“Nein, Print wird nicht aussterben.”

Diskussion

Dieses Interview ist ein kurzer und bereinigter Auszug aus der 6. Folge des Bagdadsoftware Podcast.

Was ist los im Spielejournalismus? Die Zeitschriftenauflage ist rückläufig. Gleichzeitig schwankt die Qualität der Onlineangebote. Was passiert da bei den Verlagen? Bagdadsoftware hat dazu Jörg Langer befragt, seines Zeichens Gründer der Zeitschrift GameStar und der erfolgreichen Webseite GameStar.de.

Bagdadsoftware: Guten Tag Herr Langer. Stirbt Print aus?

Jörg Langer: Nein, Print wird nicht aussterben. Print wird einfach seine dominante Stellung einbüßen. Und wird zu einem Medium von vielen werden.

Bagdadsoftware: Das macht die Onlineangebote noch wichtiger. Aber viele Nutzer haben den Eindruck, dass deren Qualität nicht mit Print mithalten kann. Worin sehen sie die Ursachen dafür?

Jörg Langer: Die Verlage machen mittlerweile einen guten Job. Viele haben sich bereits von alten Fesseln gelöst. Magazin und Webseite sind viel organischer miteinander verbunden. Man muss jedoch eines sehen: Das Internet ist zwar ein spannendes und auch überwiegend kostenloses Medium für die Nutzer. Aber gleichzeitig ist es ein Medium, das den Verlagen viel zu wenig Geld bringt, um damit eine 30 Mann Redaktion zu finanzieren. Mit Bannereinkünften und ähnlichen Dingen lässt sich so kein Qualitätsjournalismus machen.

Bagdadsoftware: Aber auch das Layout lässt noch viele Wünsche offen. Textschläuche bestimmen die Sicht. Fotostrecken mit wenigen Inhalten dominieren den Alltag. Benutzerfreundlichkeit sieht anders aus.

Jörg Langer: Da stimme ich ihnen zu. Sonderlich schön sehen diese Seiten nicht aus. Aber natürlich gibt es dafür auch Gründe. Einer der Gründe ist schlicht und ergreifend, dass HTML Vier nicht weiß, was Text ist. Da kann eine einzige URL das komplette Layout zerstören. Aber auch die unterschiedlichen Darstellungen in den Browsern machen Probleme.

Bagdadsoftware: Technische Limitationen also. Ist diese Argumentation aber nicht zu einfach? Es gibt doch Seiten, die ein benutzerfreundliches Layout bieten. Seiten, die sich mehr an die bewährten Regeln der Printmagazine halten.

Jörg Langer: Natürlich ist auch bei einigen Webseiten ganz klar der Grund, möglichst viele Page Impressions zu verursachen. Was ich persönlich gar nicht mag ist, wenn wirklich alle zwei oder drei Absätze eine Seite neu geladen werden muss. Aber dass eine Seite auch irgendwann einmal umbrechen muss, das halte ich für ganz normal.

Bagdadsoftware: Kommen wir noch einmal zurück auf die Berichterstattung an sich. Wenn man sich die Nachrichten auf der Hauptseite anschaut und sie mit den Artikeln aus dem Heft vergleicht, dann gibt es doch sichtbare Qualitätsunterschiede. Viele Meldungen sind Kopien von Pressemitteilungen oder anderen Webseiten. Eigene Recherche wird nur selten betrieben. Können Sie den Lesern Gründe dafür nennen?

Jörg Langer: Eine recherchierte News kostet den Redakteur je nachdem zwischen einer halben Stunde und drei Stunden Arbeit. Eine Schema-F-News ist in fünf bis zehn Minuten verfasst, weil nur umformuliert wird, was der Hersteller sowieso schon schreibt. Manchmal noch nicht einmal das. Bei diesem Zeitunterschied wird klar, warum die Webseiten zum Großteil kopieren, und warum sich die Qualität zwischen diesen Onlinenews und einem Report oder einem Testartikel ganz gewaltig unterscheidet.

Bagdadsoftware: Liegt es daran, dass im Internet alles schnell, schnell gehen muss? Oder warum wird im Onlinebereich die Qualität so massiv vernachlässigt?

Jörg Langer: Es ist in der Tat so, dass auch die Leser schnell vor Qualität stellen. Und wenn das so ist, machen die Verlage genau das, was anscheinend richtig ist. Falls dem nicht so wäre, muss das erst noch jemand wirtschaftlich beweisen.

Bagdadsoftware: Herr Langer, ich darf mich bei Ihnen ganz herzlich für das informative Gespräch bedanken und Ihnen weiterhin viel Erfolg wünschen.[CH]

(Veröffentlicht am 13.04.2009)