Nun ist also endlich auch diese Katze aus dem Sack: Microsoft hat einen VHS-Rekorder namens Xbox One angekündigt. Bitte? Das ist kein Videorekorder? Eine NextGen-Konsole soll das sein?! Okay, wenn ihr meint. Für mich sieht das Ding aus wie ein alter Toploader. Und basierend auf dem, was auf dem Reveal am Dienstagabend gezeigt wurde, bleibe ich auch dabei: Das hatte mehr mit Fernsehen und Socialkram zu tun als mit Spielen. Also wo kann ich meine alten Videokassetten reinschieben in das Ding?
Zugegeben: Ein paar Spiele wurden natürlich gezeigt. Forza Motorsport 5 zum Beispiel. Nachdem ich aktuell immer noch saumässig viel Spaß mit Forza Horizon habe, definitiv ein Titel auf den ich mich durchaus freue. Allerdings sieht Forza Horizon auch heute noch richtig super aus. Entsprechend muss Teil 5 die Latte schon ein bisschen höher legen. Der Trailer hat mich auf jeden Fall nicht umgehauen. Ach und falls gerade jemand irritiert ist: Forza Horizon ist ein Spin-Off der Forza Motorsport-Serie. Deswegen ist der kommende der fünfte und nicht der sechste Teil der Reihe. Immerhin haben sie davon abgesehen einfach mal wieder die Zahl wegzulassen. Ich hoffe, dass bleibt bis zum Release auch so.
Ein paar Spiele
Dann wäre da noch Quantum Break, das Neue von Remedy Entertainment. Klingt im ersten Moment wie ein Nachfolger im Geiste zu Alan Wake. Prinzipiell nicht schlecht, aber der Trailer könnte nicht nichtssagender sein. Hinzu kommt noch, dass die Rendersequenz mit dem Schiff, das in die Brücke fährt richtig schlecht aussieht. Ich habe die starke Vermutung, dass der Trailer schnell fertig werden musste. Würde mich sogar nicht einmal wundern, wenn im fertigen Spiel die Szene überhaupt nicht vorkommt. Aber das ist ja generell nichts Neues.
Was haben wir noch? Ach genau: FIFA 14, Madden 14, NBA Live 14 und UFC14. Ja, was soll man dazu viel sagen. Höchstens, dass ich die Idee hinter EA Ignite gar nicht so dumm finde aus Entwicklersicht. Sprich eine Toolsammlung übergreifend für alle Sportspiele von EA, um in allen Titeln unter der Haube ein gewisses Mindestmaß zu erfüllen (zum Beispiel bei der KI). Das könnte auch für die Spieler positive Auswirkungen haben je nachdem wie an EA Ignite gebastelt wird. Wenn da konstant über das Jahr ein Team sitzt, das nur an diesen Unter-der-Haube-Funktionen rummacht und mit nichts anderem beschäftigt ist, erwarte ich definitiv ab sofort größere Unterschiede zwischen den Versionen jedes Jahr.
Den Abschluss in Sachen Spielen und auch das Ende des Events stellte die offizielle Ankündigung von Call of Duty: Ghosts dar. Aber dazu sage ich nichts mehr. Ich bin es mittlerweile Leid mich über diese Serie und diesem generellen Trend auszulassen. Das war auf der Sony-Pressekonferenz schließlich nicht viel besser mit Killzone & Co.
Die Hardware
So viel also zu den Spielen. Aber interessanter ist natürlich erst einmal das, was dann später tatsächlich im Wohnzimmer stehen soll. Wie man an meiner Einleitung sicherlich schon erkennen konnte, bin ich genauso wie gefühlt 99% aller anderen Internetnutzer wenig begeistert davon. Aber das ist wie immer einfach Geschmackssache und sicherlich nichts, was mich vom Kauf abhalten würde. Immerhin kann sich das Gamepad weiterhin sehen lassen und die Neuerungen erscheinen mir interessanter und sinnvoller als bei Sony (Rumble in den Triggern, verbessertes D-Pad, leichtere Analogsticks, verschobener Batteriepack). Gefällt mir alles definitiv besser als das Pad von Sony. Blöd nur, dass ihr eure alten Xbox 360 Pads alle wegschmeißen könnt. Die sind mit Xbox One nämlich nicht kompatibel. Angeblich würde die neue Box eine andere Funktechnologie nutzen. Entsprechend braucht es dann auch für die Benutzung am PC garantiert wieder einen neuen Adapter.
Eine ähnliche Begründung (geht nicht mehr, weil andere Architektur) kommt auch in einem anderen Bereich zum Einsatz, nämlich bei der Rückwärtskompatibilität. Die ist nicht vorhanden. Okay, das stimmt wohl nicht ganz: Es soll, was aber nur ein Gerücht ist derzeit, ähnlich wie anfangs auf der Xbox 360 eine Handvoll Titel geben, die über einen internen Emulator gespielt werden können. Erwartet davon aber nicht zu viel. Das war schon vor acht Jahren ein absoluter Witz (nur eine kleine und teilweise ziemlich fragwürdige Auswahl). Um eure über Jahre gepflegte und gehegte Spielesammlung weiterhin nutzen zu können, müsst ihr eure alte Box in Betrieb halten.
Ich verstehe es einfach nicht. Es gibt für den PC einen natürlich höchst illegalen Xbox 360-Emulator, der auf einem Mittelklasse-Rechner einwandfrei läuft (nicht, dass ich das jemals getestet hätte *ähm*) und dann will mir Microsoft erzählen es wäre zu umständlich auf einer 8-Core-CPU mit 8 GB Ram so ein Ding für alle alten Titel zum Laufen zu bringen. Ja, ich weiß: Der Hauptgrund dürfte vermutlich der zusätzliche Support sein, den sich Microsoft sparen möchte. Das hält mich aber nicht davon ab trotzdem massiv mit dem Kopf zu schütteln vor allem es tatsächlich ein paar Xbox 360 Titel geben sollte, die für Xbox One re-released werden. Das hat Nintendo weiterhin besser drauf.
Das intelligente Auge
Wie erwartet gibt es ein Blu-ray-Laufwerk. Damit wird hoffentlich das Ende der DVD im gesamten Spielesektor eingeläutet. Also auch auf dem PC. Ja, die CD wurde auch nicht über Nacht ersetzt. Aber damals gab es zumindest ein paar Firmen, die damit angefangen haben (Baldur’s Gate auf einer DVD!) und so langsam aber sicher den Wechsel herbeigeführt haben. Heutzutage gibt es jedoch noch überhaupt kein Spiel auf Blu-ray für den Rechner. Stattdessen sind wir mittlerweile schon wieder im Disk-Jockey-Zeitalter angekommen mit zwei DVDs als Minimum. Wenn nun allerdings die Produktionsstraßen sowieso umgebaut sind, habe ich wie schon einmal erwähnt tatsächlich die Hoffnung, dass sich das nun langsam ändert.
Dann wäre da natürlich noch Kinect 2.0. Das klang alles in allem durchaus interessant aus technischer Sicht. Eben in allen Belangen besser als die erste und auch die PC-Version. Womit wir aber schon beim ersten Problem sind: Warum gibt Microsoft nicht endlich die Grenzen zwischen Windows und Xbox auf? Da wird groß getönt von wegen Zusammenarbeit mit anderen Geräten, aber der heimische PC ist da weiterhin außen vor und damit auch die vielen coolen Sachen, die mit Kinect for Windows mittlerweile gemacht wurden. Während auf der Box weiterhin nur Kinderspiele Kinect annähernd anständig nutzen, gibt es auf PC mittlerweile richtig coole Prototypen. Nur kann sie halt keiner Benutzen, weil Kinect for Windows sich nur ein paar interessierte Entwickler angeschafft haben und die Sachen nicht auf der Xbox laufen. Es hörte sich auf dem Reveal nicht so an, als würde sich an diesem Schwachsinn irgendetwas ändern. Dabei wäre doch genau das ein Gebiet bei dem sie mit Sony den Boden aufwischen könnten.
Der Rest
Die beiden großen Themen, die jetzt natürlich die Runde im Netz machen, sind die Sache mit der Internetverbindung und den Gebrauchtspielen. Laut Microsoft muss die Xbox One zwar nicht dauerhaft online sein, aber sie ist zum einen voll auf Cloud-Unterstützung ausgelegt und zum anderen muss sie wohl zwingend einmal alle 24 Stunden am Netz sein. Warum genau ist derzeit nicht bekannt, aber ich kann mir durchaus vorstellen, das damit auch gemoddete Konsolen aussortiert werden sollen. Diese Aussage wurde allerdings von Microsoft in der Zwischenzeit als nicht ganz korrekt bezeichnet. Genauere Details gibt es trotzdem nicht dazu.
Bei den Gebrauchtspielen sieht es wohl so aus, dass ab sofort alle Spiele mit eurem Xbox-Live-Account verbunden werden müssen. Damit ist, wie bei Steam, Origin oder UPlay, das Thema quasi erledigt. Wenn euer Kumpel spielen will, müsst ihr ihm eure Accountdaten geben (Konsolengebunden sind die Spiele wohl nicht). Allerdings wurde mittlerweile erwähnt, dass es wohl eine Möglichkeit geben soll eure Spiele online einzutauschen, was auch immer das heißen soll. Vielleicht ein GameStop-ähnliches Modell, bei dem ihr quasi so gut wie nix zurückbekommt und das als Gutschrift dann auf eurem Xbox-Live-Konto landet oder so.
Ich persönlich sehe beide Themen bekanntlich nicht als großartig relevant an. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich meinen Kumpels praktisch keine Spiele (egal ob PC oder Konsole) mehr ausleihen kann. Und so wie ich aktuell die Xbox 360 verwende, stört mich auch der Onlinezwang nicht. Nur die Sache mit der Xbox-Live-Goldmitgliedschaft und den Drecks Microsoft Points, die kotzt mich an. Dazu gab es aber meines Wissens keine Aussage auf dem Reveal obwohl zuvor mal wieder das Gerücht die Runde machte, dass die Points eingestellt werden.
Fazit
Das Event an sich war noch unspektakulärer als das von Sony zur PlayStation 4. Und auch die Konsole reizt mich derzeit überhaupt nicht. Man kann viel über Sonys Exklusiv-Strategie meckern, aber sie haben dafür richtig geniale (Indie-)Titel dabei. Da kann Microsoft mit ihrem halbherzigen XBLA-System offensichtlich weiterhin einfach nicht mithalten. Entsprechend wundert es mich nicht, dass gestern die Aktien von Sony 10% zugelegt haben.
Dennoch muss ich ganz klar sagen, dass mich auch die PlayStation 4 derzeit nicht reizt. Ich bin da im selben Boot wie andere Journalisten, die nun sagen, dass dies ein letztes Aufbäumen einer mittlerweile völlig veralteten Geschäftsidee ist und dies tatsächlich die letzte Generation von Konsolen ist wie wir sie kennen. Das war beim Microsoft-Event dank des extremen Fokus auf die TV-Features so deutlich wie noch nie. Sollte Valve demnächst endlich mit ihrer Steambox rauskommen und damit den PC im Wohnzimmer endgültig massentauglich machen, sehe ich das Thema endgültig als erledigt an.
Derzeit kann ich auf jeden Fall für mich folgendes festhalten: Ich werde voraussichtlich nicht zum Ende des Jahres direkt eine der neuen Konsolen kaufen. Wenn ich dann 2014 doch mal zuschlage, wird es voraussichtlich die Xbox One sein. Das klingt erst einmal bescheuert, nach dem negativen Text da oben. Aber das ist leider wie bei Apple. Ich habe mittlerweile so viel Zeugs mit meinem Xbox Live /iTunes Account verbunden, da wäre es rausgeschmissenes Geld plötzlich zu PlayStation/Android zu wechseln. Ich reite schließlich nicht aus Spaß ständig auf dem Thema der Rückwärtskompatibilität rum. Aber: Ich überlege jetzt wirklich ernsthaft mir Ende des Jahres eine vermutlich dann noch einmal wesentlich billigere PlayStation 3 mit allen wichtigen Exklusiv-Titeln zu holen. Das sehe ich derzeit als sinnvollere Investition von 500 Euro (es sind durchaus ein paar Spiele, die mich interessieren :smile:) an als die nächste Generation. Also zumindest wenn wir innerhalb des Themas bleiben, bevor jetzt hier wieder einer eine Grundsatzdiskussion anfängt von wegen “mit dem Geld könntest du viel besser das und das machen”.
Bis Montag!