Gestern bin ich auf einen schon etwas älteren Artikel bei The Escapist gestoßen: I Play Bad Games (On Purpose). Autor Rus McLaughlin argumentiert darin dafür, dass man nicht nur die wirklich guten Spiele sich anschauen sollte, sondern auch hin und wieder die schlechten Titel (0-60%). Sein Hauptargument: Nur wenn ihr ein Rogue Warrior (Metacritic 27-29) gespielt habt, versteht ihr, warum eigentlich ein Call of Duty: Modern Warfare 3 (Metacritic 78-88) so gut ist.

Definitiv eine Sache, die ich nur unterstützen kann. Zwar habe ich das bislang selbst nur als Muss für Journalisten angesehen, für den informierten Spieler ist es aber auch nicht schlecht seinen Horizont mal zu erweitern. Mehr Verständnis kann durchaus auch den Spielspaß erhöhen, meiner Meinung nach. Natürlich stellt dabei sich die Frage, ob die Spieler bei der großen Menge an guten Titeln überhaupt die Zeit und damit auch den Willen hat sich auf diese Reise zu begeben. Allerdings ist die Sachlage auch dort nicht unbedingt immer eindeutig.

Gebiet der Geheimtipps

Herstellerscreenshot zu LegendaryEs gibt definitiv auch im Wertungsbereich 0-60 die ein oder andere “verschmähte” Perle, die zumindest für einen Budget-Preis einen Blick wert sind. Das kann ein kontroverser Fall wie Duke Nukem Forever (Metacritic 49-54) sein, ein überraschend solider Titel wie Eat Lead: The Return of Matt Hazard (Metacritic 51-53) oder ein Geheimtipp ähnlich des im Artikel auch erwähnten Legendary (Metacritic 47-50). Und welcher ältere Spieler erinnert sich nicht an Der Klomanager, dass in keinem deutschen Magazin mehr als 40% bekommen hat und dennoch Anfang des neuen Jahrtausends bei vielen Spielern auf dem Rechner zu finden war (wenn auch in den meisten Fällen nicht legal) und zumindest kurzzeitig für spaßige Gruppenunterhaltung sorgte. Sicherlich keine Spiele, an die man sich in 30 Jahren noch erinnert. Andererseits: Wie viele Titel, die 80% oder mehr erhalten haben, bleiben einem wirklich im Gedächtnis? Auch nicht viele.

Und damit haben wir noch gar nicht über die Spiele mit Wertungen von 60-80% gesprochen. Der wohl undankbarste Wertungsbereich in der Videospielebranche und paradoxerweise heutzutage quasi der Ort, wo angeblich der Durschnitt landet. Ich verstehe es absolut nicht, wie eine Generation von Spielern entstehen konnte, die (übertrieben gesagt) alles verschmäht, was keine “8” vorne stehen hat. Dabei finden sich hier hervorragende Titel wieder, die natürlich ihre Macken haben, aber bei denen das Gesamtpaket am Ende dennoch stimmt und Spaß macht. Was haben die alten Herren unter den Spielejournalisten in den ersten 20 Jahren getrieben, um das zu fördern? Wobei die Frage viel wichtiger ist, wie sich dieses Denken durchbrechen lässt. Doch das ist ein Thema für einen anderen Eintrag.

Ein Muss

Wobei die Sache mit den schlechten Titeln sicherlich auch seinen Anteil daran hat. Welches Magazin berichtet heutzutage schließlich wirklich noch über solche Spiele? Print kann es sich sowieso nicht mehr leisten abseits von Hype-Sachen noch irgendetwas anderes abzudrucken und online pickt sich genauso jeder größtenteils nur die Sachen heraus, die aus seiner Sicht die großen Fische sind. Da wundert es nicht, dass man als Leser, der den ganzen Tag nur 80iger und 90iger zu Gesicht bekommt das Gefühl hat, dass alles drunter nichts wert ist.

Aber auch abseits von Tests finde ich es äußerst wichtig, dass jeder, der halbwegs professionell über Spiele berichtet, auch einen Blick in den unteren Bereich wirft. Selbst die alten Herren, die in so einem Fall gerne auf ihre langjährige Erfahrung verweisen, sollten sich darüber nicht hinwegsetzen. Wie kann ich schließlich einen wirklich fundierten Artikel über ein gutes Spiel schreiben, wenn ich als Vergleich nur andere gute Spiele habe? Wie soll ich da meine Argumente anständig begründen?

Es fühlt sich gut an

Rus bringt in seinem Artikel das Beispiel den Satz “Das Schießen fühlt sich gut an” für einen Ego-Shooter und stellt dann die Frage, was das eigentlich bedeutet abseits von: “Es hat Spaß gemacht”. Ein geübter Redakteur schmückt das natürlich dann noch mit allerlei Floskeln aus. Aber harte Fakten kommen viel zu oft einfach nicht rüber. Ich nehme mich da selbstverständlich nicht von aus. Auch ich mache mich sicherlich Unterbewusst ständig eines solchen Schreibverhalten schuldig. Mein Stiefkind ist da sicherlich die Sache mit den Waffen und dem ewigen id Software-Spiele-Vergleich wie “Schaut euch DOOM an, dann seht ihr, wie sich eine Schrotflinte anfühlen muss”.

Herstellerscreenshot zu DOOMEs ist übrigens die perfekte Kombination aus visuellem und audiovisuellem Feedback, welches die DOOM– Schrotflinte so viel besser macht. Der wuchtige Klang aus den Boxen, das kurze Aufflammen des Mündungsfeuers, das Grunzen des getroffenen Gegners und die auftauchenden Blutspritzer erweckt beim Spieler das Gefühl, dass man hier etwas richtig Cooles und Mächtiges in der Hand hält. Die Schrotflinte in Half-Life 2 klingt hingegen wie Spielzeug. Ihr Soundeffekt klingt billig und es fehlt auch einfach bei den Gegner eine entsprechende Reaktion. Stattdessen hat man das Gefühl, dass sie ewig viele Kugeln schlucken, bis sie umfallen.

Epilog

Sollt ihr jetzt alle ausschwärmen und die Läden nach Spielen mit durchschnittlichen Wertungen von unter 60% absuchen? Nein, natürlich nicht. Es lohnt sich aber hin und wieder den Blick über den Tellerrand zu werfen. Vielleicht erst einmal weniger, um besser über das eigene Hobby diskutieren zu können, sondern vielmehr, um zu lernen, dass eine solche Wertung eben nicht gleich bedeutet, dass IHR keinen Spaß mit dem jeweiligen Spiel haben werdet. Es muss ja nicht gleich ein Releasetag-Kauf sein. Aber für kleines Geld, warum nicht?

Wenn ich mir meine Spielesammlung (zum Teil auch die Filmsammlung) so anschaue, kann ich nur sagen, dass ich wirklich nur bei einem äußerst kleinen Teil den Kauf wirklich bereue (mir fällt auf Anhieb sogar kein einziges Spiel ein). Teilweise spiele ich sogar einen durchschnittlichen Titel lieber als den aktuell hippen Blockbuster. Für mich ist jeder Titel egal ob gut oder schlecht, eine Erfahrung, die mir weiterhilft mein Hobby besser zu verstehen und damit auch meine Leser besser und fundierter zu informieren. Und es ist auch eine Erfahrung, die es mir meiner Meinung nach erlaubt, die Dinge differenzierter zu sehen, genauer zu beurteilen warum das und jenes Spaß macht (die Details dazu sind für einen eigenen Eintrag oder vielleicht sogar Podcast vorgesehen), obwohl doch der andere Teil so misslungen ist und so selbst in den misslungensten Spielen das Gute zu finden (selbst in einem Rogue Warrior oder Soldier of Fortune: Payback!). Nachteil ist, dass vermutlich deshalb meine Wertungen aus Sicht so mancher Leser viel zu hoch sind :smile: .

Und mit diesem völlig unnötigen Eigenlob verabschiede ich mich bis Montag. Am Donnerstag wird euch Rondrer unterhalten und mich lest und hört ihr ab morgen Abend drüben bei GamersGlobal, angefangen mit der Berichterstattung über die Pressekonferenz von Electronic Arts. Mal schauen was sich hinter den bereits angekündigten Ankündigungen verbirgt. Battlefield 4 erwarte ich zwar noch nicht, ist aber auch nicht ganz unrealistisch.

Logo der gamescomNach der QuakeCon kommt die gamescom — auch in diesem Jahr ist das so. Und ja: Auch ich bin wieder vor Ort und werde von Dienstag bis Freitag fleißig das Business-Center unsicher machen und für GamersGlobal berichten. Man muss seine Kontakte zumindest einmal im Jahr pflegen, sonst sterben sie ab. Ne Runde bei Headup Games sitzen und mit den Leuten plaudern, mich bei Larian Studios einschleimen und derlei Kram.

In den letzten Jahren habe ich ja nie vorab verraten, was ich so sehen werde. Gut, hin- und wieder weiß selbst ich nicht, wie zum Beispiel bei Gameloft. Und ja, das ein oder andere derzeit noch geheime Produkt ist auch dabei (auf das eine bin ich sogar sehr gespannt!). Aber ein bisschen Transparenz kann ich natürlich trotzdem reinbringen. Glaube nicht, dass unsere Konkurrenz da große Vorteile davon hat, wenn sie wissen, was ich sehe.

DoA 5 & Larian

Ich schaue mir dieses Jahr zum Beispiel Dead or Alive 5 an. Ihr wisst schon: Das Prügelspiel mit den hüpfenden Brüsten. Glaub es war Dead or Alive: Xtreme 2, wo ich und entweder Rondrer oder JakillSlavik damals auf der Games Convention beim Spielen gefilmt worden sind. Was ich von Dead or Alive 5 erwarte? Natürlich nichts! Kann doch nicht mit einer bestimmten Erwartungshaltung da hingegen. Das würde nur die Berichterstattung beeinflussen. Aber wenn ich nicht hingegen würde, dann würde ich ein gutes und gut aussehendes Kampfspiel mit bescheuerter Physikengine erwarten.

Dann werde ich noch Dragon Commander und Divinity: Original Sin sehen beziehungsweise spielen. Das sind definitiv jetzt schon meine zwei Highlights auf der Messe. Ja, Larian-Fanboy und so, ich weiß :smile: . Aber auch wenn dem ein oder anderen das oldschoolige Original Sin vielleicht nicht so zusagt: An Drachen mit Jetpacks kann bestimmt jeder seine Freude haben. Bin sehr gespannt wie die neue Engine in der Realität wirkt und natürlich darauf erstmals selbst Hand anlegen zu dürfen.

Headup & Wargaming

Bei Headup Games sehe ich gleich drei Spiele: Holy Avatar vs. Maidens of the Dead, The Inner World und Lilly Looking Through. Letzteres interessiert mich besonders. Den Kickstarter hatte ich damals zwar beobachtet, aber nicht unterstützt. Warum? Weil es keine Boxed Copy als Reward gab. Ihr kennt ja meine Einstellung dazu. Aber auch was Silent Dreams‘ Spin-Off zu Grotesque Tactics so ausmacht, interessiert mich brennend. Zumal Holy Avatar vs. Maidens of the Dead bereits in einem Monat erscheinen soll und erst vor kurzem angekündigt wurde. Das ist nicht unbedingt immer ein gutes Zeichen ist.

Ich werde außerdem bei Wargaming.net vorbeischauen, den Machern von World of Tanks, World of Warplanes und World of Warships (ja, World of Battleships wurde umbenannt). Ich spiele World of Tanks zwar aus Zeitgründen nicht ganz so viel wie Rondrer, aber lustig ist es schon. Und eine halbwegs gute Flugsimulation im zweiten Weltkrieg wäre auch so langsam mal wieder fällig. Am meisten interessiert mich aber natürlich, wie sie die drei Spiele dann am Ende in einen Titel zusammenführen wollen. Das hat bislang meines Wissens nur Ubisoft mal mit Destroyer Command und Silent Hunter II probiert. Das Ergebnis war jedoch nicht mehr als ein Proof of Concept und machte nicht wirklich Spaß.

Epilog

Und das sind im Prinzip schon alle Titel, die ich euch “verraten” kann (und möchte). Klar, bei Electronic Arts werde ich sicherlich einen Blick auf Need for Speed: Most Wanted werfen können. Dem Spiel, das mehr ein Burnout sein möchte als tatsächlich ein würdiges Remake des gleichnamigen und genialen Need-for-Speed-Titels von 2005. Dabei mochte ich Burnout Paradise gar nicht so wirklich. Gleichzeitig gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass am EA-Stand auch SimCity zu sehen sein wird. Und wer weiß, was sie während der Pressekonferenz am Dienstag noch ankündigen (vermutlich nichts wirklich Wichtiges). Aber EA rückt traditionell nicht groß mit Informationen im Vorfeld raus, was in den vielen Hüttchen auf ihrem Stand zu sehen sein wird, entsprechend kann ich dazu schlicht nichts sagen.

Unterm Strich habe ich aber auch schlicht weniger Termine als im vergangenen Jahr ausgemacht. Da ich nur in der Woche etwas tippen kann (am Samstag habe ich schon keine Zeit mehr, weil ich einem gewissen Don Quichotte beim Umzug helfen muss), bringt es ja nix, wenn ich zwar viele Spiele sehe, aber dann nicht die Zeit habe was drüber zu schreiben. Nach der gamescom wird meine Arbeit für GamersGlobal nämlich erst einmal wieder komplett ruhen. Habe aber auch so nichts dagegen, wenn ich etwas ruhiger durch das Business Center laufen kann (in den anderen Messehallen werdet ihr mich nicht sehen). Will ja auch ein bisschen was von meinem Urlaub haben :smile: .

Und da ich euch schon lange nichts mehr gefragt habe, hier ein paar Fragen:

    a) Werdet ihr die gamescom besuchen, oder ist euch das mittlerweile zu blöd? (siehe auch Podcast #37)
    b) Welche Ankündigungen würdet ihr euch auf der Messe wünschen?
    c) Welche bereits bekannten Spiele sind die für euch interessantesten auf der Messe?

PS: Kommenden Donnerstag wird entsprechend Rondrer sich an dieser Stelle zu Wort melden. Sein Thema? Keinen Schimmer :smile: .

John Carmack auf der QuakeCon 2012Ich hatte es zwar nicht explizit erwähnt, aber am Wochenende war es mal wieder Zeit für die QuakeCon. Und natürlich bin ich auch in diesem Jahr wieder meiner Rolle als selbsternannter und ziemlich einsamer Retter der deutschen Berichterstattung über diese Messe nachgekommen :smile: . Am Ende sind dabei 16 News/Newsreports herausgekommen, die aber auch nicht wirklich kaschieren können, dass die diesjährige QuakeCon nicht nur für Außenstehende eher lau war.

Ja, die Veranstalter hatten aus dem Desaster des vergangenen Jahres gelernt und endlich wieder Livestreams angeboten. Aber dafür hat der eSport 2012 massiv gelitten. Massiv gesenkte Preisgelder, wo am Ende die Reisekosten größer sind, das halbe Duel Masters konnte wegen Carmacks Keynote nicht gestreamt werden und dann das mittlerweile übliche organisatorische Chaos obendrauf. Da macht es trotz der wieder sehr spannenden Matches einfach keinen Spaß sich die Nächte um die Ohren zu schlagen (ich bin am Freitagmorgen um 5 Uhr ins Bett!).

Der Aufreger

Und dann gab es außer der wirklich vollkommen überraschenden Ankündigung von Rise of the Triad nicht einmal etwas wirklich Neues. Sah auch definitiv sehr lustig aus im Trailer. So richtig schön Oldschool und total überdreht. Ich freu mich drauf. Vor allem regte mich aber das erneute Fehlen von DOOM 4 auf. Seit vier Jahren werden wir vertröstet. Ja, 2009 und 2010 hat Todd Hollenshead während der Pressekonferenz explizit jeweils gesagt: “Zu DOOM 4 gibt es nächstes Jahr was”. Nur letztes Jahr haben alle Beteiligten plötzlich kein Wort mehr darüber verloren. Und dann wird in diesem Jahr die Entwicklung des Spiels als offenes Geheimnis über die Messe getragen. Man konnte Carmack während seiner heuer extrem langen Keynote wirklich anmerken, dass es ihm auch überhaupt nicht passte, nichts sagen zu dürfen. Er hat da einige Sätze fallen lassen, wie zum Beispiel die Sache mit dem “Bethesda-Mode: It’s done, when it’s done”, wo das sehr deutlich rüberkam.

Immerhin waren die Panels sehr interessant, auch wenn genau das “Looking Back at Looking Glass”-Panel natürlich nicht gestreamt wurde. Da sind bestimmt sehr viele nette Infos gefallen, die ich für ein Firmenporträt hätte nutzen können. Aber zum Beispiel Capture the Fan: Making Multiplayer Games that Last fand ich persönlich wirklich sehr spannend. Die Zusammensetzung war sehr gut gewählt und es wurde nicht nur sehr gut rübergebracht, was in Sachen Mehrspielermodus momentan so richtig falsch läuft, sondern auch wie es richtig gemacht gehört. Wenn selbst die Profis sagen, dass nicht jedes Spiel einen Multiplayer braucht, dann tut sich vielleicht doch mal was. Sie gingen sogar noch weiter und haben explizit gesagt “Some studios have no business making multiplayer”. Sehr schön!

Die Zukunft: Panels

Die Sache mit den Panels und natürlich als größte LAN-Party Nordamerikas, ist im Prinzip auch das, wo ich die Zukunft der QuakeCon sehe. Für Neuankündigungen selbst der hauseigenen Titel ist die Messe mehr als offensichtlich nichts mehr seitdem ZeniMax das Ruder übernommen hat. Da brauche ich mir keine Illusionen zu machen. Denen geht es um genau gesteuerte PR. Da kann es nicht sein, dass “Normalos” irgendwas vorab mitkriegen. Und der eSport macht derzeit auch den Anschein, als würde er den Bach runtergehen.

Wenn ZeniMax es aber schafft immer mehr Leute auch außerhalb des Konzerns dort zu versammeln (dieses Jahr war Valve zum Beispiel sehr stark vertreten) und sie auf der Bühne gemeinsam über aktuelle und spannende Themen diskutieren zu lassen (oder gerne auch noch eine weitere Keynote mit einer wirklich relevanten Persönlichkeit), würde dadurch ein sehr interessantes und vor allem auch für Leute abseits von Journalisten und anderen Entwicklern zugängliches Kontrastprogramm zu den ganzen Game Developer Konferenzen entstehen.

Ob es natürlich den Großteil der normalen Spieler überhaupt interessiert, was die Herren zu sagen haben, ist ein anderes Thema. Aber ich glaube, das hatten wir letztes Jahr schon einmal ausführlich diskutiert. Und wenn ihr es noch nicht getan habt, dann geht mal rüber zu GamersGlobal und lest News von der QuakeCon 2012 beziehungsweise schaut euch die verlinkten Videos an.

Ich weiß nicht, ob ihr es mitbekommen habt, aber in London ist derzeit so ein komisches Event. Hat irgendwas mit Ringen zu tun. Glaub es heißt entsprechend auch Ringspiele 2012 oder so. Klingt eigentlich nach einer Tolkien-Convention, ist aber leider doch nur ein sportliches Event, bei dem ich erneut keine deutschen Athleten anfeuere, nur weil ich Deutscher bin. Aber dennoch bin ich darüber doch etwas besser informiert, als über dieses bekloppte Spiel mit dem runden Ball da, wo da vor kurzem diese komische Meisterschaft war. Und ja, ich erwähne das gerne und oft, damit auch wirklich jeder sich davon genervt fühlt :smile: .

Was nicht heißt, dass ich hier jetzt groß irgendwas darüber schreibe. Der ganze Hickhack ist nur dafür verantwortlich, dass ich plötzlich Lust auf ein Sportspiel hatte. Kommt zwar sehr selten vor, aber ab und zu passiert das auch bei mir. Ich rede aber nicht von London 2012: Das offizielle Spiel der Olympischen Spiele. Wobei das gar nicht sooo schlecht sein soll. Ich bleibe trotzdem beim Joystick-Killer Summer Games. Rondrer hat sich stattdessen Rockstar präsentiert Tischtennis geholt und dabei ist mir aufgefallen, dass mir dieser –zumindest für Rockstar — ungewöhnliche Titel auch noch in der Sammlung fehlte. Und natürlich würde ich nicht diese Zeilen schreiben, wenn ich diese Versäumnis nicht schon längst nachgeholt und mit Rondrer ein paar Ballwechsel gespielt hätte.

Rockstar Games präsentiert TischtennisRockstar Games präsentiert Tischtennis (2006; X360, Wii) – Der Name sagt schon alles: Das Spiel ist eine Tischtennis-Simulation. Ihr wisst schon, der Sport, wo anders als im Tennis kleine Schläger, kleine Bälle und ein kleiner Spieltisch zum Einsatz kommen. Ist auch entsprechend schneller und spannender als Tennis. Gibt selten Spiele, wo man 3 Stunden rumsitzen und zwei Leuten beim Stöhnen zuschauen muss.

Ich finde übrigens die Wikipedia-Beschreibung dazu genial: “Zwei Spieler schlagen einen Ball hin und her, mit dem Ziel den gegnerischen Spieler dazu zu bringen einen Rückschlag zu “verpassen” indem man verschiedene “Spinning”-Manöver ausführt”. Rockstar Games präsentiert Tischtennis ist auch definitiv eine sehr akkurate Simulation dieser Spielweise, macht aber mit dem Fokusschuss — eine Art Bullet Time für Tischtennis — dann doch noch ein Zugeständnis an den Otto-Normal-Spieler. Durch aufgeladene Schläge (Taste länger gedrückt halten), füllt ihr die entsprechende Leiste auf und bekommt nach der Aktivierung einen starken Vorteil gegenüber eures Gegners. Allerdings kann man als geübter Spieler durchaus diese Fokusphasen überleben. Ihr seid also nicht plötzlich hilflos. Das ist definitiv sehr gut gelöst. Und ab und zu ist das Ballverhalten etwas komisch. Aber dafür spiele ich zu wenig Tischtennis, um beurteilen zu können, ob das vielleicht doch realistisch ist oder nicht.

Einfach zu verstehen, schwer zu meistern

Das ist generell die große Stärke des Spiels: Selbst n00bs kommen sofort rein und können erste Erfolge feiern. Es gibt keinen unnötigen Schnickschnack — Spiel starten und loslegen ist die Devise — und die Steuerung ist im ersten Moment nicht nur simpel, sondern entspricht auch Genre-Standards. Wer ein Top Spin oder Virtua Tennis gespielt hat, der findet sich auch bei Rockstar Games präsentiert Tischtennis sofort zu Recht.

Aber natürlich ist das nur die halbe Wahrheit. Spätestens wenn man mal das Tutorial gespielt hat, wird klar, dass es noch so viel mehr gibt als nur einfach einen Button drücken. Verschiedene Schlagstärken, Spinarten, Aufschlagvarianten und was alles so zu einer anständigen Tischtennis-Simulation dazugehört, lassen sich erlernen, langsam meistern und kombinieren. Praktischerweise zeigt euch eine Aura um den Ball herum an, mit welcher Spin eurer Gegner den Ball zu euch geschlagen hat. Das macht es etwas einfach zu kontern — zumindest wenn ihr anders als ich so schnell reagieren könnt. Ich schaff es ja nicht einmal in Fight Night Round 4 einen Konter zu machen :smile: .

Dazu kommt, dass die 11 — von realen Spielern inspirierten aber komplett fiktiven Tischtennisspieler sich in den Attributen Spin, Aufschlag, Kraft und Genauigkeit teils stark unterscheiden und sich das auch spielerisch auswirkt. Mit der schwedischen Lusche Jasper, sieht man als Anfänger gegen den mächtigen Chinesen Liu Ping praktisch kein Land.

Spielt Gegeneinander!

Herstellerbild zu Rockstar Games präsentiert TischtennisWie gesagt, ist das Spiel sehr simpel gehalten. Das gilt auch für die Spielmodi. Schaukampf oder Turnier gibt es sowohl online (2 bzw. 8 Spieler) als auch offline (inklusive Splitscreen) mit begrenzten Einstellungsoptionen (2 aus 3, 3 aus 5, 11 Punkte oder 21 Punkte und so was) und mehr nicht. Die Events werden dann in 19 unterschiedlichen Arenen abgehalten. Wobei das keine wirkliche Rolle spielt. Ihr seht eh nicht viel davon. Zumal ihr, und das ist definitiv ein großer Kritikpunkt, erst alles in Turnieren gegen die KI alles freischalten. Neben den Arenen, sind das die weiteren Spieler sowie zusätzliche Trikots für jeden.

Grundsätzlich ist das durchaus motivierend, da das Freischalten auch mit etwas können verbunden ist. So schaltet ihr eine Arena beispielsweise nur frei, wenn ihr den letzten Punkt in einem Spiel mit durch einen sanftem bzw. kurz geschlagenem Ball macht. Oder ihr erhaltet ein zusätzliches Trikot, wenn ihr besagten letzten Punkt mit einem Schmetterball erzielt. Und da ihr das alles für jeden Spieler machen müsst, um auch tatsächlich am Ende Zugriff auf alles zu haben, lernt ihr auch gleichzeitig die Stärken und Schwächen aller Beteiligten kennen.

Wo ist also das Problem? Wie so gut wie alle Spiele, macht auch Rockstar Games präsentiert Tischtennis am meisten im Mehrspielermodus Spaß. Wenn ihr aber vorher nicht offline gespielt habt, dann stehen euch dort auch nicht alle Arenen und Spieler zur Auswahl. Das macht die ersten paar Spielchen noch Spaß, aber dann hat man alle Kombinationen durch und würde sehr gerne mal in einer anderen Zusammenstellung spielen. Völlig bescheuert und auch für mich absolut nicht nachvollziehbar, diese Beschränkung. Was auch tierisch nervt: Nach jedem Mehrspielermatch werdet ihr wieder zurück ins Hauptmenü geworfen und müsst erst erneut ein Spiel aufmachen und euren Freund einladen, bevor ihr weitermachen könnt.

Bagdadsoftware meint: Ich kann es selbst sechs Jahre nach Release immer noch nicht fassen, dass Rockstar Games ein Sportspiel entwickelt hat. Ich wüsste zu gerne die Geschichte dahinter. Aber wie so gut wie alles, was Rockstar macht, kann auch Rockstar Games präsentiert Tischtennis trotz des bescheuerten Titels absolut überzeugen. Die Simulation schafft hervorragend den Spagat zwischen Spielspaß und Anspruch und macht speziell gegen menschliche Spieler einen Heidenspaß — auch wenn man die Steuerung noch nicht wirklich verinnerlicht hat. Zumal dank des Fokus-Systems selbst Anfänger keine Begegnung scheuen müssen. Schade nur, dass einem im Mehrspielermodus so unnötig viele Steine in den Weg gelegt werden. Dennoch ganz klar ein Pflichtkauf für Besitzer einer Xbox 360, die Sport im Allgemeinen oder Tischtennis im Speziellen gegenüber nicht abgeneigt sind.

PS: Ron kann definitiv besser Tischtennis spielen als ich. Aber zweimal habe ich ihn trotzdem schon mit 2:0 (12:10, 13:11 und 11:7, 11:13) abgezockt!

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