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Das war’s also. Ein letztes Mal flimmerte der Abspann über unseren Fernseher und 172 Folgen Star Trek: Voyager* liegen hinter Lysanda und mir. Hat keine sechs Monate gedauert. Ging also zügiger als bei Sisko und Picard. Aber tatsächlich nicht, weil wir die Serie so schnell wie möglich hinter uns bringen wollten. Im Gegenteil: Die Abenteuer von Janeway und ihrer Crew im Delta-Quadranten blieben bis zum Ende hin überraschend kurzweilig. Keine Anime-Pause oder ähnliches nötig gewesen (die kommt jetzt erst). Allerdings ist das dann auch schon das erste Fazit für die gesamte Serie: Unterhaltsam, aber insgesamt ziemlich vergesslich. Gab nur wenige Sachen, wo ich dachte “ah ja, das ist die Folge!”. Und echte Höhepunkte – vor allem solche, die an die besten Folgen von Star Trek: Deep Space Nine und Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert rankommen – gab es aus meiner Sicht ebenfalls nur sehr sehr wenige.

Überraschungen

Gleichzeitig muss ich der Serie aber auch zugestehen, dass ich sie definitiv falsch in Erinnerung hatte. Ich weiß nicht, ob der (in diesem Fall negative) Einfluss des Internets der Grund war oder ich einfach in den letzten 15 Jahren reifer geworden bin – vermutlich ist es ein Mix aus beidem. Viele Sachen, die ich zu Beginn der Reise extrem negativ im Kopf hatte, traten auf jeden Fall am Ende faktisch so nicht ein. Nehmen wir beispielsweise die Sache mit den Borg. In meinem Kopf hatte die Voyager ab Staffel 4 quasi ständig mit ihnen zu tun und sie waren am Ende total ausgelutscht. Tatsächlich waren es überraschend wenige Folgen und ich bin nicht mit einem Gefühl des Überdrusses zurückgeblieben. Also zumindest was die Menge angeht. Die Behandlung der Borg im Finale… da kommen wir noch dazu.

Auch Neelix und Kes waren bei mir mit äußerst negativen Emotionen belegt. Bei Neelix hat sich diese Einstellung schon nach der ersten Staffel angefangen zu ändern. Jetzt nach dem Ende bin ich zwar immer noch kein absoluter Fan von ihm (speziell der ganze Eifersuchtskram zu Beginn war meist einfach nur dämlich). Aber unterm Strich war er definitiv ein brauchbarer Charakter – der jetzt im Delta-Quadranten hockt und sich wundert, warum 7 of 9 ihn nicht mehr zurückruft. Zumindest scheint es nicht so, als hätte ihm irgendjemand Bescheid gesagt? Unwichtige Details, ich weiß :smile: .

Kes hingegen hätte einen bessern Abschluss verdient und ihre kurzzeitige Rückkehr in Voller Wut war einfach nur bescheuert. Aber sie und ihre telepathischen Fähigkeiten wurden definitiv im Laufe der drei Staffeln besser eingesetzt als es bei Deanna Troi jemals der Fall war. Nein, ich freue mich nicht auf den Teil von Star Trek: Nemesis. Ich hoffe in Star Trek: Picard wird sie nicht auch noch irgendwie geistig vergewaltigt. Und vor allem war Kes ein gelungener und wichtiger Partner für den Doktor, der seinen Charakter große Schritte voran gebracht hat.

Die letzte Staffel

Star Trek: Voyager (Paramount-Promo-Bild)

Die Kernprobleme der Serie blieben indes bis zum Schluss vorhanden. Größtenteils zweidimensionale Charaktere, die hinter ihrem Potential zurückblieben und mich dementsprechend ziemlich kalt lassen und die große Konsequenzlosigkeit von fast allem was passiert, weil wir trotz “wir wollen eigentlich nach Hause” nur im Einzelepisodenmodus unterwegs sind.

Immerhin: Die Autoren haben in Staffel 7 versucht ein paar Stränge aufzugreifen und abzuschließen. Der Abschied von Neelix in Eine Heimstätte ist beispielsweise grundsätzlich gelungen – wenn man mal von dem ganzen Entfernungsthema absieht. Gefühlt ist der Delta-Quadrant echt nur ein paar Quadratmeter groß. Die Doppelfolge Fleisch und Blut ist hingegen zum einen eine starke Episode zum Thema “Wie real sind Hologramme?”, zum anderen aber auch ein schöner Einblick in die möglichen Konsequenzen, die das Teilen von Technologie haben kann und warum die oberste Direktive so wichtig ist. Friendship One bläst dahingehend in das gleiche Horn.

Apropos Hologramme: Mit Die Veröffentlichung wollten die Autoren ganz klar in die Fußstapfen von Wem gehört Data? treten. In diesem Fall ging es um die rechtliche Einstufung des Doktors – also einem Hologramm und kein Androide. Leider ist dieser Part der Geschichte dazu verdammt die B-Story zu sein. Stattdessen liegt der Fokus hauptsächlich darauf zu zeigen wie absurd/amüsant der Holoroman ist. Das ist zwar ganz nett, aber halt nichts Tiefgründiges – was man ebenfalls zur letzten Q-Folge, Q2, sagen kann. Deswegen erwähne ich lieber noch ein paar Highlights der Staffel:

  • Die Leere – An sich eine vorhersehbare Folge. Die Voyager landet buchstäblich im Nirgendwo, trifft auf jemanden der sich später als feindlich rausstellt und am Ende schaffen sie es zu entkommen. Aber wie Janeway hier die Ideale der Föderation vertritt und ad-hoc quasi einen Ableger gründet, ist durch und durch Star Trek und wirklich gut umgesetzt.
  • Reue – Diese Folge hat speziell Lysanda beschäftigt. Bei der NeuroGraphik geht es schließlich darum Verbindungen im Gehirn neu zu ordnen und so aus alten Zwängen auszubrechen. Entsprechend war die Verwandlung des Nygeaners, dessen Gehirn dank 7 of 9s Nanosonden repariert wird, ein sehr interessantes Thema. Aber auch sonst ist die Folge grundsätzlich gelungen und hält unserer Gesellschaft mal wieder den Spiegel vor, ohne gleich die Moralkeule zu schwingen oder eine richtige Lösung zu präsentieren.
  • Arbeiterschaft – Lysanda stellt die Frage, ob das was der Voyager-Crew da passiert ist eigentlich wirklich so schlimm war. Janeway tut natürlich ohne zu zögern ab, dass es ihr nicht doch ein wenig gefallen hat. Ganz der Captain versteht sich, der auf immer und ewig allein sein muss. Aber offensichtlich ging es der Crew ganz gut und sie war glücklich. Insofern lassen sich zwar moralisch und ethisch die Aktionen des bösen Doktors nicht verteidigen. Aber es bleibt im Hinterkopf doch der Gedanke, ob das wirklich alles so schlimm war.
  • Der Renaissancemensch – Der Doktor in Höchstform. Endlich mal, könnte man sogar sagen. Er nutzt sein volles Potential als Hologramm aus (=verwandelt sich in verschiedene Crewmitglieder) und tut damit das einzige, was für ihn wichtig ist: Das Wohl der Voyager und ihres Captains sicherstellen. Dass seine Aktionen dahingehend etwas fehlgeleitet sind… geschenkt. Immerhin war es amüsant.

Das Finale

Kommen wir jetzt noch zum Abschluss der Serie – genannt Endspiel. Die hochgelobte letzte Folge von Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert hat mir bekanntlich nicht ganz so gut gefallen. Für mich ist der Abschluss der Serie tatsächlich Star Trek: Treffen der Generationen. Und obwohl es klar besser war, schaffte selbst das Finale von Star Trek: Deep Space Nine nicht die volle Punktlandung. Das Ende von Star Trek: Voyager hingegen schießt zwar nicht ganz so stark den Vogel ab wie das von Star Trek: Enterprise. Aber wirklich gelungen war es für mich ebenfalls nicht. Das hat unter anderem folgende Gründe:

  • Völlig überraschend – Das Ende kommt aus dem Nichts. Keine wirkliche Vorbereitung in den vorherigen Folgen darauf, sondern einfach “Nebel da, schon Zuhause”. Oder ganz übertrieben gesagt: Wäre es die zweite Folge der Serie gewesen, es hätte keinen Unterschied gemacht.
  • Deus Ex Machina – Die Voyager kommt dank einer Zeitreise nach Hause. Wie lahm ist das denn? Und natürlich klappt alles perfekt. Sowohl die Borg werden dezimiert als auch das Transwarptunnelsystem zerstört und die Voyager kommt unversehrt daheim an. Ja sind wir denn bei “Wünsch dir was”?! Sie hätten stattdessen den Fürsorger wieder rausholen sollen, das wäre wenigstens glaubwürdig und passend zur Serie gewesen.
  • 7 of 9 und Chakotay – Warum? WARUM? Ja, es ist Janeways fragwürdige Motivation in die Vergangenheit zu reisen. Aber warum muss man krampfhaft die zwei noch versuchen zu verkuppeln? So absolut dämlich und fremdschämend umgesetzt. Dass sie es in den vorherigen Folgen zumindest ansatzweise versucht haben vorzubereiten, machte es nicht besser.
  • Die Borg – In der Folge sind mehr Unstimmigkeiten als in einen Eintrag passen. Transwarptunnel? Okay, kennen wir. Transwarptunnel, die buchstäblich bis zur Haustüre im Alphaquadranten gehen?! Wie bitte? Da wäre die Menschheit doch schon 10mal assimiliert worden. Und ja, wir machen einen Zeitsprung von zwei Jahrzehnten, aber plötzlich hat die Föderation magische Rüstungen und Wundertorpedos, welche die Borg völlig ohne Gegenwehr ausschalten? Und dann noch dieser Fakeout wo sich die Voyager im Borgschiff versteckt. Da komme ich echt nicht mehr aus dem Kopfschütteln raus.
  • Star Trek: Voyager (Paramount-Promo-Bild)

    Captain Janeway – Das Gegenspiel von alter und neuer Janeway ist wirklich gelungen. Aber das Verhalten der alten Janeway macht echt vorne und hinten keinerlei Sinn. Nur wegen 7 of 9 verstößt sie massiv gegen die temporären Regeln und zerstört die (offensichtlich glücklichen) Leben von vielen, vielen Leuten (inkl. ihrer Crew)? Ne, das hat halbwegs zu Kim gepasst. Aber der hatte das ja schon hinter sich. Bei Janeway hingegen? Ziemlich unglaubwürdig.

  • Kein Abschluss – Ja, wir sehen am Anfang die Voyager über die Golden-Gate-Brücke fliegen und bekommen einen kleinen Einblick in die mögliche Zukunft der Crew. Aber sie ist halt genau das: Nur eine mögliche Zukunft. Ein richtiges Ende? Gibt es nicht. Nach der Aktion kommt innerhalb von buchstäblich einer Minute der Abspann. Kein Fuß wird auf die Erde gesetzt. Kein echter Abschied von den Crewmitgliedern. “Da krisch Plack!”, wie es Neudeutsch heißt!

Ja, ich stimme unserem Azzkickr voll zu: Ich verstehe nicht, wie die Episode so hohe Bewertungen bekommen hat. Dass die Voyager nach Hause kommt war klar und ist gut – aber die Art und Weise war echt schlecht umgesetzt. Da hätte man lieber ein paar Episoden Vorbereitungen treffen, dann einen fetten Cliffhanger setzen und dann einen Film als echtes Finale hinterherschieben sollen.

Epilog

Bleibt mir zum Abschluss nur übrig noch kurz das Wort an Lysanda abzugeben:

Ich persönlich konnte mit Janeway als Captain immer noch am meisten anfangen. Weder Picard noch Sisko waren so wirklich mein Fall – das gilt auch für die Serie an sich. Sie war besser als alles, was wir bislang an Star Trek geschaut haben, was ganz klar an der Crew lag. Allein schon der höhere Frauenanteil, die zudem tatsächlich Verantwortung trugen. Ein weiterer Faktor ist aber auch, dass ich von Star Trek: Voyager in meiner Jugend geprägt worden bin. Quasi wie bei Azzkickr, der ja ebenfalls ein spezielles Verhältnis zu Picard und seiner Crew deswegen hat. Ansonsten war der Doktor definitiv der beste Charakter und man hätte noch mehr aus ihm machen können – vor allem mal ein Backup! 

Als nächstes steht jetzt Star Trek: Nemesis an – inkl. meinem anschließenden Eintrag über alle Filme mit der Picard-Crew. So viel schon einmal vorweg: Auch hier hat sich meine Meinung stark verändert.

Sicarius

Das Crowdfunding-Jahr 2023

Vor einem Monat haben wir über mein Crowdfunding-Jahr 2022 gesprochen. Damals hatte ich “nur” elf Projekte unterstützt. Es geht aber noch niedriger – auch, wenn das hier kein Wettkampf oder sowas ist :smile: . Und zwar habe ich 2023 versucht acht Projekten Geld zu geben, damit sie erfolgreich in die Tat umgesetzt werden können. Tatsächlich der bislang niedrigste Wert, seit ich 2012 mit dem ganzen Kram angefangen habe. Für alle, die es interessiert (also vermutlich nur mich), hier die Übersicht inkl. 2024:

Jahr Unterstützte
Projekte
davon erfolgreich
finanziert
2012 58 46
2013 45 35
2014 11 10
2015 16 16
2016 11 10
2017 12 11
2018 29 26
2019 32 31
2020 33 33
2021 29 28
2022 11 11
2023 8 7
2024 18 18
Gesamt 313 282

 

Ja, vermutlich könnte ich da auch noch einen groben Euro-Betrag dahinter packen. Grob, weil z.B. Fig ja nicht mehr existiert und ich entsprechend nicht mehr nachschauen kann, bei einigen Kampagnen wird das Porto erst später abgerechnet und ich hab‘ hier und da dann noch Addons gekauft. Und meine Mails zum Projekt lösche ich tatsächlich, sobald es den Status “Abgeschlossen” erreicht (=ich hab’ alle Belohnungen erhalten). Man muss sich ja nicht alles aufheben. Aber grundsätzlich ist die Aussage zum Euro-Betrag: Wir wollen es ja nicht übertreiben. Das es relativ viel Geld gewesen ist (und noch sein wird), dürfte uns allen klar sein :wink: .

Das versemmelte Projekt

Die zwei Seiten zu P-47 im Buch

Von den acht Projekten, denen ich 2023 Geld geben wollte, waren am Ende sieben Stück erfolgreich. Die Fehlzündung traf den irischen Autor Darren Doyle. Es war schon seine vierte Crowdfunding-Kampagne. Aber bereits seine Dritte schaffte es nicht über die Ziellinie und auch im neusten (und bislang letzten) Versuch klappte es nicht. Und zwar wollte er den Druck für sein Werk Coin-Op: The Arcade Guide – Shoot’em Up Collection Volume 1 finanzieren. Eine Art Spin-off/Erweiterung/Fortsetzung seines dicken Wälzers Coin-Op: Arcade Guide. Wer allerdings jetzt die Links angeklickt hat, wird feststellen, dass es das Shoo’em-Up-Buch trotzdem zu kaufen gibt. Er hat dann einfach eine kleine Auflage mit Vorbestellung über seine Webseite finanziert. In dem Rahmen habe ich es ebenfalls erstanden.

Inhaltlich erwartet euch vergleichsweise wenig Text. Stattdessen dominieren auf den 136 Seiten großformatige Screenshots von den 74 im Buch behandelten Titeln. Im Prinzip sind dreiviertel der meist zwei Seiten zu jedem Spiel mit Bildern voll und der Rest nur informativer Text, der entsprechend nicht allzu sehr in die Tiefe geht. Wer sowas sucht, ist bei den Werken von HardcoreGaming101* also besser aufgehoben, wo das Verhältnis Text zu Screenshots definitiv umgekehrt ist :smile: . Das Buch selbst ist ebenfalls größer und kommt im amerikanischen Letter-Format (also nicht ganz DIN A4) in Hardcover daher. Man könnte sagen, es versprüht auch physikalisch den Charme eines Arcade-Schranks. Insgesamt das, was ich erwartet hatte.

Die Fortsetzungen

Erfolgreich mein Geld konnte ich hingegen ausgeben für die mittlerweile vierte Ausgabe des Gaming-Magazines A Profound Waste of Time sowie ebenfalls das vierte Buch des Webcomics Let’s Play*. Bei letzterem nervt es mich schon ein wenig, dass die Bücher so langsam erscheinen (faktisch nur eins pro Jahr) und das Porto aus den USA so teuer geworden ist. Ja, ich könnte sowohl einfach das Comic online lesen als auch warten bis die Bücher regulär bei Amazon & Co. erhältlich sind. Aber dann krieg ich doch nicht die supermegadollen Spezialausgaben und die (größtenteils nutzlosen) Extras dazu!!!1111

Das Comic selbst dreht sich um eine junge Softwareentwicklerin, die Hauptberuflich bei ihrem Vater in der Firma schuftet. Privat hingegen träumt sie davon als Spieleentwicklerin durchzustarten. Als sie allerdings ihren ersten Titel veröffentlicht, stürzt sich ein arroganter (und ziemlich ungeduldiger) Streamer drauf, dessen Community das Spiel anschließend in der Luft zerreißt. Praktischerweise zieht der Herr anschließend auch noch in die Wohnung nebenan ein.

Ja, jetzt so niedergeschrieben auf dem digitalen Papier klingt das vielleicht nicht so nach dem ultimativen Brüller. Aber irgendwie hat es mir die Geschichte um die schüchterne Monica und ihre Katze sehr angetan. Kann es gar nicht erwarten, dass vermutlich im August dann endlich Band 5 bei mir eintrifft.

Die Spiele

Bleiben noch fünf Projekte übrig. Drei davon sind tatsächlich Videospiele. Ja, ich habe mich mal 2023 mal wieder dazu hinreißen lassen. Immerhin eins davon, Beyond Shadowgate, ist auch schon erschienen. Shadowgate, das Remake des Adventure-Klassikers von 1987, war 2014 ein Kandidat für das beste Adventure des Jahres. Das bislang letzte Jahr, in dem diese wegweisende und vielbeachtete Veranstaltung abgehalten wurde. Beyond Shadowgate ist nun die offizielle Fortsetzung… also nicht ganz direkt aber dann irgendwie doch – es ist etwas kompliziert.

Also Beyond Shadowgate ist erst einmal die Fortsetzung des NES-Ports von Shadowgate. Also nicht des Mac-Originals. Aber es gab bereits 1993 ein Spiel namens Beyond Shadowgate und zwar für TurboGrafx-CD. Das war aber eine Konsole, die faktisch außerhalb von Japan kein Schwein wirklich kannte und das Spiel selbst basiert nur lose auf den ursprünglichen Designideen für eine Fortsetzung. Dank Crowdfunding kam aber jetzt nun die alte Truppe wieder zusammen und baute die richtige und ursprünglich angedachte Fortsetzung der NES-Umsetzung. Entsprechend ist auch das neue Beyond Shadowgate optisch voll im grafischen Stil des Originals gehalten. Insofern setzt es also tatsächlich die Geschichte von Shadowgate fort, nimmt als Basis aber eben den NES-Port. Bitte? Ob’s was taugt? Als hätte ich Zeit für sowas. Muss mich doch weiter stupide durch Diablo IV klicken.

Hibernaculum (Herstellerbild)

Die anderen beiden Videospiele, die ich 2023 unterstützt habe, sind hingegen Hibernaculum (ein klassischer Dungeon Crawler mit echt kranker Horroroptik) und ZeroSpace (ein Echtzeitstrategiespiel mit starkem StarCraft 2-Vibe). Warum ich die beiden Titel unterstützt habe? Ehrlich gesagt habe ich gerade keinen blassen Schimmer mehr. Bei ZeroSpace bekomme ich nicht einmal eine physische Box. Und der größte RTS-Spieler bin ich ebenfalls nicht. Die Wege meiner Kreditkarte sind unergründlich oder so :wink: . Aber vielleicht taugen ja beide Titel zumindest am Ende was.

Der Rest

Dann hat mal wieder die Internet-Comedy-Truppe Loading Ready Run Geld gesammelt. Und zwar für die 9. Staffel ihrer Magic The Gathering-Serie Friday Nights. Die wurde in der Vergangenheit von Wizard of the Coast finanziert, fiel aber dann dortigen Sparmaßnahmen zum Opfer. Glücklicherweise durften die Jungs und Mädels die Marke behalten und haben 2023 dann Geld aus der Community für die nächste Staffel gesammelt (90% von allem, was sie tun, ist Community-finanziert).

Die Staffel ist sogar vor kurzem erschienen. Wieder absolut Erstklassik geworden. Also zumindest für Kenner. Inwiefern sie unterhaltsam ist für jemanden, der weder etwas mit dem Sammelkartenspiel anfangen kann, noch die vorherigen Staffeln kennt, kann ich nicht beurteilen. Aber zumindest letzteres ist ja kein Problem. Einfach mal die Playlist bingen.

Zu guter Letzt sammelte der Verlag Third Editions Geld für die englische Übersetzung ihrer beiden Bücher Decoding The Last of Us: The remnants of humanity* und Uncharted: Chronicles of an Explorer*. Komischerweise gab es seitdem von ihnen weder eine neue Kampagne noch eine weitere Übersetzung. Scheinbar lohnt sich der Aufwand nicht, was schade wäre. Zumindest ist der französische Output weiter ziemlich hoch.

Im Kampf gegen die Meerjungfrauenhexe

Lysanda und ich haben mal wieder ein Videospiel entdeckt, das wir gemeinsam spielen können. Allerdings nicht klassisch kooperativ an einem Rechner oder übers Netzwerk, denn es ist technisch gesehen ein Einzelspielertitel. Doch den zocken wir halt beide parallel und tauschen uns darüber aus. Und zwar wurde Ende März Puella Magi Madoka Magica Magia Exedra (Japaner und ihre Namen…) für Android und iOS veröffentlicht. Auf Steam soll es ebenfalls noch landen, aber da gibt es bislang keinen Termin für.

Ich hatte davon frühzeitig erfahren und da Lysanda absoluter Fan dieses Universums ist (gibt mittlerweile so einige Mangas, die bei uns fast alle im Regal stehen) und ich es grundsätzlich auch schnieke finde, sind wir direkt am 26.03.2025 mit eingestiegen.

Dat kennsch doch?!

Exedra, so kürze ich es jetzt einfach mal ab, wird von f4samurai entwickelt. Die sind keine unbekannten was japanische Handytitel angeht und ebenfalls verantwortlich für Magia Record: Puella Magi Madoka Magica Side Story. Das ist der erste Mobiltitel mit den Magical Girls, welcher schon seit 2017 am Start ist. Allerdings (mit Ausnahme einer kurzen Phase von Juni 2019 – Oktober 2020) ausschließlich in Japan. Aus der exklusiv für das Spiel geschriebenen Geschichte sind sowohl ein Manga als auch eine Anime-Serie entstanden.

Spielerisch ist es hingegen ein klassischer Gacha-Titel. Sprich der Fokus liegt darauf Magical Girls mit unterschiedlicher Rarität aus Lootboxen zu sammeln (am besten, in dem ihr Geld ausgebt). Aus denen, die ihr habt, stellt ihr dann ein (oder mehrere) fünfer Team zusammen (inkl. umfangreichem Upgradesystem, das euch zusätzlich zum Geldausgeben animieren soll) und zieht mit ihnen dann in den Kampf gegen die Hexen und ihrer Begleiter. Man könnte es wohlwollend als rundenbasiertes Taktikspiel oder Rollenspiel bezeichnen. Und ja, es ist überraschend komplex aufgrund der Vielzahl der Charaktere, ihrer sehr unterschiedlichen Fähigkeiten und der möglichen Teamzusammensetzungen sowie den Herausforderungen, die die Hexen darstellen. Spiele mit diesem Grundprinzip gibt es allerdings zuhauf in den Appstores und noch mehr basierend auf irgendwelchen halbwegs bekannten Lizenzen. Wer also bereits im Bereich der Gacha-Titel unterwegs ist, wird sich vermutlich sofort Zuhause fühlen.

Das Neue

Mein aktuelles Hauptteam

Puella Magi Madoka Magica Magia Exedra ist… grundsätzlich erstmal exakt das Gleiche wie Magia Record. Es hat nur wesentlich bessere (3D-)Grafik und steht nun erstmals weltweit zur Verfügung. Aber auch hier gibt es das Gacha-Element mit dem Sammeln der Magical Girls bzw. eine Art Alter Ego davon, aus denen ihr fünfer Teams zusammenstellt und in rundenbasierten Kämpfen antretet. Die Magical Girls werden hier als “Kioku” bezeichnet, was übersetzt “Erinnerung” bedeutet. Ihr selbst schlüpft in die Rolle eines undefinierten Magical Girls, das in einem Leuchtturm ohne jedwede Erinnerungen aufwacht. Ja, ihr könnt euch schon denken, worauf die Sache hinausläuft: Mit Hilfe der Kioku erlebt ihr die Erinnerungen der anderen Magical Girls. Die Hoffnung ist, dass ihr damit euer Gehirn auf Trapp bringt. Vermutlich werdet ihr aber nur von der komischen Kreatur namens A-Q (ein außerirdisches Wesen wie Kyubey aber buchstäblich in grün) ausgenutzt. Wäre schließlich nicht das erste Mal, dass diese Viecher Schabernack mit Magical Girls treiben.

Die derzeit verfügbaren Kampagnen erzählen entsprechend zum einen die Geschichte von Madoka Kaname, Homura Akemi und dem Rest des “Heiligen Quintets”, wie es umgangssprachlich heißt. Also der ursprüngliche Manga* und Anime*. Und zum anderen die Geschichte von Team Kamihama (Tsuruno Yui, Yachiyo Nanami, Iroha Tamaki und Co.), also Magica Record*. Eine dritte, die aber erst am Anfang steht, dreht sich um Oriko Mikuni (der dazugehörige Manga ist Puella Magi Oriko Magica: Sadness Prayer*). Es gibt aber auch (zeitlich limitierte – wir sind schließlich in einem Gacha-Titel) Events, die weitere, mehr oder weniger umfangreiche Erzählungen bieten. Bislang scheinbar hauptsächlich Kram, der bereits im ersten Handyspiel veröffentlicht wurde. Aber die Hoffnung der Fans ist natürlich, dass es anschließend noch neues Material geben wird. Vielleicht sogar was aus/zum 4. Film, der Ende des Jahres endlich in die (japanischen) Kinos kommen soll.

Die Geschichten sind aufgeteilt in einzelne Episoden (als Fenster bezeichnet), die nochmal in mehrere Levels unterteilt sind. Dort erwarten euch dann vor allem viele Kämpfe erst gegen normale und dann auch gegen Bossgegner mit der jeweiligen Hexe als das Finale. Als Belohnung für das Überstehen eines Sets an Levels gibt jeweils ein Stückchen mehr von der Erzählung. Diese wird im klassischen Visual-Novel-Stil präsentiert. Also wenig Animationen, dafür viel (englischsprachiger) Text mit ausschließlich japanischer Sprachausgabe. Nur ab und an gibt es einen (sehr kurzen) Filmschnippsel, um besonders wichtige Momente noch stärker hervorzuheben. Und ja, es ist echt umfangreich. Allein für das Durchklicken der Originalgeschichte, die ich ja schon kannte, habe ich rund drei Stunden gebraucht. Und da sind die Kämpfe noch nicht mit eingerechnet!

Im Gegensatz den Jungs auf reddit, die schon wieder rumjammern, hat der normale Spieler also durchaus einige Zeit zu tun, bevor er die Kampagnen geschafft und alles gesehen hat – und anschließend darf er mit einem höheren Schwierigkeitsgrad weitermachen. Es gibt parallel außerdem einen Modus, der ausschließlich aus Kämpfen besteht. Da müsst ihr parallel ebenfalls drin Fortschritte machen, um weitere Episoden freizuschalten. Und ja: Selbst Lysanda und ich sind nach dem ersten Monat noch nicht am Ende angekommen. Müssen unsere Magical Girls noch ein bisschen hochleveln bzw. andere, weil jetzt plötzlich Bosskämpfe kommen, für die unsere jeweilige Teamzusammensetzung nicht optimal ist.

Taktische Kämpfe

Es gibt ganz viel zu lesen.

Grundsätzlich gibt es sechs Typen von Magical Girls, obwohl ihr nur fünf ins Team packen könnt: Angreifer, Verteidiger, Buffer, Debuffer, Heiler und sogenannte Breaker. Ähnlich wie in Divinity: Original Sin 2, besitzt nämlich jeder Gegner nicht nur eine Lebensenergieleiste, sondern auch eine Art Rüstung. Und, um es noch anspruchsvoller zu machen, können manche nochmal eine zusätzliche Barriere errichten. Die haben dann drei Leisten, die ihr wegschaffen müsst. Die Breaker sind darauf spezialisiert diese Rüstung zu zerstören während Angreifer am meisten Schaden direkt gegen die Lebensenergie verursachen. Und natürlich hat jedes Magical Girl innerhalb der jeweiligen Kategorie auch noch andere Fähigkeiten, die mehr oder weniger nützlich sind. Debuffer beispielsweise, die Buffs von Hexen runternehmen können, sind im Albtraum-Modus (besagter höherer Schwierigkeitsgrad) fast schon essentiell, um zu siegen.

Ist ein Magical Girl an der Reihe, kann es immer einen normalen Angriff durchführen. Der verursacht nicht viel Schaden, füllt aber die Ausdauerleiste und Manaleiste auf. Die Ausdauerleiste gilt für alle Mädels gleichzeitig und wird durch Spezialangriffe verbraucht. Ein weiteres taktisches Element also. Wenn mein Verteidiger keinen Punkt Ausdauer zur Verfügung hat, um die Rüstung fürs eigene Team zu generieren, weil der Angreifer sie genutzt hat, dann ist das meist sehr ungünstig. Parallel sammeln die Mädels noch Mana, wenn sie angreifen oder angegriffen werden. Ist die Leiste voll, dürfen sie ihren Seelenstein benutzen (=Ultimate-Angriff).

Und um NOCH mehr Taktik reinbringen, gehören die Magical Girls unterschiedlichen Elementen an, gegen die die Feinde jeweils empfindlicher oder resistenter sind. Ja, es mag ein Gacha-Titel sein. Aber ich kann mich echt nicht darüber beschweren, dass ihm der Tiefgang fehlen würde.

Spielen? Upgraden!

Wie es sich allerdings für einen Free-to-Play-Titel gehört, ist das Hochleveln eurer Magical Girls keine so simple Sache. Also ja, sie bekommen ein paar Erfahrungspunkte, wenn ihr einen Kampf schafft. Aber das ist ziemlich schnell total zu vernachlässigen. Stattdessen gilt es das umfangreiche Upgradesystem zu nutzen. Angefangen bei komischen Leuchtdingern, mit denen ihr Erfahrungspunkte für eure Girls kauft. Aktuell können sie bis Level 100 aufsteigen. Dann haben sie noch ein “Aufstiegs”-Level. Das erhöht sich nur, indem ihr den gleichen Charakter nochmal aus einer Lootbox sammelt. Als nächstes hat jedes Mädel einen Magic Level. Für den braucht ihr Ressourcen, die ihr wie die Leuchtdinger entweder im Ingame-Shop kauft (mit mehreren Ingame-Währungen), in speziellen Upgradequests sammelt oder hier und da in den normalen Levels findet. Und ihre Fähigkeiten könnt ihr ebenfalls hochleveln – mit einer weiteren Art von Währung versteht sich.

Allein fünf verschiedene Ressourcen für dieses Levelup…

Ihr zählt fleißig mit? Wir sind aber noch nicht am Ende. Und zwar dreht sich das ganze Spiel um sogenannte “Puella Pictures” oder, einfach ausgedrückt, Portraits. Die könnt ihr euren Kiokus zuweisen, um ihre Werte und Fähigkeiten weiter zu verbessern. Und ja, selbstverständlich können diese Portraits ebenfalls mit einem weiteren Satz an Ressourcen hochgelevelt werden. Gesammelt werden sie hingegen ganz normal durch das Spielen der Kampagnen und Story-Events. So schaltet ihr auch anfangs den Zugang zu weiteren Bereichen des Leuchtturms frei wie z.B. den PVP-Kämpfen. Und zu guter Letzt dürft ihr euren Kiokus auch noch Support-Kiokus zuweisen. Die geben abhängig von eurem Spielerlevel (ja, das gibt es ebenfalls noch…) einen Prozentsatz ihrer Attribute hinzu.

Ich hab’s jetzt nicht durchgezählt, aber es müssten mehr als zwei Dutzend verschiedene Ressourcen sein, die ihr sammelt und für andere Teile des Level- und Upgradesystem braucht. Und ja, den Großteil bekommt ihr faktisch nur über den Ingame-Shop. Aber zum Glück bekommt ihr für das Spielen der zeitlimitierten Events und durch die Teilnahme am PVP-Modus relativ gut an die entsprechenden Währungen dran. Es sind nur die Magical Girls selbst, die wirklich extrem eingeschränkt sind. Die gibt es nämlich nur gegen Geld oder Diamanten. Und mit Diamanten geht der Titel nicht gerade großzügig um – was ich aus wirtschaftlicher Sicht absolut nachvollziehen kann. Machts freilich nicht besser für mich :smile: .

Fazit

Alles in allem macht Puella Magi Madoka Magica Magia Exedra bislang tatsächlich viel Laune. Zum einen, weil es schon zum jetzigen Zeitpunkt viel Inhalt bietet für Fans des Universums – und das auch noch audiovisuell ansprechend. Es entspricht alles 1:1 den Look der Animes und auch der Soundtrack ist vollumfänglich vorhanden. Und zum anderen, weil es spielerisch tatsächlich einiges zu bieten hat. Zwar gibt es einen Auto-Modus für die meisten Kämpfe, aber die Automatik setzt einfach jede Runde den stärksten Angriff ein. Das funktioniert relativ schnell nicht mehr. Entsprechend seid ihr gefragt: Ein sinnvolles Team zusammensetzen und ihre Fähigkeiten passend zum Gegner einsetzen. Ja, das Hochleveln ist anstrengend und etwas nervig. Dafür ist das Gefühl dann endlich die nächste Hexe besiegt zu haben, umso befriedigender. Anm. d. Red.: Hier den obligatorischen Dark Souls-Vergleich einbauen.

Freilich darf ich den “ich hab‘ was, was ich mit meiner Frau mache”-Bonus nicht vergessen. Allerdings wäre es tatsächlich selbst ohne ein Titel, in den ich bereitwillig Zeit investieren würde. Eben, weil mich die Magical Girls und ihre Geschichten ebenfalls interessieren. Dass es gleichzeitig spielerisch eben nicht nur für gehirnlose Wale ist, macht es nur noch besser. Wer also die Mädels ebenfalls dufte findet… hat das Spiel wahrscheinlich schon längst installiert. Alle anderen? Bitte weitergehen! :smile:

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