Eine teure Verpackung…
Gruppenzwang ist schon was Schlimmes. Da erwähnt man unserem lieben Azzkickr gegenüber, dass man mit dem Kauf einer GeForce RTX 4070 Ti liebäugelt aber bislang erfolgreich widerstehen konnte, dann fängt der Kerl einfach an einem (Blitz-)Angebote für besagte Grafikkarte zu schicken. Unverantwortlich! Und offensichtlich hat es geklappt, sonst würde ich diese Zeilen gerade nicht schreiben. Nicht nur war eins der besagten Angebote ganz gut – es war parallel noch ein anderes Stück Hardware heruntergesetzt, das ich ebenfalls schon länger im Auge hatte: ein VR-Headset. Also habe ich mein Kreditkartenlimit genutzt (wegen der Bonuspunkte) und eingekauft. Die Lieferung kam blitzschnell. Am Montag bestellt und das VR-Headset war am Dienstag schon da. Grafikkarte und Netzteil folgten dann direkt am Mittwoch. So muss das sein!
Alles neu macht der Juli!
Doch bevor ich mich mit der neuen Hardware beschäftigt habe, wollte ich endlich mal was anderes erledigen, was ich schon lange vor mir herschiebe: eine komplette Neuinstallation von Windows (11). Ich hatte mir bereits im August 2021 (!) dafür extra eine neue SSD gekauft (Samsung 870 EVO 500GB*). Okay, das ist gelogen: Es war damals die Angst um meine Samsung 840 EVO 250GB, die sich komisch verhielt. Aber am Ende lag es nicht an ihr, sondern eher am Netzteil (umstecken auf eine andere Schiene half). Konsequenterweise (hatte den Rückgabezeitpunkt verschlafen) lag die neue SSD also jetzt fast zwei Jahre ungenutzt auf meinem Schreibtisch rum. Schlicht und einfach, weil ich den Aufwand einer Neuinstallation scheute. So sehr, dass ich sogar das eine Problem geflissentlich ignorierte, das ich schon seit Jahren hatte. Und zwar dauerte der Neustart (nicht das Herunterfahren!) des Rechners immer eine Ewigkeit. Keine Ahnung welches Byte da im Hintergrund schief stand aber bis scheinbar dann doch mal ein Timeout griff, vergingen mehrere Minuten. Total nervig.
Diese Dockingstation ist echt extrem praktisch.
Aber anlässlich der neuen Hardware und dem Beginn unseres großen Jahresurlaubs habe ich mir endlich einen Ruck gegeben und das Thema angegangen. Also USB-Stick erstellt, alte SSD abgeklemmt, neue drangemacht und neu gestartet. Windows-Installation startete erfolgreich… und brach bei 48% ab. Jedes Mal wieder. Am Ende spuckte das Internet u.a. den Tipp aus, dass der USB-Stick einen Knacks haben könnte. Also einen anderen aufbereitet und siehe da: Die Installation lief endlich einwandfrei durch. Taugte das alte Werbegeschenk von Wargaming (World of Tanks), das ich auf irgendeiner Gamescom vor über einem Jahrzehnt bekommen habe, also nichts mehr – zumindest dafür. Normales Dateien hin und herschieben geht scheinbar noch.
Usererror
Nach der Installation gab es keine wirklichen Überraschungen. Der Vorteil eine separate Platte zu verwenden war, dass ich keine Sicherung anfertigen musste. Stattdessen habe ich sie einfach parallel angesteckt. Dank Lysandas Sharkoon QuickPort Combo-Dockingstation* musste ich dazu nicht einmal im Rechner mit Kabeln rumhantieren. Echt ein praktisches Teil. Nur zum Deaktivieren meiner Adobe Master Collection CS5-Lizenz musste ich nochmal richtig ins alte Windows booten. War aber auch kein Hexenwerk. Stattdessen hieß es einfach alles an Software und Treibern neu installieren, was wieder gebraucht wird und haufenweise Dateien von der alten SSD auf die neue kopieren (hauptsächlich die ganzen Speicherstände von Spielen, die sich u.a. im AppData-Ordner verstecken). Alles in allem war ich vermutlich einen Tag beschäftigt und „Probleme” hatte ich am Ende nur zwei Stück:
- Windows hatte meine Datenträger neu durchnummeriert. Dementsprechend waren haufenweise Verknüpfungen plötzlich im Eimer und ich musste sie manuell ändern. Bitte? Ich hätte auch den Laufwerksbuchstaben einfach ändern können? Wenn ich es direkt vor meinem Installationsmarathon gemerkt hätte, ja. So war ich schon zu weit mit allem fortgeschritten, um das noch zu tun. Da war es einfacher die Verknüpfungen anzupassen.
- Ich habe gelernt, dass ein USB 2.0 Typ-A-Stecker perfekt in eine RJ45-Buchse passt. Musste während der Installation des Druckertreibers selbigen abhängen und beim Wiederanschließen habe ich offensichtlich die falsche Öffnung getroffen. Sorgte dann erwartungsgemäß für reichlich Verwirrung – zumal er dann folgerichtig im alten Windows ebenfalls nicht mehr erkannt wurde.
Alles in allem also ein langwieriger und nerviger aber nicht sonderlich schwieriger Vorgang diese Neuinstallation. Es hat jedoch definitiv mal wieder Sinn gemacht. Meine letzte Neuinstallation war schließlich Ende 2013. Da sammelt sich einiges an Müll an. Andererseits: Das System hat fast zehn Jahre mit wenigen Problemen und trotz mehrerer Upgrades (von 8.1 auf 10 und dann auf 11) durchgehalten. Eindeutig ein Fortschritt zu früher, wo man gefühlt jede Woche Tablua Rasa machen musste nur, weil sich wieder irgendein Treiber (vor allem der für die ISDN-Karte) verschluckt hatte. Und ja: Die Neustarts gehen jetzt wieder so zügig wie sie sein sollten. HDR scheint auch endlich so zu funktionieren, wie es sollte (vorher war es unter Windows immer völlig ausgebleicht). Außerdem habe ich mehr Platz auf der Systemplatte. Zum einen, weil die SSD größer ist und zum anderen, weil ich haufenweise alten und unnötigen Kram los bin. Und ein bisschen schneller ist sie im Vergleich zur Alten ebenfalls. WinWin all around und alles was es brauchte war ein Tritt in den Hintern es endlich zu machen!
Der neue Kram
Doch ihr seid heute freilich nicht hier, um von meiner Windows-Neuinstallation zu erfahren. Das ist schließlich langweiliger Kram. Euer Interesse gilt sicherlich stattdessen den drei Teilen, die neu ins Haus gekommen sind. Namentlich sind das:
be quiet! Straight Power 12 80+ Platinum 850W – Dass für eine 4070 Ti ein Netzteil mit nur 650W zu wenig sein würde, war mir schon vorher klar. Außerdem hätte ich dann die Situation mit dem Adapter-Kabel gehabt statt dem einen dedizierten 600W-Stecker. Die 850W hat dann be quiet!s Netzteilkalkulator empfohlen. Und ein be quiet!, weil es neben Seasonic einfach der beste Netzteilhersteller auf dem Markt ist und sowohl Rondrer als auch Azzkickr sich ebenfalls dafür entschieden hatten (=Gruppenzwang). Das ist alles, was es zu dem Kauf zu sagen gibt.
Ein ganz schöner Oschi
Palit GeForce RTX 4070 Ti JetStream – Palit ist keine mir unbekannte Fima. Schon 2013 hatte ich mir eine GeForce GTX 780 Super JetStream gegönnt – die prompt den Geist aufgab. Doch ein Austausch später schnurrte sie fünf Jahre lang voller Power vor sich hin. Und vielleicht lebt sie sogar immer noch (hatte sie auf eBay weiterverkauft). Insofern ließ mich auch Azzkickrs schlechte Erfahrung nicht davor zurückschrecken wieder eine Palit zu kaufen.
Ursprünglich hatte ich jedoch eine Asus TUF OC Edition im Blick. Quasi um auch noch das letzte an Power aus einer 4070 Ti rauszuholen. Doch das Angebot von Mindfactory für die Palit war gut genug, dass ich dann eben doch zugegriffen habe trotz des kleinen Leistungsminuses. Und wieder nVidia schlicht und einfach, weil ich einen G-Sync-Monitor habe sowie mich RTX/DLSS und alles was dazugehört interessiert.
In den Fingern gejuckt hat mich der Kauf einer neuen Grafikkarte übrigens schon seit der Ankündigung der 3000er Serie (damals dann eine 3070 Ti) – aber ich konnte mich halt bislang herrschen .
HP Reverb G2 (Rev. 2) – Ein VR-Headset steht auch schon länger auf meiner Einkaufsliste. Aber mit Base-Stations (Outside-in Tracking) rumhantieren wollte ich auf keinen Fall, weshalb sowas wie die Valve Index einfach nicht in Frage kam – so geil das Teil auch ist. Gleichzeitig wollte ich nicht ein „Budget”-Gerät wie die Meta Occulus Quest 2 wegen dem dazugehörigen Ökosystem sowie der geringeren Leistung. Als dann 2020 die Ankündigung des HP Reverb G2 kam, war es entsprechend eine Offenbarung für mich: Ein Headset mit Inside-out Tracking, entwickelt in Zusammenarbeit mit Microsoft und Valve mit einer beeindruckenden Leistung. Es hörte sich fantastisch an – bis die ersten Tests kamen und Ernüchterung aufkam. Technisch war es zwar so genial, wie angekündigt, aber vor allem das Tracking der Controller ließ wohl massiv zu wünschen übrig. Und was bringt mir ein VR-Headset, das ich nicht richtig benutzen kann? Insofern war das Thema erstmal beerdigt.
Aber HP nahm sich tatsächlich der Kritik an und veröffentlichte Ende 2021 die Revision 2 des Headsets mit vielen Verbesserungen. Damit wurde es plötzlich wieder hochinteressant . Und da es letzte Woche passend zur Grafikkarte im Angebot war, habe ich endlich mal zugeschlagen. Gerade rechtzeitig, denn HP hat die Produktion des VR-Headsets scheinbar nun eingestellt (im US-Shop ist es seit letzter Woche nicht mehr zu finden) und will sich angeblich sogar komplett aus dem VR-Markt verabschieden… Aber Ersatzteile gibt es noch ein paar Jahre. Insofern für mich als frischer Käufer jetzt nicht so tragisch.
Damit ist von dem Rechner, den ich vor fünf Jahren zusammengestellt habe, nicht mehr allzu viel übrig, wie die Tabelle zeigt:
Statt einem “auf einen Schlag”-Upgrade, war es dieses Mal halt über mehrere Jahre verteilt. Angesichts der Entwicklung der Hardwarepreise sicherlich eine gute Entscheidung.
Der Einbau
Der erste Schritt war logischerweise der Einbau des Netzteils und der Grafikkarte in den Rechner. Dazu musste vorher das alte Netzteil mit allen seinen Kabeln raus. Die ganze Mühe, die ich mir vor zwei Jahren für eine halbwegs schöne Kabelführung gemacht habe, dahin! Und dann sind die Kabel dank einer (schicken) Netzhülle auch noch dicker als die flachen meines Coolermaster V650. Eiei. Ja, es hat schon seinen Grund, warum heutzutage die Kabel auf der Rückseite des Gehäuses versteckt werden. Da sieht keiner das Chaos .
Sieht nicht mehr ganz so schick aus wie vorher.
Die eigentliche Herausforderung war aber die Grafikarte. Die ist nämlich signifikant länger als meine 1070 Ti (33 vs. 27cm). Also das Gehäuse an sich ist groß genug und hat noch mindestens 20 weitere Zentimeter Platz – das ist nicht das Problem. Nein, es ist die Verkabelung. Da wäre zum einen, dass der Stromanschluss an der Seite an der Mitte ist statt hinten. Und dann sind nicht nur die SATA-Anschlüsse nun direkt unter der Grafikkarte darunter, sondern auch die USB3.0-Anschlüsse. Gleichzeitig war das 600W-Stromkabel (12VHPWR) nicht lang genug, um es großzügig durch das Gehäuse zu führen. Ergebnis? Eins der USB3.0-Kabel verläuft jetzt schräg über die Grafikkarte und das Stromkabel für die Grafikkarte musste ich mit in den Schlitz ziehen, den die SATA-Kabel schon gut ausgefüllt haben. Da hatte ich durchaus etwas bedenken was kaputt zu machen als ich den Stecker da durchgefriemelt habe. Die tolle, aufgeräumte Ästhetik im Eimer… Aber was tut man nicht alles für mehr Power unter dem Hintern. Immerhin muss ich mir keine Sorgen um den 12VHPWR-Stecker machen. Es gibt mehr als genug Abstand zwischen dem Kabel und dem Gehäuseglas (=kein Druck auf die Biegung) und es ist sogar eine Nase an den Steckern dran, die einrastet. Nach gefühlt 300 Sicherheitskontrollen bin ich entsprechend überzeugt, dass mein Hauptrechner nicht plötzlich in Flammen aufgehen wird. Drückt mir die Daumen!
Die Grafikkarte
Das erste Einschalten des Rechners verlief anschließend ziemlich unspektakulär. Ich musste einzig feststellen, dass ich meinen 3. Monitor (ein Dell U2713HM) nicht mehr betreiben konnte – zumindest dachte ich das zu diesem Zeitpunkt. Warum ich das dachte? Weil er an der alten Grafikkarte mit einem DVI-D-Kabel hing. Entsprechend ging ich davon aus, dass ich einen DVI auf DisplayPort-Adapter bräuchte. Leider können die normalen Adapter keine 1440p mit 60Hz. Es braucht die aktive Variante, die gleich mal mit >50€ zu Buche schlägt. Zum Vergleich: Der normale Adapter, der nur 1080p 60Hz schafft, ist für <10€ zu haben. Azzkickr meinte schon, dass es sich da schon fast lohnt einen neuen Monitor zu kaufen, wenn ich unbedingt die 1440p haben möchte.
Mein aktuelles Setup
Dann stellte ich allerdings fest, dass die Grafikkarte “nur” drei DisplayPort-Anschlüsse hat. Und da das VR-Headset ebenfalls einen solchen benötigt, half mir ein entsprechender Adapter sowieso nicht weiter. Es musste einer für HDMI sein. Und da gibt es gefühlt überhaupt nichts in Bezug auf ein DVI-D zu HDMI-Kabel, um 1440p 60hz zu bekommen. Also fand ich mich bereits mit 1080p 60Hz ab und gab eine Bestellung auf. Als ich anschließend jedoch das DVI-Kabel abschrauben wollte, fiel mir auf, dass ich ein absoluter Vollidiot bin. Der Monitor hat DisplayPort-, HDMI-, DVI-D- und sogar noch einen VGA-Anschluss! Warum ich ihn die ganze Zeit nur an DVI betrieben habe? Keinen Schimmer. Vermutlich hatte ich damals kein HDMI-Kabel griffbereit. Genug Anschlüsse (2xHDMI, 2xDP, 1xDVI) hätte meine 1070 Ti auf jeden Fall gehabt. Also ab in den Keller und ein HDMI-Kabel geholt.
Resultat? Funktioniert – bei 1080p 60Hz. Mehr wollte die Kiste nicht ausspucken. Dafür konnte es zwei Gründe geben: Das HDMI-Kabel ist nicht für 1440p ausgelegt oder der Monitor. Die Antwort: Der Monitor. Nur die Variante ohne “M” im Namen war 1440p 60Hz-fähig über HDMI. Also musste ich ihn entweder doch über DisplayPort anschließen und dann jedes Mal ausstecken, wenn ich das VR-Headset benutzen wollte, oder ich begnügte mich mit 1080p. Wie ich mich entschieden habe, dürfte klar sein. Als würde jemand freiwillig ständig unter den Tisch krabbeln wollen. Außerdem ist es eh der Monitor auf dem hauptsächlich Steam lebt. Das ist halt jetzt wieder etwas größer dargestellt aber damit kann ich am Ende des Tages leben. Problem gelöst, Rechner wieder voll einsatzbereit.
Erste Erfahrungen
Zuerst habe ich 3DMark gestartet. Leistung, Lautstärke und Temperatur wollten geprüft werden. Azzkickr hatte ja schließlich mit komischen Geräuschen zu kämpfen. Aber ich kann ganz klar Entwarnung geben: Im Idle ist die Grafikkarte überhaupt nicht zu hören (und ist je nach Raumtemperatur nur 38-43°C warm) und unter Volllast dreht sie zwar ordentlich auf und wird gut hörbar, es ist aber kein komisches/fragwürdiges Geräusch dabei. Es ist anders als bei meiner 1070 Ti und ich würde es eher wie eine Drohne oder sowas in der Art beschreiben. Ich empfinde es aber nicht als störend. Und die Temperatur blieb bei 99% Auslastung im Time Spy Extreme-Stresstest auch bei maximal 73°C (bei ca. 28°C Zimmertemperatur). Sehr schön.
Und die 3DMark-Ergebnisse? Nun bei Time Spy habe ich 12.262 Punkte mehr als vor fünf Jahren. Aufgeteilt auf 15.549 mehr in Sachen Grafik und “nur” 4.619 mehr bei der CPU. Wobei ich eh nicht weiß, ob die die Werte überhaupt richtig verglichen werden können. Der Benchmark hat ja doch das ein oder andere Update bekommen in der Zwischenzeit. Und auch die restlichen Benchmarks wie z.B. Port Royale (das Raytracing-Ding) oder Time Spy Extreme und Fire Strike Ultra sind im grünen Bereich. Nicht in der absoluten Top-Klasse aber ganz klar im oberen Drittel. Perfekt – und völlig irrelevant. Schließlich ist die Performance in Spielen viel wichtiger. Zumal ich ja jetzt auch endlich Raytracing aktivieren kann!
3DMark – Time Spy
3DMark – Port Royale
Nun, die Ergebnisse sind (für mich) absolut berauschend. Egal ob Returnal, Metro Exodus Enhanced Edition oder Quake II RTX – alles schnurrt selbst voll aufgedreht (und ohne DLSS und Frame Generation) einwandfrei vor sich hin. Ja, die 144 Frames pro Sekunde erreiche ich damit zwar nicht aber die 60 wurden nie unterschritten. Und gleichzeitig sieht es einfach nur zum anbeißen aus. Das kann ich nicht leugnen und hebe stattdessen meine Kinnlade wieder vom Boden auf.
Returnal (Herstellerbild)
Ich hab’ auch noch ein paar andere Titel mit integriertem Benchmark angeschmissen, die ich zufällig installiert hatte. Darunter zum Beispiel immer noch ziemlich hardware-hungrige Spiele wie Total War: Warhammer III oder Tom Clancy’s Ghost Recon Breakpoint. Aber auch hier keine Überraschung: Bis auf Anschlag aufgedreht zwar nicht immer konstante 144fps aber die >100 waren überall drin. Das einzige Fragezeichen hatte ich bei Deus Ex: Mankind Divided. Da schaffte der Benchmark maximal 25fps, was überhaupt keinen Sinn ergab (schon mit der 1070 Ti hatte ich mehr). Und selbst als ich ein paar Grafikeinstellung reduzierte, wurde es nicht besser. Ich hab’ dann tatsächlich GeForce Experience angeschmissen, um zu schauen, was nVidia selbst vorschlägt – und der hat wieder alles auf Anschlag gedreht, allerdings inklusive “Exklusives Vollbild”. Und das war des Rätsels Lösung. Ich hatte scheinbar “Vollbild im Fenster” aktiv und da ist die Leistung völlig eingebrochen. Warum? Keine Ahnung. Nach der Änderung? 144fps im Durchschnitt (ich mach’ immer V-Sync an). Na also. Lustigerweise war die GPU in den neueren Benchmarks voll am Limit während sich die CPU gelangweilt hat.
Zusammengefasst: Hätte ich die neue Grafikkarte abseits von VR gebraucht? Nein, auf keinen Fall – schließlich spiele ich aktuell weiterhin eher ältere Titel. Sind die zusätzliche Performance und die (in den unterstützten Titeln) verbesserte Optik ein geiler Scheiß? Auf jeden Fall!
Aber nun genug von der Grafikkarte. Zumindest vermute ich, dass euch die ebenfalls nur ein bisschen tangiert. Kommen wir stattdessen endlich zum zentralen Element des diesjährigen Upgrades: das VR-Headset.
Hardware für virtuelle Realitäten
Das HP Reverb G2 (Rev. 2) also. Neben dem schicken schwarzen Headset sind auch zwei Motion-Controller mit im Paket enthalten. Angeschlossen wird es an einen Display-Port-Anschluss an eurer Grafikkarte, einen freien USB-C-Port (ein Adapter für USB3.0 ist aber mit enthalten) am Mainboard sowie einer Steckdose. Am Verbindungsstück des ganzen Kabelsalats ist ein physikalischer Knopf zum Ein- und Ausschalten (sehr gut!) und davon gehen 6m Kabel weg über Rücken und Kopf zum Headset. Wie ich bislang gelesen habe, ist dieses Kabel so etwas wie die Achilles Verse des Headsets. Geht wohl gerne mal kaputt. Kann ich mir gut vorstellen, schließlich ist es ständig in Bewegung und wird faktisch nur mit einer kleinen Halterung am Headset ein bisschen entlastet. Und 6m Kabel auf dem Boden liegen zu haben führt unweigerlich dazu, dass man mal drauftritt oder mit dem Stuhl drüber fährt – man sieht ja schließlich nichts, wenn man das Headset aufhat.
Sieht er nicht total cool aus? Nein? Okay…
Das Headset hat drei Klettverschlüsse (über dem Kopf und jeweils an der Seite), um den hinteren Teil zu lösen. Damit lässt es sich gut an den eigenen Kopf anpassen, damit es am Ende bequem und doch bombenfest sitzt. Persönlich fand ich es bislang auch nicht zu schwer, selbst bei einer längeren Spielesitzung. Und ja: Es ist tatsächlich auch für Brillenträger geeignet, wie ich mit Lysanda bereits getestet habe. Einzig zu beachten ist, dass man dann vor dem Aufsetzen alle Klettbänder weit öffnen muss, um über die Brille zu kommen. Das Face Shield ist hingegen abnehmbar und mit Stoff überzogen statt ekligem Leder oder so Kram. Das ist richtig gut, vor allem bei dem aktuellen Wetter. Hab’ schon ganz schön geschwitzt unter dem Headset. Mit einem physikalischen Schieberegler unter den Linsen lässt sich auerßerdem der Abstand zwischen ihnen in drei festgelegten Stufen verändern. Ob das für alle Augenabstände ausreicht weiß ich nicht, aber für uns passts.
Am Headset selbst befestigt sind außerdem noch zwei (einfahr- und wegklappbare) Spatial-Sound-Kopfhörer. Die sind im ersten Moment etwas ungewohnt. Zum einen haben sie Abstand zu den Ohren, liegen also nicht wie ein klassisches Headset an, und zum anderen reichen sie auch nicht komplett bis nach unten. Bei mir nur so über das halbe Ohr (siehe Foto). Aber tatsächlich tut das dem Sound keinen Abbruch. Es klingt (für mich) tatsächlich perfekt. Keine Einschränkung durch die Position. Einziger Nachteil: Die Personen mit im Zimmer können ebenfalls ganz gut hören, was da durch die Boxen dröhnt. Macht es für mich entsprechend etwas schwieriger mit Lysanda im Raum zu zocken, wenn sie sich konzentrieren muss. Andererseits irritiert schon das Aufstehen und Rumlaufen vermutlich schon – da ist die zusätzliche Geräuschkulisse schon fast zweitrangig .
Die zwei Controller haben jeweils zwei Buttons (A, B und X, Y), einen Analog-Stick, zwei Trigger (einen vorne, einen andere Seite) und noch zwei weitere, etwas eingelassene Knöpfe (eine Windows-Taste und der andere führt in Spielen meistens in irgendein Menü). Betrieben werden die Controller mit zwei handelsüblichen AA-Batterien. Eine Möglichkeit sie zu laden oder so gibt es nicht. Im Vergleich zu den Valve Index-Controller fehlt also sowohl das Touchpad als auch die Sensorenleiste für die Fingererkennung. Ein bisschen schade, aber man kann halt (noch) nicht alles haben. Die Verbindung der Controller mit dem Headset erfolgt über Bluetooth – und da war bereits der erste Fallstrick. Aber dazu gleich bei der Einrichtung mehr. Die Controller sehen wuchtig aus, sind aber selbst mit Batterien angenehm und liegen gut in der Hand. Scheinen auch ganz stabil zu sein – zumindest haben sie es bislang erfolgreich überlebt, wenn ich mal wieder aus Versehen gegen meinen Stuhl oder meinen Schreibtisch gehauen habe… Nochmal: Ich seh’ nix, wenn ich das Headset aufhabe!
Die Inbetriebnahme
Softwareseitig ist sowohl Windows 11 als auch Steam grundsätzlich auf VR vorbereitet. Zuerst braucht ihr das Mixed Reality Portal aus dem Microsoft Store. Ohne geht nix, egal welchen Client ihr am Ende benutzt oder welches Spiel ihr spielt. Damit macht ihr dann auch die grundsätzliche Einrichtung. In Steam müsst ihr zusätzlich die Anwendungen Windows Mixed Reality for SteamVR als auch SteamVR herunterladen und installieren. Ersteres verknüpft Steam quasi mit Windows, um dann über SteamVR… Steam zu benutzen. Aktiv sind am Ende entsprechend beide Anwendungen – also sowohl SteamVR als auch das Mixed Reality Portal. Beide haben gemein, dass ihr nach dem Start in einem virtuellen Haus landet (auf Steam dank Workshop-Einbindung sehr stark individualisierbar). Von hier gibt es dann Zugriff auf alles, was ihr wollt.
Windows Mixed Reality Portal (Herstellerbild)
Die Einrichtung des Headsets geht grundsätzlich relativ locker und flockig vonstatten. Zuerst wird das Headset eingerichtet und in Betrieb genommen, dann legt ihr euren verfügbaren Bewegungsbereich fest (wenn ihr RaumVR nutzen wollt) und zu guter Letzt werden noch die Controller verbunden. Der Bewegungsbereich sollte min. 1,5x2m groß sein. Wie habe ich in meinen Notizen geschrieben? „Man braucht Platz” – tolle Erkenntnis von meinem vergangenen Ich. Und ja, hier im etwas vollgestellten Arbeitszimmer wird es schon ein bisschen eng. Also es reicht, um so einen Bereich einzurichten aber richtige Bewegungsfreiheit sieht anders aus. Sehe quasi ständig die virtuellen Linien vor mir, die mir in den Anwendungen (auf Wunsch) meine Grenzen zeigen, damit über nichts drüber falle. Die hindern mich aber nicht daran durch sie durch zu greifen oder sie zu übertreten – deswegen der ungewollte Kontakt der Controller mit den Möbeln.
Leider ist das Mixed Reality Portal standardisiert. Die Anleitung ist also nicht explizit für das HP Reverb G2. Das ist insofern doof, weil das Portal euch beim Einrichten der Controller suggeriert, dass ihr in Windows Bluetooth aktivieren müsst (er findet die Controller nicht). Wenn man wie ich überhaupt kein Bluetooth hat, rutscht einem erstmal das Herz in diese Hose und der Geldbeutel kriegt schon wieder Angst. Tatsächlich verbinden sich die Controller aber direkt mit einem Bluetooth-Chip im Headset. Sprich nach dem Anschalten über die Windows-Taste auf den Controllern sind sie direkt mit dem Headset verbunden. Das dazugehörige Pairing findet über die HP-Software statt (die im Hintergrund automatisch installiert wurde und von der Microsoft-Software aus geöffnet wird) – und nicht über das Mixed Reality Portal. Zum Glück muss man das nur einmal machen. Seitdem finden sich Headset und Controller immer sofort nach dem Einschalten ohne Probleme.
Und anschließend stand ich auch schon in einer typischen, kalifornischen (Film-)Villa hoch oben über dem Meer. Im Raum verteilt befinden sich Podeste mit VR-Software-Vorschlägen wie z.B. Halo Recruit. Dazu aber gleich mehr. SteamVR war hingegen… etwas schwieriger einzurichten. Der wichtigste und entscheidendste Hinweis? Unbedingt in die Beta-Version der Software wechseln (Eigenschaften/Betas/beta – SteamVR Beta Update)! Ohne kriegt ihr zumindest das HP Reverb G2 absolut nicht ans Laufen. Danach zuerst Windows Mixed Reality for SteamVR starten und das öffnet anschließend SteamVR. Ebenfalls eine Sache, die ihr zum Glück nur einmalig tun müsst. Ist SteamVR mal richtig angelaufen, kann man bei zukünftigen Starts entweder direkt das gewünschte Spiel auswählen oder SteamVR starten. Der Umweg über die zweite Software ist nicht mehr notwendig. Mit der Erkennung des VR-Headsets hat SteamVR aber auch bei den nächsten Starts mitunter noch zu kämpfen. Meist hilft es das Headset einfach nochmal aus- und wieder einzuschalten nachdem man SteamVR geöffnet hat.
WOAH!
Halo Recruit (Herstellerbild)
Nach der Einrichtung stand ich also erstmal in der Villa rum und war schon allein dadurch geflascht. Jede Kopfbewegung wird mitgemacht und sogar bücken oder um die Ecke schielen funktionieren. Geniale Sache. Die erste Viertelstunde habe ich entsprechend einfach nur damit verbracht das Haus zu erkunden (hat ein paar Demos, einen Kinosaal und sowas) und allein vom Feeling total begeistert zu sein. Das Haus ist grafisch nicht beeindruckend genug, um einen völlig aus der Realität heraus zu holen, aber es ist schon eine coole Sache und definitiv ein Wow-Moment. Während dem Erkunden bin ich auch auf eine kostenlose Software namens Halo Recruit gestoßen, die ich prompt heruntergeladen habe.
Halo Recruit ist eine kleine Schießbude mit Halo-Setting. Ihr fahrt am Anfang einen Fahrstuhl hinauf in den Trainingsbereich. Dort angekommen zeigt euch Guilty Spark hautnah ein paar Covenant. Man kann einem Elite buchstäblich ins Auge schauen. Anschließend übernimmt Cortana und gibt euch Zugriff auf eine Kiste mit Waffen. Die nehmt ihr in die Hand und dann schießt ihr ein paar Runden lang Akimbo-Style auf 2D-Ziele. Master Chief läuft dann noch an euch vorbei und ein M12 Warthog hält kurz vor eurer Nase während die Halo-Musik abspielt – und das war es auch schon. Die zur Verfügung gestellten Waffen sind zufallsbasiert. Es hat also einen begrenzten Wiederspielwert. Aber lange werdet ihr euch trotzdem nicht damit aufhalten. Dennoch: Als erster richtiger Einstieg in die Welt von VR ist es eine richtig coole Sache. Ich war zumindest richtig geflasht als Master Chief vorbeilief und der Warthog vor mir hielt. Ein ganz anderes aber extrem geiles Gefühl. Es sollte freilich noch besser kommen.
WOAH!²
Praktischerweise lief der Steam Sale noch. Als ich also sichergestellt hatte, dass die Hardware grundsätzlich funktionierte, habe ich zugeschlagen. Ich hatte zwar schon den ein oder anderen VR-Titel aber die Must-Haves noch nicht. 14 Titel landeten am Ende in meinem Einkaufswagen – und ich musste mich echt zurückhalten nicht noch mehr zu holen . Unter den Einkäufen waren diese hier:
Beat Saber – Das Rhythmus-Spiel bei dem man mit Laserschwertern Blöcke zerstört dürfte jedem bekannt sein. Und ja: Es wird seinem hervorragenden Ruf absolut gerecht. Gut, die Mugge ist teilweise etwas fragwürdig und nicht ganz mein Ding aber das Spielprinzip macht dieses Manko locker wieder wett. Es ist nicht nur anstrengend, sondern es macht auch einen Haufen Spaß im Rhythmus zur Musik die Blöcke zu zerteilen – und es geht einwandfrei von der Hand. Tracking-Probleme? Nicht vorhanden.
DOOM VFR (Herstellerbild)
DOOM VFR – Basierend auf DOOM (2016) schlüpft ihr während der Marsinvasion in die Rolle eines normalen Menschen, der getötet aber ähnlich wie Samuel Hayden in einem Cyborg-Körper wiederbelebt wird. In acht Missionen versucht ihr dann die Lage auf der Basis zu stabilisieren und folgt dabei ein Stück weit den Fußstapfen des Doom Slayers. Der Titel ist ein waschechter Ego-Shooter und absolut zum Kotzen… das meine ich leider buchstäblich. Er bietet als Bewegungsart entweder Teleportation (ihr springt per Knopfdruck an eine andere Position), was aber extrem umständlich ist (wer sich in diesem Titel die Steuerung ausgedacht hat, gehört eingesperrt) oder Locomotion – also das freie Bewegen mit den Analog-Sticks. Letzteres macht das Spiel um Längen besser – löst bei mir aber offensichtlich Motion Sickness aus. Hatte sonst noch nie Probleme mit sowas. Ich weiß noch nicht, ob es speziell an der Umsetzung in DOOM VFR liegt, aber mir war selbst 1-2 Stunden danach noch schwindelig. Mal schauen, wie ich damit umgehe.
Half-Life: Alyx – Holla die Waldfee! Ich hab’ noch keine Stunde reingeschaut, aber was ich bislang erlebt habe, hatte es schon sowas von in sich. Definitiv berechtigt der ultimative VR-Vorzeigetitel. Zwar kann ich dank fehlender Fingererkennung nicht ganz so tief einsteigen wie ein Index-Besitzer aber es hat mich trotzdem vom Stuhl gehauen. Die Inszenierung, die Grafik, die Soundkulisse, die Interaktionsmöglichkeiten. Einfach genial. Wenn es nur ein VR-Titel sein darf, dann unbedingt diesen erleben.
SUPERHOT VR – Es ist drin was draufsteht: SUPERHOT aber in VR. Eine perfekte Kombination, die ein wenig unter der Steuerung leidet. Vielleicht habe ich sie auch noch nicht ganz verstanden aber es passiert relativ oft, dass ich den Gegner nicht niedergeschlagen oder die Waffe neben mir aufgehoben bekomme. Aber, wenn es funktioniert, dann ist es ebenfalls ein einmaliges und beeindruckendes Erlebnis. So richtig zu sehen, wie die Kugeln auf einen zufliegen (ihr könnt sie sogar aus der Luft pflücken!), sich physikalisch weg zu ducken und gleichzeitig selbst eine Pistole in die Hand zu nehmen und zurück zu schießen. Der Traum jedes John-Woo-Fans und auch eine absolute und uneingeschränkte Empfehlung.
The Room VR: A Dark Matter (Herstellerbild)
The ROOM VR: A Dark Matter – Ich mag die The Room-Puzzlereihe und ich war definitiv ein wenig enttäuscht als der neue Teil nur für VR veröffentlicht wurde. Aber das ist offensichtlich jetzt kein Thema mehr. Haptik und die Interaktion mit (teils sehr detaillierten) Gegenständen im Raum ist ja sowieso ein Vorzeigefeature der Titel von Fireproof Games aber jetzt tatsächlich richtig selbst in diesen Umgebungen zu sein und sich in ihnen bewegen zu können ist nochmal ein ganz anderes und intensiveres Gefühl als am Monitor mit Tastatur und Maus. Grafisch zwar nicht so beeindruckend wie die anderen Titel aber was das Spielgefühl angeht (ihr seid ein Detektiv auf der Suche nach einem Vermissten), ist es ganz vorne mit dabei. Für Rätselliebhaber eine tolle Sache.
Insgesamt besitze ich lt. Steam bereits 108 VR-fähige Titel. Habe also noch so einiges zum Ausprobieren. Mein Hauptfokus wird aber trotzdem erstmal auf den obigen fünf liegen. Das sind die, die mich schon länger brennend interessieren.
Zusätzliche Anmerkungen
Freilich ist nicht alles Gold, was glänzt. Lasst mich also noch kurz von den bisherigen Schattenseiten des VR-Gaming berichten. Da wäre allen voran SteamVR selbst. Dafür, dass es so eine wichtige Software ist, ist sie in einem echt schlechten Zustand. Wie erwähnt muss ich in den Beta-Pfad wechseln, um überhaupt das Headset benutzen zu können. Dann ist die Erkennung des Headsets trotzdem mitunter von der Sonnenstellung abhängig. Und selbst, wenn man endlich mal drin ist, ist es massiv absturzgefährdet. Jeder Spielstart oder -wechsel birgt im Prinzip das Risiko, dass das Ding die Krätsche macht. Dann gilt es das Headset abzusetzen, die Software über die Taskleiste zu töten und nochmal von Vorne anzufangen. Und selbst, wenn man es ordnungsgemäß geschlossen bekommt, poppen jedes Mal ein paar komische „Cloud Errors“ hoch…
Ein VR-Kabelsalat
Dann wäre da noch die Menü-Navigation in VR. Im Mixed Reality Portal weiß ich immer noch nicht, wie ich es innerhalb von VR beende. Bei SteamVR habe ich es immerhin mittlerweile (halbwegs?) rausbekommen, wie ich das Menü aufmache und dort den „Exit“-Button finde. Intuitiv ist aber ganz klar anders – dabei haben die Controller doch relativ viele Buttons! Und in Spielen wird eure anfängliche Position im Raum gefühlt ausgewürfelt. In The Room VR war ich beispielsweise 10m größer als das Menü erwartet hat. In Halo Recruit stand ich mit dem Rücken zur Wand und auch in Beat Saber habe ich aus Sicht des Spiels in die falsche Richtung geschaut beim Spielstart und so weiter. Alles kein Beinbruch aber trotzdem doof.
Und zu guter Letzt schrauben die Titel irgendwie die Grafikeinstellung standardmäßig ziemlich weit runter – dabei habe ich noch keins gehabt, dass ich dank der 4070 Ti nicht hätte voll aufdrehen können. Entsprechend viel Zeit muss ich anfangs in Menüs verbringen, die meist noch nicht so richtig im VR-Zeitalter angekommen sind. DOOM VFR nutzt beispielsweise schlicht die Menüs aus DOOM (2016) nur mit vergrößerter Schrift.
In der physikalischen Welt ist hingegen das relativ steife 6m-Kabel durchaus ein Problem, wenn man nicht gerade stationär VR betreibt, sondern sich im Raum bewegt. Ihr seht es nicht, sondern fühlt es nur am Rücken. Drauftreten und drüber stolpern ist da leider nur eine Frage der Zeit, weil ihr die Orientierung im realen Raum vollständig verliert (soll ja so sein). Da haben Wireless-VR-Headsets eindeutig die Nase vorne. Und beim Wegräumen müsst ihr das auch irgendwo unterbringen ohne es zu stark zu knicken.
Fazit
Ist VR also so, wie ich es mir erträumt hatte? Fast. Dass ich das Gefühl haben werde mich übergeben zu müssen, war definitiv nicht Teil meiner Vorstellungskraft . Ich hoffe instädig, dass ich nicht in allen Locomotion-Titeln das Kotzen kriege. Das wäre echt doof. Aber davon abgesehen ist es eine wirklich beeindruckende Technik. Es ist was ganz anderes nicht nur vorgegaukelt zu bekommen, dass man in einer 3D-Umgebung ist, sondern es tatsächlich zu sein. Und zumindest meine bisher gespielten Titel nutzen diesen Umstand auch sehr gut spielerisch aus. Somit entsteht ein Spielgefühl auf einer ganz neuen Ebene obwohl ich inhaltlich faktisch nichts anderes mache als bisher – ich bin nur näher dran und mache realistischere Bewegungen als nur eine Taste zu drücken oder eine Maus zu schieben. Wird VR also die Zukunft des Gaming? Nein, das glaube ich nicht. Dafür ist es schlicht zu umständlich und man ist zu sehr von der Außenwelt abgeschnitten. Erst das Holodeck wird aus meiner Sicht das klassische vor dem Monitor/Fernseher sitzen ablösen können. Aber trotzdem ist VR eine echt geile Sache, von der ich jetzt noch mehr begeistert bin als ich es sowieso schon war und ich bin echt froh, dass ich endlich mal zugeschlagen habe.
Und das Headset an sich? War bislang absolut sein Geld wert. Es ist nicht 100% perfekt, aber es trägt sich gut, hat einen tollen Sound, ein fantastisches Bild und auch in Bezug auf das Controller-Tracking gab es bislang noch keine einzigen Aussetzer. Kein Fehlkauf. Aber mal schauen wie ich in sechs Monaten darüber denke.