Sicarius

Hyperaktive Divisionen

Hyper Sentinel (Herstellerbild)

Erinnert ihr euch noch an den absoluten C64-Shoot ’em’ up-Klassiker von 1986 namens Uridium? Nein? Dann hab’ ich ja Glück gehabt, dass ich nicht alleine bin. Immerhin kann ich mittlerweile behaupten den inoffiziellen dritten Teil, Hyper Sentinel, gespielt zu haben. Das gibt es für PS4, XONE, Switch und PC – letztere sogar auf einem USB-Stick versteckt in einer stilechten C64-Kassette. Und genau die Version habe ich im Rahmen des Kickstarters für eine physikalische Version von Puppy Games’ Arcade-Shooter Droid Assault erhalten. Und nach 85 Minuten und den ersten neun von 12 Leveln (jedes dauert je nach Können maximal fünf Minuten) muss ich sagen: Ich bin scheinbar zu Jung für diese Art von Spiel. Wobei Fans von Uridium wohl auch nicht gerade begeistert sind, da Hyper Sentinel anscheinend einige liebgewonnen Features (speziell aus Teil 2) über den Haufen wirft.

Das Spiel

Aber worum geht’s eigentlich in Hyper Sentinel? Ganz einfach: Es ist ein horizontales Retro-2D-Shoot ’em’ up (=simpler Pixellook). Es handelt sich jedoch nicht um einen Autoscroller wie z.B. Jets ‘n’ Guns. Sprich ihr fliegt nicht automatisch von links nach rechts, sondern dürft innerhalb der übersichtlichen Levels euch frei hin und her und auf und ab bewegen. Nur diagonal ist, wie es sich für einen Retro-Arcade-Titel gehört, absolut tabu. In jedem Level erwartet euch eine Art Block-Raumschiff an dessen Hülle ihr mit eurem eigenen, wesentlich kleineren Schiff entlangfliegen und eine bestimmte Anzahl an undefinierbaren Objekten (vermutlich sollen es Generatoren und sowas sein) zerstören müsst, bevor der Boss erscheint. Den erledigt ihr, das Raumschiff explodiert und schon geht es auf ins nächste Level. Klingt ziemlich langweilig? Gut, das liegt ein Stück weit an meiner Beschreibung, denn natürlich erwarten euch einige Hindernisse.

Hyper Sentinel (Herstellerbild)

Formationen an feindlichen Schiffen fliegen durch das Level und beschießen euch genauso wie die Geschütztürme auf dem Schiff, Schutzschilde schweben auf und ab und auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad (Retro) behindern sogar Mauern eure Flugbahn. In späteren Levels kommen noch so hübsche Sachen wie zufällig erscheinende Asteroiden und Minen dazu. Unterstützung gibt es durch diverse Powerups, die ebenfalls zufällig von unten ins Bild fliegen oder als Teil einer gegnerischen Schiffsformation durch das Level sausen. Die erlauben es euch bspw. eure Lebensenergie wiederherzustellen oder geben euch kurzzeitig eine bessere Bewaffnung wie Dreifach-Laser. Außerdem kann euer Schiff auf der Stelle eine 180°-Wende vollführen und einen Boost einsetzen, während dessen aber nicht schießen.

Es ist also zu jeder Zeit ähnlich wie in einem Bullet-Hell-Shooter immer viel los auf dem Bildschirm und entsprechend hektisch geht es zu. Euer Ziel ist es quasi die Feuertaste gedrückt zu halten und allem auszuweichen, was einem Schaden könnte. Definitiv keine ganz einfache Sache – zumal wir von einem Arcadetitel reden, in dem die Highscore das Allerheiligste ist. So gibt es für die Zerstörung von Objekten Punkte, dazu einen Score-Multiplier der sich nach jedem eingesteckten Treffer zurücksetzt und diverse Bonusfeinde, deren Zerstörung eure Punktzahl verbessert. Zusammen mit dem pumpenden SID-Chiptune-Soundtrack aus der Feder von Fractures, erzeugt Hyper Sentinel also theoretisch viel Adrenalin und eine große Herausforderung, die es zu meistern gilt.

Langweilig

In der Praxis muss ich jedoch sagen, dass ich keinen Schimmer habe was ich da tue, gerade weil so viel auf dem Bildschirm passiert und trotzdem selbst auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad in 2-3 Anläufen durchkomme. Ja, ich kriege dabei natürlich nicht die übermegatolle Highscore und sammele nur wenige der fünf Medaillen (z.B. “Zerstöre alle Geschütztürme”) je Level. Mir fehlt aber auch die die Motivation das zu tun. Dafür ist das Ganze irgendwie zu simpel und ohne großartig taktischen Anspruch gestaltet – inkl. absolut langweiligen Bossgegnern. Entsprechend locken mich die beiden anderen Spielmodi, Boss Rush und Survival, ebenfalls nicht hinter dem Ofen hervor.

Unterm Strich hatte ich nach den 1 1/2 Stunden mehr Lust darauf mal wieder das fantastische Jets ‘n’ Guns Gold (Teil 2 ist leider immer noch in der Early-Access-Phase) rauszuholen als weiter Hyper Sentinel zu spielen – und das ist logischerweise absolut kein gutes Zeichen. Das scheint wohl nicht mein Genre zu sein. Hardcore Retro-Arcade-Fans haben hingegen vielleicht ein paar Minuten Spaß mit dem Titel aber wie oben erwähnt, beschweren selbst die sich über das im Vergleich zum Original anscheinend stark simplifizierte Spielprinzip.

Und sonst so?

The Division (Herstellerbild)

Der Ausflug mit Hyper Sentinel war logischerweise nur ein kurzer Abstecher. Mein Hauptfokus liegt aktuell in Sachen Spielen woanders. Nein, überraschenderweise nicht bei WATCH_DOGS 2. Das habe ich zwar angefangen aber irgendwie hat mich in meiner Uplay-Bibliothek plötzlich The Division angelacht. Ja, ich weiß, dass der 3rd-Person-Loot-Shooter (wobei es gefühlt gar nicht soooo viel Loot gibt) schon 2016 auf den Markt kam und die Server spätestens seit dem Release des Nachfolgers Anfang des Jahres leergefegt sind. Aber wie so oft hat mich die Geschichte und das Setting gereizt (eine genetisch veränderte Variante der Pocken ist in New York ausgebrochen) und zumindest bislang (aktuell Charakterlevel 25 von 30 und 81% der Hauptstory abgeschlossen) komme ich auch ganz gut alleine zurecht. Das liegt vor allem daran, dass eine Hauptmission nicht sofort gescheitert ist, wenn ihr mal sterbt, sondern ihr es sofort wieder am letzten Checkpoint erneut versuchen dürft. So komme ich selbst auf dem Schwierigkeitsgrad “Hart” und etwas Zähne zusammenbeißen weiter. Außerdem hat es hat den Vorteil, dass mich in der Dark Zone (die PVP-Zone des Spiels) keiner über den Haufen ballert. Ist ja keiner da :smile: . Und in der semi-offenen Spielwelt (andere Spieler, die nicht eurer Gruppe angehören, seht ihr nur in den Safe Houses) hat sterben sowieso keine weiteren Konsequenzen außer, dass ihr wieder zurücklaufen müsst und ggf. die Gegner respawnen.

Ich finde das Spiel überraschend gut muss ich sagen. Also weniger das Geballere und das Gegenstände sammeln. Das funktioniert zwar, ist aber am Ende des Tages trotz der durchaus umfangreichen Möglichkeiten sich seinen Charakter zusammen zu basteln (verschiedene Waffentypen, haufenweise Talente, etc.) irgendwie doch “nur” 08/15 und Mittel zum Zweck. Nein, es ist wirklich wie erwähnt die extrem gelungene Spielwelt und die dazugehörige Geschichte, die mich bei der Stange hält. Die ist zwar nicht unbedingt was für zartbesaitete (die “ab 18”-Freigabe gab es nicht umsonst) aber zu sehen wie z.B. die Cleaner unschuldige Menschen am lebendigen Leib verbrennen motiviert mich nochmal mehr ihnen das Hirn wegzublasen. Bitte? Das klang jetzt etwas hart? Willkommen in The Division!

Depressive aber tolle Spielwelt

The Division (Herstellerbild)

Massiv Entertainment hat einen wirklich guten Job gemacht einen Teil von New York nicht nur realitätsgetreu (wenn auch zusammengeschrumpft), sondern auch extrem bedrückend darzustellen. Überall stehen verlassene Autos herum, Müll liegt auf den Straßen, Wohnungen und Geschäfte wurden geplündert, die die es nicht herausgeschafft haben betteln euch auf der Straße an oder greifen zur Selbstjustiz, etc. Gerade, weil ich alleine unterwegs bin, wird dieses “die Welt ist den Bach runtergegangen”-Setting noch stärker transportiert und die Wahl das Spiel im Winter anzusiedeln war ebenfalls eine perfekte Entscheidung. Gleichzeitig gibt mir The Division das Gefühl auch etwas zu tun. Ja, eine Nebenmission gleicht der nächsten aber die Menschen bedanken sich für euer Werk und obwohl die Spielwelt technisch gesehen völlig statisch ist, schaffen es die Entwickler doch irgendwie den Spieler im Glauben zu lassen, dass seine Taten echte Auswirkungen haben.

Ich bin mal gespannt wie es mir im End Game dann ergehen wird. Aber selbst, wenn da meinem Lone Wolf-Leben ein Ende gesetzt wird, hätte das Spiel mich bis dahin mehrere Dutzend Stunden (aktuell 26) bei Laune gehalten. Das reicht mir im Zweifel völlig. Mal schauen. Werde euch sicherlich nochmal ausführlicher über den Titel berichten, wenn ich dann soweit bin.

Und damit gebe ich ab bis Montag!

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