Hach ja – 1996. Meine erste Kur, über die ich wenig Gutes zu sagen habe. Eine überforderte Erdkundelehrerin, die mich zur Sau machte, weil ja erst später dazu kam (ich verpasste aufgrund der Kur exakt die 1. Erdkundestunde des neues Jahres – mehr nicht!). Der Kauf unseres ersten Intel-Pentium-Rechners, über den ich sehr viel Gutes zu sagen hätte. Und natürlich sehr viel fantastische Musik, die damals veröffentlicht wurde. Wer erinnert sich schließlich nicht an solch zeitlose Alben wie 40 More Reasons To Hate Us von Anal Cunt, Deana Carters tiefgreifende CD Did I Shave My Legs For This?* oder die harte Gesellschaftskritik von Kultrapper Mr. 3-2 auf seinem Album The Whicked Buddah Babby. Und ja, ich mache mich nur über die Namen lustig. Ich kenne keins dieser Alben. Aber dafür bin ich bei einem kleinen Nostalgie-Trip durch meine Sammlung mal wieder auf die folgende, definitiv absolute Kult-CD aus dem Jahr 1996 gestoßen und habe sie ein paar Tage lang in Dauerschleife gehört:
+eRa+ (1996)
Band: Eminential Rhythm of the Ancestors (=eRa)
Umfang: 00:42:29 (11 Lieder)
Mögliche Bezugsquellen: Amazon* (4,31€)
Gleich vorweg: Von diesem Album gibt es vier Versionen. Die verlinkte Fassung auf Amazon ist von 2002 und enthält größtenteils nur alternative Versionen/Mixes der Originalsongs des Albums. Ich hab’ hingegen damals die CD von Philipps/Mercury bekommen mit dem Song „Mother” drauf, den es ansonsten nur in der Limited Edition gab und über diese Fassung schreibe ich entsprechend heute.
Wusstet ihr, dass eRa bislang acht Alben rausgebracht hat? Ich tatsächlich nicht. Die 2. CD von 2000 hatte ich noch, aber darüber hinaus habe ich von Éric Lévis New-Age-Musikprojekt nichts mehr mitbekommen. Nachdem ich mittlerweile alle zumindest einmal durchgehört habe, muss ich aber auch klar sagen: Hatte nicht wirklich was verpasst. Der Franzose und seine Mitstreiter entfernten sich mit jeder neuen Veröffentlichung irgendwie immer weiter von dem, was für mich +eRa+ ausmacht: Eher gemächlichere, sphärische Songs, die trotzdem überraschend rockig/poppig rüberkommen. Die Texte sind von der unkomplizierten Sorte und kommen größtenteils in einer erfundenen, aber sehr nach Latein klingenden Sprache daher – oft in Form von gregorianischem Gesang. Und als Musik erwartet den Hörer ein Mix aus antiken Klängen viel Synthesizer und dem ein oder andere E-Gitarre-Solo.
Entsprechend ist für mich das erste Album immer noch das Beste. Mehr Vangelis als Enya (das ist dann eher die 2. CD), bieten die 11 Tracks ein interessantes Hörerlebnis mit klaren Gemeinsamkeiten und doch spürbar viel Abwechslung. Während einem bei Era das E-Gitarrenmotiv im Kopf bleibt, sind es bei Enae Volare Mezzo eher die synthetischen Klänge. Und selbst Ameno, die einzige Doppelung auf dieser Albumversion, hat in der Remix-Fassung einen klar erkennbar anderen Sound als das Original. Für mich ein absoluter Klassiker und auch immer noch eine dreiviertel Stunde, die ich immer wieder gerne anhöre. Wirklich schade, dass ich das über die restlichen Alben nicht sagen kann.
Persönliches Lieblingslied: Ameno [04:19]
Ich hab’ tatsächlich sehr lange drüber nachgedacht, ob nicht ein anderer Track des Albums mein Liebling ist. Cather Rhythm z.B. wegen seines Grundmotivs, Mother aufgrund des Texts oder vielleicht das sanfte Impera. Aber das wäre alles gelogen. Fakt ist: Würdet ihr mich nachts um drei Uhr wecken und mir befehlen ein Lied von diesem Album zu singen, dann fiele mir einzig und allein nur Ameno ein. Es ist damals wie heute einfach die Verkörperung von dem, was für mich Era ausmacht. Ein simples aber äußerst eingängiges Lied vollgepackt mit gregorianischem Gesang in einer fiktiven, nach Latein klingenden Sprache und etwas E-Gitarre. Und ja, mir gefällt das Original tatschlich einen Tick besser als der Remix, der Tag und Nacht im Radio lief (und im verlinkten, offiziellen Musikvideo).