Sicarius

Totale Immersion

Meine Follower auf Twitter haben schon erfahren, dass ich kurzzeitig den Let’s Play-Videos von User Kikoskia verfallen war. Im Speziellen habe ich mir seine Aufnahmen zu X-COM: Terror from the Deep und Lands of Lore: The Throne of Chaos zu Gemüte geführt. Kann euch nur empfehlen bei ihm mal reinzuschauen. Angenehme Stimme, interessante Kommentare und er hat tatsächlich Ahnung von dem, was er da tut. Bei Lands of Lore: The Throne of Chaos habe ich sogar ich noch was gelernt, obwohl ich das Spiel seit 1993 wirklich regelmäßig heraushole und durchspiele. Aber wie heißt es so schön: Erfahrung bedeutet nichts – man kann auch jahrelang etwas falsch machen. (Autor unbekannt)

Zumindest weiß ich jetzt endlich, dass man in Yvel auch ein paar der verbarrikadierten Türen öffnen kann und der Einsatz von Valen’s Cube den dritten Level im Weißen Turm massiv erleichtert. Letzteres hat er allerdings nicht gemacht. Er ist stattdessen auf die althergebrachte Art und Weise an das Problem herangegangen. Kenner des Spiels sollten entsprechend unbedingt ab Folge 55a einschalten. Wer den Titel noch nie gespielt hat, wird von den Szenen vermutlich hingegen eher abgestoßen werden, obwohl es nur ein äußerst winziger Teil des Spiels ist.

The Nightmare of the White Tower

Auch mir bereitet der finale Level des Weißen Turms immer noch Albträume. Klar, das klingt jetzt völlig bekloppt. Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, wie ich es euch erklären könnte. Ja, der Level besteht aus unendlich wieder erscheinenden Gegnern, die durch Wände laufen können, einen fiesen Fernkampfangriff besitzen und es ist der schwerste Abschnitt im gesamten Spiel. Aber gleich von Albträumen zu sprechen scheint doch übertrieben, oder nicht? Vor allem bin ich ja dafür bekannt mich selbst durch die härtesten Sachen durchzubeißen, egal wie lange es dauert.

Lands of Lore: The Throne of ChaosMir graut es aber wirklich davor, noch mehr als bei den Urbish Mines, bei jedem Durchgang da hoch zu müssen. Allein wenn ich jetzt schon wieder dran denke, wie aus dem Dunklen die Schlange im Sichtfenster auf mich zukommt und zubeißt *brrr*. Das ist mehr Horror, als es Dead Space 2 mit 100.000 Liter Blut und Ekel jemals bei mir erzeugen könnte. Es ist einfach der ultimative “We totally hate the player”-Dungeon mit einem erschreckenden Gegnerdesign verbunden mit der Tatsache, dass ich ihn das erste Mal in sehr jungen Jahren erlebt habe (damals noch Don Quichotte über die Schulter geschaut). Da hat sich vermutlich in meinem Hinterkopf irgendwas festgesetzt, was ich nun nicht mehr los kriege. Ich erschreck auch immer noch tierisch, wenn ich plötzlich von hinten oder der Seite angegriffen werde in dem Level. Andererseits habe ich mich ja früher auch bei Spielen wie X-Wing immer geduckt, wenn mir irgendwas entgegen kam — das ist also gar nicht mal so ungewöhnlich :smile: .

Sollte ich jemals das Glück haben William Crum (Designer), Phillip Gorrow (Designer) oder Brett Sperry (Executive Producer) zu begegnen, wird meine erste Frage (sinngemäß) aber dennoch lauten: “Um Himmelswillen, was habt ihr euch damals dabei gedacht?”

Totale Immersion

Dass ich mich früher immer vor Asteroiden geduckt habe oder in Rennspielen mit in die Kurve lehnte, fanden übrigens immer alle witzig. Eine unverständliche Reaktion, wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke. Ich finde es heutzutage hingegen tatsächlich ein wenig schade, dass ein Spiel nur noch äußerst selten solche unbewussten Reaktionen in mir hervorruft. Gerade diese Aktionen zeugen doch gerade davon, dass ich wirklich vollständig in ein Spiel eingetaucht bin und quasi einen Level totaler Immersion erreicht habe, der nicht mit dem oberflächlichen “nur noch eine Stufe”-Zeitfresser vergleichbar ist — Nerdvana sozusagen.

Das gelingt heutzutage nur noch sehr, sehr wenigen Spielen — natürlich auch bedingt dadurch, dass ich mir selbst abseits von Tests immer öfter viel zu viele abwegige Gedanken während des Spielens mache. Ich sehe da durchaus Parallelen mit der Antwort von JakillSlavik zu meiner Frage wer am Ende mehr von einem Gemälde hat: der unbedarfte Beobachter oder der Analyst (siehe mein Interview mit ihm von 2008).

Doom 3 – Der Angstmacher

Mir fällt entsprechend in den letzten Jahren nur Doom 3 ein. Allen Unkenrufen wegen der teleportierenden Gegner zum Trotz: das Spiel war verdammt gut darin durch seinen Einsatz von Licht und Schatten ein Gefühl der Einsamkeit und Angst bei mir zu erzeugen, das mich tatsächlich vom Rechner zurückschrecken lies. Ich war deshalb auch nie einer von denen, der nach einer überarbeiteten Taschenlampe geschrien hat. Im Gegenteil: für mich war die Begrenzung auf entweder den Einsatz einer Waffe oder die Taschenlampe eine der besten Designentscheidungen im gesamten Spiel.

Vermutlich wird JakillSlavik gleich in den Kommentaren loslegen und ganze Geschichten erzählen, die er beim Mir-Über-Die-Schulter-Schauen erlebt hat und ich nur verdrängt/vergessen habe. Aber mir ist mein Verhalten wirklich nicht peinlich, sondern heutzutage aus obigen Gründen tatsächlich so etwas wie ein erstrebenswertes Ziel. Wie seht ihr das? Bin ich tatsächlich ein komischer Typ oder vermisst ihr auch ein wenig Videospielmacken aus eurer Kindheit? Und welches Spiel hat euch zuletzt wirklich komplett alles um euch herum vergessen lassen?

PS: Nein, das Aufregen und Schwitzen bei einem spannenden Quake Live-Match gehört da nicht dazu. Die Gründe dafür sind andere :smile: .

11 Kommentare

Bei Rennspielen gehört das doch dazu ;)
Wenn man ne Kurve zu schnell anfährt und man höchstwahrscheinlich ins Kiesbett rausgetragen wird, da MUSS man sich einfach vor dem Rechner in die Kurve legen, um es vielleicht doch noch zu schaffen.
Ich mach das auf jedenfall hin und wieder ;) Glaube aber nicht, dass das bei mir was mit Immersion zu tun hat, das is eher ne Angewohnheit.

Meinst du im ersten Satz statt kurzzeitig nicht etwas wie "kürzlich" oder "vor Kurzem"?

Aber zurück zur vermeintlichen Bewegungssteuerung… ich hab das so gut, wie nie gemacht. Meine Mutter hüpft da immer mit dem Controller mit nach oben. Naju aber nach Conviction ist mir aufgefallen, dass ich im täglichen Gebrauch tragbare Telefone und Fernbedienungen, wie Laserpistolen durch die Gegend schleppe. = )

Wie trägt man eigentlich Telefone wie Laserpistolen? ;) Bzw. wie hält man ne Laserpistole im Vergleich zu ner normalen Pistole? ;)

Der Akzent in Verbindung wie er einzelne Wörter betont… Ich kanns nicht beschreiben geht mir aber tierisch gegen den Strich ;)

Na dann.

Die Sache mit den Telefonen interessiert mich aber auch näher. Reden wir von einem ganz normalen Schnurlosen, oder wie?

@Sic:

Ich zitiere mich mal:
"Naju aber nach Conviction ist mir aufgefallen, dass ich im täglichen Gebrauch tragbare Telefone und Fernbedienungen, wie Laserpistolen durch die Gegend schleppe."

Bei tragbaren Telefonen unterstelle ich die Schnurlosigkeit.

@Ron:
Der Unterschied ist doch ganz klar, Laserpistolen haben keine Trommel, sondern sehen so aus, wie die Wasserspritspistolen, die Sics Mum verkauft. Wenn ich schreibe, wie Pistolen, wärst bestimmt ausgerechnet du angekommen und hättest gesagt: "Moment mal, da ist doch gar keine Trommel dran!"

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