Normalerweise bin ich jetzt nicht so einer, der vor dem Rechner hockt und sehnsüchtig darauf wartet, dass Steam endlich ein Spiel freischaltet. Aber vorgestern habe tatsächlich auch ich gespannt um 19 Uhr in Steam “F5” gedrückt (also nicht tatsächlich aber ihr wisst was ich meine) und darauf gewartet, dass The Binding of Isaac: Rebirth endlich freigeschaltet wird. Am Ende dauerte es zwar bis 20 Uhr aber gut, egal.
Dass ich sehnsüchtig gewartet habe, ist aber auch kein Wunder, schließlich habe ich in das Original (plus DLC) gut 27 Stunden versenkt und es auch 2011 mit dem NOCA für die Beste Ablenkung für Zwischendurch des Jahres gekürt. Das hat bislang sonst noch kein Vertreter dieses Genres geschafft. Ja, auch FTL: Faster Than Light nicht. Dabei hatte Rogue-like durchaus seine Probleme. Das größte: Er wurde mit Flash entwickelt und entsprechend war auch die Performance. Allerdings war wohl nicht nur ich damit unzufrieden, auch Edmund McMillen, der Erfinder, war dadurch sehr stark eingeschränkt. Mit The Binding of Isaac: Rebirth ist das nun anders. Somit lässt es sich am besten als eine Art Enhanced Edition oder Director’s Cut bezeichnen.
Das Spiel
Das grundlegende Spiel ist im Vergleich zum Original vollkommen unverändert. Erneut schlüpft ihr in die Rolle des kleinen Isaacs (oder seinen Freunden, soweit ihr sie freigeschaltet habt) und springt auf der Flucht nach eurer gläubigen Mutter in den zufallsgenerierten Keller hinunter. Gott hat ihr nämlich gesagt, dass sie euch umbringen soll. Leider rennt euch Mutter nicht nur nach, der Keller und alles was noch so darunter kommt wimmeln auch nur so von Monstern. In einer Art isometrischen Ansicht und dieses Mal wesentlich größeren Objekten (es passt aber standardmäßig weiterhin ein Raum auf einen Bildschirm) macht ihr euch also auf den Boss des jeweiligen Levels zu finden und euch immer und immer tiefer hinab zu arbeiten in der Hoffnung irgendwo wieder Lebend rauszukommen.
Auf dem Weg durch das Labyrinth sammelt ihr alles Mögliche an Zeug auf, das euch meistens hilft, ab und zu aber eure Werte auch verschlechtert oder euch (Stichwort Teleporterpillen) irgendwo hinversetzt, wo ihr gerade eigentlich nicht hinwolltet. Eure Hauptwaffe sind dabei eure Tränen. Diese werden durch diverse Gegenstände in Reichweite, Geschwindigkeit und Stärke verbessert oder bekommen Spezialfähigkeiten. Außerdem findet ihr Bomben, die aber hauptsächlich dazu dienen Gestein wegzusprengen, um an Geld oder Gegenstände zu kommen oder geheime Räume zu entdecken und weniger um den Boss am Ende jedes Levels zu besiegen.
Die Änderungen
So viel also zu den Grundlagen. Was hat sich also mit The Binding of Isaac: Rebirth getan? Nun, die neue Grafikengine hatte ich ja schon erwähnt. Das Spiel hat jetzt einen 16bit-Look (ist aber trotzdem sehr nah am Original dran) und läuft butterweich. Leider wurden auch alle Soundeffekte und, was mir am wenigsten gefällt, der Soundtrack überarbeitet. Das Werk von Danny Baranowsky mit seinem leichten 8-Bit-Touch war (und ist) einfach etwas Besonderes, dass einen hier und da schon von sich aus die Haare zu Berge stehen ließ. Was Matthias Bossi und Jon Evans hingegen produziert haben klingt irgendwie wie 08/15-Elektronik/Rock und bleibt mir überhaupt nicht in Erinnerung. Vielleicht wird es besser, wenn ich ihn dann außerhalb des Spiels mal gehört habe. Aber aktuell gefällt er mir nicht so wirklich wenngleich hier und da die Melodien von Baranowsky zumindest anklingen.
Spielerisch sind hingegen wohl zwei Neuerungen wichtig: Zum einen gibt es jetzt einen (lokalen) Koop-Modus. Auf Knopfdruck klingt sich ein weiterer Spieler ein, Spieler 1 verliert ein paar Herzen und schon wird gemeinsam gemordet. Zum anderen gibt es nun eine Speicherfunktion. Allerdings kein freies Speichern. Das würde ja einem Rogue-like wiedersprechen. Nein, die Speicherfunktion erlaubt es euch ausschließlich eine Session einfach mittendrin zu beenden und später wieder fortzusetzen. Kann durchaus praktisch sein, obwohl ich das Gefühl habe, dass eine Runde The Binding of Isaac: Rebirth schneller vorbei ist als im Original (wo man je nach Gründlichkeit schon einmal 1 bis 1/2 Stunden brauchte bis zum finalen Boss). McMullen hat auch selbst gesagt, dass er ein zügigeres Spielerlebnis und dafür wesentlich mehr Neustarts möchte. Wenig verwunderlich also, dass bestimmte Achievements/Belohnungen nun nur freigeschaltet werden, wenn ihr die Levels in einer vorgegebenen Zeit schafft (die ihr aber nicht kennt).
Auch habe ich nach meine ersten paar Durchgängen ein wenig das Gefühl, dass das Spiel etwas einfacher geworden ist und zwar auch auf dem neuen Schwierigkeitsgrad “Hart”. Ich habe bereits im zweiten Durchlauf geschafft Mutter zu besiegen (zur Erinnerung: 27 Spielstunden im Original aber nur 6mal das Ende gesehen!). Wobei dieser dann doch eher dem Niveau des Vorgängers entspricht und “Normal” der neue, für die n00bs ist . Die freuen sich hingegen darüber, dass nun ALLE Gegenstände im Spiel mit einer etwas klareren Beschreibung ausgestattet sind. Ganz vorbei sind die Zeiten zwar nicht, wo ihr überhaupt nicht wusstet was das Trinket A machte. Aber die Erklärungen im Spiel sind bei weitem nicht mehr so kryptisch wie damals, wo man wirklich überhaupt nicht wusste was eigentlich was ist. Gleichzeitig wurde die Balance einiger besonders harten/unfairen Bosse und Gegner angepasst.
Außerdem interessant ist die Möglichkeit sich die zufallsgenerierte Welt eines Kumpels reinzuladen. Sprich es gibt jetzt ähnlich wie in Minecraft sogenannte Seeds, die immer gleich sind. Das ist natürlich vor allem für Speedrunner wichtig.
Der Umfang
Inhaltlich erwartet euch haufenweise Zeugs. Zu den aus dem Original und den DLC bekannten Sachen sind nochmal tonnenweise dazu gekommen. 160 neue Gegenstände erwarten euch und damit mittlerweile über 450 Stück. Darunter auch sechs neue sogenannte Pick Ups, also Sachen, die nicht auf einem Podest liegen, sondern auf dem Boden. Beispielsweise eine neue Art von Herz. Das ist ganz schwarz und wenn es aufgebraucht wird, werden alle Gegner im Raum getötet. Ob das auch für Bosse gilt konnte ich bislang noch nicht testen (bin halt einfach zu gut ). Außerdem gibt es drei neue spielbare Charaktere zum freischalten, was die Anzahl auf 10 erhöht sowie haufenweise neue Gegner (jetzt über 100) und Bosse (jetzt über 50). Wobei auch die alten wie oben erwähnt durchaus sowohl ein grafisches wie spielerisches Redesign erhalten haben. Veteranen müssen aber keine Angst haben sich plötzlich nicht mehr zurechtzufinden. So viel anders ist es nun doch wieder nicht.
Gleichzeitig gibt es einige neue Räume und alte wurden überarbeitet. Beispielsweise einen, den ihr mit zwei Schlüssel aufmachen müsst und in dem entsprechend viel Wertvolles wartet (oder einer der neuen Bosse). Shops lassen sich hingegen nun upgraden (für alle weiteren Runs) und die Glücksspielmaschinen wurden überarbeitet. Angeblich explodieren sie nun schneller, geben aber dafür auch öfters was Sinnvolles. Am Wichtigsten in Sachen Räumen ist aber wohl, dass es nun auch welche gibt, die über mehrere Bildschirme gehen. Also wo das Bild dann scrollt. Gibt’s in allen möglichen Varianten. Vierecke, lange und kurze Linien, Ecken und so weiter. Sehr cool und auch eine neue Herausforderung logischerweise, weil ihr nun nicht mehr auf den ersten Blick seht, was euch alles so hier erwartet. Der normale Kapitelaufbau und -ablauf ist hingegen grundsätzlich gleich geblieben (Untergeschoss/Keller -> Höhlen/Katakomben -> Die Tiefen/Necropolis -> Die Gebärmutter/Die Gebärmutter Variante 2). Nur das Endgame (Sheol, die Kathedrale und die Kiste) wurde wohl grundsätzlich überarbeitet.
Und wer Lust auf spezielle Herausforderungen hat, den erwarten 20 neue Challenges mit logischerweise jeweils unterschiedlichen Startbedingungen. So gibt es eine Variante, wo der komplette Dungeon abgedunkelt ist und ihr quasi nur die Hand vor den Augen seht.
Beim Christoph meint: Wer das Original nicht mochte, der wird sicherlich auch mit The Binding of Isaac: Rebirth nicht glücklich werden. Dafür hat sich unter der Haube zu wenig geändert. Es sei denn euer Kritikpunkt war die Technik, dann steht dem gelungenen Spielerlebnis bei 60fps definitiv nichts mehr im Wege. Alle anderen sowie natürlich Veteranen können hingegen bedenkenlos zugreifen. Die Kritikpunkte halten sich in Grenzen (im Prinzip nur der neue Soundtrack und einige der neuen Soundeffekte) stattdessen erwarten euch extrem viele neue Herausforderungen, die frischen Wind durch Mutters Beine wehen und nicht nur wieder die typische Rogue-like-Faszination wecken, sondern nun bei jedem Neustart noch stärker anders sind. Nach 25 Stunden hatte ich im Original dann doch so langsam mal alles gesehen was es so gibt.
Oder in kurz: Wer Rogue-likes mag und nicht vom durchaus etwas kontroversen Setting inklusive der nicht gerade kinderfreundlichen Darstellung abgestoßen wird, hat jetzt absolut keinen Grund mehr es nicht zu kaufen!
Und damit verabschiede ich mich bis Montag. Wenn alles klappt, dann habe ich in spätestens 16 Stunden wieder schnelles Internet und entsprechend werde ich am Wochenende auf jeden Fall ein Video aufzeichnen. Ob es schon eine neue Folge Christoph spielt wird oder doch etwas anderes, das weiß ich derzeit aber noch nicht.