Sicarius

Fünf für die Ohren, Teil 9

Ich war durchaus versucht, die heutige Ausgabe “Pieps-Edition” zu nennen aber ganz so “schlimm” ist die Auswahl dann doch nicht geworden :wink: . Und damit sind wir auch schon mitten im heutigen Thema: Es ist dringend mal wieder an der Zeit euch ein paar Spielesoundtracks aus meinem großen Fundus (über 1.000 Alben) vorzustellen. Kriege schließlich ständig wieder neue rein, weil mittlerweile echt viele Komponisten sie auf Bandcamp & Co. verkaufen, die Entwickler sie kostenlos dazu legen oder sie in diversen Bundles mit drin sind. Komme zwar irgendwie nur noch beim Schreiben der Einträge zum Hören (Lysanda teilt leider meinen Musikgeschmack nicht, weshalb die Autofahrt entfällt) aber immerhin. An einem Eintrag sitze ich durchaus meine 2-3 Stunden dran – teils noch länger. Auch heute wieder, obwohl es in Sachen Text gar nicht so viel ist. Aber Musik zu beschreiben finde ich immer noch extrem schwierig. Ein “klingt halt gut” ist schließlich nicht wirklich ausreichend. Mal schauen, ob ich es heute wieder einigermaßen hinbekommen habe:

(Cover)

BLEED 2 (2017)

Komponist: Jukio Kallio (LUFTRAUSERS)
Umfang: 00:35:25 (19 Lieder)
Mögliche Bezugsquelle: Bandcamp (5€)

Hartes Schlagzeug, schnelle E-Gitarre, tiefster Bass und immer mal wieder eine Prise Synthesizer als Melodie eingestreut. Leute mit schwachen Herzen sollten vom Werk des Finnen Jukio Kallio definitiv einen Bogen machen. Magere 15 Sekunden gibt er euch im Intro Zeit auf Touren zu kommen. Ab dann ist Tempo durchweg hoch, die Bässe pumpen durch den Körper und es gibt keinerlei Erholung mehr bis zum Finale. Synthetischer Rock vom Feinsten – aber auf keinen Fall vor dem Einschlafen hören!

Persönliches Lieblingslied: Track 14 – I’ll Show You [02:08] (Anhören)
Gefühlt wird die Hälfte des Liedes nur das Schlagzeug getötet aber mir gefällt das eingängige Thema und das extreme Hochschaukeln bis zur letzten Sekunde. Da klopft das Herz und das Adrenalin pumpt aufs Maximum durch den Körper.

 

(Cover)

Horizon Chase (2016)

Komponist: Barry Leitch (TFX)
Umfang: 00:59:58 (15 Lieder) – plus eine CD voll Remixes
Mögliche Bezugsquelle: Bandcamp ($6)

Das Amerika der 80iger ist wieder lebendig. Im schnellen Cabrio den Highway in Florida entlangrasen, immer der Sonne entgegen. Zumindest wird man in diese Situation versetzt, wenn Barry Leitchs Soundtrack aus den Boxen erklingt. Viel Elektronik, sanft eingestreute E-Gitarren und treibende Tempi dominieren die Soundkulisse und vermitteln ein Gefühl der Freiheit. Dabei wird Abwechslung großgeschrieben. So erinnert Track 04 – Race 2 Bleeding Fingers sehr stark an die Flugsimulation TFX während Track 10 – Race 8 Vyper eher nach Cyberspace und Computer klingt. Und doch passt am Ende doch irgendwie alles zusammen.

Persönliches Lieblingslied: Track 08 – Race 6 JenTay [03:52] (Anhören)
Das Intro hat es mir angetan. Dieser verzerrte Sound, das stete Hochschaukeln bis die Melodie einsetzt und das hohe Tempo. Der Rest des Tracks kann zugegebenermaßen die anfänglichen Versprechungen nicht halten. Aber für mich reichts :wink: .

 

(Cover)

Reformation 1-3 (2016-2020)

Komponist: Matt Gray (Last Ninja 2: Back With a Vengeance)
Umfang: Teil 1: 04:12:57 (47 Lieder auf 4 CDs), Teil 2: 02:46:53 (25 Lieder auf 2 CDs), Teil 3: 02:17:26 (25 Lieder auf 2 CDs)
Mögliche Bezugsquelle: C64Audio (Teil 1: £11, Teil 2: £17,Teil 3: £25)

Drei Alben (plus das fantastische Reformation Last Ninja 2) an C64-Remixen hat Matt Gray mittlerweile veröffentlicht. Der Kickstarter für das vierte läuft aktuell. Und was soll ich sagen? Matt versteht sein Handwerk. Nicht nur bei seinen eigenen Werken, sondern auch wenn er Titel von anderen Komponisten anfasst, macht er dies mit einem riesigen Respekt vor dem Ursprungswerk. Er bügelt nicht einfach nur irgendeinen Technobeat drüber, sondern baut auf dem Original auf, verändert und modernisiert es behutsam und bringt mit viel Geschick seinen eigenen Touch ein. Das Ergebnis klingt so, wie man das Vorbild in Erinnerung hat obwohl es in der Realität natürlich nur eine Ansammlung von Piepstönen war (leichte Übertreibung).

Persönliches Lieblingslied: Teil 2 – Disc 1 – Track 08 – Ocean Loader 1 [04:30] (Anhören)
Die C64-Lademusik der Ocean-Titel ist legendär und die teils lange Wartezeit auf den Spielstart angenehm versüßt. Auch ich bin ein großer Fan davon, speziell natürlich von Martin Galways erster Fassung. Matts Remix ist aus meiner Sicht dem Original weit überlegen und erklingt entsprechend häufig aus meinen Boxen.

 

(Cover)

Retro City Rampage (2012)

Komponist: virt (Crypt of the Necrodancer), Freaky DNA (Beep) & Norrin Radd (Anomaly)
Umfang: 00:53:46 (35 Lieder)
Mögliche Bezugsquelle: Bandcamp ($8)

Chiptune vom Feinsten. Hier wird gepiepst, was das Zeug hält :wink: . Aber Spaß beiseite: Definitiv ein etwas gewöhnungsbedürftigeres Album. Aber wenn er sich darauf einlässt, erwartet den Zuhörer eine größtenteils schnelle und kompromisslose Ansammlung an Tracks von den Meistern ihres Fachs. Dem Album fehlt es weder an Abwechslung noch an eingängigen Melodien und fetzigen Beats.

Persönliches Lieblingslied: Track 14 – Half Steppin’ [03:07] (Anhören)
Der Titel verrät es bereits: Hier erwartet euch ein etwas bluesiger Sound. Man kann sich förmlich vorstellen wie ein 70iger-Jahre-Typ im Anzug und Fedora locker und lässig pfeifend durch eine Straße läuft. Ein krasser Gegensatz zum restlichen Album und vielleicht gerade deswegen so anziehend.

 

(Cover)

Shuttle Scuttle (2011)

Komponist: Inverse Phase (Super Smash Land)
Umfang: 00:46:50 (17 Lieder)
Mögliche Bezugsquelle: Bandcamp ($2,50)

Inverse Phase‘ Werk ist – was Chiptune-Musik angeht – angenehm melodisch und abwechslungsreich gestaltet. Der zugrundeliegende Beat ist zwar vergleichsweise schnell, wird aber durch die unterschiedlichen Themata gut ausgeglichen. Im Ergebnis erwartet den Zuhörer ein angenehmes Auf und Ab sowohl auf dem Album als auch in den Tracks selbst. Man könnte auch sagen: Der Komponist erzählt eine kleine Geschichte, die aber gefühlt irgendwie nicht zum dazugehörigen Spiel (ein Shoot-‚em-up) passt. Nicht für Chiptune-Einsteiger eine tolle Sache.

Persönliches Lieblingslied: Track 06 – Area 4 – Jupiter [04:50] (Anhören)
Mittleres Tempo, ein eingängiges Grundthema und eine nette Melodie. Aus technischer Sicht ist der Track nichts besonderes und kommt ohne großartige Höhen oder Tiefen aus. Aber manchmal reicht es auch einfach mal nur für ein angenehmes Hörerlebnis zu sorgen. Und das tut dieser Track vorzüglich.

 

Bei Sid Meier’s Civilization: Beyond Earth von Geoff Knorr kann ich zwar nicht das gesamte Album empfehlen – dafür enthält es zu viel langweilige Atmosphären-Musik – aber in den ersten Track, The Seeding, solltet ihr unbedingt mal reinhören. Ein richtiger schöner, epischer Track der auf einen angenehmen Höhepunkt zuarbeitet. Finde ich persönlich wesentlich besser als das mit haufenweise Auszeichnungen überschüttete Baba Yetu von Sid Meier’s Civilization IV. Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass ihr den Song tatsächlich noch nicht kennt: Das völlige Kontrastprogramm zu beiden Liedern ist die K-Pop-Single Popstars von K/DA, die Riot für League of Legends in Auftrag gegeben hat. Ich kenne keinen einzigen Charakter aus dem dazugehörigen Musikvideo aber es ist richtig cool gemacht und der Sound ist…nun, angenehm poppig halt :smile: . Guggt ned so. Auch ich darf mal Mainstream gut finden!

In diesem Sinne: Ich wünsche viel Spaß beim Reinhören!

Ein Kommentar

Was Civilization soundtracks betrift geht einfach nichts über Christopher Tin. Baba Yetu war natürlich phantastisch, aber ich finde Sogno die Volare (Civilization 6) ist nochmal besser.

Daher ist das neue Album ‘To Shiver the Sky’ tatsächlich das einzige Croudfunding Projekt welches ich in den letzten Jahren unterstützt habe. Release im August, ich freu mich!

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