Flüssiges B12

Vitamin B12. Ursprünglich wollte ich darüber schon vergangene Woche schreiben aber irgendwie ist die geplante Einleitung (mal wieder) völlig ausgeartet und hat mich in eine andere Richtung geführt. Aber heute kommen wir endlich zu dieser Gruppe von chemischen Verbindungen und erfahren, was sie unter anderem mit unserem Gemütszustand zu tun haben. Und ja, es sind schon wieder mehrere Sachen unter dem gleichen Begriff zusammengefasst. Allerdings ist es beim Vitamin B12 nicht einmal ansatzweise so schlimm wie beim Vitamin B3, bei dem aus meiner Sicht beide Substanzen völlig unterschiedliche Wirkungen und Einsatzorte im Körper haben.

Was ist es?

Von B12 hat sicherlich jeder schonmal gehört. Es dürfte mit Vitamin C und D heutzutage das bekannteste Vitamin sein. Grund ist die Diskussion um Vegetarier und vor allem Veganer, die prädestiniert sind für einen entsprechenden Mangel. Aber liebe Freunde der gepflegten Pflanzenkur seid beruhigt: Auch Fleischfresser kann es treffen. Ich bin ein gutes Beispiel dafür. Ein Leben lang fast täglich viel Fleisch zu mir genommen und trotzdem wurde mir 2016 von meinem Arzt ein so starker Vitamin-B12-Mangel diagnostiziert, dass ich zu drei Infusionen antanzen musste bestehend aus einem Vitamin-B-Komplex. So kann es gehen.

Aber fangen wir ganz von vorne an. Vitamin B12 ist ein essentielles Vitamin und der Körper kann zumindest die benötigte Endform nicht selbst herstellen und muss sie sich von außen holen. Wie oben erwähnt verbirgt sich hinter dem Begriff “Vitamin B12” eine Gruppe von chemischen Verbindungen – die sogenannten Cobalamine:

  • Adenosylcobalamin
  • Aquacobalamin
  • Cyanocobalamin
  • Hydroxycobalamin
  • Methylcobalamin
  • Nitritocobalamin

Aus medizinischer Sicht sind wohl alle Formen von Cobalaminen gleichwertig. Also egal welches davon ihr prinzipiell zu euch nehmt, ihr kriegt damit Vitamin B12 und euer Körper kann auch jeweils etwas damit anfangen, solange die notwendigen Co-Faktoren vorhanden sind. Es lohnt sich aber dennoch einen etwas genaueren Blick auf die unterschiedlichen Varianten zu werfen, denn ganz so gleichwertig sind sie lt. einer Studie von 2017 wohl doch nicht.

Adenosylcobalamin, Methylcobalamin und Hydroxycobalamin sind die natürlichen Formen des Vitamin B12. Cyanocobalamin ist hingegen ein rein synthetisches Produkt und biologisch inaktiv, das aber sehr gerne in der Industrie und von Ärzten eingesetzt wird. Warum? Na, weil es billiger ist. Wie immer :smile: . Biologisch inaktiv heißt, dass unser Körper erst einmal nichts damit anfangen kann. Stattdessen nimmt er es her, um dann selbst daraus Adenosylcobalamin und Methylcobalamin herzustellen – die aktiven Formen von Vitamin B12.

Aquacobalamin ist hingegen die konjugierte Säure des Hydroxycobalamin und ich sage euch ganz ehrlich: Ich habe bislang noch nicht wirklich verstanden, was das ist. Also es hat irgendetwas mit Säure-Basen-Paaren zu tun und der Körper braucht dieses Aquacobalamin, um daraus einen Nitrosyl-Komplex zu fertigen. Der wiederrum ist für zahlreiche Prozesse in unserem Körper wichtig. Aber wie diese Umwandlung genau funktioniert übersteigt meine (schlechten) Chemie-Kenntnisse.

Hydroxycobalamin ist ebenfalls biologisch inaktiv, nehmen wir allerdings über die Nahrung auf. Der Teil, der nicht zu Aquacobalamin wird, wandelt unser Körper am Ende in “echtes” Vitamin B12 um. Und Nitritocobalamin? Damit scheint sich irgendwie noch niemand beschäftigt zu haben, zumindest habe ich dazu keinerlei handfeste Informationen abseits seiner chemischen Eigenschaften gefunden. Vergessen wir+ es also gleich wieder :wink: .

Woher kriegen wir es?

So viel zur Theorie. Halten wir fest: Unser Körper kann zwar Cobalamine umwandeln, aber keine eigenen herstellen. Durchs Rauchen oder wenn wir zum Arzt gehen gibt es eine Runde Cyanocobalamin, eine synthetische Form von Vitamin B12. Das in der Zigarette enthaltene Zyanid hinterlässt nämlich Cyanocobalamin als Rückstand im menschlichen Gewebe. Wenn ihr jetzt aber als Vegetarier denkt “Super, dann rauche ich einfach wie ein Schlot”, muss ich euch enttäuschen: Die Mengen sind äußerst gering und verwerten kann der Körper es ebenfalls nur bedingt. Also lassen wir das lieber mit dem Rauchen.

Die erwähnte Studie hat hingegen festgestellt, dass die Zufuhr von biologisch aktiven Formen des Vitamin B12 sicherer und besser geeignet für unseren Körper ist als das Cyanocobalamin. Mal schauen, wann unsere Mediziner das verinnerlichen. Insofern: Wenn ihr Supplementieren wollt/müsst, dann greift zu Adenosylcobalamin und Methylcobalamin. Wir holen uns beispielsweise Adenosylcobalamin-Tropfen von der Arnika Apotheke. Gibt es aber natürlich auch noch andere Anbieter und Darreichungsformen.

In dem Mittagessen war nicht viel Vitamin B12 enthalten.

Auf natürlichem Wege gibt es Vitamin B12 hingegen nur durch das Essen von Fleisch im Allgemeinen und Innereien im Speziellen. Grundsätzlich ist wohl in allem zumindest ein bisschen etwas drin aber das hängt stark von der Ernährung des Tiers ab. Fleischfresser können das Vitamin nämlich genauso wie Pflanzen nicht selbst herstellen. Stattdessen gibt es Mikroorganismen, die in Symbiose mit einigen Tierarten leben und die das für sie tun. Die können sich theoretisch zwar auch auf Pflanzen ansiedeln, dann gibt es von denen ebenfalls eine Runde B12 – wenn man sie nicht gründlich wäscht. Aber das passiert wohl nicht ganz so häufig. Stattdessen ist ihr natürlicher Lebensraum z.B. im Magen von Wiederkäuern, also beispielsweise Rind. Kriegt das genug Cobalt-haltige Nahrung, wird fleißig Vitamin B12 produziert.

Schwein und Geflügel hat hingegen zwar die entsprechenden Bakterien im Darm, können das dort produzierte B12 aber nur schlecht verwerten. Sie sind entsprechend ebenfalls auf äußere Zufuhr angewiesen. Findet die nicht statt, hat auch das Fleisch entsprechend keines – und natürlich das Vieh allerlei Probleme. Einzellige Meerespflanzen wie Algen sind ebenfalls gute Symbionten und enthalten entsprechend viel B12. Genauso wie die Meerestiere, die dann fleißig dieses Plankton fressen. Ihr müsst eure Diät also jetzt nicht komplett nur auf Kuh umstellen, nur um genug B12 zu bekommen. Wer aber jetzt denkt, dass er einfach Algen isst: Das B12 darin ist biologisch inaktiv und kann unser Körper nicht ohne weitere Unterstützung verarbeiten.

Wie viel darf es sein?

Glücklicherweise brauchen wir lt. DGE gar nicht so viel Vitamin B12 am Tag. Sie empfiehlt schlappe 4,0µg. Ja, Mikrogramm. Eine wirklich überschaubare Menge. Dazu hier ein paar Beispiele was so in Nahrungsmitteln enthalten ist:

Rinderleber hat 65µg auf 100g, Hühnerleber immerhin noch 20µg/100g und Hering kommt auf 11µg/100g. Rindfleisch selbst liegt bei 5,0 µg/100g während Camembert (30% Fett i. Tr.) bei 3,1µg/100g liegt und eine Blutwurst bei 1µg/100g. Gemüse wird hingegen mit 0,01µg/100g angegeben und selbst ein Hühnerei kommt nur auf 0,1µg/100g. Schweinefleisch liegt hingegen bei 0,8µg/100g.

Wer also ein schönes Rumpsteak (~250g) verzehrt, sollte seine Tagesdosis Vitamin B12 gemäß DGE nicht nur erreicht, sondern sogar weit überschritten haben, oder?! Leider nein, denn damit Vitamin B12 die Reise vom Mund in den Darm (wo es absorbiert wird) überlebt, benötigt es den sogenannten “Intrinsic Factor”. Und von dem haben wir nicht unendlich viel im Körper. Geschätzt wird, dass pro Mahlzeit entsprechend nur magere 2µg Vitamin B12 aufgenommen werden können. Alles andere überlebt die Reise nicht. Und von der Mundschleimhaut wird nur ca. 1% absorbiert.

Zu viel?

Aber selbst, wenn man mal nicht jeden Tag seine Zufuhr bekommt: Der Speicherort von Vitamin B12 im Körper ist die Leber. Und dort haben Wissenschaftler bei gesunden Erwachsenen Depots im Bereich von 2000-5000µg gefunden. Sprich hat man erst einmal seinen Körper mit ausreichend mit Vitamin B12 versorgt, hält er es durchaus eine sehr lange Zeit ohne zusätzliches Material aus, bevor man überhaupt in einen Mangel gerät.

Eine Überdosis ist gleichzeitig auf normalem Wege praktisch unmöglich. Hydroxycobalamin wird sogar als Gegengift bei einer Zyanid-Vergiftung angewendet – in einer Dosis von 5g (5.000.000µg) oder sogar 10g, wenn es ganz schlimm ist. Und die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat dies als völlig sicher eingestuft. Bei Vitamin B12 gilt also: Kriegt unser Körper zu viel, kommt es unten einfach wieder raus bzw. kommt gar nicht weiter als unser Magen. Es gibt nur vereinzelt Fälle von Akne und lokalen, allergischen Reaktionen speziell bei intravenöser Zuführung. In meinem Fall hatte ich dahingehend aber keine Probleme.

Ich möchte an dieser Stelle aber diese Studie von 2019 und diese von 2017 nicht unerwähnt lassen. Beide haben festgestellt, dass bei einer dauerhaften hohen Zufuhr von Vitamin B12 das Risiko für Lungenkrebs steigt. Normale Personen haben bei einer Einnahme von täglich >55µg demnach ein doppelt so hohes Risiko, Raucher (auch ehemalige) sogar ein drei- bis vierfach erhöhtes. Es kann also sein, dass sich bei der These “vollkommen ungefährlich” in Zukunft noch was tun wird. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat derzeit eine Empfehlung von maximal 25µg/Tag ausgegeben.

Was macht es?

Bleiben die wohl entscheidendsten Fragen zum Schluss: Wofür brauchen wir Vitamin B12 überhaupt und wie erkenne ich einen Mangel? Nun, Vitamin B12 spielt – wie die meisten Vitamine – bei so einigen Prozessen in unserem Körper eine wichtige Rolle. Es wird bei der Zellteilung und dem Zellwachstum genauso gebraucht wie für die Bildung der DNA. Es reguliert das Schlafhormon Melatonin, hilft also bei der Regulierung unseres Schlaf-Wach-Rhythmus. Und zusammen mit B6 und Folsäure baut es Homocystein ab, ein giftiges Abfallprodukt beim Proteinstoffwechsel. Zu viel davon, kann zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.

Da oben drin wird besonders viel Vitamin B12 gebraucht.

Außerdem stärkt B12 unsere Blutgefäße und ist extrem wichtig für unser Gehirn und Nervensystem. Und zwar hilft es u.a. bei der Bildung und Regeneration der Nervenfaserhüllen – womit wir endlich den Ringschluss zum Thema “Depressionen” geschafft haben. Demenz, Alzheimer, Autismus, Schizophrenie – die Liste an möglichen Verbindungen zwischen “zu wenig B12” und einer psychischen Krankheit wird gefühlt eher länger als kürzer. Angeblich ist ein Teil dieser neurologischen Störungen sogar irreversibel. Sprich, selbst wenn ihr den Mangel irgendwann bemerkt und wieder ausreichend B12 zu euch nehmt, habt ihr einen bleibenden Schaden am Nervensystem. Nicht gut.

Mangelerscheinungen

Zum Glück lässt sich ein akuter Mangel relativ einfach (auch beim Hausarzt) über einen Bluttest nachweisen. Achtung: Es gilt wieder, dass der B12-Wert im Blut nicht aussagekräftig ist. Ihr müsst den Holo-TC (Holo-Transcobalamin) messen lassen. Dabei handelt es sich um das aktive Vitamine B12, das sofort von den Zellen aufgenommen werden kann. Der Wert wird entsprechend nicht von einer vorherigen Einnahme so stark beeinflusst wie beim normalen B12-Wert.

Ist der Wert zu niedrig, sind zwar so gut wie alle Reserven aus der Leber verbraucht, aber mit Präventivmedizin ist es ja leider noch nicht so weit hergeholt. Ist man im Mangel, gibt es je nach Schwere entsprechend ein paar Präparate, Spritzen oder mehrere Runden an den Tropf hängen. Plus natürlich einer anschließenden Ernährungs- oder Verhaltensumstellung. Bei Alkoholismus ist beispielsweise der Vitamin-Verbrauch des Körpers grundsätzlich größer.

Anzeichen für einen Mangel sind Sachen wie Kribbeln oder ein Kältegefühl in den Extremitäten (Hände/Füße), Erschöpfung, Schwächegefühle, Konzentrationsstörungen oder eben irgendwelche Psychosen. Und ja, Rückblickend muss ich speziell beim Thema “Kribbeln” und “Kältegefühl” stark nicken. Echt schlimm, was man alles einfach ignoriert und nicht gegenüber einem Arzt erwähnt, weil es einen nicht so richtig einschränkt. Meine Depression hat die Zufuhr von Vitamin B12 zwar nicht endgültig besiegt, aber es war sicherlich ein wichtiger Baustein. Und da ich mit Blick auf meine Ernährung vermutlich nicht genug zu mir nehme, trotz weiterhin starker Fleischlastigkeit (aber keine Innereien und wenig Fisch), supplementiere ich sicherheitshalber. Den Wert prüfen lassen könnte ich aber auch mal wieder…

Jules will auch nichts von meinen Hämorrhoiden wissen…

Vor sechs Jahren hatte ich euch – ob ihr es wissen wolltet oder nicht – darüber informiert, dass ich eine typische Männerkrankheit habe: ein Hämorrhoidenleiden. Hämorrhoiden oder Hämorriden, wie man sie umgangssprachlich nennt, hat jeder von uns. Es sind Gefäßpolster am Ausgang des Enddarms. Ihre Funktion ist simpel aber wichtig, sie sorgen nämlich zusammen mit den Schließmuskeln dafür, dass der Darmzugang dicht verschlossen wird und das Öffnen und Schließen des Darms nicht unkontrolliert passiert. Eine eher unschöne Sache, wenn das nicht mehr klappt.

Bei manchen Menschen kann es jedoch passieren, dass diese Schwellkörper sich zwar mit Blut vollsaugen, es aber anschließend nicht mehr abfließen kann. Die Gründe sind vielfältig. Schwaches Bindegewebe zum Beispiel oder zu langes Sitzen auf der Toilette bzw. das “gewaltsame” Drücken. Die Folge ist relativ logisch: Je mehr sie sich mit Blut vollsaugen, welches nicht mehr abfließt, desto schwerer werden sie und entsprechend tiefer hängen sie dank der Schwerkraft herunter und schaffen es nicht mehr zurück in die Ausgangsstellung. Im schlimmsten Fall – ein Hämorrhoidenleiden des 4. Grades – hängen sie sogar dauerhaft aus dem After. Keine appetitliche Vorstellung und in dem Zustand hilft auch nur noch eine Operation. Meine waren zum Glück irgendwo im Status 2 oder 3. Also schon etwas schlimmer inkl. hier und da Blut im Stuhl bzw. einem häufigen Gefühl aufs Klo zu müssen obwohl ich schon leer war, aber noch ohne die Notwendigkeit eines operativen Eingriffs zum Beheben.

Gummi im Hintern

Konkret hat mein Proktologe an drei verschiedenen Terminen, jeweils rund 6-8 Wochen auseinander, eine Gummibandligatur durchgeführt. Der Name deutet schon an was hier passiert: Die Hämorrhoiden werden mit einem Gummiring abgeschnürt. Fühlte sich beim ersten Mal extrem unangenehm an. Nicht schmerzhaft, aber als würde jemand einem… nun ja, irgendwas in den Hintern schieben halt. Dauerte 2-3 Stunden bis es wieder im erträglichen Rahmen war. Beim zweiten Mal war es dann schon nicht mehr ganz so schlimm.

Der Gummiring führt dazu, dass das Gewerbe abstirbt. Klingt schlimmer als es tatsächlich ist. Nachdem Verschwinden des anfänglichen Druckgefühls habe ich nichts mehr mitbekommen. Es fällt dann bei einem der nächsten Stuhlgänge einfach mit ins Klo und alles ist wieder gut – angeblich in den meisten Fällen wohl sogar dauerhaft im Gegensatz zur “Verödungstherapie” bei der die Hämorrhoiden mittels eines Wirkstoffs geschrumpft werden.

Das Wundermittel

Flohsamenschalen (gemahlen und ganz)

Wie so oft im Bereich der Gesundheit, hilft es aber auch bei den Hämorrhoiden nicht einfach nur einen Eingriff zu machen und schon hat man für den Rest seines Lebens Ruhe. Behält man seine alten Gewohnheiten bei, erhöht sich selbst bei der Gummibandligatur die Gefahr, dass wieder ein Hämorrhoidenleiden auftritt. Entsprechend habe ich mir mittlerweile angewöhnt nicht mehr so ewig lange Sitzungen auf dem Klo zu veranstalten. Dabei hilft, dass meine Ausscheidungen mittlerweile in einem wesentlich besseren Zustand sind als früher. Das liegt zum einen an meiner geänderten und wesentlich gesünderen Ernährungsweise. Zum anderen an einem kleinen Wundermittelchen, welches mir der Proktologe noch vor der ersten Gummibandligatur zur Verbesserung der Konsistenz meines Kots empfohlen hatte: Flohsamenschalen*.

Wie so oft ist der Name Programm: Es handelt sich dabei um die Hülsen der Samen des Flohkrauts, ein Wegerichgewächs. Den Namen hat die Pflanze, weil die Samen eine ähnliche Form und Farbe wie Flöhe haben (elliptisch, rotbraun). Angebaut wird sie heutzutage wohl hauptsächlich in Indien und Pakistan. Echte Unterschiede zwischen den beiden Varianten sind mir aber nicht bekannt. Wichtiger ist der Reinheitsgrad und ob es sich um ein Bioprodukt handelt. Verfügbar sind sie ganzjährig entweder ganz oder in gemahlener Form und preislich bewegen wir uns bei wirklich guten Produkten bei rund 15€ pro 500g. In der Casa Lysanda bevorzugen wir übrigens die ganze Variante. Mahlen können wir sie zum einen im Bedarfsfall selbst, zum anderen verklumpen gemahlene Flohsamenschalen beim Einrühren in Flüssigkeit schneller als Ganze. Das macht die Verarbeitung etwas herausfordernder. Aber “Verklumpen” ist das richtige Stichwort, denn dahinter verbirgt sich ihre besondere Eigenschaft. Sie sind nämlich ein pflanzliches Quellmittel.

Kotstabilisator

Flohsamenschalen enthalten Fiosine-Schleimpolysaccharide. Das sind Ballaststoffe, die in der Lage sind mehr als das 50-fache an Wasser aufzusaugen. Das bringt so einige Vorteile mit sich. Die wichtigste ist natürlich die im Bezug auf euren Darm. Dadurch, dass die Flohsamenschalen so viel Flüssigkeit aufsaugen und so groß werden, regen sie zuerst die Muskelaktivität im Darm an und anschließend sorgen sie dafür, dass der Entleerungsreflex ausgelöst wird. Bei Durchfall bedeutet das, dass die Flohsamenschalen die Flüssigkeit im Darm aufsaugen und euer Stuhl wieder fest wird. Bei Verstopfung hingegen spielen sie den Stuhlaufweicher und sorgen gleichzeitig durch die zusätzliche Muskelaktivität dafür, dass es wieder vorwärts geht. Zusammengefasst sorgen sie quasi in jeder Konstellation dafür, dass euer Ausschuss eine normalere und bessere Konsistenz hat. Und, wenn es besser flutscht, dann freuen sich darüber auch die Hämorrhoiden. Sie werden dann weniger belastet und die Gefahr eines Leidens wird gesenkt.

Ein Symbolbild

Aber Achtung: Zu viel des Guten ist wie so oft ebenfalls schlecht. Nimmt man zu viele Flohsamenschalen zu sich und/oder zu wenig Wasser dazu, dann können sie Flohsamenschalen selbst zu Verstopfung führen. Also nicht gleich übertreiben. Meist wird empfohlen 10-15g mit ausreichend Flüssigkeit oder zusammen mit einer Mahlzeit zu sich zu nehmen. Aber Achtung: Flohsamenschalen lösen meist nicht das ursprüngliche Problem. Sie helfen nur die Symptome zu beheben. Warum ihr z.B. Durchfall oder Verstopfung habt, müsst ihr trotzdem noch in Erfahrung bringen.

Weitere positive Eigenschaften

Flohsamenschalen können also viel Flüssigkeit binden und sich so größer machen – da kommen einem noch weitere Anwendungsfälle in den Sinn, oder nicht? Beispielsweise als Unterstützer beim Abnehmen. Ein Glas Wasser mit Flohsamenschalen ca. 30 Minuten vor dem Essen und schon ist im Magen nicht mehr ganz so viel Platz. Entsprechend können sie tatsächlich dabei helfen weniger zu sich zu nehmen. Gleichzeitig eignet sich ihre Eigenschaft als Quellmittel hervorragend zum Einsatz in der Low-Carb-Küche. Dort wird ja gerne auf Mehl verzichtet. Hier helfen dann Flohsamenschalen, um trotzdem die notwendige Konsistenz zu erreichen. Wir verwenden sie beispielsweise erfolgreich für Nudeln, im Joghurt oder Pfannkuchen. Je nach dem kann es wichtig sein dabei folgendes zu beachten: Nach dem Hinzugeben der Flohsamenschalen nicht zu lange mit der Weiterverarbeitung warten, sonst wird die Sache sehr schnell sehr dick.

100g Flohsamenschalen enthalten übrigens:

  • 222kcal
  • 2,3g Eiweiß
  • 12g Kohlenhydrate (davon 0,5g Zucker)
  • 0,7g Fett
  • 79g Ballaststoffe

Noch nicht durch ausreichend Forschung bestätigt ist hingegen, dass Flohsamenschalen zusätzlich noch das Wachstum von darmfreundlicheren Bakterien zu fördern scheinen. Weniger indem sie als Nahrung für diese dienen. Stattdessen würden sie dabei helfen Entzündungen im Magen-Darm-Trakt einzudämmen. Außerdem gibt es die Theorie, dass beim Umbau der Ballaststoffe durch die Dickdarmbakterien hilfreiche Fettsäuren entstehen. Diese sollen dafür sorgen, dass in der Leber die Cholesterin-Synthese verlangsamt wird. Das wiederrum hilft den Cholesterinspiegel im Blut zu senken. Beides aber wie gesagt derzeit hauptsächlich Theorie und noch nicht wissenschaftlich fundiert nachgewiesen.
Bereits bewiesen ist allerdings: Flohsamenschalen sollten nicht trocken gegessen werden (wegen der Verstopfungsgefahr) und auch nicht zu viel die offene Packung durchschütteln. Bei empfindlichen Gemütern kann der Staub nämlich zu allergischen Reaktionen führen.

Epilog

Flohsamenschalen gehören in der Casa Lysanda mittlerweile zur Standardausstattung. Sowohl zum Kochen als auch eben vor allem zur Regulation meines Ausschusses. Stellt sich zum Abschluss noch die Frage, wie es meinen Hämorrhoiden geht. Die Antwort: Denen geht es gut. Ich war 2020 nochmal zur Sicherheit zur Kontrolle beim Proktologen und wurde schon fast zusammengestaucht, was mir eigentlich einfiele vorbei zu kommen. Es sei doch schließlich alles in Ordnung. Scheinbar darf man dort erst hin, wenn man längere Zeit Blut im Stuhl hat. Wieder was gelernt… aber immerhin kam ich mit der Erkenntnis aus dem Termin, dass mein Hinterteil soweit okay ist. Ziel erreicht quasi :smile: .

Zum Abschluss noch zwei in unserem Haushalt mehrfach mit Erfolg erprobte LowCarb-Rezepte:

Pfannkuchen Nudeln
1 Ei oder 2 Eiweiß 2 Eier
2 EL Flohsamenschalen 50g Frischkäse
2 EL Haferkleie 1 EL Flohsamenschalen
Brise Salz 1 EL Haferkleie
1 Kaffeetasse voll Wasser Messerspitze Xanthan oder Guarkernmehl
ggf. noch nach eigenem Geschmack Füllung wie Speck oder Käse dazu Brise Salz
Gut umrühren und dann schnell in die heiße Pfanne (ausreichend Öl rein!) packen. Anschließend bis zum gewünschten Bräunegrad beidseitig braten. Gut umrühren und dann auf einem Backblech gleichmäßig verteilen.
10 Minuten bei 60°C in den Backofen (bis die Ränder anfangen braun zu werden).
Mit einem Pizzaschneider in Streifen schneiden und genießen.

Man soll über das schreiben was man kennt heißt es immer so schön. Aktuell wäre das mein allgemeines Unwohlsein im Bauchbereich. Woher das kommt? Nun, sagen wir es mal so: Ich hatte vorhin das unabdingbare Verlangen mir unsere Toilettenschüssel mal etwas genauer anzuschauen und aus dem Mund heraus mit Inhalten zu füllen. …und an dieser Stelle musste ich für eine gewisse Zeit das Tippen unterbrechen, um nochmal zügig die sanitären Einrichtungen unseres Hauses aufzusuchen und meine Seele dem Abfluss zu übergeben. Man würde ja erwarten, dass da nichts mehr geht, wenn einmal alles raus ist. Aber der menschliche Körper ist bekanntlich ein absolutes Wunderwerk der Technik und nimmt es sich im Zweifel von anders her. Aus der Galle zum Beispiel.

Der Übeltäter

Natürlich erspare ich euch an dieser Stelle die genauen Details. Der eigentliche Grund meines Unwohlseins und des dazugehörigen Bedürfnisses den Verdauungsvorgang meines Frühstücks zu verkürzen dürfte jedoch eine kleine Kapsel gewesen sein. Diese Kapsel enthielt 25mg Zink Bisglycinat. Und wie ich immer in den Gesundheitseinträgen schreibe: Was unser Körper nicht will, versucht er schnellstmöglich wieder loszuwerden (Erbrechen, Durchfall, etc.). Und in meinem Fall wollte er wohl heute Morgen keine so hohe Dosis Zink verarbeiten. Vermutlich, weil ich jetzt schon längere Zeit keines mehr genommen hatte.

Was ist das?

Bevor ich euch aber erkläre, warum ich überhaupt Zink nehmen wollte, sollten wir erst einmal darüber sprechen was es überhaupt ist. Die Antwort ist ganz einfach: Eines der essentiellen Spurenelemente für unseren Körper, die er nicht selbst herstellen kann. Und wie es sich für etwas essentielles gehört, kommt es an so einigen Stellen zum Einsatz. Allen voran mal wieder beim Stoffwechsel (Zucker, Fett und Eiweiß) aber auch beim Zellwachstum, im Immunsystem und – für jedes Lebewesen ganz wichtig – bei der Fortpflanzung, denn viele unserer Hormone sind auf Zink angewiesen. Es gab 2005 sogar eine amerikanische Studie, die nachgewiesen hat, dass die doppelte Dosis an Zink pro Tag (20mg) die geistige Leistungsfähigkeit von Kindern verbesserte.

Die DGE empfiehlt entsprechend für einen Erwachsenen abhängig von seiner restlichen Ernährung täglich 11 bis 16mg (Mann) bzw. 7-10mg (Frau). Der Unterschied ergibt sich allerdings nicht nur aus dem Gesichtspunkt “Wie viel Zink ist in meiner Ernährung enthalten?”, sondern auch aus dem Zusammenspiel von Zink mit anderen Inhaltsstoffen. Der wichtigste Faktor ist hier die sogenannte Bioverfügbarkeit. Die drückt aus wie gut der Körper einen Stoff verarbeiten kann. Je höher diese ist, desto mehr könnt ihr aufnehmen. Deswegen habe ich eine Kapsel mit “Zink Bisglycinat” genommen und nicht mit reinem Zink. Die Aminosäure Glycin soll dabei helfen, dass das Zink noch besser vom Darm verarbeitet und in den Körper eingeschleust werden kann.

Und genau diese Absorptionsrate ist auch für die DGE-Empfehlung entscheidend wegen einer Substanz namens Phytat.

Hilfreich und doch nicht hilfreich

Um es ganz simpel auszudrücken: Pflanzen speichern Phosphor. Und das wiederrum brauchen sie für allerlei Prozesse – darunter den Keimvorgang. Und damit die Pflanze das Phosphor (sowie weitere Mineralstoffe) überhaupt für die Keimung speichern kann, braucht sie das Phytat. Vor allem (Vollkorn-)Getreide, Hülsenfrüchte und Ölsaaten sind total begeistert von Phytat und enthalten entsprechend viel. Leider hat diese positive Eigenschaft des Phytat Dinge zu speichern einen großen Nachteil: Es macht keinen großen Unterschied zwischen dem was es speichert und was nicht. Lt. DGE kann die Bioverfügbarkeit von Zink bei einer sehr hohen Phytatzufuhr um bis zu 45% sinken, weil es das Zink speichert und es wieder hinten rauskommt statt es wie vorgesehen im Darm abzugeben. Ergo: Wer mehr Vollkorn isst, muss mehr Zink zu sich nehmen, weil weniger im Körper ankommt – also theoretisch.

Hasst ihr es nicht auch, dass es irgendwie immer irgendwelche Ausnahmen gibt? Nein? Okay… naja, auf jeden Fall ist in Vollkornprodukten grundsätzlich Zink enthalten. Die Folge ist, dass z.B. in einem Vollkornbrot zwar viel Phytat drin ist aber gleichzeitig auch eine Menge Zink (1,5mg Zink/100g). So hebt sich in dem Fall das Problem ein Stück weit gegenseitig auf und ihr lauft nicht Gefahr in einen Zinkmangel zu rutschen. Positiv reagiert Zink übrigens u.a. auf besagtes Glycin oder Vitamin C. Da geht die Bioverfügbarkeit durch die Decke.

Nicht nur zum Wodka-Saufen geeignet!

Ein weiterer Punkt, den es bei Zink zu beachten gibt, ist die Balance der einzelnen Spurenelemente im Körper. Speziell Eisen und Kupfer müssen mit Zink im Gleichgewicht sein. Habt ihr davon zu viel, rutscht ihr mitunter trotz ansonsten hervorragender Ernährung in einen Zinkmangel ab. Vor allem bei Kupfer geht das recht fix. Zum Beispiel aufgrund von Leitungswasser aus Kupferrohren oder die Genießer von alkoholischen Getränken unter uns, die gerne am Wochenende einen echten Moscow Mule (grob gesagt Wodka und Ginger Ale aus einem Kupferbecher) runterkippen. Zugegeben: Wir haben so einen Kupferbecher auch Zuhause – trinken aber nur ab und zu etwas Leitungswasser daraus, um unseren Kupfervorrat aufzufüllen. Umgekehrt verringert zu viel Zink im Blut die Aufnahme von Kupfer und behindert damit den Eisenstoffwechsel. Es gilt also wie immer: Die Kontraindikatoren im Blick behalten und nicht nur eine Sache zuführen. Das führt nur an anderer Stelle zu einer Imbalance.

Mangelerscheinungen

Die Wahrscheinlichkeit ist tatsächlich relativ hoch, dass viele von euch unbewusst schon einmal einen Zinkmangel hatten. So sind eingerissene Mundwinkel ein ziemlich eindeutiges Zeichen dafür (kenne ich von Zuhause und bei mir selbst tatsächlich zu genüge). Auch Aphten (schmerzhafte weiße Flecken auf der Mundschleimhaut) deuten darauf hin. Dazu kommen die üblichen Verdächtigen bei einem Mineralienmangel wie schlechte Wundheilung, hohe Krankheitsanfälligkeit, Haarausfall/brüchige Nägel – und eine reduzierte Libido. Vielleicht hat euer Partner also gar keine Kopfschmerzen, sondern grad einen leichten Zinkmangel? Wer weiß :smile. .

Ein Labornachweis ist jedoch wieder einmal schwierig, denn eine Blutuntersuchung zeigt euch nur wie es in diesem einen Moment in euch aussah. Hattet ihr vorher eine Portion Käse zum Frühstück, ist euer Wert vermutlich im grünen Bereich obwohl ihr den Rest des Tages möglicherweise einen Mangel habt. Die offizielle “Empfehlung” ist dahingehend, dem Arzt seine Symptome zu schildern und zu hoffen, dass er erfolgreich daraus einen Zinkmangel ableitet. Als Belohnung für die erfolgreiche Diagnose gibt es eine Runde Zinktabletten.

Ein guter Zink- und Proteinlieferant: Fleisch

Aber ich will ja nicht alles schwarzmalen: Einen dauerhaften Zinkmangel dürften tatsächlich die wenigsten haben. Da läuft dann vermutlich an anderer Stelle im Körper noch etwas komplett falsch. Gibt wenige Lebensmittel, in denen nicht zumindest etwas Zink enthalten ist. Der erwähnte Käse kann auf 100g bis zu 4mg enthalten. Rindfleisch hat mitunter 4,4mg/100g. “Umbringen” könnt ihr euch hingegen mit Austern. Je nachdem wo die gefischt wurden gibt es eine Ladung in Höhe von sagenhaften 160mg/100g. Am wenigsten ist in Gemüse (bis zu 1mg/100g), Milchprodukten (bis zu 0,5mg/100g), Geflügel (1mg/100g) und Obst (bis zu 0,5mg/100g) drin. Je nachdem welche Sorte ihr verspeist. Natürlich ist das wie oben erwähnt eher der theoretische Maximalwert. Aber dennoch: Es ist doch vergleichsweise einfach auf seine Tagesdosis zu kommen. Vor allem als Käseliebhaber oder Fleischesser. Gibt auch Zinksalben oder Zahnpasta mit Zink, die euch in der Hinsicht das Leben schwer machen können. Die empfohlene Höchstdosis pro Tag liegt lt. der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit übrigens bei 25mg.

Mein Problem

Stellt sich nun die Frage, warum ich heute Morgen versucht habe eine Kapsel mit 25mg elementarem Zink zu nehmen. Nun, weil ich es in der Vergangenheit schon gebraucht habe. Ich habe einige Zeit tatsächlich täglich eine Kapsel (plus etwas Vitamin C) zu mir genommen, um meine Depressionen in den Griff zu bekommen. Ja, richtig gelesen. Trotz einem guten Vitamin-D-Spiegel war ich immer noch nicht so richtig in der Reihe und hatte weiterhin teils echt schlechte Episoden. Das änderte sich tatsächlich erst, als ich anfing regelmäßig Zink zu nehmen. Plötzlich ging es mir durchgängig gut solange ich die Zink-Kapsel am Abend nicht vergaß. Die schwarzen Gedanken blieben dort wo sie hingehörten: Irgendwo ganz hinten im Kopf verschlossen in einem Safe.

Dann kam unsere Ernährungsumstellung (so wenig Kohlenhydrate wie möglich und wenn doch, dann Vollkorn) und ich habe den Zinkkonsum langsam runtergefahren auf ein paar Kapsel pro Monat. Hatte auch wunderbar funktioniert. Der böse Mann im Kopf kehrte nicht zurück – bis ich vor ein paar Wochen doch wieder anfing vereinzelt sehr schlechte Tage zu haben. Also entschied ich mich dazu mal wieder eine Zink-Kapsel zu nehmen. Offensichtlich ein Fehler – zumindest in der hohen Dosierung und nüchtern, was mein Magen nicht vertragen hat :smile: . Die Lösung? Den Kapselinhalt in ein Glas Wasser auflösen und das über den Tag verteilt trinken. Das ist verträglicher und entspricht eher der normalen Aufnahme von Zink über die Nahrung.

In diesem Sinne: Mir geht’s nach dem zweiten Erbrechen definitiv viel besser, werde mich aber glaube ich jetzt trotzdem nochmal ein bisschen hinlegen.

Eine Dose Vitamin B1

Fast genau ein Jahr ist es her seit wir das letzte Mal über ein Vitamin gesprochen haben?! Wenn das so weiter geht, dann bin ich wohl noch ein paar Jahre mit dieser Serie beschäftigt :wink: . Na dann lasst uns mal ganz schnell die Liste weiter abarbeiten.

Vitamin B1

Wissenschaftlich bekannt unter dem Namen ‘Thiamin” bzw. früher mal Aneurin findet ihr es vor allem in Kernen (Sonnenblumen, Pinien, etc.), Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten (es sitzt im braunen Keim) oder Schweinefleisch. Spitzenreiter mit 2mg in 100g sind Weizenkeime, es sind aber auch noch gut 0,65mg in 100g Haferflocken enthalten. 100g Schweinfleisch haben hingegen ca. 0,8mg während ihr es im Rindfleisch mit der Lupe suchen müsst (0,18mg/100g). Beim Gemüse sind grüne Erbsen mit rund 0,77mg die Vorreiter. Klingt prinzipiell so, als würde es bei einem Tagesbedarf lt. der DGE von 1-1,2mg bei Erwachsenen es normalerweise keine Probleme damit geben.

Allerdings hat die Nationale Verzehrstudie II 2005/2006 festgestellt, dass gut 21% der Männer und 32% der Frauen in Deutschland diesen Wert trotzdem nicht erreichen. Dabei hat die Studie ausschließlich auf das (durch die Probanden selbst angegebene) Essverhalten geschaut. Der tatsächliche Wert wird also vermutlich höher sein, denn Thiamin gehört mit zu den empfindlichsten und flüchtigsten Vitaminen. Nicht nur ist es wasserlöslich, es reagiert zudem äußerst negativ auf Hitze und sogar Sauerstoff. Gut, dass tun bekanntlich alle der wasserlöslichen Vitamine. Aber bei Thiamin im Speziellen scheint die Verlustrate bereits bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen stark anzusteigen und nach dem Kochen/Braten entsprechend nur noch >50% übrig zu sein.

Dazu kommt, dass es sich auch in unserem Körper nicht lange hält. Die Halbwertszeit beträgt ca. zwei Wochen und der Körper speichert nur ca. 25-30mg in diversen Organen (Leber, Niere, Muskeln, etc.). Es muss also häufig was nachkommen. Und selbst die 30mg können mitunter schneller weg sein als geplant, denn Thiamin hat noch ein paar weitere Feinde. Sushi-Liebhaber müssen beispielsweise aufpassen, denn zum Beispiel steckt in einigen rohen Fischsorten das Enzym Thiaminase. Wie der lateinische Name schon andeutet, mag es Thiamin nicht besonders und baut es einfach rigoros ab. Das gilt ebenfalls für die Sulfite (Konservierungsstoffe der Gruppen E220-E228), die beispielsweise in Kartoffel-Chips oder sogar Wein zum Einsatz kommen. Entsprechend ist es wenig verwunderlich, dass doch so viele Deutsche nicht genug davon im täglichen Leben bekommen. Um dem entgegen zu wirken werden in einigen Ländern Lebensmittel künstlich um Vitamin B1 ergänzt. Bei Mehl z.B. in 71 Ländern. Und nein, Deutschland gehört nicht dazu.

Was macht’s?

Bevor wir aber darauf eingehen können, was für Probleme ein Vitamin-B1-Mangel verursacht, sollten wir erstmal klären wofür es gut ist. Tatsächlich hat unser Körper für Thiamin selbst keinerlei Verwendung. Im Darm wird es stattdessen zuerst mit Hilfe des Enzyms Thiaminpyrophosphokinase umgewandelt. Das macht aus dem Thiamin das Coenzym Thiaminpyrophosphat/Thiamindiphosphat. Anschließend kommen sogenannte Thiamintransporter zum Einsatz. Ja, manchmal ist die Wissenschaft nicht sonderlich einfallsreich. Das sind Proteine in den Zellmembranen, die das Thiamin nehmen und, wie der Name schon sagt, dahin transportieren wo es hingehört. Und ja: Es macht tatsächlich nichts anderes. Scheint also durchaus wichtig zu sein, dass der Thiamin-Kreislauf funktioniert.

In weißem Reis ist kein Thiamin mehr enthalten.

Kein Wunder, denn Thiamin wird benötigt, um die Nährstoffe aus unserem Essen in Energie umzuwandeln. Speziell Kohlenhydrate und Eiweiße hat es im Auge und hilft dabei sie in eine vom Körper verwendbare Form umzuwandeln. Gleichzeitig ist es ein sogenannter ‘Phosphatspender”. Dieser hilft bei der Reizweiterleitung im Nervensystem.

Die negativen Seiten

Im Endzustand führt ein längerer Vitamin-B1-Mangel beispielsweise zu ‘Beri-Beri” oder auch ‘Schafsgang” genannt. Diese Krankheit gibt es in den zwei Varianten ‘feucht” und ‘trocken” und kommt vor allem in Ländern mit einseitiger oder mit viel weißem Reis geprägter Ernährung vor. Der Unterschied liegt darin, wo eure Probleme entstehen. So ist bei der trockenen Beri-Beri eher das Nervensystem betroffen mit so lustigen Sachen wie (Phantom-)Schmerzen, Muskelschwäche, Gehstörungen und dergleichen. Bei der feuchten hat hingegen euer Kreislauf seine Probleme: Atembeschwerden, Leistungsschwäche, Wassereinlagerungen im Gewebe. Es wird sogar vermutet, dass Thiamin-Mangel aufgrund von Problemen u.a. bei der Sauerstoffverwertung nicht nur eine Folge von Alzheimer ist, sondern mit zu den Verursachern gehört. Bevor es aber soweit ist, habt ihr mit Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels, Anämie (Blutarmut), Müdigkeit/Reizbarkeit, schwache Muskulatur, Kopfschmerzen und ähnlich spaßigen Dingen im Zusammenhang mit Energie und Nerven zu kämpfen. Es ist zudem wohl nachgewiesen, dass ein Vitamin-B1-Mangel euch beispielswiese eher zu einem Alkoholiker werden lässt, da die Verhaltenskontrolle eingeschränkt ist.

Umgekehrt gibt es jedoch keine echte Gefahr einer Überdosis (müsstet schon extrem große Mengen zu euch nehmen). Gebt ihr eurem Körper mehr als er braucht, wird es im Darm einfach ignoriert und wie alle wasserlöslichen Vitamine über den Urin ausgeschieden. Die einzigen negativen Aspekte sind also höchstens, dass eure Niere ein bisschen mehr zu arbeiten hat in dem Moment. Bekommt ihr Thiamin allerdings gespritzt, kann es zu allergischen Reaktionen kommen. Das sollte aber bei den wenigsten notwendig sein.

Wie feststellen?

Am einfachsten ist es immer sich seine Ernährung anzuschauen, um eine erste Indikation für einen möglichen Mangel zu bekommen. Also esse ich überhaupt in der Woche genügend Nahrungsmittel, die Thiamin enthalten, oder nicht? Lt. der Verzehrstudie nimmt zwar durchschnittlich jeder Vierte zu wenig zu sich aber, wenn ihr jeden Tag ein Schweineschnitzel verdrückt oder euer Haferflockenmüsli esst, ist eine Unterversorgung doch eher unwahrscheinlich. Im Labor wird Vitamin B1 hingegen im Vollblut oder im Urin bestimmt. Vollblut ist nicht 100% aussagekräftig, da wie oben erwähnt nur ein Teil des Thiamins dort ist. Aber es scheint trotzdem als Indikation auszureichen.

Bei einem Urin-Test wird hingegen oben eine vorgegebene Menge eingekippt und dann geschaut, was davon unten rauskommt. Bei wenig Thiamin im Urin habt ihr quasi einen Mangel, weil die Speicher aufgefüllt werden. Ist viel Thiamin im Urin wird erst einmal von einer guten Versorgung ausgegangen (=Speicher voll). Kommt allerdings fast alles wieder heraus, könntet ihr auch an einer Thiamin-responsiblen, megaloblästären Anämie leiden. Bei dieser Krankheit funktionierten die Thiamintransporter nicht. Sprich das ganze Thiamin wird einfach wieder ausgeschieden. Gewisse Formen von Diabetes oder Schwerhörigkeit sind die dazugehörigen Symptome. Wird diese Anämie nicht rechtzeitig erkannt, sterbt ihr einfach aufgrund des Energiemangels weg. Die Wahrscheinlichkeit diese Krankheit zu haben ist aber offensichtlich eher gering (<1:1.000.000).

Fazit

Vollkornweizennudeln

Zu sagen, dass Vitamin B1 ein sehr wichtiges Vitamin ist, wäre redundant. Ihr solltet mittlerweile wissen, dass alle Vitamine wichtig sind :smile: . Aber ich glaube, dass es in unserer industriellen Gesellschaft eine immer größere Bedeutung bekommen wird. Speziell, dass Konservierungsstoffe es zerstören finde ich äußerst fatal und trägt sicherlich zusammen mit seiner Empfindlichkeit und unserem allgemeinen Hang zur einseitigen Ernährung/Diäten dazu bei, dass doch vergleichsweise viele nicht genug davon aufnehmen. Die Folgen scheinen extrem zu sein, da mit dem Nerven- und dem Energiesystem zwei absolute Schwergewichte von Thiamin abhängig sind, die uns am Leben halten.

Gleichzeitig ist es aber denke ich auch relativ einfach dagegen zu steuern im Vergleich zu anderen Vitaminen. Der Trend geht mittlerweile ja grundsätzlich zu Vollkornprodukten und die DGE-Empfehlung von 1 bis 1,2mg lässt sich mit so einer Portion relativ einfach erreichen. Lysanda und ich supplementieren es zwar trotzdem (alle paar Tage 1 Tablette mit 100mg), weil wir das aufgrund unserer Stoffwechselprobleme mit dem gesamten B-Komplex machen. Aber selbst da stelle ich mir nach der Recherche für diesen Eintrag mittlerweile die Frage, ob die Dosis auf einen Schlag nicht eigentlich zu hoch ist und mein Körper einen Großteil davon einfach wieder auswirft. Zumal zumindest ich definitiv sehr viel Schweinefleisch verdrücke (heute Mittag z.B. ein paar Bratwürstchen).

Wir hatten uns für diese Sorte Vitamin B1 mit 100mg entschieden, weil sie günstig ist und keine unnötigen Zusatzstoffe enthält. Wir werden aber jetzt definitiv mal drüber nachdenken, ob es vielleicht nicht Sinn macht eher auf eine halbe Tablette zu wechseln und diese häufiger zu nehmen. Statt quasi einem Überschuss alle paar Tage lieber eine konstante Lieferung. Hörst sich zumindest im ersten Moment logisch an. Mal schauen. Einen Test haben wir jedoch noch nicht machen lassen. Wir wissen also derzeit unseren Vitamin-B1-Stand (noch) nicht.

Mein Twitter-Account

Bevor wir zum heutigen Thema kommen ein bisschen “Housekeeping”: Wie ihr sicherlich schon bemerkt habt, ist die “Tweets”-Box auf der rechten Seite verschwunden. Meine Überlegungen dahingehend hatte ich ja schon im Jahresrückblick 2019 geäußert. Die Tage bin ich nun endlich zur Tat geschritten und habe das dazugehörige Plugin entfernt. Und damit es nicht ganz so leer da drüben aussieht, werden nun statt den letzten fünf die letzten 15 Kommentare angezeigt.

Hintergrund der Maßnahme ist schlicht und einfach, dass ich meinen Twitter-Account schon lange nicht mehr wirklich aktiv nutze. Text von mir gibt es nur noch sporadisch und ansonsten hauptsächlich alle Jubeljahre mal einen Retweet von einem aus meiner Sicht interessanten Artikel oder sowas. Quasi wenig Aktivität, die selbst für meine Handvoll Follower nur bedingt interessant/nützlich ist – für die Webseitenbesucher entsprechend noch weniger. Also weg damit! Bin einfach weiterhin nicht der Social-Media-Typ (ja, besitze immer noch keinen Facebook-, Instragram-, Mastodon-, TikTok-, oder was auch immer aktuell total “in” ist-Account!).

Positiver Nebeneffekt der Abschaffung: Beim Surfen auf BeimChristoph werden nun ohne eure Aufforderung (z.B. Klick auf ein YouTube-Video) keinerlei externe Inhalte mehr geladen, was nicht nur eure Sicherheit erhöht, sondern natürlich auch die Ladezeiten etwas verbessert. Letzteres ist sowieso noch so eine Baustelle an die ich mal ran muss. In den “Wie schnell lädt die Webseite”-Tests schlägt sich BeimChristoph schon seit Jahren absolut beschissen mit fast 2 Sekunden bis zum vollständigen Seitenaufbau…

Nun aber genug davon. Kommen wir zum eigentlichen Thema:

Vitamine

Eine Sammlung Vitamine

Ich hatte es am Anfang des Eintrags über das Vitamin A schon erwähnt: Der Begriff “Vitamin” wird als Trivialname bezeichnet, denn er ist irreführend. Erfunden hatte ihn der Biochemiker Casimir Funk und es ist eine Zusammensetzung aus den lateinischen Wörtern “vita” (Leben) und “amin” (stickstoffhaltig). Da sich der Herr Funk jedoch in seiner Grundthese irrte (viele “Vitamine” sind gar keine Amine), verwendet in der Wissenschaft offiziell wohl keiner mehr den Begriff “Vitamin” für irgendwelche chemische Verbindungen. Da man diese teils ewig langen Bezeichnungen wie “Cholecalciferol” aber keinem normalen Menschen beibringen kann, wurde als Zugeständnis an Hr. Funk quasi akzeptiert (bzw. vermutlich durch “normale” Menschen entschieden), dass bestimmte Verbindungen eben zusätzlich Begriff wie “Vitamin D” oder “Vitamin B1” tragen – mit den entsprechenden Auswirkungen, dass viele einfach zusätzliche Vitamine erfinden.

Unter diesem Problem leidet besonders der Vitamin-B-Komplex, der wie der Name schon sagt aus den B-Vitaminen besteht. Allein Wikipedia listet 20 Einträge die mit “Vitamin B” beginnen – der Großteil davon totaler Murks. Offiziell als Teil des Vitamin-B-Komplex anerkannt sind entsprechend aktuell “nur” diese acht Stück: B1, B2, B3, B5, B6, B7, B9 und B12. Lustigerweise haben die technisch gesehen alle nichts miteinander zu tun. Es sind jeweils völlig verschiedene Substanzen, deren einzige Gemeinsamkeit es ist wasserlöslich zu sein. Aber gut: Man hat sich halt entschieden, dass die alle weiterhin als Trivialname “Vitamin B” haben. Vermutlich, weil mit 26 Buchstaben das Alphabet auch nicht gerade ergiebig ist was die Möglichkeiten der Namensvergebung angeht :smile: .

Und genau diese acht Verbindungen stehen noch auf meiner ToDo-Liste. Also lasst uns endlich mit dem Abarbeiten anfangen:

Vitamin B3

Vorsicht: Es wird kompliziert. Hinter dem Trivialnamen “Vitamin B3” verbirgt sich wissenschaftlich gesehen Niacin. Niacin hingegen ist eine Kombination aus Nicotinsäure und der Aminosäure Nicotinamid. Aber nur weil B3 draufsteht, bekommt ihr nicht unbedingt Niacin. Im Handel wird nämlich gefühlt oft kein Unterschied gemacht, ob ihr jetzt Niacin, reine Nicotinsäure (seltener) oder reines Nicotinamid angedreht bekommt, wenn ihr nach Vitamin B3 fragt. Häufig ist es nur Nicotinamid, denn der Vorteil der Aminosäure gegenüber der Nicotinsäure bzw. Niacin als Ganzes ist das Fehlen des “Flush” sowie ein paar anderer Nebenwirkungen. Am Ende des Tages ist das aber Augenwischerei, denn Fakt ist: Der Körper braucht am Ende Niacin – also beide Stoffe. Aber aufgrund der Namensvielfalt und der – teils gleichwertigen Verwendung in den Quellen – gebe ich ganz ehrlich keine Garantie, dass ich die drei Namen in den nachfolgenden Abschnitten immer korrekt verwende.

Als Flush oder Erröten wird das plötzliche Ausdehnen der Blutgefäße bezeichnet. Die Folge davon ist, dass mehr Blut in die Haut gelangt und man zum einen rot wird und es zum anderen anfängt zu kribbeln und zu jucken. Es steigt die Körpertemperatur ein klein bisschen an (um weniger als ein Grad Celcius) und man fühlt sich entsprechend warm. Soweit ich es in Erfahrung bringen konnte, scheiden sich trotz einiger Studien zum Thema Nicotinsäure wie immer die Geister, ob dieser Flush jetzt irgendwelche Vorteile oder Nachteile hat – oder gar nichts bringt. Die Hauptaussage der Befürworter des Flushs ist, dass selbst die feinsten Kapillare geweitet und mit viel Blut durchgepustet werden. Dieser Punkt ist auch wissenschaftlich unstrittig. Bezweifelt wird die Aussage, dass dadurch die darin eingelagerten Toxine gelöst und entsprechend für die anderen Teilen des Körpers zur Zerstörung freigegeben werden. Die Idee ist, dass normalerweise Histamin von den belasteten Zellen ausgesondert wird, um quasi die Putztruppe des Körpers zu rufen. Aber wenn die Zelle schon zu stark belastet ist, wird sie inaktiv und kann das nicht mehr. Dadurch, dass sie aber dank des Flushs durchgespült wird, könnte sie endlich wieder um Hilfe rufen.

Eine Packung Niacin (angeblich)

Bei irgendwelchen Giften, die sich angeblich im Körper einlagern und die man nur mit Wundermitteln entfernen kann, steht die Alternativmedizin mit der klinischen Medizin gefühlt eh immer auf dem Kriegsfuß. Insofern stehe ich als Laie ehrlich gesagt auch nur da und bin keinen Deut schlauer. Von der reinen Logik her macht es zumindest halbwegs Sinn :smile: . Der Körper gewöhnt sich übrigens sehr zügig daran. Reichen am Anfang schon um die 200mg Nicotinsäure, um einen Flush zu bekommen, können es am nächsten Tag schon 500mg sein, bevor ihr irgendetwas merkt.

Wofür?

Jetzt habe ich schon eine der Nebenwirkungen von Nicotinsäure beschrieben, bevor ich überhaupt erklärt habe wozu Vitamin B3 überhaupt da ist: Niacin befindet sich in allen lebenden Zellen und wird in der Leber gespeichert. Nicotinsäure ist einer der Bausteine unter anderem der Coenzyme NAD und NADP, die extrem wichtig sind für den Ab- und Aufbau von Eiweißen, Fetten und Kohlenhydraten. Auch bei der Umwandlung von Cholesterin ist es ganz vorne mit dabei. So senkt es das LDL-Colesterin und erhöht stattdessen HDL-Cholesterin. Das wird irgendwann mal ein eigener Eintrag werden aber in kurz: LDL wird als schlechtes und HDL als gutes Cholesterin bezeichnet. Tatsächlich braucht unser Körper aber beides und das Verhältnis (wie viel LDL im Vergleich zu HDL) ist wichtiger als die totale Menge egal ob von LDL oder HDL.

Nicotinamid hingegen hilft bei der Regeneration. Darunter der Haut oder angeblich sogar der DNA. Im Gehirn hingegen unterstützt es beim Aufbau sogenannter Neuotransmitter wie Serotonin, die für die Funktion der Nerven benötigt werden. Entsprechend gibt es Tierversuche bei denen Nicotinamid als Verhinderer/Verbesserer von Alzheimer getestet wird. Außerdem erhöht es die Reaktionsfähigkeit des Immunsystems.

Ein Wundermittel?!

Klingt auf dem Papier so, als sollte man möglichst viel Vitamin B3 in sich reinstopfen. Die Vorteile sprechen schließlich für sich: Hilft beim Abnehmen/Gewicht halten, macht den Cholesterinhaushalt besser und verhindert Demenz! Ja ne, das lasst ihr mal lieber bleiben. Die Grenze zur Überdosis liegt bei Vitamin B3 vergleichsweise niedrig (ab 1,5-3g pro Tag). “Aber Sicarius, es ist doch wasserlöslich! Spült der Körper das nicht einfach aus?” Auf gewisse Art und Weise schon, denn ihr kriegt Durchfall und das Kotzen sowie bei dauerhaft hoher Einnahme im schlimmsten Fall wohl auch eine Runde Gelbsucht (Leberschaden). Davor kann im Falle von Nicotinsäure euer Kreislauf stark absacken (wegen dem Flush), es kommt zu einer erhöhten Harnsäurebildung im Blut und ihr habt angeblich ein erhöhtes Diabetesrisiko. Kein Wunder, dass die DGE für Erwachsene nur 11-16mg Niacin pro Tag empfiehlt. Da kommt ihr nicht einmal in die Nähe eines Flushs.

Wie die DGE auf diese Rechnung kommt? Nun, der Nicotinsäure-Bedarf des Körpers hängt vom Gesamtenergiebedarf des Körpers ab. Logisch: Es hilft ja beim Stoffwechselprozess und spielt Metzger für Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate. Durchschnittlich 6,6mg Niacin werden gebraucht, um die Energie von 1.000 Kilokalorien zu erzeugen. Und wenn man nun einen Energiebedarfsrechner dagegenhält, kommt man meist so bei 2.000-3.000 kcal raus. Somit ist man mit 16mg tatsächlich gut dabei. Folgende Frage, die ich jedoch nicht beantwortet bekommen habe bei meinen Recherchen: Ist das jetzt nur der Bedarf für den Stoffwechselprozess oder wird damit auch der Nicotinamid-Bedarf gedeckt? Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit redet davon, dass 10mg/Tag an Nicotinsäure und 900mg/Tag Nicotinamid nicht überschritten werden sollten. Da wäre ich mit 16mg Niacin dann doch etwas weit weg von in Sachen Nicotinamid. Allerdings liegt laut DGE die tatsächlich zugeführte Menge an Niacin-Äquivalenten (Niacin oder Tryptophan in 60facher Menge) sowieso zwischen 25 und 30mg. Insofern…

Woher?

Grundsätzlich kann unser Körper Niacin selbst herstellen. Das passiert in der Leber und die braucht dazu vor allem Tryptophan. Man geht davon aus, dass 60mg Tryptophan zu 1mg Niacin werden. Weitere Co-Faktoren für diesen Stoffwechsel sind jedoch Vitamin B2 und B6. Also ohne die, gibt es trotz genug Tryptophan kein Niacin. Aber sowohl Nicotinsäure, Nikotinamid als auch Tryptophan kommen in vielen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln in vergleichsweisen hohen Mengen vor. Speziell Fisch mit z.B. 8,5mg/100g Thunfisch oder Pilze wie 6,5mg/100g Pfifferlinge sind genauso wie Innereien (Hühnerleber hat 11,6mg/100g) oder das gute alte Schweineschnitzel (4,3mg/100g) gute Lieferanten. In Naturreis sind hingegen 5,2mg/100g und in weißen Bohnen immerhin noch 2,1mg/100g.

Haferkleie enthält auch B3

Entsprechend selten ist ein echter Vitamin-B3-Mangel und damit die Notwendigkeit zur Substitution mit Nahrungsergänzungsmitteln in Deutschland ohne zusätzliche Gründe wie z.B. Alkoholismus, Magersucht oder grundsätzlich eine entsprechende Stoffwechselstörung. Ein größeres Problem ist es in ärmeren Ländern mit einseitiger Ernährung wo beispielsweise viel Mais und Maisprodukte gegessen werden. Da ist zwar Niacin drin, das kann aber vom Magen-Darm-Trakt nur sehr schlecht verarbeitet werden. Die schwerste Version einer Vitamin-B3 Hypovitaminose wird als Pellagra bezeichnet. Ansonsten gibt es noch Hautveränderungen wie Dermatitis oder Schuppen, Entzündungen im Magen-Darm-Trakt, Appetitlosigkeit, Depressionen und noch viele weitere, lustige Dinge.

Anders als die anderen wasserlöslichen Vitamine ist B3 auch etwas unempfindlicher gegenüber Hitze, Licht und Sauerstoff. Ihr habt es also zwar trotzdem im Kochwasser aber es wird nicht gleich im Backofen/Mikrowelle zerstört.

Fazit

Versteht ihr jetzt, warum ich die B-Vitamine schon so lange vor mir herschiebe? Es ist echt kompliziert bei der Gruppe. Und nein, es wird bei den anderen B-Vitaminen nicht viel besser. Nach meiner ganzen Recherche zu Vitamin B3 muss ich ganz klar sagen, dass ich total verwirrt bin. Es scheint mir als würde nicht nur der Trivialname, sondern auch der Begriff “Niacin” zu oft völlig falsch und widersprüchlich verwendet werden. Mein abschließendes Verständnis – soweit mich keiner in den Kommentaren vom Gegenteil überzeugt – ist: Nicotinsäure und Nicotinamid haben zwei völlig unterschiedliche Rollen im Körper (die Säure im Stoffwechsel und das Amid für Haut und Nerven) und werden beide gebraucht. Sie haben nur so viel miteinander gemein, dass sie halt beide eine ähnliche Struktur haben (Nicotinamid hat statt einem OH ein NH2) und die Leber sie aus Tryptophan bilden kann. Aber sie unter einem Namen zusammen zu fassen macht für mich mittlerweile irgendwie absolut keinen Sinn mehr.

Aber gut: Wie handhabe ich es? Ich nehme seit einiger Zeit etwas Vitamin B3 täglich zusätzlich, da ich einen Jod-Mangel habe und das dort ein Co-Faktor ist. Anfangs hatte ich nur Nicotinamid als Teil eines Vitamin-B-Komplexes. Den habe ich aber zu Gunsten der Einzelzufuhr der Vitamine aufgegeben und bin im Falle von Vitamin B3 nun (angeblich?) auf Niacin umgestiegen. Hatte auch tatsächlich 2-3mal einen Flush. Aber ansonsten ehrlich gesagt noch keine anderen positiven oder negativen Auswirkungen gespürt. Insofern schauen wir mal, wie lange ich das noch beibehalte.

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