Spielezeitschriften

 

Diskussion

Es gibt ja viele die behaupten, dass mit dem Internet die Printmagazine vollkommen überflüssig wären. Diese Meinung teile ich nicht. Nicht nur, weil ich ja noch bei solch einem Magazin unterkommen will, sondern auch weil es einfach schöner ist ab und zu noch etwas in der Hand zu haben. Und auch wenn ich verdammt viel am Rechner lese, finde ich es doch angenehmer Papier zu erfassen. Ich lese auch schon ewig solche Zeitschriften. Angefangen mit der PowerPlay (ich war halt noch jung und dumm), habe ich mir viel später dann ein Abo der PC Action geholt. Zumindest dachte ich, ich hätte mir ein Abo der PC Action geholt, denn einen Monat später traf die PC Games ein. So hatte ich eben die PC Games im Abo. Da fing es dann so richtig an. Heute habe ich satte fünf Gamingmags im Abo: Edge (DE), GameStar, PC Action, PC Gamer (US) und die PC PowerPlay. Alle fünf haben ihre Daseinsberechtigung und ihre ganz eigenen Macken. Die größte Macke hat allerdings momentan die PC PowerPlay, die mich auch deshalb zu diesem Thema anregte. Bevor wir aber dazu kommen, schauen wir uns doch erst einmal die anderen Zeitschriften genauer an:

Edge (DE): Die deutsche Edge ist eigentlich nur eine Übersetzung des britischen Originals. Da die auf der Insel allerdings zum Abonnieren eine Kreditkarte wollen, habe ich mich für die deutsche Variante entschieden. Die Edge glänzt vor allem durch ihren Stil. Schon die Cover der einzelnen Ausgaben heben sich total vom Einheitsbrei der anderen Magazine ab und bestechen durch eine Einfachheit gepaart mit soviel Style, dass man es einfach nur lieben muss. Da wird nicht ewig viel Werbung draufgepappt. Das hat die Edge nicht nötig. Vielmehr zeigt sie nur symbolisch das Hauptthema der aktuellen Ausgabe und weckt damit mehr Interesse als es ein vollbeladenes Cover tun könnte. Auch inhaltlich hält sich das sehr hohe Niveau, dass mit solch einem Cover angedeutet wird. Die Texte sind hier hervorragend geschrieben und bestechen durch eine intellektuell anspruchsvollere Schreibe. Dadurch, dass sie auch unter ihre Tests keine Wertung setzen, heben sie sich auch noch einmal vom restlichen Markt ab. Allerdings sind das Herz der Edge die hervorragenden Reportagen aus dem Retro- und Gamingbusinessbereich und die Kolumnen. Der einzige Nachteil der mir momentan zur Edge einfällt, ist höchstens das sie Plattformübergreifend ist. Dadurch ergibt sich doch eine Überlast an Konsolentiteln im Heft. Andererseits ist ein Blick über den Tellerrand nie verkehrt und außerdem landen so auch keine wirklich schlechten Titel im Heft, da es immer genug Auswahl gibt. Sie erscheint übrigens nur noch alle zwei Monate.

Update: Die Produktion der deutschen Edge wurde im Juli 2007 von der Computec Media AG eingestellt.

GameStar: Die GameStar ist mittlerweile zu einem Analysemagazin verkommen und trägt als Marktführer auch das Problem der Hypegenerierung mit sich herum. Aktuelles Beispiel ist hier die Berichterstattung zu Two Worlds, welches schon vollmundig als DER Oblivion & Gothic-Killer angekündigt wird. Dabei sind sie doch schon so oft mit solchen Ankündigungen auf die Schnauze gefallen. Am beliebtesten ist ja der gute alte "Diablo"-Killer. Dutzende Spiele wurden so schon in der GS beworben und was ist das Endergebnis? Alle warten immer noch auf Diablo 3 . Auf der anderen Seite legt die GS aber auch sehr viel wert in ihre Wertungen. Spätestens seit der Einführung der genauen Aufschlüsselung der einzelnen Unterpunkte (Grafik, Bedienung etc.) ist es eigentlich für die Redakteure unmöglich geworden den Spielspaß noch fair zu bewerten, da hier das Spiel rein in seine Bestandteile zerlegt wird. Aber dies ist natürlich auch ein Vorteil, wenn man eben auf solche Kleinigkeiten wert legt. Die GS hat zusätzlich auch noch die beste DVD von allen und auch wenn in der Redaktion ab und zu ein paar Fluktuationen sind, ist die Zusammensetzung sehr genial mit Krachern wie Christian Schmidt, Heiko Klinge und - auch wenn es mich ärgert, dass sie damals ihn statt mich genommen haben - Fabian Siegismund.

PC Action: Ich lese dieses Magazin nun schon seit 10 Jahren und keine Anderes hat in dieser Zeit so einen umfangreifen Wandel durchgemacht. Am Besten war die "weiße Phase". Also damals als die PC Action ein silbernes Logo hatte und untendrunter eine halbnackte Frau posierte. Da war auch die Zusammensetzung der Redaktion noch perfekt. Aber soviel die Leute auch über die aktuelle PC Action mit ihren teils niveaulosen Gags (den einen gefällts, den anderen eben nicht) meckern, ich finde es sehr erfrischend. Und wenn selbst das Urgestein aller Gaming-Redakteure namens Heinrich Lenhardt bei diesem Haufen als Chefredakteur anheuert, kann es ja nicht so schlecht sein, oder? Der großte Vorteil der PCA ist allerdings ihr reiner Actionfokus. Klar sie berichten auch über die anderen Spiele aber wenn es dort draußen einen neuen Shooter oder sowas gibt, dann sind sie die ersten die umfangreich darüber berichten. Außerdem hat die PCA die "Modecke" erfunden. Zwischenzeitlich von der GameStar kopiert aber immer noch nicht erreicht. Und darin liegt auch der weiter Vorteil der PCA: Das Drumherum. Die widmen sich ausführlich dem E-Sport, den Zockerweibchen usw. und haben zusätzlich den geilsten Leserbriefonkel den man sich vorstellen kann. Harald Fränkel for President! Um noch einmal kurz den Bogen zur PC Games zu schlagen: Für mich war auch diese Glorifizierung von Reiner (der dortige Leserbriefonkel) ein Grund mein Abo zu kündigen. Dies findet bei der PC Action zum Glück nicht statt.

PC Gamer (US): Hach die PC Gamer. Wenn es ein Magazin gibt, dass man als "gekauft" bezeichnen kann, dann ist es das. Tonnenweise Exklusivpreviews und Exklusivreviews inkl. den dazugehörigen astronomischen Wertungen damit auch ja der Publisher zufrieden gestellt wird. Sie ist auch die Zeitschrift mit der meisten Werbung. Allerdings muss ich sagen, dass es besser geworden ist seit die neue Chefredaktion eingezogen ist. Aber alles in allem klingt es jetzt trotzdem nicht wie ein Magazin welches man sich holen sollte und genau da liegt das paradoxe . Im Gegensatz zu den deutschen Magazinen ist dort nämlich auch die Werbung hochinteressant, da die Publisher um den Einfluss der PC Gamer (der im Amiland wirklich groß ist) wissen und so auch entsprechend investieren. Außerdem ist es immer wieder schön mit anzusehen wenn ein Game eine Höchstwertungen bekommt und dann beim Addon die Wertung vollkommen in den Keller sackt (Stichwort Doom 3). Außerdem eröffnet es einen schönen Blick auf die Gamingkultur der Amis. Allein der Kommentar beim Gothic 2-Test, dass wir Deutsche es wohl immer noch cool fänden mit Drogen zu hantieren, war das Geld wert . Außerdem ist es immer gut für die eigenen Englischkenntnisse.

PC PowerPlay: Das jüngste aller genannten Magazine und mit einem Staraufgebot an Redakteuren. Sie besticht aber auch durch ihr herrlich subjektives Wertungssystem, dass sich vom Einheitsbrei der Masse abhebt. Allerdings hat sich das Image der kompetenten Berichterstattung seit Gothic 3 doch etwas in die falsche Richtung entwickelt. Anscheinend ist die Auflage letztes Jahr durch das reißerische herumtreten auf diesem Spiel so stark gestiegen, dass sie sich jetzt ganz dem Antihype verschworen haben. Was dabei rauskommt sind Überschriften auf dem Cover, die der BILD in nichts nachstehen und eine Einstellung die nur so vor Selbstbeweihräucherung trieft. Ein Beispiel gefällig? Ab Mittwoch am Kiosk auf der neuen Ausgabe zu lesen: "STALKER - Die ganze Test-Wahrheit: Warum Stalker jahrelang völlig überschätzt wurde". Das reicht noch nicht? Dann schaut euch doch mal das Editorial von Herrn Deppe an mit dem Zitat "Manchmal hassen wir es, Recht zu behalten." inkl. Bildern älterer Covers auf dem schon solch reißerischen Überschriften zu lesen waren wie "STALKER - Wir haben den Hype-Titel zehn Tage gespielt - und schreiben Klartext:[...]". Ich habe ja nichts gegen kritische, kompetente und ehrliche Berichterstattung aber ich kann es einfach nicht ertragen, dass man diese Qualitäten mit Effekthascherei wieder zunichte macht. Vor allem hat es die PCP ja dank ihrer hervorragenden Redaktion und die sehr guten Reportagen doch nicht nötig ihre Auflage durch sowas zu erhöhen. Ich hoffe, dass sie vielleicht auch irgendwann wieder auf den rechten Weg zurückkommen. Bis dahin muss ich eben über das 4players-Motto "Ein neuer Hypetitel? TOTBASHEN!" hinwegsehen.

Update: Die PC PowerPlay wurde zum 1. Oktober 2007 Teil der Computec Media AG und im Zuge dieses Einkaufs eingestellt.

Im Prinzip könnt ihr getrost alles andere vergessen, was es so auf dem deutschen Markt noch so gibt. Da die Qualität der restlichen Magazine weit unter den Genannten liegt. Die PC Games z.B. hat schon lange ihre einstige Qualität verloren und dient mittlerweile nur noch Neueinsteigern (Redakteuren - nicht Lesern) als Sprungbrett in die Branche und so Sachen wie die CBS wage ich gar nicht in den Mund zu nehmen. Interessant wird die Entwicklung der play vanilla sein. Sie ist das erste reine Gaming-Mag für Frauen!

Ein Thema, dass alle Mags bis auf die Edge und PC Gamer betreffen, ist auch die Pornowerbung, die in der letzten Ausgabe der PC PowerPlay und PC Action ihren Höhepunkt in Form eines extra Heftchen, dass im Heft mit drin lag, erreichte. Ich finde es verdammt schade, dass bei Goldverkäufern eine Solidarität bei den Redaktionen herrscht und die Anzeigenabteilung dazu verdonnert wurde, keine Werbung mehr von diesen anzunehmen aber auf der anderen Seite diese - entschuldigt die Wortwahl - verfickte Handypornwerbung immer noch darin zu finden ist. Handywerbung - egal ob Klingeltöne oder was auch immer - ist ja schon schlimm aber dann auch noch sowas in Heften, die sich Seriosität auf die Fahne schreiben...da kann man nur noch den Kopf schütteln.

So ich hoffe, ich habe euch einen kleinen Einblick in die Printmags gegeben. Alle erwähnten haben eine Daseinsberechtigung und können eigentlich völlig frei koexistieren, da sie unterschiedliche Typen von Lesern ansprechen und sich trotz teils gleichem Inhalt sehr voneinander unterscheiden - sonst hätte ich ja auch nicht alle abonniert. Wie man aber sieht favorisiere ich momentan eindeutig die Edge, da sie eben explizit ein erwachseneres Publikum anspricht. [CH]

(Veröffentlicht am 25.03.2007)