Strange

Diskussion

Es wird ja in der Branche viel behauptet, das ungewöhnliche Spielkonzepte noch so gut rübergebracht werden können, ein Verkaufsschlager wird es dann doch meist nicht. Leider muss ich dieser Behauptung zustimmen, auch wenn ich der Fraktion angehöre die vor allem die schrägen Sachen liebt. Und genau hier will ich heute ansetzen: Muss man irgendwie ne besondere Anlage haben um ungewöhnliche Spiele zumindest anzutesten? Oder weshalb zockt die Masse lieber den 10000. Klon? Aber dennoch scheint sich ja das ein oder andere durchzusetzen, sonst würden wir ja heute noch Spiele wie vor 20 Jahren zocken.

Ich habe nichts gegen Klone. Wenn die Qualität entsprechend ist warum auch? Da sind die Medien schon heuchlerischer. Natürlich sind Spiele wie Quake 4 mehr so Oldschool aus Gameplay-Sicht aber macht es das Spiel deshalb schlechter? Muss ein Spiel heutzutage am besten alle Genre in sich vereinen und alles Gute gnadenlos aus anderen Spielen rauskopieren? Warum hat DOOM vor 13 Jahren Spaß gemacht (tut es natürlich auch heute noch) aber heute wird ein Spiel dafür verurteilt nur die guten, alten Prinzipien zu nutzen und sie trotzdem gut umzusetzen? Beißt sich das nicht mit dem Willen der Masse? Haben wir nicht eben behauptet, das sie lieber den 10000. Klon will als ne wirkliche Neuerung?

Meine Vermutung ist, das die Masse sich bis zu einem gewissen Punkt zwar von den Medien steuern lässt aber sobald es zu 'ungewöhnlich' wird, springt sie ab. - Die Medien tun das übrigens auch ab und zu - Nehmen wir mal ein ganz aktuelles Beispiel: Rise of Nations: Rise of Legends. Das Spiel hat in allen Magazinen Höchstwertungen kassiert, aber es sieht nicht so aus als würde es sich gut verkaufen. Und das nur weil eine etwas schräge Geschichte im Hintergrund steht und die Einheiten entsprechend schräg ausfallen. Hier bekämpfen sich eben nicht Orks und Menschen oder Terroristen und Amis. Schlimmer wird es ja dann noch mit den echten Außenseitergames wie Darwinia oder Psychonauts. Beide Spiele wurden zumindest in der ausländischen und einem kleinen Teil der nationalen Presse hochgelobt aber die Verkaufszahlen? Bööööh.

Interessant wird hier ob sich Prey durchsetzen wird. Bis die Demo kam, war es wohl den meisten zu Doom³-like und es hat niemanden interessiert. Vielleicht war auch vielen die Vorstellung als Indianer zu spielen nicht angenehm. Zwar hat sich das anscheinend mit der Demo geändert aber es die Freude auch zur Vollversion schwappen wird und Prey zum, verdienten, Blockbuster avonciert - trotz der vielen ungewöhnlichen Features (siehe meinen Ersteindruck)?

Was machen diese falsch? Ich glaube sie sind einfach zuuu Abnormal. Schaun wir mal die Shooter an: Alle haben Half-Life als Shooterrevolution in den Himmel gelobt und es hat sich verkauft wie blöd. Aber warum? Es war ein klasse Spiel, keine Frage aber war es wirklich so komplett anders? Meiner Meinung nach -> Nein. Und genau hier liegt die Antwort auf alle Fragen. Half-Life war immer noch "nur" ein Shooter. Er wurde um ein, zwei Elemente ergänzt aber nichts was die Masse nicht schon irgendwie kannte oder als sonderlich "Fremd" interpretiert. Psychonauts hingegen ist im Grunde zwar ein normales Jump 'n' Run aber so schräg umgesetzt, das bei den normalen Spieler Verwirrung, vielleicht sogar Angst einsetzt. Ballern - kenn ich. Ach sind jetzt Rätsel mit dabei, und ne umfangreiche Story? Okay, kenn ich auch alles. Jump 'n' Run - kenn ich. Schraubenzieherlevel, ein Kind als Spielfigur, völlig abgedrehte Charaktere? Neee du das is zuviel des Guten. Dann doch lieber Super Mario Bros.

Darwinia stieß wahrscheinlich viele ab, weil die meisten es schon allein wegen der Retro-Engine nicht angefasst haben. Introversion musste dem Game Features nachträglich einbauen, die nur dazu dienten der Masse das Spiel schmackhafter zu machen um es richtig an den Mann zu bringen. Aber sind es nicht gerade diese Spiele, die den Markt voranbringen? Schauen sich nicht die anderen Entwickler dann diese Spiele an und klauen die besten Features und verdienen dann die große Kohle? Möglicherweise aber ist es nicht vielleicht doch einfach nur das Ungewöhnliche das abschreckt? Es sind auch die kleinen Details, die viele vom Kauf abschrecken.

Bonnie Ruberg hat diesen Punkt in Ausgabe 50 des Online-Magazins The Escapist gut veranschaulicht. In diesem Artikel stellt Bonnie sich die Frage warum es noch nicht viele Spiele gab, in denen sie ein kleines Mädchen spielen durfte. Zwar zielt sie hier mehr auf die Entwickler ab aber die Entwickler, produzieren ja meist nur was die Masse möchte. Sie bringt hier als Hauptargument gegen ein kleines Mädchen an, dass viele sich unwohl fühlen ein kleines Mädchen zu spielen. Die Identifikation kann es hier ja nicht sein. Oder wer kann als Mann ernsthaft behaupten, er könne sich mit Lara Croft identifizieren? Na eben.[CH]

(Veröffentlicht am 04.07.2006)