Nur noch 29 1/2 Stunden, dann bin ich endlich 10 Jahre alt! Warum “endlich”? Nun, anders als ihr doofen Dosenöffner, finde ich es super älter zu werden. Ich trauere meiner Jugend nicht nach und sehe stattdessen all die Erfahrung, die ich gesammelt habe und die mich zu dem macht, was ich heute bin. Und was bin ich heute? Fit wie ein Turnschuh, der beste Mäusejäger aller Zeiten und die Göttin der Knuddeleinheiten. Aber an so einem bedeutenden Tag wie heute, schadet es nicht, doch mal einen kleinen Blick auf die Anfänge zu werfen.
Der Anfang
Am 17. Juni 2002 um 5 Uhr 30 habe ich das Licht der Welt erblickt, wie ihr auch meiner hochoffiziellen Geburtsurkunde auf der rechten Seite entnehmen könnt. Nein, ich bin keine komische neue Rasse. Die Züchterin hatte nur das “e” bei Maine Coon vergessen. Wobei ich mich an manchen Tagen eher wie eine deutsche Ratte fühle als wie ein amerikanischer Waschbär. Aber wer achtet schon auf solche Details.
Wenige Monate später hat es mich dann nach Unterfranken in den Vorspessart verschlagen, zu meinem ersten Herrn. Ihr wisst schon, der Typ, der mich dann 2007 unbedingt loswerden wollte, nur weil er ne doofe Frau mit Katzenallergie kennengelernt hatte. Als ob ich was dafür könnte, dass mich einige Leute abstoßend finden. Sind aus meiner Sicht sowieso alles nur Neider. Wie kann man schließlich die Göttin der Knuddeleinheiten nicht mögen? Er ist dann wohl auch ziemlich bald weggezogen (ohne mir Tschüss zu sagen!). Keine Ahnung, ob er immer noch mit der Tante zusammen ist, oder ob er nun ganz alleine Zuhause hockt und sich in den Schlaf weint.
Heult ned rum!
Ist mir auch total egal, was aus dem geworden ist. Der hat mich sowieso immer nur den ganzen Tag alleine gelassen, mich am Schwanz gezogen und in die Badewanne gesteckt *brrrr*. Das kann man doch keiner Katze antun! Schon gar nicht der Göttin der Knuddeleinheiten! Nene, da war ich ganz froh drüber, dass am 12. März 2007 Felix das Zeitliche segnete.
Jetzt kommt mir hier nicht mit Anstand und so! Klar ist es traurig, wenn ein geliebter Weggefährte stirbt. Aber so ist das Leben nun einmal. Auch ich mache mir da keine Illusionen. Wenn ich Glück habe, dann steht mir noch mein halbes Leben bevor. Normalerweise geht es aber schon ab 15 ziemlich stark bergab. Wir Maine-Coon-Katzen haben es da noch relativ gut, da wir erst mit drei Jahren richtig erwachsen werden und so im Vergleich zu einer normalen Hauskatze die Lebenserwartung etwas höher ist — wenn uns die Asche im Futter nicht vorher die Nieren zerstört (warum darf ich als Katze keine Hersteller verklagen?!), ein Auto uns überfährt oder irgendein Katzenhasser uns was böses antut (gehören alle erschossen!). Auch sonst leben statistisch gesehen Rassenkatzen länger. Vermutlich, weil wir in der Anschaffung so teuer sind und so eher in einer guten Umgebung landen.
Fröhlichere Gedanken
Aber genug der dunklen Gedanken. So schnell werdet ihr mich nicht los! Ist auch besser so. Einen würdigen Ersatz für mich würdet ihr eh nie finden. Zurück zum Thema: Am 12. März 2007 ist also leider der gute Felix viel zu früh verstorben. Das hat den Webmaster verständlicherweise sehr mitgenommen. Es liegt bis heute eine Datei auf seinem Rechner mit dem ominösen Namen “Eintrag 347.doc”. Den Eintrag hatte er direkt an diesem Abend handschriftlich im Bett liegend verfasst. Ein sehr emotionaler und persönlicher Text, der deshalb am Ende dann doch nicht seinen Weg hier auf die Seite gefunden hat — und auch niemals finden wird.
Gleichzeitig war dem Webmaster aber auch schnell klar: Ohne geht es einfach nicht. Er wollte wieder einen treuen Gefährten um sich haben. Nein, keinen dummen Hund. Jemand intelligentes natürlich. Ruhe da in der hinteren Reihe! Schimpansen sind nicht intelligenter als Katzen! Äh, wo waren wir? Zwar hatte er sicherlich nicht damit gerechnet, dass er so zügig “Ersatz” finden würde, aber selbst eine Tragödie kann ab und zu ein Happy End haben. Und so kam es, dass er Mitte März über eine Bekannte seiner Mutter mich kennenlernte.
Das neue Leben
Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich habe ihn nämlich beim ersten Treffen am Montag, den 19. März 2007 nicht einmal angeschaut. Mein alter Herr musste mich extra auf den Schoß des Webmasters setzten, damit ich ihm überhaupt Beachtung schenke. Danach ging aber alles ganz schnell. Schon am darauffolgenden Freitag habe ich mich euch an dieser Stelle vorgestellt. Ihr habt mich auch alle sofort ins Herz geschlossen. Zugegeben: Es gibt da die eine Ausnahme. So ein total komischer Kerl. Nennt sich Arschtreter oder so was. Der ignoriert mich immer, obwohl ich ihm nie was getan habe. Wird glaube ich endlich mal Zeit, das zu ändern. Müsste ihm mal so richtig eine runterhauen, als Strafe dafür, dass er meine Einträge nicht liest und mich “Katzenvieh” nennt. Kann ja nicht angehen, dass man mich, die Göttin der Knuddeleinheiten, einfach ignoriert!
Wo waren wir? Ach genau, meine Ankunft beim Webmaster. Die erste Nacht habe ich ihn seinem Zimmer verbracht. Kein angenehmes Erlebnis sag‘ ich euch! Dem sein Geschnarche und die Käsefüße. Das hält man ja nicht aus. Wie? Ich würde auch schnarchen? Mag sein, aber mein Schnarchen ist wohltuend für die Ohren. Der Webmaster hört sich hingegen so an, als würde ein Schwein pfeifen. Ich kann das beurteilen. Im Schweinestall bin ich nämlich auch oft. Ihr wisst schon, zum Ratten jagen.
Raus aus dem Haus!
Danach bin ich dann runter in die die Küche gesperrt worden. Unfassbar eigentlich. Mich, der ultimative Freigänger, sperren sie ein. Zur “Eingewöhnung” haben sie behauptet. Das können die ihrer Oma erzählen! Die wollten meinen Willen brechen, sonst nix! Aber den Gefallen habe ich denen nicht getan. Ich hab‘ solange Radau gemacht, bis sie mich nach gut zwei Wochen notgedrungen endlich rausgelassen haben.
Als würde ich weglaufen. Dafür geht es mir doch viel zu gut hier, auch wenn ich mich hin und wieder beschwere. Kann ja auch nicht angehen, dass ich nicht auf Befehl Futter bekomme oder nachts um 2 Uhr nicht wieder reinkomme, nur weil die Damen und Herren meinen, sie müssten um die Uhrzeit schlafen. Auf jeden Fall bin ich seit dem Tag offiziell im dem kleinen Kaff angekommen und bin stolz darauf es mein Zuhause nennen zu können.
Die positiven Seiten
Es ist einfach schön den ganzen Tag Gesellschaft zu haben, viele unterschiedliche Möglichkeiten (Stühle, flauschige Teppiche, Liegestühle, Fußabstreifer, Pflanzenkübel, Koffer, Kisten, Körbe und dergleichen) vorzufinden, um sich hinzulegen und zu dösen, dutzende Schlappen zum Schnüffeln zu haben, mehrere Trinkbrunnen (Kübelteich im Hof, Zimmerbrunnen beim Webmaster und so was), einen geregelten Tagesablauf (morgens Leckerli und Nassfutter, dann Trockenfutter bis Nachmittags, dann wieder Nassfutter und dann wieder Leckerli — und samstags extra nur für mich gekochter Schinken!), wenig Verkehr, der Gefahr läuft mich zu überfahren wenn ich langsam über die Straße stolziere und vor allem ein schönes Dorf mit grüner Wiese vor der Haustür, wo ich anständig jagen kann. Da lässt es sich definitiv sehr gut leben. Gut, ich kriege immer noch nicht immer Milch, wenn ich sie will, mit den zwei neuen kleinen Menschen in der Nachbarschaft ist der Wohnwert etwas gesunken (ich vermisse dich, Jackie!) und die eine Katze aus der Nachbarschaft ist ein totales Arschloch (was fällt dir ein in MEINEN Hof zu kommen?!). Und an die Tatsache, dass mich der doofe Webmaster alle vier Wochen zum Frisör schleift gewöhne ich mich auch nur langsam.
Aber das sind alles nur Kleinigkeiten, die mir nicht den Spaß daran verderben Sachen zu zerkratzen, aus Protest vor den Kasten zu scheißen und morgens das ganze Haus aufzuwecken, weil ich Hunger habe. Oder mir von Ostersonntag auf Ostermontag einfach mal die Pfote zu brechen und den Webmaster in große Unkosten zu stürzen.
Frau des Hauses
Ich habe mich in den letzten Jahren definitiv sehr gut hier eingelebt. Wie in jeder guten Familie kommen wir uns zwar alle mal in die Haare, aber am Ende des Tages habe ich dann doch die schärferen Krallen. Wir verstehen uns hier im Haus und speziell den Webmaster habe ich voll im Griff. Wenn er von der Arbeit kommt, stehe ich parat, damit er mir Futter gibt. Und wenn er mal wieder zu viel am PC hockt, dann springe ich ihm einfach auf den Schoß und sorge dafür, dass er keine eckigen Augen bekommt.
Wenn ich hingegen etwas anderes will, dann jammere ich ihm solange die Ohren voll, bis er endlich tut was ich sage. Wobei ich die Fliegentür am Balkon mittlerweile lieber selbst aufmache. Bis der reagiert, das dauert mir zu lange. Auf dem anderen Balkon habe ich hingegen einfach in das Fliegengitter ein Loch gekratzt. Meine ganz eigene Katzenklappe quasi. Ja, Mäuse Morden, Möbel zerstören, gut aussehen und Knuddeleinheiten verteilen — das sind meine Aufgaben hier im Haushalt, die ich alle sehr gerne und voller Einsatz erfülle. “Good Times!”, wie die Engländer sagen.
Ein schönes Leben
Ich kann am heutigen (beziehungsweise eigentlich erst morgigen) Tag also nur noch einmal betonen, dass der Umzug Anfang 2007 die beste Entscheidung meines Lebens war. Wie? Ihr habt gedacht, ich wäre dazu gezwungen worden? Also bitte! Die Göttin der Knuddeleinheiten lässt sich zu nichts zwingen! Was sie tut, das macht sie aus freiem Willen heraus, auch wenn es aus Rücksicht auf die Dosenöffner manchmal anders erscheint.
Mir ging es in den letzten Jahren so gut wie noch nie. Ich bin dem Webmaster aufrichtig dankbar, dass er mich zu sich aufgenommen hat. Deshalb vermisse ich auch nicht meine Jugend und schaue stattdessen freudig in die Zukunft, wo mich hoffentlich noch viele weitere Jahre voller Leckerli, Knuddeleinheiten und guter Gesundheit in diesem schönen Zuhause erwarten. Auf die nächsten 10!
Und nun geht in die Kommentare und huldigt mir, wenn ihr mir schon keine Leckerli zum Geburtstag schenkt! Ich geh‘ derweil ne Runde Schönheitsschlaf halten. Möchte ja toll aussehen morgen. Wie? Ja, ihr habt natürlich recht: Ich sehe immer toll aus. Aber man kann immer noch ein bisschen besser aussehen.