Sicarius

Die Mauer ist gefallen

Samstagmittag habe ich mich endlich dazu durchgerungen vollständig auf Windows 7 umzusteigen. Die entscheidenden Gründe waren, wie damals bei Windows Vista, natürlich Spiele. Es reicht, wenn ich so schon so viel neuinstallieren muss – da brauch ich nicht auch noch bei der ganz frischen Ladung das gleiche machen. Um 19:40 Uhr dann die allgemeine Verkündigung: Windows Vista ist in das ewige Datennirvana hinabgestiegen und die geteilte Festplatte war wieder vereint.

An den Umstieg auf Windows Vista kann ich mich zwar nicht mehr so deutlich erinnern, aber ich hatte zumindest das Gefühl, dass dieses Mal alles reibungsloser ablief. Selbst das anfängliche Installationsproblem war schneller und weniger umständlich gelöst als zuerst angenommen vermutet.

Für Google und alle Interessierten:

Ich hatte bei der Windows-Installation mit der folgenden Fehlermeldung zu kämpfen ->

“Beim Setup konnte keine neue Systempartition erstellt oder eine vorhandene Systempartition gefunden werden.”

Des Rätsels Lösung: Die SSD-Festplatte, auf die ich Windows 7 installieren wollte, war im BIOS nicht als erstes Boot-Device eingestellt. Ein relativ bekannter Fehler, der wohl bereits bei Vista auftrat. Verstehen tue ich ihn zwar nicht, aber behoben ist er entsprechend schnell und man braucht nicht erst die Festplatten abstöpseln. Das würde zwar auch helfen, aber wäre eben umständlicher.

Dafür hat Windows 7 nicht kapiert, dass Windows Vista installiert war. Ein Bootmanger wurde nicht erzeugt. Andererseits hatte ich so weniger Arbeit beim Löschen des alten Betriebssystems. War also auch zu verschmerzen.

Doch zurück zum Thema:

Es lief wohl auch deshalb alles reibungslos ab, weil ich dieses Mal richtig vorbereitet war. Ich wollte schließlich nicht noch ein drittes Mal Prince of Persia: Warrior Within von vorne beginnen, nur weil ich wieder nicht alle Ordner nach den Savegames abgesucht habe. Nein, dieses Mal wurde gründlich gearbeitet! Nur das Deaktivieren der Adobe Master Collection CS4 hatte ich zuerst vergessen. Zum Glück bemerkte ich es vor dem Formatieren, sonst hätte ich vielleicht Probleme gehabt. Ein Punkt der Zwangs-Online-Aktivierung, der mich auf jeden Fall nervt. Auch bei der Hardware gab es keine nennenswerten Probleme. Bis auf den Scanner-Treiber (Canon CanoScan 4200F) hatte Windows 7 alles dabei, oder konnte es zumindest herunterladen. Und nur die wenigstens musste ich dann noch manuell aktualisiert (Soundkarte, Grafikkarte). Für den Scanner reichte die Installation des Vista-Treibers um ihn in Gang zu bringen. Windows 7 ist eben doch nicht mehr als Windows Vista SP2…

Besucher Az: “Ist ja schön für dich, wenn alles so super geklappt hat, aber das interessiert uns doch überhaupt nicht. Die entscheidende Frage ist vielmehr: Wie macht sich die SSD?”

Gut macht sie sich. Zu einem Teil liegt es sicherlich auch am 64bit System und dem Gig mehr RAM, der nun zur Verfügung steht. Aber meine Maschine fühlt sich tatsächlich schneller an. Allein das Booten: besonders gegen Ende hat es teils Minuten gedauert bis Vista endlich meine Extra-Tasten auf der Tastatur aktiviert hatte und ich meine Progrämmchen öffnen bzw. überhaupt arbeiten konnte. Bei Windows 7 geht der Login-Bildschirm weg und ich bin in Sekunden voll einsatzbereit – richtig super. Und auch im normalen Arbeitsalltag merk ich Verbesserungen. Programme starten schneller, die Windows-Updates sind wahnsinnig fix installiert, sobald der Download beendet wurde und so weiter und so fort. Die volle Leistung kriege ich zwar nicht, dafür ist vor allem meine externe USB-Festplatte zu stark in das System integriert, aber ich bin tatsächlich glücklich mit der SSD. Und mehr Platz auf der Hauptplatte habe ich auch endlich. 50 GB wurde dann doch etwas eng. Der richtige Härtetest kommt für die SSD aber natürlich beim nächsten Podcast. Mal schauen ob ich mit Soundbooth jetzt auch etwas schneller arbeiten kann. Und ich warte auch immer noch auf meine 1 TB Speicherplatz für günstiges Geld – wenn es mal soweit ist, dann ist die alte Festplattentechnik definitiv gestorben.

Anekdote am Rande: Majesty 2: The Fantasy Kingdom Sim lief unter Windows Vista nur ein einziges Mal. Danach verweigerte es den Start mit einer Fehlermeldung (selbst nach Neuinstallation). Seit dem Umstieg auf Windows 7 kann ich es problemlos (und ausgiebig) zocken.

Ansonsten gibt es eigentlich wenig zu Berichten von Windows 7. Es ist, wie schon erwähnt, eben nicht viel mehr wie ein aufgebohrtes Windows Vista – was natürlich nichts Schlechtes ist. Stellenweise ist es aber auch wieder etwas gewöhnungsbedürftig. So muss man in den Windows Explorer erst einmal Zeit investieren um ihn wieder gangbar zu machen – oder wie Rondrer gleich komplett auf ein anderes Programm umsteigen – und der Button “Desktop anzeigen” ist nun rechts an der Taskleiste. Da benutzt ihn doch kein Mensch. Seitdem bin ich komplett auf [Win + D] umgestiegen. Zumindest konnte ich ohne Aufwand meine alte Taskleiste wiederherstellen (musste nur die Programmpfade anpassen) und komme trotzdem in den Genuss des neuen Gruppen-Features mit der tollen Vorschau. Auch etwas woran man sich erst gewöhnen muss, das sich aber am Ende als ganz nett bis nützlich herausstellt.

Die Benutzerkontensteuerung ist hingegen noch so eine Sache. Sie nervt zwar bei weitem nicht mehr so oft wie früher. Trotzdem frage ich mich, warum ich bei jedem Start von Fraps immer wieder den Button drücken zu müssen – warum gibt es da kein “immer Zulassen”-Button? Und auch das berüchtigte “als Administrator ausführen” hat mir schon einiges Kopfzerkratzen bereitet. Da wundert man sich, dass Winamp es nicht schafft sich die Dateitypen zu reservieren und muss feststellen, dass es a) nicht richtig installiert war, da ich einfach nur den Programmordner von der Vista-Partition kopiert hatte – und nicht richtig installierte Programme mag Windows 7 anscheinend überhaupt nicht und b) explizit als Administrator ausgeführt werden muss. Und so ist es mir in den letzten Tagen bei so einigen Programmen ergangen. Das ist zwar prinzipiell eine einmalige Angelegenheit, aber wenn etwas nicht funktioniert und man sich auf Teufel kommt raus fragt woran es liegt, kann es sehr frustrierend sein.

Mein Fazit bleibt: Wer immer noch Windows XP nutzt und halbwegs viel mit seinem Rechner macht bzw. spielt, für den gibt es keinen Grund mehr sich selbst nach acht Jahren noch dem Umstieg zu verweigern. Vista-Nutzer sollten hingegen schon überlegen, ob ihnen das kleine Upgrade die 100-150 Euro (Systembuilder) wert ist. Da DirectX 11 auch für Windows Vista bereits erschienen ist, gibt es außer einer verbesserten Performance tatsächlich keinen wirklichen Grund umzusteigen.

Sicarius

Ignorante Helden

Dragon Age, Dragon Age, Dragon Age. Bah! Geht mir weg mit dem Scheiß. Wenns schon Fantasy sein muss, dann doch lieber etwas originelles:

Majesty 2 Majesty 2: The Fantasy Kingdom Sim (Screenshots) – Den ersten Teil habe ich nie gespielt, aber was ich so gehört habe, hat sich am Spielprinzip nicht viel geändert. Und das ist immer noch sehr innovativ und macht viel Spaß.

Etwas andere Strategie

Grundsätzlich ist Majesty 2: The Fantasy Kingdom Sim ein Strategiespiel. Ihr zieht eure Basis hoch, produziert und verbessert Einheiten und erfüllt euer Missionsziel. Klingt soweit normal. Doch habt ihr eure Einheiten produziert, lassen die sich nicht herumkommandieren. Sie haben stattdessen ihren ganz eigenen Kopf. Damit sie trotzdem tun, was ihr von ihnen wollt, müsst ihr eine Belohnung aussetzen. Dafür setzt ihr eine der verschiedenen Flaggenarten (Angriff, Verteidigung etc.) auf das gewünschte Ziel und gebt ein wenig Geld aus. Je mehr, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass einer der Helden euren Quest annimmt und ausführt. Allerdings werden eure Mannen mit der Zeit auch anspruchsvoller. Für 100 Gold rennt spät in einer Mission keiner mehr irgendwo hin. Im Gegenzug geben sie das Geld dann aber auch wieder bei euch in der Basis aus. Ihr könnt nämlich Gebäude wie Schmieden oder Marktplätze. Da gehen dann die Helden hin und decken sich mit den Gegenständen ein, die ihr dort erforscht habt. In Gasthäusern hingegen heilen sich die Helden und treffen sich um in Gruppen zusammen loszuziehen. Zusätzliches Geld gibt es von euren Bewohnern, wenn der Steuereintreiber vorbeikommt sowie durch fahrende Händler, die jedoch beschützt werden wollen.

Monstermässiger Ärger

Wie in jedem guten Rollenspiel, kommen die Helden in verschiedenen Formen. Krieger, Zauberer, Heiler – alles ist vorhanden und will eigens bedient werden. Auch bei den Gegnern wird jedes Fantasy-Klischee abgearbeitet. Und ja: Ratten werden das erste sein, was ihr bekämpft. Der Grund: um eure Basis herum entstehen mit der Zeit zusätzliche Monstergeneratoren. Zuerst ist es nur ein Zugang zu den Abwasserkanälen (=Ratten), dann entsteht plötzlich ein Friedhof (auf dem ihr jedoch auch gefallene Helden wiederbeleben dürft) und aus allem kommen regelmäßig Gegner raus. Zerstören lassen sich diese nicht. Ohne anständige Verteidigung seht ihr also schon sehr schnell alt aus. Nur bereits von Spielbeginn an auf der Karte platzierte Monstergeneratoren können durch Helden zerstört werden. Das gibt genauso wie das Töten von Monstern gut Erfahrungspunkte, die euer Recke natürlich wie immer braucht um im Level aufzusteigen. Da ihr am Ende einer Mission immer einen Helden zum Lord befördern dürft, lohnt es sich auf sie aufzupassen. Lords könnt ihr dann in den Folgemissionen für einen sehr hohen Preis zurück ins Spiel bringen. Doch auch ihr seid nicht ganz untätig: In den Gildengebäuden, in denen ihr auch die Helden produziert, könnt ihr Zaubersprüche wie “Heilen“ erforschen. Die dürft ihr dann gegen ein geringes Entgelt jederzeit einsetzen. Aber Geld habt ihr nie genug…

Ungeschliffener Diamant

Und genau hier liegt das Hauptproblem des Spiels: Es wird sehr schnell, sehr schwer. Gold habt ihr nie genug und je länger eine Mission dauert, desto mehr Monster erscheinen direkt vor eurer Haustür. Wer da nicht von Beginn an jede Goldmünze richtig umdreht, wird massive Probleme bekommen – wird es aber erst spät merken. Hinzu kommt, dass die Helden stellenweise sehr egoistisch sind. Es kam mehr als einmal vor, dass ich zwei Helden (einen Krieger und einen Heiler) am selben Fleck gesehen habe und der Krieger fröhlich tot umgefallen ist, weil der Heiler sich lieber mit etwas anderem beschäftigt hat.

Grafisch ist das Spiel auch weit davon entfernt an heutige Standards anzuknüpfen. Zumindest ist sie in sich stimmig und bietet ein paar nette Details, die die Levels zum Leben erwecken (Killerkarnickel!). Das gilt auch für den Sound und die Musik, an denen ich nichts auszusetzen habe. Richtig abartig schlecht ist hingegen die deutsche Sprachausgabe. Ich weiß nicht was sich Koch Media dabei gedacht hat, aber besonders der Erzähler ist nur noch nervig. Jedes Mal wenn er wieder anfängt, hoffe ich, dass es bald vorbei ist. Da ist es etwas schade, dass man durch einen Patch zwar die Texte auf Englisch bekommt, aber nicht auch die Sprachausgabe.

Fazit: Definitiv einen Blick wert

Trotz dieser Probleme, vor allem der Schwierigkeitsgrad raubt mir die Nerven, gefällt mir Majesty 2: The Fantasy Kingdom Sim gut und ich beiße mich derzeit gerne durch die Missionen. Eben, weil es so viel anders ist als die typischen Echtzeitstrategiespiele. Außerdem erfährt man dadurch auch mal am eigenen Leib wie es einem NPC in einem Rollenspiel geht, der auf uns Helden angewiesen ist. Schaut euch also zumindest die Demo an und gebt dem Spiel eine Chance. Es ist definitiv ein Geheimtipp.

Die Vollversion gibt es entweder über Steam oder ganz normal im Handel für 35 bis 40 Euro. Kopierschutz ist wie bei allen Paradox-Spielen eine Onlineaktivierung, im Gegenzug braucht ihr die DVD dann nicht mehr im Laufwerk. Ach und Multiplayer gibt es auch, den habe ich aber noch nicht getestet. Da man aber auch in der Kampagne bereits gegnerische Lords platt machen muss, wird es vermutlich im Mehrspielermodus nicht viel anders sein.

Sicarius

Drachenzeit: Ursprünge

Es kommt heute eigentlich erst offiziell raus und trotzdem kann ich es schon nicht mehr sehen: die Rede ist natürlich von Dragon Age: Origins. Und doch kann ich das Thema immer noch nicht abhaken. Ihr wollt ja schließlich auch was von mir zu dem Thema lesen, wenn ich schon nicht Federführend den dazugehörigen Megatest verfasst habe – worüber ich ehrlich gesagt auch ganz froh bin. Ich bin hingegen für die begleitenden Sachen verantwortlich gewesen. Während die Origin-Stories bereits gestern Abend online gegangen sind, folgt heute ein umfangreiches HowTo-Special. Fast eintausend Screenshots habe ich nur dafür gemacht, um dann daraus unzählige Excel-Tabellen zu machen. Das war eine Arbeit, sage ich euch! Morgen folgt dann Jörgs und mein Weg durch das Spiel und Ende dieser oder Anfang nächster Woche vermutlich noch ein paar Worte zu den DLCs, die mit in der Packung sind.

Jetzt wollt ihr bestimmt auch meine persönliche Meinung zu Dragon Age: Origins wissen. Ganz ehrlich: mir hängt das Spiel derzeit echt zum Hals raus. Ich habe den letzten Monat einfach viel zu viel Zeit damit verbracht. Dementsprechend negativ würde vermutlich der ausführliche Durchgespielt-Bericht ausfallen :). Machen wir es deshalb ganz kurz: das Spiel ist weit davon entfernt perfekt zu sein, aber die PC-Version ist für Rollenspielfans auf jeden Fall ein Pflichtkauf – in der englischen Version. Die deutschen Stimmen sind teilweise echt grauselig. Müsste ich jedoch zwischen Risen und Dragon Age: Origins wählen, würde ich persönlich eher zu Risen greifen. Das hat einfach die schönere und liebevoller gestaltete Welt. Zudem dauert nicht jeder belanglose Dialog (Vorsicht: Übertreibung!) drei Stunden, genauso wenig wie die Kämpfe gegen Standardgegner.

Und obwohl Dragon Age: Origins meinen Alltag klar dominiert hat, blieb trotzdem noch Zeit einen zweiten Artikel “einzuschieben”:

Test zu Stalker: Call of Pripyat – Die Preview-Version, über die ich bekanntlich auch berichtet hatte, zeigte bereits einige gute Ansätze. Aber Abstürze im 30-Minuten-Takt und eine wirklich abstoßende Grafik ließen mich um den Zustand des Endprodukts bangen. Deses Mal wurde ich jedoch tatsächlich positiv überrascht und kann dem Spiel zu Recht eine Bagdadsoftware-Wertung von 4 von 5 Sics geben. Besonders die Einstellung “DirectX 10 mit dynamischer Objektbeleuchtung” reißt in Sachen Grafik tatsächlich richtig was raus und hat mich von Beginn an positiver gestimmt. Klar, die Engine ist mittlerweile stark veraltet. Zwischen der DirectX 9- und DirectX 10-Darstellungen liegen aber in vielen Situationen trotzdem Welten. Viel wichtiger ist aber selbstverständlich, dass das gesamte Spiel nicht nur rund, sondern auch so viel besser als selbst S.T.A.L.K.E.R.: Shadow of Chernobyl ist. Die Bugfreiheit, der bessere Bedienkomfort, die lebendige Spielwelt – es passt nun fast alles. Ich habe nur den Besuch beim Reaktor vermisst. Der war einfach das Highlight des ersten Teils gegen das Pripyat nicht ankommt. Mein größter Kritikpunkt war jedoch das Ende. Ja, das Ende hat mich sogar regelrecht aufgeregt. Also richtig wütend gemacht. Ich rede hier von einem “den Controller in die Ecke schmeißen”-Aufregen. Dabei ist es weniger der subtile Cliffhanger, oder dass das Outro nur aus billigen Texttafeln besteht. Vielmehr stürzt das Spiel rund eine Stunde vor Schluss komplett ab. Gerade so als wäre den Entwickler nichts mehr eingefallen oder als mussten sie schnell fertig werden. Statt einem anständigen Abschluss wird eine überraschende Wendung gebracht, der eigentliche Hauptquest damit ohne den Spieler in einem Satz aufgelöst und das war es. Das ist kein befriedigendes Ende – das ist ein Schlag ins Gesicht. Aber gut, kaufen könnt ihr es trotzdem. Wie schon bei Bioshock ist eben der Weg das Ziel. Und der Weg ist wie im Test zu lesen angenehm lang, durchweg unterhaltsam und kostet nur 28 Euro.

In diesem Sinne: Peggle!

Nun ist es also so weit: nachdem schon einige Personen durch Tauschbörsen, oder das Zurückgreifen auf OEM-Versionen in den vorzeitigen “Genuss” gekommen sind, darf sich nun auch die breite Öffentlichkeit seit dem 22. Oktober ein Bild von Microsofts neuestem Werk machen: die lang erwartete, mit großen Hoffnungen verbundene, finale Version von Windows 7 kam offiziell in die Läden.

Erwähnenswerte Neuerungen

An, für Alltagsnutzern bedeutsame Neuerungen seien allen voran die aufpolierte Optik (gegenüber Windows XP), die neuen Bedienmöglichkeiten (das Skalieren von Fenstern durch Ziehen an die Bildschirmseiten, die neue Taskleiste (superbar) und die Unterstützung von Gestensteuerung, sog. “Multi-Touch”), virtuelle Ordner, die beispielsweise sämtliche, an verschiedenen Stellen gespeicherte Musikdateien an einem Ort verfügbar machen sowie einige Verbesserungen im Netzwerkbereich, durch die es insgesamt einfacher und sicherer ist, Arbeitsgruppen zu bilden und Daten auszutauschen, genannt. Hinzu kommt abschließend noch DirectX 11 sowie das native und effiziente Unterstützen von SSDs.

Für etwas professionellere Anwender gibt es des Weitern noch das Dateienverschlüsselungssystem Bitlocker und den Windows-XP-Kompatibilitätsmodus. Für beide Versionen muss man jedoch auf die teureren Pakete Professional und Ultimate zurückgreifen. Selbstverständlich wirbt Microsoft versionsübergreifend auch mit einer sehr hohen Stabilität, Geschwindigkeit und Kompatibilität.

Ernüchterung

So weit also die Fakten. Und während die Liste an Neuerungen (nicht nur für Laien) durchaus beeindruckend erscheint, so sollte sich bei jedem versierteren Anwender jedoch schnell Ernüchterung breit machen. Denn: betrachtet man sich die vermeintlichen Verbesserungen im Detail, so muss man beinahe zwangsläufig zum Schluss kommen, dass Microsoft unterm Strich nichts bietet, was nicht schon a) Windows XP / Windows Vista und/oder b) etwaige Freeware-Tools konnten und/oder c) den Kaufpreis wirklich rechtfertigt.

So sind die neuen virtuellen Ordner, also die Bibliotheken, in welchen Bilder, Videos und Musikdateien zusammengefasst werden, unabhängig davon, wo sie sich tatsächlich “physisch” befinden, zwar zweifelsfrei eine nette Idee, jedoch bekommt man diese Funktion mittlerweile auch bei jedem halbwegs guten Medienabspielprogramm sowieso mitgeliefert. Winamp sei hier stellvertretend genannt. Da ein gefühlt hoher Anteil von Nutzern nicht auf den MediaPlayer zurückgreift, sondern sich externer Programme bedient, dürfte diese Neuerung zwar also “nett”, aber keinesfalls “nützlich” und “wertvoll” sein. Da hilft es auch nichts, dass der neue MediaPlayer ein paar zusätzliche Formate abspielt.

In dieselbe Kerbe schlägt die neue, erweiterte und “verbesserte” Bedienoberfläche. Es ist selbstverständlich ganz hübsch, wenn man Fenster aufs Vollbild vergrößern kann, indem man sie an den oberen Rand des Bildschirms zieht – wirklich notwendig ist dies aber nicht, da seit jeher ein Doppelklick auf die Titelleiste genügte, um das Fenster zu maximieren. Möglicherweise ist diese “traditionelle” Weise nicht die beeindruckendere, aber sicherlich die effizientere. Etwas sinnvoller ist da schon das Skalieren eines Fensters auf exakt eine Bildschirmhälfte; dies hätte in früheren Windows-Versionen zweifelsohne mehr Zeit gekostet.
Und wenn man schon bei positiven Aspekten ist: längst überfällig ist die Möglichkeit, per Mausklick alle Fenster zu minimieren und auf den Desktop zurückzukehren.

Weniger toll – das beweisen die zunehmenden Beschwerden auf einschlägigen Internetseiten – ist Microsofts Idee, in der Taskleiste nur noch Symbole statt den Titel des jeweiligen Fensters anzuzeigen. Viele Nutzer haben diese Funktion bereits wieder deaktiviert. In meinen Augen altbacken und ebenfalls fragwürdig ist die Tab-Vorschau-Funktion der Taskleiste. Dies kennt man einerseits bei gängigen Browsern schon seit langem und ist andererseits in der Praxis nur selten wertvoll.

Schauen wir uns zwei weitere Neuerungen an: Das native Unterstützen von SSDs sowie die Verbesserungen im Netzwerkbereich. Ersteres ist deswegen höchst fragwürdig, weil es a) eine Selbstverständlichkeit sein sollte, dass ein neues Betriebssystem auch die neueste Hardware unterstützt (was längst nicht der Fall ist, bei Windows 7, siehe weiter unten) und es b) mit wenigen Mausklicks auch in Windows Vista und Windows XP einzurichten ist. Die Vereinfachungen im Netzwerkbereich sind ebenfalls eine Mogelpackung, da diese nur zwischen Besitzern von Windows 7 greifen – sobald ein weiterer Nutzer eine ältere Windows-Version besitzt, bleibt alles beim Alten und damit potentiell Problematischen.

Bleiben DirectX 11, welches es auch für Vista gibt und zudem erst in 12-24 Monaten so richtig unterstützt werden wird, Bitlocker, für den man den Aufpreis in eine höhere Windows 7-Fassung investieren muss und dessen Nutzen für Standardnutzer sowieso verborgen bleibt und letztlich der Windows-XP-Modus, welcher keine Grafikschnittstelle unterstützt und somit für besonders Spieler sinnfrei ist und in der Konsequenz nur Kompatibilitätsprobleme vertuschen soll.

A propos: die angepriesene, verbesserte Stabilität, Kompatibilität und Geschwindigkeit ist ebenfalls nur heiße Luft. Im Vergleich zu den beiden Vorgängern, insbesondere zu Windows XP hat sich unter dem Strich nämlich rein gar nichts verändert. Im Gegenteil: Windows XP ist immer noch kompatibler, schneller und schlanker.

Inkonsequenz

Es sind aber freilich nicht nur die “suboptimalen Neuerungen”, die mich negativ über Windows 7 denken lassen; es sind insbesondere auch die Inkonsequenzen in der Umsetzung durchaus sinnvoller Funktionen. Ich denke hier an den Spieleexplorer, welcher sehr weit hinter seinen Möglichkeiten bleibt, die Leistungsbeurteilung, die nach wie vor sehr fragwürdige Ergebnisse liefert und zudem von der Industrie immer noch weitestgehend ignoriert wird (Stichwort Hardwareangaben auf Packungen), die sehr rudimentären Jugendschutzeinstellungen und allen voran: die Abhängigkeit von Alchemy, wenn man Besitzer eine Creative X-Fi Soundkarte ist und Wert auf EAX-Effekte legt.

Und warum Microsoft per Haus aus keine Unterstützung von USB 3.0 und S-ATA 3.0 mitbringt, bleibt mir auch unverständlich. Aber hey, dafür gibt’s ja ne Gestensteuerung, für die viel zusätzliches Geld in einen Multi-Touch-Monitor investiert werden muss und man als Gegenleistung zehnmal so lange braucht um das zu machen, was man normalerweise mit der Maus anstellt. Nein, Microsoft – so finden wir mit Windows 7 nicht zusammen.

Zusammenfassung

Was bringt “mir” Windows 7 also? Eine hübsche Optik, die Möglichkeit, mehrere Fenster per Knopfdruck zu minimieren und per Geste auf eine Bildschirmhälfte zu skalieren und… Ja, eigentlich war’s das schon. Sämtliche andere Neuerungen sind entweder sinnfrei, inkonsequent umgesetzt oder durch andere Programme längst bekannt. Im Gegenzug müsste ich durch den Umstieg auf Windows 7 meine EAX-Effekte manuell forcieren – umständlich und nervig. Auch ist Windows 7 weder schneller, stabiler und/oder kompatibler. Ehrlich gesagt würde ich dafür weder 35 Euro für die Studentenversion ausgeben noch 80 Euro für die OEM-Version und schon gar nicht 130 Euro für die retail-Version. Im Prinzip nicht mal einen einzigen Euro.

Windows 7 ist alleine betrachtet sicherlich kein schlechtes Betriebssystem. Vermutlich sogar ein recht gutes. Aber weder für Windows XP-, noch für Windows Vista-Nutzer bietet es in meinen Augen genug Neuigkeiten und Verbesserungen um einen Wechsel zu rechtfertigen. Im Gegenteil: Insbesondere Spielernaturen sind nach wie vor mit Windows XP am besten bedient. Punkt. Aus. Fertig.

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