Warum sind “alle” (ich hab‘ erst ein paar gesehen) von diesen älteren, total abgefeierten “Kult”-Cyberpunk-Anime so unglaublich fragwürdig und komisch? Ghost in the Shell, Neon Genesis Evangelion und jetzt auch noch Akira*. Ich kann es nur bedingt nachvollziehen, warum der Kram selbst heute noch so hochgejubelt wird. Dabei stehe ich alten Werken ja per se aufgeschlossen gegenüber und versuche die Entstehungszeit mit zu berücksichtigen. Zeigt doch schon meine Film-Top 10 (die sich seitdem glaube ich nicht wirklich geändert hat).

Um mir aber gleich wieder den Wind aus den Segeln zu nehmen: Selbstverständlich verstehe ich es, wenn jemand heutzutage z.B. mit StarCraft (1998) nichts mehr anfangen kann. Das Echtzeitstrategiegenre hat sich gerade wegen dem Erfolg von Titeln wie diesem weiterentwickelt. Insofern ist es bei den Animes vermutlich einfach ein Fall von “man musste damals live dabei gewesen sein, um es zu verstehen”. Denn ja, alle drei waren definitiv sehr einflussreich. Sonst würde es nicht so viele Bezüge darauf geben und sie bis heute so gefeiert werden. Aber es ist trotzdem irgendwie demotivierend jetzt schon das dritte Kultobjekt endlich mal gesehen zu haben und es nicht einmal ansatzweise gut zu finden. Wie wird das erst, wenn wir zu den Studio Ghibli-Filmen kommen?

(Cover)

Akira* (1988; DV, 2023er Syncro) – Basierend auf dem Film könnte ich euch echt nicht so recht sagen, worum es eigentlich geht und vor allem, warum es mich als Zuschauer interessieren sollte. Aber mittlerweile habe ich den Wikipedia-Artikel gelesen. Also hier die Grobzusammenfassung:

1988 ist in Tokio irgendwas explodiert (das “was” wird immerhin beantwortet), was aussah wie eine Atombombe und den 3. Weltkrieg auslöste. Im Jahr 2018 ist die Stadt wieder aufgebaut aber in einem erbärmlichen Zustand. Bikergangs und Banden beherrschen die Straßen, es gibt Unruhen und Proteste und hier und da explodiert auch mal eine Bombe ausgelegt von Revolutionären. Unser Protagonist ist ein fragwürdiger, jugendlicher Charakter namens Shōtarō Kaneda. Er ist selbst Anführer einer Bikergang und fährt das ikonische rote Motorrad, das man häufig als Hommage an den Film sieht. Eines Nachts legen sie sich mal wieder mit einer feindlichen Gang an. Dabei überfährt Tetsuo Shima fast ein Kind, das aussieht wie ein alter Sack und wird verletzt. Die Regierung und/oder eine Geheimorganisation sackt ihn mitsamt dem Kind ein und schon werden Kaneda und seine Freunde in etwas größeres mit reingerissen. Und zwar geht es um Menschen, die mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet sind. Am Ende steht die gesamte Stadt erneut vor dem Untergang und nur Kanedas enge Freundschaft zu Tetsuo hilft das Schlimmste zu verhindern. Okay, von mir aus. Ich hätte gerne meine zwei Stunden Lebenszeit wieder oder wie die jungen Leute heute sagen.

Immerhin: Selbst Fans des Films sind sich wohl einig, dass die Erzählung nichts taugt. Es wäre die erste Hälfte des ersten und die letzte Hälfte des letzten (6.) Bandes des Mangas mehr schlecht als recht zusammengemixt. Entsprechend fehlt wohl extrem viel Kontext und Charakterentwicklung. Man muss also mal wieder den Manga lesen, um es zu verstehen. Wie ich sowas liebe :tongue: . Aber in technischer und visueller Hinsicht wäre der Anime wohl damals seiner Zeit weit voraus gewesen. So war nicht nur ein absolutes Dreamteam daran beteiligt. Er verzichtete auch auf die damals übliche Recycling-Technik. Sprich statt nur wenige Teile einer Szene zu animieren und diese dann zu wiederholen, wurde tatsächlich fast alles durchanimiert (inkl. Computerunterstützung). Das macht die Sache auf dem Papier wesentlich flüssiger und detaillierter, in der Realität fand ich so einige Stellen langatmig und komisch… schwammig? Quasi auf der einen Seite Stop-Motion aber dann halt doch nicht, was zu einer Art wabbeligen Effekt führt. Beispielsweise als Tetsuo im Krankenhausbett liegt und die Spielzeuge zu ihm hochklettern.

Dazu kommt, dass alle Charaktere wirken, als wären sie zu lange im Fitnessstudio gewesen. Vor lauter Muskeln können sie deshalb ihre Arme nicht mehr an den Körper anlegen. Vielleicht haben aber auch alle einfach nur breite Schultern oder die Kleidung ist so geschnitten. Egal warum: Es wirkt unfreiwillig komisch. Die Gesichtsausdrücke sind ebenfalls wenig überzeugend und beispielsweise Kaneda eher das buchstäbliche Schlappmaul in vielen Szenen. Wobei man das wiederum auf “typisch Anime” schieben könnte. Einzig Neo-Tokyo an sich macht durchaus was her und lässt verstehen, warum Akira mit zu den Begründern des Cyberpunk-Genres gezählt wird. Interessanterweise ist der Akira-Manga im gleichen Jahr wie Blade Runner* erschienen. Es kann also keiner voneinander abgekupfert haben.

Fazit

Wie ihr seht: Viel abgewinnen konnten Lysanda und ich dem Gezeigten weder in erzählerischer noch in optischer Hinsicht. Und leider fanden wir auch den vielgelobten Soundtrack ziemlich Banane. Vor allem dieses Geklappere mit Stöckchen (ja, ich weiß, dass es sich um ein traditionelles, japanisches Instrument handelt) während der Verfolgungsjagden passte so überhaupt nicht zum Geschehen. Somit bleibt mir am Ende nur zu sagen: 2 von 5 Sics. Ich habe es wie immer nicht bereut ihn mal gesehen zu haben, um mein Allgemeinwissen aufzufrischen. 2-3 Sachen waren außerdem durchaus cool wie z.B. ein Teil der Motorradszenen trotz des Soundtracks. Aber unterm Strich leider wieder einmal ein Werk, das ich irgendwie nicht wirklich zum Pflichtprogramm eines Anima-Neueinsteigers zählen würde. Und ja, ich bin mir bewusst, dass mich v138 dahingehend schon anno 2015 vorgewarnt hatte :smile: .

(Cover)

Die Versandkosten aus Amerika sind mittlerweile echt total abartig hoch. Mittlerweile bezahlt man den Warenwert oder sogar darüber nur für den Versand – die möglicherweise noch anfallenden Zollgebühren gar nicht erst dazu gerechnet. Deswegen habe ich auch schweren Herzens die Tage meine Unterstützung zum 8-Bit Theater 20th Anniversary Book zurückgezogen. Wenn ihr das Webcomic nicht kennt, dann wird es unbedingt mal Zeit das nachzuholen! Sind doch „nur” 1.225 Seiten. Und Final Fantasy-Wissen ist zwar von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich!

Das Buch ist endlich fertig (die Kampagne war 2021) und der Versand steht kurz bevor. Zum Glück für Autor Brian Clevinger, hat er die Versandkosten damals nicht direkt eingezogen, sondern tut es jetzt erst zu den aktuellen Preisen. Zum Pech für uns 191 internationale Unterstützer, sind die Kosten in den letzten drei Jahren einfach nur explodiert (so viel zur Globalisierung…). Mit den vermutlich zusätzlich anfallenden Zollgebühren hätte ich am Ende fast das Dreifache vom eigentlichen Warenwert bezahlen müssen. Das war mir dann doch zu viel des Guten. Das wusste auch Brian und hat uns anstandslos eine Rückerstattung angeboten – die ich dann in Anspruch genommen habe. Irgendwo habe ich schließlich selbst ich meine Limits.

Eine (seltene) gute Seite

(Cover)

Ich hatte allerdings vor kurzem auch einen Fall, da haben mich die hohen Versandkosten tatsächlich vor einem Fehlkauf gerettet. Und zwar lässt es sich derzeit The Art of Psychonauts 2 für knapp 50 EUR bei iam8bit vorbestellen. Das war ursprünglich Teil der Crowdfunding-Kampagne, aber ich wusste ehrlich gesagt nicht mehr, ob ich es auf meinem Unterstützerlevel bekommen würde. Häufig sind die nur in den wesentlich teureren Stufen enthalten wie z.B. bei EVERSPACE 2.

Nachschauen konnte ich das aber nicht mehr, denn Fig an sich gibt es mittlerweile (die Kampagne war 2016) nicht mehr so wirklich und die entsprechenden Crowdfunding-Seiten und Accounts wurden gelöscht. Also liebäugelte ich mit dem Kauf des Kunstbuchs, wurde aber dann von den abartigen Versandkosten (knapp 40 EUR) abgeschreckt. Zum Glück, wie sich herausstellte, denn einige Zeit später kam eine Mail von Fangamer mit der Ankündigung, dass meine Kopie demnächst verschickt wird. Und mittlerweile ist sie angekommen – sogar ganz ohne zusätzliche Zollgebühren. Und meine Güte hat es das Ding in sich!

Das Kunstbuch

The Art of Psychonauts 2 besteht aus 400 Hochglanz-Seiten im übergroßen Hochformat und Hardcover. Wenn einem das auf den Tisch fällt, dann macht es mächtig „Bumms”! Im Inneren erwarten euch haufenweise Skizzen, Storyboards, Konzeptzeichnungen und Renderbilder. Sortiert nach Charakteren, Levels und dem Rest und begleitet sowohl von Kommentaren der Entwickler als auch informativen Beschreibungen. Zusammengestellt hat das Ganze die Autorin und Moderatorin Ashley Esqueda. Wer die Dokumentaiton Double Fine PsychOdyssey gesehen hat (warum hast du es noch nicht?!), dem wir das ein oder andere bekannt vorkommen. Aber das Buch geht noch weit darüber hinaus. Schließlich konzentriert es sich wirklich ausschließlich auf das Design und das Aussehen des Spiels. Und da blieb doch bisher noch sehr viel unerzählt – und vor allem ungezeigt.

Eine Konzeptzeichnung zu Tastys Sensorium

Ich hab‘ mittlerweile so einige Artbooks und Making-Of-Bücher im Regal stehen. Aber ich muss ganz klar sagen, dass keines davon mit der Qualität dieses dicken Brechers mithalten kann. Ja, selbst The Art of Gothic 3 nicht – eins meiner bisherigen Vorzeigebeispiele. The Art of Psychonauts 2 ist umfangreich, hochwertig verarbeitet und gleichzeitig äußerst informativ. Weil es eben nicht nur viele Bilder enthält, sondern auch sehr viele und vor allem informative Erklärungen dazu. Ich sage es jedes Mal wieder, aber Kunstbücher ohne jedweden Text sind einfach nur langweilige Kataloge, mit denen ich nichts anfangen kann. Insofern ist das Buch also grundsätzlich eine absolute Kaufempfehlung und für Psychonauts-Fans faktisch Pflicht – so hart es klingt :smile: .

Ob es das Werk allerdings wert ist wegen den Versandkosten den doppelten Preis dafür zu bezahlen? Nun, jetzt wo ich es in der Hand halte, bin ich schon echt froh es zu haben. Der Post dafür jedoch so viel Geld in Rachen zu werfen, würde ich weiterhin nicht einsehen. So schade es auch ist. Aber vielleicht landet ja mal eine etwas billigere Kopie bei eBay oder so. Dann unbedingt zuschlagen!

Zum Schluss noch ein paar Highlights aus dem Buch:

Wenn man an Magical Girls denkt, landet normalerweise eher bei jungen Schülerinnen in bunten Kostümen, die die Welt retten. Die wohl bekannteste Vertreterin des Genres ist entsprechend Sailor Moon. Mangaka Kentarō Satō hat sich jedoch gedacht: Nehmen wir mal das Magical-Girl-Thema und packen es ins Horror-Genre. Herausgekommen sind die drei Mangareihen: Magical Girl of the End*, Magical Girl Site* und Magical Girl Site Sept*.

Und auch, wenn Magical Girl Site ein Spin-off von Magical Girl of the End ist, ist die Verbindung zwischen beiden nur schwach. Wie genau, erzähle ich euch gleich. Vorher ein paar allgemeine Punkte zu den Mangas:

Die Mangas

Chronologisch macht den Anfang Magical Girl of the End. Dort folgen wir dem Oberschüler Kii Kogami, der sich plötzlich in einer apokalyptischen Welt voller mordenden Magical Girls und Zombies wiederfindet. Das Setting an sich ist bereits gewöhnungsbedürftig, aber manchmal bin ich ehrlich gesagt bei der Geschichte nicht mehr ganz durchgestiegen. Das lag vor allem daran, dass der Autor auch noch Zeitreisen und parallele Zeitlinien ins Spiel gebracht hat und das mitunter sehr verwirrend ist. Verschlungen habe ich die 16 Bände trotzdem – gerade, weil ich verstehen wollte, was da eigentlich alles passiert (ist).

In Magical Girl Site geht es hingegen um Aya Asagiri, eine Schülerin die ständig gemobbt und misshandelt wird. Sie stößt auf eine seltsame Webseite – die namensgebende Magical Girl Site. Von dort erhält sie eine Zauberwaffe, die ihr bei jedem Einsatz etwas Lebenszeit nimmt. Als sie erfährt, dass ihre Mitschülerin Tsuyuno Yatsumura ebenfalls so eine Waffe besitzt und ihr Leben kurz vor dem Ende steht, versuchen beide herauszufinden, was es mit der Webseite auf sich hat. Der Manga hat ebenfalls 16 Bände und richtet sich eher an jüngere Horrorfans bzw. genauer gesagt ist es ein Shōnen. Seine Zielgruppe sind also jugendliche Männer. Das erklärt den Fokus auf junge, leichtbekleidete Mädchen.

Magical Girl Site Sept erzählt in zwei Bänden eine Vorgeschichte zu Magical Girl Site. Und zwar erfahren wir wie eine der Administratorinnen der Magical Girl Site zu ihrem Job gekommen ist. Und nein, es ist ebenfalls keine wirklich fröhliche Geschichte. Ein Stichwort lautet nämlich erneut “Missbrauch einer Frau”.

Insofern ist es schon ein wenig verwunderlich, dass ich die Mangas überhaupt gelesen habe. Horror an sich ist nämlich nicht so mein Ding. Ein paar Elemente waren zudem schon ziemlich schräg. Ich sag nur “Menschen, die sich in Spermien verwandeln”. Aber ich hatte ein paar Episoden des dazugehörigen Anime gesehen – der leider mal wieder in die Kategorie „nie abgeschlossen” fällt. Entsprechend neugierig war ich darauf zu erfahren, wie es weitergeht und habe mir die Mangas geholt. Vor allem die Frage, ob es vielleicht doch ein Happy End geben würde, trieb mich um. Ja, ich mag düstere Enden nicht so sehr…

Der Hauptcharakter

Ich habe Magical Girl Site tatsächlich zuerst gelesen und dann erst erfahren, dass es auch noch Magical Girl of the End gibt. Meine Hoffnung war entsprechend, dass dort einige meiner offenen Fragen geklärt werden würden. Tatsächlich habe ich jetzt noch mehr als vorher :smile: . Wer ist z.B. die Mutter von Aya?! Verratet es mir endlich!!! Und doch kann ich die drei Manga-Serien irgendwie empfehlen. Sie waren nicht langweilig, die Charaktere waren teilweise lustig/schräg und der Horror kam definitiv nicht zu kurz. Vermutlich hatte der Autor auch nie vor alle Fragen zu klären.

Die Verbindung

Stellt sich jetzt noch die Frage, wie Magical Girl oft he End und Magical Girl Site inhaltlich zusammenhängen. In der Einleitung hatte ich ja schon erwähnt, dass die inhaltliche Verbindung nur sehr schwach ist. Ab hier folgen logischerweise Spoiler!

In Band 1 von Magical Girl of the End fängt es direkt mit Kii Kogami an, dem Hauptcharakter. Seinen Namen finden wir später in Band 16 von Magical Girl Site auf einem Grabstein wieder. In der gleichen Szene sehen wir zudem ein paar unbekannte Personen. Allerdings sehen wir den exakt gleichen Grabstein genauso in Band 16 von Magical Girl of the End – inkl. der selben Personen. Und wir stellen fest: Es sind die dortigen Hauptcharaktere.

Eine weitere Verbindung gibt es im 13. Band von Magical Girl Site. Dort ist plötzlich jemand von hinten zu sehen, der sagt, dass diese Welt erneut auf ihr Ende zusteuert. Diese Person sehen wir später in Band 16 (in beiden Serien) ebenfalls an besagtem Grabstein. Die letzte Verbindung ist der eigentliche Drahtzieher hinter dem Ganzen, Rei Kurorogi. Er ist sowohl an den Geschehnissen in Magical Girl of the End als auch an denen in Magical Girl Site Schuld. Das ist technisch gesehen unmöglich, da er eigentlich tot sein sollte. Darauf geht der Autor aber nicht wirklich ein. Es ist einfach so und ich als Leser bleibe ohne Antwort zurück.

Fazit

Prinzipiell kann Magical Girl of the End auf jeden Fall unabhängig von Magical Girl Site gelesen werden. Bei Magical Girl Site wundert man sich nur, warum plötzlich neue Personen auftauchen. Inhaltlich haben diese aber keine Auswirkungen. Auf mich wirkt es eher so als, wenn der Autor unbedingt eine Verknüpfung zwischen den beiden Serien herstellen wollte. Einen richtigen Mehrwert hatte dieser Handlungsrahmen für mich aber am Ende nicht. Im Gegenteil war es eher enttäuschend, dass es doch nur so wenig Zusammenhänge gibt. Wie geschrieben: Ich hatte mir die zweite Serie nur genau deswegen gekauft, um mehr zu erfahren – und nicht weniger :smile: .

PS: Eine Sache stört mich noch bei Magical Girl of the End. Und zwar ist der 2. Band in der Druckerei nicht korrekt zugeschnitten worden in meiner Erstauflage. Er ist somit 1 cm größer als die anderen. Das treibt mich in den Wahnsinn! *kreisch*

Aaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhh!!!!!11111

The Art of EVERSPACE 2

Es ist mal wieder ein interessantes Paket eingetroffen – allerdings dieses Mal tatsächlich nicht zu einem Kickstarter. Ich hatte zwar die Crowdfunding-Kampagne zum deutschen Weltraumspiel EVERSPACE 2* damals unterstützt. Und das auch mit relativ viel Geld, weil ich unbedingt eine physische Box fürs Regal haben wollte. Aber selbst ich habe meine Limits. Entsprechend habe ich damals nicht noch weitere 75 EUR investiert, um eine Soundtrack-CD, ein 52-seitiges Hardcover-Artbook und eine Sternenkarte zu erhalten.

In der Zwischenzeit wurde aus dem kleinen Hardcover-Kunstbuch allerdings ein großes Hardcover-Kunstbuch. Insofern wurde ich schon ein wenig neidisch auf die, die es bekommen würden. Entsprechend freudig vernahm ich die Nachricht, dass sie es auch regulär in den Handel bringen würden. Und genau das ist nun eingetroffen: Meine Kopie bestellt auf Amazon*. Derzeit zu haben für 39 EUR. Ich war wohl zu schnell dran mit dem Bestellen und musste für den Import aus Amerika noch 46,74 EUR bezahlen (und entsprechend länger warten) :sad: . Ja, das Spiel stammt von Rockfish Games aus Hamburg aber die Extras kommen aus dem Ausland. So ist das halt.

Das Buch

Wie es sich für so ein Kunstbuch gehört, kommt es im großen Querformat daher. 30 x 2,5 x 20cm misst es und passt deshalb nicht ganz in ein Billy-Regal – die haben nämlich nur 28cm Tiefe. Das stößt Lysanda etwas sauer auf. Ihr wäre ein Hochkantformat lieber gewesen. Aber Videospiele sind heutzutage nun einmal im 16:9-Format. Entsprechend ist das Querformat perfekt für die wunderschönen Illustrationen der Spielwelt. Insgesamt sind es etwas mehr als 280 Seiten aus hochwertigem Papier (=matt und relativ dick, kräftige Farben), die ihr durchblättern könnt. Darauf findet ihr sehr viele Skizzen, Illustrationen, Storyboards und Rendergrafiken zum Spiel. Unterstützt werden diese hier und da mit etwas (englischsprachigem) Text.

So breit, dass ich es fast nicht fotografiert bekomme.

Dieser Text erklärt weniger die Hintergründe aus Entwicklungssicht, sondern gibt hauptsächlich In-Universe-Erläuterungen zu den, was man dort sieht. Also z.B. eine Charakterbiographie oder den Einsatzzweck eines Schiffes. Ich hätte mir etwas mehr zur Entwicklung gewünscht, aber es trotzdem ganz nett. Zumal Texte in Kunstbüchern ja eine Sache ist, die mir besonders wichtig ist. Schließlich liefern sie zu dem, was ich dort sehe, im Minimum den Kontext und geben – wenn das Buch besonders gut gemacht ist – Einblicke in die Gedanken des Designers/die Entwicklung des Spiels. Artbooks, in denen nur die Bilder ohne jedwede Erklärung enthalten sind, finde ich einfach nur doof. Genauso die Bücher, die nur A5 oder Scheckheft groß sind, weil dort die Bilder nicht zur Geltung kommen können. Die sind aus meiner Sicht totale Papierverschwendung.

Aufgeteilt ist das Buch in drei Hauptkapitel, die dann jeweils nochmal weiter aufgesplittet sind. Auf den ersten 110 Seiten geht es um die Fraktionen, dann kommen die Spielerschiffe und ihre Ausrüstung und die letzten 120 Seiten dreht sich alles um die Charaktere, die Geschichte und das Spieluniversum an sich. Es gibt tatsächlich nichts, was ich vermissen würde. Im Gegenteil werden viele Objekte sogar sehr detailliert (von der initialen Skizze bis zum fertigen Render) gezeigt. Sehr cool. Genauso wie die Auswahl an wirklich großformatigen Bildern, die teilweise über beide Seiten hinweg gehen.

Fazit

Für Fans des Spiels oder Artbook-Sammler mit SciFi-Faible definitiv eine schicke Sache und der Preis ist für das, was ihr bekommt, absolut okay. Hier jetzt noch ein paar meiner persönlichen Highlights aus dem Buch:

(Cover)

The Road to Deep Space Nine™ wäre eine Möglichkeit die fünfte Staffel von Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert* auf den ersten Blick zusammenzufassen. Schließlich wird direkt in der 3. Folge Fähnrich Ro Laren eingeführt, eine Bajoranerin.

Sie sollte ursprünglich auch einer der Hauptcharaktere von Star Trek: Deep Space Nine werden. Ihre Position übernahm jedoch schlussendlich Kira Nerys (Nana Visitor), weil Schauspielerin Michelle Forbes keine Lust hatte sich zum damaligen Zeitpunkt an eine so lange Serie zu binden. Allerdings dreht sich abseits der Einführungsfolge nur sehr wenig in der Staffel um Bajoraner und Cardassianer. Insofern ist die Verknüpfung mit der Spin-off-Serie nur sehr schwach. Und selbst ihrer anderen Funktion, Unruhe auf der Enterprise zu stiften (eine Idee, die Roddenberry NIEMALS zugelassen hätte!), wird sie nur bedingt gerecht. Sie kommt nämlich nur in sechs der 26 Episoden vor. Das ist durchaus schade, denn sie ist ein interessanter Charakter und Michelle macht ihr Sache definitiv sehr gut.

Tatsächlich ist die fünfte Staffel am Ende mehr ein Sammelsurium an verschiedenen Themen. Es wird direkt am Anfang der neue Status Quo im klingonischen Reich etabliert, der Romulaner-Faden wird mit einer äußerst gelungenen Doppelfolge zu einem vorläufigen Abschluss gebracht, es werden wieder einige wichtige gesellschaftliche Themen betrachtet und jeder Hauptcharakter (inkl. Wesley Crusher) bekommt seine Zeit im Rampenlicht – allerdings mit einer (verständlicherweise) starken Gewichtung auf den Star der Serie: Captain Jean-Luc Picard.

Eine Glanzleistung

Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert (Promobild)

Die zwei wichtigsten Picard-Folgen der Staffel, wenn nicht sogar der ganzen Serie, bilden passenderweise auch Anfang und Ende. Darmok und Das zweite Leben sind zwei äußerst fantastische Episoden in denen Sir Patrick Stewarts schauspielerische Qualitäten sehr gut zur Geltung kommen und die mal wieder das Prädikat “Durch und Durch Star Trek” verdienen. Lysanda wusste das allerdings nur bedingt zu schätzen.

Fangen wir mit Darmok an. Zur Erinnerung: Die Enterprise trifft sich mit einer Rasse namens “Kinder von Tamar” mit der es bislang nicht möglich war richtig zu kommunizieren. Der Universalübersetzer versteht zwar die Worte, aber sie ergeben keinen Sinn. Picard wird gegen seinen Willen zusammen mit dem anderen Kapitän auf die Oberfläche eines Planeten gebeamt, wo ein böses Monster haust. Am Ende haben alle Beteiligten das Rätsel um die Sprache der Tamarianer entschlüsselt und eine neue Ära der Freundschaft kann beginnen. Lysandas Problem damit ist die Frage, wie so eine vollständig auf Methapern basierende Sprache überhaupt funktionieren kann. Schließlich ist sie an extrem viele Voraussetzungen gebunden, die beim Gegenüber vorhanden sein müssen. Wer/was sind Romeo und Julia? Wer/was ist ein Balkon? Was ist auf diesem Balkon passiert? Welcher Teil dieses Ereignisses ist für den aktuellen Kontext relevant? Fehlt nur ein Glied in dieser Kette, ist faktisch keinerlei Kommunikation mehr möglich. Und da die Erfahrung zeigt, dass sich selbst zwischen zwei nebeneinanderliegenden Dörfern unterschiedliches Vokabular bildet, wie soll das dann auf einem ganzen Planeten mit situativen Erzählungen funktionieren? Pauken die in der Schule die ganze Zeit nur Geschichte?

Freilich ist das nicht das Kern-Thema der Folge, sondern nur der Aufhänger. Insofern kann man über solche Fragen einfach hinwegsehen. Aber Lysanda hat sie sehr beschäftigt :smile: .

Ein weiteres Trauma

In Das zweite Leben… nun, erlebt wie der Titel schon sagt unser lieber Picard ein anderes Leben. Und zwar schießt ihm eine fremde Sonde Erinnerungen an ein längst ausgelöschtes Volk in den Kopf, die er nun durchlebt. Obwohl es in der Realität nur 20 Minuten dauert, ist es für ihn absolut real. Entsprechend fügt er sich irgendwann der Erkenntnis, dass er nicht auf die Enterprise zurückkommt und baut sich stattdessen ein neues Leben auf diesem fremden Planeten auf mit Familie und Kindern – bis am Ende eben rauskommt, dass es nur eine Nachricht einer fremden Rasse war. Er bleibt also in der letzten Szene allein zurück in seinem Quartier mit einer Flöte als Erinnerungsstück. Oder besser gesagt: Mit einem weiteren, massiven Trauma, das möglicherweise schlimmer ist als von den Borg assimiliert worden zu sein. Schließlich hat er ein ganzes und offensichtlich sehr glückliches Leben erfahren, das sich nun nicht nur als falsch herausstellt. Er hat auch alle verloren, die er dort sehr real kennen und lieben gelernt hat. Stattdessen ist er zurück in der echten Welt – völlig einsam und allein.

Und diese Erkenntnis hat Lysanda absolut nicht begeistert. Nachvollziehbar, wie ich finde. Zwar wollten die Schreiberlinge sicherlich die Sache eher positiv verkaufen (“Eine ganze Rasse lebt in seinen Erinnerungen weiter”). Aber ja, die traurige Realität ist, dass sie damit Picard keinen wirklichen Gefallen getan haben. Leider bekommen wir als Zuschauer die möglichen Auswirkungen nie wirklich zu sehen. Beispielsweise wäre ja zu erwarten, dass Picard seine Einstellung gegenüber Kindern nun ändern würde. Oder aktiver versucht einen Partner zu suchen. Aufmerksame Beobachter werden jedoch nur die Flöte und Picards neu entdeckte Musikalität in der ein oder anderen Folge der 6. und 7. Staffel als Rückbezug auf dieses Ereignis erkennen.

Die Kontroverse

Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert (Promobild)

Vielen Amerikanern, die damals live dabei waren, blieb die 5. Staffel jedoch wegen einer anderen Folge in Erinnerung: Verbotene Liebe. Geschrieben von Jeri Taylor, ist sie faktisch das Produkt einer Petition. Star Trek hat sich ja von Anfang an nicht davor gescheut auch mal riskante gesellschaftliche Themen zu behandeln und mit Tabus zu brechen. Allein die Existenz von Lieutenant Nyota Uhura war ja schon vielen Vollidioten ein Dorn im Auge. Doch mit dem Thema “Homosexualität” hatte sich Star Trek bis zu dieser Folge tatsächlich noch nicht weiter beschäftigt. Es gab nur die eine kurze Szene zwischen dem weiblichen Odan und Dr. Beverly Crusher in Staffel 4 – die ebenfalls schon einen kleinen Aufschrei verursachte. *kopfschüttel*

Doch der Druck aus der LGBT-Community wuchs sich endlich mit dem Thema zu beschäftigen. Rick Berman und Michael Piller überlegten deshalb wohl schon länger, wie sie sich der Sache nähern könnten. Eine Idee war es beispielsweise eine Folge mit Parallelen zur AIDS-Pandemie zu schreiben. Daraus wurde jedoch nichts (vermutlich besser so). Stattdessen stürzte sich nach eigenen Aussagen Jeri Taylor freudig auf die Herausforderung. Das Ergebnis ist Verbotene Liebe. Eine aus damaliger Sicht sicherlich fortschrittlich Episode – wobei besagte LGBT-Community dennoch nicht vollumfänglich begeistert war. Und ich muss ehrlich zugeben: Ich stimme ihnen zu.

Die Folge

Die Crew der Enterprise arbeitet mit dem Volk der J’naii (gespielt von Frauen, in neutralen/männlicheren Klamotten) zusammen, um ein im Nullraum verloren gegangenes Shuttle zu finden. Das Besondere? Sie sind androgyn, also geschlechtslos. Riker lernt im Verlauf der Folge Soren näher kennen und verliebt sich. Sie (=neutrale Form) fühlt sich zu Männern hingezogen, was logischerweise ein absolutes No-Go in ihrer Rasse ist. J’naii, die geschlechterspezifische Tendenzen haben, werden entsprechend nach der Entdeckung einer psychologischen Gehirnwäsche unterzogen. Es kommt zum Kuss, sie wird erwischt und Riker will sie retten.

Die Folge funktioniert für Lysanda und mich nicht so recht. Angefangen mit der Entscheidung die J’naii durch Frauen spielen zu lassen. Das nimmt dem “verbotenen” Kuss sehr viel an Schärfe und kommt an Kirks skandalösem Knutscher mit Uhura nicht einmal ansatzweise heran. Außerdem ist es grundsätzlich dämlich die J’naii als Geschlechtslose darzustellen. Das Verbrechen ist es damit quasi Hetero zu sein. Das funktioniert selbst als Metapher nicht wirklich, finde ich und spielt eher noch in die Hände derjenigen, die andere Weltbild ablehnen. Gleichzeitig wird das eigentliche Thema mit allen Mitteln und Wegen umgegangen. Schwerfällig Umschreibungen werden genutzt, statt deutlicher auszusprechen um was es geht. Und dann ist da noch die Wahl des Crewmitglieds: Riker, der ultimative Frauenheld, verliebt sich so intensiv in Soren? Das kann ich ihm einfach nicht abnehmen. Ehrlicherweise fällt mir jedoch auch kein passender Ersatzcharakter ein und ich verstehe, warum es jemand von der Hauptcrew sein musste. Aber das macht es nicht besser.

Unterm Strich also ein netter Versuch und es hat gereicht, um damals die Gemüter zu erregen (wobei dafür ja leider nicht viel nötig ist…). Aber in Sachen Tabubruch trotzdem für Star Trek äußerst schwach und keine wirkliche Glanzleistung. Dabei war Gene Roddenberry einem schwulen Charakter gegenüber wohl absolut nicht abgeneigt. Der bremsende Faktor war dahingehend angeblich ein anderer: Rick Berman, dem eine gewisse Schwulenfeindlichkeit nachgesagt wird. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Seine Antworten in diversen Interviews (z.B. diesem), warum es nie einen schwulen Charakter in all den Serien gab, ist jedoch nicht gerade befriedigend.

Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert (Promobild)

Der Rest

Und der Rest der fünften Staffel? Nun, größtenteils Star Trek auf hohem Niveau mit vielen guten und auch ikonischen Folgen. Die Zeitschleife in Déjà Vu beispielsweise oder Mission ohne Gedächtnis, in der auch mal Worf kurz Kapitän spielen darf. Der auslösende Unfall in Die Operation ist hingegen zwar dämlich und, dass die Aktivierung der Ersatzorgane am Ende so lange dauert, hat definitiv nur dramaturgische Gründe. Aber der Rest der Folge ist gelungen und behandelt mit der ethische Frage “Wie weit darf Forschung gehen?” sowie Worfs Umgang (=weil Klingone) mit der Behinderung mal wieder interessante Aspekte. Das künstliche Paradies bringt hingegen die oberste Direktive (keine Einmischung in fremde Welten!) ins Schwanken. Eine Prämisse, die häufig in guten Folgen resultiert.

Zu den nicht ganz so gelungenen Folgen würde ich hingegen Die imaginäre Freundin (Ein Energiewesen UND auch noch Kinder…), Geistige Gewalt (schon wieder unsere arme Deanna Troi, die leiden muss) und Der einzige Überlebende (hatte ich schon erwähnt, dass ich es nicht so mit Kindern habe?) zählen.

Fazit

Alles in allem also wieder eine äußerst gelungene Staffel sowohl was den Unterhaltungswert als auch den Inhalt angeht. Mehr gibt es gar nicht zu sagen. Schon allein, weil jemand, der schon so lange durchgehalten hat, jetzt eh bis zum Ende weiter dabei bleiben wird. Dementsprechend heißt es jetzt erstmal noch 12 Folgen mit Picard und dann geht es los mit Star Trek: Deep Space Nine. Im Fernsehen liefen damals beide Serien ab diesem Zeitpunkt parallel und schon die Doppelfolge Der Moment der Erkenntnis zahlt direkt drauf ein. Müssen wir entsprechend wohl erstmal beide Serien gleichzeitig schauen. Schweres Schicksal, ich weiß :tongue: .

PS: Kamins Sohn wurde in Das zweite Leben von Patrick Stewart realen Sohn verkörpert.
PPS: Eine Theorie besagt, dass die Ereignisse in Ich bin Hugh zur Entstehung der Borgkönigin führten. Das passt aber nicht so recht mit der in Star Trek: Voyager etablierten Zeitleiste zusammen. Als Seven of Nine assimiliert wurde, gab es die Königin nämlich schon.

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