(Verfasst am 14.12.06 um 13:25)
Gerade ist Mittagspause angesagt. Schweinerückensteak mit Kroketten stand für mich auf dem Speiseplan. Nun sitze ich hier im Seminarraum und warte auf die Fortsetzung. Diese Zeit kann ich natürlich nicht ungenutzt verstreichen lassen und schreibe schon einmal den heutigen Eintrag, da habe ich dann heute Abend mehr Zeit für den Review/Preview. Allerdings bin ich gerade noch am Überlegen, ob ich noch eines der drei Themen abarbeite oder über etwas anderes berichte. Einerseits wäre es nach zwei Tagen mit “ernsthaften” Einträgen ja mal wieder Zeit für etwas Lockeres aber andererseits will ich die Themen auch mal abarbeiten.
Entscheidungen, Entscheidungen. Ach was soll’s, nehmen wir ein Thema von der Liste:
Damit meine ich, die allgemeine Versessenheit auf Items und die Konzentration der Entwickler auf eine Itemhatz im Endgame, wie sie in den meisten MMORPGs vorherrscht. Ich verstehe sehr gut, dass die Jagd nach besseren Items ein einfaches und spaßiges Mittel ist, den Spieler an ein Spiel zu binden aber ich finde auch, dass man es übertreiben kann. Während in Spielen wie Diablo oder Titan Quest die Sammelwut auch ein wichtiger Bestandteil des Gameplays ist, hat der geneigte Spieler allerdings immer noch das Hauptziel den nächsten Level zu erreichen. Die Items sind nur Mittel zum Zweck. Im Endgame von World of WarCraft sind die Items hingegen quasi der alleinige INHALT des Endgames. Alles was man ab Level 60 momentan tut, dient doch einzig allein dazu, die Ausrüstung zu verbessern. Und was man dafür einen Aufwand betreiben muss. Als Beispiel sollen uns hier die Stunden dienen, die man zusammen mit bis zu 40 Leuten in einer engen Umgebung nur in der Hoffnung, dass bei der sehr geringen Dropwahrscheinlichkeit, endlich ein Item dropt, das man gebrauchen kann, dienen. Und selbst dann sind da immer noch mindestens fünf andere im Raid, die auch dieses Item haben wollen. So geht dies monatelang nur um am Ende festzustellen: Es gibt noch ein besseres Itemset, in einer anderen Instanz.
Dann kommt noch hinzu, dass die Items völlig überdimensioniert sind. Blizzard wirkt dem mit The Burning Crusade jetzt zwar wieder etwas entgegen aber wenn ich Items finden kann, die mein Level um ein vielfaches Überschreiten, läuft doch etwas falsch, oder? Vor allem führt diese Praxis dazu, dass die Gelegenheitsspieler im Player vs. Player-Kampf keine Chance mehr haben gegen Leute, die höhere Sets besitzen. Blizzard gibt diesen Spielern nicht die Möglichkeit, außerhalb der Raids bessere und gleichwertige Items zu finden. Durch das Itemsystem selbst ergibt sich nicht einmal die Möglichkeit, die Sachen teuer zu erkaufen da alle guten Sachen nur Bind on Pickup sind.
Natürlich verstehe ich voll und ganz warum es so ist. Der Aufschrei wäre schließlich riesig, wenn die ganzen Leute, die Monate für ein Item gearbeitet haben, plötzlich feststellen müssten, dass es einen viel einfacheren Weg gibt. Aber das Problem des Ungleichgewichts im PvP bleibt bestehen. Da ich außer Guild Wars kein weiteres MMORPG selbst spiele, kann ich natürlich nicht beurteilen ob z.B. Dark Age of Camelot auch mit diesem Problem zu kämpfen hat oder sie es gelöst haben.
Ich selbst kenne auch keine ultimative Lösung, die beide Seiten befriedigen kann aber auch die völlige Abhängigkeit von besseren Items im PvE ist pervers. Der eigene Charakter wird weniger vom eigenen Können definiert sondern vielmehr durch die Items, die er anhat. Die Skills an sich nehmen eine völlig untergeordnete Funktion ein, da es dort nur einige wenige Variationen gibt und sich die größten Änderungen eben durch die Items ergeben. Auch Guild Wars ist vom Itemwahn nicht völlig verschont. Natürlich gibt es auch dort die bessere Waffe, die angelegt dafür sorgt, dass man eben noch etwas mehr aus dem und dem Skill rauskitzeln kann aber die Zusammenstellung der Skills an sich ist viel wichtiger und kann auch viel individueller gewählt werden als z.B. in World of WarCraft.
Wenn man das erste Mal eine Instanz betritt und die Bosse legt, stehen die Items noch eher im Hintergrund aber sobald sich eine Routine breit macht, begibt man sich wirklich nur noch deswegen dorthin. Der Spielspaß ergibt sich dann durch die Gesellschaft der anderen Mitspieler und nicht mehr wirklich durch das Spiel selbst. Natürlich freue auch ich mich, wenn ich ein besseres Item bekomme und ein Quäntchen mehr aus meinem Charakter quetschen kann aber darf diese Dominanz so riesig sein? Darf das Spiel seinen “Spaß” nur daraus ziehen?
Millionen Spieler scheinen der Meinung zu sein: Ja! Warum sonst gehen jeden Tag tausende von Leuten immer wieder in ein und dieselbe Instanz? Nicht nur Blizzards Rechnung geht damit völlig auf. Die Sammelwut ist einfach stärker als der Gedanke daran, wie bekloppt die Jagd danach im Spiel eigentlich ist. Man akzeptiert es einfach, da man das Spiel mag und es sonst auch nichts viel sinnvolleres zu tun gibt außer Ruf oder Ehre zu farmen, was sogar noch stupider ist.
Es spricht natürlich viel der Frust aus mir, als einer dieser Gelegenheitsspieler, der noch nicht einmal sein T0 zusammen hat aber dennoch denke ich, dass auch ein Körnchen Wahrheit aus meinen Finger sprießt.
Wegen dem ganzen Korn kann ich jetzt natürlich nicht mehr tippen, deshalb: Auf Wiederlesen!