Schon Goethe sagte einst “Heut’ ists selbst zum Kacken zu warm!” [Zitatquelle benötigt] – und wie recht er hatte. Ich hatte schon gehofft, dass wir dieses Jahr um länger anhaltende Hitze drum herumkommen aber nein, wie ihr sicherlich ebenfalls schon festgestellt habt – zumindest, wenn ihr nicht im Kühlschrank wohnt -, ist es extrem heiß geworden. Da macht selbst das Zocken vor 23 Uhr keinen rechten Spaß. Mit Kopfhörern schon dreimal nicht. Mit was vertreibe ich mir aktuell also so meine Zeit? Na trotzdem mit zocken…echte Gamer hält so ein bisschen Schweiß doch nicht ab. Aber ich hab’ tatsächlich auch mal wieder allein ein paar Filme geschaut (Lysanda interessiert nicht alles aus meinem Regal). Gleichzeitig verbringe ich weiter einiges an Zeit mit Co-Optimus.
Working
Im Juli waren es am Ende 667 Steckbriefe, die ich angelegt hatte (die Dutzende, die ich korrigiert habe gar nicht mitgezählt) und im August bin ich auch schon bei über 200. Thema im Juli waren die Arcade Archives des japanischen Publishers HAMSTER Corp. Der hat gefühlt von allen mehr oder weniger namhaften Arcade-Entwicklern wie SNK, Taito oder Konami die Lizenzen gekauft und portiert deren Titel schon seit mehreren Jahren auf PS4, XONE, Switch und sogar PC – und trotzdem waren so gut wie keine davon bereits in der Datenbank. Schwach. Dabei sind darunter logischerweise sehr viele Koop-Kreationen. Ich muss allerdings anmerken: Co-Optimus beschäftigt sich ausschließlich mit Werken, die echte Kooperation erlauben (was ich super finde!). Die meisten Rennspiele und Fighter sind dadurch schonmal außen vor. Gibt also durchaus einige Fallstricke bei dem Thema und bei den alten Schinken noch mehr.
Speziell “Abwechselnd” ist hier ein Stichwort. Sprich Pulstar unterstützt zwar zwei Spieler, die nicht gegeneinander antreten. Sie spielen aber nicht gemeinsam, sondern abwechselnd. Da musste ich echt höllisch aufpassen, zumal die Retro-Community es gefühlt nicht immer so genau nimmt – worüber ich sowohl verwundert als auch enttäuscht bin. Nehmen wir z.B. das sehr coole King of Monsters. Jede gefundene Webseite behauptet, dass die Arcade-Version des Titels nur 1vs1 bietet und die Kampagne nur solo bestritten werden kann. Und das, obwohl es auf YouTube sogar VIDEOS (!) gibt, die eindeutig den Koop-Modus zeigen. Ich versteh’s nicht… aber gut: Auf Co-Optimus ist es jetzt richtig!
Nachdem ich mit den Arcade Archives jetzt erstmal fertig bin, habe ich den August unter den Switch-Stern gestellt, da hier ebenfalls viele Lücken herrschen. Entsprechend gehe ich tatsächlich schlicht von vorne nach hinten durch den Nintendo Online-Shop. Dabei stoße ich auf so ultimative Klassiker wie Waifu Uncovered (der Name sagt schon alles) Jurassic Excite (schlagt mit einem Hammer auf niedliche Dinosaurier ein) oder das Spiel mit dem besten Namen ev4r Super Mega Space Blaster Special Turbo (ein 08/15-Shoot’em up und eine erweitere Version von Super Mega Space Blaster Special), die selbstverständlich alle ihren Weg in die Datenbank gefunden haben. Nur bei wirklich absolutem Schund (Asset-Swap-Achievement-Farming-Scheißdreck) spiele ich die Zensurbehörde und entscheide mich gegen die Aufnahme in die Datenbank.
Themenwechsel
Nun aber genug zu meinen Abenteuern in der Welt der kooperativen Spiele. Kommen wir stattdessen zu einem der besagten Filme:
Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (1922, DV, Berriatúa-Restauration) – Fast genau zehn Jahre ist es her, da habe ich euch an dieser Stelle von Dracula (1931) erzählt und wie enttäuscht ich doch von diesem so viel gelobten Machwerk war. Ja, Bela Lugosis Darstellung war und ist der Prototyp des berühmten Vampirs wie er noch heute in allen Medien dargestellt wird aber die erste offzielle Verfilmung der Vorlage selbst fand ich eher mittelmäßig bis schlecht. Damals erwähnte ich bereits die deutsche Konkurrenz, ließ allerdings unerwähnt, dass ich Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens tatsächlich bis letzte Woche noch nie komplett gesehen hatte. Schlimm, schlimm .
1922 brachte Friedrich Wilhelm Murnau den viragierten (=die Bilder wurden einfarbig je nach Stimmung und Ort eingefärbt) Horror-Stummfilm mit Max Schreck in der Hauptrolle in die deutschen Kinos. 94 Minuten lang (bei 18 Bildern pro Sekunde) und basierend auf besagtem Roman Dracula von Bram Stoker (1897) – allerdings ohne die Rechte dazu zu haben. Entsprechend wurden Namen und Orte großzügig abgeändert. Aber auch die Geschichte lässt sich eher vom Original inspirieren als es tatsächlich exakt zu verfilmen. Größter Grund ist, dass der Film nur ein sehr kleines Budget hatte. Entsprechend konnte man nicht mit großartig vielen Charakteren und Drehorten arbeiten. Van Helsing beispielsweise fehlt komplett.
Gelobt wurde der Film speziell wegen seiner Bilder. Nur die Innenaufnahmen wurden in einem Studio gedreht. Alles andere ist innerhalb kürzester Zeit (die Dreharbeiten dauerten 2-3 Monate) hauptsächlich an realen (und teils noch heute existierende) Lokationen in (Nord-)Deutschland entstanden. Max Schreck macht hingegen als Nosferatu eine sehr steife Figur (hier im positiven Sinne). Keine Ahnung ob er sich in seiner Aufmachung tatsächlich nicht mehr richtig bewegen konnte aber er ist definitiv sehr surreal und entsprechend passend zum Charakter unterwegs. Allein durch seine Anwesenheit verbreitet er bereits Angst und Schrecken. Ellen hingegen ist die typische Stummfilm-Frau. Sehr übertriebene, ausladende Gestiken auf die selbst Mister Overacting höchstpersönlich Wilhelm Shatner stolz wäre. Aber so war das halt damals.
Die Geschichte
Der Film erzählt aus Sicht eines Chronisten wie 1838 die Pest nach Wisborg kam. Hauptfigur darin ist Thomas Hutter, Sekretär eines Maklers. Eines Tages beauftragt ihn sein Chef in die Karpaten zu fahren und dem Grafen Orlok ein Haus zu verkaufen. Ein heruntergekommenes Haus, das praktischerweise direkt in der Nähe von Hutters Eigenheim liegt. Aber der Makler verspricht eine hohe Provision und entsprechend macht sich Hutter trotz der Bedenken seiner Frau auf in das fern gelegene Schloss. Schon auf dem Weg dorthin wird dem Zuschauer (Hutter nicht so sehr) klar, dass hier etwas nicht stimmt. Die Besucher des Wirtshauses sind erschrocken als Hutter sein Ziel erwähnt und der Kutscher lehnt die Weiterfahrt kategorisch ab. Als Hutter dann um Mitternacht im Schloss ankommt erwartet ihn Orlok bereits sehnsüchtig und das erste Kennenlernen findet statt. Morgens wacht Hutter dann mit zwei Punkten am Hals auf, denkt sich aber (noch) nichts dabei. In der nächsten Nacht unterschreibt Orlok – nachdem er Hutters schöne Frau gesehen hat – hastig den Kaufvertrag. Diese wiederrum wird Zuhause von Alpträumen geplagt.
Irgendwann kommt Hutter dann doch dank eines Buches über Vampire dem Grafen auf die Schliche und es beginnt ein Wettlauf zurück nach Wisborg. Während der Graf sich zu Schiff auf den Weg macht und die Pest mit sich bringt, reitet Hutter nach Hause. Er ist aber zu spät. Der Graf ist bereits eingezogen und auch in Wisborg breitet sich die Pest aus. Komischerweise hat jedes Pestopfer Bisswunden am Hals. Scheint aber irgendwie niemanden zu stören. Es geht also alles den Bach runter bis Hutters Frau Ellen ebenfalls mal in das Buch reinschaut. Dort steht geschrieben, dass der Vampir nur besiegt werden kann, wenn eine schuldlose Frau ihm freiwillig ihr Blut gibt und er dadurch die Zeit bis zum morgendlichen Hahnenschrei vergisst. Sie opfert sich also, Orlok wird von der Morgensonne getötet und die Pest ist auf einen Schlag weg.
Die Hinterlassenschaft
Wie viele Filme aus der damaligen Zeit – allein von Murnaus vorherigen Werken gelten acht Stück als verschollen -, hatte es auch Nosferatu – Symphonie des Grauens nicht gerade leicht bis in die heutige Zeit zu überleben. Insbesondere, weil Stoker’s Nachlassverwalterin trotz der Veränderungen an der Geschichte nicht untätig blieb und 1925 ein Gericht im daraus folgenden Urheberrechtsstreit entschied, dass alle Kopien des Films zu vernichten wären (andere Zeiten, andere Sitten). Zum Glück waren zu diesem Zeitpunkt bereits Kopien ins Ausland verschifft worden. So hatte man für die Restaurierung zwar nicht das Original aber zumindest Material aus verschiedensten Quellen (z.B. aus Frankreich und Tschechischen) und in unterschiedlichsten Zuständen (sowohl Materialqualität als auch Szenenfolgen und Schnitte). Daraus wurde dann 2005/2006 eine originalgetreue, vollständig digitalisierte und restaurierte Fassung (inkl. allen Zwischentiteln) erstellt. Es gab zwar vorherige Versuche, die sind im Vergleich jedoch ganz klar minderwertiger.
Das Bild ist aber nur die eine Hälfte. Wie damals üblich, wurde der Film live im Kino von einem Orchester vertont. Hans Erdmanns Kompositionen waren jedoch nicht mehr in Gänze und schon gar nicht im Original aufzufinden. Stattdessen haben Musikhistoriker in mühevoller Kleinarbeit aus verschiedensten Quellen (Interviews und sowas) Hinweise gesammelt und dann aus diversen Publikationen und Lehrbüchern die einzelnen Kompositionen zusammengeflickt. Ob es 100% dem Original entspricht werden wir wohl nie erfahren aber es dürfte ihm doch ziemlich nahekommen.
Das Ergebnis ist eine DVD/Blu-ray, die keine Wünsche offen lässt. Das Bild ist astrein, das Orchester in feinstem 5.1 und der Film vermutlich noch nie in so einem guten Zustand zu erleben gewesen. Perfekt!
Beim Christoph meint: Es fällt immer etwas schwer ein Urteil über so uralte Filme zu fällen. Aus heutiger Sicht ist er trotz “nur” 94 Minuten viel zu langatmig, die schauspielerische Darstellung völlig übertrieben und unnatürlich und von Horror kann überhaupt keine Rede sein. Andererseits wird ihn sicherlich auch niemand schauen, der ihn unter dem Aspekt eines normalen Kino-Blockbusters betrachtet.
Ich für meinen Teil fand die Zeitreise im Gegensatz zu Dracula (1931) äußerst gelungen. Nosferatu ist eine richtig cool in Szene gesetzte Figur (allein wie er auf dem Schiff aus dem Sarg hochkommt), die einem selbst heute noch einen kleinen Schauer den Rücken herunterlaufen lässt. Und die Geschichte selbst ist zwar simpel im Aufbau und bietet heutzutage logischerweise keine Überraschungen mehr. Aber trotzdem ist die Sache spannend und bildgewaltig in Szene gesetzt – was auch dem gelungenen Soundtrack zu verdanken ist. Entsprechend kam bei mir trotz der Behäbigkeit kein Bedürfnis auf ihn auf 24 Bilder pro Sekunde zu beschleunigen. Insofern: Unter den üblichen Prämissen, dass es sich bei Nosferatu – Symphonie des Grauens um einen viragierten Stummfilm aus den 20igern handelt, ganz klare “Sollte man mal gesehen haben”-Empfehlung. Aber Achtung: Vorher das Lesen von altdeutscher Schrift üben. Den handgeschriebenen Brief Hutters an seine Frau hab’ selbst ich nicht verstanden…