DLCs waren ja bereits ein Stück weit ein Motivationskiller als es damit anfing diese schon teilweise lange vor Release detailliert anzukündigen. Warum soll ich einen Titel heute spielen, wenn in den nächsten Monaten noch zusätzliche Inhalte erscheinen, die potentiell das Spielerlebnis noch weiter vertiefen und verbessern? Da warte ich doch bis die Entwickler endlich alles gemacht haben, was sie machen wollen und erlebe dann alles auf einmal und komplett. Und natürlich mit dem zusätzlichen Bonus, dass ich auch noch weniger bezahle und der jeweilige Titel fehlerfreier ist als zu Release.
Mittlerweile ist die Situation noch schlimmer geworden. Egal ob es “Enhanced Edition”, “Director’s Cut”, “Definitive Edition” oder irgendwie anders genannt wird – was mit CD Project RED und The Witcher seinen Anfang nahm, ist nun im Mainstream angekommen. Immer mehr Entwickler entdecken den Re-Release als Chance für sich ihrer ursprünglichen Vision noch näher zu kommen (Divinity: Original Sin), grundlegende Fehler und Unzulänglichkeiten auszubügeln (Wasteland 2) und gleichzeitig entweder noch mehr Geld zu verdienen oder vielleicht im zweiten Versuch endlich Erfolg zu haben (Dex). Wobei man fairerweise sagen muss: Die meisten dieser erweiterten Fassungen sind für Erstkäufer kostenlos, was definitiv zu begrüßen und lobenswert ist. Nur in sehr wenigen Fällen werden sie noch einmal (meist zum reduzierten Preis) zur Kasse gebeten (Dark Souls II).
Ist doch alles super!
Kostenlos für Erstkäufer? Wie kann ich da nur was dran auszusetzen haben? Wer beim ersten Mal nicht zugeschlagen hat, bekommt gleich das beste Spielerlebnis und alle anderen, die es von Anfang an unterstützt haben, kriegen oftmals ein zweites weil gefühlt komplett anderes Spiel umsonst. Und ja, es ist auch genial, dass die Entwickler ihren Titel nicht einfach links liegen lassen bzw. nur die nötigsten Probleme rauspatchen. Stattdessen werden die Dinge anständig angegangen und kein Stein auf dem alten gelassen, um das bestmögliche Spielerlebnis zu schaffen.
Was selbstverständlich jetzt nicht bedeutet, dass die erste Version nicht unter den gegebenen Umständen das bestmögliche Spielerlebnis war. Divinity: Original Sin hatte zwar seine Ecken und Kanten, war aber trotzdem das Rollenspiel des Jahres 2014 wenn nicht sogar des aktuellen Jahrzehnts (Zitatquelle benötigt). Aber Zeit und Geld sind nun einmal endlich Ressourcen. Da muss entsprechend irgendwo die Schere angesetzt werden, wenn man nicht Blizzard, Nintendo oder Jonathan Blow heißt (der aber mittlerweile auch pleite ist, weil er schon so lange an The Witness werkelt – am 26.01.2016 ist es endlich soweit!). Und besser als Early Access ist es allemal, schließlich haben die Spieler schon was halbwegs Anständiges in der Hand während sie auf die “echte” finale Version warten (von der sie zu dem Zeitpunkt auch noch nichts wissen). Zumal es wie früher bei den Addons anfangs gar nicht bekannt ist, dass so eine Version kommen wird.
Damals
“Addons” sind auch ein gutes Stichwort. Es stellt sich berechtigterweise die Frage, was mit dem klassischen Addon ist. Dem Zusatzpaket, das früher bei erfolgreichen Titeln nachgeschoben wurde und auch schon dort mitunter das Hauptspiel überarbeitete/verbesserte. Bestes und vorbildlichstes Beispiel ist dafür übrigens immer noch Gothic II: Die Nacht des Raben. So ein geniales Spielsche…müsste ich definitiv mal wieder rausholen und durchspielen. Hach ja *in Erinnerungen schwelg*. Aber ich schweife ab. Addons/Addins unterscheiden sich von DLCs ja nur dadurch, dass sie eben nicht vorher angekündigt waren und eben alles auf einmal kam. Dafür halt meist erst ein oder zwei Jahre später. DLCs sind dagegen der schnelle Fix und das über mehrere Monate verteilt.
Deswegen mochte ich allerdings die alte Arte des Expansion Packs viel lieber. Da hatte ich Zeit mich durch das Spiel durchzuarbeiten und konnte mich dann anschließend freuen mit reichlich Abstand es noch einmal zu tun oder zumindest durch die Zusatzinhalte. Und das ist auch schlicht mein Problem mit dem aktuellen Trend. Ich weiß “#FirstWorldProblems”, aber ihr seid hier beim Christoph. Hier reden wir doch bekanntlich nur über sowas .
Der Kern der Sache
So sehr ich mich auf die Enhanced Edition von Divinity: Original Sin freue und so super die neuen und überarbeiteten Features auch klingen: So richtig Lust darauf schon wieder 70 Stunden darin zu versenken habe ich noch nicht wirklich (gilt allerdings auch für Teil 2 – der aber ja auch noch einige Zeit auf sich warten lässt). Gleichzeitig habe ich keinerlei Bedürfnis die anderen Titel noch weiter zu spielen, bei denen jetzt schon bekannt ist, dass in ein paar Monaten eine verbesserte Version kommt.
Mal ganz abgesehen von meiner weiterhin fehlenden Motivation überhaupt etwas großartig zu spielen. Wobei der Release der Enhanced Version von Risen 3: Titan Lords tatsächlich dazu geführt hat, dass ich es jetzt wieder weiterspiele. Entsprechend hatte die Veröffentlichung tatsächlich etwas Gutes. Aber das geht halt nur bei den wenigsten dieser Editionen (Two Worlds II war noch so ein positives Beispiel). Die meisten zwingen einen (aus durchaus nachvollziehbaren Gründen versteht sich) wieder von vorne zu starten. Warum soll ich mich also weiter mit einem suboptimalen Spielerlebnis abgeben (wenn es perfekt wäre, wäre keine Überarbeitung notwendig). Zurück in den Schrank oder bereits im (virtuellen) Ladenregal stehen gelassen heißt entsprechend die Devise. Und wie sage ich immer so schön? Das ist schade.
Andererseits bin ich bekanntlich nicht die Norm was mein Spieleverhalten angeht. Vor allem die Hardcorefans sind sicherlich sofort wieder bereit noch einmal von vorne zu starten und freuen sich darauf die gleiche Geschichte noch einmal in anders zu erleben. Ich bin entsprechend gespannt auf eure Meinung dazu (muss ja nicht immer nur im Donnerstagseintrag sein).
PS: Ach und mich nervt auch noch, dass dadurch die Spieltitel so ewig lang werden, wie man an den Screenshot-Untertiteln sehen kann…