Viel gespielt habe ich zwar nicht in den letzten paar Wochen aber für ein paar Filme war seit langem tatsächlich mal wieder Zeit. Also lasst uns gar nicht erst lange in der Einleitung verweilen, sondern springen wir doch gleich mal ins Geschehen und zwar mal wieder mit einem dieser alten Schinken, die ich euch immer aufreden will :
Le Mans (1971) – Wikipedia bezeichnet dieses Werk als “Actionfilm”. Ich würde es stattdessen als Highlight-Sendung von RTL nach einem Formel-1-Rennen bezeichnen. Klingt im ersten Moment etwas gemein aber das Werk erzählt praktisch keine Geschichte, hat so gut wie keine Dialoge und viel “Schauspielerei” ist auch nicht dabei. Stattdessen seht ihr in den 106 Minuten vor allem eines: Reale Szenen der 24 Stunden von Le Mans des Jahres 1970 (inklusive dem Live-Kommentar des Stadionsprechers!). Ursprünglich wollte Steve McQueen (der ultimative Actionstar der 60iger und 70iger und selbst Rennfahrer) sogar mitfahren, seine Karre bekam aber keine Zulassung. Stattdessen rüsteten sie einen anderen Rennwagen mit Kameras aus. Theoretisch wäre dieser wohl auch auf Platz 9 gelandet aber da alle paar Runden der Film gewechselt wurde, schaffte er nicht die Mindestdistanz für seine Klasse (2,4 von mindestens 3 Meilen). Und all das, was sie nicht auf der Rennstrecke bekamen (vor allem die Unfälle), wurde dann später mit baugleichen Rennwagen nachgestellt (damals gab es wohl die Regel, dass von jeder Karre 25 Stück gemacht werden müssen).
Entsprechend ist Le Mans definitiv eines: Beeindruckend anzusehen. In einer Zeit, wo selbst ein Tisch mit CGI erstellt wird, ist es äußerst erfrischend nicht nur pure, sondern sogar reale Action (wie gesagt: ein Auto mit Kameras fuhr mit!) aus allen möglichen Perspektiven zu sehen. Natürlich könnte man nun argumentieren, dass man auch einfach die Formel 1 auf Sky oder so schaut mit der freien Kamerawahl. Aber natürlich hat der Regisseur, Lee H. Katzin, dann doch ein besseres Gefühl dafür wirklich interessante und spannende Szenen zu zeigen.
Schade nur, dass sie halt irgendwie durch nichts zusammengehalten werden. Die eigentliche Geschichte, im Vorjahr ist durch McQueens Charakter jemand gestorben und nun verliebt er sich in die Witwe, ist völlig irrelevant und kommt nie in den Gang und auch die B-Story vom (damals realen) Wettkampf zwischen Ferrari (Siegfried Rauch als deutscher Fahrer) und Porsche (McQueen als amerikanischer Fahrer) um Platz 1 ist nicht gerade der große Brüller. Zumal am Ende Porsche (das ist ja wohl kein Spoiler, oder?) nur gewinnt, weil ZUFÄLLIG Ferrari zur gleichen Zeit auch ein technisches Problem hat. Was für ein Blödsinn .
Beim Christoph meint: Sollte man mal gesehen haben wegen seiner Bilder und der gelungenen Rennatmosphäre, die er die meiste Zeit vermittelt. Aber definitiv kein Pflichtfilm und schon gar nicht, was man sich unbedingt ins Regal stellen muss. Kriegt von mir grad noch so wegen King of Cool Steve McQueen und eben den coolen Aufnahmen.
Company Men (2010) – Über die Finanzkrise 2007/2008 gibt es sicherlich so einige Filme vor allem natürlich Dokumentationen. John Wells’ Drama will euch die menschliche Seite der Medaille zeigen und folgt dementsprechend im Laufe des Films vier komplett unterschiedliche Personen, die bei einem großen Schiffbauunternehmens namens GTX sind. Da wäre natürlich allen voran GTX-CEO James Sallinger, dem es trotz aller Turbulenzen blendend geht, weiter mit Geld um sich schmeißt und sich natürlich auch keine Sorgen um seinen Job machen muss. Nummer zwei ist sein langjähriger Freund und Firmenmitgründer Eugene McClary (Tommy Lee Jones), der zwar entlassen wird aber zum einen schon lange in den Ruhestand hätte gehen können und zum anderen von den Kürzungen bei GTX dank seiner Aktien weiter massiv profitiert. Nummer 3 ist Phil Woodward, ein Eigengewächs. Er hat sich in der Firma vom Fließband zum Manager hochgearbeitet, ist seit 30 Jahren in der Firma und muss seine Kinder noch durchs Collage bringen. Er hat massive Angst vor der Kündigung und als sie dann tatsächlich kommt, geht es ihm gar nicht gut. Nummer 4 ist unser Hauptcharakter Bobby Walker (Ben Affleck), der erfolgreiche Jungspund, der seine Kündigung gar nicht wahr haben will und im Laufe des Films die Vorzüge eines einfachen Lebens entdeckt (auch dank des Bruders seiner Frau, gespielt von Kevin Costner).
Alles in allem also ein sehr bunter Haufen und es ist tatsächlich interessant wie unterschiedlich jeder einzelne mit der Situation umgeht und wie eben doch nicht alles einfach nur schwarz und weiß ist (obwohl im Film durchaus klar ist, wer zu den “Guten” und wer zu den “Bösen” gehört). Wie es logischerweise auch im realen Leben ist. Zwar verstehe ich nicht ganz für was jetzt unbedingt Kevin Costner mit ins Boot geholt werden musste als der “rechtschaffende” Handwerker, der schon immer sein Geld mit “echter” Arbeit verdient hat. Aber gut, vielleicht war tatsächlich im Budget (nur 15 Millionen Dollar!) noch was über.
Was mir an diesem Werk aber überhaupt nicht gefallen hat, und das ist jetzt ein massiver Spoiler, ist das Ende. Und zwar gibt es ein Happy End. McClary gründet eine Konkurrenzfirma und heuert Bobby mitsamt vielen weiteren alten Kollegen von GTX an. Zwar verdient Bobby “nur noch” die Hälfte von dem, was er vorher bekam (160.000 Dollar) aber hey: Er hat wieder einen Job und kann wieder aufhören sich um seine Familie zu kümmern. Sprich seine komplette Charakterentwicklung wird über den Haufen geworfen und nicht nur das: Auch die Message des Films ist damit vollkommen hinüber. Statt zu zeigen, dass hinter jeder Zahl ein Schicksal steckt, wird so getan als ob am Ende alles doch wieder gut wird. Was selbstverständlich vollkommener Blödsinn ist. Fragt allein mal die Bewohner von Detroit. Da gefällt mir das alternative Ende wesentlich besser.
Beim Christoph meint: gibt es von mir. Ja, das Ende ist mir sauer aufgestoßen und wie gesagt fand ich Kevin Costner jetzt irgendwie komplett fehl am Platz inklusive den üblichen Stammtischparolen von wegen “nur Handarbeit ist echte Arbeit”, die sein Charakter verkörpert. Aber am Ende des Tages ist es ein gelungener Film zu dieser doch ziemlich extremen Periode der letzten Jahre, der einen nicht einfach nur mit Fakten erschlägt, sondern die Folgen für jeden greifbar macht. Kann ich nur empfehlen!
Ender’s Game (2013) – Gleich das Wichtigste vorweg: Ich habe den Roman dazu bis heute nicht gelesen. Der “Twist” war mir jedoch bereits im Vorfeld bekannt. Am meisten in Erinnerung geblieben sind mir die Boykott-Aufrufe zum Kinostart wegen Orson Scott Card, der wohl eine…nicht gerade tolerante Person ist. Aber das Werk an sich mir nicht seine fragwürdigen Ansichten aufdrückt, ist mir das erst einmal egal. Natürlich gibt es gute Argumente für beide Seiten. Aber die Diskussion wurde letztes Jahr schon genug im Netz geführt. Kommen wir also lieber zum Film:
Wer die Geschichte nicht kennt: Die Menschheit hat vor einiger Zeit grad so eine Alieninvasion abgewehrt. Und zwar mit mehr Glück als Verstand. Aber da es kein besseres Mittel gegen Krieg gibt als zuerst Krieg zu führen, bereitet sich nun im Gegenzug alles auf eine Invasion des Alienheimatplaneten vor. Da aber irgendwie fast alles im ersten Krieg vernichtet wurde, müssen dazu neue Leute trainiert werden und wen kann man am besten indoktrinieren? Kinder natürlich. Also folgen wir dem jungen Kadetten Andrew “Ender” Wiggin wie er sich im vermeintlichen Training vom kleinen Pimpf immer weiter die Karrierieleiter hoch- und auf seine Abschlussprüfung hinarbeitet. Am Ende stellt sich dann halt heraus, dass das alles kein Training war, sondern die Schlachten tatsächlich stattgefunden haben. Er bekommt ein schlechtes Gewissen, die letzten überlebenden Aliens kontaktieren ihn und er macht sich auf den Schaden wieder gut zu machen. Ach und nebenbei schauen Harrison Ford und Sir Ben Kingsley (im üblichen “Tribal”-Look) immer mal sorgenvoll in die Kamera und tun so, als würde es tatsächlich eine Strang zum Thema “Moral” geben.
Es hat alles irgendwie etwas von Starship Troopers nur hat keiner den Leuten gesagt, dass der Film eine Satire war. Stattdessen ist alles bierernst, vermischt mit etwas “Mystik” (Ender kann wohl Signale der Außerirdischen empfangen) und extrem guten CGI-Effekten (speziell natürlich die finale Schlacht ist eine Augenweide), die einen definitiv bei Laune halten. Gleichzeitig ist Ender ein arrogantes/schmollendes Arschloch, das schlicht versucht allen zu beweisen, dass er der Beste ist (gegen Ende lernt er ein bisschen was über Teamwork aber das ist ein Witz).
Wie gesagt habe ich das Buch nicht gelesen, aber ich hoffe doch mal inständig, dass es darin mehr um die wesentlichen, moralischen Fragen geht als hier sonst würde ich seinen Klassiker-Status ganz klar in Frage stellen. Die 114 Minuten vergehen zwar trotzdem wie im Fluge (wegen den Actionsequenzen) aber viel übrig bleibt dann davon abseits eines völlig komischen Endes (aufgrund des fehlenden Kontexts) nichts.
Beim Christoph meint: Meine Begeisterung hält sich in Grenzen, deshalb gibt es nur solide . Visuell schick anzuschauen und Sir Ben Kingsley ist halt wie immer Sir Ben Kingsley aber auch ohne Boykott kann ich absolut nachvollziehen, warum Ender’s Game nur gerade so sein Budget (110 Millionen Dollar) wieder eingespielt hat. Vor allem in einem Jahr, wo eine SciFi-Bombe nach der anderen gezündet wurde (Pacific Rim, Gravity, Elysium, etc.), ist das Werk einfach nur vergessliches Mittelmaß ohne Biss. Dann vielleicht doch lieber einfach die Bücher lesen. Hat man wahrscheinlich mehr von.
Ob es besser gewesen wäre, wenn nicht schon in den Trailern der “Twist” verraten worden wäre? Vermutlich nicht, weil mich Ender als Charakter wie gesagt total kalt gelassen hat und am Ende das ganze Thema auch sehr stiefmütterlich behandelt wird. Ja, es ist grad eine ganze Spezies vernichtet worden und der Junge hat ein paar Gewissensbisse aber nach so einem Ereignis hätte ich mir etwas mehr gewünscht als nur die Erkenntnis, dass seine Träume also doch eine Bedeutung hatten.
Und damit verabschiede ich mich bis Montag!
Ich hatte es ja schon auf Twitter angedeutet – das Buch und die Fortsetzungen habe ich größtenteils bereits als Kind gelesen. Mit deinem Eindruck “Gleichzeitig ist Ender ein arrogantes/schmollendes Arschloch, das schlicht versucht allen zu beweisen, dass er der Beste ist (am Ende lernt ein bisschen was über Teamwork aber das ist ein Witz).” bestätigst du im Grunde das größte Problem des Films. Er fängt das Buch im Hinblick auf seinen Hauptcharakter überhaupt nicht ein. Dieses Problem haben Filme immer dann, wenn die Gedankenwelt des Protagonisten im Grunde unverzichtbar ist.
Ender ist eigentlich vor allem eines – hochintelligent, aber nicht grausam. Sein Bruder ist hingegen hochintelligent und grausam, darum wurde er aussortiert. Ender ist also an allen Fronten Problemen ausgesetzt und will im Grunde aus sich selbst heraus gar nicht der größte und tollste sein. Seine Ausbilder wissen aber um sein Potenzial, was auch der Grund ist, warum sie gezielt Situationen schaffen, die ihn gegenüber der Umwelt in einem bestimmten Licht erscheinen lassen. Die Akademie ist in der Geschichte eigentlich ein Ort mit Tradition und Geschichte, was sich ganz anders liest, als es sich anschauen lässt. Die Trainingskämpfe und die Strategien die er entwickelt kommen im Film überhaupt nicht rüber – begleitet doch jedes einzelne Gefecht eine Vorgeschichte und wichtige Gedankengänge von Ender.
Eben dadurch bleibt Ender blass. Wenn man die Bücher nicht kennt, sieht man sogar einen ganz anderen Charakter. Nicht umsonst ist “Ender’s Game” eigentlich nur der Auftakt zu einer Reihe, die sich vor allem um “Die Geschichte des Sprechers für die Toten” rankt.