Review
Spiele zu Filmen sind in den meisten Fällen fast genauso schlimm wie Spiele zu Fernsehserien. Nun ist ein Spiel erschienen das eine Ausnahme macht. Gemeint ist Die Hard: Nakatomi Plaza. "Stirb Langsam" nennt sich der zugehörige Film und jeder sollte zumindest schon davon gehört haben.
Hi, I'm John McClane!
Die Story ist schnell erzählt: An Weihnachten will John McClane seine Frau besuchen, die sich bei ihrem Arbeitgeber (Nakatomi Corp.) auf einer Weihnachtsfeier befindet. Kaum angekommen, kommt es wie es kommen muss: Der Cop muss eine extra Feiertagsschicht einlegen. Terroristen haben nämlich die Weihnachtsgesellschaft als Geiseln genommen und wollen den hauseigenen Tresor ausrauben. Da sich McClane das nicht gefallen lassen kann, sagt er den Terroristen den Kampf an.
Ab hier beginnt im Prinzip das Spiel. Im Prinzip deshalb weil man vorher noch die Ehre hat und wie im Film am Computer den Aufenthaltsort seiner Frau bestimmen muss und dann zum Aufzug läuft. Die Story wird im ganzen Spiel durch In-Game Zwischensequenzen erzählt die sehr gut gelungen sind und sich am Original orientieren.
Now, I've got a machine gun!
Wie im Film steht man zu Beginn nur mit einer Pistole bewaffnet im Badezimmer und muss sich an einigen Terroristen vorbei ins Treppenhaus schleichen. Am Anfang ist die Handlung noch sehr an den Film angelehnt und z.B. den armen Terroristen aus dem Fenster werfen, Karl's Bruder töten (Stilecht mit Leiche im Fahrstuhl), das untere Stockwerk sprengen uvm.. Nach und nach weicht dann die Story ein wenig von der Originalvorlage ab. So sind einige Bomben zu entschärfen, Zivilisten zu retten oder im Parkhaus die Limousine vor den Terroristen zu beschützen.
Dabei stößt man auf viele Arten von Waffen und einigen Hilfsmitteln. Von Anfang an dabei sind die Pistole und die Polizeimarke. Letztere kommt zum Einsatz um Zivilisten gesprächsbereit zu machen oder um den SWAT-Einheiten, die später im Spiel das Gebäude stürmen, zu zeigen das man ein Freund ist, da diese schneller Abdrücken als das man "Schweinebacke" sagen kann.
Schon im 2. Level dann findet man das Funkgerät und ein Zippofeuerzeug. Mithilfe des Funkgeräts bleibt man mit Powell (dem Polizisten) in Kontakt oder hört Gespräche der Terroristen mit.
Das Feuerzeug hingen bringt Licht in dunkle Ecken und ist, vor allem nachdem das FBI den Strom abgestellt hat, sehr nützlich. Es hat allerdings den Nachteil das man gleichzeitig nur die Pistole mitbenutzen kann. Nach dem ersten getöteten Gegner findet man dann auch schon die Standardwaffe im Spiel: die Submachine Gun
Fast jeder Terrorist im Gebäude benutzt sie und deshalb ist auch immer genug Munition vorhanden. Im weiteren Spielverlauf findet man dann noch ein M60, eine M16, eine Steyr Aug und Flashbangs, allerdings kommen sie durch die Dominanz der Submachine Gun sehr selten zum Einsatz.
KI, wos'n des?
Im ganzen Haus finden sich massenweise Terroristen die das komische Bedürfnis haben, immer auf John zu schießen. Dabei gehen sie manchmal hinter Kisten, Tonnen oder ähnlichem in Deckung und lehnen sich zum schießen heraus. Leider ist es jedoch eher der Normalfall das der Gegner entweder stehen bleibt oder auf einen zu rennt und somit zum Kanonenfutter verdammt wird, da die Zielfähigkeiten der KI stellenweise tief im Programmcode verschwunden ist. So kann John einige Magazine lang einem Gegner gegenüber stehen und keiner landet einen Treffer. Da die Gegner aber meist zu zweit oder dritt auftauchen, fällt diese Schwäche nicht weiter auf. Auch die SWAT-Einheiten haben nicht gerade viel Intelligenz abbekommen. In 99% aller Fälle schießen sie McClane gnadenlos über den Haufen auch wenn dieser sein Abzeichen hochhält. In 1% hören die Einheiten für ein paar Sekunden auf oder gehen sogar ein Stück zurück und fangen dann doch wieder das schießen an. An diesen Stellen ist es meist am Besten einfach schnell weiterzugehen.
Zu Beginn hält man sich oft in Aufzugschächten und Kellerräumen auf. Hier fallen die Schwächen der Lithtech-Engine am meisten auf, da hier alles in vollkommen trostlosen Grau gehalten ist und die Texturen einseitig wirken. Die Levels in diesem Teil tragen ihren Teil zur Spielspaßhämmung bei. Da kommt man in einen Level der neu scheint aber nach ein paar Metern stellt man dann fest, moment da war ich doch schon einmal nur die Wände und Türen sehen anders aus. Auch die Gegner und Zivilisten gewinnen keinen Schönheitswettbewerb. Das die LithTech-Engine dann doch ein bisschen was kann, sieht man später in den Büroräumen. Herrlich aussehende Marmorwände, Holzböden und schön anzusehende Türrahmen begrüßen den Spieler.
Apropos Tür: Eine weitere Schwäche im Leveldesign sind die vielen unechten Türen in jedem Level, diese machen das sowieso schon linearen Shooter noch geradliniger, da man immer nur die echte Tür, die sich öffnen lässt, finden muss.
Gag, komm raus du bist umzingelt!
Das Jokepotenzial des Films wurde voll ausgereizt und um einige gelungene Gags bereichert. So sagt McClane, wenn er am Stromkasten den falschen Draht durchschneidet: "Wau, ich fühl mich wie ein Weihnachtsbaum" oder wirft den Terroristen schon einmal ein bekanntes "Schweinebacke" entgegen. Dann gibt es viele lustige Zettel an den Wänden oder Computerbildschirmen auf denen Sachen wie ">Print "Hallo Welt" oder ">Start solitare.exe" zu lesen. Dies alles sorgt für eine angenehme Abwechslung, da Rätsel oder eine andere Art von Abwechslung so gut wie gar nicht vorkommt.
Während des ganzen Spiels überkommen dem Kenner des Films viele Déja-Vu-Erlebnise, allerdings gibt es auch einige unlogische Stellen. So steht man plötzlich ohne Schuhe da und weiß nicht warum und auch die Levelübergänge schließen nicht direkt aneinander an. Man startet immer ein gutes Stück vom alten Level entfernt.
Fazit
Ich finde das das Game wirklich die beste Filmumsetzung ist, die ich je gespielt habe und man deshalb getrost über die teils groben Schnitzer im Aussehen oder im GamePlay hinwegsehen kann. Wer allerdings "Stirb Langsam" nicht kennt oder nicht mag, der sollte vielleicht die Finger davon lassen oder erst die Demo antesten. Fans können auf die obligatorische Spielspaßwertung getrost noch etwas draufschlagen. [CH]
(Veröffentlicht 2002 bei mthN.de)