Ich habe gerade JakillSlavik über die Schulter geschaut wie er die ersten 45 Minuten von Bayonetta “gespielt” hat. In Anführungszeichen deshalb, weil es wie ein Großteil asiatischer Werke sehr stark auf die Inszenierung achtet und dabei kann man den Spieler nun einmal überhaupt nicht gebrauchen. Stattdessen wird einfach eine Zwischensequenz nach der anderen abgespult. Ich schätze von den 45 Minuten durfte Jakill vielleicht 1/3 wirklich spielen — wenn überhaupt.
Beide Seiten der Medaille
Diese Art Spiele zu präsentieren hat seine Vorteile, keine Frage. Es ist sogar genau das, was mich zu Titeln wie Final Fantasy oder Devil May Cry überhaupt erst hinzieht. Was die Entwickler für einen Aufwand in diese Zwischensequenzen stecken ist der helle Wahnsinn und ist im finalen Produkt an allen Ecken und Enden sichtbar. Von Devil May Cry 3 weiß ich beispielsweise, dass sie alle Zwischensequenzen vollständig nachgespielt und per Motion Capturing aufgenommen haben — inklusive der Dialoge und Stunts. Sprich das, was James Cameron für sein ach so tolles Avatar auch gemacht hat. Selbst der offizielle Soundtrack von Bayonetta fasst fünf CDs und dauert über fünf Stunden! So viel Aufwand allein für das Drumherum, zumindest ist mir kein Fall bekannt, treiben westliche Entwickler höchstens im Ansatz. Die asiatischen Entwickler gehen an ihre Spiele wirklich heran wie an einen Film.
Großer Nachteil ist aber natürlich, dass man vor lauter Zwischensequenzen gar nicht zum Spielen kommt. Ständig wird man wieder herausgerissen und muss minutenlange Inaktivität „erleiden“. Und so schick anzuschauen sie auch sind, seien wir doch ehrlich: Wenn wir uns hinsetzen und ein Spiel einlegen, dann wollen wir spielen und keinen Film schauen. Da wundert es mich nicht, wenn viele diese einfach nur überspringen. Was im Gegenzug dazu führt, dass die Entwickler sie nicht abbrechbar machen und mir wiederrum den letzten Nerv raubt, wenn ich zum 20. Mal in einem Bosskampf sterbe und zum 21. Mal das gleiche, minutenlange Boss-Intro über mich ergehen lassen muss. Der hohe Schwierigkeitsgrad solcher Titel ist ja schließlich auch eines ihrer Markenzeichen…
Geradlinige Hintergrundgeschichte?
Bei Bayonetta kommt noch erschwerend hinzu, dass ich die Hintergrundgeschichte trotz der minutenlangen Zwischensequenzen bislang nicht einmal im Ansatz kapiere — und das, obwohl ich mich komplett darauf konzentrieren konnte. Während Jakill im Prologe die Gegner fertig gemacht hat und der Erzählerstimme nur mit einem Ohr lauschen konnte, durfte ich der Geschichte um den Kampf der Hexen gegen…ja, keine Ahnung gegen wen genau…lauschen. Und dann kommt plötzlich ein Zeitsprung, Charaktere werden als selbstverständlich dargestellt, die man nicht kennt und ähnliche Probleme. Bayonetta ist da leider kein Einzelfall im Bereich der asiatischen Produkte. Fairerweise muss man zwar dazu sagen, dass dieses Problem auch westliche Produktionen mitunter haben. Aber wirklich extrem oft fällt es mir bei Japano-Rollenspielen wie The Last Remnant oder Resonance of Fate auf oder eben klassichen Hack ‘n’ Slash-Titeln wie der Devil May Cry-Serie.
Die positiven Seiten
Und doch hat mir gefallen, was ich von Bayonetta bislang gesehen habe. Gut, die Kämpfe heben sich spielerisch jetzt nicht wirklich von einem Devil May Cry 4 ab. Ihr spielt statt einem Mann halt eine Frau und habt ein paar andere Kombos zur Auswahl. Aber sie sind erneut sehr cool in Szene gesetzt — inklusive teils vollkommen abstrusen Manövern, die mitunter physikalisch unmöglich sind und funktionieren einfach. Gleichzeitig haben mich aber natürlich auch die Zwischensequenzen wieder in ihren Bann gezogen. Ja, es ist selbstverständlich äußerst kitschig, wie das Bild in einer Kampfsequenz eingefroren wird und die Kamera langsam an Bayonetta hochfährt und dabei die weiblichen Kurven exakt betont. Und doch sprechen die Entwickler, zumindest bei mir als Mann, einen Teil des Unterbewusstseins an, der solche Szenen cool findet. Das hat mit Rationalität nichts zu tun. Es macht einfach Spaß .
Gleichzeitig sind die Zwischensequenzen beziehungsweise auch die Spiele allgemein optisch sehr ansprechend in Szene gesetzt und unterstützen so das Image der Filmchen als Eye Candy. Bei all den hochauflösenden Texturen, die ein Crysis 2 bietet — ein Devil May Cry 4 sieht für mich selbst heute, drei Jahre nach der Veröffentlichung, immer noch besser und vor allem runder aus. Der Fokus liegt hier auf dem stilistischen Gesamteindruck und nicht auf einer möglichst hohen Polygonanzahl pro Modell. Da verzeihe ich dem Spiel auch seine teils kantigen Charaktere. Das ist jedoch generell eines der Markenzeichen von wirklich zeitlosen Spielen. Da stimmt nicht nur der Spielspaß bis heute, sondern auch die Grafik. Doch das ist ein Thema für einen anderen Eintrag.
Wieso hab ich beim lesen fortwährend gedacht: "hat er das nicht schon getestet?!", bis ich erst durch das Stöbern im Archiv gesehen habe, dass ich Bayonetta mit WET verwechselt hab. Jetzt frag ich mich, wieso? Ham die was gemeinsam? Oder haben wir wieder einen Beweis mehr für meine zunehmende Altersschwäche?
PS ich wäre dankbar, wenn ich ab sofort meine kommentare wieder direkt wegschicken kann. ständig werd ich erst als spambot beschimpft
Mit welchem Browser?
Opera
Also mit halben Ohr konnte ich nicht mal etwas lauschen, weil die Musik wesentlich lauter wirkte, als die Erzählerstimme. Im Grunde habe ich NICHTS mitbekommen, aber egal: Das Spiel sieht geil aus! (Zweideutigkeit unbeabsichtigt beabsichtigt :wink:) Genau Bayonetta ist einer der Außnahme-Titel, bei denen mir das Genre nicht gefällt, das GameDesign auch nicht und die Hektitk am Allerwenigsten…Aber es sieht für mich aus wie gemalt und es wirkt so stimmig, so Ballerina-mäßig choreographiert und so klasse musikalisch untermalt… Da ich in dem Spiel sowieso nur wild auf den Tasten rumhauen würde, könnte es auch einfach nur ein Film sein, in dem ich aufgefordert werde alle drei Minuten die gleiche Taste zu drücken und nichts passiert… ich wär zufrieden! Wahrscheinlich müsste ich den Bayonetta-Film dann auch zehn-mal schauen, wie Ghost in the Shell 2: Innocence, um ansatzweise zu verstehen, was da vor sich geht.
Goooott…ich will 'ne PS3. Und 'ne XBox 360. Und auch 'ne Wii. Und auch wieder alle nicht.
Eine PS3 nur für Heavy Rain und Bayonetta.
Eine XBox360 nur für Tales of Vesperia und Kameo.
und eine Wii nur für Red Steel II und Fire:Emblem Radiant Dawn
(Schade, dass Bob Ross: The Joy of Painting gecancelt wurde, oder die heben sich das nur für die WiiU auf…)
*sfz*
Wg. WET und Bayonetta: Vielleicht wenn man beide oberflächlich betrachtet gibt es Gemeinsamkeiten. Beide haben "coole" Frauen als Hauptcharakter, setzen auf eine bewußt "coole" Inszenierung, haben einen treibenden Soundtrack und sind voll auf Action ausgelegt. Aber legt man erst einmal los, ist das eine doch vom Spielgefühl ganz anders als das andere.
@Azz
Kann das Problem leider nicht reproduzieren, auch mit Opera (und auch mit deinem Namen) nicht… Kannst du mal sämtliche temp-daten von bagdadsoftware inkl. evtl. vorhandenem cookie löschen und es dann versuchen?
* Xbox360: + Insanely Twisted Shadow Planet