Eine Bombe war es nicht gerade, die da am Donnerstag gezündet wurde, entsprechend wenig ist bislang darüber zu lesen. Aber 3D Realms ist zurück und zumindest auf dem Papier immerhin auch mit einer neuen Führungsriege bestückt. Hinter den Kulissen werden aber vermutlich immer noch die beiden völig realitätsfernen Kollegen Scott Miller und George Broussard die Fäden ziehen, die überhaupt erst an der ganzen Misere schuld waren. Zugegeben: Technisch gesehen hat 3D Realms trotz des Duke Nukem Forever-Skandals damals 2011 nicht aufgehört zu existieren. Sie haben sich nur hinter ihren ursprünglichen Namen, Apogee Software, zurückgezogen um die Wunden zu heilen. Eine Maßnahme, die auch tatsächlich erfolgreich war, das darf man nicht vergessen!
Apogee hat in den drei Jahren seit ihrer Wiederauferstehung extrem viel richtig gemacht und einiges an Good Will wieder hergestellt mit Produkten wie Rise of the Triad (2013), Shadow Warrior (2013) und natürlich dem Re-Release eines Teils Backlogs (teilweise in verbesserter Form) inklusive einigen Umsetzungen für Smartphones. Vor allem letzteres ist ein extrem wichtiger Punkt. Es gibt schließlich nichts was Fans mehr mögen als zum 100. Mal ihr Lieblingsspiel zu kaufen. Final Fantasy VII anyone? Entsprechend ist es ein genialer Schachzug die Rückkehr mit dem Release einer 3D Reals Anthology zu verknüpfen. Diese enthält den gesamten Backlog an In-House-entwickelten Titeln. Sprich Sachen wie Max Payne oder Prey sind nicht enthalten, die nur unter dem Banner von 3D Realms als Publisher veröffentlicht wurden. Dennoch ist ein Verkaufserfolg praktisch garantiert.
Blinde Käufer
Solche Aktionen spülen wieder Geld in die klammen Kassen obwohl es ja durchaus einen guten Grund hatte, warum der jeweilige Entwickler/Publisher das Zeitliche gesegnet hat und sich dadurch mitunter die Frage stellt, warum er überhaupt eine zweie Chance verdient hat. Ich rede dabei jetzt nicht von Entwicklern, die einfach wegen schlechten Verkaufszahlen oder anderen fadenscheinigen Begründungen vom Publisher geschlossen wurden (also im Prinzip alle, die von EA abgeschossen wurden). Mir geht es wirklich um die, die sich schon vorher einen schlechten Ruf erarbeitet hatten und untergingen.
Und das nervt mich ungemein. Es ist eine absolute Schande, dass ein Großteil der Spieler in der Hinsicht einfach betriebsblind ist (ich zähle mich selbstverständlich dazu) und sich so dermaßen ausnutzen lassen anstatt solche Gestalten endlich mal am langen Arm verhungern zu lassen. Wobei bei Apogee Software/3D Realms anscheinend immerhin der Ansatz da ist, es wieder richtig zu machen. Es gibt aber auch noch Firmen wie Strategy First, InterPlay oder Nordic Games, um nur mal drei Beispiele zu nennen, denen es ausschließlich um das eine geht: Eure Kindheitserinnerungen zu missbrauchen, um euch eiskalt die Kohle aus der Tasche zu ziehen. Wobei die einen dabei dreister Vorgehen als die anderen.
Die drei Beispiele
InterPlay beispielsweise beschränkt sich aktuell (noch) darauf seinen gesamten Backlog bei Steam/GOG reinzuhauen, soweit sie noch die Rechte haben (Fallout gehört bekanntermaßen Zenimax/Bethesda) und so die zwei Mann zu ernähren, die da noch “arbeiten”. Was Neues wird aus dem Hause jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr kommen (auch wenn hin und wieder jemand etwas anderes behauptet). Somit kann man ihnen immerhin zu Gute halten, dass sie zumindest einer neuen Generation ihre Top-Hits wie Earthworm Jim oder Descent zugänglich machen ohne daraus den nächsten Smartphone-Free-2-Play-Titel zu basteln. Die Kanadier bei Strategy First (hauptsächlich in Nordamerika aktiv) sind da schon anders drauf.
Eigentlich schon seit 2004 bankrott und für tot erklärt, waren sie bereits davor als absoluter Arschloch-Verein bekannt (ein Fall ist ihr Umgang mit Introversion Software und ihrem Erstlingswerk Uplnk), überschwemmen sie bereits seit Monaten Steam mit a) ihrem hauptsächlich unterdurchschnittlichen Backlog (und verkaufen ihn als neu!) sowie b) Early Access-Titeln, die mehr als offensichtlich niemals fertig gestellt werden. Dabei hören sie nicht damit auf die jeweiligen Entwickler um ihre Einnahmen zu betrügen (gibt so einige Indie-Entwickler, die noch nie einen Cent von ihnen bekommen haben). Und trotzdem stürzen sich offensichtlich ausreichend Käufer auf die Titel, die somit das Geschäftsmodell am Leben erhalten.
Dem dritten im Bunde, Nordic Games, hatte ich hingegen bereits Mitte des Jahres einen eigenen Eintrag gewidmet. Geändert hat sich an meiner damaligen Ansicht nichts. Für mich sind sie weiterhin die Reinkarnation des österreichischen Publishers JoWooD Productions, der nun vor allem mit den Marken aus der THQ-Insolvenz hausieren geht, um euch mittelmäßigen Kram unterzujubeln.
Meine Bitte
Was ich euch mit dem all dem sagen möchte, sollte meiner Meinung nach klar sein. Aber ich sage es gerne auch noch einmal klar und deutlich: Es lohnt sich immer mal einen Blick auf die Angaben über den Hersteller zu werfen und dann vielleicht etwas länger darüber nachzudenken, ob man wirklich zum 10. Mal eine Kopie von Duke Nukem 3D nur weil man vor 20 Jahren so viel Spaß mit dem Spiel hatte und es damit die eigene Kindheit so sehr geprägt hat. Beziehungsweise ob der Begriff vor dem Untertitel wirklich ausreicht, um in einen maximal mittelmäßiges Remake/Nachfolger zu investieren.
Wie überall in der freien Marktwirtschaft, haben auch in der Welt der Videospiele alle Beteiligten nur neuer Bestes im Sinn: Euren Geldbeutel zu leeren. Dabei gibt es selbstverständlich Firmen, die gute Arbeit leisten und jeden Cent verdient haben oder die zumindest keinen großen Schaden anrichten. Aber meine Beispiele zeigen hoffentlich auch auf, dass es mehr als genug gibt, welche bereit sind für das schnelle Geld zu täuschen und zu hintergehen. Seit Valve seine Tore für Steam noch weiter geöffnet hat und faktisch nun jeder Vollidiot sein “Spiel” dort unterbringen kann, ist die Anzahl dieser Leute gefühlt noch viel weiter gestiegen. Entsprechend wichtig ist es, nicht einfach nur auf die Preisangabe von “fantastischen 0,99 Euro” zu schauen, sondern vielleicht doch mal das Gehirn einzuschalten und zu fragen: Was hat die Firma in den letzten Jahren getan, um sich weiterhin mein Vertrauen zu verdienen?
Bis Donnerstag!