Fast neun Jahre hat es gedauert, doch endlich ist die Wartezeit vorbei: Max Payne 3 ist da. Ich hab’ das Spiel allerdings schon wieder zur Seite gelegt. Hauptgrund sind die Grafikfehler, die ich während den Splitscreen-Cutscenes habe. Das muss ich mir nicht unbedingt antun, auch wenn der Rest funktioniert und warte lieber auf das nächste Treiberupdate. Andererseits war ich nach den ersten zwei, drei Spielstunden auch schon wieder etwas genervt.
WTF?!
Es fängt schon beim Spielstart mit diesem bescheuerten Rockstar-Updater an, der so gut wie keine Auskunft darüber gibt was er da eigentlich gerade macht. Nicht nur sehe ich nicht, wie groß der Patch ist. Es dauert auch eine halbe Ewigkeit bis er das Spiel dann endlich startet. Wenn die Internetverbindung ausgelastet ist sogar noch länger. Und die ganze Zeit über weiß man nicht, ob er jetzt was macht. Und dann bleibt der Updater nach dem Spielstart auch noch weiterhin offen.
Haben sich die Entwickler gedacht “Jetzt ist der Rockstar Social Club ähnlich wie Games for Windows Live integriert, da müssen wir trotzdem noch irgendein sinnloses Programm im Hintergrund zusätzlich Ressourcen fressen lassen”? So fühlt es sich zumindest an.
Im Spiel
Läuft das Spiel endlich an, wird man direkt in die Geschichte hineingeworfen und hat erst einmal keinen Zugriff auf das Hauptmenü. Das ist auch so ein toller Trend bei einigen Entwicklern. Auf einer Konsole mag das ja durchaus funktionieren. Und ja, im Prinzip ist es auch keine schlechte Idee den Spieler sofort mitten in die Action hineinzuziehen. Aber auf dem PC möchte ich nicht die ersten 15 Minuten eines Spiels mit niedrigen Detaileinstellungen und einer Auflösung von 640×480 (leichte Übertreibung) erleben. Also wenn ihr so einen Spieleinstieg wählt, dann hört verdammt nochmal damit auf mir den Zugang zum Optionsmenü zu verweigern! Das kann doch nicht so schwer sein, oder?
Irgendwann kam ich dann im Hauptmenü an, konnte meine Einstellungen treffen und wollte zuerst den Mehrspielermodus mal ausprobieren, weil mich interessiert hat, wie das mit der Bullet Time dort funktioniert. Pustekuchen! Ich habe es bis heute nicht geschafft einem Spiel beizutreten. In die Lobby, ne gefühlte Ewigkeit warten (wieder ohne irgendeine gescheite Rückmeldung!) und dann fliege ich einfach raus. Super. Dann vergnüge ich mich halt erst einmal nicht mit Harald Fränkel.
Ein nerviger Hauptcharakter
Da der Mehrspielermodus nicht funktionierte, blieb mir also erst einmal nichts anderes übrig als die Kampagne zu starten. Der Einstieg ist auch gar nicht schlecht gemacht. Richtig viel Action und auch die grundsätzliche Idee, wie die Geschichte in den Zwischensequenzen rübergebracht wird ist auch cool. Und die Kämpfe gehen auch angenehm locker flockig von der Hand. Es nervt mich zwar ein bisschen, dass der Herr Payne anscheinend nicht “normal” springen/hechten kann (Leertaste aktiviert einen Bullet-Time-Sprung). Aber gut, daran gewöhnt man sich.
Woran ich mich jedoch nicht gewöhnen konnte war Max Payne an sich. Klar, er war auch schon in den ersten beiden Teilen nicht unbedingt der fröhliche Typ. Aber seine bisherigen Monologe im dritten Teil triefen nur so vor zerstörerischem Selbstmitleid. Ständig dröhnt es nur so aus den Boxen von wegen “Ach, eigentlich möchte ich gar nicht mehr leben. Ach, wie schlecht ist doch die Welt. Ach, wie einfältig sind doch die anderen. Ach, was sind die doch alle so blöd, dass sie mir helfen wollen. Ach, warum habe ich nur den Job angenommen. Ach, warum geben die sich nur mit mir armem Schwein ab. Ach, nur im Whiskey finde ich meine Erlösung”. GAAAH! Halt doch einfach dein Maul, du Vollidiot! Das ist einfach nicht auszuhalten und fast noch schlimmer als Vincent in Catherine. Und was ich so bislang gelesen habe, tut sich in der Hinsicht auch nicht viel im Laufe des Spiels. Das sind ja tolle Aussichten. Ich glaub’ ich leg den Titel mit zur 8. Staffel von 24 dazu.
Themawechsel
Nachdem ich Max Payne 3 zur Seite gelegt hatte, “musste” ich mir natürlich einen anderen Action-Titel suchen. Und meine Wahl fiel auf die Half-Life-Reihe, sprich Teil 1, Opposing Force, Blue-Shift, Decay und Uplink — alle nur mit dem High-Definiton Pack, das mit Half-Life: Blue-Shift damals ausgeliefert wurde. Zugeben, so ganz genau weiß ich auch nicht, was mich dazu geritten hat die alle mal wieder durchzuspielen. Vermutlich wollte ich einfach mal wieder einen klassischen Lebensenergiepakete-Shooter erleben. Da ich aufgrund meiner Faulheit aber nicht aufstehen wollte, habe ich eben zu dem gegriffen, den ich sowieso installiert habe.
Außerdem haben sich die Spiele erstaunlich gut gehalten. Vor allem Half-Life: Opposing Force hat mich wieder positiv überrascht. Gearbox hatte so gut wie alle Negativpunkte des Hauptspiels ausgebügelt und dann noch einmal einen obendrauf gepackt (sowohl beim Schwierigkeitsgrad als auch bei der Qualität des Inhalts). Die vier Spielstunden vergehen da echt wie im Fluge, sehen vergleichsweise gut aus und machen immer noch durchweg Spaß. Das kann die sieben Stunden andauernde Kampagne von Half-Life leider nicht von sich behaupten. Aber da erzähle ich euch ja nichts Neues. Es sollte nach all den Jahren jedem bekannt sein, dass eigentlich nur die Soldaten-Level aufgrund der gelungenen KI wirklich Spaß machen, das letzte Viertel in XEN der letzte Scheißdreck und der Rest aufgrund der eher langweiligen Alien-Kämpfe mehr so lala ist. Zumal auch die Waffen einfach scheiße sind und wie Spielzeug wirken (genauso wie in Teil 2). Da braucht ihr nicht einmal zu id Software rüberschauen. Benutzt einfach mal in Opposing Force das neue Maschinengewehr (sogar mit Rückstoß!) oder das Scharfschützengewehr. SO muss sich das Anfühlen/Anhören und nicht so ein billiges “Pui Pui”.
Aber gut, meine Meinung zum Valve-Anteil der Half-Life-Serie ist ja allgemein bekannt. Da brauche ich an dieser Stelle nicht schon wieder drauf herumreiten .
Das Hauptthema
Was ich auf jeden Fall mal wieder sehr erfrischend fand beim erneuten Spielen von Half-Life, war die Suche nach der herumliegenden (beziehungsweise hängenden) Lebensenergie. Ich bin normalerweise keiner, der immer behauptet früher wäre alles besser gewesen. Aber mit regenerierender Lebensenergie (und dem meist dazugehörigen Deckungssystem) habe ich mich bis heute tatsächlich noch nicht komplett angefreundet.
Es ist einfach ein wesentlich anderes Spielgefühl, wenn ich auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad mit gerade noch 16 Lebenspunkte in einen Bereich mit mehreren Gegnern komme, die mich nach zwei Treffern ins Jenseits schicken und weiß “Da muss ich jetzt so durch”. Das zwingt mich meine komplette Strategie über den Haufen zu werfen und oft sogar dazu Waffen zu verwenden, die ich sonst nie benutze. Natürlich werde ich diese Stelle ein paar Mal neu laden müssen, bis ich es geschafft habe. Aber das ist eine Herausforderung, der ich mich gerne stelle. Nicht nur, weil ich weiß, dass sie schaffbar ist, sondern auch, weil ich mich ja selbst in diese schlechte Ausgangslage versetzt habe. Hätte ich im Kampf davor besser aufgepasst stünde ich jetzt nicht so da.
Das macht das Spiel auch individueller. Wenn ein anderer Spieler an dieser Stelle zwar mit dem gleichen Waffenarsenal, aber mit mehr Lebenspunkten dasteht, kann er da ganz anders an die Sache herangehen. Wenn sich hingegen meine Lebensenergie automatisch regeneriert, kann ich immer wieder meine einstudierte Strategie fahren und muss nie wirklich davon abweichen. Außerdem lädt sie nicht gerade zum Erkunden ein. Wenn ich um jedes Lebensenergiepaket froh bin, schaue ich auch in die letzte Ecke des Levels. Wobei es in den linearen Levels eines Call of Duty: Modern Warfare 3 auch so schon nicht wirklich viel zu entdecken gibt.
Epilog
Natürlich möchte ich nicht, dass jetzt wieder jedes Spiel mit herumliegenden Paketen arbeitet. Auch mit sich regenerierender Lebensenergie lassen sich durchaus lustige Sachen machen. Aber dennoch finde ich, dass sich wieder mehr Mainstream-Entwickler trauen sollten das alte System auch außerhalb eines Survival-Horror-Titels zu verwenden und dessen Vorteile in ihr Game Design mit einfließen zu lassen. Auch heute noch kann man das den Spielern definitiv zumuten. Max Payne 3 geht beispielsweise zwar nur den Mittelweg und gibt euch je nachdem wie oft ihr sterbt mehr und mehr Hilfestellung, aber auch hier seid ihr um jede Dose Schmerzmittel froh, die ihr finden könnt und trotzdem macht es (zumindest in spielerischer Hinsicht) Spaß.
Und wie seht ihr das? Lebensenergie aufsammeln oder automatisch regenerieren?
PS: Azzkickr hat sich ausgiebig mit Saint Row: The Third beschäftigt. Seinen Durchgespielt-Bericht findet ihr demnächst nur hier bei Bagdadsoftware.de