Alle haben gestern über Apple und die Ankündigung des iPhone 5S und seines kleinen Bruders, dem iPhone 5C geredet. Letzteres finde ich allerdings aktuell eine Verarsche. Vielleicht habe ich es auch noch nicht verstanden, aber für gerade mal 100 Euro weniger erhalte ich doch einfach nur einen leicht verbesserten Vorgänger in einem billigeren Gehäuse, oder? Wer ist dafür der Markt? Und das 5S? Nun, Weiß/Gold als Farbe brauche ich jetzt nicht wirklich und ansonsten halten sich die Neuerungen eher in Grenzen. Fingerabdrucksensor? Okay, von mir aus. Kamera mit besserem Blitz und besserer Videoaufzeichnen? Gut. Ein neuer, endlich 64bit-fähiges Betriebssystem/Chipsatz? Wurde auch mal Zeit! 128 GB Speicherplatz — gibt es nicht. 64 bleiben das Maximum. Ein Kaufgrund ist es aus meiner Sicht somit nicht. Ich warte lieber auf das 6er und stelle dann wieder mit der Vertragsverlängerung um.
Fuck Yeah!
Somit waren Apples Ankündigungen für mich gestern nicht die große und bahnbrechende Nachricht. Diese Ehre konnte eine andere Enthüllung für sich beanspruchen: Theatrhythm Final Fantasy: Curtain Call kommt! Jaja, lästert ihr nur. Aber denkt dran, dass der Vorgänger nicht nur den begehrten NOCA für das Spiel des Jahres 2012 abgestaubt hat. Bis zur Veröffentlichung von Animal Crossing: New Leaf war es auch der 3DS-Titel mit dem ich die meiste Zeit verbracht habe. Entsprechend genial finde ich es, dass sich Theatrhythm: Final Fantasy gut genug verkauft hat, um einen Nachfolger zu rechtfertigen.
Natürlich gehe ich davon aus, dass bei den 200 Songs und 60 Charakteren, die zum Release in Japan im Frühling 2014 im Spiel enthalten sein werden, auch einige aus dem Vorgänger mit dabei sind. Zumal Square Enix eine abartige Anzahl an DLCs für Teil 1 veröffentlicht hat (wer alle kauft, hat mehr bezahlt als für das eigentliche Spiel) und ich somit gar nicht so wirklich weiß, was überhaupt noch übrig ist abseits der neuen Tracks aus Final Fantasy XIV und Lightning Returns: Final Fantasy XIII (wieder so ein Name, der jedem Sammler ein Dorn im Auge ist…). Cool wäre es, wenn man seine bestehende Party importieren könnte. Aber egal wie es am Ende aussieht: Gekauft ist das Spielso oder so. Aber danach hätte ich dann doch endlich gerne Theatrhythm: Kingdom Hearts. Sind wir uns da einig, Square Enix?
Interaktives
Und wenn wir schon bei ungewöhnlichen Spielen sind: Ich hatte mir vor kurzem Analogue: A Hate Story und den direkten Nachfolger Hate Plus geholt nachdem ich sehr lange überlegt hatte und nun den ersten Teil angefangen zu spielen. Hate Plus war mir bereits mehrmals auf der Steam-Store-Seite aufgefallen, aber bis zum letzten Schritt dauerte es dann doch etwas. Warum? Weil wir hier von einem japanischen Adventure sprechen. Angeblich dem derzeit einzigen auf Steam. Der Begriff bedeutet jedoch nicht, dass das Spiel aus Japan kommt. Im Gegenteil wurde es in Korea entwickelt. Nein, “japanisches Adventure” ist ein offizielles Genre und besser bekannt als “Visual Novel” oder “interaktiver Roman”.
Das bedeutet, während ihr in den Computersystemen der Mugunghwa herumschnüffelt (ihr betretet das Schiff nie selbst), müsst ihr sehr viel lesen. Und zwar lest ihr die Logfiles des vor Jahrhunderten verschollen gegangenen Kolonieschiffs in dem es um die Geschichte der Pale Bride (eine vor Jahrtausenden in Stasis eingefrorene Frau) und den beiden rivalisierenden Familien Smith und Kim geht. Eure anfangs einzige Gesellschaft dabei ist eine KI namens Hyuan-ae, später kommt noch eine zweite dazu. Mit ihr könnt ihr euch über jeden Logeintrag unterhalten, bekommt so zusätzliche Hintergrundinformationen und, ganz wichtig, Zugriff auf weitere Dateien. Die Dialoge enthalten oft binäre “ja oder nein”-Fragen (der Textparser ist ausgefallen, so die Erklärung der KI) und eure Antwort beeinflusst nicht nur euer Verhältnis zur jeweiligen KI, sondern auch den Ausgang der Geschichte (es gibt mindestens fünf Enden). Hin und wieder müsst ihr auch mal in einem Computerterminal ein paar Befehle eingeben. Aber Lesen und Dialoge mit der KI führen sind in den rund 2 Stunden Spielzeit eure Haupttätigkeiten.
Nettes Erlebnis
Und ganz ehrlich: Es ist sehr interessant und spannend zugleich. Von Spielspaß mag ich bei so einem spartanischen Titel ähnlich wie auch bei einem Dear Esther nicht sprechen, aber stellt es euch vor wie ein gutes Buch (nein, kein “Choose your own adventure”-Dingens). Durch die Logs erfahre ich Stück für Stück mehr über die Menschen, die auf diesem Schiff ihr Dasein fristeten. Bekomme ein Bild von ihrem Leben, ihren Eigenheiten, ihrer Gesellschaft und fühle vor allem mit der Pale Bride mit. Einer Frau, die gegen ihren Willen in diese völlig rückständige Welt gebracht wurde (von Emanzipation ist an Bord definitiv keine Rede mehr) und nun buchstäblich um ihr Überleben kämpft (sie wurde in Stasis versetzt, weil sie eine unheilbare Krankheit hat). Gleichzeitig kämpfen die beiden KIs um meine Aufmerksamkeit, erzählen mir ihre (jeweils völlig gegensätzliche) Interpretation der Geschichte und versuchen mich auf ihre Seite zu ziehen (es gibt ein Achievement, 2 Girls 1 Core, wenn ihr es schafft es beiden recht zu machen). Die ein oder andere Überraschung ist da garantiert und zwar nicht nur erst am Ende des Spiels. Schon das Ende des ersten Akts, wenn ihr endlich erfahrt wer die Pale Bride eigentlich ist, fand ich sehr cool. Der ein oder andere würde jetzt zwar sagen, dass das absolut vorhersehbar war. Aber ich habe es definitiv nicht kommen sehen.
Mein erster Kontakt mit diesem Genre kann ich also nur als absolut positiv beschreiben. Über den Preis von derzeit 10 Euro lässt sich zwar sicherlich streiten, wobei ein anständiges Buch oft sogar mehr kostet). Eine Kaufempfehlung für alle, die gerne lesen, spreche ich dennoch aus. Der Wiederspielwert ist hoch und die Geschichte gut geschrieben. Mal schauen was Hate Plus zu bieten hat, das wohl nach eurer Rückkehr auf die Erde der Zukunft ansetzt.