Mittlerweile bin ich also in meiner neuen Wohnung westlich von Darmstadt angekommen und bin seit Freitag auch offiziell zu einem hessischen Staatsbürger geworden. Ja, ich weiß, Landesverrat und so. Ich wäre ja auch lieber Bayer geblieben. Schon allein wegen den Feiertagen. Aber das Gesetz (und der Rundfunkbeitragsservice) verlangen leider, dass ich mich ummelde. Ich hoffe, ihr verzeiht mir diese Schandtat und lasst mich trotzdem hin und wieder zurück ins Königreich. Bitte?! *Bambiblick*
Aber wenn wir schon beim Thema “unterdrückte Bevölkerung” sind: Im heutigen und letzten Video aus dem aktuellen Aufnahmemarathon verschlängt es uns in die Zukunft und in die Stadt Harbor Prime wo auch nicht wirklich alles Sonnenschein ist.
https://www.youtube.com/watch?v=t8r5WfBcAiw
Cyberpunk ist ein Untergenre der Science-Fiction, das sich wohl am besten als Film noir (ihr wisst schon: Humphrey Bogart als Detektiv) in der Zukunft beschreiben lässt. Die Charaktere leben in einer dystopischen und von Technologie bestimmten Welt, in die sie entweder nicht so richtig reinpassen und/oder in der etwas nicht zu stimmen scheint (das klassische Außenseitermotiv also). Interessanter- oder paradoxerweise ist das Genre seit seiner “Erfindung” und seiner anschließenden Hochzeit in den 80igern und 90igern aber irgendwie dem technischen Fortschritt zum Opfer gefallen ist.
Dabei sind die Themen, die hier normalerweise behandelt werden so modern wie eh und je. Klar: Heute lockt man keinen Spieler mehr mit System Shocks-Voxel-Cyberspace vorm Ofen hervor. Aber weder geht es darum, noch ist das der Hauptgrund, warum der Titel zum Genre gehört. Stattdessen ist es der klassische Kampf des kleinen Mannes (der Hacker) gegen die/den böse(n) Maschine/Staat (Shodan). In einer Zeit, wo Roboter, künstliche Intelligenzen und Automatismen immer prävalenter werden, müsste die Angst vor diesem Szenario eigentlich größer sein als jemals zuvor. Stattdessen freuen wir uns darüber, dass wir uns mit Siri unterhalten können und erwarten Freudig die Ankunft von Googles Self-Driving Car. Und entsprechend hat auch das Cyberpunk-Genre anscheinend keine richtige Daseinsberechtigung mehr gehabt.
Gleichzeitig ist es natürlich auch ein Genre, das mich als Computer-affiner Mensch extrem anmacht. Vernetzt – Johnny Mnemonic ist bekanntlich in der Top 10 meiner Lieblingsfilme, auch wenn es viele nicht nachvollziehen können . Und Syndicate, System Shock, Deus Ex, Uplink sind im Bereich der Videospiele auch extrem weit oben anzutreffen und zwar nicht unbedingt, weil sie spielerisch so überragend sind. Sondern wegen der Welt und Konzepte, die sie auf den Bildschirm zaubern sowohl visuell (der “verdrecktes Neon”-Look, um es flapsig auszudrücken) als auch inhaltlich. Deus Ex: Invisible War wird gerne als der schlechteste Teil der Serie angesehen aber JCs Rede für seine Seite der Medaille ist mir genauso wie die Enthüllung von Shodan fest ins Hirn eingebrannt.
Das Spiel
Was hat das nun alles mit Dex zu tun? Nun ich freue mich drauf endlich mal wieder mehr Cyberpunkt-Nachschub zu bekommen. Remember Me und natürlich Shadowrun Returns waren letztes Jahr seit langem mal wieder würdige Vertreter des Genres (im Prinzip ist seit Uplink anno 2001 nicht mehr viel nennenswertes, “echtes” Cyberpunk-Material erschienen). Und mit Dex, Sattelite Reign und selbstverständlich auch CD Projekts Cyberpunkt 2077 sieht es definitiv so aus, als würde es wieder aufwärts gehen – und zwar in völlig unterschiedlichen Formen.
Dex wird CD Projekt keine Konkurrenz machen, da bin ich mir sicher, auch wenn auf beiden erst einmal “Rollenspiel” draufsteht. Dafür fühlt es sich doch wesentlich mehr an wie ein Metroidvania/Castlevania-2D-Sidescrollers. Nicht nur wegen der Perspektive, sondern auch wie es sich tatsächlich spielt sprich die offene Welt und das dazugehörige nicht-lineare Gameplay. Das dürft ihr aber jetzt nicht falsch verstehen. Schon jetzt geht es dann doch wesentlich mehr in die Rollenspiel-Ecke als jede Iteration von Samus Arans “Ich muss das nächste Power-up suchen”-Ausflügen und die Entwickler versprechen in der Hinsicht noch so einiges.
Ich muss aber auch ganz klar zugeben, dass was mir aktuell am besten gefällt am Spiel und was mich überhaupt erst zum Kickstarter hingezogen hat, ist ganz klar der Look des Titels. Er erinnert wirklich frappierend an den Prototypen der Cyberpunk-Videospiele namens Shadowrun (auch wenn es davor bereits andere Cyberpunk-Titel gab) und davon kann ich schlicht nicht genug kriegen. Wenn ich an Cyberpunk denke, dann denke ich erst einmal an solche Umgebungen, bei denen die Film noir-Einflüsse extrem deutlich sichtbar werden (der Detektiv mit Trenchcoat, der im Regen in einer dunklen und heruntergekommenen Gasse steht) und eher weniger an den Hochglanz-Stil eines Deus Ex: Human Revolution.
Fazit
Dass ich mich auf Dex freue sollte nach dem ganzen Blabla keine Überraschung sein. Aber euch empfehle ich erneut das Spiel im Blick zu behalten. Aber während ich bei Dead State und War for the Overworld zu dieser Aussage noch so einige Einschränkungen gepackt habe, ist Dex aus meiner Sicht zum einen nicht nur schon in der aktuellen Fassung überraschend weit und damit die Hoffnung auf einen wirklich guten Titel auch mit Tatsachen untermauert.
Zum anderen sind Cyberpunk-Rollenspiele aus meiner Sicht einfacher zu verdauen als der xte-Mittelalter-Fantasy-Titel oder das nächste Zombie-Gemetzel. Nicht unbedingt weil es ein so unverbrauchtes Setting ist, sondern weil wie anfangs erwähnt dieses Genre noch mehr als die klassische Science-Fiction am Puls unserer Zeit ist. Es bietet Charaktere mit denen man sich ziemlich einfach identifizieren kann (wer kann sich schon wirklich mit einem Zauberer vergleichen?) und behandelt normalerweise Ängste/Probleme auf eine interessante Art und Weise (die ganze Sache mit dem Cyberspace zum Beispiel), die im jeweiligen Titel zwar noch 40-50 Jahre in der Zukunft liegen aber in der Realität vielleicht schon wesentlich früher relevant werden könnten (siehe die Erfindung des Internets).
Bis Donnerstag! Dann mal wieder ohne Video.
Die Details zur Folge
Thema: Dex
Länge: 00:19:46
Timestamps:
Einleitung (00:00:10)
Abschließendes Fazit (16:50)
Aufgezeichnet mit Fraps 3.5.99 (30fps, Full Video, Multichannel) und Adobe Audition CC 2014
Format: H.264, 1920×1080, 30fps, 11-13 MBit/s durchschnittliche Videobitrate, AAC-Audio
Geschnitten mit Adobe Premiere Pro CC 2014
Zusammensetzung des zur Aufzeichnung verwendeten Rechners
Auflösung: 2560×1440 (Vollbild) bei 60hz und adaptiven V-Sync
Keine Einstellungsmöglichkeiten verfügbar
Die Aufzeichnung mit Fraps hatte keinen Einfluss auf meine Framerate im Spiel.
Vorschau: Derzeit sind keine Planungen für die nächste Folge vorhanden.