Review
"Schnell Rogue. Du hast nur 60 Sekunden." haucht der sterbende GI in seinem letzten Atemzug seinem Kampfgefährten entgegen. "Ich weiß." antwortet dieser, zieht sein Messer und rammt es seinem Kollegen in den Nacken. Unter Zeitdruck aber mit einer Fingerfertigkeit als würde er dies jeden Tag machen, entfernt er den Biochip vom Rückenmark und setzt ihn in einen dafür vorgesehen Slot an seiner Waffe. "Noch mehr Norts töten." tönt es dann kurze Zeit später aus dem Lautsprecher der Waffe. "Ich bin froh das du da warst, Rogue."
Willkommen auf Nu-Earth. Willkommen in einem Konflikt in dem eigentlich niemand mehr so richtig weiß warum man eigentlich kämpft. Willkommen in der Welt des Rogue Troopers.
Comicumsetzung
Im Kino ist es ja momentan 'In' Comichelden in mehr oder weniger guten Filmen zu vermarkten. Am PC hat sich dieser Trend bislang nicht durchgesetzt. Dort landen nur die Spiele zu den Filmen. Selten echte Spiele zu einem Comic. Rogue Trooper bildet hier eine löbliche Ausnahme. Aber holen wir ersteinmal etwas aus.
Die 5 W's
Rogue Trooper ist ein GI, ein genetisch manipulierter Soldat. Er ist einer von vielen tausend die von den Südlern für den Krieg gegen die Norts im Labor gezüchtet wurden (Anleihen zum Nordstaaten/Südstaaten-Krieg der Amerikaner sind wohl beabsichtigt). Ein Krieg der auf dem Planeten Nu-Earth ausgefochten wird. Ein Planet der eine tötliche Athmosphäre hat. Normale Menschen können ohne Schutzanzug nicht nach draußen gehen und jeder Kontakt mit der giftigen Luft führt fast sofort zum Tode. Die GIs wurden deshalb so modifiziert das sie nicht nur diese Luft atmen können sondern auch noch gegen so gut wie alle anderen bekannten Gifte immun sind. Zusätzlich sind sie von Natur aus wesentlich stärker als jeder normale Soldat. Kurzum, sie sind die fast perfekten Kämpfer. Außerdem bekommen sie bei der Geburts einen Biochip eingepflanzt. Auf diesem wird, im Falle des Todes des Trägers, das Gehirn des GIs gespeichert wird. Ist ein anderer GI in der Nähe kann dieser den Biochip herausschneiden und an Teile seines Equipments anbringen. Fortan ist der tote GI mit dem Gerät verbunden und kann es selbst steuern und darüber kommunizieren. Somit sind die GIs fast unsterblich.
Bei uns ist das Comic praktisch unbekannt, auch ich hatte vorher noch nie davon gehört, allerdings ist Rogue Trooper nicht die erste Umsetzung dieses Themas. Schon Anfang der 90iger erschien ein, Duke Nukem 1 & 2 nicht unähnliches, Spiel mit dem Namen Rogue Trooper. Und schon damals konnte man die Biochips der gefallen Kameraden wiederverwenden, allerdings noch ohne Sprachausgabe. Es war ein solides Spiel aber nichts was man unbedingt kennen muss. Nun wurde von Rebellion der Versuch gewagt das ganze in die dritte Dimension zu transportieren.
Der Spieler wird deshalb in die Haut von einem der GIs gesteckt, der auf den simplen Namen Rogue hört. An Bord eines Raumers bekommen sie eines Tages den Befehl auf Nu-Earth in der Quartz-Zone zu landen und einen massiven Angriff auf die Norts durchzuführen. Mit dabei sind Rogues Teamkollegen Gunnar, Bagman und Helm. Allerdings kommt es anders als alle denken. Schon bei der Landung mit den Kapseln verlieren viele GIs ihr Leben und allen ist klar: die Norts waren Vorgewarnt. Rogue landet also ganz alleine irgendwo in der Pampas und versucht nun sein Team wieder zu sammeln. Das Spiel nutzt hier die Gelegenheit den Spieler mit der grundlegenden Steuerung des Titels vertraut zu machen.
Breite Schultern
Rogue steuert sich aus der Verfolgerperspektive und entweder mit Maus + Tastatur oder mit dem GamePad. Obwohl das Spiel eine Konsolenportierung ist, es ist auch für die Playstation 2 erhältlich, geht die Steuerung selbst mit der Tastatur flott von der Hand. Mit WASD steuert man Rogue durch die Gegend. Mit F schmeißt man Granaten und mit G wählt man den Granatentyp aus. Mit R kann man die Waffe wechseln und mit TAB kommt man ins Inventar. Dort kann man sich die Karte anzeigen lassen und sobald man Bagman gefunden hat Munition herstellen und Upgrades kaufen. Und mit Shift kann man Spezialaktionen ausführen wie einen Schalldämpfer auf die Waffe aufsetzen. Die mächtigste Taste im Spiel ist allerdings im Standartlayout das 'E'. Mit der Aktionstaste 'E' löst man in bestimmten Situationen andere Aktionen aus. Neben dem normalen benutzen, duckt sich Rogue z.B. auf Tastendruck hinter eine Mauer und schießt dann nach einem weiteren Druck blind über die Mauer hinweg.
Nach einer Weile vereint sich dann Rogue mit seinem Kumpel Gunnar. Gunnar ist ein Hitzkopf der am liebsten erst schießt und dann fragt. Dieses Verhalten wird ihm auch kurze Zeit später zum Verhängnis und Rogue kommt in den Besitz seines ersten Biochips den er, passender Weise, in seine Waffe einsetzt. Nun hat man die Möglichkeit Gunnar als stationäres Geschütz einzusetzen um so Gegner abzulenken und dann von hinten mit Kill Moves zu töten. Später kommen dann noch Bagman (Rucksack) und Helm (Helm) hinzu. Bagman sorgt dafür das die Waffe immer nachgeladen wird und produziert, wie schon erwähnt, Munition und Upgrades. Helm hingegen fungiert als Radar und hackt Konsolen und öffnet Türen.
Damit Bagman allerdings Upgrades und Munition herstellen kann brauch er Rohmaterial. Dieses Rohmaterial erhält er entweder von getöteten Feinden oder von Schrotthaufen die ab und zu in der Gegend rumliegen. Außerdem werden mit dem Metall die Extras freigeschaltet. Also sollte man tunlichst alles looten was man findet. Wieviel man findet hängt dabei auch noch von der Spielweise ab. Tötet man die Gegner z.B. lautlos von hinten findet man mehr Material bei ihnen als wenn man im Frontalangriff ein ganzes Magazin verschießt. Das Spiel belohnt einen also für leises und gezieltes Vorgehen obwohl es ganz klar auf Action ausgelegt ist.
Doppelrogue?
Um dieses Ziel zu erreichen stellt einem das Spiel ein paar Hilfsmittel zur Verfügung. Den Schalldämpfer (den man eigentlich immer drauf haben sollte) und der Möglichkeit Gunnar als Geschütz zu verwenden, kann man noch ein Hologram von sich selbst erzeugen und in einem begrenzten Zeitlimit irgendwo abstellen was die Gegner dann logischerweise ablenkt. Und natürlich gibt es div. Waffen. Von der Pistole über das Gewehr mit Scharfschützenmodus zur Shotgun bis hin zum Handfesten Mörser und Raketenwerfer ist eigentlich alles vorhanden was das Herz begehrt.
Während man also im Laufe der Story erst sein Team sammelt und danach auf die Jagd nach dem Verräter geht, bewegt man sich durch abwechslungsreiche aber etwas kantige Level mit vielen verschiedenen Gegnertypen. Vom einfachen Soldat über stationäre Geschütze bis zu fetten Mechs die man nur mit einem Killmove zu erledigen sind. Auch wenn die Grafik nicht wirklich mit Doom 3 & Co. mithalten kann, sieht das Spiel nicht schlecht aus. Die Gegner sind schön animiert, die Charaktere sehen gut aus und auch das Gerumse überall ist ansprechend in Szene gesetzt. Soundtechnisch gibt es auch nichts zu meckern. Die Waffen haben einen klaren Sound, die Stimmen passen zu den Charakteren und die Gegner haben einige Standartsätze drauf die sich nicht sofort wiederholen. Und dadurch das die 3 toten GIs auch untereinander Gespräche führen oder Kommentare zur Situation abgeben, kommt viel Witz in die doch sehr ernste Story. Die Gewalt hält sich allerdings in Grenzen. Zwar rennen die Gegner schreiend durch die Gegend wenn man ihnen ein Loch in den Sauerstofftank schießt und sie wissen das es gleich Bums macht aber Blut oder andere längere Todeskämpfe sind nicht vorhanden.
Alleine? Ne.
Zusätztlich zur Story gibt es natürlich noch einen Multiplayermodus. Momentan besteht dieser nur aus 5 Kartendie man nur gemeinsam angehen kann. Hierbei hat jeder Spieler die Auswahl zwischen Rogue, Helm, Gunnar und Bagman. Helm z.B. kann das Hologramm benutzen während Gunnar unendlich Standartmunition hat. Auf jeder Karte gibt es ein Hauptziel und zwischendurch kleinere Ziele. Auf Progressive Maps muss man z.B. ein bestimmte Location erreichen. Damit etwas mehr Wettkampf untereinander hineinkommt, gibt es für verschiedene Dinge Punkte und Abzüge. Wenn man stirbt bekommt man z.B. 150 Punkte Abzug wohingegen jeder Treffer einen Punkt auf das Konto verzeichnet. Und wenn dann das Team am Ende das Hauptziel erreicht hat, wird abgerechnet. Diesen Modus kann man übrigens auch alleine spielen. Entweder einfach so oder gegen die Zeit - und das ist bei weitem nicht so einfach.
Fazit
Rogue Trooper ist etwas für die Action zwischendurch. Es macht sehr viel Spaß durch die Levels zu gehen und zu versuchen jeden Soldat entweder mit einem Killmove oder zumindest mit einem Headshot wegzublasen um die höchstmögliche Anzahl an Metall zu erhalten. Durch die vorhanden taktischen Möglichkeiten kommt sehr viel Abwechslung in den Alltag obwohl man natürlich, wenn man entsprechend viel Material für Medipacks hat, auch einfach blind durchrennen kann. Allerdings ist das Abschalten des Gehirns bei Rogue Trooper nicht wirklich zu empfehlen. Das Spiel ist auf jedenfall mehr als nur einen kurzen Blick wert. Für Fans des Comics (sollte es den welche geben) ist es natürlich, aus Mangel an Alternativen, Pflicht.
Da ich wie gesagt die Comics nicht kenne, entschuldige ich mich auf diesem Wege nochmals für alle inhaltlichen Fehler :). [CH]
(Veröffentlicht am 05.05.2006)