Ende Oktober soll Windows 8 in den Handel kommen. Bislang weiß ich noch nicht wirklich so richtig, was ich davon halten soll. So richtig mit beschäftigt habe ich mich aber damit auch bislang gar nicht. Hier und da mal einen Artikel gelesen über die ein oder andere Funktion wie dem überarbeiteten Dialog für das Verschieben/Kopieren von Dateien oder die Einführung des Ribbons im Windows Explorer. Aber das war es dann schon ziemlich.

Wobei der große Aufhänger natürlich die Metro-Oberfläche ist. Aber den Punkt sehe ich sogar eher gelassen. Was war das Geschrei groß, als Windows XP seine Luna-Oberfläche eingeführt hat. Und dann wurde wieder geschrien als Vista das Aero-Design brachte. Als bei Office der Ribbon kam, wurde auch wieder groß gejammert. Und am Ende hat sich alles nicht nur als halb so wild, sondern als größtenteils tatsächlich sinnvoll herausgestellt. Und genauso wird es auch garantiert auch bei Metro sein.

Und ansonsten scheint es schlicht eine logische Weiterentwicklung von Windows 7 zu sein. Optisch (leider) wieder etwas flacher, im Inneren wieder etwas optimierter. Von daher mache ich mir da keine großen Gedanken. Ich will Ende des Jahres einen neuen Rechner zusammenbauen und da kommt dann ganz klar Windows 8 drauf.

Beratung

Beim Thema “neuer Rechner” lasse ich mich natürlich dann wieder von Azzkickr und neuerdings auch Dod ausführlich beraten. Eine meiner Ideen ist sogar aus dem Beratungsgespräch mit meinen dämlichen Fragen und völliger Ahnungslosigkeit einen Podcast zu machen. Wäre sicherlich interessant anzuhören. Aber schauen wir mal, wie sich das noch so entwickelt und vor allem wie die zwei überhaupt Zeit haben. Zusammen bringe ich die aber auf jeden Fall nochmal dieses Jahr und wenn es nur wieder für den Hardwarejahresrück und -ausblick ist.

Und nein, ich werde mich von dem Aufrüst-Vorhaben nicht mehr abbringen lassen. Höchstens eine Verschiebung ins Frühjahr 2013, wenn tatsächlich noch interessante Hardware oder bessere Preise zu erwarten sind. Aber das ich mir in nächster Zeit was Neues baue, ist beschlossene Sache und kann nur von einem Weltuntergang oder unvorhergesehenen großen Ausgaben verhindert werden (eine Yacht wird ja nicht mehr als ein paar hundert Euro kosten, oder?). Kann ja nicht angehen, dass Azzkickrs olle Mühle besser ist als meine! Aber ich bin auch tatsächlich schon wieder etwas unzufrieden mit der Leistung. Bescheuert, ich weiß. In Zeiten wo die Entwicklung von Konsolen gesteuert wird und ein fünf Jahre alter Rechner noch locker für aktuelle Titel ausreicht eigentlich völliger Blödsinn. Aber ich bin Hardcoregamer und auch immer noch Redakteur, da brauche ich einfach noch MEHR POWER. Und ich bin an dieser Stelle total traurig, dass ich keinen passenden Soundclip auf YouTube dazu finde (ihr wisst schon, aus Hör‘ mal wer da hämmert)… :sad:

Die wichtigste Frage ist entsprechend nur noch: Behalte ich meinen aktuellen Tower oder nehme ich da auch was Neues? Die Antwort darauf gibt es vermutlich dann, wenn ich weiß, ob ich einen Käufer für das Ding finde oder nicht.

Nervig

Die Sache mit den alten Teilen ist für mich auch immer das Nervigste an der ganzen Aufrüstthematik, sonst würde ich es vielleicht sogar öfters machen. Ich hänge da jetzt nicht dran. Ich hätte sogar sehr gerne meinen Schrank leer. Aber ich weiß nie, was das Zeug eigentlich wert ist. Ich hab keinen Schimmer davon, wie man es richtig anbietet. Mir kraut es immer davor, wenn es zu Problemen kommt (geht nicht, ist nicht wie vorgestellt und der ganze Mist). Und dann ist mir eBay mittlerweile auch zu suspekt geworden mit den ganzen Abmahnungen und aggressiven Mitverkäufern.

Somit habe ich hier wirklich sehr viel Zeugs (Joysticks, Gamepads, CPUs, Tastaturen etc.) rumliegen, das viel zu schade ist zu Gut ist zum Wegschmeißen, aber ich finde auch keinen anständigen Weg es los zu bekommen. Muss vielleicht doch mal die neuen Dienstleistungsangebote von Verkaufsagenten in Anspruch nehmen, die dank eBay aus dem Nichts entstanden sind. Klar, die wollen teils heftig viel Provision (25% teilweise). Aber ein bisschen Geld für das Zeug ist halt immer noch mehr als gar keins beziehungsweise mit jedem Tag, wo es rumliegt sogar noch weniger Wert. Gibt sogar in der näheren Umgebung einige.

Oder bietet sich vielleicht einer meiner Leser an? Ich meine das wirklich ernst! Ich bin da gerne bereit zu bezahlen oder Dienstleistungen anzubieten. Ich gehöre definitiv zu der Generation, die nicht unbedingt immer alles selber machen muss, sondern eine angebotene Dienstleistung auch gerne in Anspruch nimmt :smile: .

Epilog

Nun aber genug gejammert: Am Montag hat Kessy ihren großen Auftritt. Geburtstag hat sie zwar erst am Dienstag, aber für die größenwahnsinnige Diva werde ich ganz sicher nicht meinen Veröffentlichungszyklus anpassen! Die kann euch auch an einem Montag ihr Leid klagen.

Da ich damals beim Test relativ wenig Zeit hatte und mich deshalb stark auf die Hauptgeschichte konzentrieren musste, wollte ich jetzt einfach nur die restlichen Nebenquests erledigen und die DLCs durchspielen (hatte mir nachträglich die Ultimate Edition geholt, da ich nur die geschnittene Collector’s Edition besaß). Mittlerweile zeigt Steam 22 zusätzliche Spielstunden an und ich habe noch nicht einmal die DLCs angefasst. Holla die Waldfee! Zum Glück hatte ich im Test keine Angaben zur Gesamtspielzeit gemacht :smile: . Und bevor einer fragt: Nein, die Wertung würde sich dadurch nicht noch weiter erhöhen. Die große Anzahl an gelungenen Nebenquests hatte ich bereits einfließen lassen. Außerdem hätte es eine 9,5/10 dann doch nicht verdient. Ich rede übrigens von Fallout: New Vegas, nur um das mal so nebenbei zu erwähnen.

Aber um diesen alten Schinken geht es heute gar nicht. Deshalb nur noch einmal so viel: Wer es immer noch nicht gespielt hat, sollte es so langsam mal nachholen. Definitiv eines der besten Rollenspiele des Jahres 2010 (wurde auch 2010 bei den NOCAs nominiert). Alles Weitere hatte ich damals schon auf den sechs Seiten Test erwähnt. Leider ist die Bugdichte trotz mehreren Patches immer noch recht hoch — inklusive vereinzelter, nicht nachvollziehbarer Abstürze.

Finale Einbildung

Irgendwie ist es schon paradox: Ich habe die Filme gesehen, ich lese die dazugehörigen Fancomics, ich finde die Spielwelt interessant, ich kenne halbwegs die Hintergrundgeschichte der einzelnen Spiele und ich mag die dazugehörige Musik (vor allem die Piano Collections). Dennoch habe ich bis heute keinen der…ja, keine Ahnung wie viele Teil es jetzt offiziell eigentlich sind — zählen die “-2”-Dinger dazu? Ich blick da nicht durch. — …unzähligen Final Fantasy-Titel auch nur angespielt. Gut, das liegt auch mit dran, dass sie bislang größtenteils exklusiv für PlayStation- und Nintendo-Besitzer waren. Aber selbst die vier, die es auch für PC gibt, habe ich noch nie gespielt. Und jetzt habe ich mir auch noch den neusten Ableger der Serie zugelegt und schon einige Stunden gespielt:

Theatrhytum Final FantasyTheatrhytum Final Fantasy (3DS, 2012) — Auf den ersten Blick handelt es sich hier um einen Guitar Hero-Klon, der ohne eine extra Peripherie auskommt. Und tatsächlich ist das grundlegende Spielprinzip das gleiche: Es laufen “Noten” über den Bildschirm und ihr müsst sie im richtigen Moment “spielen”. Und wie der Name des Spiels schon andeutet, sind 65 Musikstücke aus den 13 Haupttiteln enthalten.

Wobei diese Angabe mit Vorsicht zu genießen ist, denn die Intro- und Outrostücke der einzelnen Final Fantasy-Spiele (also 26 Lieder) sind zwar vorhanden, aber nur Teil eines anspruchslosen Minispiels, bei dem ihr euch ein paar zusätzliche Rythmia (die Währung im Spiel) verdienen könnt. Das Minispiel hat keinerlei sonstigen Auswirkungen und kann sogar komplett übersprungen werden. Aber fangen wir von vorne an.

Das Spielprinzip

Theatrhytum Final Fantasy besitzt drei Spielmodi: Serien, Herausforderungen und Chaos Schrein. Letzterer ist der, auch alleine spielbare, Multiplayermodus in dem ihr zwei Stücke hintereinander inklusive Bosskämpfe auf einem sehr anspruchsvollen Niveau meistern müsst. Zu Beginn steht euch jedoch nur der Punkt “Serien” zur Verfügung. Erst wenn ihr diesen beendet habt, habt ihr auch tatsächlich auf alle Stücke im Herausforderungsmodus Zugriff und könnt sie gezielt und auf einem höheren Schwierigkeitsgrad angehen (es gibt drei: Standard, Experte und Ultimate. Letzterer wird freigeschaltet, wenn ihr das Lied auf Experte geschafft habt.). Im Serienmodus wählt ihr das jeweilige Final Fantasy aus und spielt dann die dazugehörigen Lieder am Stück, inklusive den bereits erwähnten Intro- und Outropassagen.

Herstellerbild des Kampfmodus in Theatrhytum Final FantasyJedes Lied ist dann noch einmal in drei Kategorien unterteilt, je nachdem wo es auch im Spiel zum Einsatz kam. Hinter jeder Kategorie versteckt sich dabei ein anderes Spielprinzip:

    Kampfmusik: Von links nach rechts kommen auf vier Bahnen die Noten hereingeflogen und müssen möglichst exakt dann gespielt werden, wenn sie über den Kreis auf der rechten Seite laufen. Im Hintergrund läuft eine typische Final Fantasy-Schlacht ab und jede erfolgreich gespielte Note verursacht beim Gegner Schaden.

    Eventmusik: Der Spielkreis bewegt sich von alleine auf dem Bildschirm entlang und ihr müsst dann die angezeigte Note spielen, wenn er sich darüber befindet. Im Hintergrund läuft einfach ein Video ab. Bei Final Fantasy VIII beispielsweise passend zur Musik die berühmte Tanzszene.

    Reisemusik: Am unteren Bildschirmrand rennt eure Figur von rechts nach links und ihr müsst obendrüber die von links nach rechts fliegenden Noten spielen. Der Unterschied zur Kampfmusik ist, dass ihr den Kreis hoch und runter bewegen müsst, um innerhalb von gehaltenen Noten alle Unternoten zu treffen.

Die Noten

In den jeweiligen Modi begegnen euch dann drei verschiedene Arten von Noten:

    Haltenoten: Bei der Anfangsnote Stylus auf das Touchpad drücken und solange halten, bis die Endnote erscheint. Dann rechtzeitig loslassen.

    Drücknoten: Einfach nur kurz auf das Touchpad tippen.

    Ziehnoten: Den Stylus auf dem Touchpad in die angezeigte Richtung ziehen. Schnicken geht nicht. Er erkennt es wirklich nur, wenn ihr kurz zieht.

Das klappt auch alles sehr gut. Das Touchpad reagiert einwandfrei auf die eigenen Eingaben und man heimst auf dem Standardschwierigkeitsgrad sehr schnell die ersten S-Wertungen ein (typisch japanisches Zählsystem von S bis F plus Bonuspunkte wenn ihr alle Noten trefft). Was aber nicht heißt, dass das Spiel leicht ist. Ein paar Gemeinheiten gibt es auch auf Standard und auf Experte ist das Tempo schon wesentlich anspruchsvoller (und näher am Takt der Musik dran).

Herstellerbild des Reisemodus in Theatrhytum Final FantasyAnders als bei Rock Band & Co., lässt ein Fehler die Musik nicht falsch klingen. Sie wird hingegen einfach nur im Hintergrund abgespielt und dient im Prinzip nur dazu euch ein wenig den Takt vorzugeben. Eure eigenen Eingaben führen nur zu zusätzlichen Soundefffekten. Jeder eurer Fehler zieht euren vier Helden (dazu gleich mehr) stattdessen Lebensenergie ab. Ist die Lebensenergie leer, heißt es Game Over. Außerdem gibt es wie bei der Konkurrenz Bonusabschnitte (Gitarre hochreißen), die ihr hier durch perfektes Spielen einer bestimmten Sektion automatisch aktiviert. Und das Ziel ist es natürlich immer so perfekt zu spielen wie möglich, um am Ende eine möglichst hohe Highscore zu erhalten.

Das Rollenspielsystem

Soweit, so anders. Doch Entwickler indieszero setzt noch einen drauf und verbindet das ganze System zusätzlich mit Rollenspielelementen. Und zwar erstellt ihr euch zu Beginn aus bekannten Helden (jeweils einer pro Spiel) wie Cloud, Onion Knight oder Lightning eine vierköpfige Party zusammen. Jeder hat nicht nur unterschiedlichen Werten in Sachen Stärke, Magie, Gewandtheit und Glück, sondern auch jeweils ganz eigene Talente. Shantotto zum Beispiel hat einen Heilzauberspruch, der einmalig pro Lied zündet, wenn die Lebensenergie unter 75% sinkt. Und dann gibt es auch noch Gegenstände, die ihr jedem in die Hand drücken könnt wie Lebensenergietränke. Durch erfolgreiches Spielen schaltet ihr nicht nur zusätzliche Helden frei und erhaltet neue Gegenstände, eure Helden steigen auch im Level auf was ihre Lebensenergie und Attribute erhöht sowie neue Talente für sie verfügbar macht.

Stellt sich natürlich die Frage, wie sich das in einem eigentlich Skill-basierten Rhythmusspiel auswirkt. Die Antwort? Praktisch gar nicht. Natürlich ist es von Vorteil, wenn ihr etwas mehr Lebensenergie habt und entsprechend 2-3 Noten mehr falsch spielen könnt. Und ein höherer Glückswert erhöht die Chance darauf einen neuen Gegenstand zu erhalten. Aber faktisch ist der ganze Rollenspielpart nur ein nettes, wenn auch zusätzlich motivierendes, Beiwerk ohne wirklich extrem spürbare Auswirkungen — was natürlich absolut korrekt ist. In einem Rhythmusspiel muss Können über Erfolg oder Niederlage entscheiden und nicht irgendwelche Charakterwerte.

Die DLCs

Herstellerbild von den Charakteren in Theatrhytum Final FantasyWie erwähnt sind von Haus aus 65 Lieder enthalten. Und da die Bandbreite von Final Fantasy bis Final Fantasy XIII reicht und die Stücke direkt aus den Spielen stammen, sind diese auch untereinander sehr unterschiedlich. Die ersten paar sind sogar astreines 8-Bit-Gepiepse und keine neuen orchestralen Umsetzungen (was allerdings auch nett gewesen wäre). Wird natürlich nicht jedem gefallen, aber es gehört ganz klar dazu. Die Auswahl ist auch sehr gut gelungen und umfasst neben einer Vielzahl an ikonischen Stücken, ebenso das ein oder andere nicht ganz so berühmte Lied.

Leider stehen die Stücke nicht in voller Länge zur Verfügung. Scheinbar haben sich die Entwickler gedacht, dass man es den Spielern auf einem mobilen Gerät nicht zumuten kann 4-15 Minuten am Stück rumzumachen. Auf der einen Seite verständlich, andererseits aber auch extrem ärgerlich da sich so nicht nur die Gesamtspielzeit stark verringert, sondern eben auch viele gute Passagen fehlen. Positiv: Wer die Lieder nicht so gut kennt, dem wird das vermutlich erst nach dem mehrmaligen Spielen auffallen, dass da was fehlt. Die Schnitte sind gut gemacht und sehr unauffällig.

Und was macht man, wenn man alle Lieder perfektioniert hat? Den internen Shop öffnen und sich für 1 Euro pro Stück Nachschub kaufen. Derzeit stehen acht zusätzliche Lieder bereit und ich gebe offen zu, dass ich auch schon eingekauft habe. Ob der Preis zu hoch ist und 50ct nicht der bessere Deal gewesen wären, oder man zumindest ein Bundleangebot hätte machen können, darüber kann man sicherlich streiten. Bei so einem Spiel gehört DLC aber tatsächlich dazu und da ist es schön, dass von Anfang an auch Nachschub vorhanden ist.

Bagdadsoftware meint: Theatrhytum Final Fantasy zeigt, dass im Bereich der Rhythmusspiele doch noch Innovationen abseits von noch realistischeren Instrumenten möglich sind. Ganz ohne zusätzliche Peripherie kann ich hier meine Reaktionsfähigkeit auf abwechslungsreiche Art und Weise trainieren und dabei erstmals gute Videospielemusik hören. Der ganze Rollenspielpart ist zwar nicht mehr als ein nettes Beiwerk, motiviert aber tatsächlich zusätzlich zum Weiterspielen. Gleichzeitig muss ich aber auch ganz klar sagen: Wer mit Final Fantasy nichts anfangen kann, der wird mit dem Spiel auch keinen Spaß haben. Um für jeden interessant zu sein, ist das Ganze zu sehr auf das Universum abgestimmt mit seinen Helden und ihren Fähigkeiten, den Videos, die im Hintergrund ablaufen und auch die Musikauswahl (speziell die 8-Bit-Lieder) ist sicherlich nicht jedermanns Sache, vor allem wenn er mit japanischen Rollenspielen noch überhaupt nichts zu tun hatte.

Wen das nicht abschreckt, der bekommt hier jedoch ein sehr unterhaltsames Rhythmusspiel, das viele Stunden Spaß bereitet. Mir bleibt entsprechend nur noch zu sagen: Hoffentlich kommt bald Theatrhytum Kingdom Hearts, Theatrhytum KH/FF Piano Collections und/oder Theatrhytum Dragon Quest.

Da ich es vergangenen Donnerstag leider nur geschafft hatte die Top 5 aus den Top 10 meiner Lieblingsentwicklerstudios zu veröffentlichen, gibt es heute nachträglich die Plätze 6 bis 10. Zwar bezweifle ich auch dieses Mal wieder, dass Stammleser echte Überraschungen vorfinden werden. Dennoch war es gar nicht so einfach die ewig lange Liste (am Ende seht ihr einen Auszug) an potentiellen Kandidaten anständig zu filtern und wirklich nur die Entwickler herauszupicken, die mir tatsächlich besonders am Herzen liegen. Nun aber genug des Vorgeplänkels. Los geht’s:

    Irrational Games Logo6. Irrational Games (1997 – heute)
    Spiele (Auszug): System Shock 2, SWAT 4

    BioShock? Pfff! Das interessiert doch niemanden! System Shock 2, Tribes: Vengeance, Freedom Force vs. The 3rd Reich, SWAT 4 — DAS sind die Spiele, die Irrational Games groß gemacht haben und eindrucksvoll die Flexibilität von Ken Levine und Co. bei einer gleichzeitig sehr hoher Qualität aufzeigen. Da ist ein BioShock nur die logische Fortsetzung des Erfolges und eine weitere Bestätigung meines langjährigen Vertrauens in das Können der Jungs. Da braucht es nicht einmal mehr den ehemalige-Looking Glass-Mitarbeiterbonus, um das Studio in die Top 10 zu katapultieren.

    Raven Software Logo7. Raven Software (1990 – heute)
    Spiele (Auszug): Soldier of Fortune, Star Trek: Voyager – Elite Force

    Die perfekte Ergänzung zu id Software und eine der besten Kooperationen zwischen zwei Studios in der Branche. Während id Software Ahnung von Technik und Shooter-Spielgefühl hat, weiß Raven Software schon immer aus einer bestehenden Engine (egal ob von id oder Epic) das Beste zu machen und mit einer Lizenz perfekt umzugehen — und zwar auch unter Zeitdruck. Egal ob Soldier of Fortune, Star Wars, Stark Trek oder X-Men — die Werke der Jungs aus Wisconsin gehören zum Besten, was zu diesen Marken in Sachen Videospiele jemals erschienen ist. Und auch ihre eigenen Kreationen wie Hexen oder Singularity müssen sich nicht vor der Konkurrenz verstecken. Das Studio mag nicht die Übermegablockbuster produzieren. Es steht aber außer Frage, dass sie aus den vorhandenen Mitteln immer das bestmögliche machen. Schade, dass sie jetzt wohl nur noch als DLC-Produzent von Activistion dienen.

    Volition Inc. Logo8. Volition (1996 – heute)
    Spiele (Auszug): Saints Row: The Third, FreeSpace 2

    Vier eigene Marken bestehend aus 11 Spielen hat das Studio in seiner bisherigen Geschichte erschaffen — alle waren und sind auch größtenteils heute noch erfolgreich und gehören mit zu meinen absoluten Lieblingsspieleserien, auch wenn die Entwickler FreeSpace 3 und Summoner 3 uns noch “schuldig” sind und Red Faction leider auf Eis gelegt wurde. Das ist eine Leistung, die muss man erst einmal hinbekommen. Da braucht es schon ein wirklich extremes Scheißspiel, um mich von ihnen abzuwenden, zumal ich sogar ihr The Punisher für die bislang beste Spieleumsetzung der Lizenz halte.

    Monolith Productions Logo9. Monolith Productions (1994 – heute)
    Spiele (Auszug): Condemned: Criminal Origins, TRON 2.0

    Zugegeben: Ich bin nicht der größte F.E.A.R.-Fan auf Erden, auch wenn es prinzipiell gute Spiele sind. Für mich sind es jedoch die anderen Titel, die Monolith neben id Software und Raven Software zu einer der besten First-Person-Shooter-Schmieden aller Zeiten macht. Aliens vs. Predator 2, TRON 2.0 und natürlich das bis heute einzigartige The Operative: No One Lives Forever sind alles Titel, an die ich mich nicht nur gerne zurückerinnere, sondern die auch heute noch sehr viel Spaß machen und mit zu meinen All-Time-Favorites gehören.

    Pandemic Studios Logo10. Pandemic Studios (1998 – 2009)
    Spiele (Auszug): Star Wars: Battlefront II, Full Spectrum Warrior

    Sicherlich eine ungewöhnliche Wahl, vor allem wenn man sich die Kandidaten anschaut, die noch so auf der Liste standen. Natürlich war das Studio zu Lebzeiten nicht fehlerfrei (Der Herr der Ringe: Die Eroberung…). Im Laufe ihrer Geschichte haben sie dennoch ihr Können mehrfach eindrucksvoll zur Schau gestellt — und zwar auf unterschiedlichste Art und Weise. Von der taktisch extrem anspruchsvollen Militärsimulation Full Spectrum Warrior (bis heute unerreicht!) über eines der erfolgreichsten Star-Wars-Spiele aller Zeiten (Star Wars: Battlefront II) hin zum abstrusen Destory All Humans! reichte die Palette der Kalifornier, die sich zwar nicht unbedingt immer durch übermäßige Innovationen auszeichnete, aber mir dennoch sehr viel Spaß bereitete. Definitiv ein großer Verlust für die Branche, auch wenn ein Teil der Entwickler jetzt bei EA Los Angeles sitzt und an der nächsten Iteration der ein oder anderen Marke arbeitet.

Und damit ist meine Top 10 vollständig. Wer seine Top 10 vergangenen Donnerstag noch nicht veröffentlicht hat (oder seine damalige korrigieren möchte), der hat nun die Gelegenheit dies nachzuholen. Abseits davon: Welche Entwicklerstudios standen noch so in der engeren Auswahl und sind dann doch aus dem einen oder anderen Grund an der Top 10 gescheitert?

Bei mir fielen unter anderem die langjährigen Entwicklerstudios Obsidian Entertainment (Fallout: New Vegas), IO Interactive (Hitman), Crystal Dynamics (Legacy of Kain), ORIGIN Systems (Wing Commander), Codemasters (Colin McRae-Serie), Arkane Studios (Arx Fatalis), Splash Damage (Enemy Territory: Quake Wars), Larian Studios (Divinity II: The Dragon Knight Saga), Daedalic Entertainment (Edna bricht aus), Maxis (SimCity), Black Rock Studios (Split/Second) und noch viel zu viele mehr unter den Teppich :smile: .

Spiele hier, Spiele da. Immer nur Spiele. Das kann ja nicht angehen. Da muss man was gegen tun, sag’ ich! Und da ein Extrem nur durch ein anderes Extrem ausgeglichen werden kann (behaupte ich jetzt einfach mal), geht es im heutigen Eintrag gleich um drei Sachen, die überhaupt nichts mit Spielen zu tun haben.

Der Film

Zuerst widmen wir uns einem 46 Jahre alten Film, der sich mal wieder mit einem realen Ereignis aus dem zweiten Weltkrieg beschäftigt. Statt der Schlacht von Pearl Harbor oder dem D-Day, geht es hier jedoch um eine nicht ganz so allgemein bekannte Begebenheit, da sie nicht ganz so immens große Auswirkungen auf den Kriegsverlauf hatte: Die finale Schlacht des deutschen Panzerschiffs Admiral Graf Spee vor dem Rio de la Plata.

Panzerschiff Graf SpeePanzerschiff Graf Spee (Orig.: The Battle of the River Plate, 1956) – Die Admiral Graf Spee war eines von drei Kriegsschiffen, die Deutschland nach der Niederlage im 1. Weltkrieg bauen durfte. Sie wurde 1936 in Dienst gestellt und wurde noch vor Beginn des Krieges in den Südatlantik geschickt. Hitler rechnete fest damit, dass England nach der Invasion von Polen in den Krieg eintreten würde und da England nur über das Meer versorgt werden konnte, wollte er schon frühzeitig dafür sorgen, dass die Nachschubwege lahmgelegt werden würden.

Ein Mittel dafür waren die U-Boote, das zweite die mächtigen Panzerschiffe mit einer Geschwindigkeit und Bewaffnung, die zu diesem Zeitpunkt von keinem anderen seefahrenden Land übertroffen werden konnte. Entsprechend erfolgreich verlief anfänglich die Kaperfahrt nach Kriegsausbruch am 1. September 1939. Insgesamt neun Schiffe mit einer Tonnage von über 50.000 BRT wurden bis Anfang Dezember von ihr versenkt. Der Film beginnt mit dem Untergang der Africa Shell, Schiff Nr. 6, und der Gefangennahme ihres Kapitäns und macht dann einen kleinen Zeitsprung zur finalen Treibstoffbefüllung durch die Altmark. Statt jedoch den Treibstoff zu nutzen, um direkt nach Deutschland zurück zu reisen, fuhr Kapitän Langsdorff nach Südamerika.

Die Schlacht vor dem Rio de la Plata

Natürlich blieb die Graf Spee (im Film dargestellt durch den US-Kreuzer USS Salem), trotz aller Tarnung — sie fuhr unter wechselndem Namen und Beflaggung — dem Gegner nicht verborgen. Dieser wiederrum, zumindest zeigt es so der Film (tatsächlich fand das dargestellte Treffen nie statt, es dient nur dazu den Zuschauer die Sachlage zu erklären), ahnte den nächsten Zug von Langsdorff voraus und legte ihm in der Mündung des Rio de la Plata an der Ostküste Südamerikas eine Falle. Beteiligt waren die HMS Achilles (spielt sich tatsächlich selbst!), die HMS Exeter (dargestellt durch die HMS Jamaica) und die HMS Ajax (dargestellt durch die HMS Sheffield).

Ja, die Seeschlacht wurde tatsächlich nicht nur mit echten Schiffen nachgestellt, sie läuft in den ersten Minuten sogar in Echtzeit so ab, wie in den Protokollen damals festgehalten. Doch leider geht der Film hier dann trotz allem Realismusanspruch nicht weit genug: Die Aufnahmen von den Brücken der Schiffe wurden in den Pinewood Studios in London getätigt. Sie wirken entsprechend deplatziert und teilweise sogar surreal, da ihr immer nur einen Blickwinkel gezeigt bekommt. Geht ja auch nicht anders, schließlich würde man ja sonst merken, dass auf der anderen Seite eben keine Schiffe sind. Vom komischen Gespritzte des Wassers im Hintergrund ganz zu schweigen. Da der Film nicht in Schwarz/Weiß gedreht wurde, fällt dieses Problem noch stärker auf. Nichtsdestotrotz ist die 15-Minütige Schlacht ganz klar der Höhepunkt des Films, obwohl die Spannung nicht durch unzählige Explosionen, sondern vornehmlich durch die Dialoge erzeugt und aufrechterhalten wird.

Einseitig

Bild aus Panzerschiff Graf SpeeSchade nur, dass alles ausschließlich aus Sicht der Alliierten gezeigt wird. Die Deutschen kommen nach Akt 1 nicht mehr wirklich zur Geltung. Dabei war nicht nur die Admiral Graf Spee an sich interessant, sondern auch ihr Kapitän Hans Langsdorff. Seine Darstellung im Film ist nämlich keineswegs übertrieben. Er war wohl auch im wirklichen Leben kein böser Nazi (selbst bei der Beerdigung der Toten nach der Schlacht hat er keinen Hiltergruß gemacht), sondern Gentleman und Seemann, der sowohl seine Mannschaft als auch seine Gefangenen mit gebührendem Respekt behandelte und ihr Wohl über alles stellte. Die überlebenden Besatzungsmitglieder bewundern ihn noch heute.

Doch das hat alles nicht viel genützt. Zwar konnten die Alliierten die Graf Spee bei Rio de la Plate nicht versenken und diese ins neutrale Montevideo fliehen. Aber das Land gab dem Kapitän nur 72 Stunden, um die nötigsten Reparaturen durchzuführen und dann wieder auf die hohe See zu verschwinden. Dort warteten die Engländer auf ihn. Theoretisch hätte die Flucht wohl gelingen können, aber die Briten verbreiteten absichtlich unverschlüsselt, dass sich noch wesentlich mehr Schiffe in der Zwischenzeit eingefunden hätten. So blieb Langsdorff keine andere Wahl als dafür zu sorgen, dass das Schiff nicht in feindliche Hände fällt. Er ließ den größten Teil der Crew in Montevideo vom Schiff gehen und die wichtigsten Bauteile zerstören, fuhr zum Ende der Deadline aus dem Hafen, schlich sich zusammen mit der übrigen Mannschaft von Bord und versenkte das Schiff dank mehrerer strategisch platzierter Sprengladungen.

Das Schiff liegt bis heute im nur acht Meter tiefen Wasser und wird seit 2004 Stück für Stück abgebaut, da es den Schiffsverkehr behindert. Langsdorff beging hingegen kurze Zeit später Selbstmord. Ob auf Befehl oder aus anderen Gründen ist nicht genau bekannt und dieser Abschnitt wird auch im Film nicht gezeigt. Er endet mit einem letzten Dialog zwischen dem Kapitän der Africa Shell und Langsdorff. Aber auch dieser dritte Akt ist spannend gestaltet und vermittelt sehr gut, wie der Verhandlungspoker zwischen allen Beteiligten abgelaufen ist und welches Großereignis die Ankunft der Graf Spee im Hafen für die Stadt war.

Die Technik

Positiv zu erwähnen ist auch noch, dass die Blu-Ray-Fassung komplett restauriert worden ist und wirklich sehr gut aussieht. Satte Farben, scharfe Bilder und für so einen alten Film vergleichsweise wenige Artefakte dominieren das Bild. Leider wurde diese Sorgfalt nicht auch auf den Ton übertragen. Der wurde anscheinend überhaupt nicht angefasst und ist entsprechend stark verrauscht und dumpf, was vor allem in den Gefechtsszenen das Verständnis erschwert.

Bagdadsoftware meint: An die Qualität eines Der längste Tag, Das Boot oder Tora! Tora! Tora! kommt Panzerschiff Graf Spee nicht ganz heran. Dafür ist die Sicht der Dinge dann doch zu Einseitig und stören die Studioaufnahmen zwischendrin zu sehr das Gesamtbild.

Dennoch merkt man denke ich daran, dass ich vornehmlich die Geschichte des Schiffs wiedergegeben habe, dass der Film wie viele aus dieser Zeit ein richtig guter und vor allem authentischer Kriegsfilm ist, der keine Seite unrealistisch weit hervorhebt, sondern sich soweit wie möglich an die Fakten hält — und dabei trotzdem sehr spannend ist. Diese Art von Dokudrama gibt es heutzutage aus mir unbekannten Gründen einfach nicht mehr. Entweder es wird nur eine richtige Dokumentation oder es ist patriotischer Mist ohne Rücksicht auf die tatsächlichen Abläufe.

Wer sich für die Geschichte der Admiral Graf Spee oder allgemein für diese Art von Kriegsfilm interessiert und mit dem gemächlicheren Tempo solch älterer Produktionen kein Problem hat, der muss sich diese 2 Stunden entsprechend unbedingt anschauen. Allen anderen bleibt wohl nur die Filmumsetzung des gleichnamigen Brettspiels Battleship, wenn sie eine effektreiche Seeschlacht sehen wollen.

4 von 5 Sics

Das Buch

Ich hab’ aber in letzter Zeit nicht nur ein paar Filme geschaut (und viele Spiel gespielt), sondern auch meinen Nachttisch mal wieder etwas abgearbeitet. Darauf lag auch ein Buch, das mich schon länger stark interessiert hat. Zahlreiche andere, halb angefangene Bücher verhinderten aber bislang, dass ich mich ihm widmete. Ich würde aber diese Zeilen natürlich nicht schreiben, wenn ich es nicht doch mittlerweile geschafft hätte es durchzulesen. Hier entsprechend der Erfahrungsbericht:

JPodJPod (Douglas Coupland, 2006) – In seinem Review bezeichnete der englische Guardian das Buch als das “Microserfs der Google Generation”. Und tatsächlich finden sich viele Parallelen zwischen JPod und Couplands Werk von 1995, in dem die Hauptrolle eine Gruppe von Microsoft-Entwicklern spielt. Dieses Mal geht es jedoch um das Leben einer Handvoll von Spieleentwicklern, die bei einer fiktiven Firma an einem Skateboard-Spiel namens “BoardX” arbeiten und sich ein eigenes Büro teilen. Und da alle Beteiligten einen Nachnamen beginnend mit dem Buchstaben “J” haben, heißt dieses Büro “JPod”.

Verwirrend, komisch, anders

Wie es sich für einen Roman von Douglas Coupland gehört, hört sich die Prämisse im ersten Moment normaler an, als sie tatsächlich ist. Allein die Szenen im JPod werden mit Fortschreiten der Handlung immer absurder und zeichnen das Bild einer fremdgesteuerten Gruppe von Leuten, die zwangsweise miteinander auskommen muss und sich mit allerlei Blödsinn von der Tatsache ablenkt, dass ihre Anwesenheit in der Firma vollkommen unwichtig ist und das obere Management völlig blödsinnige Entscheidungen trifft. Da werden Liebesbriefe an Ronald McDonald verfasst, seitenweise Zahlenreihen ausgedruckt, in denen man ohne Suchfunktion die eine Abweichung gefunden werden soll und eine Umarmungsmaschine für autistische Entwickler gebaut.

Und an allem darf man als Leser live teilhaben. Egal ob es Spammails, Wörterlisten, E-Mails oder besagte Zahlenreihen sind: Alles ist, wie schon bei Microserf, auch tatsächlich auf den 576 Seiten abgedruckt, um dem Leser das Gefühl zu geben selbst Teil des JPods zu sein. Dazwischen erwarten einen mit Pop-Culture-Referenzen durchzogene, mitunter sehr satirische Dialoge sowie die eigentliche Geschichte.

Keine Komödie

Die Geschehnisse innerhalb des JPods sind nur die Spitze des Eisbergs. Was speziell der als zentraler Hauptcharakter agierende Ethan Jarlewski so im Laufe der Zeit erlebt, ist eine Verrücktheit nach der anderen. Dabei ist er noch der Normalste aller Charaktere. Bestes Beispiel ist John Doe, ein vollkommen durchschnittlicher Typ und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Als Kind von lesbischen Eltern das Opfer einer abnormalen Erziehung, versucht er die ersten Jahre seines Lebens dadurch zu kompensieren, dass er in allen seinem Tun es dem amerikanischen Durchschnitt nachmacht.

Cover von MicroserfsTrotz der schrägen Situationen und Charaktere, driftet das Buch jedoch zu keinem Zeitpunkt in eine Komödie ab. Coupland gibt die Geschichte mit einem absolut ernsten Gesicht und tut so, als wäre die ganze Sache ganz normal. Da geht es selbst nach einem Mord im eigenen Elternhaus nur um die Frage, wie man am besten die Leichte wegschafft. Aber was will man von einer Familie erwarten, wo der mit dem eigenen Bruder befreundete chinesische Sklavenhändler der beste Kumpel ist, den man haben kann. Das Ganze geht soweit, dass sogar Douglas Coupland selbst eine wichtige Rolle im weiteren Verlauf der Geschichte übernimmt — vom Hauptcharakter als arrogantes Arschloch dargestellt.

Bagdadsoftware meint: Douglas Coupland hat schon immer seinen ganz eigenen, sehr experimentellen und teils auch sehr verwirrenden Stil. Doch so Abstrus seine Werke auch sind, sie spiegeln in gewisser Weise doch immer die Gedankenwelt eines bestimmten Typus von Leuten wider. Egal ob es Generation X, Generation A, Software-Entwickler oder eben Spieleentwickler sind, irgendwie hat man am Ende doch das Gefühl mehr über sie zu wissen.

Im Vergleich zu Microserfs, muss JPod jedoch ganz klar Federn lassen. Statt des nervigen Ego-Trips, hätte Coupland lieber den anderen Charakteren noch mehr Leben einhauchen sollen. Sie alle bleiben das gesamte Buch hinweg irgendwie auf der Stelle stehen und entwickeln sich nicht wirklich weiter. Dadurch wird wiederrum das Gefühl verstärkt, dass es dem Buch an einem roten Faden fehlt. Natürlich gibt es eine zentrale Geschichte, die sich von vorne nach hinten durchzieht. Doch es sind sehr viele Brüche drin, was auch mit an den vielen sinnlosen Unterbrechungen mit den erwähnten, seitenweise langen Abdrucken irgendwelcher Dokumente zusammenhängt.

Was bleibt ist zwar nicht Couplands schwächstes Werk (das ist aus meiner Sicht Generation X), ein Microserfs 2.0 ist es jedoch auch nicht geworden. Wer Couplands Stil mag, der wird auch mit JPod ein Stück weit glücklich. Alle anderen sollten entweder ganz die Finger davon lassen oder zuerst Microserfs lesen und schauen, ob ihnen überhaupt gefällt, was der Herr so von sich gibt. Es ist definitiv eine gewöhnungsbedürftige Schreibe.

3 von 5 Sics

Übrigens gab es auf CBS Television auch Anfang 2008 eine äußerst kurzlebige Fernsehserie mit dem Titel jPod (kleines “J”). Nach 13 Folgen und einem äußerst fiesen Cliffhanger war aber auch schon wieder Schluss. Selbst gesehen habe ich sie zwar noch nicht, aber sie wurde von Kritikern hochgelobt und der Tod kam — wie so oft, bei solchen Serien — durch eine Verlegung der Sendezeit auf Freitagnacht. Eine Zeit, zu der die Einschaltquoten immer gering sind. Es gab danach auch wie bei Firefly & Co. einen Fanprotest, aber bewirkt hat er nichts.

Das Album

Jetzt hatten wir etwas zum Anschauen, etwas zum Lesen, fehlt noch etwas zum Hören. Passenderweise ist vor kurzem das neuste Album einer meiner Lieblingsbands erschienen, das ich mittlerweile schon mindestens 10mal rauf- und runtergehört habe. Aber ist es wirklich so gut?

The Offspring - Days Go ByDays Go By (The Offspring, 2012) – Vor bald vier Jahren habe ich euch an dieser Stelle im Rahmen meines Fernstudiums das achte Album der Punkrockband vorgestellt. Seit einer Woche ist nun Album Nr. 9 im Handel erhältlich. Es trägt den Titel “Days Go By” und umfasst erneut 12 Lieder mit einer Gesamtspielzeit von knapp 43 Minuten. Aber lohnt sich das Anhören überhaupt?

Hart rein, sanft raus

Wie schon bei Rise And Fall, Rage And Grace, verzichten auch dieses Mal wieder die Kalifornier darauf euch gleich von Beginn an zu erschrecken. Stattdessen erwarten euch zwei klassische Songs, die durch und durch dem gewohnten Offspring-Sound entsprechend. Speziell Secrets From The Underground, welches sich mehr als offensichtlich mit den Occupy-Protesten beschäftigt, ist Punk Rock vom feinsten und ein Track, der einem sofort ins Blut übergeht. So könnte es gerne weitergehen.

Stattdessen aber fängt nun der eher experimentelle Teil des Albums an und das hohe Tempo wird stark gedrosselt. So klingt die Single Days Go By eher nach einem seichten Rocksong als nach Offspring und Curising Calfornia (Bumpin’ In My Truck) ist ein sinnloser Party-Track, der wohl an “Pretty Fly (For A White Guy)” erinnern soll, aber dessen Qualität nicht erreicht. Genauso wenig wie OC Guns, das zweite von drei “Spaß”-Liedern auf der Platte.

Zum Glück geht es nach diesen Durchhängern zum Ende hin wieder aufwärts. Auch wenn es fragwürdig ist, dass die Band den Track Dirty Magic vom Album Ignition recycelt (allerdings neu eingespielt). Seine Wirkung verfehlt er genauso wenig wie Slim Pickens Does The Right Thing And Rides The Bomb To Hell, dem gelungenen Abschluss der CD, der wieder ganz klar die Stärken der Truppe in den hervorhebt.

Bagdadsoftware meint: The Offspring ruht sich definitiv nicht auf ihren vergangenen Erfolgen aus und versucht stattdessen sich immer wieder musikalisch weiterzuentwickeln, ohne aber die langjährigen Fans zu verschrecken. Anders als bei Rise And Fall, Rage And Grace, ist ihnen das mit Days Go By aber nicht ganz so gut gelungen. Speziell die mittelmäßigen “Fun”-Lieder vermiesen einem den Hörgenuss, auch wenn der ein oder andere diese Lieder spätestens seit Americana als Teil des musikalischen Stils der Band ansieht.

Das ist schade, da die reinen Punkrock-Lieder, allen voran das bereits erwähnte Secrets From The Underground, wieder einmal deutlich machen, dass die 28 Jahre alte Band noch lange nicht zum alten Eisen gehört und es immer noch drauf hat. Unterm Strich bleibt ein Album, dessen Kauf für Fans Pflicht ist, aber bei dem man das ein oder andere Lied in der Mitte leider beim wiederholten Anhören einfach überspringen wird.

4 von 5 Sics

Und damit habe ich meine Mindestanzahl an Wörtern für heute erreicht, überschritten und völlig in den Boden gestampft. Bleibt nur noch zu sagen: Bis Donnerstag!

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