestorben sind, waren imperiale Sturmtruppen und Offiziere, weil Kyle Katarn keine Gefangenen nimmt!

Ich kann nach oben schauen!

Und ja, das ist ebenfalls ein Punkt, der damals relativ neu für einen DOOM-Klon war: Es gibt diese zusammenhängende Geschichte inkl. (für damalige Verhältnisse) coolen Zwischensequenzen. Und eure Aufgabe in den Missionen ist nicht nur “knalle alles ab”, sondern ihr habt konkrete ToDos wie z.B. eine Navigationskarte von einem Computer dekodieren zu lassen oder einen Gefangenen zu befreien. Um dieses Missionsdesign zu unterstützen, haben die Level Designer versucht die Umgebungen vergleichsweise realistisch zu gestalten. Ihr seid schließlich an “realen” Orten aus dem Star-Wars-Universum unterwegs wie z.B. Anoat City, Nar Shaddaa oder Jabbas Schmugglerschiff und die Executor (der riesige Sternezerstörer aus Die Rückkehr der Jedi-Ritter). Gleichzeitig ist auch für ausreichend Abwechslung gesorgt. Selbst die imperialen Gebäude/Strukturen sind nicht immer identisch. Sehr cool.

Realistische Gestaltung bedeutet aber nicht, dass die Level nicht trotzdem teilweise sehr abstrakt gestaltet sind. Wir reden schließlich von den 90igern. Dazu kommt, dass besonders in den Außenlevels alles irgendwie unnatürlich hoch wirkt. Aber insgesamt fühlt es sich schon so an, als wäre man wirklich mittendrin. Blöd nur, dass die Level in spielerischer Hinsicht ziemlich “meh” sind. Ich fühlte mich – im negativen Sinne – stark an Star War Jedi Knight: Dark Forces II erinnert. Das hatte auch solche total labyrinth-artigen Level, die oft wenig Sinn ergaben und in denen ich mich ständig nur verlaufen habe. Die jederzeit verfügbare Übersichtskarte im PDA hilft bis zu einem gewissen Grad aber in  dem einen oder anderen Level bin ich trotzdem relativ lange ratlos durch die Gegend gelaufen, weil ich nicht wusste, wo es weitergeht. Deswegen habe ich auch früh damit aufgehört die zahlreichen Geheimnisse mit Goodies zu suchen. Die waren mir einfach zu gut versteckt und ich hatte meist beim Erreichen des Missionsziels keinen Bock mehr noch länger im Level zu verbringen.

Ballern bis zum Aufenthalt im Bacta-Tank

Neben ein paar netten aber nicht sonderlich anspruchsvollen Puzzle- und Plattformeinlagen, ist der Großteil des Spiels pure Shooter-Kost, die im Remaster gut von der Hand geht. Ausgestattet mit allerlei Schießprügeln (inkl. Sekundärfeuer) vom Blaster über Thermal Detonatoren bis hin zum BFG9000-equivalent namens Stouker Concussion Rifle, kämpft ihr euch durch die zahlreichen Gegnerhorden zu eurem Ziel. Die meiste Zeit ist es das imperiale Standardgesocks, das mehr durch Masse als Klasse glänzt, obwohl die Sturmtruppen hier definitiv besser treffen als in den Filmen. Im Ausgleich dazu sind die Schmuggler extra fies (vor allem die granatenwerfenden Gran). Langweilig bzw. anspruchslos (spielte auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad “Hart”) wurde es zusammen mit dem interessanten Leveldesign somit trotz der recht übersichtlichen Anzahl an Feindtypen tatsächlich nie.

Sterbt ihr doch mal und habt noch ein Leben übrig, dann erscheint ihr einfach am letzten der zahlreichen Checkpoints in einem Level wieder. Ein etwas archaisches und ja, ein Stück weit nerviges System. Aber faktisch habe ich mir nur an Jabbas Schmugglerschiff etwas die Zähne ausgebissen, weil ihr dort zu Beginn eurer Ausrüstung beraubt und ähnlich Luke Skywalker in eine Arena geworfen werdet. Statt eines Rancors erwarten euch dort allerdings nicht weniger gefährliche Kell-Drachen, die ihr mit euren Fäusten besiegen müsst. Und die Viecher haben einen echt starken Biss! Hat deshalb etwas gedauert, bis ich diese Passage erfolgreich (und mit noch ein paar Leben in der Tasche) geschafft hatte.

Einen Kell-Drachen mit der Faust besiegen?!

Beim Christoph meint: Star Wars: Dark Forces Remaster kriegt von mir3 von 5 Sics. Das liegt aber weniger am Remaster von Nightdive, das grundsätzlich sehr gut gelungen ist, sondern am eigentlichen Spiel. Es kommt schlicht und einfach nicht an die spielerische Qualität von Titeln wie DOOM, Duke Nukem 3D oder auch LucasArts nächstem Shooter, Outlaws, ran. Speziell das extrem labyrinth-artige Leveldesign vieler Levels hat mir im Verlauf der rund 8-10 Spielstunden zusammen mit dem fehlendem Speichersystem und den doch zahlreichen Abstürzen echt teilweise die Nerven geraubt. Tatsächlich hatte ich schon nach der ersten Handvoll von Missionen keinen Bock mehr. Da half weder das solide Shooter-Gameplay noch die Geschichte so richtig, denn sie ist trotz der ganz guten Erzählung viel zu dünn und hat zu wenig Auswirkungen auf die folgenden Spiele der Serie, um wirklich zu motivieren. Oder um es klar auszudrücken: Ohne den Star-Wars-Bonus, wäre das Spiel vermutlich bereits bei Release in der Versenkung verschwunden. Lysanda fragte entsprechend, warum ich angesichts meines Backlogs überhaupt weiterspiele. Aber ihr kennt mich ja: Jetzt erst Recht! Außerdem wollte ich euch einen fundierten Bericht liefen, wenn ich schon mal wieder seit langem einen Titel vor Embargoende spielen durfte.

Erschwerend kommt außerdem noch dazu, dass Nightdive knapp 30 EUR für das Remaster will. Für das Geld könnt ihr euch DOOM, DOOM II, QUAKE und QUAKE II kaufen und bekommt so mehrere Dutzend Stunden hervorragende Shooterkost! Also nein, ich kann leider keine Kaufempfehlung für Star Wars: Dark Forces Remaster aussprechen. Er ist höchstens was für beinharte Star-Wars-Fans – und selbst die greifen vermutlich besser zum Original. Das ist billiger zu haben und dank dem Source Port The Force Engine gibt es auch dafür moderne Features.

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