(Cover)

Was für ein fulminanter Einstieg in die 6. Staffel von Star Trek: Deep Space Nine*. Die Serie war ja mittlerweile bekannt dafür, dass sie nichts von etablierten Konventionen hält – aber gleich sechs bzw. sogar sieben (mit dem Finale von Staffel 5) zusammenhängende Folgen? Das gabs bis dato noch nie. Ich weiß, heutzutage wird das als “Staffel” bezeichnet und dann von Netflix die Show gestrichen – doch das ist ein anderes Thema.

Allerdings: Eine Sache habe ich dann doch an diesem Staffeleinstieg zu bemängeln – das Intro. Ich weiß, das Budget war knapp und so. Und sowieso möchte man bloß nicht die Zuschauer verwirren. Ich hätte es allerdings trotzdem cooler gefunden, wenn der bekannte Einstieg erst ab Folge 7 wieder zum Einsatz gekommen wäre. Stattdessen vielleicht einfach nur eine Defiant, die durch den Weltraum fliegt, eine Umrundung der Weltraumstation, auf der sich Sisko dann in der Zwischenzeit häuslich einrichtet oder – wenn man richtig mutig gewesen wäre – das exakt gleiche Intro nur ohne Deep Space Nine (war ja eh nur ein 3D-Modell). Das wäre richtig genial gewesen :smile: . Naja, man kann nicht alles haben.

Ansonsten ist noch interessant zu wissen, dass während den Arbeiten an Staffel 6 noch nicht klar war, ob es eine 7. Staffel geben würde. Ich kann nicht so recht sagen, ob man das wirklich merkt – zumindest macht die zweite Hälfte nicht den Eindruck eines “wir arbeiten zügig auf das Finale zu”-Strangs. Aber ganz ehrlich gesprochen: Gefühlt gingen den Autoren auch so langsam die Ideen für den Dominionkrieg aus. Die ganze Sache mit den Pah-Geistern und dann in der 7. Staffel wie aus dem Nichts die Gründer-Krankheit. Joa, wenn die Serie mit der Rückeroberung von Deep Space Nine geendet hätte und dann vielleicht noch der große Abschluss des Krieges als Film, ich wäre den Machern nicht böse gewesen. Das heißt nicht, dass es in den Staffel 6 und 7 keine hervorragenden Folgen gibt. Doch der Krieg mit dem Dominion fühlt sich bis kurz vor dem finalen Marathon irgendwie ausgelutscht an. Ich greife aber schon wieder vor: Heute geht es ja erst um die 6. Staffel :smile: .

Der Inhalt

In der 6. Staffel erwartet den Zuschauer kein einziger Ausflug in den Gamma-Quadranten. Logisch: Der Eingang ist schließlich vermint. Freilich könnte man erwarten, dass die Jungs und Mädels auf Deep Space Nine das Minenfeld temporär deaktivieren könnten und so. Das ist jedoch nicht weiter schlimm. Tatsächlich wird es bis zum Finale dauern, bevor wir da wieder reinfliegen. Stattdessen beschäftigt sich die Staffel vor allem mit der moralischen Seite des Krieges und den harten Entscheidungen, die es dabei zu treffen gilt. Quasi “Folge ich meinem Gewissen oder arbeite ich zum Wohl der Gemeinschaft?”.

Star Trek: Deep Space Nine (Paramount-Promo-Bild)

Diese Folgen sind den Autoren auch insgesamt ganz gut gelungen. Nur hier und darf man vielleicht nicht ganz so genau drüber nachdenken, was da eigentlich gerade passiert ist. Beispielsweise bei Worfs Ausflug mit Jadzia in Wandel des Herzens. Mit etwas gesundendem Menschen-/Trill-/Klingonenverstand wäre die Sache definitiv nicht so ausgegangen. So viele unlogische Entscheidungen, die da im Dschungel getroffen wurden und fragwürdige, zeitliche Zusammenhänge, die gezeigt werden, nur damit ein künstlicher Konflikt entsteht. *gähn*

Aber werfen wir mal einen Blick auf meine Liste:

Nichts so gut

  • Jenseits der Sterne – Amerika der 50iger Jahre. Wir begleiten einen schwarzen Autor, der eine Geschichte mit einem schwarzen Helden schreibt (=Star Trek: Deep Space Nine). Und natürlich kommt das nicht wirklich gut an. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was diese Folge – und die darauf aufbauende Einblende am Anfang der 7. Staffel soll. Okay, es ist eine Art und Weise der Propheten Sisko zu leiten und zu sagen, dass er nach seiner Sinnkrise nicht aufgeben soll. Und das grundlegende Thema ist leider immer noch aktuell. Aber Lysanda und mir hat dieses Werk wirklich nur gelangweilt.
  • Erkenntnis – Mal wieder eine Folge zum Thema Spiegel-Universum. Und definitiv die schlechteste aus dieser Reihe. Würde es sogar als eine der schlechtesten Folgen der Serie beschreiben. Eine bescheuerte und absolut triviale Liebesgeschichte, die keiner braucht und nichts nach vorne bringt. Wie heißt es so schön? “Ich hätte gerne meine 45 Minuten Lebenszeit wieder!”
  • Zeit der Abrechnung – An sich stört mich der ganze Religionskram in der Serie nicht. Es ist einfach eine weitere Facette des großen Star-Trek-Universums. Und auch die Idee, dass die Bajoraner irgendwelche Wurmlochwesen verehren, ist leider absolut nicht abwegig. Aber diese Folge ist absolut nicht der Brüller mit dem Kampf der Propheten gegen die Pah-Geister. Ja, im Kern geht es mal wieder darum Siskos Glaube auf die Probe zu stellen. Die Umsetzung mit dem lächerlichen Kampf auf dem Promenadendeck ist allerdings… ja, ne das hätte man sicherlich besser hinbekommen können.

Durchschnitt

  • Das winzige Raumschiff – Kein großer Tiefgang und wenig Konsequenzen, aber dafür kurzweilig und unterhaltsam – und manchmal reicht das auch einfach mal. Insofern solide Folge.
  • Der Klang ihrer Stimme – Star-Trek-Veteranen wissen quasi sofort, wie die Folge endet. Aber das tut dem Werk keinen Abbruch. Wir erfahren viel über den geistigen und seelischen Zustand unserer Hauptcharaktere in diesem schon lange andauernden Krieg, was ihnen die Möglichkeit gibt, wieder etwas mehr zu sich selbst und zueinander zu finden. Ein kleiner aber wichtiger Verschnaufer quasi.
  • Inquisition – Der erste Auftritt von Sektion 31 – dem zweifelhaften Teil von Starfleet, der im Hintergrund die Drecksarbeit macht. Und mittendrin unser Doktor Julian Bashir, der verdächtigt wird mit dem Dominion zusammen zu arbeiten. Kein unbegründeter Verdacht – er war ja schließlich schonmal ausgetauscht. Aber wir Zuschauer wissen natürlich, dass er unschuldig ist und fiebern und leiden entsprechend mit dem armen Doktor mit. Grundsätzlich eine wirklich gute Folge, die mir aber tatsächlich irgendwie zu kurz war. Die Eskalation ging zu schnell und Sektion 31 kam ebenfalls nicht richtig zur Geltung. Hätte als Doppelfolge vermutlich besser funktioniert.

Hightlights

  • Star Trek: Deep Space Nine (Paramount-Promo-Bild)

    In fahlem Mondlicht – Schon das Framing ist cool mit Sisko der in seinem Quartier einen Logbucheintrag verfasst und am Ende dann klar und deutlich macht, dass er seine Entscheidung nicht bereut – obwohl ihm während der eigentlichen Folge hier und da Zweifel kommen auf was er sich da mit Garak eingelassen hat. Siskos moralischer Kompass, der sich Szene um Szene weiter verschiebt und gleichzeitig Garaks Ruchlosigkeit machen die Episode zu einem gelungenen Erlebnis.

  • Klingonische Tradition – Nach dem anstrengenden Staffeleinstieg gibt es im Anschluss etwas leichtere Kost: Worfs Hochzeit mit Jadzia bzw. der Weg dahin mit dem Junggesellenabschied auf der einen Seite und Jadzias “Kampf” mit ihrem Stolz und ihrer zukünftigen Schwiegermutter. Nichts tiefgreifendes aber zum einen genau das Richtige zu diesem Zeitpunkt und zum anderen inhaltlich wirklich unterhaltsam inszeniert.
  • Das Gute und das Böse – Gul Dukat am Rande des Wahnsinns. Möglicherweise die beste schauspielerische Leistung von Marc Alaimo in der Serie. Ja, das Drumherum (Siskos Absturz mit ihm auf einem einsamen Planeten) ist etwas an den Haaren herbeigezogen. Aber es ist eine wunderbare Charakterfolge, in der wir erstmals den wahren Dukat erleben.

Fazit

Ja, was könnte ich sonst noch zu Staffel 6 sagen? Die Motivation ist weiterhin hoch zum Ende zu kommen (haben schon Star Trek: Der Aufstand hinter uns und sind bei Folge 13 von Staffel 7). Allerdings schleichte sich durchaus ab der zweiten Hälfte der 6. Staffel so langsam ein Gefühl von wegen “jetzt könnte es aber mal mit dem Krieg vorbei sein” ein. Da kommt halt dann doch ein wenig der Nachteil von 26 Folgen pro Staffel hervor. Insofern werde ich durchaus ein wenig froh sein, wenn es dann bald vorbei ist.

(Cover)

Ich muss diese Einträge echt schneller raushauen :smile: . Wir sind mittlerweile dem Ende von Staffel 6 nahe, entsprechend vermischen sich meine Erinnerungen daran bereits mit denen von Star Trek: Deep Space Nine – Staffel 5*. Aber ja, unser Tempo ist weiterhin hoch. Das finde ich durchaus überraschend nach den Erfahrungen mit Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert aber die Realität ist einfach, dass die Serie weiterhin qualitativ hochwertige Unterhaltung mit nur wenigen wirklich schlechten Folgen bietet. Entsprechend gering sind die Widerstände abends noch eine oder zwei über den Fernseher laufen zu lassen. Es ist einfach selten langweilig und es geht irgendwie immer an allen Fronten voran – sowohl in die Bezug auf die Geschichte als auch die Entwicklung der einzelnen Charaktere. Und ja, ich erwarte, dass das bei Star Trek: Voyager vermutlich wieder etwas anders sein wird…

Explizit bezogen auf Staffel 5 auf der Raumstation erwartet den Zuschauer ein äußerst actionreiches Ende des ungeplanten Klingonen-Ausflugs, dann wird der Kurs zurückgesetzt auf den Kampf mit dem Dominion und dieser in einem wirklich fulminanten Staffelfinale zum (bisherigen) Höhepunkt geführt. Dazwischen gibt es den gewohnten Mix aus Humor, Charakterentwicklung und Gesellschaftskritik inkl. dem Serien-Mantra “jeder der Hauptcharaktere bekommt mindestens eine Folge im Rampenlicht”.

Auf die kleinen Dinge kommt es an!

Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass mitten in der 5. Staffel die Uniformen getauscht wurden. Ein “Überbleibsel” von Star Trek: Der erste Kontakt, der nach Folge 9 (Der Aufstieg) in die Kinos kam. Aber ansonsten hatte der Angriff der Borg und Worfs dazugehöriges Abenteuer keinerlei Auswirkungen auf die Crew der Station. Sisko erwähnt das Ganze nur mal in einem kleinen und äußerst unauffälligen Nebensatz. Wer nicht genau hinhört, verpasst es quasi.

Übrigens haben die Damen und Herren drüben auf der U.S.S. Voyager die neuen Uniformen bewusst nicht erhalten. Ein kleines Detail, was vermutlich den wenigsten aufgefallen ist. Aber es macht selbstverständlich Sinn: Voyager ist im Delta Quadrant unterwegs und hatte meines Wissens sogar zu diesem Zeitpunkt noch keinen Kontakt nach Hause. Wie hätten sie entsprechend an die neuen Uniformen herankommen sollen? Wirklich cool, dass die Macher das berücksichtigt haben.

Kommen wir jetzt aber zu den Episoden:

Nicht so gut

  • Star Trek: Deep Space Nine (Paramount-Promo-Bild)

    Dunkelheit und Licht – Eine Kriminalgeschichte inspiriert vom Agatha-Christie-Roman mit dem mittlerweile inhaltlich wie politisch korrekten deutschen Titel Und dann gabs keines mehr*. Leider fand ich sie bis kurz vor dem Ende so gar nicht wirklich spannend. Mehr über Kiras Vergangenheit im Widerstand zu erfahren ist auf dem Papier eigentlich eine tolle Sache aber es werden halt fast alle 08/15-TV-Serienkiller-Klischees bedient, was die ganze Sache ziemlich langweilig macht.

  • Der Datenkristall – Odo darf endlich mal eine Runde im Bett mit einer Frau lesen. Das ist aber auch das Einzige, was mir von dieser Folge im Gedächtnis geblieben ist. Mir fällt entsprechend nichts weiter ein, was ich zu dem Machwerk sagen könnte.
  • Die Reise nach Risa – Worf außerhalb seiner gewohnten Umgebung. Zeit also für allerlei Witz und Schabernack auf seine Kosten. Schließlich ist er ja der ewig ernste Klingone und so. :roll: Und Fundamentalisten, welche die Föderation auf ihre alten Werte zurückbesinnen will? Sicherlich halbwegs realistisch (gibt ja genug Bekloppte), aber gut umgesetzt sind sie nicht.

Durchschnitt

  • Die Erpressung – Unser erster Kontakt mit den bösen Pah-Geistern. Eine grundsätzlich spannende und auch irgendwie unterhaltsame Folge dank Keiko und Rom. Ansonsten aber nichts großartig besonderes oder sowas.
  • Für die Uniform – Sisko und Eddington, Runde 2. An sich eine richtig geniale Folge mit einem Captain Benjamin Sikso, der an seine Grenzen geht und den Kampf persönlich werden lässt. Was mich aber störte war a) die Holzhammer-Methode mit der mehrfach Les Miserable erwähnt/zitiert wird. Das war einfach nur nervig und unrealistisch. Und b), dass wir die Folge kurz nach dem Genuss von Star Trek: Der erste Kontakt angeschaut haben. Die charakterlichen und inhaltlichen Parallelen (Sisko sinnt wie Picard auf Rache) sind einfach zu groß.
  • Kinder der Zeit – Eine Zeitreisefolge der anderen Art. Ja, es macht keinen Sinn, dass die Defiant vollgestopft mit Führungsoffizieren auf Erkundungstour im Gamma-Quadranten ist. Aber hey, es gab schon dümmere Ausreden, um die Crew aus ihrer Komfortzone zu locken. Die Interaktionen zwischen ihnen und ihren Abkömmlingen und das moralische Dilemma im letzten Akt wiegen diese Kleinigkeiten aber wieder auf. Und auch Odo nehme ich die Rolle durchaus ab. Aber irgendwie ist die Folge für mich am Ende dann doch nicht so richtig rund geworden. Vermutlich war sie schlicht zu kurz.

Highlights

  • Star Trek: Deep Space Nine (Paramount-Promo-Bild)

    Immer die Last mit den Tribbles – Anlässlich des 30. Geburtstag von Star Trek eine Crossover-Folge der anderen Art. Eine echt geniale Folge und eine gelungene (inhaltlich wie technisch) Hommage an das Kirk-Original. Muss man genauso wie das Original einfach mal gesehen haben.

  • Zu den Waffen! – Ein fulminantes Staffelfinale. Endlich geht es Deep Space Nine an den Kragen und es gibt mal wieder eine größere Raumschlacht. Gleichzeitig wird im Ergebnis der aktuelle Zustand zumindest für ein paar Folgen geändert und so einige Weichen für die Zukunft gelegt. Eine spannungsgeladene und richtig gut inszenierte Folge. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie sich die Zuschauer damals nach der Erstausstrahlung fühlten. Und dann mussten sie auch noch mehrere Monate auf die Auflösung warten. Das hätte ich nicht ausgehalten.
  • Gefährliche Liebschaften – Auch, wenn es nur für eine Folge ist, entdeckt Quark endlich ein paar Liebesgefühle in sich. Parallel dazu steht Worf so dermaßen auf dem Schlauch, dass man ihm am liebsten zur Luftschleuse rauswerfen wollen würde. Eine sehr amüsante und humorvolle Folge und ein wirklich passender Start für die Beziehung von Worf und Dax.

Fazit

Was bleibt abschließend zur 5. Staffel zu sagen, was ich nicht schon zu den vorherigen Staffeln gesagt habe? Nichts. Es ist und bleibt für mich eine fantastische Serie, die sich oberflächlich zwar schon nach Staffel 1 faktisch vom “wir erforschen neue, weit entfernte Welten”-Thema entfernt hat, aber gleichzeitig uns so viel mehr über die anderen Rassen und Kulturen in dieser Galaxie beibringt als die anderen Serien vor ihr. Und wer jetzt behauptet, dass das nicht “Star Trek” wäre, hat gelinde gesagt keine Ahnung. Entsprechend freue ich mich ganz und gar nicht auf das nicht mehr weit entfernte (und leider nicht ganz so gelungene) Ende.

Wenn ihr aber unbedingt noch etwas Kritik von mir haben wollt: Wie im Bericht zur 4. Staffel bereits erwähnt, fehlte es hier und da den Autoren doch irgendwie an Mut den Status Quo zu stark zu ändern. Entsprechend wurden einige wichtige Ereignisse aus der 4. Staffel ziemlich schnell und meist unzeremoniell wieder zurückgedreht. Bestes Beispiel ist Odos Rückverwandlung in einen Gestaltwandler. Das war mir persönlich zu einfach und unspektakulär (sterbendes Baby vereint sich mit ihm). Zumal Odo sich in der 5. Staffel fast gar nicht verwandelt (Budgetgründe – sie brauchten die Kohle für das Staffelfinale). Insofern hatte es nicht einmal einen großen Mehrwert für die Autoren ihm die Fähigkeit so zügig wieder zu geben. Da hätte man definitiv noch mehr und vor allem mit Auswirkungen auf den Domnionkrieg draus machen können.

Ich bin nicht wirklich tief im Thema “Musik” drin. Entsprechend überrascht war ich, als vor einigen Wochen die Marketingkampagne für das neue Album der Punk-Rocker von The Offspring startete und mir vor allem auf YouTube erste Teaser eingespielt wurden. Schließlich sind “erst” drei Jahre seit ihrer letzten CD, Let the Bad Times Roll, vergangen. Aber dann habe ich mich wieder dran erinnert, dass die neun Jahre Pause davor (Days Go By kam 2012) definitiv sehr ungewöhnlich waren für die Band.

Hatte angesichts der nahenden Veröffentlichung dann mal den Fehler gemacht auf Reddit r/TheOffspring beizutreten. Bin sehr zügig wieder raus… “Echte” Fans sind echt nicht zu gebrauchen. Nur am Meckern, Schimpfen und Rumheulen (obwohl das Album noch nicht einmal erschienen war!). Anscheinend ist das Werk total “overproduced” und Dexters Stimme könnte man sich absolut nicht anhören. Und schuld ist natürlich Produzent Bob Rock – ungeachtet dessen, dass es jetzt schon sein 4. Album mit der Band ist. Möglicherweise haben sie ja auch recht und das Mixing der CD ist unter aller Sau. Aber als jemand, der immer noch 128kbit/s-MP3s hört, kann ich eh nicht mitreden. Und ja, das ist mein voller Ernst! Nein, ich geh’ mich nicht in die Ecke stellen und schämen. Reden wir stattdessen über das neuste Werk der Kalifornier, denn seit 11.10. ist es erhältlich und ich habe selbstverständlich sofort zum Geldbeutel gegriffen.

(Cover)

SUPERCHARGED

Band: The Offspring
Umfang: 00:32:15 (10 Lieder)
Mögliche Bezugsquellen: Amazon* oder die offizielle YouTube-Playlist

Der Titel des 11. Studioalbums ist Programm. Anders als Let the Bad Times Roll steckt es voller Energie und haut vom ersten bis zum letzten Takt richtig rein. Keine sinnlose Platzverschwendung wie das fragwürdige Cover von In the Hall of the Mountain King, sondern durch und durch der gewohnt abwechslungsreiche und rockige The Offspring-Sound. Teilweise vielleicht sogar “zu” gewohnt. Egal ob Light It Up, Get Some, oder Truth In Fiction – als Kenner der Band hört man in so einigen Lieder sehr viele musikalische Parallelen und (vermeintlich) identische Motive aus ihren älteren Werken. Das klingt aber negativer als es tatsächlich ist. Wir reden hier schließlich nicht von AC/DC, deren gesamte Diskographie exakt gleich klingt :wink: .

Nein, SUPERCHARGED ist stattdessen ganz klar eine gelungene Rückkehr zu alter Form. Es ist kein Lied dabei, das mich zur “Überspringen”-Taste schnellen lässt. Stattdessen vergehen die 32 Minuten wie im Fluge und ich fange sofort wieder von vorne an (mittlerweile mindestens schon ein Dutzend Mal von vorne bis hinten durchgehört). Harte, schnelle Tracks, die übliche Ballade (Ok, But This Is The Last Time) und der ein oder andere fröhlichere Song – es ist ein ausgewogener Mix aus allem, was die Band in den letzten 35 Jahren so rausgehauen hat, ohne aber in irgendwelche (aus meiner Sicht) nervige Extreme zu gehen. Selbst Come To Brazil, der vielleicht grenzwertigste Song auf der Platte, kann sich hören lassen. Definitiv ein sehr gelungenes Album und ein Werk, das verdient den Namen The Offspring trägt.

Persönliches Lieblingslied: You Can’t Get There From Here [03:54]

So sehr ich die richtig harten, punk-rockingen The Offspring-Songs verehre – irgendwie habe ich doch einen Softspot für Dexters etwas melodischeren und nachdenklicheren Werke wie diese. Also nicht ganz Ballade aber eben auch nicht richtig schredder-punkig. Und auf diesem Album ist es dieser Track, der es mir in dieser Hinsicht angetan hat. Es geht um die Stimme in unserem Kopf, die einem immer das Schlimmste vermittelt und so alle Träume und Hoffnungen zerstört. Der buchstäbliche Palast des Selbsthasses. Es ist kein fröhliches Lied. Kein Happy End, das am Ende wartet. Aber vielleicht nimmt es mich gerade deshalb so mit.

PS: Für alle, die es interessiert (also vermutlich nur Daiah :wink: ), hier mein aktuelles The Offspring-Ranking:

Star Trek VIII: Der erste Kontakt* flimmerte die Tage über unseren Fernseher. Ja, es geht grad irgendwie extrem fix mit uns und Star Trek. Schon mitten in Staffel 5 von Star Trek: Deep Space Nine angekommen. Der 8. Film kommt chronologisch nämlich nach Für die Uniform auch, wenn in der Serie (wenig verwunderlich) abseits eines Nebensatzes überhaupt nicht auf die Ereignisse im Film eingegangen wird und man es nur am plötzlichen Uniformwechsel sieht. Aber obwohl bei mir noch absolut keine Burnout-Symptome sichtbar sind (anders als bei Picards Reise zu diesem Zeitpunkt), haben wir jetzt doch mal eine kleine Pause eingelegt. Stattdessen haben wir uns zwei Filme angeschaut sowie eine neue Doku-Serie von Arte. Schließlich muss man es ja honorieren, wenn mit unseren Gebührengeldern mal was Anständiges produziert wird.

Nordische Sagen

Die Mythen der Wikinger (Arte-Promobild)

Mit der “neuen Arte-Doku-Serie” meine ich Die Mythen der Wikinger (verfügbar in der Mediathek bis 04.11.2025). Das ist – wie der Name schon sagt – eine animierte Dokumentation über die Mythologie der Wikinger. Genauer gesagt geht es um Odin und seine Götter-Kumpels auf Asgard. Es beginnt mit Odins Suche nach Wissen (=dabei verlor er sein Auge) und endet mit der Götterdämmerung (Ragnarök). Wobei die zentrale Hauptfigur der meisten Erzählungen ganz klar Loki ist, der hinterhältige Drecksack. Dem hätte ich schon nach seiner ersten Eskapade den Gar ausgemacht… was das allen an Ärger erspart hätte.

Die Serie ist quasi die Fortsetzung der Reihe Die großen Mythen, die sich um die griechische Mythologie drehte und drei Staffeln (2016: Vorstellung der Götter, 2019: Die Illias, 2021: Die Odyssey) umfasst. Aufgrund der bescheuerten Regelungen zum Schutz der Privatsender ist diese Serie allerdings leider derzeit offiziell nirgends verfügbar. Man muss (zum Glück) aber nicht lange auf YouTube suchen, um Kopien zu finden. Und wenn ihr die Serie nicht kennt, dann solltet ihr das unbedingt nachholen. Äußerst informativ, spannend erzählt und sehr gut in Szene gesetzt. Klare Empfehlung.

Super Fernsehunterhaltung

Die Mythen der Wikinger kann ich ebenfalls grundsätzlich empfehlen. Wieder extrem informativ, ansprechend erzählt und unterhaltsam gemacht. So bin ich vermutlich der Letzte auf dieser Erde, der endlich 1 und 1 zusammengezählt und gemerkt hat, wie viel sich unser geliebter J.R.R. Tolkien doch für sein Mittelerde bei den nordischen Mythen bedient hat (ein Ring, der gierig macht; ein Goldschatz inkl. Drache; Gandalf ist eine Reinkarnation von Odin; und so weiter). Aber besser spät als nie :wink: .

Es gibt aber Abzüge in der B-Note – vor allem im Vergleich zur alten Serie. So gibt es scheinbar – anders als bei den Griechen – nur wenige offizielle Darstellung der ganzen Geschichten. Entsprechend häufig werden die immer gleichen Gemälde und Zeichnungen gezeigt. Das ist schon sehr doof. Für die Unstimmigkeiten in den Erzählungen können die Macher hingegen vermutlich nichts. Anders als bei den Griechen scheint es nämlich im hohen Norden nicht ganz so wichtig gewesen zu sein auf Kohärenz zu achten. Beispielsweise macht die ganze Sache mit den goldenen Äpfeln (=halten die Götter angeblich jung) so überhaupt keinen Sinn – warum altern sie dann trotzdem? Oder warum kann sich plötzlich auch Odin in Sachen verwandeln, obwohl es Anfangs nur eine Gabe von Loki war und sowas. Das lässt die ganzen Episoden trotz des roten Fadens schon irgendwie ein wenig willkürlich zusammengewürfelt wirken. Aber wie gesagt: Dafür können die Macher ja nichts. Vermutlich ist es ein Fall von “mündlich weiter erzählt und was dazu gedichtet”.

Die Filme

Bei den Filmen fiel die Wahl hingegen auf die nachfolgenden Werke. Die Auswahl wurde ein bisschen mit Blick auf “vielleicht schauen wir mal wieder was, was Lysanda gerne sehen möchte” getroffen. Was nicht heißt, dass sie ein Problem mit Star Trek hätte. Aber ab und zu mal was anderes, tut der Beziehung sicherlich gut :wink: .

(Cover)

Encanto* (3D-Animationsfilm, 2021, DV) – Gleich vorweg: Ich habe keine Ahnung, warum alle behaupten es wäre ein Musicalfilm. Gefühlt gab es auch nicht mehr Gesangseinlagen als in jedem anderen 08/15-Kinderfilm. Aber ich kenne mich da ja nicht aus.

Hauptfigur des Films ist Mirabel Madrigal. Ihre Familie hat aufgrund eines traumatischen Erlebnisses von einer magischen Kerze übernatürliche Gaben erhalten und sie leben jetzt in einer isolierten Stadt irgendwo in Kolumbien ein erfülltes und glückliches Leben und helfen mit ihren Gaben der Gemeinschaft. Die Kinder der Familie bekommen in einem bestimmten Alter ihre Gaben, was jeweils groß gefeiert wird. Das passiert, indem sie den Knauf einer magischen Tür anfassen. Nur bei Mirabel geht irgendwas schief und die Tür verschwindet einfach. Sie bekam also warum auch immer keine Gabe. Das lässt sie logischerweise zu einem Außenseiter werden, was sie nicht gerade glücklich macht. Als sie jedoch erfährt, dass die Magie zu schwinden droht, versucht sie das aufzuhalten – mit der Hoffnung dem Rest der Familie zu beweisen, dass sie doch zu was zu gebrauchen ist.

Beim Christoph meint: Von mir bekommt Encanto überraschenderweise (zumindest für mich) volle 5 von 5 Sics. Ich bin bekanntlich nicht der größte Fan von Pixar/Disney-Animationskram. Aber dieses Werk hat mir richtig gut gefallen. Ich glaube der Hauptfaktor ist, dass es so klein ist. Kein großes Böse, das die Welt bedroht. Keine Sprüche klopfenden Helden, die es besiegen müssen. Nein, einfach nur eine Familie in ihrem Haus in einem isolierten Tal. Ja, eine Familie, die verzaubert ist. Aber sie nutzen diese Zauberei hauptsächlich für alltägliche Dinge. Und selbst Mirabel ist nicht eine völlig überzeichnete Prinzessin oder sowas, sondern einfach nur ein junges Mädchen auf der Suche nach Anerkennung und dem Gefühl etwas beitragen zu können. Es ist entsprechend trotz magischen Zimmern, die einen ganzen Dschungel beherbergen, ein recht geerdetes Filmerlebnis. Und das hat mir wirklich gut gefallen – bis zum Ende.

Achtung Spoiler! Um über das Ende zu reden, muss ich logischerweise das Ende erzählen. Also diesen Abschnitt überspringen, wenn ihr damit ein Problem habt!

Also: Die Familie verliert ihre Magie und ihr Haus wird zerstört. Aber am Ende stellen sie fest, dass sie das eigentlich alles nicht brauchen und es wichtiger ist, dass sie sich haben. Anschließend bauen sie die Hütte mit vereinten Kräften und ohne Magie wieder auf. Um der ganzen Sache die Krönung aufzusetzen, gibt der Jüngste im Haushalt Mirabel anschließend den Türknauf für die Haustür. Ihr gebührt die Ehre ihn einzubauen und die Familie in ihr neues Haus zu lassen. “Türknauf” und “Tür” – ja, man konnte sich denken, was als nächstes passiert. Kaum hat Mirabel den Knauf in die Tür gesteckt, kehrt die Zauberei zurück. Happy End. Abblende. Credits.

Ja, irgendwie nicht, muss ich sagen. Mir stieß dieses Ende tatsächlich sauer auf. So richtig erklären kann ich es nicht, aber für mich hätte der Film mit dem Drehen des Türknopfs enden sollen. Stattdessen wurde einfach der Status Quo wieder hergestellt. Ja, Mirabel ist trotzdem jetzt ein fester Teil der Familie, aber so richtige Konsequenzen wurden aus dem ganzen Konflikt aus meiner Sicht nicht gezogen. Das untergräbt gefühlt ein wenig die Moral der Geschichte und nimmt die anderen wieder aus der Verantwortung. Wären sie stattdessen normal geblieben bzw. es nicht weiter ausgeführt worden, was nach dem Öffnen der Tür passiert, wäre man einfach nur mit dem Eindruck zurückgeblieben, dass sie jetzt einfach so eine glückliche Familie sein werden.

Doch wie geschrieben: So richtig erklären kann ich es selbst nach der anschließenden Diskussion mit Lysanda nicht, warum ich so denke. Es war einfach ein sehr starkes Gefühl der Enttäuschung, das da in mir hochkam als ich die Szene sah. Zeigt vermutlich auch nochmal, wie sehr mich der Film mitgerissen hat :smile: .

Spoiler Ende!

(Cover)

Stolz und Vorurteil* (Pride & Prejudice, 2005, Historienliebesdrama, DV) – Nein, die Vorlage* habe ich (noch) nicht gelesen. Nur vor langer Zeit mal angefangen, weil die englische Ausgabe in der iPhone-Bücher-App kostenlos mit dabei ist. Der Liebesroman mit einer großen Ladung “Gesellschaftsstudie” spielt Anfang des 19. Jahrhunderts (der Film Endes des 18.) und dreht sich um die Familie Bennet mit ihren fünf Töchtern, die am besten alle an wohlhabende Männer weiterverheiratet werden sollen. Doch Elizabeth Bennet will nur aus Liebe heiraten – und verknallt sich prompt in den abartigen, adeligen Schnösel Mr. Darcy. Der Rest der Seiten/Laufzeit erlebt man die ganzen Umwege, die am Ende dazu führen, dass sie dann doch zusammenkommen. Bitte? Das ist doch kein Spoiler. Es ist ein Liebesroman… da ist doch klar, dass die Hauptfiguren am Ende im Bett landen!

Als B-Geschichte kommt noch hinzu, dass die Familie im Fall des Tods des Familienvaters den größten Teil ihres Vermögens an einen Cousin verlieren würden. Entsprechend sind Mutter und Töchter noch verbissener hinterher, dass alle unter ein wohlhabendes Dach kommen. Buch wie Film sind sehr dialoglastig. Action gibt es sehr wenig. Stattdessen lernt man sehr viel darüber, wie “Brautfang” damals ablief – und ist wahlweise abgestoßen oder angezogen davon. So schien der Schauspieler von Mr. Darcy (Matthew Macfadyen) in einer Feature nicht von den gezeigten Vorgängen abgeneigt. Lysanda hat hingegen nur mit dem Kopf geschüttelt und schüttelt ihn auch immer noch :smile: .

Beim Christoph meint: 4 von 5 Sics gibt es von mir. Erneut eine für mich überraschend hohe Wertung. Ich hatte definitiv einen langweiligeren Film erwartet. Quasi so den 08/15-Liebeskram, den Hollywood jedes Jahr vor allem zum Valentinstag raushaut. Aber das Ergebnis ist tatsächlich größtenteils gelungen. Die Charaktere sind teils richtig absurd, ohne aber ins Lächerliche abzudriften. Die Dialoge etwas moderner als die Vorlage, aber doch immer noch “geschwollen” genug, um zum Geschehen zu passen. Und Donald Sutherland als der Vater (gefühlt der einzige, wirklich sympathische Charakter im ganzen Film) ist einfach nur genial. Und nach dem Abspann eignet er sich hervorragend als Diskussionsgrundlage.

Den letzten Sic verwehre ich ihm hauptsächlich wegen den ganzen Tanzeinlagen. Auch, wenn die historisch korrekt sein mögen. Extrem langatmig sind sie trotzdem – und dabei hat der Film nur 127 Minuten Laufzeit! Aber abseits davon haben wir uns wirklich gut unterhalten gefühlt und zumindest ich bin mit dem Wunsch zurückgeblieben zum einen endlich das Original fertig zu lesen und zum anderen mir die BBC-Miniserie* aus dem Jahre 1995 zu holen. Die soll noch näher an der Vorlage sein und wurde sehr gefeiert. Ich bin gespannt, ob ich am Ende in die Lobeshymnen einstimmen werde.

(Cover)

So schick die Hartplastikboxen der Erstveröffentlichung auf DVD (ab 2003) auch sind – nach 20 Jahren scheint das Plastik nicht mehr im besten Zustand zu sein. Wie schon bei den vorherigen Staffeln, sind mir auch bei Staffel 4 die Halterungen des Deckels abgebrochen – einfach nur beim Aufmachen der Box. Echt blöd. Aber gut: Im Regal bleibt zum Glück trotzdem noch alles schön zusammen und weiter verkaufen will ich sie sowieso nicht. Also zumindest solange es nicht doch vielleicht unter Umständen möglicherweise jemals eine Remastered-Version geben wird.

Anspruchsvolle Unterhaltung

Doch wir sind nicht hier, um über die Verpackung zu reden. Uns interessiert der Inhalt von Star Trek: Deep Space Nine – Staffel 4*. Und der hat es in sich. Religion ist zwar dieses Mal in keiner Folge das Thema, aber dennoch haben die Autoren sich nicht davor gescheut schwierige und vor allem komplexe Themen anzusprechen. Ethische Konflikte, emotionale Momente, viel Charakterentwicklung und scharfe Gesellschaftskritik – es ist von allem etwas mit dabei, dass so drüben bei Picard mitunter nicht einmal denkbar gewesen wäre. Gleichzeitig kommt der Humor aber nicht zu kurz. Unser Mann Bashir ist beispielsweise eine vorzügliche 60iger-Jahre-James-Bond-Parodie. So vorzüglich sogar, dass United Artists (Rechtinhaber des Originals) eine Klage einreichte wegen zu vielen Parallelen und Paramount am Ende 100.000 US-Dollar blechen musste.

Allerdings muss man auch ganz klar sagen, dass trotz allem Mut zu „übergreifenden Erzählungen”, doch sehr gerne der Status Quo am Ende einer Folge wiederhergestellt wird. Da gebe ich den alten Fernsehstrukturen die Hauptschuld. Irgendwie musste dann doch jede Folge halbwegs für sich stehen. Entsprechend wird hier und da das volle Potential eines Themas nicht ausgereizt oder schlimmstenfalls sogar untergraben. Strafzyklen ist beispielsweise eine extrem starke O‘Brien-Folge. Das fröhliche Ende und die Tatsache, dass wir den Rest der Serie nichts mehr von seinem Erlebnis und den dazugehörigen Nachwehen hören werden, führt sie jedoch fast schon ad absurdum.

Haufenweise Änderungen

Treten wir aber erst einmal einen Schritt zurück. Was hat sich denn mit Staffel 4 grundsätzlich geändert? Nun, die drei offensichtlichsten Punkte im Vergleich zu Staffel 3 sind gleich in der ersten Folge sichtbar: Captain Sisko hat eine Glatze, das Intro (inkl. Musik wurde überarbeitet) und ein gewisser Lieutenant Commander Worf zieht auf der Station ein.

Über Siskos Aussehen habe ich in den vorherigen Einträgen ja immer ein wenig gelästert. Aber das hat schlicht und einfach den Grund, dass es nicht zu Schauspieler Avery Brooks passt keine Glatze und keinen Bart zu haben. Es war eine Entscheidung von Paramount, die ihn in den ersten drei Staffeln dazu zwang das Gesichtshaar auf den Kopf zu verlagern. Sie wollten Ähnlichkeiten mit seiner Rolle als Hawk aus der Serie Spenser vermeiden. Das Ergebnis war ein Schauspieler, der sich sichtlich nicht so recht wohl in seiner Haut fühlte und sich mit seinem Charakter nicht so ganz identifizieren konnte. Ja, ich weiß: Er ist Schauspieler. Das ist eigentlich sein Job. Aber es war halt und so und man merkt in Staffel 4 definitiv den Unterschied.

Das Intro wurde hingegen nicht grundsätzlich ersetzt, sondern um viele Elemente erweitert. Das offensichtlichste ist die Defiant aber auch sonst ist jetzt wesentlich mehr Bewegung drin. Mit Schiffen, die vorbeifliegen, andocken oder angedockt sind. Arbeitern, die an der Station außen arbeiten und so. Das macht die Sache wesentlich dynamischer, glaubwürdiger und vor allem weniger langweilig als die Kamerafahrt in den alten Intros.

Und zu guter Letzt eben Worf. Wie 7of9 drüben bei Star Trek: Voyager war Worfs Ankunft vor allem eine finanzielle Entscheidung. Obwohl die Serie (aus meiner Sicht) auf einem hohen Niveau startete und mit jeder Staffel ordentlich an Qualität zunahm, blieben die Zuschauerzahlen und das Fanfeedback weiterhin hinter den Erwartungen zurück. Also zog man sich ein Stück weit wieder die Fessel von Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert an, in der Hoffnung damit weitere Fans rüber zu holen. Das hatte auch die Konsequenz, dass das Dominion anders als geplant ein wenig ins Hintertreffen geriet. Der Konflikt mit den Klingonen war ursprünglich nicht geplant gewesen und wurde nur für Worf erfunden. Gebracht hat es leider nichts. Obwohl Worf ein gelungener Neuzugang war, half es der Serie trotzdem nicht aus ihrem Nischendasein zu entschwinden. Versteh‘ einer die Trekkies…

Zwei weitere aber eher nebensächliche Punkte: Siddig El Fadil, der Schauspieler von Julian Bashier, wurde hier erstmals in den Credits mit seinem neuen Künstlernamen „Alexander Siddig” gelistet. In Hollywood kam sein fremd klingender Name wohl nicht so gut an. Gleichzeitig kamen sich Nana Visitor (Kira Nerys) und er näher. Deshalb gibt es auch die B-Story mit Kiras ungeplanter Leihmutterschaft in Quarks Schicksal, denn Nana war zu der Zeit… nun, schwanger halt :smile: . Die Beziehung der beiden hielt am Ende aber nur bis 2001.

Die Episoden

Star Trek: Deep Space Nine (Paramount-Promo-Bild)

Während Staffel 3 unter dem Begriff „Paranoia” lief, lässt sich Staffel 4 mit „Verlust” überschreiben. Die Allianz zwischen der Föderation und den Klingonen zerbricht, Worf wird (erneut) entehrt, Dukat wird degradiert, Quark wird praktisch von seinem Volk verstoßen, Odo wird im fulminanten Finale zu einem normalen Mensch und Sisko verliert – zumindest für einige Zeit – seine neue Freundin und muss gleichzeitig ein zweites Mal dabei zusehen, wie seine Frau stirbt. Klingt nach heftigem Tobak.

Es stecken jedoch viele starke Charakterdramen, -momente und -entwicklungen dahinter, die zumindest in der jeweiligen Folge richtig gut umgesetzt sind. Leider ist das meiste davon nur von kurzer Dauer. Da sind wir wieder beim Thema „Status Quo” herstellen, denn in Staffel 5 wird der Großteil davon wieder aufgelöst. Das heißt nicht, dass die Umkehr an sich in der Umsetzung zwingend schlecht gemacht ist. Aber ein wenig traurig ist es schon, dass man nicht bereit war die Konsequenzen länger und stärker durchzuziehen. Doch dazu dann logischerweise im nächsten Eintrag mehr, wenn diese Staffel hinter uns liegt :smile: . Werfen wir stattdessen noch einen Blick auf die 3er Tabelle:

Nicht so gut

  • Die Übernahme – Ein 2. Jesus trifft ein und Sisko übergibt ihm freiwillig die Rolle, weil er sowieso nie Bock dazu hatte. Dann stellt sich heraus, dass der andere ein hinterwäldlerischer Vollidiot ist und plötzlich hat Sisko doch die Erleuchtung. Eh. Es war ganz nett mehr über die bajoranische Geschichte zu erfahren. Aber ansonsten ist weder die Haupt- noch die Nebengeschichte (Miles O’Brien ist mit seinen Familienverpflichtungen überfordert) wirklich gelungen.
  • Der Besuch – Eine „Was wäre, wenn”-Geschichte mit einem alten Jake Sisko, der seinen Vater in einer temporalen Anomalie verlor. Am Ende ist selbstverständlich wieder alles gut und so. Es gibt so einige, die diese Folge über den Klee loben. Mich hat sie aber nicht wirklich umgehauen.
  • Die Muse – Noch eine Jake-Folge. Mein Hauptproblem ist glaube ich, dass das Handeln der Muse keinen wirklichen Sinn ergibt. Wenn sie sich doch von Kreativität ernährt, warum dann so schnell seine Opfer töten? Die B-Story mit Odo und Lwaxana ist zwar amüsant und nett, holt die Folge für mich aber trotzdem nicht aus dem unteren Drittel.

Durchschnitt

  • Strafzyklen – Bis kurz vor Schluss eine fantastische Folge mit einem Colm Meaney (Chief O’Brien) in absoluter Höchstform. Allein schon die Idee dahinter Gefangene nur virtuell ein Leben hinter Gittern verbringen zu lassen – was das an Geld spart. Und dann zu zeigen, was das für psychologische Folgen haben kann. Aber aufgrund des viel zu positiven und irgendwie unbefriedigenden Abschlusses muss ich sie ins Mittelfeld packen.
  • Quarks Schicksal – Quark vs. Brunt von der FCA, die 2. Eine wirklich gelungene Geschichte mit wie gewohnt amüsanten, aber auch tiefgreifenden Charaktermomenten. Wir sehen Quark mal von einer ganz neuen Seite und das Finale kommt entsprechend durchaus überraschend. Leider zieht die B-Story rund um Keikos zweites Kind (besagtes Leitmutterschaftsthema mit Kira) das Ganze irgendwie runter.
  • Wiedervereinigt – Wieder eine Trill-Folge, in der Jadzia mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird. Dieses Mal mit einer alten Liebe. Und erneut scheitert es an der Punktlandung, weil man ja den Status Quo beibehalten muss. Schade.

Highlights

  • Star Trek: Deep Space Nine (Paramount-Promo-Bild)

    Unser Mann Bashir – Garrak und Bashir auf dem Holodeck als Agenten des britischen Geheimdienstes. Es gibt kein perfekteres Duo. Und der Twist am Ende ist definitiv mal eine gelungene Art Genrekonventionen zu unterwandern.

  • Der zerbrochene Spiegel – Ich hatte ja schon gesagt, dass mir die Folgen im Spiegeluniversum sehr gut gefallen. Hier darf nun endlich auch mal Worf die Sau rauslassen und den absoluten Bösewicht spielen. Gleichzeitig gibt es viele gelungene Charaktermomente dank Jake, der mit dem Ebenbild seiner Mutter konfrontiert wird und einem Sisko, der ebenfalls die alten Gefühle nicht abschütteln kann, obwohl es nicht die selbe Frau ist.
  • Der Weg des Kriegers – Ursprünglich sollte als Staffeleinstieg ja die Sache mit den Formwandlern auf der Erde dienen. Aber da man Worf in die Serie integrieren musste, wurde das Thema in die Mitte der Staffel verschoben. Mit vollem Erfolg würde ich sagen. Nicht nur ist die Geschichte ein fulminanter Einstieg in die nächste Phase des Dominion-Kriegs, Worfs Debüt und sein erneutes Hadern mit seinen zwei Seiten (Mensch/Klingone) sind ebenfalls sehr gut in Szene gesetzt und dem Charakter (und Schauspieler) würdig.

Fazit

Was für eine Staffel. Definitiv der bisherige Höhepunkt von Star Trek: Deep Space Nine. Und ich bin immer wieder überrascht, wie ausgewogen doch alles ist. Man merkt es beim Anschauen gar nicht, aber in jeder Staffel bekommt jeder Charakter immer mindestens eine Episode, in der er die Hauptrolle spielt. Das ist so erfrischend anders und gelungener als in den vorherigen Trek-Serien. So lerne ich als Zuschauer alle kennen und lieben. Absolut genial und ich freue mich auf die nächste Staffel. Von Burnout bislang absolut keine Spur!

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