Sicarius

Flügelmänner und digitale Brüste

Auch wenn Sailor Moon weiterhin fleißig über den Fernseher turnt (nähern uns dem Ende von Staffel 3): Was Handfestes für echte Männer (und Frauen) muss man ab und zu schon dazwischen einschieben, um nicht endgültig nur noch von sprechenden Katzen, liebestollen Mädchen und unfähigen dunklen Kriegern zu träumen. Obwohl sich durchaus die Frage stellt, ob die nachfolgenden beiden Filme tatsächlich eine so viel bessere Alternative waren…

Birdman (Cover)

Birdman (Cover)

Birdman oder (die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) (2014, Komödie, DV) – Der Film, der anno 2014/2015 mit einer Vielzahl von Auszeichnungen (unter anderem den Oscar für den besten Film) und Lobeshymnen bedacht wurde. In technischer Hinsicht ist der Film auch definitiv richtig cool durch die Illusion eines einzigen, durchgehenden Takes (die Schnitte wurden digital entfernt). Das verstärkt die Hektik der Geschichte und erzeugt gleichzeitig auch einen gesunden Flow, der die wenigen Locations (90% des Films findet in einem Theater statt) gekonnt miteinander verbindet. Inhaltlich muss ich hingegen sagen, fand ich die Geschichte des gefallen Schauspielers Riggan Thomson (Michael Keaton) eher fragwürdig als unterhaltsam oder gar interessant.

Ich denke am besten eignet sich The Wrestler – Ruhm, Liebe, Schmerz als Vergleich, denn beide Filme setzen auf einen Hauptdarsteller (in dem Fall Mickey Rourke) dessen Leben sich im Drehbuch sehr deutlich wiederspiegelt und die dadurch eine Art Befreiung erlebten (sowohl Rourke als auch Keaton sind wieder gefragtere Schauspieler). Keaton war Batman (1989 und 1992), erlangte viel Ruhm durch ihn, konnte aber danach erst einmal nicht so wirklich wieder aus seinem Schatten herausspringen – genauso wie der Charakter im Film, der eindeutig einen Knall hat (sieht und hört Birdman und glaubt Telekinese zu können) und gleichzeitig seine ganze Energie und Hoffnung in ein Theaterstück auf dem Broadway setzt. Sein Gegenspieler ist Mike Shiner (Edward Norton in einer sehr guten Performance), ein erfolgreicher Broadway-Schauspieler, der in seinem Stück in einer Nebenrolle einspringen muss und Riggan mit seiner Art zur Weißglut treibt.

Birdman (Fox-Promobild)

Birdman (Fox-Promobild)

Aber während mich The Wrestler wirklich mit Randy Robinson mitfühlen ließ und der Cliffhanger mir tief ins Herz stach, hinterlässt Birdman nur ein fades Gefühl im Mund. Das hat mehrere Gründe: Riggan ist für mich keine sympathische Person, die übernatürlichen Einlagen fand ich völlig deplatziert und komisch und der Film gibt mir irgendwie auch nicht wirklich die Gelegenheit großartig mit ihm mit zu fühlen. Während Randy versucht mit seinem Leben ins Reine zu kommen, interessiert Riggan die ganze Zeit nur sein doofes Stück in der Hoffnung, dass er wieder Relevanz erlangt. Wo da die wunderbare Persiflage auf Schauspieler und Filmbranche sein soll, von der die Kritiker so schwärmen, kann ich als Laie nur erahnen. Für mich ist es eher eine Aneinanderreihung von Eskalationen mit wenig Witz. Unter einer schwarzen Komödie verstehe ich durchaus etwas Anderes zum Beispiel Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben.

Beim Christoph meint: Von mir erhält Birdman gerade so 2 von 5 Sics weil mir die Kinematographie sehr gut gefallen hat (Stichwort One-Take aber auch der Rest). Ansonsten blieben Lysanda und ich mehr mit einem großen Fragezeichen in Form von “Was für einen komischen Kram haben wir da grad geschaut” zurück. Das muss natürlich nichts Schlechtes sein, siehe beispielsweise Terry Gilliams Brazil. Aber in diesem Fall war es definitiv mehr ein unbefriedigendes Gefühl als ein “Wow war das Strange”-Flash. Interessant? Ja. Gut und empfehlenswert? Aus meiner Sicht nicht. Dann doch lieber The Wrestler.

Beowulf (Cover)

Beowulf (Cover)

Die Legende von Beowulf (Beowulf, 2007, CGI-Fantasyfilm, Director’s Cut, DV) – Ja, dieses Werk hatte ich tatsächlich bis heute nicht gesehen obwohl ich mich durchaus daran erinnern kann, dass es viele Diskussionen um eine nackte Angelina Jolie gab (ist natürlich nicht wirklich ihr Körper – und viel zu sehen gibt es sowieso nicht). Dass sie, um die Dame unterzubringen, die Legende etwas verbiegen – damit kann ich durchaus leben. Die “Sünden der Väter” sind durchaus ein interessanter (wenn auch kein neuer) Ansatz, um die Geschichte zu erweitern/verändern. Zumal dadurch der zweite Teil des Gedichts einen besseren Zusammenhang zur ersten Hälfte bekommt. Im Original werden Grendel und Grendels Mutter einfach von Beowulf ermordet und es geht ein paar Jahre mit einem Drachen weiter. Und auch an das CGI habe ich mich relativ schnell gewöhnt, obwohl es hier und da definitiv sehr steif wirkt (Der Polarexpress mit Tom Hanks kenne ich nicht – dort soll es im Vergleich aber besser sein).

Beowulf (Paramount-Promobild)

Beowulf (Paramount-Promobild)

Und sehr viel mehr gibt es zu diesem Werk tatsächlich nicht zu sagen. Es ist relativ kurzweilig, die Action ist etwas auf der Slapstick-Seite (Stichwort nackter Beowulf) aber ganz gut gemacht und er hat ein angenehm zügiges Tempo. Gleichzeitig gibt es keine herausragenden schauspielerischen Leistungen, die Geschichte ist genauer betrachtet äußert simpel und der gesamte Film dadurch ziemlich durchschnittlich und eher auf der vergesslichen Seite.

Beim Christoph meint: Hier vergebe ich 3 von 5 Sics, die ohne Wenn und Aber zustande kommen. Es ist ein Film, der mich zwei Stunden solide unterhalten hat und es gleichzeitig schaffte, dass zumindest ich mich etwas genauer über das Original informiert habe (gelesen noch nicht). Für einen netten Popcorn-Filmabend gibt es eindeutig schlechteres (siehe oben) aber natürlich auch besseres.

Und damit gebe ich ab bis Montag!

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