Lysandas’ Droge

Über Lysandas immer wieder begeisterungswürdigen Hormonprobleme werden wir mal einen gesonderten Eintrag schreiben. Relevant für Heute ist deshalb nur, dass eine spezialisierte Frauenärztin ihr empfohlen hatte, mal einen Test auf Insulinresistenz durchführen zu lassen.

Insulinresistenz bedeutet, dass die Körperzellen weniger empfindlich auf das Hormon Insulin reagieren. Insulin sorgt dafür, dass sie den Zucker (Glukose = Energie) aus dem Blut aufnehmen. Reagieren die Zellen entsprechend nicht darauf, verbleibt der Zucker im Blutkreislauf und der Blutzuckerspiegel steigt an. Das bringt den Stoffwechsel durcheinander und ist dann eine mögliche Ursache für Typ-2-Diabetes. Eine zweite Variante Typ-2-Diabetes zu bekommen ist eine Überproduktion von Insulin, die ebenfalls dazu führt, dass die Zellen mittelfristig resignieren und keinen mehr reinlassen. Typ-1-Diabetes entsteht hingegen, wenn der Körper nicht genug Insulin produzieren kann.

Da Lysandas Großeltern Diabetes hatten, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sie ebenfalls treffen könnte. Zumindest ist eine Insulinresistenz vererbbar. Insofern war der Hinweis der Frauenärztin nicht verkehrt und Lysanda ist als Folge ins Endokrinologikum in Frankfurt am Main gedackelt. Dort wurde dann ein relativ simpler Test (=Zuckerwasser trinken und dann die Blutwerte über ein paar Stunden hinweg geprüft) durchgeführt und siehe da: Ja, es ist eine leichte Insulinresistenz nachweisbar. Therapieempfehlung? Ernährungsberatung und anschließende Ernährungsumstellung.

Was nun?

Wichtig ist erst einmal zu verstehen: Nur, weil man eine Insulinresistenz geerbt hat, bekommt man nicht gleich Typ-2-Diabetes. Sie muss dazu erst noch weiter voranschreiten (kann angeblich Jahrzehnte dauern). Entsprechend gut ist es, dass ihr bislang nur eine leichte bescheinigt wurde. Allerdings gibt es Faktoren, die die Insulinresistenz verstärken können. Darunter z.B. die Klassiker wie Übergewicht, Bewegungsmangel, falsche Ernährung und Stress. Wobei mit diesem Stress nicht nur äußerliche Faktoren gemeint sind wie z.B. die Arbeit. Es geht auch um den, der durch die Ernährung verursacht werden kann. So wirken sich die Kohlenhydrate einer Banane auf den Insulinspiegel aus. Bei einer Insulinresistenz noch mehr als ohne. Und das wiederum führt zu Stress im Körper, um die Kohlenhydrate/den Zucker abzubauen. Beim Übergewicht hingegen haben wir ein gewisses Henne-Ei-Problem. Übergewicht verstärkt die Insulinresistenz und die Insulinresistenz führt dazu, dass sich leichter die Pfunde anhäufen. Insofern sind genau das die Punkte an denen Lysanda jetzt ansetzen bzw. weiter dran arbeiten kann.

Die Preisfrage ist für Lysanda somit, wie sich ihr Blutzuckerspiegel bei welchen Lebensmitteln verhält und wie lange er dann braucht, um wieder auf ein normales Niveau abzusinken. Jeder Körper reagiert schließlich ein bisschen anders. Wenn die Ernährung also dafür sorgt, dass der Spiegel nicht so häufig ansteigt, benötigt der Körper auch nicht so viel Insulin, um den Zucker abzubauen und somit ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass die Insulinresistenz stärker wird.

Oder umgekehrt betrachtet: Was kann sie beim Essen vermeiden, damit erst gar keine riesigen Spitzen entstehen, die das Insulin herausfordern. Bzw. verhalten sich die Lebensmittel, die ich esse und von denen ich denke, dass sie keine Blutzuckerspitzen verursachen, tatsächlich so. Als Richtwert diente ihr dabei die Aussage von Dr. med. Rainer Limpinsel, von dem sie vor kurzem ein Interview gesehen hatte. Er sagt, dass der Blutzuckerspiegel bei “normalen” Menschen eine Stunde nach dem Essen bei unter 150 mg/dL liegen sollte und nach zwei Stunden bei 120 mg/dL. Alles andere würde auf eine Insulinresistenz bzw. Prä-Diabetes hindeuten.

Weitere Forschung

Ein klassisches Blutzuckermessgerät

Lysanda wollte also wissen, wie ihr Körper auf diverse Lebensmittel reagiert. Eine Variante das zu tun ist es sich ein Blutzuckermessgerät anzuschaffen. Das sind die Dinger, mit denen ihr euch in den Finger piekst. Darauf hatte sie allerdings keinen Bock. Zumal das dann auch nur Stichpunkte sind und sie z.B. nachts keine Werte bekommen würde. Nächtliche Werte sind jedoch durchaus interessant vor allem, wenn man häufig aufwacht. Das kann nämlich durch Unterzucker verursacht werden. Sollte dies der Fall sein, dann schafft es die Leber nicht den Blutzuckerspiegel nachts konstant zu halten. Abhilfe kann hier ein sogenanntes Spätstück d.h. z.B. auf der Bettkante noch ein halbes Vollkornbrot essen. Irgendetwas quasi, was langsam abgebaut wird.

Nach ein wenig Recherche nach einem 24-Stunden-Gerät ist sie auf den Freestyle Libre 3 Sensor gestoßen. Der misst zwar das Gewebewassers und nicht das Blut. Man kann also keinen direkten Vergleich mit einem Piecks-Gerät machen. Aber für sich betrachtet sind die Werte trotzdem aussagekräftig.

Mit 65,90 EUR (plus Versand) ist der Libre 3 freilich nicht ganz billig – wobei die Messtreifen für die Blutzuckermessgeräte auch ins Geld gehen. Aber er ist definitiv wesentlich komfortabler. Für das Geld bekommt ihr einen münzgroßen Sensor mit einer kleinen Nadel an der Unterseite. Den “rammt” ihr euch dann mit dem beigefügten Applikator in euren Oberarm, wo er für die nächsten 14 Tage (und zwar auf die Minute genau!) seine Arbeit tut. Ausgelesen werden die Werte entweder mit einem speziellen Messgerät oder schlicht mit der dazugehörigen App auf eurem Smartphone via Bluetooth. Auch, wenn es nirgends so direkt steht, entspricht der Sensor der IPX6-Zertifikation. Er verträgt es also mal unter Wasser zu sein (30min bei 1m). Wir waren z.B. eine Stunde Schwimmen und da ist überhaupt nichts passiert. Stattdessen saß er bis zum Ablauf der 14 Tage bombenfest am Arm.

Die Applikation ist erstaunlich einfach und schmerzlos. Der Piecks ist nur sehr kurz (die Nadel geht ca. 1cm in die Haut) und selbst beim Abmachen merkt man nur den Kleber. Anfänglich ist da freilich ein komisches Gefühl am Arm, aber das ging relativ zügig vorüber. Er hat stattdessen zu keinem Zeitpunkt wirklich gestört – selbst beim An- und Ausziehen der Klamotten nicht.

Und auch die Verbindung mit der Smartphone-App ging problemlos vonstatten. Nach einer Anlaufzeit von 60 Minuten übermittelt er jede Minute einen aktuellen Wert. Und ums nochmal deutlich zu sagen: Der Sensor misst den Glukosewert und nicht das Insulin. Er zeigt “nur” anhand einer Kurve wie stark der Blutzucker nach dem Essen ansteigt und wie lange es dauert, bis er wieder sinkt. Er gibt also keine Aussagen darüber, wie hoch der Insulinspiegel ist. Die Applikation muss zum Sammeln der Werte dauerhaft (zumindest im Hintergrund) geöffnet und das Handy in Reichweite sein. Aber wir haben auch festgestellt, dass er scheinbar einen kleinen Speicher hat. Zumindest auf meinem iPhone 11 ist die App hier und da mal abgestürzt oder ich habe sie in einem Anfall geistiger Umnachtung geschlossen. Aber nach dem Neustart (mitunter erst den Morgen darauf) gab es trotzdem keine Unterbrechung in der Kurve. Alle Werte waren vorhanden. Sehr coole Sache!

Das Ergebnis: Sicarius

Die 14 Tage von Sicarius

Doch nicht nur Lysanda hat sich einen Sensor verpasst. Wir hatten stattdessen gleich zwei bestellt. Wir warteten ein paar Tage, um zu sehen, ob mit Lysandas Sensor alles in Ordnung ist und dann wurde auch ich gepiekt. Bei mir liegt zwar (außer dem zu hohen Gewicht) an sich keine Indikation vor, dass ich irgendwelche Probleme haben könnte. In meiner direkten Verwandtschaft ist mir ebenfalls nur eine Cousine mit Diabetes bekannt. Aber zum einen hat es mich ebenfalls mal interessiert – eben, weil ich nicht der Schlankste bin. Zum anderen hatte Lysanda so einen Vergleich, um ihre Ergebnisse besser einordnen zu können.

Das Ergebnis war für mich erfreulich: Alles im grünen Bereich. Mein Grundwert im nüchternen Zustand lag bei 95mg/dL (sollte max. bei 100 sein), die Spitzen fallen normalerweise selbst bei kohlenhydrathaltigem Essen nicht ganz so hoch aus und selbst dann schafft mein Körper es relativ zügig das abzubauen. Ich konnte die Aussagen von Hr. Dr. med. Limpinsel also bestätigen. Was nicht heißt, dass ich keine neuen Erkenntnisse gewonnen habe. So habe ich beispielsweise mal mein früheres Standardfrühstück zu mir genommen: In Kaba (heiße Milch mit Kakaopulver und Zucker) eingetunkte Brötchen. Das Ergebnis war ein vergleichsweise hoher Wert (150mg/dL) mit dem er auch ein bisschen länger zu kämpfen hatte. Und Milch alleine findet mein Körper offensichtlich ebenfalls nur bedingt gut – zumindest den Blutzuckerspiegel betreffend. Zum Glück mache ich das mit dem Brötchentunken mittlerweile nur noch vereinzelt.

Eine zweite Erkenntnis war, dass der Spiegel definitiv stark vom Stresslevel abhängig ist. Okay, das ist an sich jetzt erstmal keine bahnbrechende Feststellung. Schließlich ist Stress einer der oben genannten Risikofaktoren. Aber ich fand es trotzdem äußerst interessant zu sehen, wie sehr dadurch mein nüchterner Durchschnittswert angestiegen ist (auf 105-110mg/dL) . Und vor allem wie lange das dann anhält. So hatten Lysanda und ich Ende letzter Woche echt beschissene 24 Stunden und so richtig erholt hatte ich mich bis zum gestrigen Messende (ca. zwei Tage später) davon immer noch nicht. Sehr suboptimal.

Das Ergebnis: Lysanda

Kommen wir jetzt zu Lysandas Ergebnissen. Wie gesagt war Sinn und Zweck der ganzen Aktion mit verschiedenem Lebensmittel zu experimentieren und zu sehen, was ihr Körper damit macht. Grundsätzlich hat sie dabei festgestellt, dass es ca. eine halbe Stunde dauerte, bis die Werte nach oben gehen. Außerdem liegt ihr Blutzuckerwert im nüchternen Zustand bei ca. 105mg/dL – während er wie erwähnt bei mir eher bei 95mg/dL war. Und dass, obwohl ich in diesem Haushalt definitiv die Kohlenhydrate-Vernichte-Maschine bin (Pasta, Reis, etc.). Ihr Durchschnittswert über die 14 Tage lag entsprechend ebenfalls auf einem höheren Niveau, während ich mich bei exakt 100mg/dL eingependelt habe.

Außerdem hat sie deutlich gesehen, dass ihr Körper länger braucht, um den Blutzucker abzubauen (=Insulinresistenz) und gleichzeitig sind ihre Spitzen höher. Sie reagiert quasi stärker auf Kohlenhydrate und ist länger damit beschäftigt.

Und zum Thema Stress musste sie feststellen, dass ihre Periode ebenfalls mit reinspielt. An zwei Nächten war sie in der Zeit im Unterzucker und sie hatte sehr viele Schwankungen. Selbst ihre Hormonprobleme (u.a. fehlendes Progesteron) waren in der Kurve erkennbar. So war ihr an einem morgen sehr heiß und sie hatte nachmittags dann Krämpfe. Im Nachgang konnten wir das dann schon am sehr unruhigen Blutzuckerspiegel erkennen, den sie an diesem Morgen hatte. Äußerst interessant.

Werfen wir nun noch einen Blick auf die einzelnen Lebensmittel in der Reihenfolge des Tests:

Lebensmittel Ergebnis
Kaffee Kaffee wird nachgesagt, dass er zwar den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt, aber gleichzeitig auch die Zellen Insulinsensitiver machen würde. Sprich sie können mehr Zucker aufnehmen, weil sie wieder besser auf das Insulin reagieren. Lysanda hat allerdings so gut wie keine Auswirkungen von ihrem Bio-Instantkaffee gemerkt. Sie muss sich über ihren Kaffeekonsum also keine Sorgen machen.
SodaStream-Wasser mit Pepsi-Zero-Sirup Die Gerüchteküche warnt vor Sachen mit Zuckerersatzstoffen. Die Argumentation ist, dass der Körper etwas süßes schmeckt, als Konsequenz Zucker erwartet und schonmal darauf reagiert. Die Realität ist: Keinerlei Auswirkungen auf Lysandas Blutzuckerspiegel.
Haferflocken Lysanda hat ein paar Hafertage gemacht. Das ist eine 2- bis 3-tägige Kurzzeitkur, bei der ausschließlich stark haferhaltige Mahlzeiten verzehrt werden. Das soll helfen die Insulinresistenz zu senken. Die Kohlenhydrate (42g) haben wie erwartet voll durchgeschlagen (bis auf 170mg/dL) und er war lange damit beschäftigt. 18 Uhr Abendessen und erst um 2 Uhr war die Kurve halbwegs normal. Ob es die Insulinresistenz beeinflusst hat, können wir derzeit aber nicht sagen.
Haferkleie Es wird gerne behauptet, dass Haferkleie nicht richtig verstoffwechselt werden kann. Und ja: Trotz 6g Kohlenhydrate hatte sie keine Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel.
Linsennudeln Die liegen ungekocht bei 50g Kohlenhydrate auf 100g. Sie schlagen fast so stark aus wie die Haferflocken und brauchen ebenfalls sehr lange zum Abbauen. Für Lysanda also keine Alternative zu normalen Weizennudeln.
Vollkornweizennudeln (Selbstgemacht) Dürften so um die 43g Kohlenhydrate haben. Ausschlag lag bei ca. 140mg/dL und war nach ca. drei Stunden weg. Definitiv eine bessere Bilanz als die Linsennudeln, was uns durchaus überrascht hat.
Käse Ein Ausschlag bis auf 130mg/dL aber es dauerte ca. drei Stunden bis der Normalwert wieder erreicht war.
Kohlrabi mit Käse Produzierte einen ähnlichen Ausschlag wie die Vollkornweizennudeln. Scheinbar schlagen die rohen Kohlrabi richtig zu.
Schokolade Die 20g Kohlenhydrate von ca. 30g Schokolade erzeugten nur eine kurze Spitze, die innerhalb von zwei Stunden weg war.
Low-Carb-Schokokuchen (Selbstgemacht) Dieser Schokokuchen hat geschätzte 14g Kohlenhydrate. Sie hat ihn abends gegessen und es gab einen hohen Anstieg. Der Abbau dauerte bis tief in die Nacht. Die Konsequenz daraus ist entsprechend, dass sie den Kuchen nicht mehr backt. Dann lieber einfach nur Schokolade essen.
Geröstete Erdnüsse Ein kleiner Anstieg.
Joghurt Ebenfalls nur ein kleiner Anstieg.
eine Kugel Eis im Hörnchen Ein moderater Anstieg, der nach ca. zwei Stunden weg war.
Pizzeria-Besuch Wir waren mit unserem Katzenstammtisch in einer Pizzeria. Der dazugehörige Ausschlag war deutlich sichtbar (vergleichbar mit den Haferflocken). Aber tatsächlich hatte sie schlimmeres erwartet bei geschätzten 101 Kohlenhydraten, die sie an dem Abend intus hatte (Pizza, Eiskaffee, mehrere Cola Zero).
Pizza mit Meeresfrüchten Die Reste vom Katzenstammtisch am nächsten Tag zum Mittagessen zeigten nur einen moderaten Anstieg. Allerdings hat er fast vier Stunden gebraucht, um wieder runter zu kommen. Da waren wir quasi schon fast beim Abendessen.
Pommes frites Weitere Reste aus der Pizzeria. Geschätzte 27g Kohlenhydrate und trotzdem kein so großer Ausschlag wie erwartet.
Low-Carb-Proteinpudding Ein moderater Ausschlag (140mg/dL), der aber schnell wieder verschwunden war.
Low-Carb-Pfannkuchen (selbstgemacht) mit Leberwurst Nur ein kleiner und kurzer Ausschlag.
Galactose Galactose ist ein Einfachzucker dem nachgesagt wird, dass er besonders gut seinen Weg ins Gehirn findet – und zwar ohne Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel. Und die Messwerte bestätigen das auch. Keinerlei Ausschlag sichtbar.

Die Konsequenzen

Wie lässt sich das Experiment also für Lysanda zusammenfassen? Nun, sie hat auf der einen Seite neue Erkenntnisse gewonnen. Aber tatsächlich auch Sicherheit/Gewissheit. Sie hat offensichtlich tatsächlich ein Problem mit dem Insulin, mit dem sie leben und sich entsprechend darauf einstellen muss. Doch auf Basis der Erfahrungen kann sie nun darauf reagieren und ihr Essverhalten anpassen. Die Linsennudeln kaufen wir z.B. nicht mehr und vielleicht macht es Sinn jede Woche mal einen Haferabend (=nur eine Tasse aufgeweichte Haferflocken) einzubauen.

Sie kann also jetzt erst einmal damit arbeiten. Und dann schauen wir in einem Jahr, ob wir uns den Sensor noch einmal holen, um zu schauen, ob sich was getan hat. Wir werden euch selbstverständlich berichten :smile: . Für uns hat sich das Experiment auf jeden Fall gelohnt.

Sicarius

Erfahrungen mit Onlineshops

Das schlepp ich nicht aus einem Laden…

Wir bestellen viel online und haben trotz des Unverständnisses meiner lieben Frau Mama absolut keine Hemmungen das zu tun. Ja, ich weiß: “Das Sterben des Einzelhandels!”, “Der Verfall der Innenstädte!”, “Der riesige CO2-Abdruck!”, “Der ganze Müll!”, “Die vielen Lieferwagen!”. Da ist sicherlich was Wahres dran. Leider spricht halt gleichzeitig auch sehr viel gegen den lokalen Handel: Größerer Zeitaufwand (muss ja irgendwohin gehen/fahren), begrenzte Warenauswahl mit ggf. Wartezeit und Wiederkommen, mitunter schwieriger Zugang (reicht, wenn ich das ganze Katzenfutter in den Keller tragen muss…), fragwürdige bis gar keine Beratung und dann noch die Sache mit dem Testen und ggf. Zurückgeben der Ware. Lysanda erzählt dahingehend immer die Geschichte, wie sie sich einen Laptop kaufen wollte:

Sie war vorbildlich im lokalen Fachgeschäft und hat sich dort beraten lassen. Sie hat sich auch für ein Gerät interessiert und hätte es gerne gekauft. Aber sie wusste nicht, ob es ihren Ansprüchen wirklich genügt. Also ob der Bildschirm groß genug ist, ihre Software drauf läuft und sowas. Also fragte sie, ob sie ihn ggf. in ein paar Tagen wieder zurückbringen könnte, wenn er nicht passt. Die Antwort war ein (vorhersehbares) “Nein”. Sie durfte ihn nicht einmal im Laden anschalten. Was hat sie also am Ende gemacht? Das Geschäft ohne Einkauf verlassen, den Laptop online bestellt und ihn dank 14-tägigem Widerrufsrecht ohne schlechtes Gewissen ausprobiert (und am Ende behalten).

Freilich: Diese Geschichte ist schon ein paar Jahre her und der ein oder andere Einzelhändler hat sich notgedrungen angepasst. Und z.B. Kleidung kann man schon immer im Laden anprobieren. Baumärkte sind in Bezug auf das Zurückbringen ebenfalls mittlerweile Vorzeigebeispiele. Aber es ist trotzdem immer noch mit ein Punkt, der gegen den lokalen Einkauf spricht. Wozu gehe ich schließlich in den Laden, wenn ich da weniger Service kriege als online? Was nicht heißt, dass man nicht auch online so seine Probleme hat. Deshalb möchte ich euch heute von drei aktuellen Erfahrungen berichten:

1001Hobbies/1001Puzzles/1001Modellbau

Ja, es ist eine dieser Firmen, die mehrere URLs betreiben. Lysanda ist ein großer Fan von Sailor Moon. Und als Fan stellt man sich auch das eine oder andere dekorative/zum Sammeln in die Wohnung. Dahingehend haben es ihr die neuen Q-Posket-Figuren* angetan. Nicht zu verwechseln mit den potthässlichen Funko-Pop-Dingern*! Sie findet sie schick und mit normalerweise “nur” 30 EUR pro Figur, sind sie was das angeht auch noch recht günstig. Also hat sie sich auf die Suche nach einem Shop gemacht. Dabei ist sie auf 1001Hobbies gestoßen, die tatsächlich ein ziemlich großes Sortiment an Nerdware im Angebot haben.

Die erste Bestellung dort gaben wir im November 2022 auf. Allerdings war eine Figur zu diesem Zeitpunkt nicht lieferbar ohne genaue Angabe, wann sie wieder da sein würde. Also wurde die gesamte Bestellung nicht verschickt, worauf der Shop auch hinweist. Aber wir hatten es nicht eilig und warteten entsprechend einfach ab. Anfang Februar 2023 zeigte die DHL App dann plötzlich ein Paket an – allerdings ohne die Figur, wie wir beim Erhalt feststellen mussten. Ohne irgendeinen Hinweis per E-Mail wurde diese einfach storniert. Doof aber auf Mailnachfrage kam die Info, dass die Figur erstattet werden würde. Entsprechend haben wir uns nichts weiter dabei gedacht. Die restlichen Figuren hingegen fanden ihren Weg ins Regal. Dabei fiel Lysanda zwar Sailor Mars negativ ins Auge, da ihr Ohrring nicht richtig bemalt war. Aber damals nahm sie es noch so hin (bereut es aber bis heute…).

Aufgrund dieser guten ersten Erfahrungen haben wir dann im Juli 2023 die nächste Bestellung aufgegeben. Erneut war eine Figur zum Bestellzeitpunkt nicht lieferbar. Aber wie gesagt: Wir hatten es ja nicht eilig. Am Ende dauerte es sechs Monate (!) bis dann im Januar (erneut ohne Vorankündigung) endlich ein Paket an unserer Haustür eintraf. Und siehe da: Es fehlte erneut die Figur, die bei der Bestellung nicht auf Lager gewesen war. Kein Hinweis, keine Rückfrage, keine Kommunikation in der ganzen Zeit. Einfach monatelang drauf gesessen (und mein Geld gehabt) und dann urplötzlich einfach verschickt. Finde ich persönlich nur bedingt okay.

Fragwürdiges Verhalten

Zwei der Sailor-Moon-Figuren

Beim Auspacken schaute sich Lysanda die Figuren dieses Mal genauer an. Wie gesagt: Die Qualität von Sailor Mars ärgert sie bis heute. Schließlich sind es Sammlerfiguren. Dabei stellte sie leider fest, dass viele der Figuren aus der neuen Bestellung Mängel hatten. Mal ein paar Kratzer, mal fehlte Farbe, mal war sie falsch angemalt worden. Faktisch typische Produktionsfehler, für die der Shop an sich nichts kann aber die er trotzdem abhandeln muss. Also reklamierten wir bei 1001Hobbies und fragten auch nach der Rückerstattung der fehlenden Figur. Und jetzt wird es interessant.

Fangen wir mit der fehlenden Figur an: Dass die Gutschriften im Kundenkonto zu finden sind, habe ich erst nach einem Telefonat mit der Hotline erfahren. Da fand ich dann auch für beide Figuren (also aus der 1. und der 2. Bestellung) die entsprechenden Informationen. Was ich allerdings nicht fand, war das Geld auf meinem Konto. Das war mir bei der 1. Bestellung nicht aufgefallen. Waren schließlich “nur” 30 EUR, die vergisst man leicht. Aber die neue Figur kostete über 100 EUR, da habe ich entsprechend genauer hingeschaut. Stellte sich heraus, dass die das nicht einfach zurückerstatten oder zumindest einen Gutschein draus machen. Nein, ihr müsst die Auszahlung des Betrags tatsächlich schriftlich anfordern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so rechtlich einwandfrei ist. Aber immerhin: Nach der entsprechenden Mail war die Kohle sowohl von der alten als auch der neuen Gutschrift relativ zügig auf meinem Konto. Insofern hatte dieser Punkt zumindest ein gutes Ende.

Der Beginn des Ärgers

Blieb noch die Sache mit dem Umtausch der mangelhaften Ware. Die Reaktion von Seiten 1001Hobbies war zuerst, dass sie das an ihren Lieferant weitergegeben hätten und nun auf Antwort warten würden. Lysanda hat dann zurückgefragt, was das mit unserem Umtauschanliegen zu tun hätte, schließlich haben wir ja einen Kaufvertrag mit 1001Hobbies. Eine Reaktion auf diese E-Mail kam faktisch bis heute nicht. Aber gutmütig, wie wir sind, haben wir uns trotzdem ein paar Wochen geduldet. Als dann immer noch nichts passiert ist, habe ich angefangen die Hotline zu nerven. Die Firma sitzt in Frankreich, hat aber eine deutsche Telefonnummer (sehr gut!). Blöd nur, dass ich dort nur englischsprachige Leute ans Rohr bekam. Möglicherweise gibt es tatsächlich eine deutschsprachige Hotline, aber die war dann zumindest nicht auf der Startseite des Shops gelistet. Da ich jedoch mit Englisch kein Problem habe, habe ich nicht weiter geforscht.

Stattdessen versuchte ich mit der Hotline eine Lösung zu finden. Faktisch wollten wir zu diesem Zeitpunkt auch nur noch eine Rückgabe und keinen Umtausch mehr. Und da es sich um mangelhafte Ware handelte, wollten wir dafür einen Rücksendeschein. Anders als bei einem normalen Widerruf, müsst ihr nämlich in diesem Fall laut Gesetz das Zurückschicken nicht bezahlen.

Einschub

An dieser Stelle ein kleiner Einschub, da Amazon offensichtlich viele von uns versaut hat: Ja, normalerweise geht der Rückversand auf eure Kosten. Und die muss auch der Verkäufer nicht erstatten. Ihr bekommt von ihm nur das Hinsendeporto zurück, wenn ihr welches bezahlt habt. Die ganzen 1-Sterne-Bewertungen zu diversen Onlineshops, die sich entsprechend darüber beschweren wie teuer doch das Rücksendeporto ist, liegen falsch. Wir sind da schlicht etwas verwöhnt, weil es eben mittlerweile häufig nichts kostet.

Was aber freilich auch nur eine Illusion ist. Kostenfreier Versand, kostenfreie Retoure und Rabatte sind immer mit im Warenpreis eingerechnet. Sprich ihr bezahlt es normalerweise einfach nur auf eine andere Art und Weise. Ja, ein Riese wie Amazon subventioniert sicherlich ein Stück weit die Sache (ggf. zu Lasten der Händler), weil sie dadurch natürlich Kunden gewinnen können. Aber selbst dort ist das garantiert kein Verlustgeschäft. Deswegen: Immer vergleichen und nicht einfach nur dort bestellen, wo der Versand nichts kostet.

Einschub Ende

1001Hobbies stellte sich vollkommen quer. Am Telefon hieß es einmal, er müsse erst mit dem Manager reden und würde sich wieder melden (was erwartungsgemäß nie passierte). Dann hieß es, wir sollen nochmal eine Mail mit unseren Forderungen schicken. Per Mail kam aber auch kein wirkliches Einlenken zurück. In unserer letzten Nachricht baten wir dann um schriftliche Bestätigung, dass die Rücksendekosten erstattet werden würden (das Paket muss nach Frankreich). Die Antwort darauf war aus unserer Sicht ziemlich unhöflich. Um allerdings fair zu sein: Mit dem geschriebenen Wort ist das ja immer so eine Sache und wir waren zu dem Zeitpunkt schon ziemlich durch mit dem Laden. Insofern haben wir die Mail möglicherweise auch nur sehr negativ interpretiert. Entsprechend will ich hier mal nichts unterstellen.

Während der ganzen Sache hat Lysanda dann mal die Bewertungen des Shops gelesen. Und ja, die sind leider nicht wirklich gut. Die Aussicht darauf, dass wir unser Geld zurückbekommen, schwand entsprechend ziemlich stark. Gleichzeitig sahen wir die Gefahr als vergleichsweise groß an, dass bei eigenmächtiger Rücksendung dann sowohl die Ware als auch das Geld in Frankreich sind und nur noch ein Anwalt helfen würde.

Wie haben wir die Situation also schlussendlich aufgelöst? Nun, mit 1001Hobbies gar nicht. Wir haben die Ware behalten und sie das Geld. Wir haben uns anderweitig beholfen. Keine schöne Sache, aber wir wollten uns ehrlich gesagt nicht weiter mit dem Thema rumschlagen und einen Schlussstrich ziehen. Und der bedeutet logischerweise auch, dass wir nie wieder bei der Truppe bestellen werden. Einmal wegen der misslungenen Reklamation aber auch schon wegen den Gutschriften, die nicht automatisch ausgezahlt werden und der ganzen Sache mit der fehlenden Kommunikation beim Versand.

OutdoorHeld

Ihre alten Barfußschuhe

Lysanda läuft gerne barfuß durch die Gegend. Draußen in der freien Wildbahn bei unseren täglichen Spaziergängen ist das allerdings nicht so angenehm. Deswegen hatte sie sich vor vielen Monden mal Barfußschuhe gekauft und war grundsätzlich begeistert davon. Es waren jedoch solche, bei denen ihr eure Zehen separat vorne unterbringen müsst. Und daran hatte Lysanda nicht so viel Spaß. Zum einen, weil es eine recht fummelige Angelegenheit ist. Zum anderen, weil sie an beiden Füßen zwei Zehen hat, die am Übergang zum Fuß etwas zusammengewachsen sind. Das machte es entsprechend ein wenig unangenehm sie vorne in die Spitzen zu packen. Vor kurzem hat sie deshalb mal wieder recherchiert und ist auf Barfußschuhe gestoßen, die zwar das dazugehörige Sohlenprofil haben aber ansonsten ganz normale Schuhe sind. Das klang vielversprechend.

Bei der Suche nach einem Verkäufer fand sie den österreichischen Shop OutdoorHeld. Der hat unter anderem ein Sortiment an Barfußschuhen. Also haben wir eine Bestellung im Wert von 680 EUR (elf Paar – inkl. einem für mich) aufgegeben. Die Ware kam auch recht zügig und wir machten uns ans Anprobieren (=einmal anziehen und ein paar Schritte im Wohnzimmer gehen – wichtiges Detail!). Leider war mein Paar zwei Größen zu groß (hatte mich von der Angabe auf der Webseite irritieren lassen) und Lysanda passte/gefiel ebenfalls nicht alles, was im Paket drin war. Am Ende entschieden wir uns sechs Stück wieder zurückzuschicken. Sollte ja kein Problem sein, denn der Shop wirbt mit “problemloser Rückgabe”. Einfach eine Mail schicken und dann klappt das schon, dachten wir entsprechend.

Nun, die erste Reaktion kam am nächsten Morgen mit der Bitte genau zu sagen, was wir und warum zurückgeben wollten. Nett wie wir sind, haben wir diesem Wunsch entsprochen. Als Antwort kam ein Umtauschangebot zurück. Also von wegen, dass sie uns einfach eine andere Größe schicken. Soweit ihr gutes Recht, wenngleich in der E-Mail nicht beschrieben war, wie dieser Umtausch ablaufen sollte (=trotzdem auf eigene Kosten zurückschicken?). Allerdings enthielt diese E-Mail gleichzeitig den Hinweis, dass für ein paar der Schuhe nur noch ein Preiserlass möglich wäre. Wir hätten sie ja schließlich schon getragen. Und da gingen dann bei Lysanda die Alarmglocken an.

Prüfe wo du kaufest!

Etwas Internetrecherche offenbarte zahlreiche schlechte Bewertungen, die den Rückgabeprozess bemängelten. So scheint es eine Masche von OutdoorHeld zu sein immer genau das zu behaupten: Die Schuhe wurden schon getragen und deswegen gibt es kein/weniger Geld zurück. Beweise für diese Behauptung scheint die Firma dann auch nicht unbedingt zu liefern. So behauptet eine Bewertung, dass OutdoorHeld bei der Frage nach Fotos ihm mitteilte, dass die Ware bereits vernichtet worden wäre. Schließlich sei sie ja getragen gewesen und konnte somit nicht mehr verkauft werden.

Neue Barfußschuhe

Angesichts dieser deprimierenden Aussichten fuhren wir direkt schwere Geschütze auf. Wir lehnten den Umtausch ab, widersprachen der Aussage sie wären über Gebühr benutzt worden (mit entsprechendem Verweis auf die Paragrafen und Gerichtsurteile) und meldeten den Widerruf der Bestellung an. Wir hatten sogar extra Fotos der Schuhe gemacht, um zu zeigen, dass sie immer noch sauber und wie neu sind. Die darauffolgende Reaktion von OutdoorHeld (einige unterstellen dem Shop einen KI-Support zu nutzen) war nicht zufriedenstellend und widersprach sogar ihren eigenen AGB. Lysanda las dann weitere Bewertungen. Darin wurde unter anderem auch behaupteten, dass der Support das mit dem Widerruf erklären ebenfalls nicht so recht versteht. Die Unterstellung ist, dass sie quasi im Sinne von “Hinhalten, bis die 14 Tage rum sind” handeln. Keine Ahnung, ob es stimmt. Aber wir wollten es nicht drauf ankommen lassen.

Also war der nächste Schritt die eigenmächtige Rücksendung an die in den AGB gelistete Widerrufsadresse. Wir haben also noch einmal auf die Mail geantwortet, das offizielle Widerrufsformular drangepackt und die Rücksendung angekündigt sowie vorsorglich schonmal bei Problemen mit dem Anwalt gedroht (bei dem Warenwert lohnt es sich mal die Rechtsschutzversicherung einzuschalten). Dann haben wir das Packen des Pakets mit gefilmt (inkl. jedes Paar von allen Seiten in die Kamera halten) und sogar die Widerrufserklärung nochmal ausgedruckt beigelegt.

Geld zurück

Die Woche darauf kam das Paket dann bei der Adresse in Österreich an und siehe da: Die Rückabwicklung ging problemlos vonstatten. Kein Murren, kein Zanken. Einfach nur ein paar E-Mails mit der Ankündigung der Rückerstattung und ein paar Tage später hatte ich das Geld wieder. Okay, nicht ganz: Lysanda rechnete nochmal nach und stellte fest, dass sie uns 4,27 EUR zu wenig zurückerstattet hatten. Eine Mail später kam die Behauptung zurück, dass wir ein anderes paar Schuhe geschickt hätten als angekündigt (die waren etwas billiger). Diese Aussage konnten wir jedoch relativ zügig widerlegen, indem ich ein Foto der besagten Schuhe mit Datum daneben machte und zurückschickte. Ein paar Tage später waren dann die paar Euro ebenfalls wieder auf meinem Konto.

Ende gut, alles gut quasi. Ob es auch so gekommen wäre, wenn wir nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen geschossen hätten? Keine Ahnung. Aber es ist unser und euer gutes Recht für unser Recht einzustehen. Und man kann sicherlich viel über die EU meckern: In Sachen Verbraucherschutz sind wir zum Glück ganz vorne mit dabei. Also keine falsche Scheu! Und nein, bei diesem Shop werden wir in Zukunft dann wohl auch nicht mehr bestellen, obwohl die Schuhe nach den ersten Kilometern noch keinen schlechten Eindruck hinterlassen haben. Also außer, dass sie immer noch ziemlich eklig nach Zitrone riechen. Keine Ahnung, mit welchem Desinfektionsmittel sie die eingesprüht haben.

Witt Weiden

Der neue Badeanzug

Witt ist der einzige Shop des heutigen Eintrags, den ich tatsächlich verlinke, denn wir haben keine schlechte Erfahrung mit ihm gemacht. Im Gegenteil kann ich ihn sogar empfehlen. Ich erwähne ihn also nur, um dem heutigen Eintrag noch eine positive Note zu geben :smile: .

Lysanda war auf der Suche nach einem neuen Badeanzug, denn wir wollten endlich mal wieder Schwimmen gehen. Doch ihr derzeitiger Bestand ist entweder zu weit oder noch zu eng. Ja, wir sind weiterhin dran an dem “Abnehmen”. Bei der Suche nach einem geeigneten (und sauteuren!) Stück Stoff ist sie dann bei Witt gelandet. Nicht nur hat der Shop eine anständige Auswahl auch größerer Sachen – er unterscheidet sogar nach Cup-Größe! Ja, man könnte meinen sowas Wichtiges würde immer berücksichtigt werden. Aber viele Händler listen tatsächlich nur generische Kleidergrößen und bei Lysandas stattlichen Vorbau (Cup F) ist das meist ungeeignet.

Die erste Bestellung mit fünf Badeanzügen kam aufteilt in zwei Pakete und half zumindest den potentiellen Kandidaten einzugrenzen. Bei der zweiten Lieferung mit nur noch zwei Artikeln ging es dann entsprechend nur noch um die richtige Größe. Überraschenderweise brauchte Lysanda nämlich wesentlich kleiner als sie gedacht hatte.

Unbegründete Ängste

Die Rücksendung der “überflüssigen” Ware erfolgte mit Hilfe der beigelegten Rücksendescheine über Hermes. Ist gefühlt so das Standardsystem für Bekleidung (macht z.B. Bonprix auch schon seit Jahren). Wir haben uns allerdings gedacht: Wir sind nett, ersparen Witt etwas Porto und schicken die erste Lieferung in einem einzigen Paket zurück. Etwas nervös wurde ich dann, als alle Artikel relativ zügig erstattet wurden bis auf die zwei, die sich im 2. Paket der ersten Lieferung befunden hatten. Von wegen “konnten die die etwa jetzt nicht zuordnen, weil ich sie mit ins Paket gepackt habe?”.

Ich hab‘ dann nach einer Woche mal den Chat auf ihrer Homepage benutzt. Dabei stellte sich zum einen heraus, dass sie es tatsächlich nicht möchten (obwohl alles an die gleiche Adresse geht!), wenn man Lieferungen zusammenpackt. Komisch, aber okay. Zum anderen scheint die Ware mitunter von unterschiedlichen Quellen zu kommen, weshalb dann auch die Rücksendung aufgeteilt und verteilt bearbeitet wird. Deswegen wohl die Verzögerung. Nach ca. drei Wochen war aber alles bearbeitet und das Geld zurück auf meinem Konto. Insofern nur eine etwas komische Sache, weil ich vermutlich etwas zu ungeduldig war. Aber definitiv kein Grund nicht erneut dort zu bestellen.

Epilog

Bleiben zum Schluss noch zwei Sachen festzuhalten:

  • Informiert euch vor dem Kauf ausführlich. Egal wie professionell der Auftritt des Onlineshops sein mag, er kann trotzdem unseriös sein. Und das nicht nur am Anfang der Kette (=Erhalt der Ware), sondern eben auch mal am Ende (=Abwicklung von Rücksendungen und Reklamationen).
  • Kennt eure Rechte und nutzt sie. Keine falsche Scheu oder übermäßigen Respekt. Zumindest innerhalb von Europa seid ihr normalerweise am stärkeren Hebel und es ist am Ende des Tages eine rein geschäftliche Transaktion. Euer Gegenüber ist nicht euer Freund, egal wie sehr er es auch tut. Das haben die ganzen Konsolenfanboys bis heute nicht verstanden.

Und ich gebe zu, dass dieser Eintrag definitiv länger geworden ist als ich erwartet hatte. Aber laut Lysanda passiert mir das öfters :smile: (Anm. v. Lysanda: “Öfters”? Immer!).

Steams Alterskennzeichnung

Valve hat – notgedrungen – Anfang des Monats mal wieder eine Bombe fallen lassen. Gut, es war abzusehen. Schließlich entspricht der Steam-Shop in so einigen Punkten nicht den Vorgaben des deutschen Jugendschutzgesetzes. Und vielleicht kommt ganz am Ende dann auch endlich mal eine anständige Altersprüfung (ich gebe die Hoffnung noch nicht auf…). Doch kurzfristig wird das Ergebnis für uns Deutsche höchstwahrscheinlich sein, dass ein signifikanter Teil der Spiele auf Steam nicht mehr für uns verfügbar ist. Bei den (angeblichen) Porno-Spielen ist das ja schon vor längerem passiert. Jetzt geht es quasi dem Rest an den Kragen.

Es geht um die Alterskennzeichnung der Titel auf Steam. Logischerweise wird nicht jeder popelige Indie-Titel aus Taiwan bei der USK vorstellig, um sich eine offizielle Einstufung abzuholen. Schon allein, weil es Geld kostet. Entsprechend haben zahlreiche der mittlerweile mehreren zehntausend Spiele auf der Plattform keine. Theoretisch wären sie nach JuSchG somit automatisch “ab 18 Jahren” freigegeben und würden so einigen Beschränkungen unterliegen. Das hat Valve aber bislang nicht wirklich interessiert. Doch der Druck durch die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz wuchs schon vor längerer Zeit. Entsprechend wurde als eine Art Kompromiss Anfang 2020 ein (verpflichtender!) Fragebogen für alle Entwickler gebaut, der am Ende eine Selbsteinstufung (ähnlich wie bei PEGI oder ESRB) ausspuckt. Das ist technisch gesehen nicht komplett gleichwertig zu einer richtigen USK-Bewertung, da dort ja Dritte die Prüfung durchführen. Aber offensichtlich sind die Damen und Herren bei der BZKJ nicht ganz auf den Kopf gefallen und sehen das System (derzeit) als ausreichend an. Entsprechend habt ihr sicherlich bei neueren Titeln schon das eher funktional gestaltete Symbol auf den Steam-Produktseiten entdeckt.

Offen war jedoch bislang die Frage, ob diese Kennzeichnung auch für ältere Titel notwendig ist. Die Antwort liegt nun offensichtlich vor und lautet konsequenterweise “Ja”. Selbst die vor Januar 2020 auf Steam veröffentlichten Spiele benötigen im Minimum diese Alterskennzeichnung. Entsprechend fordert Valve nun alle Entwickler auf für alle ihre Spiele ihren Fragenbogen auszufüllen, wenn es noch nicht passiert ist. Soweit so gut und logisch, könnte man sagen. Was ist also das Problem? Nun, ganz einfach: Was ist, wenn der Entwickler aus diversen Gründen den Fragebogen nicht ausfüllt? Diese Frage beantwortet Valve derzeit nicht. Aber die Erfahrung mit den Pornospielchen zeigt wohin die Richtung vermutlich gehen wird: Kurzer Prozess in Form der Aktivierung unserer “geliebten” Ländersperre für diese Titel. Nicht gerade freudige Aussichten also – zumindest solange Valve nicht signalisiert endlich eine JuSchG-konforme Altersprüfung einzubauen. Warum ist das so schwer für diesen Verein, der jeden Monat mehrere Millionen Dollar aufs Konto bekommt?!

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