Ja, ich gebe es offen zu: Ich bin wieder etwas dicker geworden. Und nein, es sind leider keine Muskeln. Im Gegenteil haben die seit der letzten Messung vergangenes Jahr tatsächlich abgenommen. Vermutlich, weil ich einige Monate lang hauptsächlich Kurse besucht und wenig “richtiges” Krafttraining gemacht habe. Gleichzeitig habe ich mir offensichtlich wieder mehr Fett angefressen. Warum kann ich Schokolade auch überhaupt nicht widerstehen?! So komme ich logischerweise nicht endlich mal auf mein Normalgewicht.
Naja, die nächsten zwei Monate wird auf jeden Fall mal wieder intensiv dem Fett zu Leibe gerückt. Nein, wir haben keinen neuen Abnehm-Präventionskurs (Rückenschule steht im 1. Halbjahr an). Unser Fitnessstudio führt stattdessen eine “Transformation Challenge” durch. Acht Wochen lang Intensivtraining mit 20 Personal-Trainer-Einheiten (à 20 Minuten) mit Elektro-Myo-Stimulationstraining (erkläre ich gleich), Ernährungsberatung (Stichwort “Kaloriendefizit”), alle zwei Wochen eine InBody-Analyse und die Chance 6 Monate beitragsfrei zu gewinnen, wenn man das Team mit der besten “Transformation” am Ende ist. Ist nicht ganz billig die Angelegenheit mit 400€ pro Person (plus natürlich dem normalen Mitgliedsbeitrag) aber einzeln kostet die enthaltene Leistung wesentlich mehr. Außerdem sind Lysanda und ich durchaus frustriert damit, dass es bei mir nur maximal nach oben geht und bei ihr nur Stillstand herrscht. Also haben wir die Chance ergriffen mit zu machen – auch wegen der Möglichkeit mal EMS zu testen.
Training im Blaumann
Die Menschheit ist vermutlich schon immer auf der Suche nach der Wunderkur fürs Abnehmen. Am liebsten will man einfach auf der Couch liegen und dabei alle Chips-Kalorien gleich wieder verbrennen, die man dabei in sich reinstopft. Dass man hierfür auf Strom setzt, um die Muskeln zu stimulieren, ist nichts Neues und wird vor allem auf den unzähligen Shopping-Kanälen gerne als ultimatives Sportgerät verkauft (ohne echte Wirkung versteht sich). Strom zur Stimulation der Muskeln kommt aber tatsächlich beispielsweise bei Bewegungstherapien schon seit den 50igern zum Einsatz. Unser Gehirn macht technisch gesehen schließlich nichts anderes, wenn es Signale durch den Körper sendet insofern kann man sich das durchaus zu Nutzen machen.
“Mittlerweile” (sind schon wieder ein paar Jahre) gibt es eine professionelle Sportvariante von EMS, die in die gleiche Kerbe schlägt und von immer mehr Fitnessstudios angeboten wird bzw. es gibt sogar Läden, die nur das machen. Bei uns kommt die Variante von EasyMotionSkin zum Einsatz. Dafür zieht man einen tollen, hautengen blauen Anzug an, der vollgestopft ist mit Elektroden. Über ein Tablet steuert euer Trainer diese aus der Ferne an und gibt auf die einzelnen Körperbereiche mehr oder weniger Strom während ihr euer normales Training durchführt. Das lastet die Muskeln vollständig aus und soll dadurch bis zu doppelt so viele Kalorien verbrauchen bzw. die 20 Minuten Training sollen so intensiv sein wie 1 1/2 Stunden ohne. Das Body Culture führt die Challenge wohl auch deswegen durch, um genau dazu mehr Erfahrungen zu sammeln.
Kann natürlich nicht ganz ungefährlich sein, schließlich bekommt ihr technisch gesehen niederfrequente Stromschläge verpasst (vorher viel trinken und beim Warm machen ordentlich den Anzug vollschwitzen!). Außerdem wird bei EMS noch mehr als bei normalem Muskeltraining Creatin-Kinase im Körper produziert, was wiederrum zu einer Überlastung der Nieren führen kann, wenn man nicht gleichzeitig genug trinkt (=Entgiftung). Aber wir vertrauen erst einmal darauf, dass unser Trainer weiß was er tut und uns nicht zu Tode schockt. Damit schafft er schließlich kein Gewinnerteam . Für Gesunde und wenn man es nicht übertreibt (eben wie bei uns nur 2x pro Woche je 20 Minuten) soll es grundsätzlich aber nicht nur unbedenklich, sondern auch tatsächlich wirksam sein.
Das 1. Training
Vergangen Samstag hatten wir unsere erste EMS-Trainings-Einheit und ich muss sagen: Es war verdammt hart. Ich hab’ ja schon meine Probleme mit dem funktionalen Training ohne noch zusätzlich Stromschläge zu bekommen. Das war aber definitiv noch einmal eine ganz andere Hausnummer obwohl bei mir die Elektroden “nur” mit 25-30% Leistung arbeiteten während ich meine Kniebeugen, Liegestütze und dergleichen machen musste. Im ersten Moment fühlt es sich das Kribbeln so an, als würde einem der gesamte Körper einschlafen. Lysanda konnte sogar ihre Arme nicht mehr bewegen, weil sich bei ihr die Muskeln bei der Stimulation so angezogen haben. Die ist übrigens nicht dauerhaft, sondern kommt in Intervallen (bei uns waren es 6 Sekunden). Keine Ahnung, ob es das wirklich besser macht. Für mich fühlte sich genau dieser Moment wo der Strom kommt bzw. wieder verschwindet fast noch schlimmer an als die eigentliche Flussphase.
Die ganze Sache ist schon beim Stillstehen anstrengend, komisch und ja etwas unangenehm aber zumindest für mich nicht schmerzhaft. Nur als die Bauchelektrode bei einer Übung den Körperkontakt verlor, hab’ ich einen kurzen Krampf bekommen. Ging danach gleich wieder aber sich dabei auch noch auf seine Übungen zu konzentrieren bzw. eigentlich eher zu zwingen diese durchzuführen ist entsprechend nochmal eine zusätzliche Herausforderung. Ich hoffe wirklich, dass das mit der Zeit etwas erträglicher wird . Während ich diese Zeilen schreibe habe ich auf jeden Fall einen mörderischen Muskelkater (vor allem in meiner Problemzone, der rechten Schulter) und heute haben wir schon die zweite Trainingseinheit. Aber wenn es am Ende tatsächlich was bringt, dann quäle ich mich selbstverständlich gerne. 17 Kilo Fett bauen sich leider nicht einfach so von selbst ab wie sie aufgebaut wurden. Und gewinnen wollen wir die Challenge selbstverständlich auch.
Mal schauen, ob wir das Schaffen. Drückt uns die Daumen und natürlich werde ich euch über das Ergebnis informieren!