Preview
Der Name Duke Nukem Forever taugt schon lange nur noch als Witz, weil es schon seit sehr langer Zeit in Entwicklung ist. Aber 3D Realms hatte noch ein anderes Spiel in der Pipeline das noch im letzten Jahrtausend begonnen wurde: Prey. Ihm war allerdings zum Glück der zweifelhafte Bekanntheitsgrad von DNF nicht gegönnt und so hat sich niemand wirklich darum gekümmert. Selbst als letztes Jahr auf der E³ dann erstmals das Projekt wieder an die Öffentlichkeit trat, wurde es von den meisten nur ignoriert. 'Sieht viel zu sehr aus wie Doom³.' war wohl das meiste Argument dafür. Aber dies hat sich nun schlagartig geändert, denn die Demo wurde letzte Woche veröffentlicht. Sie bietet rund 45 bis 60 Minuten Spielzeit und ist der komplette, ungekürzte Anfang des Spiels. Das Savegame aus der Demo könne sogar in der Vollversion weiter verwendet werden. Zusätzlich sind auch noch 2 Multiplayer-Karten enthalten aber dazu später mehr.
Indianer!
Man spielt Tommy. Tommy ist ein Cherokee-Indianer. Allerdings ist er nicht sehr glücklich darüber. Er hat in der US Army gedient und sehnt sich zurück in die Zivilisation. Aber seine Freundin will nicht mit ihm weg (Frauen halt...). Außerdem hält er, zum Ärger seines Großvaters Enisi, absolut gar nichts vom Indianischen Glauben an Manitu & Co. Das alles soll sich allerdings in dieser Nacht ändern. Auf der Toilette der örtlichen Bar, in der Jen arbeitet, redet sich Tommy nochmals Mut zu um sie doch endlich zu überreden mit ihm zu kommen. Auf dem Weg zurück begegnet ihm dann sein Großvater der ihn ein weiteres Mal auf die Notwendigkeit der spirituellen Macht hinweist. Vor allem heute Nacht wäre dies ganz wichtig. Nachdem Tommy dann noch ein paar Bargästen freundlich erklärt hat, das er es nicht mag, wenn man seine Freundin dumm anmacht, geschieht das Unglaubliche: Aliens beamen die komplette Bar mit allem drum und dran in ihr Raumschiff. Auf dem Schiff angekommen, finden sich Tommy, Jen und Enisi auf einem Transportband wieder, denn die Aliens mögen Frischfleisch. Allerdings scheinen Ihre Produktionsanlagen nicht perfekt zu sein. Überall findet man nicht nur verwirrte und verängstigte Menschen, sondern auch welche die noch alle Tassen im Schrank haben und Tommy helfen. Als das Transportband nun an einem 180°-Dreh ankommt, legt einer dieser zweifelhaften Freunde einen Sprengsatz und befreit Tommy. Tommys Ziel ist von nun an klar: Befreie Jen und Enisi. Da Tommy allerdings schon bald mitansehen muss wie sein Großvater in der Fleischwiederverwertungsanlage landet - übrigens eine der brutalsten Maschinen, die man seit dem Processing Plant in Quake 2 gesehen hat - bleibt nur noch Jen und der Rest der Gefangenen übrig die Tommy befreien kann. Also nimmt er seine Rohrzange fest in die Hand und begibt sich tiefer in die fremde Umgebung.
*kotz*
Wem schon bei Doom³ übel wurde, dem dürfte Prey ganz und gar nicht gefallen. Im Gegensatz zu Doom³, wo nur Teil der Inneneinrichtung im späteren Spielverlauf organisch waren, ist das Alienschiff fast zu 75% aus Fleisch. Es ist sozusagen ein lebender Organismus. Dies stellt Tommy auch selbst schon früh fest als ihn das Raumschiff direkt anspricht. Überall schauen Tentakel aus dem Boden oder sind Öffnungen an der Wand aus denen in gewissen Abständen Exkremente und Extremitäten von verdauten Menschen herausfließen. Auch sonst ist der Blut- und Schleimfluss nicht gerade wenig. Aber das Raumschiff hat noch eine Besonderheit, die nicht nur Tommy, sondern auch seekranke Spieler zur Toilette rennen lässt: eine eigene Gravitation. Es gibt Sektionen im Schiff in denen man mit dem Schuss auf einen Schalter die Gravitation komplett oder teilweise umdrehen kann. Ein Beispiel gefällig? Hat sich ein Berg Fleisch den Weg aus dem Boden gesucht und versperrt euch den Weg? Kein Problem: Schalter angeschossen und Schwups läuft man auf der Decke. Außerdem verlaufen überall Gravitationsbahnen. Diese leuchtenden Wege lassen es zu, das man an der Decke entlang wandert und so an Stellen gelangt und aus Winkeln kämpfen kann die ansonsten unerreichbar wären. Natürlich wissen auch die Gegner davon.
Zu Beginn des Spiels ist Tommy nur mit einer Rohrzange bewaffnet und kämpft nur gegen sogenannte "Hounds". Das sind gefräßige Fleischwanzen die entfernt an Hühner mit spitzen Zähnen erinnern - ohne die Federn. Aber schon bald taucht der erste Hunter auf. Hunter sind normale Aliens die zum Wachdienst verdammt wurden. Sie müssen dafür sorgen das die Menschen, die dem Tod oder der Umwandlung zum Mutanten entgangen sind, gefunden und entsorgt werden. Tommy hat da natürlich etwas dagegen und tötet den Hunter. Dadurch gelangt er zu seiner ersten Waffe. Diese verschießt im Standard-Modus Energiebolzen und dient auch als Scharfschützengewehr. Später gesellt sich noch eine Multifunktionswaffe hinzu, die je nach Aufladung z.B. Blitze verschießt oder die Gegner in Eis einfriert. Außerdem gibt es eine Art Säurepistole. Diese verschießt einen Bolzen voller Säure, der beim Auftreffen sein tödliches Gut durch die Gegend spritzt. Als letzte, bislang bekannte, Waffe dient eine Art außerirdisches Maschinengewehr das Granaten verschießen kann. Apropos Granaten: Auf dem Raumschiff laufen eine Art dreibeinige Krebse herum. Diese haben sehr explosive Beine. Tommy kann sie aufsammeln und die einzelnen Beine ausreißen die dann bei Einschlag detonieren oder den ganzen Krebs werfen der sich dann bei Feindkontakt in die Luft sprengt.
*duck*
Die KI versucht zwar in Deckung zu gehen und führt auch schon mal einen Rückzug durch aber durch die engen Gänge und kleinen Räume des Schiffes hat sie nicht viel Möglichkeit zu agieren. Aber sie nutzt auch die Gravitationsbahnen zu ihrem Vorteil und beschießt Tommy aus unmöglichen Winkeln. Außerdem haben die Gegner oft die Angewohnheit aus Portalen, die sich plötzlich vor Tommy öffnen, zu erscheinen. Die Portale sind dabei, das faszinierendste Feature an Prey. Die Portale erlauben es Tommy und den Gegnern an eine völlig andere Stelle des Schiffs zu gelangen ohne Ladezeiten. Man geht durch das Portal und ist sofort irgendwo anders. Natürlich kann man vorher sehen, wo man hinkommt was es Tommy aber auch den Gegner ermöglicht zuerst zu schauen ob dort etwas gefährliches ist oder ob man gefahrlos durchgehen kann. Allerdings sorgen diese Portale auch manchmal für lustige Momente, wenn z.B. Tommy in eine Kiste hineinschaut und sich dann auf der anderen Seite sieht, weil der Ausgang genau neben Tommy ist.
Prey lebt sowieso vom Drumherum und den kleinen Details. Wie schon aus Duke Nukem 3D bekannt hat Tommy nicht nur die Möglichkeit allerlei Schabernack schon im Bad zu Beginn zu treiben sondern er kann z.B. in der Bar an 4 verschiedenen Spielautomaten (Black Jack, Draw Poker, Einarmiger Bandit und Runeman [Eine Pac-Man Variante auf Basis des Spiels Rune]) oder die umfangreiche Musikbox durch- und Tommys dumme Kommentare dazu anhören. Aber auch auf dem Schiff gibt es viele Dinge, die man bewundern oder tun kann wie z.B. die bereits erwähnte Fleischwiederverwertungsanlage wieder anschalten und so noch mehr arme Seelen zum Tode verdammen. Apropos Tod: Als Tommy in einen Abgrund stürzt, ruft ihn sein Großvater auf seine spirituelle Ebene und lehrt ihn das Geheimnis des 'Spirit Walk'. Dies hat absolut gar nichts mit Michael Jacksons Moonwalk zu tun, ist aber genauso tödlich. Und zwar erlaubt diese Fähigkeit es Tommy seinen Körper zu verlassen und als Geist mit Pfeil und Bogen die Gegend unsicher zu machen. Dies hat einige Vorteile da man als Geist z.B. Kraftfelder durchfliegen kann. Wenn also ein Kraftfeld Tommys Weg blockiert, geht er einfach als Geist hindurch und schaltet es auf der anderen Seite ab. Natürlich gibt es noch viele weitere Anwendungsmöglichkeiten, aber dies ist dem Spieler selbst überlassen. Ganz wichtig ist die Seelenform allerdings dann, wenn Tommy dann doch einmal der Lebenssaft ausgeht. Dann gelangt Tommys Körper in die Geisterwelt und wird von bösen Seelen angegriffen. Man muss dann als Geist die roten (Tommys Lebenskraft) oder blauen (Spirit Walk Munition) Seelen abschießen um Tommys Lebenskraft wieder aufzufüllen. Allerdings ist dies nicht unbedingt nötig. Man gelangt in jedem Fall wieder zurück zum Sterbezeitpunkt aber wenn man die Chance nicht genutzt hat seine Energie wieder aufzufüllen, lebt man dort vielleicht wieder nicht lange. Im Multiplayer gibt es diese Möglichkeit natürlich nicht aber trotzdem ist der Spirit Walk sinnvoll um an Waffen und Powerups zu kommen die hinter Kraftfeldern gesichert sind. Seinen Körper sollte man aber nicht sehr lange alleine lassen sonst hat man vielleicht keinen mehr.
*sterb*
Die Demo bietet zwei grundverschiedene Multiplayer die man mit bis zu 8 Mann im (Team-)Deathmatch ausprobieren kann. Der erste Level, mit Namen "Salvage Walk", besteht zum größten Teil aus Gravitationsbahnen. Dies bietet eine völlig neue Herausforderung da der Gegner im Prinzip aus jeder möglichen Richtung auftauchen und einen erschießen kann. Aber man gewöhnt sich erstaunlich schnell dran und nutzt seinerseits diese Mittel zu einem Frag. Der zweite Level hingegen ist eine Art verdrehte Welt. Springt man hier irgendwo runter, landet man nicht auf dem Boden der Tatsachen, sondern auf der Seite. Dadurch wird ein völlig neues Gefühl der Verwirrung erzeugt da man sich nie sicher sein kann wo jetzt eigentlich oben oder unten ist, schafft aber natürlich auch dementsprechend eine witzige Spielwiese.
Bombastisch
Grafisch ist Prey dank einer sehr verbesserten Doom³-Engine natürlich Top und kann mit allem mithalten was die aktuelle Ego-Shooter-Auswahl zu bieten hat. Es läuft dabei selbst auf älteren Rechnern sehr flüssig und bietet sehr viel fürs Auge. Erwähnenswert ist hier vor allem, dass Tommy seinen Finger benutzt um Schalter oder Pads zu bedienen und nicht wie der Doom-Marine einen Mauszeiger. Auch Soundtechnisch gibt es nichts zu meckern. Die Waffen klingen zwar anders aber immer glaubhaft, die Umgebungsgeräusche sind ein Mischmasch aus organischen und maschinellen Sounds und überall hört man die Schreie von Menschen. Auch die Synchronisationsstimmen passen wie die Faust aufs Auge zu den Charakteren. Wer auf die deutsche Version gehofft hat wird hier allerdings enttäuscht den das Spiel wird nur mit dt. Untertiteln erscheinen.
Außerdem möchte ich noch ein Feature erwähnen das erst in der Vollversion seine volle Wirkung entfalten wird. Wie auch in SiN Episodes: Emergence, wird Prey im Hintergrund dauernd Statistiken über alles Mögliche führen. Hat man zu Beginn eingestellt, dass das Spiel entsprechend auf das Spielerverhalten reagieren soll, wird das Spiel dann unbemerkt die Gegneranzahl, -stärke und so weiter selbstständig nach oben oder unten regulieren. Außerdem soll in den sporadisch verteilten Munitionsdepots immer Munition für die Waffe lagern, die man momentan am meisten benutzt. In der Demo konnte man aufgrund der begrenzten Waffenanzahl und Spielzeit leider noch nicht testen ob dies wirklich funktioniert.
IMBA
Klar, das Szenario wird nicht jedem zusagen aber Prey ist nicht nur ein Geheimtipp. Ich wage schon jetzt zu behaupten dass es der Sommer-Blockbuster wird. Die Magazine werden es zwar bestimmt nicht höher als Half-Life² bewerten aber Prey bietet genug Innovation und Atmosphäre um sich nicht verstecken zu müssen. Schon allein die Portale (ich möchte wirklich wissen, wie die das machen...) sind nicht nur graphisch der Hammer, sondern auch spielerisch eine Neuerung, die man bislang noch nie gesehen oder erlebt hat. Zusammen mit den Gravitationsbahnen die vor allem dem Multiplayermodus eine völlig neue Dimension geben, wird hier die Latte für Ego-Shooter auf jeden Fall angehoben und jeder Shooterinteressierte sollte zumindest die Demo anschauen. [CH]
(Veröffentlicht am 26.06.2006)