Es ist so weit. Dies sind meine letzten Zeilen. Das unrühmliche und finale Ende meines Daseins auf dieser Erde. Mein Leben endet wie so viele andere – viel zu früh und völlig überraschend. Während ich diese Zeilen schreibe sitze ich noch auf der Terrasse und schlürfe genüsslich aus einer frischen Pfütze. Ich fühle ein letztes Mal wie das kalte Nass sich seinen Weg durch meinen Körper bahnt und spüre die Erfrischung, die es bringt.
Heute ist mein letzter Morgen auf dieser Welt. Der Chef wird mich irgendwann im Laufe des Vormittags ein letztes Mal in mein Körbchen tragen. Ich werde ihn gewähren lassen. Zum Wehren oder Weglaufen bin ich schon zu schwach. Mein Körper besteht nur noch aus Fell, Haut und Knochen weil ich schon seit Tagen nichts mehr Essen kann. Der Chef wird mit mir ein letztes Mal den Weg zum Tierarzt fahren. Auch das wird mich nicht weiter stören. Mein Ende ist besiegelt und es gibt nichts, was ich noch dagegen tun könnte. Dort angekommen werde ich meine letzte Spritze erhalten. Sie wird kurz piksen. Das war es dann aber auch. Ich werde friedlich und ohne Schmerzen in liebvollen Händen einschlafen, meinen letzten Atemzug tun und übergehen in die nächste Form des Seins. Auf dieser Welt verbleiben werden nur ein lebloser Körper und die unzähligen schönen Erinnerungen an mich in den Köpfen vieler liebevoller Menschen. Menschen, die mich in den 13 1/2 Jahren meines Daseins äußerst gern gehabt haben. Menschen, die sich um mich gekümmert haben. Menschen, die mich bis zum Schluss liebten.
Die letzten Tage
Während mir die Frühlingssonne ein letztes Mal auf den Pelz scheint, versuche ich Abschied zu nehmen. Versuche es meinen Frauchen und Herrchen so einfach wie möglich zu machen. Mir nichts anmerken zu lassen, dass es mir richtig schlecht geht. Schließlich wurde ich als Diva geboren, habe als Diva gelebt und werde mich entsprechend auch stoisch als Diva meinem finalen Schicksal stellen. Zugegeben: Die beiden Spritzen, die mir der Tierarzt am Samstagmorgen verabreicht hat, helfen massiv. Sie lindern meinen Schmerz und lassen mich meine letzten Tage ohne Sorge und Leid ertragen. Im Gegensatz zum Webmaster, dessen tränengefülltes Gesicht nur im Ansatz die Trauer und Hilflosigkeit zeigt, die er in seinem Inneren fühlt.
Dabei hat er gar nichts falsch gemacht. Im Gegenteil. Er hat mich 2007 genauso wie der Rest seiner Familie mit offenen Armen empfangen und war bis zu meinem Tod an meiner Seite. Er kann nichts dafür, dass sich in meinem Bauch innerhalb kürzester Zeit ein Tumor gebildet hat. Ein Tumor so groß, dass er mittlerweile den Zugang zu meinem Darm komplett verschließt. Wäre er am Samstag nicht gekommen und hätte mich zum Tierarzt gebracht, ich wäre vermutlich elendig verhungert bevor es jemand bemerkt hätte. So hatte ich wenigstens die Chance in Würde Abschied zu nehmen. Ich konnte in Ruhe ein letztes Mal auf meinen Lieblingsplätzen liegen, konnte noch ein paar Leckerli naschen ohne sie gleich wieder Auskotzen zu müssen und durfte noch einmal die Liebe der Personen spüren, die mir so ein schönes und erfülltes Leben beschert haben. Ich hätte selbstverständlich noch gerne etwas mehr Zeit bei euch verbracht. Doch ich werde offensichtlich woanders gebraucht. So bleibt mir am Schluss nur zu sagen:
Danke, dass ihr den Worten eines Katzenviechs gelauscht und Freude an meinen Abenteuern gefunden habt.
Danke, dass ihr mich gefüttert, gestreichelt und gebürstet habt.
Danke, dass ihr mir ein Zuhause gegeben und viel Liebe entgegen gebracht habt.
Danke für alles, was ihr für mich getan habt!
Ich war wirklich gerne bei euch!
Und jetzt hört auf um mich zu trauern. Dass meine Zeit auf dieser Erde begrenzt ist, war von Anfang an klar. Freut euch stattdessen auf die Geschichten und Abenteuer der nächsten Katze(n), die von den liebevollen Armen des Webmasters und Lysanda in Empfang genommen werden. Und bis dahin stöbert ihr einfach ein wenig im Archiv, um euch noch einmal in Erinnerung zu rufen, was für eine tolle Katze ich war.
Eure
PS: Zum Abschluss noch ein Gedicht:
Wenn es soweit ist…
Bin ich dereinst gebrechlich und schwach,
und quälende Pein hält ständig mich wach,
was Du dann tun musst – tu es allein.
Die letzte Schlacht wird verloren sein.
Dass Du sehr traurig, verstehe ich wohl.
Deine Hand vor Kummer nicht zögern soll.
An diesem Tag – mehr als jemals geschehn –
muss Deine Freundschaft das Schwerste bestehn.
Wir leben zusammen in Jahren voll Glück.
Furcht vor dem Muss? Es gibt kein Zurück.
Du möchtest doch nicht, dass ich leide dabei.
Drum gib, wenn die Zeit kommt, bitte mich frei.
Nur- bitte bleibe bei mir bis zum Schluss
auch wenn es für Dich schwer sein muss.
Und halte mich fest und red mir gut zu,
bis meine Augen kommen zur Ruh.
Mit der Zeit – ich bin sicher – wirst Du es wissen,
es war Deine Liebe, die Du mir erwiesen.
Vertrauende Blicke ein letztes Mal –
Du hast mich befreit von Schmerz und Qual.
Und gräme Dich nicht, wenn Du es einst bist,
der Herr dieser schweren Entscheidung ist.
Wir waren beide so innig vereint.
Es darf nicht sein, dass Dein Herz um mich weint.
Autor unbekannt
Machs gut, Kessy
Ruhe in Frieden. Mögen viele Leckerlie auf dich warten.
Ich weiß gar nicht was ich dazu schreiben kann. Daher halte ich es kurz:
Ruhe in Frieden Kessy.
Mach’s gut, Kessy.
Ich heul zwar so schon jedes Mal, wenn ich’s lese, auch ohne so akuten Anlass, aber trotzdem:
Do not stand at my grave and weep.
I am not there; I do not sleep.
I am a thousand winds that blow.
I am the diamond glints on snow.
I am the sunlight on ripened grain.
I am the gentle autumn rain.
When you awaken in the morning’s hush
I am the swift uplifting rush
Of quiet birds in circled flight.
I am the soft stars that shine at night.
Do not stand at my grave and cry;
I am not there; I did not die.
(Mary Elizabeth Frye)
Ich vermisse dich, meine große Knuddelkatze…
Ich habe gehofft, dass du noch mindestens 2-3 Jahre an meiner Seite verbringen wirst. Ich hatte sogar vor dich ins Haus zu holen und dich so wieder bei mir zu haben (zumindest erst einmal testweise, um zu sehen, ob es dir überhaupt gefällt).
Und dann passiert sowas…es schmerzt immer noch auch nur wieder dran zu denken.
Kessy, ich bin mir sicher dir geht es gut wo auch immer du jetzt bist. Ich werde dich nie vergessen. Ach und grüße Felix von mir!
Hallo Christoph, eigentlich wollte ich ja keinen Kontakt mehr zu dir, denn unsere letzten Worte waren, na ja …..
Aber deine Verabschiedung von Kessy, erinnert mich so an Oskar und Ruby, auch sie mussten wir im Oktober 16 gehen lassen, Lymphdrüsenkrebs, war und ist für Oskar sehr schlimm.
https://www.rosengarten-sterne.de/gedenkseite/zeige/ruby-7/
Aber ich freue mich, dass du dein Glück gefunden hast und dabei bist, dein Leben umzustellen.
Sei herzlichst gegrüßt Oskar und Angeluka